Einzelbild herunterladen
 

.tO MMonsn sichert, die Repltrationskonnnlssion von Wem Recht Gebrauch machen und die Ausgabe von Schuldverschrei- bungen für die restlichen 82 Milliarden Goldmark fordern wird. Das dürfte schon in absehbarer Zeit der Fall sein. Deutschland hat im Jahre 1320 eine Ausfuhr von etwa 5 Milliarden Goldmark gehabt. Der ZSprozentige Wert stellt sich also auf 1,25 Milliarden. Zuzüglich der fasten Zahlungen von 8 Milliarden Goldmart würde also, wenn im laufenden Jahre die gleiche Ausfuhr zu verzeichnen sein wird,«in Betrag van 3,25 Milliarden Goldmark zur Begleichung von Zinsen und Amortisationen für die Fordsrungen der Entente zu zahlen sein. Das ist ein Betrag, der zur Verzinsung und Amortisation der erstgesorderten 50 Milliarden nicht voll aus- gebraucht wird. Für den Rest würden demnach neue Schuld- .werschreibungen ausgegeben werden. Innerhalb 25 Tagen vom 6. Mai ab gerechnet, also vom 1. Juni ab, soll Deutschland 1 Milliarde Goldmark in Gold oder anerkannten Devisen oder in deutschen Schatz- anweisungen mit 3 Monaten Laufzeit zahlen, welcher Betrag als die beiden ersten Vterteljahrsraten der oben erwähnten Jahreszahlen angesehen werden soll. Aus der im Zahlungsplan vorgesehenen Vorschrift, daß der Gegenwert der Auefuhr von 25 vom Hundert in deutscher Währung von der deutschen Regierung an den Exporteur bezahlt werden soll, ist zu schließen, daß diese 25 Proz. vom Wert der deutschen Ausfuhr wenigstens in den Ländern der alliierten und assoziierten Staaten vom Empfänger der Ware einbehalten und der Regierung des betreffenden Landes über- wiesen werden sollen. Es kehrt also hier der Gedanke wieder. wie er in den Gesetzen Englands, Frankreichs und Belgiens nach den Londoner Verhandlungen zum Ausdruck gebracht , worden ist, nur daß es sich jetzt nicht um 50, sondern um -25 Proz. des Wertes der deutschen Ausfuhr handelt. Im übrigen ist auch mit der Möglichkeit gerechnet, daß diese eben erwähnten Sanktionsgesetz« aufrechterhalten bleiben. Wo es der Fall ist, werden diese 50 Proz. auf die Schuld Deutschlands gutgeschrieben. Sie dürften auf den Ge- samtbetrag des 25prozentigen Wertes der deutschen Ausfuhr in Anrechnung gebracht werden. Deutschland muß auch für die Ausfuhr nach den Ländern» in denen die Sanktionsgesetze ; in Kraft bleiben, den Gegenwert in deutscher Währung dem v Exporteur bezahlen. Deutschland soll überhaupt jede notwen- dige Maßnahme gesetzgeberischer oder verwaltungsmäßiger Tätigkeit ergreifen» um die Handhabung dieser Sanktions» gssetze zu erleichtern, solange sie in Kraft bleiben. Auf die Leistungen Deutschlands soll auch das angerechnet werden, was Deutschland an Material und solcher Arbeit, wie sie jede der alliierten Mächte zum Zwecke der Wiederherstellung der zerstörten Gebiete für den Fortgang der Wiederherstellung oder der Entwickelung ihres industriellen oder wirtschaftlichen Lebens bedarf und verlangt, liefert. Der Wert solchen Materials und solcher Arbeit soll gemeinsam durch einen von Deutschland und einen von der beteiligen Macht ernannten Schätzer festgestellt werden und, im Falle eine? Nichteinigung, durch einen vom Garantiekomitee zu benennen- den Schiedsrichter. Das fktd im wesentlichen die von Deutschland geforderten Leistungen. Ob Deutschland sie wenigstens zunächst wird .leisten können, ist die Frag«, die für die Beurteilung der An- nähme oder der Ablehnung des Ultimatum« ausschlaggebend ist. Aus sie soll hier nicht näher eingegangen, aber doch .»ÄlHendcs zur Deinteiluno mitgeteilt werden: Der Wert der deutschen industriellen Produktion wurde ziemlich übereinstimmend für das Jahr 1313 auf 60 Gold- Pfennig pro industr'wll-gewerblichs Arboitsstunde berechnet, was bei einer Lrbeiterzahl von etwas über 8 Millionen bei 300 Arbeitstagen etwa 16 Milliarden ausmachte. Diese 16 Milliarden stellten nicht den Gesamtwert der ganzen deut- schen Produktion dar, ebenso hoch war der Wart der landwirt - schastlichen Produktion zu schätzen, und es kam der Wert der Leistungen des Handels, de? Schiffahrt, der Verkehrsunter-

