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sprechende Unterausschüsse zu gliedern, die alles in Betracht kommende Material zu samnieln, zu sichten und zu verarbeiten Hütten. Im Bedarfsfalle wären weitere Sachverständige uns Hilfskräfte heranzuziehen, wären Einzelperfönlichkeiten mit besonderen Studienaufträgen zu betrauen, deren Ergebnis wieder von den Unteraueschüssen und dem Plenum für die Kollektivarbeit zu verwerten wäre. An Mangel an Kräften würde eine solche Arbeitsgemein» fchaft nicht scheitern, denn so sehr auch die bekannteren Ge' nassen als staatliche und kommunale Beamte, als Redakteurs, Parlamentarier, Gewerkschofts- und Genossenschaftsangestellte mit Tagesarbeit überbürdet sind, so gibt es doch sozialistische Gelehrte und Schriftsteller einerseits, Ingenieure, Techniker, Kaufleute und andere Wirtschaftspraktiker andererseits in hin' reichender Zahl, um die so unbedingt notwendige Arbeit leisten zu können. Universitätslehrer wie Wilbrandt, Waentig, Lederer, Ballod, um nur unter den Reichsdeutschen einige zu nennen, würden sicherlich für die Mitarbeit zu gewinnen sein, wie überhaupt die Aufbringung der 8 bis 10Theoretiker" ein Kinderspiel wäre. Tüchtige Kenner der Industrie, des Handels, des Bankwesens wären ebenso leicht zu finden. Aber auch geeignete Parlamentarier, Gewerkschafts- und Genossen- schaftsführer würden sich bei einigem guten Willen und Ver- ständnis für die austerordentliche Wichtigkeit dieser Körper- fchaft derart von anderweitiger Arbeit entbürden lassen, daß sie sich mit ungebrochenem Interesse und Eifer deren Arbeiten widmen könnten. Hätten wir erst einmal eine solche vernünftig arbeitende Studiengesellschaft, so wäre für das ganze Partei- und Ge- werkfchaftsleben Unendliches gewonnen. Während heute auf all den in Betracht kommenden Gebieten innerhalb der So- zialdemokratie entweder überhaupt keine, oder doch nur eine individuelle, zerstreute, systemlose Arbeit geleistet wird, könnte künftig planmäßige Arbeit geleistet und damit jede unnütze Kraftvergeudung verhütet, durch rationelle Spezialisierung und umgekehrt wieder durch wohlberechnete Zusammenfassung der Einzelleistungen eine überaus wertvolle Kollektivleistung erreicht werden. Ist es nicht eigentlich erstaunlich, daß in unserer Zeit der Uebcrorganisation auf diesem Gebiet der so- zialistischen Geistesarbeit und des politischen und sozialen De- triebes überhaupt noch kein ernsthafter, großzügiger Organi- sationsverfuch gemacht worden ist? Freilich: wenn ein solcher Versuch mit bureaukrati- s ch e n Mitteln unternommen werden würde, wäre er von vornherein zum Mißlingen verurteilt. Viel schlimmer noch als auf wirtschaftlichem Gebiete würde sich engherzige Bevor- mundung durch parteiliche und gewerkschaftliche Instanzen auf diesem Gebiete geistiger Pionierarbeit rächen. Gerade'hier müßte die Erkenntnis der Sozialisierungskommisfion, daß zu einer sozialistischen Erfolgswirtschaft unbedingt die Bewe- gungsfreiheit unabhängiger Selbstverwaltungskörper und die ungehemmte Entfaltungsmöglichkeit schaffensfroher Initia- toren gehört, peinliche Berücksichtigung finden. Partei, Ee- werkschaften und Genossenschaften müßten die nicht