Eitel Irieörich verurteilt! Mark Geldstrafe wegen Kapitalsverschiebung.
Der Kapstalfluchtprozeß gegen den ehemaNmn Prin- �en� Eitel»Fnedrich begann heute vor der 9. Strafkammer des Land- gerichts I. Die zahlreich erschienenen Neugierigen kamen nicht auf ihr« Aasten, da die Karten zum Zuhörerraum bereits vorher ausgegeben waren,— an wen, ist uns unbekannt. Den Vor- sttz führt Landgerichtsdirettor Rehn, die Anklage wird in An- Wesenheit des Teneralstaatsanwalts vom Ersten Staatsanwalt v. C l a u f e w i tz vertreten. Als Verteidiger fungieren die Nechis- amvAte Dr. Wangemann und Brugfch. Dem Angeklagten wird gestottet. nebe» feinen Verteidigern Dlah zu nehmen, angeblich, weil er fortwährend Einsicht in feine Papiere nehmen muß, was ihm auf der Anklagebank nicht möglich fei. Die Verhandlung beginnt mit der Verlesung des Eröffnunzs- befchluffes des 2. Strafsenats des K a m me r g e r i ch t s. Das Verfahren war nämiich schon einmal von der Beschlußkammer der 12. Strafkammer d.-s Landgerichts I eingestellt worden. Hiergegen hatte die Staatsanwaltschaft, vertreten durch den General- ftaatsanwalt, Beschwerde eingelegt, welcher der 2. Strafsenat des Kammergerichts stattgab und die Eröffnung des Verfahrens an- ordnete. Nach diesem Beschluß wird dem Angeklagten ein verstoß gegen das kapitalfluchtqefeß zur Last gelegt, begangen dadurch, daß er geschäftliche Verabredungen und sonstige Handlungen getätigt hat, die dazu bestimmt waren, die durch die Vorschriften der Verordnung der Doltsbeauftragten Ebert und Haafe vom 21. November 1918 in den 88 1 und 2 bezweckte Kenntnis der Steuerbehörde über das Verbringen von Deinnögenswerten ins Ausland zu vereiteln. Dies soll dadurch geschehen sein, daß der Angeklagte dem Banthause Grusser, Phillppson u. To. in der Doßstraße 18 Wertpapiere in Höhe von ZZ7 000 Bit. übergab, damit der Bankier Grusser sie auf seinen Namen lGrusser ist Holländer) durch eine Bank nach dem holländischen Stammhaus der Firma bringen sollte.— Noch der Verlesung beginnt Die Vernehmung des Angeklagten. Eitel Friedrich(auf Befragen des Borsitzenden): Der Bankier Grusier ist mir durch einen später verstorbenen nahen Ver- wandten(den früheren Prinzen Joachim) als ein sehr t ü ch- tiger Geschäftsmann bezeichnet worden und ich habe ihm die Papiere lediglich zur Sicherheit geben lasten. Vors.: Wann geschah die«? Angekl.: Im Jahre 1918. Vors.: Ist Ihnen über die Tätigkeit des Gruster irgend etwas Näheres gesagt worden? Angekl.: Nein. Der Vorsitzende hält dem Ange- klagten die Ausstellung der Wertpapiere vor, welche ergibt, daß es sich zumeist um Industriepapiere handelt. Vors.: Haben Sie Gruster diese Papiere mit einem Mole übergehen? Angekl.: Nein: zu verschiedenen Zeiten. Vors.: Wa» hat Gruster mit den Papieren gemacht? Angekl.: Ich taxiere(!). daß er sie nach Holland gebracht hat. persönlich weiß ich nicht, ob sie schon drüben sind(ll) Vors.: Haben Sie irgend etwas mit Gruster verhandelt, was mit den Papieren geschehen sollte? Angekl.: Nein! Dos hat alles eine dritte Person getan und diese ist v e r st o r b e n. Vors.: Haben Sie Gruster den Auftrag gegeben, die Papiere lediglich zu oerwahren? Angekl.: Jawohl. Ich wollte sie lediglich in Sicherheit wissen. An irgendeine Benachteiligung der Steuer- b e h ö r d e habe Ich überhaupt nicht gedacht. Vors.: Warum haben Sie die Papiere nun sicherstellen wollen? Angekl.: Ich befand mich damals in einem Not- stand, well durch die Verordnung vom Novembxr 1918 nicht nur dos Kronvermögen, sondern auch unser reines Prioatoer- mögen beschlagnahm: werden sollte. Außerdem war unsere versönliche Sicherheit gefährdet, wir erhiellen D r o h u n- gen, unser Haus in die Lust gehen zu lasten, Raub und Diebstahl ist in unserem Haus» passiert, so