Nr. 229+ 38.Jahrgang
Groß- Berlin
Das betrogene Postscheckamt.
300 000 m. erbeutet.
Beilage des Vorwärts
Mittwoch, 18. Mai 1921
Am Tode vorbei.
Marf ausgeworfen. Bon dieser Summe find allein 89 163 Millio recht unparlamentarischer Weise äußerte. Vor dem Genossen Giebel nen Mark zum Berbrauch innerhalb des Direktionsbezirks Berlin hatten der Zentrumsabgeordnete Dr. Fleischer und der Demobestimmt, in welchem umfangreiche Bauarbeiten aller Art vor- frat Naschke gesprochen. Genoffe Giebel hatte im übrigen selbst. gesehen sind. Für die Vorbereitung eines elektrischen Bewerständlich gegen die AbtrennungOberschlesiens von Deutschland triebes auf den Berliner Stadt, Ring- und protestiert. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der ge= Vorortbahnen ist allein die Summe von vorläufig 16 Millio- fordert wird, daß die Entente, die Oberfchlesien übernommen habe, nen Mark ausgeworfen worden, während für den viergleisigen Aus- auch für Sicherheit im Lande sorgen solle. Wenn die Interallierte bau der Strecke Oranienburg - Frohnau ein weiterer Teil- Kommission zu schwach dazu fei, fo folle fie deutsche Kräfte dazu Ein Postscheckschwindel, bei dem es sich um einen Betrag von betrag von 2 Millionen Mark eingesetzt ist. Mit der erstmaligen anfordern. Nur wenn Oberschlesien bei Deutschland verbleibe, könne 200 000 m. handelt, führte gestern 6 Angeklagte, nämlich die früheren Bewilligung eines Teilbetrages von 1,4 Millionen Mark für die es an der europäischen Aufbauarbeit teilnehmen. In zwei anderen Postaushelfer Werner Sommer, Erich Jahnte, Rudolf Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Tegel - Belten Bersammlungen fprachen die Genossen Ed. Bernstein und Ernst Stecher und die Kaufleute Walter Schäfer und Frig Sittel, fomie des Teilbetrages von 3 Millionen Mark für Herstellung eines Heilmann. sowie den Maschinenarbeiter Richard Mau vor die Straffammer zweiten Gleises der Strecke Tegel- Hennigsdorf geht ein des Landgerichts I . Die ersten drei Angeklagten waren als Post- alter Wunsch der Anwohner dieser beiden Strecken sowie der Tegeler aushelfer bei dem Postschecamt in Berlin beschäftigt. Anfang 1920 und Hennigsdorfer Arbeiter in Erfüllung. Auch der Erweiterungswar auf dem Postschecamt eine Zahlfartenfälschung vorgekommen. bau am Bahnhof Friedrichstraße hat weitere 9.8 MillioSommer sprach hierüber mit Jahnke und letzterer regte im Gespräch nen Marf erhalten, während fast der gleiche Betrag( 10 Millionen) an, einen Bosticheckschwindel in Szene zu sehen. Als Teilnehmer für den Weiterbau der Umgebungsbahn, diesmal für die Strecke an dem Schwindel gewannen fie Stecher. Dieser wußte, daß die Michendorf - Mahlsdorf ausgeworfen worden ist. Die Inhaber des Rechtsburaus Schäfer u. Sieg ein Postschecktonto be- Umgestaltung der Bahnanlagen in Spandau nimmt fürs erste faßen und darauf wurde die Ausführung des Schwindels begründet. 