krat, für ihn gekvmmen ist, so ist eben nur ein NationaMbe- roier durch einen andern ersetzt worden. Hermes , der im Amt gebliebene Ernährungsminister, der dem Zentrum ange- hört, hat der Sozialdemokratie mehr Anlaß zur Kritik geboten, als die drei volksparteilichen Minister der früheren Regierung zusammengenommen. Koalitionen sind eben immer Hebel, leider nur zu oft notwendige Uebel, und darum auf das unbedingt Notwendige zu beschränken. Daß für die Sozialdemokratie die Notwendigkeit bestand, die alte Koalition mit Demokraten und Zentrum zu erneuern, wenn sie nicht die Franzosen ins Ruhr- revier einrücken lassen wollte, gibt unter vier Augen auch jeder Unabhängige zu. Jetzt wird es Aufgabe der neuen Regierung fein, sich durch Klarheit ihres Programms und Festigkeit ihres Willens eine Mehrheit zu schaffen. Das ist viel besser, als wenn sie sich angstvoll«ach neuer Bundesgnossenschaft umsieht, durch die sie sich nur mit neuem Mißtrauen belasten würde. Wer der Deutschen Volkspartei nachläuft, läuft von der Sozialdemokratie fort und gefährdet die Fundamente des neuen Regierungsbaues, statt sie zu festigen. Und olle vierzehn Tage eine neue Regierung, das erträgt das deutsche Volk in seiner gegenwärtigen Lage nicht! * München , 18, Mai. Die Korrespondenz Hoffmann stellt amtlich fest, daß die Nachricht, dem bayerischen Handelsminister Hamm sei da« Reichsfinanzministcrium angeboten worden, wie etwaige sonstige Meldungen über einen Eintritt eines bayerischen Mi- n i st e r s in das Kabinett aus der Luft gegriffen sind.
Reich und Sapern. Die Meldung der„TU." über eine Noteder Reichs- regierung an Bayern in der Entwaffnungsfrage wird von einem hiesigen Spätabendblatt dementiert. An maß- gebenden Stellen sei von dieser Note nichts bekannt gewesen. Dem gegenüber hält die„TU." ihre Meldung voll aufrecht und teilt weiter mit, daß der bayerische Ministerrat sich am Donnerstag mit der Note der Reichsregierung beschäftigen werde. In derNote soll bekanntlich die Einreichung einer Liste jener Organisationen verlangt sein, die nach dem Ent- waffnungsgesetz ausgelöst werden müssen.
Maurenbrecher verstummt. Die Berurteilung des Hohenzollernchef» Eitel Friedrich ist der„Deutschen Zeitung" so in die Glieder gefahren, daß sie in ihrer gestrigen Nachmittagsausgabe mit keiner Zeile über den Prozeß und seinen Ausgang berichtet. Offenbar findet Max Maurenbrecher , daß die Verurteilung eines Zollernfprosfen als Kapitalsschieber schlecht in die neue Hohenzollernlegende paßt, die er in der„Deutschen Zeitung' spinnt.. In seine alte, mit Ehr- lichkeit geschriebene„Hohenzollernlegende" würde sie sehr gut passen. Sehr hübsch ist auch die Berichterstattung de«.Reichsboten". Am Schlüsse der dritten Seite finden wir dort: Dos Urteil. Nach etwa einstündiger Beratung verkündet« Landgerichts- direktor R e h ti r folgendes Urteil:
Bilder unseres Kaiserhauses in Kartenform: Kaiserin AuWste Biktoria im Fahrstuhl, unser Kaiserpaor im Jubiläumsjahr ISIZ, unser Kronprinz lBrustbild), die Kronprinzenfamilie in Wieringen, unser Krön- prinz in der Schmiede zu Wieringen, ferner Ansichten von Haus Doorn und Beisetzungsfeierkarten. Wir liefern alle diese Karten für je l Mark seinschließlich Porto). Papierhandlung des„Reichsboten". Berlin SUJ. 11. Das wirkliche Urteil ist g'fchämig auf die vierte Seite hinüber- geschoben worden. Der Verlag des„Reichsboten" fürchtete offen- bar mit Recht, daß feine Annonce ganz und gar ihre Zugkraft einbüßen würde, wenn die Lefer vor ihr das Urteil zur Kenntnis genommen hätten.
