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Späte Einsicht. Di- Dezirk sgeneralversammlung Berlin- Brandenburg der Unabhängigen Partei, über deren Verlauf dieFreiheit" am Montag abend berichtet, ist durch die Tatsache beachtenswert, daß auch im unabhängigen Lager der Ruf noch Wiederherstellung der Einigkeit sich zu erheben beginnt. Ein Redner namens Winter hatte '",en Mut, offen zu erklären, daß die USP. den E i n i g u n g s-- » e g m i t d e r SPD . suchen müßte, und ein zweiter Redner namens Pinow rang sich zu der Erkenntnis durch, daß'die ÜSP. konsequenterweise indieRegierungeintreten müßte, nachdem sie für die Annahme des Ultimatums ge- stimmt hat. Gegen beide Redner erhob sich freilich lebhafter Wider- spruch, und namentlich Ledebour war es, der die Eini- gnng bekämpfte. Aber seine Argumentation war eigentümlich und entspricht nicht der Tonart, die man früher im Lager der USP. horte. Ledebour meinte nämlich, der Erfolg der Eini- gung würde nur sein, daß die SPD. ein paar tausend Mit- glieder erhielte, die KPD. aber künstlich ins Leben zurückgerufen würde. Ledebours Bedenken gegen die Einigung zielen also weniger gegen die SPD. als gegen die KPD . Ueber diesen Standpunkt läßt sich wenigstens reden, wenn wir auch meinen, daß es immerhin ein S y m p- tom von großer Bedeutung ist, wenn in der USP. wieder Stimmen von Einigkeit laut werden, was vor einem Jahre noch ganz undenkbar gewesen wäre. Freilich mußte auch der Referent Brühl eingestehen, daß sich in dieser Jahresfrist ein großer innerer Umschwung in der USP. vollzogen hat. Brühl propagierte den Gedanken der sozialistischen Regierung und bemerkte dazu: Bei der Forderung der sozialistischen Regierung, die sich auf die freien Gewerkschaften, die freien Angestellten- und freien Be- amtenorgenisationm stützt, müssen wir feststellen, daß wir eigentlich im Kreise herumgegangen sind. Als während der Kopp-Toge ein Teil unserer Genossen diese Forderungen oertrat, wurden sie beinahe gefleioigt. Das ist das Bedauerliche bei den Unabhängigen: sie kommen immer erst dann zu der richtigen Einsicht, wenn es zu spät ist und sie selber durch ihre vorherige Einsichtslosig- keit den Zeitpunkt zur Durchführung vernünftiger Forde- rungen verpaßt haben. Nach dem Kapp-Putsch hätte sich die rein sozialistische Regierung am Ende durchsetzen lassen, aber damals wollte ein großer Teil der Unabhängigen nicht und drohte, wie Brühl richtig bemerkt, die zu steinigen, die dafür eintraten. Heute will die USP. die sozialistische Regierung, aber heute ist die Situation nicht mehr die alte und die Mög- lichkeit verscherzt. Aber so ist und war es mit allem. Heute finden die Unabhängigen richtige und treffende Worte gegen den P u t s ch i s m u s der Kommunisten, der nur die Reaktion stärkt. Aber dieMarneschlacht der Revolution", der Ja» nuarpuffch 191S, der zunächst der Reaktion wieder vom Boden emporhalf, kam auf Konto der USP. Für die rein sozia­listische Regierung hat es 1918, 1919 und selbst noch 1929 manchen Zeitpunkt gegeben. Damals lehnten die Unab- hängigen stets entrüstet ab. Jetzt, wo kaum noch eine Möglichkeit besteht, möchten sie haben, was sie selber ver- urteilten.,