Cm braver Sürger. Bon Hans Bauer. Es ist Sonntags nachmittag. In«inem behäbigen, gutbSrger- lichen Eafs sitzen rauchend, Männer, feiertäglich herausstaffiorte Frauen. Langsam sickert die Zeit. Plötzlich hebt an einem Tisch«in Gciuschel an:Sie, Herr Meyer! Drehen Sie sich mal um. Hinter uns, der da fitzt, das ist der... Der Sprecher rückt noch näher an das Ohr des Herrn Meyer und flüstert einen Namen. Meyer dreht den Kopf ruck- weis« nach rückwärts:Was Sie nicht sagend Ja, freilich ist er's. Ich kenne ihn doch von den Bildern her." Wer, wer ist das?" fragt Frau Meyer. Der Name fliegt von Mund zu Mund. Alle kennen ihn, bis auf Fräulein Günther, die völlig un- politische.Nun," wird sie belehrt,»chas ist doch der große Kommunistenführer." Der Kommu....?" Fräulein Günther erstickt das Wort im Munde. Ist das se ne Frau, die neben ihm sitzt?" fragt die Meyern. Ich glaube."Und neben ihm, da« ist wohl fein Sohn?" Ach wo, der hat doch keinen Sohn." Jetzt spricht der Kommunistenführer etwas zu der Frau. Sie lächelt. Und fetzt dann die Taste an den Mund. Am Mcyer-Tifch ist Stille eingetreten. Eine einzige, riefen- große Frage lagert über ihm: Was hat« wohl gesagt? Die Hirne kombinieren. Etwa« über die Weltrevolution? Etwas über Lenin ? Oder nur etwas über das Stückchen Kuchen auf dem Teller? Nach k-rzem ruft Er den Ober. Bestellt sine Ei-fchokolode. Am Tische gucken sie sich an.Eine Eisschokolade......" flüstert Fräulein Günther. Meyer nickt. Cm bitteres, galliges Nicken. Sein Geschäftsfreund Schrumpfer lächelt satanisch:Die Eisschokolode schmeckt ihm! Iawolll Die Msschofolade gehört wohl etwa nicht mit zu unserer bürgerlichen Weltordnung, Herr Kommunist?" Das heißt. Schrumpfer apostrophiert nur den Kam- munisten vor seinen Bekannten. Er richtet keineswegs die Frage direkt an ihn. Er sogt den Satz sogar sehr, sehr leise. Aber er segt ihn dach wie einen Trumpf hin. Man wundert sich ordentlich, dag es von diesem Satze an noch Kommunisten geben kann. Ein Zigarren verkauter geht jetzt am Nebentische entlang. Biet-N seine Ware an: Zigarren, Zigaretten gefällig? Der Tisch spannt. Wird er? Schrumpfer legt sich schon zurecht: Wenn er nicht kauft, der Kommunist, dann wird er, der Schrumpfer, sagen: Ich denke, er hält so auf die armen Leute? Aber abkaufen tut er nichm! Seinetwegen könnte der Boy verhungern." Aber imn. nein: der Kommunist kauft. Zwei Zigarren. Auch für diesen Fall ist Schrumpfer gewappnet.Scheint nichts leisten zu können," kulkft« heraus.Der kvisgt auch jsden Monat ein« Million au«

netzmunaen hinzu, so daß der Gesamtwert der deut- schen Produktion etwa �OMilliarden G o ld- mark betrug. Auf Gebietsabtretunglm und Raubbau der deutschen Wirtschaft muß heute ein erheblicher Abzug gemacht werden. Heute beträgt er erheblich unter 30 Milli­arden Goldmark. Der eben erwähnte Raubau und die Gebietsabtretungen haben bei der Landwirtschast noch ver- wüstender als bei dgr Industrie gewirkt. Der landwirtschaft- liche Ertrag ist auf etwa 57 Proz. der Vorkriegszeit zurück- gegangen, der Wert des Ertrags der Schiffahrt und der Ver- kehrsunternehmungen um noch viel mehr. Wie wir also die Lasten, die uns das Finanzdiktat auf- erlegt, auf die Dauer tragen sollen, ist nicht zu sehen. Es ist ober auch ernstlich zu prüfen, ob nicht die Besetzung des Ruhrreviers die Wirtschaftslage noch rascher verschlsch- tern, die Arbeitslosigkeit noch stärker steigern würde, als sin Versuch, mit der Erfüllung des Finanzdiktats zu beginnen.