Was WTB. alles sieht. Ueber die Beerdigung der Gattin H i n d e n b u r g s be- richtet WTB. in schönstem Hofstil. Sein Berichterstatter sieht zahl- reiche Kränze,„darunter fotche von Fürsten , Prinzen, Behörden und Korporationen". Im Trauergefolge erblickt der gleiche Berichterstatter„Prinz Oskar von Preußen , Vertreter der Ministerien und anderer Behörde» usw. usw."— Wir dachten, daß es in der Republik Fürsten und Prinzen nicht mehr gäbe. Für das offiziöse WTB. existieren sie nicht nur, sondern rangieren auch immer noch fein säuberlich vor den Behörden....
Eitel Friedrichs Leidensgefährte. Vor dem Amtsgericht zu Bentheim spielte dieser Tage ein eigenartiger Prozeß. Angeklagt war ein Freund des ehe- m a ligen Kaisers Graf S.(der volle Name wird in dem uns übermittelten Bericht leider nicht angegeben). Der Anklage lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im Frühjahr 1920 war Graf S. zum Besuche seiner in Doorn weilenden Gattin gefahren. Er trug in seiner Rocktasche einen Vrillantschmuck im Werl « von l'A Millionen Mark bei sich, den seine Gattin bei einer Feierlichkeit an- legen sollte. In Bentheim wurden die Koffer des Angeklagten revidiert und mit dem Kontrollzeichen versehen. Bor Eintritt in den für die persönliche Untersuchung bestimmten Raum, ent- nahm der noch im Revisionssaal befindliche Angeklagte den Schmuck seiner Rocktasche und legte ihn in seine schon revidierte Handtasche .« Dies wurde von einem Zollbeamten beobachtet und der Schmuck beschlagnahm:. Die Folge war die jetzige Anklage wegen verbotener Ausfuhr und Zolldefraudation.— Vor Gericht entschuldigte sich der Angeklagte damit, daß es sich um ein altes Familienerbstück handele, welches lediglich zu jener Feierlich- keit getragen und dann nach Deutschland zurückgeschasft werden sollte. Er habe diese Ueberbringung des Schmucks für erlaubt ge- halten. Der Staatsanwalt beantragte die im Gesetz fest angedrohte Strafe des doppelten Wertes von Z Millionen Mark Geld- strafe und Einziehung des beschlagnahmten Schmuckes. Das Gericht sprach den Angeklagten frei. Nach der in Bentheim bei der Zollstelle herrschenden Praxis hätte eine Dame des gesellschaftlichen Kreises, dem der Angeklagte angehörte, einen derart wertvollen Schmuck ohne weiteres mit über die Grenze nehmen dürfen. Wenn die Gattin des Angeklagten den Schmuck selbst getragen hätte, würde dies mit Rücksicht auf ihre gesellschaftlichen und finanziellen Verhältnisse nicht beanstandet worden sein. Daß der Angeklagte nicht diesen Umweg gewählt, sondern den Schmuck einfach in der Tasche mit hinüber genommen habe, spreche mehr für als gegen ihn. In dem Urteil ist so viel von den„gesellschaftlichen Kreisen", denen der Angeklagte angehört, die Rede, daß der Schluß gerecht- fertigt ist: Ein Angehöriger anderer Gesellschaftskreise würde schwer- sich einen Freispruch erzielt haben.