unbe- trächtlichen Mittel aufbringen, ohne die eine solche Körper- fchaft nicht arbeiten könnte? ihr Kontrollrecht dürfte jedoch nicht die leiseste Einschnürung ihrer Initiative bedeuten. Ge- rade dann würden die Leistungen dieser Arbeitsgemeinschaft die Tätigkeit der Sozialdemokratie und der proletarischeu Wirtschaftsorganisationen durch das Setzen klarer Ziele, durch Aufhellung dunkler Probleme, durch Durchgeistigung und Beseelung des ganzen politischen und sozialen Kampfes derartig befruchten können, daß die für sie bereit gestellten Mittel sich hundertfach bezahlt machten! » RachschriftderRedaktion: Wir haben die Aus- führungen des Genossen S t r ö b e l gern veröffentlicht, weil mit ihnen der Finger auf eine Wunde gelegt wird. Es be­steht in der Tat in hohem Maße die Gefahr, daß eine im Dienst des Tages sich überhastende Praxis den Zusammenhang mit ihren geistigen Quellen verliert. Um ihr zu begegnen, ist es Pflicht der sozialistischen Parteien und der Gewerkschaften, sa i in i ii i

9ie Slumenmutter. Don Hans Bauer. Wie alt sie sein wird?(50, 65, 70? Wer weih es? Ihren Kopf hält ein Tuch umhüllt. Ein farbloses, schmutziges Tuch. Ihr Ge- ficht ist schmal und grau. Sie hat einen Wagen neben sich stehen. In dem liegen Hundertc von Waienzweigen zu Sträußen gebündelt. Einen hält sie immer in ihrer Rechten. Hält ihn den Passanten ent­gegen. Sagt kein Wort dazu. Das liegt ihr nicht, dies Reklame» machen, dies Anpreisen. Dazu ist sie zu alt. Dielleicht hat sie es auch früher nicht gekonnt. Anpreisungen swd schließlich auch nicht nötig. Die grünen Sträuße sind Reklame genug. Die Mehrheit ihrer Käufer besteht aus jungen Mädchen. Au» jungen Mädchen in weißen und himmelblauen und rosaroten Kleidchen. Wenn ein Strauß aus ihrer zittrigen Hand in eine spiegelglatte fährt, ist es, als werde eine Naturnotwendigkeit erfüllt. Die blutjungen, herrlich- grünen Zweige gehören nicht zu ihr. Die gehären zu denen, die selber in Blüte stehen, selber von Lebenswillen überschäumen. Was sie wohl denkt, die Alte, wenn sie so vor ihrem grünen Wagen steht und die seligen Maitage ihr putzfreudige Jugend zu- treiben? Erinnerungen werden in ihr aufwachsen. Erinnerungen an ferne, ferne Tage. Eine unendliche Schwermut wird sich in sie schleichen. Und eine nomenlose Sehnsucht durch sie wühlen und ihr Herz schwer machen. Sie wird in der Sechzehnjährigen, die eben w die Sträuße greift, um den schönsten zu finden, sich selber wieder erkennen. Einmal war auch sie so. Ein Abglanz dessen, was in ollem Vergehen und Dahinwelken ewig bleibt, wird jetzt in ihren Augensternen spiegeln. Unsinn, Unsinn: alles Phantastsreil Guckt euch die Alte ge- neuer an. Sie freut sich der schönen Birkenzweige aber nur. weil sie gute Verkaufsobjekte sind. Sie freut sich der jungen Mäd­chen aber nur, weil sie sich gern mit Ihrer Ware die Zimmer schmücken. Sie freut sich des prächtigen Wetters aber nur, weil es den Verkehr belebt und der ihre Kasse füllt. Und sie muß ver- dienen. Noch mit 60, 65, 70 Jahren. Nein, nein: Nichts von Abglanz, nichts von Schwermut ist an Ihr zu finden. Sie weiß es gar nicht, wie dumpf, träge die Zeit für sie hinsickert. Und das ist die größte Tragödie dieser Allen.

