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Man kann sich vorstellen, daß das VerhZflnis zwischen dem Christentum und dem seinen Wesen nach jenseits aller Religionen stehenden Sozialismus statt das eines Gegensatzes das eines Wettbewerbs sein kannte, lind von diesem Standpunkt aus dars man fragen, was das Christentum bis- her geleistet hat, um nach dem materiellen und moralischen Triimmerfall des Weltkrieges den Gedanken einer i n t e r- nationalen Menschlichkeit und Gerechtig- k e i t wieder aufzurichten? Sicherlich sind die Anfänge, die von sozialistischer Seite auf diesem Felde gemacht werden, so bescheiden man sie einschätzen mag, immer noch weitaus mehr erfolgversprechend als das, was. hier von christlich- religiöser Seite geleistet worden ist. Unzerstörbar bleibt in der sozialistischen   Arbeiterbewegung der hohe Glaube an eine sittlich höhere, menschlich reinere Zukunft. Indes mag zugestanden werden, daß solche Gedanken. wie die hier entwickelten, am heutigen Tage den großen Massen des Volkes nur unter der Schwelle des Bewußtseins schlummern. Nur wenigen verleiht die rote Ziffer im Ka- lendcr den Impuls zum Nachdenken über religiöse Dinge und das, was mit lhnen zusammenhängt. Die wenigsten denken auch an diesem Tage, so sehr der bittere Ernst der Zeit auch dazu drängt, über politische Probleme nach. Die meisten ziehen, ohne sich weiter viel Gedanken zu machen, mit Weib und Kind ins frische Grün hinaus und wahrlich, sie tun recht daran, denn in diesem Trieb, sich einmal in freier Natur des Lebens zu freuen, liegt eine stärkere Moni- festation des von aller Vernichtung unberührt gebliebenen Lebenswillens des Volkes, als in allen geschwolle- nen nationalistischen Leitartikeln. Fern von den Luxusorten, in denen das Schiebertum seine Pfingstfeiern hält, kann man an Wald und Wasser beobachten, wie rührend wenig arme Leute brauchen, um froh zu sein. Und kann es eine, schönere Aufgabe geben als die, ihnen trotz aller Not der Zeit dies wenige zu erhalten, und denen emporzuhelfen, die so tief gedrückt sind, daß für sie auch dieses leuchtende Fest hinter grauen Sorgenschleiern vorüberschleicht? Draußen spricht Natur ein machtvollesLebeP zu Baum und Wald, zu Mensch und Volk. Und diese gewaltige Sinfonie des Lebenswillens, nach so viel Vernichtung und Zerstörung, stählt auch unsere geistige Kraft, als Sozialisten den Kampf auszunehmen gegen alles, was die Menschheit quäll und bedrückt.
Die fpröüe Schöne. Während namentlich die Demokraten immer noch mit Feuereifer auf die Verbreiterung der Regierungstoalition nach rechts hinarbeiten, erläßt die Deutsche   Voltspartei nach Meldung der Dena ein Rundschreiben, in dem die Mit- glieder darauf hingewiesen werden, daß die Partei nicht beabsichtigt, aus das Projekt der Verbreite- rung der jetzigen Koalition einzugehen, und daß im Zusammenhang damit die einzelnen Mitglieder darauf aufmerksam gemacht wurden, daß es nicht angängig sei, in diesbezügliche Einzelbesprechungen mit Mitgliedern der Par- teien einzutreten. Wir sind nichtsdestoweniger überzeugt, daß die Deutsche Volkspartei   sich sehr schnell