daß ich nicht mehr sicher war. ob die Papiere nicht eines Tages geraubt werden würden. Ich mußte nun daran denken, wenigstens meine Frau vor Not zu schützen, wenn mir etwas passieren sollte. Vors.: War Ihnen nicht bekannt, daß man aus Deutschland nicht Wert- papiere ins Ausland bringen durste? Angekl.: Davon �uar mir damols überhaupt nicht» bekannt. Ich wußte nur etwas uon der geplanten Beschlagnahme. Ich war kurz vorher aus dem Kriege zurückgekommen und wußte nur, daß wir mit einer Bank überhaupt nicht verkehren durften. Vors.: Sie haben sich aber früher in einem Protokoll dahin ausge- jprochen, daß Sie im allgemeinen gehört hätten, jede Verschiebung uon Vermögen sei verboten. Angekl.: Es war mir bekannt, daß sich die Verordnung vom November 1918, die sich in der Haupt- sache gegen un» richtete, in erster Linie das steuerliche Interesse im Auge hatte. Dieses Interesse kam bei mir zu jener Zeit ober gar nicht in Frage, da ich damals noch gar keine Steuerveranlagung hatte. Die Verantwortung trage er natürlich selbst. Vors.: Bei Gruster ist ein Essettentonto geführt worden auf den Decknamen„Zrih von Eitel'. Wie ist es zu diesem Decknamen gekommen? Angekl.: Das ist mir unbekannt, das Hot'der Bankier Gruster selbst gemacht. Stootsonw. v. C l a u f e w i tz: Wie erklären Sie den Widerspruch -wiichen Ihren heutigen Bekundungen und Ihrer Auslastung vor dem Generalstaatsanwalt, unter' welchem Sie gesagt haben, daß Ihnen bekannt war. daß eine Verschiebung von Kapital und Papieren ins Ausland verboten war. Angekl.: Ich war mir damals nicht so klar gewesen. Staatsanw.: War Ihnen nicht bekannt. daß dos hanptsächllchste Gefchäst des Grusserscheu Betriebes die verbringung von Sapitalleu von Inländern ins Ausland war. um der Besitzsteuer zu entorhen und daß sich viele Versonen höherer Kreise. Arillotralen. Landwirte nsw. sich de? Vermittlung des Ban- kiers Gruster zu solchen Verschiebungen bedienten. Hat sich der An- geklagte nicht über die Firma näher unterrichtet? An- yetl.: Leider nicht. Ich war völlig vertrauensselig. als ich die Papiere dem Bankier Gruster übergab. Die Bernehmung des Angeklagten war hiermit beendet.
Als Zeuge wird dann Zofflnspekior Mllhusen vernommen. Er gibt Auskunft über das Amsterdamer Bankhaus Philippsson, Gruster u. Co. Es bestand bei den Behörden de-- Verdacht, daß das Vonkliaus seit einem Jahre sich mit Geschäften befaste, die mit dem Gesetz nicht übereinstimmen. Bei einer Durchsuchung 1929 wurde eine Blappe beschlagnahmt, die den aufgeklebten Marken zufolge er st kurz vorher von Holland gekommen sein mußte. Außer- dem wurde eine Tasche gefunden, die eine Unmenge Kontenauszüge enthielten, ferner Aufstellungen von Effekten u, o. Unter den beut- scheu Kunden des Bankhauses befand sich auch Eitel Friedrich (der Zeuge sagt: Königliche Hoheit). Aus einem aufgefundenen Ge- heimbuch ging hervor, das Konton in Amsterdam lautete: Fritz von Eitel und daß die Papiere in Amsterdam auf dieses Sonko gebucht waren. Gruster ließ sich in der Regel die Gelder oder Po- piere selbst übergeben. Er zahlte sie dann bei hiesigen Banken auf seinem Namen ein. Damit waren sie ausländische Wert- guthaben und er konnte sie somit ganz einfach nach Holland -iehen. Ob es in diesem Falle auch so geschehen ist, kann ich nicht sagen. Vors.: Was ist aus den anderen Fällen geschehen? Zeug e: Etwa 18 bis 19 Fälle sind durch Strafbefehle erledig.. Vors.: Wie waren diese Strafen? Man möchte doch gerne wisten, wie die anderen Fälle aufgefaßt worden sind, um eine gewisse Gleichmäßigkeit herbeizuführen. Zeuge: In einem Falle wurde auf 109 920 TU. Geldstrafe und der Einziehung des Ver- mögens von 500 OSO BT. erkannt, bei kleineren Delikten war die Strafe geringer, Vors.: Wurde dabei angenommen, daß die Ver- schiebungen geschahen zwecks Steuerhinterziehung? Zeuge: M e i- st e n s, in einigen Fällen war es auch eine reine Kapitalsverschie- bung. Als Zeuge der Verteidigung wird dann der Privatsekretär Franz W e r g i n vernommen, der für den damaligen Prinzen die Kontobücher geführt hat. Aus den Büchern ergibt sich, daß die an Grusier übergeführten Papiere weiter als Vermögensbesttz in den Büchern geführt worden sind. Bert. R.