XXII. Schwei -er Tonkünstlerfest. In Lugano fand in den Pfingsttagen das XXII Schweizer Tonkünstlerfest statt. Der Ver- anstalter des Schweige- Tonkünstleroereins, der in diesem Lande das leistet, was derAllgemeine Deutsche Musikverein" in Deutsch - land verrichtet, kann stolz s-in daraus, daß das verhältnismäßig kleine Land genug Komponisten besitzt, um alljährlich ein« Anzahl

das geistige Leben in der Arbeiterbewegung zu fordern und zu diesem Zweck auch vor Opfern nicht zurückzuschrecken. Ströbels Anregung, die näher geprüft zu werden verdient, ist vielleicht e i n Weg zu diesem Ziel, es gibt aber viele zu ihm. Man soll die besten von ihnen wählen und nicht zögern, sie zu beschreiten!_ Die ßreiwilligenwerbung für Gberschlesten. Die Wendung, die in der Angelegenheit der Freiwilligen- Werbung für Oberschlesien eingetreten ist, war für jeden ruhigen Beobachter der Dinge vorauszusehen. Wenn die Interalliierte Militärkontrollkommission von der deutschen Re- gierung Maßnahmen fordert zur A u f l ö s u n g der für Ober- schlesien gebildeten Frciwilligenformatwnen, so bewegt sie sich damit auf völkerrechtlich unanfechtbarem Boden, und die deutsche Regierung kann in der Tat nichts anderes tun, als die geforderte Auflösung vorzunehmen und gegen weitere Werbungen einen Einhaltbefehl erlassen. Die in Bildung begriffenen Freiwilligenkorps könnten, wie hier schon oft betont worden ist, sowieso ohne Zustimmung der Interalliierten Kommission, der die Aufrechterhaltung von Ordnung und Ruhe in Oberschlesien anvertraut ist, nicht in Aktion- treten. Daß aber die Interalliierte Kommission die Zustimmung erteilen würde, war trotz der Rede Lloyd Georges nicht zu erwarten. Im äußersten Fall wäre doch nur die Verwendung von Reichswehr in Betracht gekommen, nicht aber die von privaten Verbänden, für deren Tun keine Regierung die ftaats- und völkerrechtliche Verantwortung trägt. Solche privaten Verbände widersprechen dem Grundsatz. daß die bewaffnete Gewalt in keine andere Hand gehört als in die des Staates, sie find als Werkzeuge der inneren wie der äußeren Politik ungeeignet und gefährlich, weil der Wille, der sie lenkt, unter keiner ge- ordneten Kontrolle und Verantwortung steht. Bei ihrer Bil- dung fließen idealistische Beweggründe mit gewöhnlicher Abenteurersucht und Erwerbstrieb zusammen, und in ihren Reihen finden sich neben untadeligen Elementen vielfach oft überwiegend Landsknechtsnaturen der gewöhnlichsten Art. Auch über die Freiwilligenverbände, die für Oberschlesien gebildet werden, hat man manches gehört, was nicht geeignet war, Vertrauen zu ihnen einzuflößen. Es wird weder für Oberschlesien noch für Deutschland ein Unglück sein, wenn sie so rasch wie möglich wieder von der Bildfläche verschwinden. « Dreslcrn, 19. Mai. (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Die BreslauerVolksmacht" schreibt zu dem Anwerbeverbot: Nach Nachrichten, die wir in auswärtigen deutschen Blättern finden und die aus diesen sofort in die französische und polnische Presse deutsch - feindlicher Richtung übergehen, scheint dieses Verbot, insbesondere gegenüber Anwerbebestrebungen in Bayern , notwendig zu sein. So brachte«in Berliner angesehenes demokratisches Blatt eine Nach­richt, wonach in Westfalen Leute veranlaßt werden, sich zur Rettung Oberfchlefiens zunächst einmal nach München zu begeben. Inwieweit Anwerbungen solcher Art überhaupt für Ober- schlesien bestimmt sind oder ob Oberschlesien nur als Deckmantel für innerpolitische reaktionäre Bestrebungen in anderen Teilen Deutschlands benutzt wird, ist schwer zu übersehen. Scharfes Einschreiten gegen solche für die Lage Deutschlands blinden Aktionen wird in oberschlestschen Kreisen die Unterstützung der sozial- demokratischen Arbeiterschaft und aller Friedensfreunde haben. Mit aller Deutlichkeit haben wir an dieser Stelle, als es sich um die Rechtfertigung des Selbstschutzes der bedrängten Oberfchlester selbst handelte, alle innerpolltischen