Ein Schildbürgerstreich. Folgende launige Geschichte, die ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Psychologie vieler„republikanischer" Offiziere wirft, wird uns von einem Leser des„Vorwärts" mitgeteilt: In Goslar am Harz geht vom Zwingergraben her ein Weg an der Domkaserne entlang, dessen Benutzung für Zivilpersonen durch ein Schild verboten ist mit der Inschrift:„Das Ueber- schreiten des Exerzierplatzes ist für Zivilpersonen verboten. K ö n i g l. Garnisonkommando." Kommt da Anfang Mai 1921 ein Goslarer Bürger des Wegs entlang und wird vom Posten angehalten mit dem Bemerken, daß er den Platz nicht überschreiten dürfe. „Weshalb nicht?" „Haben Sie denn das Schild nicht gelesen?" „Natürlich! Aber das ist nicht mehr maßgebend, denn ein König l. Garnisonkommando gibt es nicht mehr, des- halb kann dieses auch keine Anordnungen mehr treffen." Der Posten kann sich diesen Argumenten nicht verschließen, meldet aber den Dorfall dem Bataillon. Die Bearbeiter der Angelegenheit sehen anscheinend die Notwendigkeit einer Aenderung auch ein und die zufällig in der Kaserne anwesenden Maler werden beauf- tragt, das Wort„Königl." zu überpinseln. Dies geschieht. Am Mittag kehrt die Truppe von einer Uebung zurück. Haupt- mann H u d e r i a n, Kompagnieführer im III.(Jäger-)Bataillon 17,
reitet mit seinen Kompagnieoffizieren diesen Weg entlang und b« merkt die Veränderung auf dem Schilde. Seine Blicke schweifen herum; er glaubt den Frevler entdeckt zu haben. Der Gastwirt Z i e h r am Eingange des Weges läßt sein Haus verschönern. Auf dem Gerüst arbeitet wohlgemut ein ehrsamer Maler. Kein anderer wie dieser kann diese„Maiestätsbeleidigung" be. gangen haben. Nach seiner Ankunft in der Kaserne werden zwei Soldaten mit Waffen beordert, und der brave Malersmonn wird trotz Sträubens oerhaftet und in das Arrest haus ab» geführt. Nachdem sich die Sache aufgeklärt und es sich herausgestellt hat, daß die Abänderung von der Dienststelle angeordnet und aus» geführt worden ist, kann er seine dumpfe Zelle wieder mit dem luftigen Gerüst oertauschen. Wahrscheinlich soll die Angelegenheit vertuscht werden. Trotzdem dürfte die Frage angebracht sein: Wieverträgtsich e i n e d e r» artige Handlungsweise mit dem republikanischen Geist unserer Offiziere?
Mecklenburgs ftdel klagt! Der BNZ. wird aus Mecklenburg geschrieben: Die am 17.. Mai 1920 geschaffene neue mecklenburgische Der« sassung, die notwendige Folge der Revolution, hat neben vielen an- deren auch einen der größten Skandale der vorrevolutionären Zeit in diesem Lande beseitigt: sie hat die Klöster R i b n i tz, Mal» ch o w und Dobbertin als Staatseigentum erklärt. Nach einem Rechtstitel aus dem Jahre 1572(!) stand die Nutznießung dieser Klöster und ihres reichen Grundbesitzes dem mecklenburgischen alten A d e l zu, der in ihnen seine unverheirateten Töch» t e r bis an ihr seliges Ende versorgen ließ.' Die nachrevolutionäre Verfassung erklärt diese„Rechte" de« Adels auf die genannten Klöster für nichtig, hebt alle Ansprüche auf die Berwendung ihres Vermögens zu dem erwähnten Zwecke auf und spricht lediglich dem Staat das Recht der Verfügung und Verwaltung zu. Nun sollte man meinen, daß die mecklenbur- gischen Granden in dem Bewußtsein, die Rieseneinkünfte dieser Klöster drei und ein halbes Jahrhundert genossen zu haben, ihren Frieden mit der neuen Berfassnng machen und das Unzeitgemäße— um nicht zu sagen Skandalöse— des alten Zu» standes einsehen würden. Weit gefehlt! Die„Klosterberechtigten" haben jetzt den Freistaat Mecklenburg aus Wiederherstellung de« alten Zustandes verklagt. Ihre Klage verlangt„Herausgabe des Klostervermjigens und Feststellung ihrer K l o st e r r e ch t e". Es scheint doch, daß hier selbst da? mecklenburgische Gericht wird ver- sagen müssen. Mit dem gleichen Recht könnten nämlich die„Ritter " auf Abschaffung der gesamten neuen Verfassung und auf Wieder- Herstellung der var sintflutlichen politischen Verhältnisse der vor» revolutionären Zei? klagen! Das Ganze ist eine Illustration des Wortes: Adel verpflichtet! Unterstützung der Landesverstcherungs- anstalten. Die sozialdemokratische Fraktion des preußischen Landtage? hat folgenden Antrag der Abgeordneten Braun, Brückner und Genosien eingebracht: Der Landlag wolle beschließen: Die StaatSregierung zu ersuchen, bei der ReichSregierung dahin zu wirken, daß unverzüglich ein Notgesetz erlassen wird, welche? den LandeSversicherungs» anstalten gestattet, geeignete Maßnahmen zur Behebung ihrer finanziellen Schwierigkeiten zu treffen, damit die bisherigen Ein« richtunge» dieser Anstalten, insbesondere Heilverfahren, Zahn» sürsorge usin. fortgeführt werden können.
