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Die preußische Regierungsfrage.

,, Reine übereilten Schritte."

Zu den Meldungen über die beabsichtigte Neubildung der gegenwärtigen preußischen Regierung wird von zuständiger Stelle durch MLB. folgende Erklärung abgegeben:

Kabinett, das einstweilen die Geschäfte bis zur Neubildung der Regierung fortführt.

Ultimatums eine gemeinsame Angelegenheit fener Mächte, die das Ultimatum gestellt und seine Annahme er­zwungen haben. Vielleicht findet man inzwischen auch Zeit, Diesen Zustand möglichst abzufürzen, hätten gerade die fich wieder einmal nach dem Völkerbund zu erkundigen, Mittelparteien fachliches Interesse, wenn sich nicht dem nach Artikel 17 des von uns unterzeichneten Friedens­hinter ihrer Hinauszögerungstaftit andere Gründe ver­bergen würden. vertrags die erhabene Aufgabe zufällt, Streitfragen auch zwischen Mitgliedern und Nicht mitgliedern des Bundes zu Es ist nicht richtig, daß Ministerpräsident Stegerwald gestern Wir warten die Entwicklung in Ruhe ab. Die Sozial­fchlichten. bereits durch den Abg. Dr. Trimborn, Vorsitzenden der Zentrums- demokratie ist, wie oft genug betont wurde, in die Annahme­Heute hat Frankreich   seine fritische Nacht, so wie fraftion, die Portefeuilles des gesamten preußischen Kabinetts zur regierung eingetreten, um eine Ratastrophe vom deutschen  gestern Deutschland   seinen kritischen Tag hatte. Deutschland   Berfügung gestellt habe. Dieser Weg wäre staatsrechtlich Bolt abzuwenden, nicht aber in der Absicht, um jeden aber darf in dieser Nacht ruhig schlafen; es wird nach ihr nicht gangbar und es wäre auch nicht loyal gegen die übrigen preußi- Preis in der Regierung zu sein. Glauben die Mittel­-hundert gegen eins zu wetten im Westen eine unverschen Staatsminister gewesen, so zu verfahren, ohne vorher einen parteien, die Erfüllung des Ultimatums besser als mit änderte Lage finden. Träfe aber das nicht zu Erwartende ein Beschluß des Staatsministeriums herbeizuführen. Im übrigen der Sozialdemokratie mit einer Partei durchführen zu können, und fänden wir heute morgen die Franzosen im Vormarsch steht Ministerpräsident Stegerwald auf dem Standpunkt, daß sich aus die feine Annahme verweigert hat, so sollen sie es in begriffen, so dürften wir mit aller Kaltblütigkeit überlegen, der neugeschaffenen politischen Lage im Reiche ganz selbstverständlich Gottes Namen versuchen. Wenn sie es aber nicht glauben, welche Folgen sich weiter daraus ergeben. Schon die erste auch Konsequenzen für die preußische Politit ergeben. Die sozial- fo mögen fie feinesfalls damit rechnen, daß die weitaus größte Frage ist interessant genug, zu welchem Kurs man danach Anspruch darauf, von ihm genau so behandelt zu werden, wie bei handlangerin abfinden lassen wird, deren unschätzbare Frage ist interessant genug, zu welchem Kurs man danach demokratische Mehrheitspartei habe nach Stegerwalds Ansicht allen deutsche Partei sich mit der Rolle einer geduldeten mohl die nun auszugebenden deutschen   Schuldver­Ichreibungen auf den Markt bringen zu können glaubte. der preußischen Regierungsbildung vordem die Deutsche Volkspartei  . Dienste man gütig annimmt, der man aber die Mitbestimmung Ichreibungen auf den Markt bringen zu fönnen glaubte. Damals hatte Stegerwald, wie bekannt, erklärt, daß die Deutsche   in entscheidenden Punkten verjagt.

unterbunden wird.

Allerlei von der Abstimmung.

