Nr. 245 38. Jahrgang
Groß- Berlin
Beilage des Vorwärts
Die Milchhändler gegen das städtische Milchamt. In der Hauptversammlung der Vereinigten Berliner Milchhändler, die am Donnerstag in der Brauerei Königstadt stattfand und an der auch die Stadtverordneten Müller- Franken( SPD .), Dr. Michaelis und Dr. Falkenberg teilnahmen, fam es zu einer aus gedehnten Aussprache über die Pragis der Berliner Milchamts, gegen die sich, nach einem uns zugegangenen Bericht, Genosse MüllerFranken außerordentlich heftig gewandt hat.
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Ein Opfer der Wettleidenschaft.
Freitag, 27. Mai 1921
es mit einer degenerierten psychopathischen Ronstitution zu tun glauben nicht fehl zu gehen in der Vermutung, daß Gerth sich nahabe, die die Verantwortlichkeit für Straftaten ausschließe. Auch mentlich aus dem Grunde den Haß der christlichen Herren zugezogen Medizinalrat Dr. Stoermer war zu dem Ergebnis gekommen, hat, weil er als Gewerkschafter sehr energisch für die Interdaß die Angeklagte erblich schwer belastet und geistig minderwertig essen seiner Kollegen eingetreten ist, und weil es den Kirchenbehörden Seite stehe. Daß auf die geistigen Abnormitäten der An- Partei angehört. Diese Auffassung paßt ganz zu der Sinnesart sei, ihr aber der Schuh des§ 51 CtGB. nicht zur bekannt geworden ist, daß er der sozialdemokratischen geflagten auch Segualempfindungen ihren Einfluß ausgeübt haben, der firchlichen Machthaber, die vor furzem bei Gelegenheit des zeigt die Tatsache, daß, nachdem sie sich vor zwei Jahren mit einem Streifs der Berliner Kirchhofsarbeiter von diesen die Zugehörigkeit Beamten perheiratet hat, fie in glücklichster Ehe lebt und zu christlichen Organisationen verlangt haben. Das Urteil bildet nad der geschilderten Art spurlos verschwunden sind. Auf Grund des die Berfassung gewährleistete Koalitionsfreiheit. Bedauerlich ist nur, Mutter eines Kindes geworden ist, alle frankhaften Neigungen allem einen schweren Eingriff in die auch den Kirchenbeamten durch Gutachtens des Direktors Dr. 3inn beantragte Justizrat ron daß die Herren Räte, Oberräte und wirklichen Oberräte des Konter die Freisprechung der Angeklagten, auf die das Gericht auch fistoriums und des Evangelischen Oberkirchenrats noch aus der Das Milchamt, so führte er aus, spanne die Geduld des PubliStaatstaffe bezahlt werden. Sache des Parlaments wird es sein, fums und des Handels über Gebühr an. Neuerdings wolle das hier einmal mit aller Schärfe hineinzuleuchten. Milchamt offenbar als Konkurrent des freien Handels auftreten. Die verderbliche Wettleidenschaft, die schon so viele Opfer ge- fammen mit der freiheitlich denkenden Beamtenschaft eingehend zu Die freigewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerschaft wird zuDenn während das städtische Milchamt bisher stets 150 000 Liter Milch fordert, hat einen braven Mann und seine Famalie in namenloses überlegen haben, wie sie diesen Mächten, die noch immer den stärffür seine Zwecke benötigt habe, verlange es jetzt ganz plöglich 260 000 Unglück gestürzt. Möge der nachstehende Bericht allen denen, die sten Hort der Reaktion bilden, in Zukunft gründlich ihr Handwerk Liter pro Tag. Sehr bemerkenswert ist jedoch, daß die Meierei Bolle, da meinen, vom Wetten nicht lassen zu können, zu denken geben. legen kann. die Eigentum des Milchamtes ist, an die bisherigen Inhaber von Frauen und Kinder, Schwestern und Bräute stehen mit flehenden Milchkarten Offerten versendet, in denen die bisherigen Bezugs- Augen und hoffen, daß der Mann, der Vater, der Bruder oder Der Mordverjuch am Wannsee . Wie erinnerlich, wurde am berechtigten ermuntert werden, ihren Bedarf bei der Meierei Bolle Bräutigam endlich von den zwecklosen Versuchen lassen möge. 22. April in der Nähe des Freibades Wannsee ein junges Mädchen zu decken, die jedes Quantum Milch zum Preise von 3 M. zu liefern Der 51jährige frühere Schneidermeister, jetzige Zeitungsaus überfallen. Die Aufklärung des Verbrechens ist bisher