Grgesch im porzellanlaüen. vayernexzeff« im unbesetzten Schlesien . In Ergänzung der bereits von uns gebrachten Meldungen über die Ausschreitungen bayerischer Orgeschmannen im un- besetzten Schlesien meldet uns ein eigener Bericht aus Breslau : Im unbesetzten Schlesien haben sich aus Bayern kommende Freikorpsleute in R a m s l a u und Neiße schwer« Uebergriffe zu- schulden kommen lasten. In Namslau haben sie, wie aus den Be- richten unserer Parteigenosten, die amtlich nicht dementiert werden konnten, hervorgeht abgelieferte Waffen ans dem Rathause mit Gewalt geraubt. In Neiße haben Angehörige eines bayeri- sehen FreikorpsOberland" unseren Partei grnosten herlwig, den Redakteur de« dortigen Parteiblattes, bedroht, weil er unter »oller Anerkennung de. Recht« der Oberschlefier aus Selbstabwehr die Zureise der bayerischen Oegeschleut« kritisierte. In beiden Orten haben sich die Behörden korrekt verhalten. In Namslau haben sie energischen Widerstand gegen die Uebergobe der Waffen geleistet. Anscheinend ist aber die Sicherheitspolizei im Grenzgebiet trotz eingetroffener Berstärkung nicht stark genug, um dem Treiben der Freiwilligen entgegenzutreten. Abgesehen von den boyerffchen Orgeschleuten sammeln sich die Freiwilligen hauptsächlich nicht im unbesetzten Schlesien , sondern im Hoheitsgebiet der Inter- alliierten Kommission selbst, wo sie vor amtlichen Belästigungen anscheinend weit sicherer sind. Ganz Aehnliches weiß ein Spätabendblatt zu melden, das außerdem schreibt: Bedauerlich bleibt, daß sich unter den Selbstschutztruppen auch bayerisch« Orgeschmänner befinden, die in Unkenntnis der ober- schlesischen Verhältnisse auch gegen Bevölkerungskreise vorgehen, die deulschfreundlich sind. So haben sich bayerische Freikorps - angehörige Uebergriffe gegen Personen zuschulden kommen lassen, die sie wegen ihrer wasterpolokischen Mundart al» Anhänger der grohpolnlschen Zdee Korsaulys ansahen. Dazu kommt noch die scharfe antisemitische Richtung, die die Bayern in die Freikorps hineingetragen haben, trotzdem die jüdische Bevölkerung Oberschlesiens aufopferungsvoll für die Sache Deutschlands kämpft. Bezeichnend für die reaktionäre Gesinnung der bayerischen Freikorps ist es, daß sie jüdische Freiwillige, die sich bei ihnen an- meldeten, wegen ihrer Konsession abgewiesen hoben. Die bayerischen Freikorps stellen weiter nichts dar als bewaffnete Haufen be stimmte? politischer Rich- t u n g e n. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu wer» den, welche Gefahr für die Republik wie überhaupt für jedes geordnete Staatswesen entsteht, wenn bewaffnete Haufen ganz einseitiger politischer Zusammensetzung und obendrein o b n e jede Kontrolle des Staates ihr Unwesen treiben können. Ddzu sind diese Haufen nur geeignet, der deutschen Sache schwer st en Schaden zuzufügen, für ihren eigentlichen Zweck aber so ungeeignet wie möglich. Jedenfalls haben die Bayernhaufen w Dresden , Nams- lau und Neiße gezeigt, daß ihr angeblicher Kampf für Ober- fchlesien nur Maske ist zur Entfefselunjj neuen Bürgerkrieges. Wir verlangen, daß die Reichsregie- rung mit allem Ernst gegen diese Landplage und Gefahr vorgeht. Eine Beschlagnahme. Breslau , 23. Mai. (WTB.) Die heutige Ausgabe derSchle- fischen Tagespost" ist beschlagnahmt wor.den, weil sie ein« Meldung unter der UeberschriftMehr Freiwillige für Oberschlesien " oeröffent- licht hat.