21 Millionen Mark in Anspruch. Bon wichtigen Arbeiten, für die Sommer brachte auf dem Kontobogen der Firma Schäfer u. Sieg jedoch nur fleinere Beträge ausgeworfen sind, wäre zu nennen: ohne jede Unterlage 120 000 m. als angebliche Ueberweisung aus die Erweiterung der Straßenbrücke zwischen Stralau- RummelsKöln gut. Der Betrag wurde dann von Sieg, der auch angeflagt, burg und Treptow( 1,5 Millionen). aber wegen Krankheit nicht erschienen ist, abgehoben und es ers hielten Sommer und Stecher je 40 000 m., Schäfer und Sieg je 20 000 m. Jahnte befam von diesem Geschäft nichts ab. Noch ehe dieser Schwindel entdeckt war, wurde ein neuer Betrug Das Bezirksamt 14 hat die in Neukölln bestehende Garten. gleicher Art ausgeführt, zu welchem Jahnke den Sittel gewann, von arbeitsschule durch Hinzunahme von zwei weiteren Grundtem er wußte, daß er ein Beitschecktonto besak. Diesmal heimsten ftüden wefentlich erweitert, um auf diese Weise eine immer größere Nie zusammen arbeitenden Betrüger 180 000 m. ein. Bon dieser Bahl von Schulkindern diefer neuzeitlichen Einrichtung teilhaftig Summe ließ Sittei durch den in den ganzen Blan eingeweihten An werden zu laffen. Die überaus günstig gelegenen neuen Schulceflaaten Mau am 23. April 1920 120 000 m. und am 24. April gärten befinden sich an der Gehgerstraße und am städtischen Eport 38 000 und 20 000 m abheben. Die restlichen 2000 m. wurden bei plaz an der Grenzallee. Unter Einbeziehung des bereits im Vorder Entdeckung des Betruges gesperrt. Ein großer Posten des er- jabre am Briker Hafen des Teltowfanals eingerichteten ersten beuteten Geldes ist finnlos verjubelt worden. Die Post hat nur einen Schulgartens find auraeit die 5., 6., 19., 27., 28., 31., 32., 35., 37., fleinen Betrag zurüderhalten. Von den Rechtsanwälten Dr. Wis. 39., 40. Gemeindeschule und die I. Silfsschule mit zusammen 67 och. Justizrat Auerbach, Dr. Mar Kantorowicz und Dr. Klassen und rund 3200 Kindern an die Neuköllner GartenarbeitsBroell wurden für die im allgemeinen geständigen Angeflagten schule angefchloffen. Täglich erhalten daselbst etwa 22 Klaffen dem Befinden des überfallenen 73 Jahre alten Bigarrenhändlers mildernde Umstände erbeten, zumal einige von ihnen, wie der Sach- ihren naturkundlichen Unterricht, wobei sich Schüler und Schüleverständige, Sanitätsrat Dr. Lehnsen, zum Teil bestätigte, geistig rinnen zugleich auch praktisch betätigen. Eltern und sonstigen minderwertig sind. Der Gerichtshof verurteille Sommer zu Interessenten bietet sich bei gutem Wetter von 8 bis 12 hr Ge 3 Jahren Gefängnis, Jahnke zu 1 Jahr 9 Monaten, legenheit, burch Besuch der Schulgärten einen Einblick in das Secher zu 1 Jahr 6 Monaten, Schäfer zu 1 Jahr wirken dieser in der Entstehung begriffenen Gemeinschaftsschule zu 3 Monaten, Sittel zu 10 Monaten und Mau zu 1 Jahr gewinnen. 5 Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Auch wurde Ehrverlust auf 5 bzw. 3 Jahre ausgesprochen.
hus.
Der letzte Täter.
Erziehung zum Naturfinn.
Theater und Polizeiftunde.