würde erweichen lasien, wenn da nicht die böse Sozialdemokratie wäre, die gar nichts von dem Bündnis mit den Leuten wissen will, die so mannhaft für ihre Ueberzeugung eintraten wie Herr S t r e- fe ima n n, indem sieja" dachten und mitnein" abstimmten. Nach Meldung derselbe Quelle haben die Streitigkeiten in der Deutschen Volkspartei  , namentlich die Fraktionsaus- einandersetzungen über die Abstimmung in Sachen des Ulti- matums der Entente noch weitere Konsequenzen nach sich ge- zogen. Seitens des Vorstandes der Partei ist an die Ab- geordneten ein Zirkular herausgegangen, in dem diese gebeten werden, die in den Fraktionsberatungen zum Ausdruck ge-
Pfingsten. Im Glänze prahlender Laterne» Bricht aus das Land der letzte Schein. i. Die Wasser steigen zu den Sternen. Zerstören Bähe, fressen Fernen, Und Sintflut schluckt die Erde ein. An unentschiedneu ZNihgestalten Springt Element aus Sturz und Fall, Läßt feindlich dumpfe Uuform walten, Und die entbundenen Kräfte halten 3n ihrer Faust das leere All. Somm. Schöpfer Seist, du Kraft van innen, Und füge deine Erde neu! Das Feste mache fest gerinnen, Laß jeden Strom sei» Bett gewinnen, Und sei uns nahe, sei uns treu! Flamm wieder auf den Vergesspttzen Und such' un» heim mit deinem Licht! Don deinen nicgeschauten Sitzen Laß Form und Freud« niederblitzen, Erhelle dunkle» Angesicht! Atlantis, lang im Meer versunken. Reißt sich von schwarzen Riffen lo». Wenn, von uralter Sendung trunken, Du. Schöpfer Geist, den neuen Funken Schlägst aus zerspaltner Rächte Schoß. Dort steigt es herrllch aus den Fluten Und winkt uns neue Heimat zu. Die wir aus tausend Wunden bluten. Wir wandeln bald tm hochgemute» Und brüderlichen du und du. Karl vrSger.
Ungarns   Tragik. Auf dem Umschlag van Ludwig h a t v a n y s BuchDas v« r. wundete Land"(im Wiener Verlag von E. P. Tal u. To. er- schienen) schaut man das srühere(und geographlich durch die Um- rahnnmg von Karpathen und Donau   wohtbegründete) Landkarten- bild Ungarns   und darin einen weißen Fleck, der wohl noch nicht die hälft« davon ausmacht das Ungarn   von heute. Alles Uebrige, die Slowakei  , die Nordostkarpathen, ganz Siebenbürgen  , das Danat, die Batschka  , das ehemals durch Personalunion damit verbundene Kroatien   und Slawonien   und schließlich das Burgsnland hat der Machtspruch zu Trianon abgerissen und die Nachbarstaaten haben es sich längst vor Inkraftsetzung des �vertrage»" eingegliedert. Nur
kommenen Gesichksptckt« in sier Deffentkichkeii nicht zu verwerten und insbesondere die Frage der Gründe f ü r u n d g e g e n die Abstimmung möglichst nicht in die Parteiversammlungen hineinzutragen. Da- bei sind insbesondere die Abgeordneten, die f ü r Annahme gestimmt haben, in eine nicht sehr angenehme Lage gekommen, da sie ihren Wähler gegenüber ihre Stellungnahme nun nicht vertreten können. Diese Meinungsfreiheit innerhalb der Deutschen Volkspartei   grenzt schon bald ans Kommu­nistische! DieVossische Zeitung", die fest der Bildung der neuen Reichsregierung eine lebhafte Agitation für die Hinzuziehung der Deutschen Volksvartei in die Koalition entfaltet, kritisiert die Annahme des Zusatzantrages durch die Groß-Berliner Funktionärversammlung der SPD.  , der sich gegen jede ge- meinsame Regierungsbildung mit der Deutschen Volkspartei  ausspricht. Das Blatt meint spöttisch: Dersammlungsresolutionen sind immer sehrentschieden" und man soll ihre Trogweite nicht überschätzen. Immerhin besteht die Ge- fahr, daß in der Atmosphäre der Zahlabende eine Stimmung entsteht, die das notwendige Zusammen- wirkenschließlichverhindert. DieLösungdarfdes- halb nicht auf die lange Bank geschoben werden, well jeder Tag die Gefahr der parteipolitischen Verzankung vergrößert." Die Geringschätzung, mit der die großen politischen Stra- tegen derVossifchen Zeitung" von derAtmosphäre der Zahlabende" sprechen, ist uns gänzlich gleichgültig. Es haben schon ganz andere Leute als die Ullstein-Schmocks über die Politik der Hasenheide" und über diePolitik der Straße" gespottet und es ist ihnen nicht gelungen, die unverwüstliche Kraft, die in der sozialdemokratischen Partei Organisation selbst liegt, auch nur einen Augen- blick zu schwächen. Und es sind jedenfalls nicht die Schreib- künstler der liberalen Berliner   Presse, die in den kriti- schen Märztagen 1920 ihre Haut zu Markte getragen haben, um die Republik   vor dem kappistischen Anschlag zu retten. Wir meinen jedenfalls, daß innerhalb der sozialdemokratischen Parteimitgliedschaft, auf ihren Zahlabenden und Funktionär- Versammlungen tausendmal mehr realpolitischer Sinn zum Ausdruck kommt, als in dem kontinentalpolitischen Ge- wäsch derVossischen Zeitung". Auch in Frankreich   beginnt man sich mit dieser Frage zu beschäftigen und weil dieVoß" der Hinzuziehung der Volks- Partei das Wort geredet hat, erhält sie vomTemps" ausnahmsweise einen leichten Rüffel. DerTemps" er- klärt: Wir sind im Gegenteil der Ansicht, daß das nene Kabinett viel weniger Kredit verdiente, wenn es an Stelle oder an der Seite der M e h r h e i t s s o z i a l i sie n, die gut daran getan haben endlich wieder in die Regierung einzutreten, die Vertreter der Partei umschlösie, der Herr Stresemonn vorsitzt, ohne sie tat- sächlich zu führen. Diese Partei, die sich vor dem Kriege und während des Krieges nationalliberal nannte, und die sich vergebens bemüht, an eine Wandlung glauben zu machen, indem sie sich jetzt den Namen Dolkspartei bellegt, ist viel zn sehr mit der Schwerindustrie verknüpft, um den Frieden aufrichtig zn wollen. In Wirtlichkeit will sie die Revanche, und die Meinungen ihrer Anhänger gehen nur über die Mittel zu ihrer Durchführung aus. «inander.... Es ist weit mehr vorzuziehen, daß Deutschland  eine wirlich parlamentarische Regierung habe, in der ein jeder eine seinen Prinzipien entsprechende Politik verfolgt. Soziali st en. linksstehende Katholiken, republi­kanische Demokraten können anfrichkig die Entwaffnung der Einwohnerwehren«ollen. Schützlinge de» Herrn Stiune» können es nicht. Die Aeußening desTemps" beweist zum mindesten den Irrtum der Auffassung, daß man d rübei allgemein in dem Eintritt der Volkspartei in die Koalition eine Garantie für die Erfüllung der deutschen   Verpflichtungen erblickt.
