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Die Mehrheit m GöeeschWe«. Die Beratungen über das Schicksal Oberschlesions inner- halb der französischen   Kammer wie innerhalb der Entente be- wegen sich in sachlicheren Bahnen. Briand   hat vorgeschlagen, eine Kommission von Ingenieuren und Juristen zur Aus- legung des Friedensvertrags heranzuziehen. Aber er erklärte in einem Atem, daß die Bevölkerung der reichsten Mtnengcbiete sich für Polen   entschieden habe. Eine unklare Wendung, denn das Kohlengeoiet, auf dem sich die ver« arbeitende Industrie Oberschlesiens   ausbaut, das sogenannte Zentralg cbiet, steht auf einer Kohlengrundlage, die schon stark erschöpft yt, und diereichsten Minengebiete", wenn nian darunter die größten Kohlenfelder versteht, liegen in den Kreisen Rhbnik und Pleß  . Im Kreise Pleß   stampfen die letzten Auerochsen deutschen   Boden, er besteht überwiegend aus Forsten und Agrarland er hat polnisch gestimmt. Der Kreis Rybnik   ist industrielles Jungland, wie ganz Polen  , das selber unter seiner Oberfläche niehr Kohlen birgt als ganz Oberschlesien  , sich aber gern die Mühe ersparen möchte, selbst an die Aufschließung der Bodenschätze heranzugehen, nachdem es seine Petroleumquellen ausländischem Kapital überant- , wortet hat. Meint Briand   mit denreichsten Minengebieten" | das Zenlralrevier oder meint er nur die Südostkreise oder will [ er was am wahrscheinlichsten ist nicht allzu deutlich fein, um den englisch  -französischen Gegensatz in der Grenz- > frage nicht wieder aufzufrischen? Wie dem auch sei, die oberschlesische Frage gruppiert sich - sachlich um das Zentralgebiet. Ist es deutsch  , so ist selbst der englische   Vorschlag, wonach Pleß   und Rybnik   polnisch werden sollten, schon ein schwerer Schlag gegen Wortlaut und Geist des Friedensvertrages. Dieser verlangt ja nicht nur die Ve- rücksichtigung der Geineindcergebnisie, sondern vor allem die wirtschaftlichen Zusammenhänge, und da gehörten die ausgebauten Eisen- und chemischen Werke des Zentral- gebiets mit ihren erschöpften Kohlenfeldern zu der Kohlen- grundlage, wie die Kuh zur Weide. Das muß als Grund- f a tz ausrechterhalten werden, mag man sonst über etwaige Grenzkonzessionen, die den Nahmen des wirtschaftlich Mög- lichen nicht überschreiten und schon darum nur gering sein könnteii, denken wie man will. Und das Zentral gebiet hat deutsch ge- st i m m t! Keine Sophistik kann darüber hinwegtäuschen. Wenn man in Frankreich   gleichwohl anderer Meinung ist, so deshalb, weil man die Ergebnisse der Städte, die große deutsche Mehrheiten aufzuweisen gehabt haben, außer Ansatz lassen zu können geglaubt hat. Im polnischen Wortschatz sind die Städte Oberschlesiens   nichts anderes als deutsche Beamten- und Kaufmannskolonien, deren Bevölkerung aus dem Westen eingedrungen ist. Das ist sachlich unrichtig. Aber selbst wenn man das deutsche Uebergewicht in den Städten geringer oer- anschlagen wollte, so müßte es die Franzosen doch einiger» maßen wundern, daß auch viele der volkreichen Industrie- dörfer, wie Laurahütte  , Bismarckhütte, Schwientochlowitz  , Chorzow  , Siemianowitz   also keineswegs nur deutsch  - klingende Ortschaften, deutsche Mehrheiten hatten. Schließ- lich darf man doch auch nicht vergessen, daß das deutsche Element