-A. Wangemann bittet zu erlauben, daß sich sein Klient evlsernen dürfe, da er sich zur Sache ausgelassen und keine Erklärung mehr abzugeben habe. Der Vorsitzende ist damit einverstanden. Darauf nimmt der Staatsanwalt dos Wort zu seinen Anträgen. Er führt aus, daß.selbstverständlich' nur»ine Geld st rase in Frage komme, doch dürfe sie nicht zu gering sein. Es müste die Stellung des Angeklagten und seine Vermögensverhältnisse m Betracht gezogen werden. Andererseits konstruiert der Staatsanwalt Milderungsgründ« daraus, daß der Angeklagte mit der Möglichkeit eines neuen Umsturzes rechnen konnte, der noch radikalere Parteien ans Ruder brächte, die nachher sich nicht mehr an die Gesetze hiel- ten. Der Staatsanwalt beantragt eine Geldstrafe von 15 000 Mark. Im Nichtbeitreibungssalle für je IS Mk, einen Tag Gefängnis. Außerdem beantragt er, die hinterzogen» Summe als dem Reiche verfallen zu erklären. Darauf erhalten die Verteidiger das Wort. Sie bestreiten u. a. die Rechtsgültigkeit der Verordnung über die Kapitalsverschie- Hungen und beantragen Freisprechung des Angeklagten. Nach kurzer Beratung fällte das Gericht folgendes Urteil: Der Angeklagt« wird wegen Vergehens gegen 88 1 und 6 der Perordnung vom 21. November 1918 und 88 1 und IS des Kapital- fluchtgesetzes zv 5000 Mar? Geldstrafe. im Nichtbeitreibungssalle für je IS Mk.«in Tag Gefängnis oerurteilt. In der Begründung des Urteils erklärt das Gericht, daß der Angeklagte nicht aus ehrenrührigen Motiven gehandelt habe. Daher feien S999 Mk. Geldstrafe eine angefressene Sühne. • 5000 Mark sind zwar für einen Hohen Mern ein Trink« stell», aber die Hohenzollernehre hat mit diesem UrteileinunheilbaresLoch. Es ist festgestellt, daß ein Prinz des Hauses, der zurzeit sogar als besten Chef fun- giert, Kapitalien ins Ausland verschoben hat, und zwar durch Vermittlung eines Bankhauses, dessen Hauptgefchästszweig in der unerlaubten Kapitalverfchiebug bestand, dessen Inhaber also schlechthin als Schieber bezeichnet werden müssen. Die Gemeinschaft zwischen Hohenzollern und Schiebertum ist damit gerichtlich festgestellt. Sie erstreckt sich nicht nur auf die Person des Eitel Friedrich , sondern dieser selbst hat die Hauptschuld auf seinen durch Selbstmord geendeten Bruder Joachim gewälzt(was wir nicht gerade ritterlich finden), und andererseits ist bereits be- kannt, daß auch der ehemalige Kronprinz und seine Gattin Eecilie zu dem Schieberhaus Grusser enge Berbin- d u n g hatten. Als Genosse Hermann Müller diese Angelegenheit am 22. November 1920 im Reichstag enthüllte, bekam die reak- tionäre Presse Tobstichtsanfälle. Sie brachte sogar ein offiziös aussehendes Dementi, in dem es hieß:„In Wahrheit ist b e- reits fest gestellt(!), daß auch nicht ein Mitglied des früheren preußischen Königshauses irgendwelche Beziehun- gen zu der Firma Grusier, Philippson 'u. Co. hatte." Vor Gericht ist heute das Gegenteil und damit gleichzeitig festgestellt worden, daß die reaktionäre Presse einfach das Blaue vom Himmel heruntergeschwindelt hat. Ein Zollernprinz als Kapitalschieb er verurteilt! Allerdings eine bittere P ille für die Leute, die eben erst in Potsdam demonstrierten. Aber für den Kundigen nur ein kleiner Abschnitt aus dem langen Kapitel, dem man die Ueberschrift geben kann: ,.L e r d i e n st e der Hohen- zollern".