das Burgenland   weigert man dem noch schwächeren und dabei(oder darum?) friedliebenden Krüppel Deutschösterreich. Aber wenn hotvany auch die Wiedereinsetzung des ungarischen Militarismus in scheußlichster Gestalt die nur im zarischen und Habsburgischen henkrtum, in Moskau   und Budapests   rotem Terror schwächere Vorbilder hat zum Teil auf diese gewaltsame. Zer­reißung uralter Landosgemeinschoft zurückführt, so spricht doch aus jeder Zeile feines Buches ein feelenticfer, verzweifelter Pazifismus, der alle 500 Seiten an Romain Roll and richtet und ihn immer wider anredet. Hilfe wird hatvany von dem französischen   Dichter nicht erwarten, dessen Stimm« in dem Hetzgeschrei nutzlos verhallt. während der.F«u"-Dichter Henri Darbusse sich Hot in das Lager drängen lasien, das von derproletarischen" Gewalt die hellung der Wunden erwartet. Wir lesen dieses Ungarnbuch mit um so größerem Interesse, als es, über die bekannte Zeitgeschichte von früher und später hinaus, uns mit dem madjarischen Volt und seinen geistigen Führern bekannt- macht. Schwerer als zu West- und Rordvölkern, schwerer selbst noch als zu den Slawen konnte der Deutsche   eine Brücke zu ugro- finnischem Volkstum finden, hatvanys Buch kann uns da viel er- setzen. Um so bezeichnender für die ungarische Diktatur von Entente- und Moskaus   Gnaden, daß gegen dieses Werk, das Ungarn   dem Westen näherbringt, von den horthy  -Trabanten ein« hetz« getrieben wird, weil es die Unnatürlichkeit einer Wiedereinsetzung des Fcu- dalismus nachweist. Auf Gewalt gebaut war das alte Ungarn  , auf Gewalt das rote wie das weihe; zwar wird auch dieses einmal zugrunde gehen, aber was ist damit für«in« wahrhast friedliche Weltgestaltung gesogt in einer Zukunft, die aut den Geist von Versailles  , St. Germain, Trianon, Reuilly und Moskau   gegründet sein soll? r. d.
3n der Volksbühne Hot es am Pfingstvorabend entzückend ge- geistert. Man spielte Raimunds phantastische Zauberposs« vom Bauer als Millionär". Die Ausführung war mit vielen Zierlichkeiten und wunderschönen Einfallen geschmückt. Es war ein starker Erfolg für Herrn Fehling, den Regisseur, und Herrn Guido h e r z f e l d. Von der genialen Banalität dieser Posse gingen aber so viele Anregungen, ästhetische Freuden und Gedanken aus, daß in ruhigerer Stunde von dem Ganzen eingehender Bericht ge- geben werden muß. M. h. Lefsing-Theater:Rofenmontag." Das Stück ist Hartlebens erfolgreichstes, wenn auch nicht bestes Bühnenwerk. Der Geist und die fatirisch.humoriftifche Laune, die das Grundelement seines Wesens bilden, leuchten Heller und eigenartiger in den Szenen seinerSitt- lichen Forderung" und feinerErziehung zur Ebe". Wohl der übermütigsten Persiflage bourgeois-konventioneller Geschlechtsmoral in der ganzen deutschen   Literatur. Dos Lesiing-Theater brachte die hartlebenfche Offizierstragödie, die heut nach dem katastrophalen Zusammenbruch des preußischen Militarismus und seines privilegie"ten Edrenkodexes schon beinah« historisch anmutet, in ausgezeichneter Darstellung heraus. Die sauber«, fein abgetönte Formkultur, die auch in diesem Drama steckt, empfand man nach so vielen zerfahrenenexpressionistischen"