Bedenken zurückgestellt. Gegenüber Werbungen außerhalb Obers chlesiens brauchen wir aber wohl nur an die außenpofitische Lage zu erinnern, die wir zur War» nung vor einem deutschenGegenangriff" seit 14 Tagen täglich den erregten Oberschlestcrn vor Augen führen. Diese Erinnerung sollte genügen, um den neuen Schritt der Reichsregierung nachdrücklichst zu unterstützen. Aus Oberschlesien selbst wurde zwar aus Kreisen, die nicht in den Verdacht kommen können, zu Kompromissen mit Korfantyschen Mordbrennern zu neigen, wiederholt versichert, den Zuzug von aus- wärtigen deutschen Freiwilligen und insbesondere von b a y e r i-

neuer Werke dem Publikum zur Prüfung vorlegen zu können. Zwar war es diesmal nur einkleines" Fest, das mit der General- Versammlung verbunden war, aber das Programm des Konzertes enthielt lauter anregende Werke, die, mit Ausnahme einer Arbeit des Schweizer Allmeister» Hans L u b e r, zur Uraufführung kamen. Ein Klavierquintett von Frank Martin bewegt sich in französisch- Italienischen Bahnen, sagt inhaltlich nicht viel, aber drückt das Ge- sagte hübsch uno unterhaltsam aus, so daß der Zuhörer beständig interessiert bleibt. Voller und reicher erwies ftch eine Klavier- Biolinsonate von Walter Lang, in der besonders der langsame zweite Satz nach der Tiefe geht und in einer eigenen Tonsprache einen Werdenden verrät, auf den man gute Hofsnungen setzen kann. Elegant, kapriziös und pianistisch sehr reizvoll war diezweite Ballade� von E R. Blanchet, aus der ein starker, jedoch von eigener Persönlichkeit erfüllter französischer Geist spricht. Klang- und sangvolle Lieder hatten Richard Flury zum Verfasser, der darin eine geschmackvolle volkstümliche Ader verrät, ohne auf mo- derne Harmonien zu verzichten. Hubers KlavierquintettZweites Divertimento", schon 1907 geschrieben, bekundete die Meisterhand und bildete nach dem vorangegangenen jungen Most den gereisten Teil des Programms Um die Ausführung der Werke machten sich Frl. Lily Mermino(Klaoier), Frau Helene Stoß(Gesang), P. O. Möckel, Walter Lang(Klavier), Wolter Garranx(Violine) und das ausgezeichneteZ ü rcher Streichquartett" sehr verdient. Bei der Generalversammlung tonnte zur Gründung eines bereits recht gut versehenenHilfsfonds" für in Not geratene Mit- glieder des Schweizer Tonkünstlervereins geschritten werden. Das dastrockene" Amerika spart. Amerikanische Blätter brin- gen statistische Aufstellungen über das außerordentliche Anwachsen der Spareinlagen in den Banken seit der Durchführung des Alkohol- Verbotes in den Bereinigten Staaten und führen diese Zunahme darauf zurück, daß das sehr kostspielige Trinken wegfällt. Die großen Banken hrtien im Jahre 1914 Depots von 1357 Millionen Dollar in New Bork oder 43? Dollar auf jeden Depotinhaber. Im Jahre 1920 betrugen die Depositen 2519 Millionen Dollar oder fast das Doppelle. Di? Ursache ist nicht in Kriegsgewinnen zu suchen, denn im Jahre 1917, wo die Kriegsgewinne am höchsten waren, wuchien die Einlagen nur um 170 Millionen Dollar, wäh- rend sie 1920 um 395 Millionen Dollar steigen. In den eigent- lichen Sparbanken sind die Depositen seit 1914 um über 1000 Mil- lionen Dollar gestiegen. 11 J4 Millionen Sparer haben durchschnitt- lich je 520 Dollar. Diese günstige Entwicklung war nur dadurch möglich, daß der amerikanische Arbeiter nichts mehr für Alkohol ausgeben kann. Alechten. die Stein« ausiSsen. Die Kräfte, die Gesteine zur Verwitterung bringen und das Felsenwerk schließlich in Sand und Ackererde verwandeln, hat man bisher in der Regel nur in den atmosphärischen Einflüssen gesucht. Wasser und Frost, chemische Umsetzungen, die sich beim Zutritt von Sauerstoff, Kohlensäure usw. in den Gesteinen entwickeln, der zerstörende Einfluß der überall hin sich verbreitenden Industriegase, all das wurde als der Haupt- grund für die Verwitterung angegeben. Organismen hat man als Verwitterungsmittel bisher nur insoweit gekannt, als sie schon

