fte schon vorher entschieden war. Dem Wunsche deS Herrn Aage FriiS , die Zusage in schriftlicher Form Herrn Haussen zur Beruhigung der dänischen Bevöllerung seines Bezirke» zu geben. konnte also ohne Bedenken stattgegeben werden. Dazu noch eine allgemeine Bemerkung: Die auf Ber » ständigung mit Dänemark eingestellte Politik der damaligen Regierung hat dazu beigetragen, dah uns in der dänischen Frage von Paris aus nichts Schlimmeres widerfahren ist. Die d ä n i- schen Nationalisten machen der Regierung Zahle- Scavenius-Stauning den Vorwurf, sie sei schuld daran, daß Dänemark nicht mehr bekommen habe. Herr Hanssen wird von ihnen geradezu als ein Verräter bezeichnet. In der Abwehr gegen diese Angriffe liegt die Tendenz des Aufsatzes von Aage Friis , aus dem nun unsere Nationalisten Honig saugen. Offenbar scheinen sie die Zeit für geeignet zu halten, ihre alte bis in den Krieg hinein fortgesetzte feindselige Politik gegen Dänemark wieder aufzunehmen. Der Gedanke, daß der Heimfall der dänischen Teile Nordschleswigs an Dänemark auf Grund desselben Rechts erfolgt ist, auf Grund dessen wir z. T. Ober- s ch l e s i e n für Deutschland fordern, stört sie dabei ebensowenig wie die Erwägung, daß Deutschland wahrhaftig allen Grund hat, sich mit dem nahverwandten nordischen Nachbarvolk in ein dauernd freundschaftliche? Verhältnis zu setzen.
Durch Mbeit zur Freiheit!
GroßSerllu Die offene frmü. Korruption und Bestechungsunwesen sind durch den Krieg un gemein gefördert worden. Sie werden letzten Endes nur durch Besserung der wirtschaftlichen Lage und der Lebenshaltung der Bevölkerung wirksam bekämpft werden können. Aus diesem Grunde dürften auch die Bestrebungen des»Vereins gegen das Be- stechungsunwesen�, der gestern seine Hauptversammlung abhielt, niemals den Erfolg haben, den er selbst im Interesse der Allgemein heit erstrebt. In den 10 Iahren seiner Tätigkeit hat der Derein sich gegen das Bestechungswesen in Industrie und Handel gewehrt, er hat auf- klärend und vorbeugend gewirkt und alle Fälle von Bestechung rück sichtslos verfolgt. Der Generalsekretär Dr. Pohle führte in seinem Geschäftsbericht aus, daß der Verein mit Strafanzeigen und Ver> vffentlichungen vorgegangen sei. In 30 Strafsachen wurden Geld strafen und in 2 Fällen Gefängnisstrafen verhängt. Besonders be- merkenswert waren die Verfahren gegen den Prokuristen Plate von der Reichsgemüsestelle und gegen den Leiter der Feueroersiche- rungsstelle der Kriegsgesellschaften. Direktor Dr. M ü n tz e, der in 13 Monaten durch Provisionsabgaben über 1 Million Mark erworben hat. Eine besonders gefährliche Form von Bestechung ist das ver- kappte Bestechungsinserat. Es wird oft täuschend den Vertreter- gesuchen nachgeahmt, es ist jetzt in vielen Offertenblättern zu finden, namentlich in den Industrierevieren. Die Verfolgung ist oft recht schwierig, weil es schwer ist, das Vorliegen des§ 12 zu beweisen. In zwei Fällen konnte nachgewiesen werden, daß Angestellte syste matisch verleitet wurden, Geschäftsgeheimnisse zu verraten oder Auf träge zu verhindern. Es erschienen sogar Inserate, durch die aus- ländische Fabrikspionage in unserer chemischen Großindustrie be- trieben wurden. Im Eisenbahnbetriebe wurden ganze Beraubungs organisationen festgestellt. Bei der Verwertung des aus der Kriegs zeit stammenden Reichsgutes hat sich die Korruption in hohem Maße gezeigt, so sollen sich jetzt noch für S Milliarden He er es gut in den Händen unauffindbarer Schieber befinden. Ein trübes Bild