Strefemann für Sülow. In denHamburger Nachrichten" veröffentlicht Herr Stresemann einen Aufsatz, in dem er sich lebhaft für die politische Wiederoermendung des Fürsten V ü l o w einsetzt. Er bezeichnet ihn alsden einzigen großen Diplomaten der Vergangenheit". Wer den Fürsten kennt, wird überzeugt sein, daß der Weltkrieg ihn nicht in die trostlose Lage vorgefunden hätte, in der wir im August 1914 standen. Die Kriegs- erklärung an Rußland wäre von ihm nicht ausgegangen. Italiens und Rumäniens hätte er sich versichert oder zu- mindest ihre Neutralität ermöglicht. Ein Zusammenbruch, wie wir ihn erlebten, märe unter seiner Führung unmöglich ge- wesen. Er wäre bereit gewesen, im Juli 1317 an die Spitze des Reiches zu treten und diejenigen Politiker, die sich damals für den Abgang Vethmanns einsetzten, taten dies nur, well sie glaubten, daß B ü l o w sein Nachfolger werden würde. Kleinliche Hofintrigen hätten das damals verhindert. Die Menschen, die es verhindert haben, müßten es vor ihrem Gewissen verantworten, daß sie einen Michaelis einem Fürsten Bülow vorzogen. Stresemann schließt mit dem Wunsche, daß dem Fürsten Bülow Gelegenheit gegeben wer- den möge, seinem Volte noch einmal in jenem vaterländischen Geiste zu dienen, der das Ziel seines ganzen Lebens und Wesens gewesen sei. Es ist menschlich sehr hübsch von Herrn Stresemann. daß er an seiner Jugendverehrung für Bülow festhalt. Daß er aber in ihm heute noch einengroßen Diplomaten" sieht, spricht nicht für die Schärfe seines kritischen Urteils. Und sollte gar dieser Hymnus auf den alten Fürsten das Programm eines neuen Reichskanzlers sein, der nicht Bülow heißt, so würden wir uns erst recht bedanken.In Bülows Spuren", das ist wahrhaftig kein Programm für einen führenden Staatsmann einer neuen, ganz anderen Zeit!

ttachfpke! zur Nsichstagssitzung. Der Aeltestenäusschuß des Reichstages beschäftigt« sich in seiner Sitzung am Sonnabendnachmittoa zunächst mit der Form, in welcher der Präsident Lab« die Plenarsitzung am Freitag schloß. Der Präsi- dent hat die Sitzung selbständig auf Grund des§ 61 de? G s- f ch S f t s o r d n u n g geschlossen, nach welcher er dazu berechtigt ist, wenn eine störende Unruhe in der Versammlung entsteht. Die Unabhängigen erhoben zwar Bedenken gegen das Verhalten des Präsidenten und konnten es nicht als parlamentarisch richtig anerkennen, aber alle übrigen Parteien einschließlich der Kommuni st on stellten sich aus den Standpunkt des Präsidenten und billigten seine Geschäftsführung, Darauf beschloß der Aeltestenausschuß, für Montag nachmittag 4 Uhr»ine Plenarsitzung anzusetzen. Es soll jedoch die Regierung nech befragt werden, ob st« dann in der Lage sein wird, weitere Mitteilungen über die Vorgänge in Oberschlesien zu machen und ob sie damit einverstanden ist, daß ein« Besprechung daran ge- knüpft wird. Sollte die Regierung diesem Verfahren nicht zu- stimmen, so wird der Aeltestenausschuß am Montag abermals zu- fammentreten, um zu entscheiden, ob die Sitzung abzuhalten ist.