Das Urteil öee parteigenojfen. Steltin. 14. Mai.(Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Eine am Frcilag abend abgehaltene Versammlung der Parier- fnnklionäre Stettins nahm nach einem Referat des Reichslagsab- geordneten Kunze einstimmig folgende Entschließung an: Die Funktionäre und Betriebsvertranensleute der Stettiner Parteiorganisation billigen den Eintritt unserer Genossen in die Reichsregiernug. Sie sprechen die Hoffnung aus, daß unsere Ge- nossen alle ihre Kraft einsetzen werden, um zu erreichen, daß di» besitzenden Kreise zur Erfüllung der Ententeforderungen das leisten, wozu sie nach ihrer KriegSpolitik und ihrem Können verpflichtet sind. Insbesondere verlangen die Funktionäre, daß die Entwaffnung sofort dorchgeführi wird. Die Funktionäre lehnen eine Erweiterung der Regierung nach rechts ganz ent­schieden ab.____ flu* dm alldeutschen Irrenhaus. Die olldeutsche Politik zeichnet sich seit jeher durch ein auffallendes Maß von Geist und Klugheit aus. Waren es doch dieAlldeutschen Blätter", die bei Kriegsausbruch den Gegnern ausdrücklich bekundeten; daß die Alldeutschen den Krieg schon immer gewollt und h e r b e i g e- sehnt hätten. Durch den Kriegsverlust sind unsere All- deutschen kein Haar klüger geworden. Ihre Tobsucht schlägt jede Vernunft in Stücke. So muhte z. B. die alldeutschePost" gerade in einem Augenblick, als die Tschechoslowakei   in beut- lichem Gegensatz zu"Polen   sich ehrlich neutral zu Deutschland  stellte, dieses Land alsR a tz i s a l l i- M a u s i s a l l i- Staat" beschimpfen, womit der deutschen   Sache sicherlich außerordentlich gedient war. Jetzt hat Lloyd George   unsere Gegner in schärffter Weise ermahnt, daß der Bertrag von Versailles   auch z u- gunsten Deutschlands   gelte. Ausdrücklich unter Berufung auf diesen Vertrag hat er die Heber- griffe der Polen   energisch zurückgewiesen. Grund genug für dieAlldeutschen Blätter", in ihrer neuesten Nummer vom 14. Mai folgendes Geschrei zu erheben: Deutsches Volk  , wirf dich den Feinden in einmütigem Wider- stand entgegen. Schrei den Räubern nicht nur einNein" ins Ge- stcht, fondern wirf ihnen den Verfailler Bertrag, den sie selbst längst brachen, nun auch deinerseits zerrissen vor die Füße. Ruf deine Botschafter zurück und gib den ihrigen samt alleninteralliierten Kommissionen" ihre Pässe, handle mit ihtml um keinen Groschen mehr, sondern verweigere kurzweg, da sie den Vertrag so oft und schmählich brachen, überhaupt jeden Groschen, jedes Pfund Kohle, jeden Kahn und jede Pistole. Nichts gib ihnen mehr, als die Fetzen des von ihnen selbst zerrissenen verfailler ver- htigc#, und rufe ihnen dabei zu:So, nun macht mit uns, was ihr wollt, und Gott   wird zwischen uns richten." Der schwedische Kanzler O x e n st i e r n a hat vor einigen Jahrhunderten den Satz geprägt, die meisten Leute wüßten nicht, mit wie wenig V e r st a n'd die Well regiert werde. Heute würde er sich wohl anders ausdrücken, er würde etwa sagen müssen: die meisten wissen nicht, wie viel komplett Irrsinnige sich heute berufen fühlen, Politik zu machen.
Die bayerischenDemokraten  ". Der Landesaiisschlih der Deutschdcmokratischen Partei Bayerns nahm einstimmig eine Eni- schließung an, in der er anerkennt, daß die Abstimmung für oder gegen das Ultimatum einzig und allein nach ehrlicher Selbstprükung jedes einzelnen als Gewissensfrage und nicht als Gesinnungsfraae entschieden werden konnte und in der er die Erwartung ausdrückt, daß an die Stelle dieser Regierung baldmöglichst eine den Mehrheits- Verhältnissen und der politischen und wirtschaftlichen Gesamtlage Rechnung tragende Regierung(?!) auf erweiterter Grundlage (Deutsche   Dolkspartei!) treten wird. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei Bayerns vr. höh- mann ist aus Gesundheitsgründen und berustichen Rücksicblen zurück- getreten. Letztere werden wohl für den Rücktritt ausschlaggebend gewesen sein.