gerade in Gegenden, die stark der polnischen Gewalt- Propaganda ausgesetzt waren, nicht nur durch Terrorakte mundtot gemacht worden ist, sondern auch dadurch, daß man allen seit 16 Jahren zugewanderten Nichtober- schlesiern das Stimmrecht entzog. Es gibt un- seres Wissens keinen Staat der Welt, wo man erst 16 Jabre wohnen muß, um die Bürgerrechte erwerben zu können. In Oberschlesicn hat man dieses bisher ungeschriebene Recht ohne Parlament, ohne Volksbefragung in Geltung gesetzt. Und der Erfolg? Allerorts gingen dem Deutschtum chnnderte von Stimmen verloren, Stimmen, die mit winzigen Ausnahmen sich gegen Polen   erklärt hätten. Das muß man im Auge behalten, es ist fast vergesien. In Paris   scheint man jedsnsalls nichts davon zu wissen. Herr Briand   hat kürzlich erklärt, Frankreich   müsse die oberschlesische Frage doch sicherer beurteilen können, da es den 20 englischen Beobachtern der dortigen Verhältnisse 20b französische gegen- überstellen kann. Trifft das schon nicht auf die Aufstandsbe- wegung zu, so noch viel weniger auf die Beurteilung des Ab- stimmungsergebnisies. Sonst müßte man diese Faktoren in Rechnung stellen, ehe man urteilt. Und man müßte wissen, daß es in einem so dichtbevölkerten Industriegebiet, wie dem oberschlesischen Zentralgebiet, keinen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt. Die oberschlesische Arbeiterschaft wohnt teils in den Dörfem des Industriegebiets, teils in den Städten, teils auf dem platten Land, von wo sie täglich oder für die ganze Woche zur Arbeit fährt. Die letzteren haben in ihren cheimatgemeinden abgestimmt, interessieren also hier weniger. Was aber die im Industriegebiet ansässige Bevölkerung an- geht, so fällt der Unterschied der Stimmung in den Städten samt den zu den Landkreisen gezählten volkreichen Dörfern zu den auf kleinere Ortschaften verteilten in der Tat auf. Die Bergarbeiter, die zu einem wesentlichen Teil aus Polen   eingewandert sind, um ihrerseits wieder Arbeitskräfte nach dem besserbezahlten Ruhrgebiet   abzugeben auch diese haben mit den Emigranten gestimmt, sind vorwiegend polnisch gesinnt, besonders in den östlichen und südlichen Rand- gebieten. Dagegen sind die Arbeiter der Fabriken und vor allem die Metallarbeiter, ebenfalls so gut wie durchweg Ein» heimisckie, zu neun Zehnteln deutsch  . Sie sind in der er- drückenden Mehrheit in deutschen   Gewerkschaften organisiert und gehören zu der Elite der Arbeiterschaft. Ihre Tätigkeit, ihr Vilduimsdrang, ihr höheres kulturelles Empfinden führte sie in die Städte. Darum haben die volkreichen Ortschaften deutsch   gestimmt, darum ergab sich für die Stadt- und Landkreise zusammen in Kattowitz  , Beuthen  , Gleiwitz   und chindenbnrg in Verbindung mit den übrigen deutschen   Ar- beitern eine deutsche Mehrheit, darum ist das Zentralgebiet, darum ist Oberschlesien   deutsch  ! Wer wie Korfanty   nur die Gemeindeergebnisse berück- sichtigt sehen will, was dem Friedensvertrag offen wider- spricht, der erklärt damit, daß der Einwohner von Kadlubietz das sechzigfacho Stimmrecht hat wie der Einwohner von Königshütte  . Ist das Völkerdemokratie? Das sollte man in Paris   einmal ruhig überlegen. Dann braucht� man in der Entscheidung über Oberschlesien   weder das Völkerrecht noch auch Adam Riefe zu vergewaltigen.