zeigt sich auch auf dem Gebiet der Ein- und Aus- fuhrbewilligung, ferner bei den Wohnungsämtern, den Kohlen- wirtschaften, den Milch- und Mehlverteilungsstellen. Unlautere Vermittler melden sich bei großen Kohlenver- brauchern, um ihnen gegen eine Gebühr von 60 bis»0 M. pro Tonne eine Verbesserung ihrer Kohlenzuweisung zu schaffen. Ver- treter großer Kohlenhandelsfirmen im Westen und auch Zechen sollen dahinter stecken. Bedauerlich ist es, daß sich auch Stadtver- waltungen dazu hergeben. So soll eine niederschlesische Stadt 000 M. zur Verbesserung ihrer Kohlenbelieferung ausgesetzt hoben. Ein ganz schwerer Fall betrifft die Beschasfungsstelle der preußi- schen Sicherheitspolizei. Die Art, wie für 30 Millionen Mark Auto- mobile an zwei unberufene Automobilhändler vergeben worden seien, fordere schärfste Kritik heraus. Es sei dabei nicht bloß bei goldenen Zigarettendosen, als angebliche Reklameartikel geblieben. Es Handell sich bei der Sipo um Aufträge von über 200 Millionen Mark. Iustizrat Fuld- Mainz besprach noch die Beamtenbestcchungen im Entwürfe des neuen Strafgesetzbuches und dann wurde eine Entschließung angenommen, in der Maßnahmen gegen die Korrup- tion der Beamten und Angestellten gefordert werden, auch die aktive einfache Beamtenbestechung müsse mit Strafe bedroht werden. Was Me Milchhänöler sagen. Die Milchhändler der Stadt Potsdam und Umgegend hallen gestern eine große Versammlung, um über die Freigab« der Milch ab 1. Juni Stellung zu nehmen. In dieser Versammlung kamen Dinge zur Sprache, die für die ganze Oeffentlichkeit von größter Bedeutung sind. Die Milchhändler stellten an Hand von schriftlichen Belegen und Verträgen und in Gegenwart von Magi- stratsmitgsiedern fest,— was besonders im Hinblick auf unsere Aus- führungen im heutigen Morgenblatt interessant ist— daß der hohe, vom Ernährungsminifter geduldete Preis einzig und allein der Landwirtschaft zugute kommt. Viele Landwirte sind über den hohen Preis um so verwunderter gewesen, als das Grünfuller in diesem Jahr eine Fülle zeigt, wie seit 48 Iahren nicht. Die allen Vorräte sind noch lange nicht aufgebraucht, und die neue Futterernte kann kaum bewälttgt werden. Die Milchhändler der Stadt Potsdam haben sich daher tontraktsich verpflichtet, für die fteie Milch nicht höhere Preise zu nehmen, als für Karten milch. Soviel steht fest, daß jeder einzelne vom 1. Juni an seinen Einviertelsiter Bollmllch und noch weit darüber erhalten wird. Besiefert«in Händler keine bei ihm eingetragene Karten- milch, so hat er eine Konventtonalstrafe von 3 Mark an den Ma- g istrat zu zahlen. Nach Ansicht der Händler ist der bewilligte Preis von 3,20 bis 3,40 M. nicht anders als ein Wucherpreis anzusehen. » In unseren Ausführungen im heutigen Morgenblatt über die Mllchverforgung ist eine falsche Zahl unterlaufen. Es soll heißen: Von den täglich Berlin zur Verfügung stehenden 400 000 Litern Milch entfallen 140000 Liter auf Kinder und Kranke und 2 6 0000 Liter stehen dem freien Verkauf zur Ver- fügung._ Der Parmas- Graf wieder entwichen. Ein Auslieferungsankrag der französischen Regierung. Vor etwa drei Monaten erregte die Entlarvung und Festnahme eines Ausländers, der in der Lebewell Berlins kurze Zeit eine nicht unbedeutende Rolle gespielt halle, großes Aufsehen. An den Stätten, « dmmh man sich in Berlin vor und auch nach der Ptzfizeistunde nicht zu langweilen pflegt, war damals ein Ausländer, der sich G r a f d e Aarmas ummte, ein gern gesehener Gast. Eine besondere Dar«!