Der Telephonhorcher. Der hier schon gekennzeichnete Herr Luck-Lotzmann sendet uns folgende Berichtigung: 1. Unwahr sst. daß es sich um.Telephon klossch'..»ierphan- taflen' oder.Schwindel' bei meinem Bericht Handels bzw. daß die Ausführungen nach Herrn Millers Behauptung.unwahr" � Wahr ist. daß sich der Vorgang, wie in der.Deutschen Zei- Nmg' geschildert, abgespielt hat und durch die anderen beiden Herren, die nicht auf dem Boden der Deutschnationalen Volkspartei stehen dürften, als Zeugen erhärtet werden kann. 2. Unwahr ist, daß Ich das Ferngespräch„aufgesangen" habe. Wahr ist, daß Herr Müller uns zu unfreiwilligen Zuhörern macht». 3. Unwahr ist, daß ich Deutsch-Oesterreicher sein soll. Wahr ist, daß ich Reichsdeutscher bin. Luck-Lotzmann. Trotz dieser Berichtigung bleibt Herr Luck-Lotzinann gänzlich unglaubwürdig. Wir behaupten zunächst, daß jemand, der zufällig ein im selb« Zimmer geführt« Telephongespräch anhört,
und dabei nur die Ausführungen der einen Seite, nicht die Antworten der Gegenseite vernimmt und daher auch nicht weih, woraus sich die von ihm gehörten Ausführungen beziehen, gar nicht imstande ist, objektiv über das TelephongesprSch zu berichten. Selbst wenn er ein paar Brocken auffängt, so sind die gröbsten Mißver» ständnisse unvermeidlich, und sie sind hier totsächlich Herrn Luck-Lotzmann unterlaufen. Im höchsten Maße verdächtig bleibt ferner, daß dieser ehren- werte Lauscher erst volle anderthalb Jahre nach diesem Ge- spräch mit seiner angeblichen Kenntnis herausrückt. Wmn Herr Luck-Lotzmann sich wirklich über das Gehörte entrüstet hätte, so hätte er es nicht anderthalb Jahre mit sich herumgetrogen. Das ganze Gebaren dieses Herrn, der einen nachgesuchten, ge- währten Empfang dazu benutzt, um lange Zeit danach zu.ent- hüllen", was er bel dieser Gelegenheit aus unverstandenen Tele- phongesprächen aufgeschnappt Hot, ist schließlich ein neuer Beweis dafür, wie man vom Standpunkt des allgemeinen Anstandes diese allde-uschen Ehrenmänner einzuschätzen hat, und wie man in jeder Lage am besten tut, sich diese ehrenwerte Gesellschast f ü n f S ch r i t t e vom Leibe zu halten.