Neue Kämpfe in Obersch!esien. Oppeln  , 2C. Mai.(TU.) Seit heute morgen gegen 3 Uhr sind bei Ma lapnnc. Rasch und G r o h- S t e! n wieder Kämpfe im Gange, die bis S Uhr vormittags andauerten. Groß-Stein wurde verschiedentlich mit polnischem Artilleriefeuer belegt. Auf deutscher Seite wird von diesem Kampfmittel zwecks Schonung der hofjenüich in kurzer Zeit wieder Deutschland   zuzusprechenden Städte
und Jnstl.Zicn Obcrschlcsiens kaum Gebrauch gemacht, cheftige An- n-istc richteten sich erneut gegen Piasetz na und Barel. Ohne Zweifel haben sich die Aufständischen nördlich von Rosenberg ver- stärkt. Bei Z a n k o w i tz wurden zwei polnische 10,S-Geschütze fest- gestellt, die Radau und Lemke ständig unter Feuer hielten. London  , 26. Mai.  (TU.) Wie Reuter vernimmt, bemühen sich die französischen   Truppen in Kattowitz   außerordentlich, um die Wasserversorgung, die die Aufständischen für vier Tage abgeschnitten hatten, wiederherzustellen. Ferner ergriffen die Fron- zasen kräftige Maßnahmen, die Ausständischen zu zwingen, die un- gerechtfertigte Blockade von Kattowitz   aufzuheben. In dem Bezirk Lublinitz   verstärken die Ausständischen ihre Stellungen durch Stacheldraht. Sechs englische Bataillone für Oberschlesten. London  . 26. Mai.(MTB.) Das K r i e g s a m t teitt mit, daß das erste der vier englischen Bataillone, die vom Rhein   nach Ober- schlcsien gehen, Köln   Freitag nacht verlassen wird. Außer diesen vier Bataillonen werden noch zwei Bataillon« irischer Regimenter, die jetzt in England sind, nach Oberschlesien   gehen, so daß sich schließlich sechs englische Bataillone dort besiiiden werden. «kin italienisches Zeugnis. Der stellvertretende italienische Kommissar bei der Interalliierten Kommission in Oppeln  , Professor P a s s i g l i, ist vor einigen Tagen in Rom   eingetroffen und hat einem Mitarbeiter der römischen Epoca" eine Unterredung über die Vorgänge in Oberschlesien   ge- währt, in der er u. a. erklärte: Es ist unleugbar, daß die Franzosen der polnischen Sache günstig gesinnt sind. Was war infolgedessen die Aufgabe der Italiener? Ihre Aufgabe war, diese Begünstigung zu m ä h i g e n und sich einfach neutral zu verhalten. Aber in dem simplistischen und wenig unterrichteten Geiste der Massen entstand daher notwendigerweise die Ueberzeugung, daß die Italiener, nur weil sie mich die Interessen der Deutschen   in Schutz nahmen, die Deutschen   begünstigten... Charakteristisch hierfür ist der Fall, der sich in einem Wald in der Nähe von Groß-Strehlitz abspielte, der von starken pol- nischen Insuraentenkräften beseht war. Diese Insurgenten unter- hielten während drei oder vier Tagen Gewehrfeuer gegen zwei italienische Kompagnien. Die Ersetzung einer ikaNentschen Kompagnie durch eine sranzösische genügte, um das Feuer sofort einzustellen." Daraus muß man schließen, daß, wenn nur die französischen  Truppen es gewollt hätten, es niemals zum Ausstand gekommen wäre. Dieses Zeugnis des italienischen Kommissars bestätigt nur die deutsche Auffassung, wonach die Korfantysche Erhebung nur mit der Duldung, ja mit dem Einverständnis der Franzosen möglich war. Blätter» die ma»» in Polen   nicht lesen darf. Warschau  . 26. Moi.(EC.) Die polnische Staatspolizei hat in g a n z P o l e n die Verbreitung der Pariser   u m a n i t und des Londoner  D a i l y ch e r o l d" v e r b o t e n. Die erwähnten Zeitungen dürfen nicht einmal von Zeitungsredaktionen bezogen werden.