Wirth über Deutschlands Aufgaben. Auf der süddeutschen Reise des Reichskanzlers Dr. Wirth fand gestern in Karlsruhe bei dem Staatspräsidenten Trunk eine ausgiebige politische Aussprache statt. Die Be- grüßungsansprache des Staatspräsidenten erwiderte der Reichskanzler mit folgenden Ausführungen: Er hoffe, daß, wenn er in den nächsten Tagen Gelegenheit haben werde, die Regierungen wellerer Länder auszusuchen, er dort dieselbe einmütige Auffassung über die Notwendigkeiten der Stunde finden werde. Wir haben das llllimatum mit ja beantwortet; es war notwendig, und zwar notwendig, um der Freiheit des deutscheu Volkes willen. Es war kein an formelle Konstruktionen geknüpftes Ja, es war«in aufrichtiges, ein deutsches Ja. und nicht etwa akademische Erörterungen. Akademische Erörterungen sind'ein Jahr hindurch gerade genug auf allen Konferenzen der Welt gepflogen worden. Sie haben zu nichts geführt. Es war ein Ja, das ein Zeitalter der Leistungen einschließen sollte. Wenn wir zwei Jahre zurückblicken, dann wäre es wirklich unrecht, �nicht anzuerkennen, daß inzwischen sich doch einiges gebessert hat. Gewiß sehen wir auch jetzt noch Not und Elend um uns herum, aber etwas hat sich die gesamte Lage des deutschen Volkes wieder gehoben, und wenn es uns nun glückt, die Wiederbelebung der Wirtschaft und des Handels durch Förde- rung der Produktion, insbesondere auch der landwirffchaftlichen Produktion zu erreichen und in Deutschland dem hungernden Magen wieder genügend Nährstoffe zuzuführen, so wird— davon bin ich überzeugt— das deutsche Volk auch fteiwillig beachlliche Leistungen aufbringen. „Um der Freiheit willen", so habe ich mich eben aus- gedrückt, haben wir Ja gesagt. Ich könnte mir nichts Schrecklicheres vorstellen, als daß sich die großenIndu st riegebiete Deutsch- lands, Rheinland und Westfalen , wo doch das Herz un> serer ganzen Produktion schlägt, unter die Gewalt ftemder DaZonetle gestellt sehen. Ich glaube, daß die deutsche Arbeiterschaft, insbesondere die Arbeller von Rheinland und Westfalen selbst, uns dafür dankbar sein werden, weil wir ihr dadurch die Möglichkeit gegeben haben, in freier Arbeit als freie politische Staatsbürger das deuffche Volk gerade an der Stelle retten zu helfen, wo es am verwundbarsten ist. U m d e r F r e i h e i t willen haben wir Ja gesagt, und dabei handelt es sich um die wirtschaftliche Freiheit der leben- den Generation wie der kommenden. Wohl weiß ich, daß das Ja Unbarmherziges in sich schsießt. Es muß daher an den Willen Aller appelliert werden, die überhaupt den Gedanken der Freiheit in sich aufnehmen können. Die Waffen werden wir zum großen Teil aus den' Händen geben. Um so mehr aber werden wir in jedem Augenblick der kommenden Monate und Jahre den Standpunkt des Rechtes für das deuffche Volk betonen. Von diesem Gedanken ausgehend, habe ich auch im Reichs- tag erklärt, daß es für uns unerträglich wäre, wenn
die oberschlesische Frage durch die Diktatur eines polnischen Insurgenten gelöst werden sollte. Wir verlangen, daß das durch den Friedensvertrag, der uns doch wahrhaft an Freiheit und Rechten kaum etwas gibt, gewährte Recht zur Geltung komme, wonach das Plebiszit in Oberschlesien als Ausdruck des intim st en demokratischen Lebens in Deutschland von allen Völkern geachtet werden muß. Wir haben das Echo gehört, das insbesondere aus England gekommen ist, daß mit Deutschland ein faires Spiel gellieben werden sollte. Wir nehmen das Wort auf. Wir wollen unsererseits zeigen, daß wir gewillt sind, aufrichtig und ehrlich auf klar vorgezeich- neter Bahn Politik zu führen, unterstützt von dem größten T'il