GroßSerün /lm Golöfischteich. Rosig blühende Kastanien umsäumen den Goldsischteich am Tier- garten und der Blütenregen rieselt auf ihn hernieder in ständigein Fallen. Leiser Wind weht taufende von diesen rosigen Geschöpfen zusammen, so daß Teile des Wassers mit einem dichten rötlich schimmernden Teppich bedeckt sind. Mit großer Klarheit spiegelt sich das Grün in zahllosen Abstufunzen, spiegeln sich die Kerzen und der Himmel in dem Dunkel des Teiches wieder. Dazwischen huschen große Goldfische bald hier und bald dorthin, zuweilen stehen sie auch träge auf einer Stelle, als ob sie müde wären und schliefen. Am Rordrand des Teiches hastet der Berkehr der Charlottenburger Chaussee, im Süden aber leuchtet das weiße Denkmol der Beethoven , Halchn und Mozart , die hier trotz der lebensfreudigen Umgebung fast fremd onmuten. Gärtner harken und klopfen die Ufer fest. Doch in unbewachten Augenblicken treten ungezogen« Kinder das sorg- sam Geschaffene mit horten Schritten wieder entzwei. Mäuse lausen mit erstaunlicher Frechheit umher und ihre kleinen, sowohl listig als brutal blickenden Augen scheinen überall Fn sein. Finken und Rot» kehlchen. Drosseln und Spatzen fliegen dazwischen und ihr munterer Gesang bildet einen schrossen und doch so lieblichen Gegensatz zu dem Getute der stauboufwirbelnden Autos und dem Geklingle der Straßenbahnen. Zu jeder Tageszeit sitzen und gehen hier Menschen umher. Mütter und Kindermädchen, die spielende Kinder zuweilen zu wenig, häufig aber auch zuviel beaufsichtigen, flirtende Backsische und auch solche, die im Tagesgetriebe einige Augenblicke erobert haben, in denen sie das heitere Bild, dos sich hier bietet, genießen können. Stähle, die nur gegen Entgelt benutzt werden dürfen, sind ebenso besetzt wie die Bänke, aus denen das Sitzen nichts kostet. Unter dem schützenden Laubdach läßt es sich so gemütlich träumen oder lesen. Junge Frauen und Mädchen sticheln an zarten Handarbeiten, andere aber sind in emsigem Gespräch über den neuesten Klatsch oe�» tieft:„Denken Sie sich nur, Gehermrats Aelteste und Span- nung wächst auf allen Gesichtern. Am Denkmal lehnt ein Fahr- rad, daneben steht eine Stoffelei mit einem Stückchen Pappe, auf dem ein Kunstbeflissener mit Eifer und Fleiß ein Abbild dieses Teiches sich zu schaffen bemüht: auch auf seinem Bilde spiegeln sich die Bäume im Wasser, aber das allerschönste, der süße Llütendust und die linde Maienluft und die tausendfältigen Abstufungen, die die Sonnenstrahlen in dem Grün der Bäume schaffen, fehlen auf seinem farbenfreudigen Bilde. Das läßt sich nicht malen, nicht knipsen und auch nicht schreiben, das läßt sich nur erleben. Die Parks sind ein Segen für die Großstadt. Berlin besitzt leider nur zu wenige. Longe, weite Straßen liegen zwischen den einzelnen und tausende wissen nicht, wo sie zu finden sind. Tragisches Cnöe einer Männer-Jreunöschast. Ein Bechtsanwalk erschossen. Ein Mord und ein Selbstmord, dessen Veranlassung noch nicht ganz geklärt ist, beschäftigt die Steglitzer Kriminalpolizei. In dem Hause Freaestr. 42z wohnte seit Kriegsbeginn der Rechtsanwalt Dr. Ernst Martens. Seit Iahren verkehrten bei dem Rechtsanwalt viele junge Leute, die ebenso wie der Anwalt besonders veranlogt sind, darunter auch der jetzt 22 Jahre alle Arbeiter Erich Fichte. Die Beziehungen zwischen Dr. Martens und Fichte scheinen in der letzten Zeit getrübt gewesen zu sein. Ueber die Gründe konnte bis- her keine Klarheit gewonnen werden. Jedenfalls faßte Fichte den Entschluß, seinen bisherigen Freund und sich selbst umzubringen. Gestern war Fichte mit Erlaubnis des Anwalts wieder einmal in dessen Wohnung. Er kam aber diesmal nicht ollein, sondern brachte noch zwei junge MäNner mit. Einer von diesen begab sich in die Wohnung von Fräulein Schüler, bei der der Anwalt früher gewohnt halle , die ihm nach wie vor die Wirtschast besorgte