Vielleicht ist diese Frage sogar die entscheidende. Denn Bolkspartei, da sie in dieser schweren Schicksalsstunde die Mitverant­roenn erst die ersten zwölf Milliarden deutscher Schuldverwortung im Reiche trage, auch nicht aus der Regierung des größten Ichreibungen ausgegeben sind, dann werden sehr viele Leute Berwaltungsstaates ausgeschaltet werden dürfe. Dieser gleiche Ge in den alliierten und den neutralen Ländern lebhaft daran fichtspunkt trifft nunmehr nach dem Eintritt der Sozialdemo Das amtliche Berzeichnis über die namentliche Abstim. interessiert sein, daß die Zahlungsfähigkeit Deutschlands   nicht tratie in die Reichsregierung auf diese Partei und für Breußen mung in der Nachtfißung des Reichstages zu der Frage der An. durch unzeitgemäße Kraftübungen militärischen Ehrgeizes zu. Praktisch gedenkt Ministerpräsident Stegerwald jedoch keine nahme des Entente Ultimatums liegt nunmehr vor. Nicht allein übereilten Schritte zu tun, sondern erst die volle Klärung im Reiche aus statistischen, sondern auch aus allgemein politischen Grün­Benn Frankreich   heute nacht nicht marschiert, dann be- abzuwarten und sodann seine Folgerungen zu ziehen. Ein sehr ge- den, lohnt es sich, dieses Verzeichnis eingehend zu prüfen. darf es nur einer anständigen und einigermaßen geschickten michtiger Umstand, der ihn von einer sofortigen Umbildung der Zuerst eine kleine Berichtigung: Das im Plenum mitgeteilt Bolitik Deutschlands, daß es überhaupt nicht marschiert. Regierung abhält, ist auch die Tatsache, daß Ministerpräsident Ergebnis lautete bekanntlich: abgegebene Stimmen 397, und heute nacht wird es nicht morfchieren. Gestern um 12 1hr Stegerwald feinerzeit gegen die Stimmen der Sozial- Ja: 221, Nein: 175, 1 Stimmenthaltung.  mittags hat Herr v. Mutius in Paris   dem Direktor des Aus- demokratie gewählt worden ist. Logisch wäre also zunächst die Aus dem amtlichen Berzeichnis erfährt man nun, daß die Zahl wärtigen Amtes, Herrn Paléologue  , die deutsche Annahme- Folgerung einer Neuwahl des Ministerpräsidenten und im Anschluß der abgebenen Stimmen genau 396 beträgt und daß davon 3 un­erflärung überreicht. Der Telegraph von Paris   an die fo- daran eine Neuberufung des gesamten Kabinetts. Da der Landtag gültig waren. Das endgültige Resultat war: genonnte Front ist in Ordnung. Die Fortsetzung der Truppen- nicht gut über Pfingsten zusammengehalten werden kann, so dürfte bewegungen in den gestrigen Abendstunden läßt sich leicht furz nach Pfingsten diese neue Entwidlung eingeleitet werden. daraus erklären, daß die ins Rollen gebrachte Masse nicht fofort zum Stillstand gebracht werden kann. Aber ehe die zwölfte Stunde schlägt, wird Das Ganze Halt!" ge­blasen werden. Die uniformierten Eroberergenies werden räfonnieren, daß wieder einmal die Feder verdorben habe, was das glorreiche Schwert zu gewinnen im Begriffe sei. die unfreiwillige Komit dieses verhinderten Heldentums er­Die Franzosen ohne Uniform aber werden vielleicht bald fennen. Es wäre für sie und für alle ein Glück, wenn sie bald begriffen, daß man mit militaristischer Brutalität und Dumm heit die Welt nicht regieren kann, weder von Berlin   aus, noch

von Paris  .

gegeben:

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Ja= 220, Nein: 172,

sid repub Der Abstimmung enthalten 1 1. Der Abgeordnete, der sich bis zulegt nicht für Annahme aber Ablehnung entschließen fonnte, ist das Mitglied der Zentrumsfrat­tion Bornefeld- Ettmann( Westfalen- Nord  ).