Dk'e polnz'sche Minifterkrife. Warschau  . 26. Mal.(TU.) Der Staatschef hat die D e m i s« >' i o n de» Fürsten Sapieha angenommen und den Unter» itaatsselretär Jan Dombsti mit der Führung der Geschäfte de« Auhenministerlnm» beaufiragk. Die Versuche zur Bildung eine« Koalrtionökabinett« sind als gescheitert anzusebcn. da die national« Arbeiterpartei, die.Whzwolenie-Gruppe" und die Sozialisten sich weiter ablehnend verhalten. Ein Kabinett des Zentrum« und der Reckuen ist kaum wahrscheinlich, da in der Polin- sehen Volkspariei starke Strömungen gegen ein solche« Kabinett be- stehen. Die meisten AnSsichien hat ein Kabinett der b ü r g e r- lichen Mitte von der nationalen BolkSvereinigung bis zur Burgerpartei._ Die Sanktionsfrage. Paris  , 26. Mai.  (WXS.) wieOeuvre" mitteilt, hat bei der gestrigen Lulerreduug mit Irland der euglische Loischaficr Lord hardiuge wegen der Aufrechlerhaltung der Besetzung von Häfen des rechten Rheinufer», also der Släble Düffel- darf,»uhrort und Dulsburo, durch französische und belgische Truppen Vorstellungen erhoben. Pari», 26. Mai.  (EE.) Auf eine Aufrag« des Smators Millies-Lacroix erklärte der Ministerprästbent: Bezüglich der Kosten für die Mobilisierung des Jahrganges 1S19 werde die französische   Regierung von der Reparationskommission fordern, daß diese in die allgemeinen Auslagen für die Be» fatzungsarmee aufgenommen werden. Da die Reparations- kommission diese Kosten alle drei Monate bestimmt, wird sie sich Ende Juni mit dieser Frage zu beschäftigen haben. Der Minister. Präsident fügte hinzu, daß die Mobilisierung des Jahrganges 1919 im Einvernehmen mit den Alliierten erfvlgt fei, da ein Paragraph des Londoner   Abkommens bestimmt, daß vom Tag« dieses Abkommens an, die Alliierten die nötigen Vorbereitungen zur Besetzung des Ruhrtales gemeinsam zu treffen haben. Dieser Paragraph beziehe sich in klarer Weise auf die Ein- t-erufung des Jahrganges 1919. Der üeutsch-chineftsche ffanöelsvertrag. Verlin. 26. Mai.  (WTB.) Zu dem zwischen den deutschen  und chinesischen Vertretern in Peking   abgeschlossenen Abkommen zur Wiederaufnahme der Beziehungen dieser beiden Länder erfahren wir u. a. folgendes: Der bisher noch formell bestehende Kriegszustand wird beendet, und damit werden die besonderen Kriegsbestimmungen aufgehoben. Die Grundsätze der Gleichstellung und Ge- g« n s e i t i g k e i t für die Beziehungen der beiden Staaten sollen Anwendung finden. Bestimmungen sind getroffen über die Wie- derentsendung diplomatischer und konsulart- scher Vertreter. Die Staatsangehörigen des einen Teiles sollen im Gebiete des anderen Teiles dessen Gesetzen und Gerichts- barteit unterworfen sein. In der Betätigung im H a n d e l und in der Industrie werden die Deutschen   in China   den Angehörigen der anderen Nationen gleichgestellt. In der Frage der Zölle ist beiderseitige Meistbegünstigung vorgesehen. Die Liquidation des deutschen   Eigentums wird eingestellt. hinsichtlich des Versailler Friedensvertrages, dessen Unterzeichnung China  , wie bekannt, abgelehnt hat, sind wegen der China   betreffen- den Bestimmungen Bereinbarungen getroffen worden. Erwähnt wird, daß die von Deutschland   m der Provinz Schantung er» wordenen Recht« nicht an China   zurückgegeben werden. Das Abkommen trägt den Charakter eines vorläufigen Vertrages und seine Bestimmungen sollen als Grundlage für den später zwischen Deutschland   und China   abzuschließenden Freund- fchafts» und Handelsvertrag dienen. Es wird nach Eingang des maßgebenden Textes unverzüglich den gesetzgebenden Körperschaften zur Genehmigung vorgelegt werden.