Borgestern nachmittag erschien der Kraftdroschfenführer Wilhelm Heland auf der Bache des Bahnhofs in Potsdam und teilte mit, daß zwei Fahrgäste, die er von Spandau nach dem Hotel Sanssouci ge fahren habe, ihn um das Fahrgeld geprellt hätten. Auch sei ihm die Fahrt unheimlich gewesen, da die beiden sich ihm gegenüber äußerst verdächtig benommen hätten. Zwei Beamte begaben sich sofort nach dem bezeichneten Hotel und nahmen die beiden jungen Leute, den 18 jährigen Händler Alfred Krüger aus Hamburg und den 20 Jahre alten Hochschüler Ludwig Wessel aus Geismar, in ihrem Zimmer fest. Bei der Durchsuchung des Zimmers fanden die Beamten eine Aftentasche mit einer Eierhandgranate, eine Armeepistele, 50 Batronen, eine 6,5 Millimeter- Eelbstladepistole, Meißel, Stemmeijen, Feilen und mehrere verdächtige Papiere. Die beiden Sistierten waren durch die schnelle Berhaftung so völlig überrascht worden, daß fie, nachdem auch noch die Waffen und Einbruchswerkzeuge gefunden worden waren, ein Geständnis über einen beabsichtigten Raubmord an dem Chauffeur ablegten. Wie sie felbft angaben, wollten sie He land auf der Spandauer Chauffee erschießen und berauben, sind aber durch den regen Verkehr auf der Chauffee daran gehindert worden. mit aller Offenheit gestanden sie ferner ein, daß sie, wenn sie die Anfunft der Beamten geahnt hätten, diese ohne weiteres über den Haufen geschossen hätten. Zu dem Raubmordanfchlag in Neukölln erfabren wir, daß in Stegel aus der Sobrechtstr. 8 zum Glück eine Befferung eingetreten ist, so daß Hoffnung vorhanden ist, daß er doch noch mit dem Leben davonkommt, ein Umstand, der für die Aufklärung des Verbrechens ohne Zweifel sehr wesentlich sein wird, weil der Mann wichtige Angaben wird machen tönnen. Bisher fonnte er jedoch noch nicht bernommen werden, weil er immer noch sehr schwach ist.
folgen.
richten.
623328
Der Poften des Berliner Städtebaudirektors. Die städtische Mit Beginn der Sommerspielzeit hat der Verband der Deputation für Siedlungs- und Wohnungsweien bat jetzt die Stelle Berliner Bühnenleiter( Ortsgruppe Berlin des Deutschen eines Städtebaudirektors öffentlich ausgeschrieben. In der AusBühnenvereins) an das Ministerium des Innern das Aniuchen geschreibung dieses bedeutungsvollen Bostens heißt es: Die Ge richtet, die jetzt auf 11 Uhr abends festgelegte Polizeistunde auf meindebehörden haben die Schaffung der Stelle eines Direktors für Städtebau, Siedlungs- und Wohnungswesen beschlossen. Det Großes Aufsehen erregte am 1. november v. 3. in Spandau uheben, damit die Theater in der Lage find, ihre Vorstellungen Städtebaudirektor foll Generaldezernent für das gesamte Aufgabenein Faubmordanschlag, den Reichswehrsoldaten mit Handgranaten später beginnen zu können. Die Bühnenleiter begründen das das auf den Atthändler Mahnkopf verübten. Die Räuber lockten Mahn mit, daß ein nambafter Teil des Berliner Theaterpublikums und gebiet der Deputation für das Siedlungs- und Wohnungsweien Topf aus der Wohnung heraus und plünderten die Wohnung dann die Theaterangestellten, die größtenteils feine eigene Säuslichkeit und Leiter des Zentralamts für Städtebau und SiedUm den Bestohlenen, von dem sie fürchten mußten, daß er befizen, auf die Verpflegung im Gasthause angewiefen sind. Die lungswesen werden. Als Bewerber tommen nur solche Sträfte in ten Verdacht auf fie lenfen würde, beiseite zu schaffen, erfannen sie Theatervorstellungen müßten deshalb schon um 10 Uhr schließen, Betracht, die auf dem Gesamtgebiete des Städtebaus, des Siedlungseinen teuflischen Plan. Beim Verlassen der Wohnung