Moskau, " zischelt Herr Meyer und scheint es ganz genau zu wissen. Dann gibt es etne neue Sensation. Der Kommunisten fiihrn sucht vergeblich nach Feuer. Er hat seine Streichhölzer vergesien. Herr Schrumpfer bemerkt es. Und plötzlich faßt er einen titanenhaften Entschluß. Er steht von seinem Stuhle auf, geht an den Nebentisch und hält dem Kommunisten seine brennende Zigarre hin. Dazu stottert er, während sein Herz Im Fiebertatte schlägt, ein«Litte schön" heraus. Der Kommunist bedient sich. Herr Schrumpfer tappt daraufhin auf seinen Platz zurück. Mit geröteten Wangen. Sein Tisch ist aus dem Häuschen.Was hat er denn gesagt?" prasseln die Fragen auf ihn nieder. Schrumpfer tut sehr gleich. gültig. Aber er fühlt sich als Held des Tisches. Und wenn immer von nun an das Besprich irgendwo auf Politik springt, wird Herr Schrumpfer erwähnen, daß er dem Kommunistensührer einmal Feuer gegeben hat. Wie ein Löwe wird Herr Schrumpfer auf der Lauer liegen und den Anknüpfungs. punkt zu finden wissen. Gewiß, gewiß: Jener ist ein Bolksver- führ« und sonst etwas. Zlber immerhin: Herr Schrumpfer hat ihm Feuer gegeben und er hat es angenommen. Sein ganzer Tisch ist Zeuge gewesen. Trotz allem und allem: Schrumpfer hat das dumpf« Gefühl, daß ex eine interessante Persönlichkeit fett diesem denkwürdigen Augenblicke ist.

Die Not öes ösutsthen Schriftstellers. Eine öffentlich« Versammlung des Schutzverbanbes deutscher Schriftsteller im Herrenhaus eröffnete der Vorsitzende Dr M o n t y Jacobs mit dem Hinweis darauf, daß Deutschlands Krise nicht nur eine Gefahr sei, in noch größere polltische und wlrtlchoftllche Niedrigkeiten zu verfallen: nicht minder schwer sei die Gefahr, daß wir um alles Erbe unserer geistigen Vergangenheit betrogen, und daß uns die Quellen der neuen und lebendigen Schöpfung ver- schlössen werden. Dann legte Genosiin AdeleSchreiber dar, wie der geistige Arbeiter im weitesten Sinne, wie der Schriftsteller besonders, immer mehr proletarisiert wird. Sie suchte nach Auswegen, damit dem aeiftigen Arbeiter Gelegenheit gegeben wird, in einiger Ruhe und Behaglichkeit die Pflicht zu erfüllen, die thrn fein Talent auferlegt, die ihm aber auch bis Verantwortung vor seinen Mitbürgern ge- bietet. Sie regte an, und sie dielt es nicht für unmöglich, Siede- lungen für geistige Arbeiter in der Nähe der Großstädte einzurichten und iu den Großstädten selber Zellen Häuser zu bauen, die jedem bedürftigen, aber ia seiner kulturellen Nützlichkeit erkannten Schriftsteller einen kleinen, friedevollen, lichten und warmen Raum gewähren könnten. Alfred Döblin . einer von den stärkste» Dichtern unserer Gegenwart, forderte von dem Schriftsteller unser« Zeit das innige, nicht zu erschütternde Gefühl der Verantwortlichtest, et forderte von ihm hingebende Liebe zum Volke, die diesem lautere« Dichter gleich- bedeutend ist mit weitgreifeuder, allgemeiner, die Lanvesgrenzen sprengender Liebe. Hone Kyser, der geschSstsführende Direktor d«« Schutz« verbavde«, leitete zu dem rein Praktische» all der schwierig« Witt-

fSussthußwah! im Staatsrat. Der Preußische Staatsrat genehmigte am Sonnabendnachmittag ohne Aussprache eine Aenderung des Berggesetzes und anderer kleiner Dorlagen. Das Gesetz über das Wahlprüfungs- gericht wurde angenommen. Zum Staatshaushalts- plan für das Jahr 1921 beantragt der Aeltestenausschuß: Fchls der Vorsitzende durch die politischen Derhältnisse veranlaßt wird, mit Rücksicht aus die Mitglleder aus dem Westen und Osten die Vollversammlung des Staatsrates während des Monats Mai nicht einzuberufen, wird er ermächtigt, in Uebereinstimmung mst der Mehrhest des Haushaltsausschusses die nach der Verfassung vorge- sehene gutachtliche Aeußerung über den Staatshaushast an das Staatsministsüum bzgl. den Landtag weiterzugeben. Der Haus- Hastsausschuß wird gewähst: er besteht aus 4 Soz., 1 U. Soz., 1 Komm., 1 Dein., 4 Zsntr., 6.Arbeitsgemeinschaft"(veremlgfe Rechte): ebenso ein Ausschuß von IS Mitgliedern zur Vorberatung einer Geschäfteordnung, der zugleich die Wahlpcüfungen über- nimmt. Ein Antrag der Arbeitsgemeinschaft auf Einsetzung eines Ausschusses, der während der Ferien die Regierung in der ober- schlesischen Frage beraten soll, wird mit den Stimmen der Arbeits- aemeinschaft und des Zentrums gegen die Stimmen der Demokraten, die Stimmen der Soz., Komm, und 11. Soz. angenommen, die den Antrag ablehnen, well er die oberfchlesssche Frage nur kompliziere und über die Zuständigkeit des Staatsrates hinausnehe. Er soll aus 10 Mitgliedern bestehen. Nächste Sitzung am 27. Mai.