unseres Volkes. Nun kommen in den nächsten Wochen die Beratungen des Reichstags. Sie werden neue Belastungen uns aufzeigen müssen. Alle Kreise werden Opfer bringen müssen. Ich weiß nicht, ob alle kreise des deutschen Volkes während des Krieges und nach dem Krieg wirklich Opfer gebracht haben. Wenn man da und dort durch die deutschen Lande geht und den ftechsten Luxus— es gibt keioen anderea Ausdruck dafür— sich breitmachen sieht, dann darf man füglich verlangen, daß in der beginnenden Zeit der Arbeit, wo der Hammer entscheidet, der aus den Ambost niederfällt, alle Kreise unseres Volkes sich, was die Lebenshaltung bellifft, in solchen Vahnen bewegen, daß es erlläglich ist gegenüber den Leistungen, die alle auf sich nehmen müssen. Ich glaube, so ist eine Bahn möglich, die zur Freiheit führt. Das ist der große Gedanke, wie man durch Arbeit zur Freiheit wiederkommen kann, zu diesem töstsichen Gut, das der Mensch hat. Ich rufe also nicht auf zum Schmieden neuer Waffen, sondern ich rufe auf zu einem Bekenntnis des Rechts und einem Bekenntnis zu einer freien und großen Arbeits- l e i st u n g. Ich bitte Sie oll«, die Sie guten Willens sind, die Regierung auf diesem klaren, wenn auch steinigen und dornenvollen Wege zu unterstützen, und wenn ich weiß, daß ich in der Heimat Männer und Frauen hinter mir sehe, die dem(Dedanken der Freiheit durch Arbeit dienen wollen, dann wollen wir die begonnene Arbeit durch alle Stürme und durch alle Fährnisse der nächsten Wochen hindurchtragen. Jeder ist willkommen, keiner ist ausge- schlössen; die Türen sind für niemand zu, wer an des Vaterlandes Freiheit durch Arbeit mitarbeiten will. Aber irgendwelche wilde Formen des Ausdrucks politischer Betätigung außer- halb des Rahmens des Gesetzes gar, die außenpolitisch uns nur in Schwierigkeiten bringen, müssen wir unbedingt ab- lehnen. Auf dem Boden des Rechts, auf dem Boden der Arbeit vorwärts, und so Gott will wieder einmal aufwärts einer neuen Zeit entgegen!(Beifall.) Gegen 3 Uhr nachmittags fuhr der Reichskanzler nach Freiburg , um dort seiner Mutter einen Besuch ob zu- statten. Er wird sodann nach Berlin zurückkehren.
siebe zeigte der Ausländer für den„Zickzack-Foxtrott", an- gebsich deshalb, weil dessen Komponist ihm persönlich den Tanz ge- widmet habe. Plötzlich bsieb der ausländische Gast weg und es wurde ruchbar, daß der Lebegraf ein berüchngter internationaler Millionenschwindler, ein Schiffahrtsagent, Andre Florian D i g r a n, war, der aus S m y r n a stammt. Nachdem nun die Spur des Verschwundenen in Berlin wieder- gefunden war, besuchten Pariser Kriminalbeamte, die eigens über Athen hierher gekommen waren, mit Berliner Kollegen auch die Ber - liner Lcbelokale. Sie hatten unterdessen ermittelt, daß der Komponist seinen Foxtrott nicht dem Grafen Parmas, sondern Herrn Digran gewidmet hatte. Der vermeintliche Graf war also der von ihnen ge- suchte Schwindler. Seine Vorliebe für den Foxtrott verriet den Ver- folgten auch in Berlin sehr bald. Als man ihn jedoch in dem vor- nehmen Hotel, in dem er abgestiegen war, festnehmen wollte, war er gerade wieder abgereist, und zwar mit einem Polizeihunde, den er sich zu guter Letzt noch zugelegt hatte.