Neue Währung für Gefterrelch? Der Finanzausschuß des Völkerbünde« prüfte den Eni« Wurf für die neue österreichische Emissionsbank. Diese« Noleninsiitut würde den Umtausch de« jetzigen Gelde« in neu au«- zugebende Banknoten vorbereiten und möglichst bald durchführen- Die Wertangabe dieser neuen Noten würde nicht mehr in Kronen erfolgen, sondern in einer neuen Währung. Das auszugebende Kapital würde 100 Millionen Goidfranken betragen.
Sauer über Wiedergutmachung. Vizekanzler Bauer hatte eine Unterhaltung mit dem Leiter des Berner PressebureausItespudlku", der ihm im Auftrage derTridune de Gen�ve" folgende Fragen stellte: Frage: Glauben Sie, Herr Kanzler, daß die 221 Abgeord- veten, die sich für die Annahme des Ultimatums der Alliierten aus- gesprochen haben, dies mit der Gewißheit getan haben, daß Deutsch  - land alle von der Entente gestellten Bedingungen erfüllen kann? Antwort: Die Mehrheit des Reichstags hat sicherlich g e- wisse Zweifel, ob Deutschland   sämtliche Forderungen der Alli- irrten buchstäblich erfüllen kann. Wer könnte sich auch dafür ver- bürgen, dog unsere Mittel hinreichen, um bis zum letzten Franken den Forderungen der Entente Genüge zu tun! Aber ich oerstchers und erkläre es der ganzen Well, daß die deutsche Regierung und die Mehrheit des Reichstags die Konseqnenzen des Krieges begrei- fen und alles tun werden, um den im Ultimatum gestellten B e- dingungen, die wir angenommen haben, Respekt zu ver- schaffen. In kurzer Frist wird die Regierung vollzählig sein und ihr Programm über die Reparationen vorlegen, deren Notwen- digkeit wir für Frankreich   erkennen und die wir Deutschen   für unsere Pflicht halten und erfüllen wollen. Frage: Was wird dieses Programm enthalten? Antwort: In seinen großen Linien wird dieses Programm eine Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen enthalten, die es ermöglichen, den Alliierten alles zu geben, was Deutschland  zur Abtragung seiner Schuld geben kann. Die jetzigen Steuern werden nicht genügen: sie werden deshalb erhöht werden müssen. Es müssen aber noch andere Wege gefunden werden, um die erforderlichen Mittel auszubringen. Das Tlalionalvermögen wird sicherlich herangezogen werden müssen. Im übrigen erworten wir, daß die Alliierten, besonders Frankreich  , der jetzigen Regierung keine unnötigen Schwie- rigteiten machen, sondern durch eine gerechte Einschätzung der Mittel Deutschlands   zur Erfüllung seiner Verpflichtungen unsere Aufgabe erleichtern werden. Eine sehr große Wichtigkett lege ich der Garantletommisslon bei, die sich bei uns niederlassen und Gelegenheit haben wird, an Orte und Stelle die Leistungsfähig- keit Deutschland  » richtig einzuschätzen. Frage: Wünscht Deutschland   sogleich In den Völkerbund einzutreten? Antwort: Im Augenblick ist der Völkerbund   nur eine Bei- bindung gewisser Länder. Wenn er eine wirkliche Gesell- schaft der Nationen sein wird, wird Deutschland   mit Der- g n ü g e n eintreten, um am Weltfrieden mitzuarbeiten. Frage: Gibt es in Deutschland   einen Revanchegedon- k e n? Antwort: Rein, Deutschland   kann keinen Krieg suchen. Und das Volk will keinen. Rur   gewisse chauvinistische Rationasistca und ein Teil der Kommunisten sprechen von Revanche.