Die Erklärung ist nicht frei von Widersprüchen, die auch bereits am Mittwochabend im preußischen Landtag zur Sprache tamen. Die Sozialdemokratie hielt sich an die Terminbezeich­nung turz nach Pfingsten" und verlangte dement­sprechend einen Wiederzusammentritt des Landtags in der Von den anwesenden Demo fraten haben 21 mit ein und zweiten Hälfte des Mai, um die Neuwahl des Ministerpräsi gierungsparteien, De motraten und 3entrum, per Hamm  ( Mitglied der Kahr- Regierung), Conrad Haußmann  , Keinath, denten vornehmen zu können. Die jetzigen preußischen Re- nur 17 mit Ja gestimmt. Die Ablehner waren: Frau Dr. Bäumer, Brodauf, Delius, Dietrich( Baden), Erkelenz  , Dr. Fid, Dr. Haas, traten jedoch die merkwürdige Ansicht, daß kurz nach Kerschbaum, Kniest, Kopsch, Dr. Külz, Liefe, v. Siemens, Sivkowich, Pfingsten" auch Anfang Juni oder vielleicht noch später fein weiß, Dr. Wieland und Ziegler. tönnte. Sie legten das Hauptgewicht auf die in der Erklärung Die mit Ja stimmende Demokraten- Minderheit bestand aus den ausgesprochene Ablehnung übereilter Schritte", worunter die Sozialdemokratie finngemäß eine Regierungsumbildung noch Abgeordneten: Bahr, Graf Bernstorff, Dr. Böhme, Dr. Dernburg, oor Pfingsten verstand, während man in der Mitte offenbar Dr. Geßler, Dr. Goek, Dr. Gothein, Dr. Hieber( württembergischer Mit diesen Vorbehalten sei folgende Nachricht wieder den Begriff Uebereilung" gar nicht weit genug spannen fann. Staatsminister), Koch, Korell, Frau Dr. Lüders, Dr. Pachnide, Wollte doch der Zentrumsabgeordnete Brust gar erst eine Dr. Petersen, Bohlmann, Schiffer, Dr. Schücking, Schuldt. Elberfeld  , 11. Mai.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts") Probezeit" für das neue Reichskabinett verstreichen lassen, Die Bayerische   Boltspartei stimmte, mit Ausnahme Die Vorbereitungen der Franzosen nehmen im Ab eine feltsame Neuerung auf parlamentarischem Gebiete! der Abgg. Ponschab und Schirmer, geschlossen mit ein. schnitt 4 größeren Umfang an. Truppenumgruppierungen werden Derfelbe Abgeordnete glaubte dann auch noch aus dem Bon den vier bayerischen Bauernbündlern waren nur Eisenberger vorgenommen. Es find gestern und heute neue Truppen ein- Arsenal   der Deutschnationalen das Hezwort von der Futter- und Rauschmayr anwesend, die beide mit Nein stimmten. Sozialdemokraten, 3entrum und Unabhängige getroffen. In Wermelskirchen   liegen zwei Kompagnien Ma- frippensehnsucht" gegen die Sozialdemokratie verwenden zu rottaner und ein Regiment Dragoner  . Die Ravalleristen find in fönnen. Das Zentrum, das seit Bestehen der demokratischen stimmten gefchloffen mit Ja( die oben erwähnte Stimmenthaltung Schloß Burg   einquartiert. In Ohligs   ist das franzöfifche Infan- Republif in feiner Regierung gefehlt hat, sollte eines Zentrumsmitgliedes ausgenommen), umgefehrt die Deutsch  . terieregiment Nr. 126 eingetroffen, weiter das Linienregiment wirklich nicht derart niedrige Agitationsschlager popularisieren nationalen, die Deutschhannoveraner und die Kom­Nr. 171. In Han liegen ungefähr 3000 Mann Franzosen  , bar helfen. Noch grundloser war die Berdächtigung, die Sozial- munist en gefchloffen mit Nein. Als Kuriosum sei nur hinzuge unter ein Regiment Alpenjäger und eine Kompagnie Schwarze. Demokratie könne die Zeit ihres Regierungseintritts gar nicht fügt, daß der aus der Kommunistischen Frattion freiwillig dus­Auf der Bahn stehen Tanks und Artillerie. In Solingen   be- abwarten. Dies fagte ein Zentrumsvertreter in Preußen getretene Abg. Teuber dennoch mit Rein stimmte, während der findet sich seit gestern das 33. Armeeforps, ferner das Hauptquartier genau einen Tag später, nachdem das Reich szentrum in von ber tommunistischen Partei ausgeschloffene Hamburger Reich der 77. Division unter dem Befehl des Generals Galcher, der bis- stärkster Weise die Sozialdemokratie beschworen hatte, in die einen Ja- 3ettel abgab. Dr. Paul Levi   war nicht anwesend. Regierung einzutreten! Am interessantesten ist aber die Tatsache, daß mehrere Wolfs­her in Düsseldorf   war. Man ist hier allgemein der Ansicht, daß Für die Sozialdemokratie handelt es sich um ganz anderes: parteiler den Mut aufgebracht, im Plenum mit Ja zu stimmen. die Franzosen   morgen marschieren werden, die Eben erst hat Preußen eine langwierige Regierungsfrise hinter Es find dies: Dr. Heinze, v. Raumer, Frau v. Oheimb, bereits in fleinen Patrouillen feit zwei Tagen in das unbesich, die sich wochenlang hinschleppte. Nun soll schon wieder p. Rardorff und D. Rheinbaben. Bekanntlich waren noch fette Gebiet vorgeschoben sind. So erschien vor einigen der Krisenzustand chronisch werden. Denn die jetzige Regie- nicht wenige andere Mitglieder der Deutschen Bolkspartei für die Tagen eine franzöfifche Patrouille in dem Ort Heiligenhaus. rung ist nach der obigen offiziellen Berlautbarung, wenn sie Unterzeichnung eingetreten. Es ist sogar sicher, daß sich diese Zahl Das Nötige dazu ist schon gesagt, auch daß französische auch formell ihren Rücktritt noch nicht erklärt hat, in der bedeutend erhöht hätte, wenn z. B. infolge einer anderen Batrouillen im unbesetzten Gebiet nichts zu suchen haben! Sache auch nichts weiter als ein demissioniertes Haltung der Unabhängigen die Gefahr der Ablehnung und der