Eine karte vom Abstimmungsgebiet Oberschlesien wird vom Pressedienst für Oberschlesien , Gea-Perlag, herausgegeben. An alle« Orten, an denen sich die Polen Gewaltakte haben zuschulden kommen lassen, sind rote Punkte angebracht; alle übrigen Wahlbeeinflusiungs» akte sind durch blaue Punkte gekennzeichnet. Die Karte zeigt außer» ordentlich plastisch die traurige Lage Obersthlesiens, das bei einer von polnischem Terror freien Abstimmung unzweifelhaft eine noch weil größere deutsche Mehrheit erlangt hätte.
diesem Herbst noch mögen militärisches Gemüse und Generalsobst friedlich nebeneinander in einem Garten gedeihen! Das Ende des Sperrsechserls. Wenn man den Zeitungsbertchren glauben darf, dann wird das.Sperrgeld" in Wien aufgehoben werden. Ein Weltkrieg mußte das Habsburger Reich zerbrechen. die Habsburger mußten aus dem Lande gejagt werden, ehe die vor» sintflutlich'e Einrichtung des Sperrgeldes beseitigt werden konnte. Einen Haustorschlüssel besaß nur der Hausbesitzer(Hausherr!) und der Pförtner(Amtsdeutsch: Hausbesorger: Wiener Deutsch : Hausmeister; Weanerisch : Hausmasta). Wer eine große Wohnung inne hatte, jahrelang im gleichen Hause wohnte, stets pünktlich „Zins" zahlte, mit dem Hausherrn mindestens auf gutem, mit dem Hausmeister auf tadellosem Fuße stand, tonnte auf besonderem Wunsch— gegen Zahlung einer entsprechend, hohen Gebühr—- einen Schlüssel(jederzeit widerruflich) erhalten. Alle gewöhnlichen Sterblichen— und das waren mindestens 99 Prozent der Wiener Bevölkerung— waren davon ausgeschlossen und hatten als brave Untertanen vor Toresschluß in ihrcn 4 Wänden zu sein. Kamen sie aber doch später, dann mußten sie klingeln und dem nach einigen Minuten öffnenden Hausmeister ein„Sechserl"(10 Kreuzer 20 Heller � 17 Pfennige) zahlen. Ueber die österreichische Unpünttlichkeit ist viel gespottet wov» den; einer war immer pünktlich aus die Sekunde; der Hausmeister. Das Schlagen der nächstgelegenen Kirchturmuhr war für ihn stets maßgebend. In Wien mit seinen mehr als 100 katholischen Kirchen kam es oft vor, daß man vor dem gleichen Hause das Schlagen mehrerer Uhren hörte. Für den Hausmeister war natürlich jene „zuständig", die jeweils zuerst 10 Uhr schlug. Wie unsozial das Sperrgeld war. kann man daraus ersehen, daß es für Arm und Reich grundsätzlich gleich hoch war und man keinen Unterschied machte, ob einer vom Sektgelage oder von der Berufsarbeit oder von einer ehrenamtlichen Tätigkeit kam. Es ist sehr schade, daß keinerlei statistische Aufzeichnungen darüber vor» handen sind, wie viele Versammlungen oertagt oder vorzeitig ge- schlössen werden mußten, weil der größte Teil der Besucher zur Vermeidung des Sperrgeldes weggegangen war. , Im übrigen werde ich erst dann an die Beseitigung des Sperr- sechserls glauben, wenn ich mich an Ort und Stelle davon überzeugt habe. En.