und mit ibm auch eine Fernsprechverbindung hatte. Fichte und ein gewisser Kirchner aus Steglitz weilten bei Dr. Martens. Gegen 11 Uhr abends tlin- gelte es bei Fräulein Schüler. Dr. Martens teilte ihr mit. daß Fichte furchtbar aufgeregt sei. Gleich darauf hörte sie durch den Fernsprecher mehrere Schüsse fallen. Sie und der junge Mann, der bei ibr war. eilten nun in die Wohnung des Anwalts. Hier lag Dr. Martens mit einer Schußwunde im Kopf auf dem Boden. Er gab noch schwache Lebenszeichen von sich. Fichte lag mit einer Schußwunde in der rechten Schläfe auf dem Ruhebett. Er war be- reits tot und der Rechtsanwalt starb bald darauf»j-enfalls. Auf die Benachrichtigung der Steglitzer Kriminalpolizei �nsichienen als- bald Kriminaloberkommissar Heßler und Kommissar Hasenjäger mit mehreren Beamten, um den Beiund und den Tatbestand anfzu- nehmen. Sie fanden bei Ficht« Aufzeichnungen an seinen Bater. durch die er über sein Geld und seine sonstige Habe verfügte. Aus anderen Briefen ersahen sie, daß Fichte mit der Absicht getominen war, den Anwalt und sich selbst zu erschießen. Ueber den Grund äußerte er sich aber auch in diesen Briefen nicht. Der junge Mann. der sich mit Fichte in der Wohnung befunden hatte, wurde als ein gewisser Kirchner aus Steglitz festaestellt, aber noch nicht ermittelt. Er wird ohne Zweifel über die Veranlassung zu dem Mord rmd Selbstmord genaue Auskunft geben können. Was verlangt die nene Lage von den Kranen? Ueber dieses Thema sprachen in der Funktionärinnentonferenz in der Bochumer Straße die Genossinnen R g n e ck und Böhm- S ch n ch. Die Genossin Ryneck führte etwa folgendes ans: Das Ver- hängnis unserer Partei ist es, in der größten Not unseres Landes zu retten, was zu retten ist. In der größten Not einzuspringen fällt als Aufgabe jetzt tatsächlich immer der Partei zu, die bis No- vember 1918 von allen geächtet war. Nachdem die Rednerin dann eingehend über die Arbeit der Partei in der Nationalversammlung und in der Regierung gesprochen hatte, erörterte sie die Enttäuschung, die uns unsere ehemaligen Feinde bereiten. Denn seit Januar 1919 führen diese Krieg gegen Frauen und Kinder. War die Unterzeich- nung des Friedensvertrages schon hart, so war das, was der S. Mai brachte, noch schlimmer. Schon im März war die Lage kritisch und vielleicht ist gegen die bürgerliche Regierung doch der Vorwurf zu erhöhen, daß sie in der Zeit nicht jegliche Gelegenheit ausnutze, um zu zeigen, daß wir das Menschenmöglichste, tun wollen. Zurzeit kann man sich übr die Größe der Verpflichttmgen gar keinen Be- griff machen. Nachdem die Vortraaonde dann eingehend über das bekannte Kapitel der Entwaffnungsfrage gesprochen hatte, betonte sie scharf, daß es ein Unrecht ist, uns restlos zu entwaffnen, während man drüben mit den Waffen rasselt und über uns herfällt, wie z. D. in Oberschlesien . Bei der Erwägung über Annahme oder Ablehnung des Ultimatums kam ja nicht allein die Besetzung des Ruhrgebiets, sondern auch dessen Folgeerscheinung in Frage. Die Franzosen hätten lieber ein Nein gesehen. Doch auch die Deufichnotionolen und die Deutsche Dolksvartei bekannten sich erst zum„mutigen" Nein als sie wußten, daß andere da waren, die die ausschlaggebende Berant- wortnng für ein La übernahmen. Für uns aber gilt es, das ein- mal Begonnene auch durchzuführen. Natürlich werden die Gegner nun wieder für alles, was kommt, die Sozialdemokratie verantwort- lich machen. Jedoch dürfen wir uns dadurch nicht beirren lassen. sondern müssen treu zum Bcsck)lusse der Partei stehen. Für die Frauen gilt es, diese Aufgaben gemeinsam mit den Männern zu � erfüllen. Die Genossin Bohm-Schuch legte dann die Gründe dar. die unsere Partei zwangen, in die Regierung einzutreten. Eine Ablehnung des Ultimatums war üborchaupt nicht möglich. Das Rein der Deutschnationalen und der Deutschen Nolkspartei hätte neuen