Es geht auch ohne Einwohnerwehr! Aus Brannschweia wird uns geschrieben: Forflrat E s ch e r i ch zieht aus dem Kommuniftenaufftand.»sie Lehr«, daß Unruhen nur dort vorgekommen seien, wo seine Selbst- schutzorganisationen fehlten odernur schwach vorhanden" waren. Diese Behaupwna macht seinem agitatorischen Talent alle Ehre, nicht aber seiner Fähigkest, gegebene Tatsachen richtig zu beutteilen. Insbesondere kann der Freistaat Braunschweig als Ge- genbeispiel dienen. Die reinsoziakistisch« Regierung dieses Staates ist nämlich in ihrerverbrechettschen Tollkühnheit" so weit gegangen, die Londeseinwohnerwehr schon im vorigen Herbst schlankweg aufzulösen. Den Schutz der Braunschweiger Bürger versieht lediglich die stark republikanischdurchseuchte" aber tadel- los disziplinierte Schutzpolizei, die unter einem sozialisti- schen Polizeipräsidenten und einem ebensolchen Ressott- minister steht. Nach der Theorie Escherichs hätte also im roten Braunschweig alles drunter und drüber gehen müssen! Wer die Braunschweiger taten ihm diesen Gefallen nicht. In der Stadt Heinttchs des Löwen blieb es vollkommen ruhig. Als die ersten Nachrichten von kommunistischen Wahnsinnstaten aus Mitteldeutsch­ land eintrafen, ließ die Regierung in der Presse mitteilen, sie er- warte von der Besonnenheit der Arbeiterschaft, daß sie den Lockungen der Kommunisten nicht folgen werde, und ihre Er­wartung wurde nicht getäuscht. Natürlich versuchten die Kommunisten auch hier eineAktion" in Gang zu bttngen, aber sie scheiterte vollkommen. Alle Versuche, den sozialdemokratt- schen Polizeipräsidenten zu provozierendenGegenmaßnahmen" zu reizen, mußten sehr bald als aussichtslos- aufgegeben werden. Den Höhepunkt derrevolutionären Betätigung" unserer Kommunisten bildete neben einem verunglückten Umzug ein Zusammenstoß zwischen zwei �unbewaffneten) Reichswehrjünglingen und einigen jugendlichen Anhängern Moskaus , bei dem man aber über den Aus- tausch von Ohrfeigen und ähnlichen Liebenswürdigkeiten nicht hin- auskam. Als trotzdem nachher bei den Demonstranten der Glaucha entstand, zwei der ibttgen feien festgenommen und auf der Wach« I inhaftiett ließ der Polizeigewattiae nicht etwa Maschinengewehre ausfahren oder Handgranaten werfen, wie es nach demSyÜem Eicherich" Vorschrift gewesen wäre, sondern er lud die Rädels- führer dazu ein, sich durch Augenschein von der Haltlosigkeit des Gerüchts zu überzeugen Am nächsten Tag war er na- türlich der populärste Mann in Braunsckweig. Ruhe und Ordnung" ist übrigens in Braunschweig , de» ein- fllgsnRevolutionsherd" undSammelpunkt der Versprengten", fest langem völlig heimisch. Als bald nach der Wahl des jetzigen reinsoziallstischen Kabinetts in ganz Deutschland Lebensmittel- unruhen stattfanden, blheb gerade hier zu jedermann« Erstaunen alle» ruhig. Die Regierung hatte in umfassender Weise für An- liefsrung billiger Nahrungsmittel gesorgt, und vor allem genoß sie das Vertrauen der Bevölkerung. Kurz, wir Braunschweiger brauchen Escherichs Volksbeglückungstheotten nicht. Wir wissen: Das beste Mittel gegen den Bolsche» wismus ist der Sozialismus! >------------ l. I I! IM« II schaftsfragsn über. Der Buchhändler-Börsen-Perein. d.h. der Zwischen- und Kleinhändler, ist besonders der Verband, der dem deutschen Schriftsteller heute um seinen Verdienst b.ttngt und die geringen Erwerbsquellen des geistigen Arbeilerz magerer fließen läßt, als je zuvor. Während alle Berufsklassen einiger- maßen ihre Einkünfte nach den Zeitnöten regeln konnten, ist der Schriftsteller noch heute weit hinter solchem Ausgleich zurück- geblieben. Dr. Rösch, der Geschäftsführer des Verbandes beut- scher Tonsetzer sst der Verteidiger der sogenannten Kulturab» gäbe, die dem lebendigen Geistesarbeiter einen Mindestertrag an seiner Arbeit sichern, und die von dem Werksarttag« der toten jlünsller und Dichter für ollgemeine Kulturzwecke einen Beitrag liefern soll. Es ist höchste Zeit, daß diese Entwürfe und Pläne greifbare Wirk- Nchkett werden, damit der deutsche Schriftsteller nicht immer ttefer ins Elend gerate, damit die deutsche Geisteskultur nicht immer mehr von der Wirtschaftsnot unserer Zeit zerstört werde.