Der erste Kriegsi Die Vernehmung de Nach Eröffnung der gestrigen Verhandlung in Leipzig gegen die wegen Kriegsverbrechens angeklagten Personen durch Senats- Präsident Schmidt erfolgt der Zeugenaufruf. Hierauf gibt der Angeklagte H e y n e n, zur Person befragt, an, daß er am 20. Juni 1875 in Barmen geboren und dort seit 23 Jahren bei derselben Firma zuerst als Kutscher und dann als Küfer tätig sei. Der Inhaber der Firma hat ihm wegen seiner Zu« oerlössigkeit und Arbeitssamkeit dos beste Zeugnis ausgestellt. Der Präsident ermahnt ihn, rückhaltlos der Wahrheit die Ehre zu geben und keinerlei Ausflüchte zu machen. Mit Rücksicht auf eine Reihe ihm zugegangener Zuschriften erklärt der Präsident, daß für p o- litische Erörterungen in diesem Saale , der nur der Ge» rechtigkeit diene, kein Raum sei. Heyne» soll in der Zeit vom 13. Oktober bis zum 2(5. November 1915 im Gefangenenlager Herne in 3g Fällen sich der Gcsangenenm! ßhandlung schuldig gemacht haben. Neuerdings sind noch 7 Fäll« hinzu- gekommen, so daß es sich im ganzen um 45 Anklagefällr hon» delt. Es kommt dabei ein« Verfehlung gegen Z 122 des Militär- strafgefetzbuches(Mißhandlung Untergebener) in Frage. Ein Teil der dem Angeklagten zur Last gelegten Handlungen ist bereits früher vom Kriegsgericht Münster abgeurteilt und mit 2 Wochen Mittel- arrest geahndet worden. Diese Strafe ist durch die militärische Am- nestie vom 7. Dezember 1318 erlassen worden. Der Vorsitzende macht den Angeklagten darauf aufmerksam, daß mit Rücksicht auf das Gesetz über Kriegsdelikte diese Fälle nochmals aufgerollt werden müssen und daß Verjährung und An- nestie der Aburteilung aller unter Anklage gestellten Fäll« nicht entgegenstehen. Änf Befragen erzählt der Angeklagte, wie er als Unteroffizier an das Gefangenenlager Herne versetzt wurde und daß ihm dort 230 Engländer und 40 Russen unterstellt waren. Der Präsident hält dem Angeklagten vor, daß noch den bestehenden Vorschriften die Gefangenen genau so zu behandeln waren, wie deutsche Soldaten. Die Anklage beschuldigt ihn. Gefangene mit Fäusten, mit verschiedenen Gegenständen und durch Fußtritte mißhan- delt zu haben. Auch mit Steinen soll er nach Gefangenen ge- warfen haben. Gefangene, die sich krank melden wollten, soll er daran gehindert haben. Der Angeklagte bestreitet im allgemeinen sich bewußt straf- bar gemacht zu haben. Auf Befragen des Reichsanwalts gibt der Angeklagt« er- neut zu, die Vorschriften, welche die Mißhandlung van Gefangenen verbieten, gekannt zu haben. Nach den bestehenden Vorschriften sei er berechtigt gewesen, von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn seinen Befehlen nicht Folge geleistet wurde. Von den englischen Zeugen wird zunächst John P a r r y vernommen. Er sagt, die Betten im Gefangenenlager seien gut gewesen, die Nahrung aber war schlecht. Der Zeuge ist am 21. Oktober 1914 in Gefangenschaft geraten und am 23. Oktober 1315 in das Gefangenenlager Herne gekommen. Die ihm und feinen Landsleuten zugemutete Arbeit im Bergwerk hätten sie nicht leisten wollen, da sie darin«in« Kriegsarbeit erblickten, die ihre Landsleute in Gefahr bringen könnte. Der An- geklagte habe feinen Befehl, die Arbeit aufzunehmen, mit G e» wolt durchzuführen versucht. Wegen seiner Verweigerung der Arbeit habe ihn der Angeklagte mit dem Gewehrkolben ge- schlagen, so daß er besinnung-los niedergefallen sei. Der Zeuge sagt weiter aus, er habe eine Wund« am