„Gras de Parmas" hatte eine Fahrkarte nach V l i s s i n g e n durch den Hotelvförtner be- zogen und war mit dem Auto, das ihm ständig zur Verfügung hatte stehen müssen, angeblich nach dem Potsdamer Bahnhof abgefahren. In Wirtlichkeit hatte er unterwegs den Wagen nach dem LehrterBahnhof bringen lassen. Deshalb vermutete man, daß er nach Hamburg gefahren wäre. Die Pariser und Berliner Be- amten fuhren dorthin, ermittelten in einem Hotel erst den Polizei- Hund und dann den Verfolgten selbst, den sie noch im Bett fanden. Bevor er noch zu dem bereit liegenden Revolver greifen konnte, nahmen sie ihn fest und brachten ihn nach Berlin . Wegen eines Leidens mußte der Verhastete hier in ein Kranken- Haus gebracht werden. Aus diesem ist er jetzt wieder ent- wichen. Seine Auslieferung war von der französischen Regierung bereits beantragt._ Mr Kinder, die zu Hause bleibe«. Bei der verhältnismäßig geringen Zahl von Psiegestellen in den ländlichen Bezirken ist es, wie bereits im vorigen Jahre, den städti- schenBehörden nicht möglich, allen bedürftigen Kindern den dringend notwendigen Landaufenthast zu gewähren. Den Zurückbleibendetz soll deshalb auch in diesem Jahre ein Erholungsaufenthalt auf den städtischen Außenspielplätzen ermöglicht werden. Es kommen dafür die Plätze Grunewald , Tegel , Blankenfelde I und II, Buch. Wartenberg , Hohenschönhausen, Plänterwald und Wuhlheide in Frage. Die Einrichtung wird in erweitertem Umfange in der Weise getroffen werden, daß eine Gruppe von ungefähr 20 000 Kindern vier Wochen vor und eine ebenso aroße die gleiche Zeit nach den Sommerferien unter zuverlässiger Aufsicht werktäglich von mor- gens bis abends auf den Spielplätzen untergebracht und verpsiegt wird. Es kommen demnach die beiden Zeitabschnitte vom 13. Juni bis 0. Iusi und vom 19. August bis 17. September in Betracht. Die Kinder der Michaelis-Schulklassen sollen möglichst schon im Juni zugelassen werden, da nach den vorjährigen Erfahrungen Wert darauf gelegt werden muß, daß ihnen die Unterrichtszeit nach den Sommer- ferien unverkürzt zur.Vorbereitung auf die Versetzung bleibt. �Dix im Vorjahre gemachten Versuche, den Kindern auf den Spielplätzen täglich zwei Kurzunterrichts st unden zu erteilen, haben sich bewährt. Für die Ernährung sind genügende Vorräte in Aus- ficht gestellt. Die Kinder erhalten in der üblichen Weise Morgen, k a f f e e mit Milch, Mittagessen und nachmittags Kaffee mit Milch und Gebäck. Die Eltern unterernährter und schwächlicher Schulkinder werden aufgefordert, diese bald bei den Rektoren ihrer Schulen anzumelden, damit hier die Untersuchung durch den Schularzt veranlaßt�werden kann. Auf Grund des ärztlichen Befundes entscheidet dann über die Zulassung des Kindes zum Erholungsaufenthast die Schule. Die Teilnehmer am Erholungsaufenthalt haben an jedem Tage einen Beitrag von 1 M., die zweiten Kinder der gleichen Familie 30 Pf. zu entrichten. Die dritten und weiteren Kinder derselben Familie sind ftei._ Wie soll man Zyilmschund bekämpfen? Im„Groß-Berliner Ausschuß zur Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur und des Kinounwesens" sprach Dr. Paul Mahlberg über„Filmreklame und Voltsbewußtsein". Die Filmreklame bezweckt, teils die Kinounternehmer zur Entleihung der Filme und teils das Publikum zum Besuch der
Kinos anzuregen. An den A u s w ü ch s e n der Filmreklame ist nach Ansicht des Dorttagenden das Publikum mitschuldig, weil es sie so haben will. Auch den Schund unter den Filmen erklärte er daraus, daß gute Filme kein Publikum fänden. Er bedauerte, daß die Kinos von demjenigen Publikum, bei dem solche Filme Erfolg haben könnten, überhaupt gemieden werden. Die Wirkungen der Filmreklame sind weitteichend und tiefgehend. Diese Reklame gelangt bis in die kleinsten Orte, wo oft schon der aus ihr sprechende Großstadtgeist sensationell wirkt. Sie wechselt in kürzesten Zwischen- räumen, lockt in den Straßen die bilderhungrige Bevölkerung an und kommt einer großen Masse von Beschauern vor Augen.