befestigten weshalb ihr Beginn wiederum auf 7 Uhr, spätestens auf 18 Uhr und Wohnwesens in jeder Beziehung erfahren, organisatorisch befähigt, volkswirtschaftlich vorgebildet und mit dem Verwaltungss fie an der Tür mehrere Gierhandgranaten so, daß sie durch das angefeßt werden müsse. Die arbeitende Bevölkerung aber könne fich Deffnen der Tür explodieren mußten. Die Berechnung der Täter vor Beginn der Vorstellung weder die nötige Ruhe für ein Abend- dienst vertraut sind. Die Anitellung soll auf Privatdienstvertrag traf auch ein. Die Explosion richtete in der Wohnung und in dem eisen daheim, noch einen Gasthausbefuch zeitlich gönnen. Mit Rück mit der Aussicht auf lebenslängliche Anstellung bei Bewährung er Hause eine große Berwüstuna an, aber Mahntopf selbst tam mit dem ficht auf die schwere wirtschaftliche Lage, in der sich die meisten Deputation für das Siedlungs- und Wohnungswesen in Berlin 3 Bewerbungsgesuche sind bis zum 30. Mai d. J. an die Beben davon, wenn er auch schwere Verlegungen erlitten hatte. Krimi- Berliner Theaterleiter befinden, wird um rasche Erledigung der nalfommissar Trettin gelang es in wenigen Tagen. die aanze Bande, Eingabe gebeten. darunter auch den Urheber der Tat, den Gefreiten Willy Ebecke, zu ermitteln und festzunehmen. Einem der Verhafteten gelang es, auf einem Transport zu entspringen. Deshalb fonnte bisher die Sauptverhandlung gegen die Verbrecher nicht stattfinden, weil alle die Schuld auf den Flüchtigen, den Reichswehrsoldaten Günzel, schoben. Jetzt endlich gelang es Kommissar Trettin, ihn in Grajamo, an der polnischen Grenze, zu ermitteln und ihn dort mit einem Beamten in den Biingftfeiertagen bei einem Bauern, bei bem er fich unter falschem Namen als Knecht verdungen hatte, festzunehmen. Er brachte ihn gleich nach Berlin mit und führte ihn dem Unter fuchungsrichter vor. Nach dem Ergebnis ist Günzel aber nicht der Haupttäter, wie die anderen Verhafteten zu ihrer Entlastung in feiner Abwesenheit behaupteten, sondern nur einer der Verführten. 89 Mill. Mark für Groß- Berliner Eisenbahnbauten. Für Preußen- Heffen sind im Bereich des Etats der Reichseifenbahnen für einmalige Ausgaben für Bauten ufw. 1,58 Milliarden
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Stine Menschenfind.
III. Der Sündenfall.
Bon Martin Anderfen Rego.
Was ist mit dir?" fragte Karl, als sie zur Mittagszeit
nach Hause tam, mit gerötetem, verweintem Gesicht.
Ich möchte so gern die zu Haus besuchen," sagte sie. ,, Dann lauf nur, wenn mir gegeffen haben," sagte er. Ich werd' schon das Bieh beforgen. Sie ist nicht zu Hause, fie ist in der Stadt." Er liebte es nicht mehr, Mutter zu jagen.
Zur Eröffnung der Städtischen Badeanstalt Bärwaldfirahe ver anstaltete der Streis I des Arbeiter Waiieriport- Vers Am gestrigen Dienstagnachmittag fanden in der Philharmonie, bandes am 8. Mai ein Hallenschwimmfest. Stadtrat Dittmer, im Lehrervereinshaus und in den Spichernfälen drei große Kund- der Vertreter des Bezirks Hallesches Tor, betonte in seiner Ers gebungen statt, in denen gegen die letzten Borgänge und gegen den öffnungsrede, daß die städtischen Behörden alles daran seßen werden, Bersuch einer Teilung Oberschlesiens von bekannten Parlamen- um die Badeanstalt im nächsten Winter offenzuhalten. Wir boffen, tariern protestiert wurde. In der Philharmonie sprach Genosse daß die Arbeiter- Schwimmbereine gegen die dem Deutschen SchwimmGiebel. Das deutsche Volk in Oberschlesien habe burch die Abstim verband angeschlossenen Vereine mehr Berücksichtigung bei der mung sein Urteil gesprochen und der