Der Zoll ßranfcckp. Wir lesen in der Soz. Korr. die folgenden beachtenswerten Ausführungen über General von Franfecky, denSachverständigen" im Leipziger   Kriegsvcrbrecherprczeß: Wes Geistes Kind Herr Ge- neral von Fransecky. dieser Repräsentant des preußischen Militaris- mus, ist, zeigt seine Beantwortung der Frage, ob denn auch Schläge gegen Kriegsgefangene erlaubt wären: Das wäre Ansichtssache. Dafür erklärte er aber, die Vorschriften über die Gefangenenbehand- lung nicht zu kennen. Und darin zeigt sich die ganze Tragik des Falles Fransecky   für die vielen Hunderttausende Deutscher  , die selbst das traurige Los traf, hinter feindlichem Stocheldraht zu schmachten und als Kriegsgefangene Fronarbeit zu leisten. Herr Fransecky   war nämlich während des Krieges Dclachsmenlsches sin Preußischen Sriegsministcrium und Leiter der Ableitung für ßiics- gcsangcnenwcsen. Nur daher verfiel das Reichsgericht aus ihn als Sachverständigen. Diesem Manne also waren nicht nur die Kriege- gefangenen in Deutschland   unterstellt, sondern ihm war auch das Wohl und die Fürsorge für die kriegsgesaugenen Deutschen   in Frar".- reich, England. Rußland und sonstwo anvertraut. All ihr Deutsch  «. merkt euch das wohl, und ihr werdet euch keineswegs mehr w: n- dern, daß es Zl4 Zahre dauerte, bis ein Berner Abkommen die Frage der Kriegsgefangenn international regelte und ihre Loa- etwas besserte: daß man sich, zumal in den ersten Jahren des Kric. gcsso herzlich wenigum euch kümmerte, denn für Leute von der Geistcsrichtung de» Herrn von Fransecky wart ihr mit der Gefangennahme aus der Liste als Deutsche   zunächst g e st r i ch e n. Do» bestätigten ja nur allzu oft jene neutralen Vertreter. denen der diplomatische Schutz der Kriegsgefangenen oblag und die allzu oft ihr« eigene Machtlosigkeit begründeten mit der Auffassung über die Kriegsgefangenen an den höchsten mMlärlschen Slellea in Preuszen-Deuischland. Das konnte aber nur der Fall sein, weil mlli- tärische B u r e a   uk   r a t e n von der Engstirnigkeit eines Fransecky keine Ahnung hatten von den Vorgängen an der Front. Sie tobten ihr Heldentum am grünen Tisch der Heimat aus und erwarben sich die höchsten Kriegsauszeichnungen durch triefende Reden und forsche Befehle.
Ki'rausenlbali des Reichspräsidenlen. Wie die P. P. N. hören. hat sich der Neickspröfidenr am DonverSiag nachmittag zu eincrn dreiwöchigen Kuraufenthalt«arti Bad Mergint beim in Württemberg   begeben: dort muß er si<b einer Kur unterweisen, da er vor kurzem plötzlich von einem schmerzhaften Leiden befallen worden ist, von dem er durch den Kurgebrauch Heilung erhofft. Nur lettweise Einstellung de» Versahrens gegen Sklarz. Herr G e ora S'lar z eriuckt un» um?Iufi,ahme iolgender Muteilriag: .Tie Nachricht, daß all« Ermiitelungsverfahren gegen mich ein« gestellt worden seien, ist offenbar verfrüht. Am 26. Mai lg2l er- balte ich von dem Herrn Gcneralstaatsanwalt beim Landgericht I aus eine Eingabe, in der ich wegen der ca. 60 Beleidigungsvrozesse. die ich noch angestrengt habe, um Auskunft bat, welche Er« mittelungsveriahren und Voruntersuchungen gegen mich sckiwebken »nd welche davon eingestellt sind, nachstehenden Bescheid:.Aui die Eingabe vom 20. Mai lgZI gereicht Ihnen zum Bescheide, daß ich ablehnen muß, Ihne» die erbetene Aufstellung zu erteilen." General wrangel wird nach einer Entscheidung der fild« slawischen Regierung in K a r l o w i tz an der Donau   Wohnung nehmen. 1000 Soldaten seiner Armee werden bei Wilder- her stell» naSarbeiten in Macedonien und Serbien be- schäfi'gt weiden.