Bein ge- habt und habe«inen Arzt verlangt. Der Angeklagte habe aber er- widert, da genüge ein Bad. Einen anderen Gefangenen namens C r o ß habe der Ange- klagte absichtlich abwechselnd unter eine kokte und eine heiße Brause gestellt und ihn lange Zeit darunter gelassen. Heyne» bestreitet dos Der Zeuge bekundet dann weiter, der Angeklagt« habe ihn beim Heruntersteigen einer Treppe gestoßen. Der nächst« Zeug« ist der Engländer H e n r y A b e l. Er gibt an, 12 Engländer feien bei ihrer Ankunft im Lager vom Ange- ------ ran-i i i--- 1---- �msteröam und Gberfchlesien. lieber die Dorstandssitzung des Internationalen Gewerkschafts- bundes am 20.. Mai in Amsterdam , die sich mit dem oberschlesischen Aufstand befaßte, sei noch folgendes nachgetragen: Wie der Sekretär Ondegeest mitteilte, hatten sich die von de« deutschen Gewerkschaften eingereichten Beschwerden über den polnischen Terror so sehr gehäuft, daß das Bureau sich entschloß, die Zentralkommission der polnischen Gewerkschaslsverbände in Dorschau und eine Kommission au» Oberschlesien zu der Dorstands­sitzung zuzuziehen. Die oberschlesische Kommission konnte je­doch nicht nach Amsterdam kommen, weil, wie t e i p a r t namens des Allgemeinen Deutschen Gewerkschostsbunde« in der Sitzung mit- teilte, infolge der polnischen Besehung keine Verbindung mit den Genossen in Oberschlesien herzustellen war. L e l p a r t erhob lebhafte Beschwerden über die pol­nischen Gewalttätigkeiten und deren Begünstigung durch die französische Besatzung, ober auch über die polnischen Gewerkschaften in Oberschlesien , die schon in einem Rund­schreiben vom 2Z. ZNärz gegen alle deutschen und polnischen Arbeiter, die bei der Abstimmung am 20. März für Deutschland votiert hatten. die Drohung richteten, daßdiese Renegaten damit ihr eigene» wirtschaftliches Todesurteil gesprochen hätten". Das sollte heißen, wie es weiter in dem Rundschreiben auch offen ausge­sprochen war. daß man ihr« weitere Beschäftigung Im oberschlestichen Industriegebiet nicht zulassen werde, ver Vertreter der Gewerk- schaften Polens , Z u t a w s k y aus Warschau , bezeichnete die polnische Organisotiou. die dieses Rundschreiben erlassen hat. als eine gelbe und nationalistische Ge werkschaft. Er bedauerte die vor- gekommenen Gewalttätigkeiten und hielt den gangen Aufstand für überflüssig und daher zwecklos, lehnte es aber ab. die be­teiligte« Leute schon zu verdammen,«eil man sie erst hören müsse. Wetter behauptete der Vertreter Polen », daß auch die deutschen Arbeiter nicht schuldlos seien, sonder« baß auch ihuen Gewalt- täliakeilen gegen pelnifchc Arbeiter nachgewicse» werden könnten. So war seiue Red«, wie der Vertreter Deutschiond» iu seiner Er- widerung feststellte, im Grunde geuvmmen doch nur ein« V e e t« i d i. gung de» polnischen Aufstandes. Auch Oudegeest meinte deshalb am Schlufie der mehrstündi- gen Aussprache, er hätte gewünscht, daß Zutawsty weniger nationalistisch gesprochen hätte. Wix wir bereits meldeten, war das Ergebnis dieser Besprechung der Beschluß,«in« Kommission, bestehend au» Iauhaux, F i m m e n und Williams, nach Oberschlesien möglichst bald zu entsenden. Wir hoffen, daß diese Kommission glücklicher sein wird als ihre Vorgängerin, welche Ansang März nach Oberschsesien ge- langen wollt«, jedoch nicht weiter als bis Breslau kam, weil Herr L e R o n d ihr aus leicht zu erratenden Gründen die Ein- reijeerlaubui» verweigert hatte!