noch nicht imstande sei. Es bestehe der Verdacht, daß das Milchamt durch die träger Hermann Schober hatte sich unter der Anflage des geglückt, weil die Ueberfallene den Beamten gegenüber völlig unzuMeierei Bolle die ursprünglich mehr verlangten 110 000 Liter Milch Mordversuchs vor dem Schwurgericht des Landgerichts III treffende Mitteilungen über die Perfon des Täters gemacht hat. Jetzt zu geringerem. Preise an die bisherigen Karteninhaber liefern wolle, zu verantworten. Der Angeflagte, welcher früher in guten Ver- einwandfrei festgestellt worden, daß das Mädchen vor der Tat um dem freien Handel, der doch schließlich das Defizit tragen muß, foren und war schließlich gezwungen, um den Lebensunterhalt für Personen gesehen worden ist. Von diesen wird der Täter als junger hältnissen lebte, hat während des Krieges seine Ersparnisse ver- längere Zeit direkt am Wannsee gelegen und dort von verschiedenen sich und seine zwei Kinder heranzuschaffen, Zeitungen auszutragen. Mensch beschrieben, der im Alter von etwa 25 Jahren stehend, höchZum Schluß wurde eine scharfe Resolution angenommen, die zu seinem Unglück wurde er mit Leuten bekannt, welche auf der stens 1,65 Meter groß und schlank ist. Er hatte dunkle, links gescheifolgenden Wortlaut hat:" Die Hauptversammlung der„ Bereinigten Rennbahn wetteten und in ihm wurde der Gedanke, daß er auf telte Haare, blaffes, abgelebtes Gesicht, tiefliegende Augen, und war Berliner Milchhändler", welche von über 2000 Mitgliedern besucht ist, diese Weise auch wieder hochkommen fönnte, bald zur firen Idee. am Tage der Tat mit einem armen, abgetragenen Sommerüberhat von der geplanten Art der Milch bewirtschaftung ab 1. Juni Er legte einen Teil seines geringen Verdienstes beim Buchmacher zieher bekleidet, der auf dem Rücken durch einen Steg zusammenKenntnis genommen und erhebt gegen die durch das Milchamt beab- an und verlor. Eines Tages hatte die Familie fein Brot mehr gehalten wurde. Angaben, die über eine solche Person gemacht sichtigte Preisbildung von 4 M. für einen Liter Milch im freien und Sch. ließ sich verleiten, 160 eintassierte Abonnemmentsgelder werden können, nehmen unter Hinweis auf die zur Aufklärung des Handel schärfften Proteft. Bei Zugrundelegung des schon reichlich wandte er sich an einen bemittelten Freund, den Händler Behn, ſicherung von Verschwiegenheit die Berliner Kriminalkommissare für sich zu behalten. Um der drohenden Anzeige zu entgehen, Berbrechens ausgesetzte Belohnung und unter ausdrücklicher zuhoch festgesetzten Erzeuger- Richtpreises von 2,60 m. frei Berlin und der aber dem Spieler, der ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte, Dr. Grünberg und Bünger( Hausanruf 411) oder jedes Polizeirevier einem Verkaufspreis von 3 M. für 150 000 Liter für bevorzugte sein Ersuchen abschlug. In dieser heiflen Situation ließen den entgegen. Milchlieferung an Säuglinge, werdende Mütter und Schwerkranke Angeklagten die Nerven in Stich und er schritt zur Ausführung kann die übrige Milch im freien Handel bei Berücksichtigung einer eines schlimmen Planes. Er suchte den P. in seiner Laube auf, angemessenen Handelsverdienstspanne sehr gut mit 3,60 m. verkauft und schlug ihn mit einem Hammer auf den Kopf, wurde aber werden. Der geplante Berkaufspreis von 4 Mt. bis 4,20 m. für freie von dem Ueberfallenen sofort gepact, festgehalten und der Polizei Milch bedeutet eine Bewucherung der Verbraucher zu durchsichtigen übergeben. Gerichtsarzt Dr. L. Hirsch, welcher den AngeMilch bedeutet eine Bewucherung der Verbraucher zu durchsichtigen klagten auf seinen Geisteszustand untersucht hatte, bezeichnete diesen Zweden des Milchamtes." als einen willensschwachen, trogdem aber zu Affekthandlungen neigenden Menschen von verminderter Zurechnungsfähigkeit. Das Urteil lautete demgemäß wegen versuchten Totschlags unter 3u billigung mildernder Umstände auf ein Jahr und drei der Untersuchungshaft. Monate Gefängnis unter Anrechnung von fünf Monaten
auch noch Ronkurrenz zu machen.