TtaaUicheS Tchanfpielbaiis. Sonntag. SS. b. MtS., vvrnnttsgS y,12 Uhr Wiederholung der MittagSveranstaltung„Bei Goethe" zum Besten deS gefährdeten Goethe-Hauses in Frankfurt a. M. Die Staatlichen Museen find von jetzt ab unentgeltlich geöffnet t ailte? und ReueS Museum: Dienstag und Freitag; Kaiser-Fricdrich-Museum: Mittwoch und Freitag; Museum für Völkerkunde. Sammlung für deutsche Volkskunde und Zeughaus: Montag und Donnerstag.— Das Schloß« muscum(Kunstgewerbemuseum) ist vorläufig noch nicht geöffnet. Der bevSlkerungspolitische Kongreh der Stadt Köln , der für die Zeit vom 17. bis 21. Mai 192l vorgesehen ist, findet bestimmt statt. Die Schule in Ruhla , td. Nach einer in der Moskauer.Prawda, veröffentlichten Statistik gibt es in den Gouvernements des europäischen Rußland» 97 465 Volksschulen mit 5 042 830 Schülern. Nach derselben Quelle waren im Jahre 1916 w Rußland 90 000 Volksschulen mit 5 390 000 Schülern vorhanden. Da die Zahl der schulpflichtigen Kind« <oom 7. bis 12. Lebensjahr) über 10 Milliune» b»ir?u> aaüekt«ack im HÜPg IT"«*»**""*
Künstler und Konzertagenten. Auf den Protestartitel des Vorsitzenden des Verbandes kon- zeriierender Künstler Dr. Cahn-Speyer gegen die unter eigenartigen Umständen erfolgte Erhöhung der Agentengebühren geht uns nachträglich eine Erwiderung der Berliner K» n z e r l d i r e k l i o n e n zu, der wir als Wesentliche» entnehmen: „Was ist ein konzertierender Künstler? Konzertierender Künstler kann sich jede» Menschenkind nennen, da» imstande ist, selbst oder durch einen Dritten einen Konzertsaal zu mieten, Reklame zu machen, Pudkikum einzuladen und dann seine Kunst vor der Oeffentlichkeit zu prsdujicren. Auf diese Weise in den Konzertbetried eingereiht, kann diese; Menschenkind, ohne Künstler zu sein, jahrelang sein Da- sein im Bereiche der„konzertierenden Künstler" zubringen, besonders wenn da» Unglück will, daß einmal ein Kritiker einen günstigen Be- richt über ihn geschrieben hat.... Die großen Künstler,„die Pro- minenten", die Publikum herbeiziehen, haben niemals Neigung ge- zeigt, sich solchem Verbände anzuschließen. Sie sind Selbstunter- nehmer und haben eine eigene Geschäftsführung, die sie bisweilen an geeignete Persöiilichtettkn übertragen. Die Art der Geschäftsführung für diese Art Künstler ist derartig individuell, daß ein Unterordnen unter„Verbandsregeln" ganz ausgeschwssen ist. Für den hoch- begabten Künstler wäre es ein unerträglicher Gedanke, daß er durch seine Beiträge als Mitglied genötigt sein sollte, die Sopranistin Fräulein Marie Schulze,„konzertierende Künstlerin", gewissermaßen vom Verbände zu unterstützen, deren Talent vielleicht hinreicht, um im engsten Familienkreise zu leuchten. Die Phrase von der Ausbeutung der Kunstler durch die Konzert- direktwnen ist gänzlich oerfehlt. Niemand wird es eine Ausbeutung nennen, wenn die Konzertdirektionen ihre Arrangementsgebühren von 100 M. auf 21)0 M. resp. von 12Z M. auf 250 M. pro Konzert erhöhe». In Fri.'öenszeiten betrug die Arrangementsgebühr pro Konzert 80 M. Die Steigerung beträgt also nur etwa das Dreiein- Hab- bis Vierfache des Friedenspreises, während die Geschäftsunkosten um das Acht- bis Zehnfache gestiegen sind. Außerdem ist der söge- nannte„Verband de? konzertierenden Künstler" gar kein Verband. Der weitaus größte Teil der Künstler nimmt ihn nicht in Anspruch. Er ist nichts weiter als ein« Konzertdirektion, die ihre Kundschaft in Form von Mitgliedern wirbt." Herr Dr. C a h n- S p« h e r beantwortet die Zuschrift des Agenten mit solgenlier Replik: „Nicht das ist der springende Punkt, ob eine Erhöhung der Agentengebnhren kaufmännisch berechtigt ist, sondern daß die Agenten eigenmächtig, unter Nichtachtung der bestehenden Ge- setze und Verordnungen, die Erhöhung durchgeführt haben. Diese Taffache wird auch nicht durch die Methode aus der Welt geschafft, den Gegner, dem man nicht widerlegen kann, wenigstens zu j Wstwditiirt». Sk dl» fcej