r englischen Zengen. klagten eingesperrt worden, weil sie die Bcrqwerksarbeit«er- weigerten Von dem Angeklagten selbst will der Zeuge gelegentlich mit einem S.t o ck geschlagen worden sein. Demgegenüber behauptet der Angeklagte, er habe überhaupt keinen Stock gehabt. Der Zeuge bleibt bei seiner Behauptung und bekundet weiter, daß der Ange- klagte einen Mann mit dem Seitengewehr auf die Nase geschlagen babe. Auf Vorhalt gibt der Zeug« an, dies fei geschehen, als die Gefangenen sich weigerten, sich anzustellen. Sodann wird die Aussage des Zeugen Parry im Prozeß gegen den Angeklagten vor dem Kriegsgericht in Münster verlesen, nach der der Zeuge selbst Mißhandlungen Gefangener durch den Ange- klagten nicht wahrgenommen hat. Aus Gerichtsbeschluß werden nunmehr die Aussagen der vor dem Polizeiaencht in London eidlich vernommenen Zeugen ver- lesen. Die Vernehmung ist erfolgt in Anwesenheit eines Vertreter» der Reichsanwaltichast und eines Verteidigers des Angeklagten. In den Aussagen ist die Red« von der Weigerung der Engländer, Berg- werksorbeit zu leisten. Der erste Zeuge hat bekundet, daß der An- geklagte ihn mit der Faust in» Gesicht geschlagen habe, so daß Blut floß. Die Wachmannschaften hatten die Gefan- genen mit ihren Bajonetten bedroht und ihnen die Bajonette vor den Leib geholten. Der zweite Zeuge, von Berns Gärtner, hat nie ein Bergwerk gesehen und weigerte sich, die Arbeit auf der GrubeFriedrich der Große " in Herne zu leisten. Er bekundet ebenfalle, daß der Angeklagte einzelne Gefanaene geschlagen hat, um sie zur Arbeit zu zwingen. Ein dritter Zeuge hat die Miß- Handlungen des Eroß mit angesehen. Um 2 Uhr wird die Verhandlung auf VA Uhr nachmittag» vertagt. Ncich der Pause wird die Vernehmung der Zeugen fortgesetzt. Der frühere englische Kriegsgefangene Erneft Jones will von dem Angeklagten mißhandelt und beleidigt worden sein. Er gehört zu denen, die die Bergarbeit verweigerten, und gibt an, daß der An- geklagte ihm auf den Kopf geschla gen habe. Eine Krank- Meldung habe der Angeklagte zurückgewiesen. Der Angeklagte wen- det ein, daß der Zeuge ihn angerempelt Hab«. Der Zeuge Wi l l i a m Lenard Gothord Hot ebenfalls den Bergmannsdienst ver- weigert und erklärt, er sei vom Angeklagten vor die Brust und ins Gesicht geschlagen worden. Andere Gefangene seien mit Kolben- st ö ß c n mißhandelt worden, als sie sich sträubten, Bergarbeit zu leisten. Der unter die Brause aeitellte Croß sei schon vorher geistig nicht normal gewesen. Zeuge Charles Burrage spricht eben- falls von der Arbeitsverweigerung und dem Fall Croß. Der Be- hauptunq des Zeugen, der Angeklagt« Hobe einen Revolver ge- tragen, tritt dieser mit Entschiedenheit entgegen. Auch dieser Zeug« bekundet, daß der Angeklagte kranke Gefangene verhindert habe, sich krank zu melden. Der Zeuge Sidny Smart macht bezüglich der Vorgänge bei der Arbeitsverweigerimg und bezüglich des Falles Eroß ähnliche Angaben wie die früheren Zeugen. Das Essen im Gefangenenlager bezeichnet er als ungenießbar: in der Suppe fei überhaupt kein Fleisch gewesen. Der Präsident bezeichnet diese Aeußerung al» leichtfertig, da bereits ein anderer Zeuge ausgesagt habe, daß das Fleisch zerkleinert in der Suppe gewesen sei. Zeuge William Gi- l e r t hat sich über die Behandlung im Bergwerk bei dem Ange- klagten beschwert und behauptet, deshalb von ihm geschlagen warben zu sein. Er betont, es seien in dem Lager Strafen bis zu 56 Tagen bei Wasser und Brot verhängt worden.- v Der Präsident stellt einen Widerspruch dieser letzteren Aussage mit einer früheren protokollarisch festgelegten Aussage des Zeugen fest und ermahnt diesen, streng bei der Wahrheit zu bleiben. Der Zeuge Alfred B r i e r s sagt aus, er fei mit dem Gewehr- kalben gestoßen worden und dabei zu Boden gefallen. Wer in der 9tähe des Angeklagten gewesen sei, habe immer Stöße bekommen. Unten im Bergwerk seien die Engländer von den Zivilarbeitern mit Revolvern bedroht worden Um Uhr abends wird sie weitere Verhandlung auf Diens« tag, den 24. Mai, vormittags 9 Uhr, vertagt.