Freifran
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Gräfin sogar!
Rowdy zu Pferde.
Der Fall einer degenerierten Psychopathin. Bor der Straffammer des Landgerichts I hatte sich wegen miederholten Diebstahls Liesbeth Strid, eine aus besten Verhält nissen stammende Frau, zu verantworten. Die Straffache schwebt schon seit dem Jahre 1908. Die Angeklagte wird beschuldigt und ist ohne weiteres geständig, in sechs Fällen in Berlin und in einem Als in der vergangenen Nacht gegen 11 Uhr die 61jährige Frau Falle in Dresden in Juwelengeschäften Brillanten und Juwelen Frida Köpple den Tiergarten passierte, um nach ihrer Wohnung zu gestohlen zu haben. Als„ Gräfin Baudiffin" oder„ Freigelangen, wurde sie zwischen Zelten und Schloß Bellevue von einem frau von Storf" pflegte sie erste Juwelengeschäfte zu betreten Seiter, der im rafenden Tempo dabergesprengt fam, überrannt und und sich Schmucksachen zum eventuellen Rauf vorlegen zu lassen. zu Boden geschleudert. Sie erlitt Kopf- und Aimberlegungen und Ihr ganzes Auftreten war so vertrauenerwedend, daß ihr seitens mußte nach einem Krankenhause gebracht werden. Der Reiter jagte, der Berläufer nicht die sonst übliche Aufmerksamkeit gewidmet ohne sich um die Verunglüdte zu fümmern, davon und konnte nicht wurde, so daß fie Gelegenheit fand, dieses oder jenes Stüd sich festgestellt werden. heimilch anzueignen und sich damit zu entfernen. Einen Grund für diese verbrecherische Tätigkeit vermochte die Angeklagte, die in den besten Verhältnissen lebte und mit feinerlei Not zu kämpfen hatte, nicht anzugeben. Sie erflärte nur: wenn sie vor einem Juwelierladen stand und in den Schaufenstern die blizenden Jumelen sah, habe sie eine geheimnisvolle, unwider stehliche Macht in den Laden getrieben zur Ausführung des Borsages, sich etwas von diesen Schäßen
anzueignen.
Die wahre christliche Liebe.
Bild bieten die jetzt blühenden Schwertlilien im Charlottenburger Die Schwertlilien im Lietzenfeepark blühen. Ein selten schönes Liegenfeepart. Hunderttausende dieser Iris umfäumen des Westufer des Sees in Meterbreite. In großen Massen von gleicher Farbe: rein weiß, blau und weiß, hellblau, dunkelblau, gelb, in allen Schattierun gen gelangt diese schöne Blume hier zu hervorragender Wirkung. Wer Freude an Blumenpracht hat, sollte es nicht verfäumen, in diesen Tagen einen Spaziergang im Liegenfeepart zu machen. Am stim mungsvollsten und schönsten ist der Park in den frühen Morgenstunden.
Geschlechtstranke nach Rummelsburg . Der Magistrat hat beschloffen, die Geschlechtsfrankenstation aus dem Obdach nach Rum melsburg zu verlegen, und zwar nach dem Arbeitshause dort.