Versuchen doppell erquicklich. Der erkrankte Theodor Laos   war soweit hergestellt, daß er, wie der Regisseur um Nachsicht bittend mitteilte, trotzdem die Rclle des Hans Rudorfs spielen werde. Doch keine Spur von Schwäche und Ermüdung war ihm anzusehen. Man hätte keine lebens- und seelenvollere Verkörperung des jungen warmblütig-leidenschoftlichcn Menschen, der schließlich mit der Lieb- sten aus dem Leben flüchtet, denken können. Alles schloß sich einheitlich zusammen und weckte tiefe Snm- pathien. Käte haack war eine prächtige Traute, ganz schlichte Ein- fachhell, ohne irgendeinen Einschuß tränenselig-süßlicher Sentimen- talität. Farbig und Frisch wirkten' die Milieuszenen. Unter den Militärs trat namentlich 5)ons Marr in der Figur des älteren und besonnenen Freundes eindrucksvoll hervor. 6t. Das Friedrich-Dilhelmsiädllsche Theater sprang mit einem mu- sikalischen Schwank:Die Kleine aus der Hölle" von Okonkowski in die Sommersaison. Der verheißungsvolle Titel bezieht' sich auf ein Fräulein vom Kabarett. Außerdem fpiell eine Art Kriegs- gewinnler darin eine Rolle, der Pröpke heißt und mit einem zeit- gemäßen Aristokratenfimmel belastet ist. Es wird verhältnismäßig unterhaltsam geschildert, wie besagter Pröpke durch die höllenkleine in Gefahr gerät, mit Hilfe eines fingierten Schuldscheines seinen Reichtum zu verlleren. Das Ganze ist reichlich mit Tanzevolutioncn durchsetzt, die, je mehr sie sich der Grenze des Geschmacklosen nähern. um so reichlicher Beifall finden. Die Musik von Sprinqefeld zehrt von ollem, was modern ist. vom Walzer bis zum Jazz. Man glaubt sie tausendmal gehört zu haben. Es wurde mit allen Kräften, aber nicht nach Noten gesungen, aber sonst ganz temperamentvoll gespiell. Sehr burschikos war L i l l i F l o h r, die unter ihrer bleckzernen Stimme nicht sehr zu leiden hatte. Als ebenbürtige Partner seien Richard Senius und Max W i l l e n z genannt. l?. Die Generalversammlung des Deutschen Bühnenvcreins. die Sonnabend in München   begann, beschäftigte sich zunächst hauptsäch- lich mll dem Verhältnis zur Bühnengenossenschm't. Der linier- nehmeroerband, der zurzeit 830 Unrernehmer- und 180 persönliche Mitglieder zählt, sprach sich gegen di«(angeblichen) Verletzungen des mll der Genosienschaft geichlosienen Vertrages durch diese aus(Ab- letzung von Direktoren. Streiks), verlangt strikte Innehaltung und droht mit Abwehr._
«unstchrouik. Die Arbeiter-KunitnuSstellulig, Petersburger Str. 30. eröffnet am. Mai. vormittags_ 10 Ubr, eine neue Schau.«Otto Nagel  . Max Schäfer und Gasbarra). Die Ausstellung ist wochentags j bis 7 Uhr. Sonntags von 10 bis 7 Uhr geöffnet.'> Luxus steuern und Künftlerschaft. yn der Lurussteuerfrage beftebt jetzt Aussicht ans Sesseruncy di« den Interessen der Kflnstlerschast Rechnung tragt. Tie matzgebenden Stellen baben anerkannt, daß KuniiauSstellungen kulturelle Pcranilaltungen sind, die teinen Prosit bringen und die deshalb steuerlich nicht so angesagt werden können wie Kunsthändler. Ter Kilm tm ewigen<pis. Die erste Fclmexpedition nach Grön- land fährt Sonntag von Kopenhagen   ab. Die ffixtieditwn, die unter der Führung des b-kannteu aiktischen Forich-rS Knut RaSmuflen steht, soll nach Norden bis an Touble gehen und fährt dann mit Hundeschlitten über doS Inlandeis bis Hndfon-Bai. Ueberau sollen etbnograpbische Bilder aus« genommni werden. Außerdem soll ein großes aistisches Drama einnespielt werden. Ein neues tLolksichauspielhauS i» Wien  . Di« Gemeinde Wien  bat dem Direitor Karl Langsamer daS Gebäude deS Zirku» Schumann silr zehn Jahr« verpachtet. Er ist verpflichtet, das Hau« in ein Poirsschaulpiel. ipi-I umzustellen, da» ausschließlich der BoliSbildung gewidmet sein soll.