Lanötagswahlen in ttorötirol. Innsbruck , 22. Mai. (MTB.) Bei den heutigen Wahlen für den Landtag wurden in N o r d t i r o l für die Tiroler Volks- partei 57 958, für die Grotzdeutsche Volkspartei 12 698, Sozial- demokraten 24 739, Nationalisten 1227 und für die Gruppe der Kriegsopfer 475 Stimmen abgegeben, 14 Gemeinden stehen noch aus. Don den 36 Mandaten für Nordtirol dürften 24 25 die Tiroler Volkspartei iEhriftiichsoziale), 8 die Sozialdemokraten und 3 4 die Großdentschen erhalten. Osttirol dürste 3 Vertreter der Tiroler Volkspartei und einen Führer der Ofttiroler Wähleroereinigung entsenden.

Steiermarks Abstimmung. Graz . 23. Mai. tEF.) Morgen wird der steirische Landtag über die Frage der vollSabslimmung wegen des Anschlusses an Teursckland endgültig Beschluß fassen.-Die Festsetzung deS 29. Mai wird wegen der Kurze der Zeit abgelehnt werden. Voraussichtlich soll der 3. Juli festgesetzt werden. Gestern fand eine große Demo». stration für den Anschluß statt. » Wien . 23. Mai.<WTB.) Wie diePolitische Korrespondenz " erfährt, hat Bundeskanzler Dr. M a y r an den Landeshauptmann von Salzburg«in Telegramm gerichtet, in dem er ausführt, daß im Hinblick auf die allgemeine politische Lage es geboten erscheine, die von den politischen Parteien beabsichtigte Volksbefragung hintanzuhalten. Wenn dies aber nicht mehr möglich sei, ihr den Charakter einer rein privaten Veranstaltung zu geben und insbesondere deutlich zum Aus­druck zu bringen, daß die Regierung ihr vollkommen fernstehe. Unter Hinweis auf die Bundesverfassung wären die Behörden und Beamten anzuweisen, einer derartigen Prioatver« anstoltung jede Unterstützung zu versagen.

Wegen der Hinrichtung des Massenmörders Schumann find in der Oeffentlichkeil mehrfach Angriffe gegen den Reichspräsidenten Cbert gerichtet worden. Wir möchlen deshalb an dieser Stelle auSdrück- sich darauf hinweisen, daß die Entscheidung über die Hinrichtung Schumanns nicht bei Genossen Ebert, sondern bei der preußischen Regierung Stegerwald, insbesondere bei dem Jnstizrninister Am Zehnboff lag. Ver Prozeß gegen de« Spitzel Ferry. den geistigen Urheber de« SiegeSsäulenalientatS. findet am lommcnden Freitag vor dem Sondergericht bei dem Landgericht I Berlin statt. Tschechische kommunistenspaltuag. Dieseniflen Mitglied« d« .ehemaligeniozialdemotrattfiben Linken", die mit derAnnnhme der Moskauer Deoingungen durck, den Prager Pfiiigstparteitag uicht ein­verstanden sind, haben die neue Partei reils gezwungen, teils frei« willig verlassen und wollen eine»Tschechoslowakische Arbeiterpartei" gründen.