� Aus- wüchse der Filmreklame will der Vortragende nicht lediglich durch Verbot des Schlechten, sondern vor allem durch Förderung des Guten bekämpft wissen. Unter- ftützung mit Rat werde die Industrie allmählich dazu bringen, Ge- schmackloses und Verrohendes durch Geschmackvolles und Verfeinem- des zu ersetzen. Dr. Mahlberg betonte zum Schluß nochmals, daß gegenüber dem Film die prinzipielle Gegnerschaft zu verwerfen sei. Man solle Filme, die wirklich gut sind, auch ansehen. Das Ver- an t w o r tl i ch k e i t s g e f ü h l der Film- und Kino- Unternehmer müsse mehr als bisher entwickelt werden. Zu wünschen sei ihnen die Einsicht, daß ihre Betriebe ein Kulturfaktor fein können und sollen.— Leider kam es zu keiner Diskussion, ab- gesehen von einer zustimmenden Aeußerung des Vorsitzenden Dr. Häußler._ Die politisierende Charitck. Großes Erstaunen erregte am Mittwoch in der Poliklinik der Chartts das Auftteten einer Assistentin. Aus Anlaß einer Untersuchung ttat eine Patienttn an die diensthabende Assistenttn Frl. Thel mit der Frage heran, was die Untersuchung kostet. Prompt gab die Vertreterin der ärzllichen Kunst zur Antwort:„Ja, früher, wie wir noch unfern Kaiser hatten-, kostete die Untersuchung nichts, aber jetzt, in der glorreichen Republik, ist ja alles teurer geworden." Die Patienten, die ausnahmslos dem Arbeiterstande angehörten, waren empört über das Auftteten dieser Dame, die ihre deutschnationale Propaganda in den öffentlichen Untersuchungsraum der von der Arbeiterschaft stark ftequentierten Charite verlegt; und auch wr möchten die Frage an die Charit-- verwallung richten, ob es nicht ratsam ist, im Interesse des Zu- ftandes der Patienten, Frl. Thel eine zeillang mit„unserem Kaiser" allein zu lassen._ 3n der Neuköllner Vezirksverlammluog hatte die USP.-Fraktion folgende Anftage gestellt:„Ist dem Bezirksamt bekannt, daß am Lyzeum l, entgegen dem Verbot, in den Schulen Trauerfeiern für die ehemalige Kaiserin zu veranstalten, eine solche im Rahmen der Lutherfeier stattgefunden hat? Welche Schritte gedenkt das Bezirksamt gegen den Urheber derselben zu unternehmen?" Stadtrat Dr. L ö w e n st e i n antwortete, daß das Bezirksamt den Fall verurteilt habe, weil der betteffende Lehrer sich in Widerspruch zu einer Verfügung des Unterrichtsministers und auch der Reichsver- fassuna gesetzt habe. Es werde untersucht werden, ob das Gesetz Groß-Berlin Handhaben enthalte, beim Magistxat Berlin Ber- setzung'zu beantragen. Jugendweihe Lichtenberg ! Die Eltern deS 17. Verwaltungsbezirk Lichlenberg, deren Zlinder zum Herbst die Schule verlassen, werden ersucht, unverzüglich die Anmeldung zur Jugendweihe vorzunebmen. Anmeldungen bei M. BaranowSIi, Niedcrbarnimstr. 8, v. IN. Die Einschreibegebühr beträgt 2 M. Drei Führungen durch Groß. Berlin, von der Grossstadt bis fast zum imberiibrten Dorf, veranstaltet Professor Dr. Heinrich Fischer an der tumboldthochichule. Einleitungsvortrag am Sonnabend, 28. Mai, 8— 91/, eorgenstr. 30/31. Karten vor dem Vortrag. Freie Tornerschaft Tchöneberg-Berlin.(Mitglied des A.-T. und Sp.-B.) Zur Demonstration am Sonnabend lrcfien sich die Bezirke, soweit nicht anders angeordnet, in ihren Berkehrslotalen. Dort umkleiden und in Sportkleidung zur nächsten Sammelstelle. Die Bezirke bleiben bei der Demonstration geschlossen. Am Sonntag ist frühzeitiges Erscheinen im Stadion notwendig. Die Sportler usw. melden sich beim Sportwart Wasmuth._
Sroß-Serliner partelnachrichten.
10, ftrti*. Zehleudorf. Heute abend 8 Uhr: itreiodele „ftaiferhos�, Potedaiuer Str. 50. Da» Erscheine» der Kreises ist unbedingt erforderlich.
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