erntet über einem Grabe.

schönsten Gedichte gebreitet ist, schuf er die Galgenlieder", und| legener Geistigkeit heraus Epigrammatisches oder Humoristisches

D. E. H.

weil es sich nicht in häufung zersplittert. Er vertritt in Berlin   die gefunden Respektlosigkeit gegen Autoritäten. Sein Lob hat Kroft, alte Schumannsche Musifzeitung in Leipzig  ; als Schüler Lifts hat er ein wiffendes Buch über den Meister geschrieben, und seine kleinen Reklambändchen: Biographien Händels, Mendelssohns, Berlioz   find in populärer Rürze faßlich geschicht angelegt, fachlich anregend ge schrieben. Sein Buch über die römische Campagna zeigt ihn als feinsinnigen Italientenner.

Erinnerungen an Christian Morgenstern  . gerade die, die feine Kunst liebten, waren verðugt über dieſe grelle bozieren konnte, und da, wo er ſchlicht etwas ausjagte, fühlte man Er ist als ein sehr stiller Mann durchs Leben gegangen, der und grimmige Komit, die damals ein ganz neuer Ton in unserer die Meisterschaft, die in ein paar Zeilen ein Stückchen Leben zu Christian Morgenstern  , der heute so berühmt ist, und nur wenige Dichtung war. Man fand sich nicht in den aus einem lachenden pressen versteht.emis ase unter denen, die feinen verborgenen Lebenspfad treuzten, ahnten Weltgefühl geborenen Humor, in dies überlegene Spiel mit Worten, Bruno Schrader  , der Berliner   Musikschriftsteller und Kritifer, den Tiefsinn seiner Kunst und den Reichtum seiner Gedanken. Als Formen und Gedanken. Erst als er dann geheiratet hatte und zur wird heute 60 Jahre alt. Den Berliner   Konzertbesuchern ist der er am 31. März 1914 dem Lungenleiden erlag, das so sehr die Form Erhaltung seines Lebens nach der Schweiz   geflüchtet war, da ent- alte Herr mit der Löwenmähne und dem strengen Blid hinter feines äußeren Daseins und vielleicht auch die seines inneren Besens dedte eine junge Generation den tiefen Sinn in diesem find'schen scharfen Augengläsern ein bekannter Nachbar. Er ist bei seinen feines äußeren Daseins und vielleicht auch die feines inneren Wesens Spiele". Doch auch jetzt noch war es nur diese Palmström- Note, 60 Jahren der temperamentvollste, energischfte, selbst mit sehr derben bestimmt hat, da dämmerte die Morgenröte seines Ruhmes eben herauf mit dem Erfolg der grotest- komischen Balmström- Gedichte. und Bortragsvirtuosen schleppten ihn durch rauchige Lokale und an hold, sticht er mit feingeschliffener Feder nach Auswüchsen im Kon die Erfolg hatte. Er war nun als Rabarettdichter abgestempelt, Meinungen nie zurüdhaltende Kritifer. Der Moderne nicht sehr Am 6. Mai wäre er 50 Jahre alt geworden und in das Alter geflaches Amüsierpublikum. Als er starb, mar es diese Seite seiner Bertbetrieb, fämpft gerecht und vorurteilslos für die Kunst, mit einer treten, in dem die Schaffens- und Lebenshöhe erreicht ist, und nun Kunst, die in den Nachrufen hauptsächlich hervorgehoben wurde. find auch die Früchte seines Dichtens gereift; aber sie werden ge- Seitdem sind aus seinem Nachlaß neben