Künstler" Deutschlands ist derjenige ein konzertierender Künsller, der konzertiert: die Auslese vollzieht das Publikum, sowie die Presse, bei der es übrigens die Agenten gewöhnlich nicht für„ein Unglück" halten, wenn sie einen günstigen Bericht bringt. Pflegen sie doch gerade dieser Pressebesprechungen wegen die Künstler, oder die es werden wollen, zur Veranstaltung recht vieler Konzerte zu über- reden. Unsere Methode verdient immer noch den Vorzug vor der- jenigen der Konzertagenten, bei denen der enffcheidende Faktor nicht die Kunst, sondern das Portemonnaie des Künstlers ist. Unsere gemeinnützig« Konzertabteilung steht nicht nur unseren Mitgliedern, sondern allen konzertierenden Künstlern zur Verfügung. Die Agenten dürften am besten wissen, daß wir z. B. auch einen Rechtsschutz für unsere Mitglieder haben. Ferner arbeiten wir— nicht ganz wie die Agenten— ehrenamtlich und gegen bloße Deckung der Betriebs- Unkosten. Daß wir„kein Verband" sind, wird den Registerrichter, der uns in das Vereinsregister eingetragen hat, sehr interessieren. Originell ist es, daß die Konzertagenten die Qualität unserer Mitglieder herabzuwürdigen suchen, während sie sich bemühen, uns die Mitglieder, die sich einen Namen erworben haben, abspenstig zu machen. Ueberdies beklagen die Agenten den Verlust einer erkleck- lichen Anzahl von Künstlern, die zu uns abgewandert sind. Wenn vorläufig noch nicht alle„Prominenten" in unseren Reihen sind, so liegt das in erster Linie an dem Terrorismus der Agenten, die jedem, der zu uns kommt, die Kehle zuzuschnüren suchen."
wenn ein General Gemüse baut... Aus Kassel wird uns geschrieben: Die Sfadt Kassel plant, die Gartenterrosse des Bau- meisters du Ry in der Karlsaue zu einer Kriegergedächtnisstätte umzuwandeln. Das Preußislbe Landwirffchastsministerium als Be. sitzer des Gartens und des Bellevue-Schlosfes, zu dem dieser ge- hört, verlauste die Garlenterrasse für 1000 M. an die Stadt Kassel . Nun macht das Reichswehrgruppenkommanda 2 in Kassel , das in das ehemalige Generalkommando in dem erwähnten Schlosse ein- gegangen ist, größte Schwierigkeiten: General v. Hülsen baut auf der Terrasse Gemüse..'.! Ueber die Recht« auf Schloß und Garten schwebt gegenwärtig ein Prozeß zwischen dem Reichswehrministerium und dem Preußischen Landwirffchafts- Ministerium. Letzteres behauptet, nur ein preußischer General habe laut altem Bertrag Benutzungsrechte. Der Befehlshaber des Äruppenkommandos sei ein Reichs general. Also: Preußen wider das Reich! Um das Denkmal bald bauen zu können, hat der Magistrot der Stadt Kassel , vertreten durch den Oberbürgermeister Scheidem ann, jetzt das Anerbieten gemacht, dem General in dem anliegenden großen Obstgarten, dessen Nutznießer der General ebenfalls ist, einen neuen Gemüsegarten anzulegen! Da zu der Terrasse vom Schlosse aus ein elektrisch erleuchteter unter- irdischer Gang führt, soll der Magistrat einen neuen Tunnel nach dem neuen Gemüsegarten bauen! Die Verhandlungen schweben noch, und eh« nicht diese beendet und der Prozeß zwischen Preußen und dem Reiche zum Abschluß kommt, kann auf Grund des mili- tärischen Widerstandes den kurhcsfifchen Gefallenen fein Denkmal MEt»«. Ei* Statt hat jetzt saaaM em AHmmgi 2»