Eine Ausstellung von Dokumenke« zur Geschichte der Natur- Wissenschaften wurde kürzlich im Ausstellungssaal der Staate- b i b l i o t h e k mit< inigen Ansprachen der Veranstalter eröffnet. Der Generaldirektor Fritz Milkau sowohl wie Dr. Schuster, der«rp Mitarbeiter von Prof. Darmstädter, dem Begründer und Lenvaltc.1 der Dokumentensammlung zur Geschichte der Wissenschaften, betonten die Absicht, durch derartige Veranstaltungen die weitesten Kreis« der Bevölkerung für die Arbeit der Staatsbibliothek zu interessieren. Die Schätze der Staatsbibliothek werden sicher viel langer vorhatten als das Interesse des Publikums! Die Ausstellung zeigt in einigen hundert Dokumenten und Bildern die arohe Zahl der deutschen Männer, die cm den Errungenschaften der heutigen Natt'.rwissenschoft und Technik den hervorragendsten Anteil genommen, und dann auch, wie alle Kulturvölker ohne Unterschied daran mitgearbeitet haben, der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen. Die Arbeiterschaft sollte den Besuch der Ausstellung nicht versäumen. Leider steht im Augen- blick der Durchführung dieser Absicht der Umstand entgegen, daß die Ausstellung nur Werktags geöffnet ist: vielleicht läßt sich eine Mög» iichkett finden, die eine oder andere Sonntagssüh-'ung zu veranstalten. Hr.

Ginstein-Glirn»-, in England. JCmtf meldet, dag Pres. Smiie« zum auswäcligen Mitglied der Royal Society ernannt worden isy Kie Royal Society (Königliche Eejelllchasn ist die vorneymste und bedeut.--ni>ite wilsenschas'.Iiche Äesilljchajl in England, die den Akademien ans dem Fest- land entspricht. Theater. G-no Volewitzkasa spielt Fr-ttaz in de» K a m m- r- spielen in KossorotoffSTraum der Liebe-. Vorträge. Dienstag 8 Ubr lieft Broi. Reichel mit Temonftrittionen über da« Wesen der Krastvetteilung(Daiserkräfte) in der Deutschen Hoch. schule für Politi!(Schintelolay s). Einen Experunentalvo trag über Ilammenlose OberslSchcnverdrennung veranstaltet die Tnrb'.nentechnijch« Gesellkchail am tl. Mai tn der Technischen Hochschule. HZrkaal MI tSrweiterung»bau>. Ihr Erfinder Rudost Schnabel wird da» Vcrsabren praktisch voriüyren. Die erste Kchulmusikwoche in Berlin . Vom 17. BU 21. Mai findet im Konzertsaal der Hochichule für ifuftt die erst« Schulmufikwoche siaU. sln Vorträgen, Vacsäl,runa«» und Lehrprobe» wird-IN Ueberblut über den Stand des Musitunterrichtt an de» verschiedene» Lcyran statten, Volt«- und höhere» Schulen gegeben. Nähere SluSkunft ertM daS Zentral- instltut für Erziehung und Unterricht.