neuen Galgenliedern die Aus einer alten Künstlerfamilie ist er entsprossen, und die feine letzten schönsten Blüten seiner ernſten Lyrit hervorgetreten; man hat Aus einer alten Künstlerfamilie ist er entsproffen, und die feine feine tiefsinnigen Aphorismen gesammelt und durch die Herausgabe Kultur einer seit Generationen der Schönheit gewidmeten Ueber- feiner Tagebücher einen tiefen Blick in die innere Entwicklung des lieferung erfüllte unauffällig seine ganze Wesensart. Die Morgen äußerlich so stillen Mannes gewährt. So ist uns denn auch die fterns find von altersher Maler gewesen; der bedeutendste unter Eigenart und Bedeutung seines Dentens offenbar geworden, und ihnen war der große Hamburger Landschafter, nach dem unfer jetzt steht die ganze Persönlichkeit vor uns, in der Ernst und Scherz, Dichter genannt wurde. Traurige Familienverhältnisse warfen den erften Schatten auf die Kindheit des früh tränklichen Knaben, der Liefsinn und Humor verschwistert ruhten, als die bunten Spiege­bereits die Reime der Krankheit in sich trug, der er dann endlich er- lungen eines reichen, reifen und wahrhaft guten Geistes. legen. Zart ist er immer gewesen, aber von einer männlich- festen Bartheit. Seine Gedichtbücher, von denen das erste In Phantas Schloß" schon sein reiches fosmisches Allgefühl, die Kühnheit seiner Gedankenflüge offenbart, machten ihn wohl bei Kennern befannt, trugen ihm aber feine irdischen Schäße ein und so lebte er still und zurückgezogen in rührender Anspruchslosigkeit und selbstloser Güte. Etwas von dem Kindergeist der guten Heiligen war in ihm, etwas von der Alliebe des Franz von Assisi  , und so ging dieser weltliche Mönch" in seiner selbstgewählten Zurückgezogenheit und freudig er tragenen Astese als ein fremdartiges Wesen durch die Cafés und Redaktionen der Großstadt. Da ihn sein großes Formtalent zu einem vorzüglichen Uebersezer machte, so fand er in den mit höchster Liebe und Feinheit geschaffenen Uebertragungen aus Ibsen, Björn son und anderen nordischen Dichtern die Beschäftigung, die ihm das bißchen Brot gab, das ihm sein Dichten einbrachte. 1898/99 ist Mor­ genstern   in Kristiania   gewesen, bei Ibsen   zu Gast, mit dessen Anteil­nahme er seine wundervollen Berdeutschungen des" Brand  " und Beer Gynt  " schuf.

Nach mancherlei Reisen, zu denen ihn seine schwache Gesundheit zmang, lebte er dann einige Zeit lang in Berlin  , nahe am Bahnhof Halensee  , was damals noch ,, weit draußen" war, in einem Hinter hausstübchen, dessen Dunkel er durch die Wärme seiner Persönlich keit erhellte und verklärte. Hatte er doch die Gabe des echten Dich ters, der um all sein armes graues Erdendasein die goldenen Fäden her Phantasie und Menschenliebe spinnt. Damals, aus dem lir grund der wehnütig- lachenden Melancholic, die über so viele felner

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Dr. P. L

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treilen, ist von der Bühnengenossenschaft die Sperre verhängt worden.