schen Orgeschleuten wünscht dort selbst niemand. Man stelle sich auch nur einmal den landesuntundigen, antisemitischen, reaktionären, bayerischen Orgeschmann in Oberschlesien vorl Be- kannllich spricht ein guter Teil der deutschgesinnten Bevölkerung Oberschlesiens wasserpolakisch. Die Hatatisten haben das ja nicht einsehen wollen. Der Orgeschmann aus Süddeutjchland würde dieser Tatsache doch wohl mindestens mit der gleichen Verständnis- losigkeit und mit nur noch verwerflicherer Energie gegenüberstehen, wie diese Hauptschädlinge der deutschen Sache ln Oberschlesiens Ver- gangenheit. Bekanntlich stehen die Juden in Oberschlesien aus- nahmslos auf deutscher Seite und der Antisemitismus ist dort Kampfmittel der Polen . Man stelle sich die Verwirrung eines bayerischen Orgeschmannes darob vor! Wir handeln daher nur im deutschen Interesse der Oberschlesier selbst, wenn wir den Wünschen der Entente nach einem Werbeverbot, wie es die Polen bereits formal erlassen haben, w der Form, aber auch in der Seele ohne weiteres nachkommen._ Nochmals: General und Dolchstoßlegende . Nach der zweimaligen Abfuhr des Generals v. Zwehl stellt sich dieKreuzzeitung " dumm. Sie behauptet, imVor- wärts" niemals eine Widerlegung der Vater-Legende gelesen zu haben, sie bezweifelt sogar, daß wir überhaupt unseren Lesern die Bekundungen Baters je mitgeteilt hätten. Unsere Leser wisien, daß das nicht einmal, sondern ein dutzend- m a l geschehen ist, und zum Uebersluß kann dieKreuz- zeitung" nicht nur imVorwärts", sondern auch imHand- buch für sozialdemokratische Wähler 1920" auf Seite 101 nicht nur den Wortlaut, sondern auch die Widerlegung der Vater- Legende lesen, von der wir zufällig wissen, daß sie ziemlich wörtlich demVorwärts" entnommen wurde. Falls es aber bei derKreuzzeitung " bis dahin nicht langt, stellen wir hier- mit erneut die Frage zur Beantwortung: Wenn die Agitation des Herrn Vater wirkllch jene welter» schütternde Bedeutung gehabt hätte, das deutsche Heer zu zermürben, wie kommt es, daß nie ein Mensch etwas davon gemerkt hat, ehe er selber in Magdeburg damit renommierte? Wieviel Deserteure lasten sich nach Ansicht derKreuz- zeitung" obendrein mit gefälschten Papieren freiwillig wieder an die Front zurückschicken, wie das Herr Vater engros besorgt haben will? Diese Fragen haben wir schon oft an die reaktionäre Presse gerichtet, aber bis heute vergeblich auf Antwort ge- wartet. Run aber kommt dieKreuzzeitung " mit neuem Ma­terial. Sie trumpft bereits im voraus damit auf, daß wir natürlich nicht wagen würden, es unseren Lesern zur Kenntnis zu geben. Wir wagen es um so mehr, als wir auch diese Ge- schichten schon oftmals imVorwärts" behandelt und wider- legt haben. Richtig ist nur, daß dieK r e u z z e i t u n g" bis heute noch nie gewagt hat, etwas von unseren Enthüllungen über die wirklichen Fronterdolcher abzudrucken, weder die zahllosen S o l d a t e n b r i e f e über miß- handelnde und schwelgende Offiziere noch die zahlreichen im Original hier wiedergegebenen Menukarten aus Offizierskasinos usw. Doch hier die Anklagen derKreuzzeitung ": Bald nach Kriegsausbruch erklärte der Abg. Haast, damals Vorsitzender der sozialdemokratischen Gefamtpartei: Wir werden dst Armee untergraben, um die Weltrevolution in Gang zu bringen." In ver Sitzung de» preußischen Abgeordnetenhauses am 23. Februar 1915 sagte darVotträrtS"-Redakteur Abg. Ströbel: Ich bekenne ganz offen, daß ein voller Sieg des Reiches den Interessen der Sozialdemokratie nicht entsprechen würde." Am 6. November 1917 schrieb de?Vorwärts" selbst: Warum noch Krieg?" Wir mästen uns heute darüber klar werden, daß die eigentlichste und tiefste Ursache dafür, daß es st ungeheuer schwer ist, zum Frieden zu kommen, in den militärischer! Erfolgen Deutschlands liegt." Aehnlich äußerte sich der Abg. Scheidemann am 2g. Septem-l her 1918: UcbriyenS waren wir immer dann, wenn unsere militä­rische Situation am glänzendsten war. in heftig st er Op° vssition."