Oberste Rat babe nur noch nächsten Winterbadesaison bei der Verteilung der refer dieses Urteil zu vollziehen. Man suche in Frankreich trotz der An- vierten Badestunden finden, da die Arbeiter- Schwimmer nahme des Ultimatums nach einer Ursache zum Kriege und geniere nach der Statistik regeres Interesse für diesen gefunden Sport zeigen. sich nicht, gegen bas mehrlose deutsche Volk zu marschieren. Bei den Vorführungen und Wettkämpfen waren die„ Freien Deutschland werde freilich Herrn Foch keine Gelegenheit geben, die Schwimmer- Charlottenburg" im gemifchten Reigen und die Damen Zustände des Dreißigjährigen Krieges zu erneuern. Es ereignete von, Welle" im Figurenliegen ganz ausgezeichnet. Die Wettkämpfe h dann ein merkwürdiger Zwischenfall. As unfer Genosse davon zeigten, auch ohne Diplome, daß die Arbeiterschwimmer in nidis sprach, daß der Appell an das Weltgewissen bei der französischen aurücstehen und sollte allen noch in bürgerlichen Schwimmbereinen und englischen Arbeiterschaft Widerhall finden werde, begegnete er befindlichen Arbeiterkindern und Genossen zu denken geben. Einen bei einem Teil der Versammuung Widerspruch, der sich in zum Teil scharfen intereffanten Kampf gab es in der Männerbruststafette, die Ja, das war brav von dir, du hättest ja nicht zu| Unterhaltung folgte. Man fonnte nicht recht wissen, was für tommen brauchen," sagte er und legte den Arm um ihre Gedanken sie sich über das Ganze machte. Schulter. Verstehen hätt' ich es tönnen, wenn du fortgeblieben wärest. Hast du der Mutter guten Tag gefagt?"
-
Stine nidte, fie war noch nicht ganz ruhig; öffnete sie den Mund, um zu antworten, so fonnte die Gemütserregung fie leicht überwältigen. Und heulen wollte sie nicht mehr, nicht
um alles in der Welt! Das taten nur Kinder und halb
erwachsene Mädel!
"
Lars Peter setzte sich auf einen Vertäuungspfahl und zerrte die langen Stiefel ab; fie reichten ihm bis zur Hüfte, und die Prozedur lief nicht ohne Gestöhne ab. Man fängt an, steif zu werden," sagte er ächzend... ,, und dann die Gicht in den Gliedern. Entweder meldet sich das Alter, oder man fann das Handwerk nicht vertragen."
Gegen Abend mußte Stine wieder aufbrechen; Lars Beter begleitete sie ein Stück. Findest du nun nicht, das Mutter sich verändert hat?" fragte er, als sie über die Hügel meg waren.
fie
,, Sie sieht schlecht aus," erwiderte Stine ausweichend;
-
war nicht überzeugt davon, daß Sörine pon dem Aufent balt drüben ein zärtlicheres Gemüt bekommen hatte. ,, Ja, die Luft dadrin hat sie angegriffen. Aber sie hat sie schimpft nicht mehr so." iezt auch einen anderen Sinn,- ,, as fagt sie zu den Dingen hier im Dorf... zu dem Krugmirt und allem... und dazu, daß wir das Elsternnest verkauft haben?" Sörine stand in der Küche und wusch, als Stine fam. Ja, was fagt fie dazu? Eigentlich sagt sie ja nichts, ,, Na, was sagst du nun zur Mutter?" fragte er, während Ihre sommersprossigen Arme waren unheimlich mager und hantierten so seltsam unsicher mit der Wäsche, als hätte sie sie zum Hause hinschlenderten. Sie ist ja allem noch ein sondern schweigt vom Morgen bis zum Abend. Und sie will sie scheut Gesellschaft. früher nie zu waschen versucht. Hohlwangig war sie geworden, bißchen fremd," fuhr er fort, als Stine nicht antwortete. nicht in einer Stube mit uns liegen, bleich und fledig; das Gesicht ließ das Licht nicht zurückstrahlen. Aber darüber fann man sich ja nicht wundern wo sie Es ist auch schwer, fie ins Freie zu treiben, fie geht nur am Sie hat sich sicher brüber Abend aus. Und doch scheint es mir, als ob sie zufriedener Mit