leber das Altonaer Stadttheater, dessen Schauspieler feit längerem

k. s. Staatsoper. Wegen eines schweren Maschinendefekts im Magazin mut in diefer Boche eine Vereinfachung des Epielplans eintreten. 3 wird sowohl Freitag wie Sonnabend Bohème" gegeben. Ein Troft ist uns geblieben die Operette. Sie wird diesen Sommer fast alle Berliner   Bühnen versenchen. Das verbachtete Schiller theater, das Komödienhans und auch die Staatsoper wollen ihre Sommer­Gedächtnisabend Christian Morgenstern  . Wiederkehr des Geburtstages Chriftian Morgensterns veranstalte Zur fünfzigsten spielzeit mit Operetten ausfüllen. oy ale mind 531 mot ten Freunde des verstorbenen Dichters im Beethoven- Saal Bollversammlung in Berbindung mit der Hauptversammlung des Vereins Der Deutsche Ausschuß für Technisches Schulwesen, hält seine. eine ein wenig längliche Gedächtnisfeier. Das Streich Quar- deutscher Ingenieure am 27. Juni in Staffel ab. Da das technische Berufs­tett Lambinon umrahmte mit Beethoven   und Schubert den schulmesen auf der Reichsschulfonferenz zu furz gekommen ist, sollen die bend. Julius Bab   hielt die Gedenkrede, in der er das Wesen wichtigsten Fragen aus dem Fortbildungs- und Fachschulwesen im Rahmen Morgensterns aus Erbtum, Krankheit und Idee ableitete. Er zeigte zusammenfassender Berichte behandelt werden. große Tagebücherei" mar; wie sich in dem Unendlichen des Formu in seiner verzierten Rhetorit, wie das Werk dieses Abseitigen eine fierens hie und da Punkte finden, an denen das diesseitsfrohe und doch jenseitssüchtige Herz des Dichters fich zu ein paar vollendeten Gedichten fristallisterte; wie ein Wortkünstler dann im Spielerischen der Galgenlieder sich eine Freiheit vom Stofflichen der Welt er rang und schließlich sein Leben zu Gesang werden ließ. Mit Recht rüdie der Redner die ernsthaften Werte Morgensterns in den Vordergrund, wenn er auch die Weite des Morgensternschen Besens schen und Künstlers hundertfach wertvoller als das meifte von dem, etwas zu überschäzen neigt. Gewiß ist das Wachstum dieses Men­was heute als Genialität verschrien wird, und die seidnen Berfe" dieses großen Musikers der Sprache sind eine Wohltat nach dem nicht endenwollenden Gefreisch der Modernen; aber man soll diesen Chriftian Morgenstern nun nicht fünftlich aufblasen; es hat fast schon den Anschein, als ob er beim sentimentalen Bürgertum den Ruhm des Fleischlenschen heb Sonne im Herzen" ablösen soll, vor welchem Schicksal ihn die Sterblichkeit bewahren möge. Fried rich Kayßler, der Jugendfreund, las ihn. Er las ihn zum Teil fo undeutlich, daß vieles verloren ging, und las ihn zum Teil mit der bekannten pathetischen Stimmgebung. Da, wo er aus über­

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Streisler ist bei seinem ersten Auftreten nach dem Striege in der Londoner  Ein deutscher Geiger in London  . Der deutsche Biolinbirtuose Fris Queen'shall mit einem Jubel begrüßt worden, wie er in diesem Stonzertsaal noch felten erlebt worden ist. Selten haben noch englische Stonzertbesucher Szenen von einer jo jäh hervorbrechenden Begeisterung erlebt wie bei bem Auftreten Kreislers nach sechsjähriger Abwesenheit", schreibt der Bericht­erstatter der Daily News". Vielleicht darf der berührate Geiger auch für die hungernden deutschen   Kinder spielen?

Ein drahtloser Druder. Herr Lippmann hat, mie aus Baris ge­meldet wird, Experimente zwischen Paris   und Nogent- le- Rotrou   mit einem neuen Apparat gemacht, ber mit einem Aufnahmeposten der drahtlosen soll 7000 Sorte in der Stunde aufnehmen tönnen. Telegraphie verbunden die Meldungen automatisch druckt Der Apparat

wie die Umichau" berichtet, eine neue Stlaffe von Schlachtfreuzern heraus: 43 500 Zonnen, Bejagung 1500 Mann, 180 000 PS, Befchwindigkeit 33% Ronstellation" laffe, 6 Schiffe. Länge 286,39 Meter, Wafserverdrängung noter, Beftüdung acht 40,64 Rentimeter- Geschütze, fechszehn 15,54 enti meter( 53 Staliber), bier 7,62 Bentimeter Luftabwehrgejüze, vier inter­waffer- und vier leberwaffer- Torpedorohre

Die Abrüstung der andern. Die Vereinigten Staaten   bringen.