zerlaugte» Gestein welter aufschließen und dadurch den Prozeß be- schleunigen, der den Schutt der Berge in nutzbar« Erde wandelt. Wie Adolf Koelsch in denSozialistischen Monatsheften" auf Grund von Forschungen, die in den Berichten der Deutschen Votani« schen Gesellschaft veröffentlicht werden, mitteilt, sind aber auch Organismen die eigentlichen Vernichter und Auflöser von Gestein, und zwar werden diese harten Massen am erfolgreichsten von den Flechten annegriffen. Diese Gebilde, die aus einer Lebensgsmein- fchaft von Pilzfäden und Algen bestehen und als erste Bewohner aus nackten Felsoberflächen erscheinen, entwickeln eine sehr be- deutende gesteinslösende Tätigkeit. Bor allem unter den Kalk- flechten gibt es Formen, die sich keineswegs nur damit begnügen, jene erste Humusschicht auf der Gesteinsoberflöche zu bilden, auf der dann Gewächse höherer Ordnunq ensstehen können. Diele Flech- ten dringen vielmehr aktiv in das Gestein ein und bohren sich so in sein Inneres, daß ihre Fadengeflechte vollständig unter der Ober- fläche verschwinden und. sogar die Ausbildung der Fruchtbecher im Innern der Felsen erfolgt. Den Weg ins Innere bahnen sie sich selbst, und zwar ist der bahnbrechende Teil bald der Pilz und bald die Alge. Sie bedienen sich dabei stark säurehaltiger, kalklösender Stosfwechselerzeugnisse, die ihren Fadenspitzen entquellen. Die Flechten fressen so enge schachtartige Höhlungen, die nach allen Seiten auseinaudersprosten, in das Gestein, durchlöchern auf diese Weise die Felsen und arbeiten den anderen Einflüsten vor, die sie dann vollends zerbröckeln. Komödienhaus:ver blonde Engel". Das Operettengastspiel im Komödienhaus hat sich mit dem Musikalischen SchwankDer blonde Enqel" einen vollen Sommererfolg gesichert. Es weht alte Berliner Sckwankluft in dem Libretto der Herren Richard Keßler und Artur R e b n e r. Ziemlich die alten Requisiten, aber famos und lebenskräftig aufgefrischt. Dabei als Untertcn von herzigem, anständigem, derbem, nicht kitschigem Humor, der sofort gefangen nimmt. Auch die Gesangsterte von Sie n dick sind vernünftige Liedchen, nicht wie sonst ödes Rcimgeklingel. Und Robert Winter- b e r g, der ganz hervorragend leibst dirigierte, hatte dazu eine Ver- tonung geliefert, die zu seinen allerbesten zählt. Frisch und frei, nicht Originalhöhenluft, aber eine gesunde Ebenenbrise, die in Schlagern wieIch möcht mal so alleine" oder dem zwerchsell- erschütterndenBimmy-Ensemble" ihre ausladenden Höhepunkts hat. Die Ausführung war erstklassig. Georg L a s e l t, der unechte Witwer" und richtige Schwonkpapa, Iosefine D o r o, seine eben- bürttge Frau und hinreißende Coupletsängerin, Paul Heide- mann, der Unglückssohn, der mit seiner Naivität Berge versetzt, Ida M a r s e n. die wunderbar feinsinnige Rosel. dazu der schneidige Kurt Busch, Julius R o g g und andere bildeten«in mustergültiqes Ensemble, das dem Regisseur Hermann Feiner alle Ehre machte. Inge van der Straaten , die mit ihrer entsetzlich brüchigen Sprechstimme zuerst ordentlich auf die Nerven fiel, zeigt sich als blond«r Engel" doch im ganzen aut voller Höhe. H.M.

Das Dents-be Landestbeater in Prag ist str die Deutschen end- gültig verloren. Die letzte Instanz bat dieBesitzstörungsklage- des ThealerdirettorS Leopold Krämer abgewiesen.