Im Apollotheater geht am 1. Juni eine große neue Ausstattungs. sportschau in Szene unter dem Titel„ Der Sportfchlehmil". Die Hauptrolle werden, welcher sein Ensemble aufgelöst hat und von Direktor James Klein wird von dem bekannten Burlestfomiter Wilhelm Hartstein dargestellt für das Apollo- Theater und für die Komische Oper engagiert worden ist. Die ferneren Hauptrollen der Revue werden dargestellt von Albert Paulig , Heinz Sarnow, Erna Alberti und Else Schleuka.- Es werden im Rahmen dieser Schau reichhaltige artistische Neuheiten gebeten.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Freitag, den 27. Mai, abends 7% Uhr: Luther- Str. 69, Kreisvorstandssizung.
13.
versammlung. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes. 2. Diskussion. 3. Neuwahl des Vorstandes.
10.
bt. Die Führung durch den Botanischen Garten findet am Sonntag, den 5. Juni, vormittags 10 Uhr, statt. Treffpunkt am Görliger Bahnhof frith 9 Uhr.
In Nr. 93 des Vorwärts" brachten wir die Mitteilung, daß der expedierende Sekretär der Berliner Stadtfynode Karl Gerth im Wege des Disziplinarverfahrens durch das evan- 11. Kreis. Schöneberg - Friebenau. 7½ Uhr in Schöneberg bei Obft, Martin. gelische Konsistorium der Mart Brandenburg nach 22jähriger einwandfreier Dienstzeit seines Amtes enthoben worden ist, meil er fich gegen seine vorgefeßte Dienstbehörde unboimäßig" geAuf Antrag des Justizrats Wronter haben sich bereits zeigt habe. Mit Rücksicht auf seine 22jährige Dienstzeit im Bureau zahlreiche Nervenärzte mit ihr beschäftigt und sind übereinstimmend der Berliner Stadtfynode, die, wie es in dem Urteil heißt. ,, nicht zu der Ueberzeugung gekommen, daß sie eine ganz abnorme Ber - ohne Anerkennung geblieben ist", hat man Gerth gnädigst eine Penfönlichkeit, die erblich stark belastet ist und schon in ihrer frühen Ju- fion von monatlich 200 Mart auf 3 Jahre bewilligt. aend durch eine in unglaublicher Weise arbeitende Phantasie auffiel. Daß wegen einiger Lappalien ein Beamter nach 22 Dienstjahren Sie hatte eine unüberwindliche Neigung, Erlebnisse phantastisch auf die Straße gesetzt wird, beweist eine solche Brutalität, daß man auszuschmücken und als unumstößliche Tatsachen hinzustellen, teil- sich unmilitürlich fragen muß, wie die christlichen Autoritätsfanatiker 47. abt. Familienaussing am Sonntag, den 29. Mai, nach Lehnigsee. Abfahrt weise auch frei zu erfinden. In der Verhandlung famen ganz ihr Borgehen mit christlicher Liebe und Güte vereinbaren wollen. frasse Fälle folcher absolut erfundenen Vorkommnisse zur Sprache, Nach eingehender Prüfung des Materials fommt man zu der die den Nervenarzt Dr. Placzek und die langjährigen Haus- Auffassung, daß die wahren Gründe für Gerths Entrebuin. Sonnabend, den 28., 8 Uhr, im Alten Schützenhaus, Berliner Straße , ärzte der Familie zu der Ueberzeugung gebracht haben, daß man lassung ganz andere sind, als sie das Urteil angibt. Wir
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Stine Menschenfind.
III. Der Sündenfall.
Bon Martin Andersen Nego.
41.
Abt. Herrenpartie am Sonntag, den 29. Mai, nach Zepernick- Liepnis
fee- Lanke- Bernau. Treffpunkt 7 Uhr früh Bahnhof Buttlißstraße. Ab Gesundbrunnen 7,46 Uhr bis 8epernick. Die Frauen mit den Kindern Waldfpiele in der Jungfernheide( Paddenwiese). Treffpunkt 1 Uhr mittags Stromstraße an der Normaluhr. Mitglieder benachbarter Abteilungen für beide Veranstaltungen willkommen.