fremben Augen starrte sie Stine an, wie ein aufge- fo viele Jahre eingesperrt war. - Ja, du hast es vielleicht nicht so wäre, auch mit unsereinem." scheuchtes Tier, so schien es Stine. Dann trodnete sie sich die gefreut, bich zu sehn. ,, Und die Nachbarn?" fragte Stine gespannt. Hände an der Schürze und hielt eine flamme Hand hin. Stine merken fönnen, fie versteht es noch nicht, die richtigen Worte für ihre Gedanken zu finden. Aber man fann gut merken, Ja, die Nachbarn, die schielen ja tüchtig nach unserem ergriff sie, ohne die Mutter dabei anzusehen. So standen die beiden einander eine fleine Weile gegen- daß fie doch ein warmes Herz für uns alle hat. Gott sei Dant. Hause hin. Und die Kinder kommen heran und gaffen zur über und wußten weder aus noch ein. Stine war es weich daß wir sie wieder zu Haus haben! Und nun sei bu auch Tür herein, vielleicht werden sie von den Erwachsenen gesie kann's brauchen; die schickt. Wenn sie dann Mutter zu sehen kriegen, stürzen sie ums Herz; sie war dem Weinen nahe, hätte sich der Mutter ein bißchen freundlich zu ihr, an den Hals werfen können bei der geringsten Annäherung Leute hier im Dorf betrachten sie ja nicht gerade mit milden freischend davon, als ob der Teufel ihnen auf den Terfen Blicken. Sie meinen wohl, sie hätte eigentlich drüben bleiben wäre. Das trägt ja nicht dazu bei, daß sie zur Ruhe kommt." sollen; darum müssen wir andern versuchen, ein bißchen gut
Don Sörines Seite.
Aber Sörine regte sich nicht. ,, Bater und die Kinder sind im Hafen," sagte sie endlich, mit einer Stimme, die weder zu ihr zu fein." Blut noch Klang hatte. Stine ging dorthin, froh über den Anlaß, von ihr weg zu kommen.
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„ Sie glauben, daß sie ein eingebranntes Mal auf der Stirne trägt," erklärte Stine. Sie hatte es selber geglaubt und war erstaunt darüber gewesen, daß es nicht der Fall war. Hat niemand euch eingeladen?" fragte fie.
Sörine hatte ben Kaffee gemacht. Lars Peter nahm es als eine Freundlichkeit hin und sah sie dankbar an; er war gut gelaunt. Sie ging schweigend umher und sorgte für die" Nein, noch nicht. Aber eines Tages spricht mohl der Lars Peter stand unten im Laderaum des Deckbootes Familie; wie eine Fremde, fast wie ein Gespenst bewegte fie eine oder andere vor und sagt guten Tag, wenn die Leute und machte rein; die Kinder faßen auf dem Bollwert. Er sich; eine undurchdringliche Luftschicht war zwischen ihr und sich einmal an die Lage gewöhnt haben. Mehr als einer arbeitete sich aus der Lufe heraus und fam ans Land. Das den andern. Die Kinder hatten sich noch nicht mit ihr auf hat Luft dazu; aber der eine getraut sich nicht vor dem anwar brav von dir, bei uns vorzusprechen," sagte er froh be- vertrauten Fuß geftellt; man fah es ihren Augen an, die jede dern." wegt und gab ihr die Hand. Schönen Dant dafür!" Bewegung Sörines mißtrauisch verfolgten. Und sie selbst sah Lars Peter sah Stine erwartungsvoll an, um eine Bebeinahe aus, als wäre sie unversehens aus einer Welt herab- stätigung seiner Hoffnung zu erlangen, aber fie schmieg. Und gefallen, wo man seine Tage ganz anders zubrachte. Stine diefes Schweigen war ebensogut wie viele Worte; sehr hell fragte sich erstaunt, ob sie überhaupt sehe und höre, was um erschien ihr die Zukunft wohl nicht. fie vorging; nicht einmal die Augen verrieten, daß sie der
,, Ach, Vater, das sollst du nicht fagen," erwiderte Stine mit verzerrtem Gesicht. Sie war nahe daran loszuheulen. Alles stürmte plöglich auf sie ein, weil er es auf diese Weise auffaßte.
( Forts. folgt.)