Stettiner. Bahnhof früh 6,50 Uhr; ab Wedding 6,44 Uhr; ab Gesundbrunnen 6,56 Uhr bis Station Schnitsee.
Oeffentliche Volksversammlung. Ref. Dr. Adolf Braun . Thema: Deutsch lands Innen- und Außenpolitit".
Miete zu bezahlen brauchten. Er konnte sie auf die Straße| Sande ; es hieß, daß Gartenerde von den Feldern des Krugsetzen, wann er wollte. wirts hierher gefahren werden solle. Gar zu viel war freilich Wie war das zugegangen? Ja, wer so flug gewesen davon da oben auch nicht zu holen. wäre, dem Krugwirt hinter die Zähne sehen zu können! Der Zu Anfang des Frühjahrs trafen Steine und Bauholz eine hatte hier ein wenig nachlassen müssen, der andere dort; aus der nächsten Stadt ein. Die städtischen Kutscher wollten mehrere hatten ihr Anrecht durch Zechen verloren, andere nicht durch den losen Sand fahren; darum wurde das Bauhatten darauf verzichtet, um Brot auf den Tisch zu bekommen. material oberhalb der Dünen abgeladen, und der große Klaus 14. Das Ende des großen Klaus. Der Krugmirt fam ja so oft mit Papieren gelaufen und ver- mußte es durch den Hohlweg nach dem Trockenplatz schleppen. Der Krugwirt hatte den Trockenplatz verfauft! Hätte langte eine Unterschrift, der Ordnung wegen, wie er immer Der Großkaufmann tam jeden zweiten Tag, bald in Beglei Der Krugwirt hatte den Trockenplay verkauft! Hätte man den Bewohnern im Dorfe erzählt, daß er das Meer ver- fagte. Ein großer Held im Lesen war man ja nicht, und was tung des einen, bald des andern. Mit langen Bandmaßen fauft habe, so würde das keine größere Verblüffung hervor- hätte das auch nüßen können! Wer verlangte, dem Men- liefen fie in den Dünen umher, stellten ein dreibeiniges Ferngerufen haben. Hier hatten die Fischer ihre Neze getrocknet, schenfresser in die Papiere zu gucken, dem erging es übel. glas bald hier, bald dort auf, gudten nach schwarzstreifigen folange das Dorf bestanden hatte; Generation auf Generation Und doch war es ein wunderliches Erwachen; Stines Stangen aus und trieben Pflöde in die Erde. In der Hand hatte hier Jahrhunderte hindurch die Netze aufgehängt, das traurige Heimkehr zur Unzeit erregte nicht die Aufmerksam- hatten fie große Papierrollen, die sie auf dem Strandgras Seegras abgeflopft und die Löcher geflicht, die die See hinein- feit, die sie verdient hatte. Die Frauen flatschten freilich dar- immer wieder ausbreiteten und zu Rate zogen. Die Sache schlug. Der Boden bildete lange Rämme von Neßstange zu über und warfen im Vorbeieilen dem Armenhause" einen fah recht geheimnisvoll aus; die Kinder aus dem Dorf lehnNetzstange... von all dem Schmutz, der im Laufe der Zeit bedeutsamen Blick zu, aber es war nicht der rechte Nachdruck ten den lieben langen Tag an der Einfriedigung, wischten sich von den Netzen abgeklopft worden war; und zwischen den dabei. Selbst die Bezeichnung„ Armenhaus" hatte etwas von die Nasen an den Aermeln und gafften. Der Frühjahrswind Kämmen waren tiefe Fußspuren eingetreten.. Der Troden ihrem Klange eingebüßt, wohnten jetzt doch alle von Krug und die Spannung bewirkten, daß den größeren Augen und Nasen liefen; die kleineren rannten gegen alles, so start plak war gemeinsamer Besiz, er gehörte allen und nie- wirts Gnaden! mand. Er lag, wie er immer gelegen hatte; zusammen mit Sobald das Frühjahrswasser gesunken und der Weg zum waren sie in Anspruch genommen. Plöglich brach das eine dem Strande unten war er eine Erinnerung an die Zeiten, Dorf fahrbar geworden war, tamen aus der Stadt ganze oder andere von ihnen in Geheul aus und sputete sich heimda der Boden noch allen gemeinsam mar. Da hatten die Fuhren von Pfählen und Einfriedigungsdraht an, und der wärts, aber gewöhnlich war es dann zu spät. Kinder gespielt und die Frauen sich zum Abendschwatz ver- Trockenplag wurde eingezäunt. Der Krugwirt selber rannte Auch der kleine Paul war da. Er war jetzt sieben Jahre sammelt, der Trodenplatz war das Herz des Ganzen. umher und schritt die Entfernungen ab, zusammen mit einem und sollte in wenigen Tagen in der Schule anfangen; ba Niemand hätte je gewagt, auf ihm einen Geräteschuppen zu fleinen diden Herrn, einem Großlaufmann aus der Haupt- hieß es also die Zeit ausnüßen. Den ganzen Tag war er errichten, das Boot dort aufzulegen oder auf andere Weise stadt, wie gesagt wurde. Die Einfriedigung wurde bis ans da draußen, aber er begnügte sich nicht damit, an der EinBesik von ihm zu ergreifen für die eigenen, engen Zwecke. Wasser hinabgeführt. Die Fischer mußten den Trockenplak friedigung zu stehen und zu gaffen; schon am zweiten Tage Und nun ging der Krugwirt ganz frech hin und verkaufte räumen und zusehen, wie sie sich anders einrichteten; es war überwand er das Hindernis. Es ging recht einfach zu: einem ihn. Mehrere tausend Kronen hatte er, wie es hieß, ein ganz sonderbar, ungefähr so, wie wenn man aus feiner Hei der Männer mehte das Papier weg, und das Bürschchen, das mat verjagt wurde. Längs des Strandes, wo man sich immer gerade auf einen Vorwand sann, um mit dabei sein zu genommen, für etwas, das gar nicht sein Eigentum war! nach Belieben bewegt hatte, fonnte man nun nicht mehr vor- können, schlüpfte durch den Stahldraht und fing das Papier Zum erstenmal erwachten die Fischer aus ihrer Schlaff wärts fommen; man mußte den Umweg durchs Dorf machen. ein. Nun war er einmal drin, und es fiel niemandem ein, heit und begannen aufzumucken; das war ihnen denn doch Es fiel den Bewohnern schwer, sich daran zu gewöhnen, neue ihn wieder hinauszujagen. Er machte sich nüglich, indem er zuviel. Sie versammelten sich und beratschlagten und trieben Pfade zu betreten; viele Male wurde die Einfriedigung mit dem Bandmaß umherlief und die Merkstangen trug. es so weit, zwei Mann nach der Stadt zu schicken, die einen niedergetrampelt und von neuem aufgerichtet, bevor sie refpef- Wenn Görine von der Küchentür aus rief, überhörte er es Rechtsanwalt um Rat frage sollten. Aber es stellte sich her tiert wurde. völlig; nicht einmal auf Stine hörte er. Das Essen wartete, aus, daß der Krugwirt sich genügend gesichert hatte, und daß man nichts gegen ihn unternehmen konnte. Er hatte Papiere nicht allein über den Trockenplay, sondern auch über ihre Hütten, die sich vom Bater auf den Sohn vererbt hatten. Im Grunde wohnten sie alle nur zur Miete, und sie hatten es eigentlich seiner Güte zu verdanken, daß sie nicht auch noch
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Aergerlich war's, aber auch spannend. Der Mann, der oder er sollte irgendeinen Gang tun und immer befam er den Trockenplatz gekauft hatte, war gewiß fo reich, daß er Schelte. Nun bleibst du zur Strafe heute in der Stube," nicht wußte, was er mit seinem Gelde anfangen sollte. Mun fagte Stine entschieden, während Sörine schwieg. Aber bevor wollte er es also hier im Gande eingraben eine verrückte die beiden Frauen sich's versahen, war er wieder auf und Idee! Ein ganzes Schloß beabsichtigte er ja wohl aufzuführen, davon; es war nichts mit ihm anzufangen. und ein Garten sollte angelegt werden hier mitten im ( Forts. folgt.)
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