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wahrten wir unseren Standpunkt. Auch die Unabhängigen gingen damals gegen uns mit den Putschisten. Und jetzt stellt sich heraus, daßRosa Luxemburg und Levi über jenen Aufstand im Grunde ihres Herzens genauebensodachtenwiewir. Der Unterschied war nur, daß jene glaubten, aus Gründen der Solidarität mit dem Unternehmen Karl Liebknechts, dem der helle Wahnsinn aus den Augen leuchtete, vorläufig mitgehen zu müssen, während wir es als unsere Pflicht erachteten, dem tobenden Wahnwitz die Stirn zu bieten, die Republik und die sozialistische Arbeiter- bewegung aus der Katastrophe zu retten. Die Erfahrung zeigt, daß w i r r i ch t i g gehandelt hatten� Rosa Luxemburg und Levi aber falsch. Levi lebt in Illusionen der Vergangenheit, wenn er von einerspontanen Massen- bewegung" spricht hätte die damals bestanden, so wäre sie nicht so rasch vollständig zusammengebrochen. In Wirklichkeit waren neun Zehntel der Berliner arbeitenden Bevölkerung, gering gerechnet, über das verwüstende Treiben derSpartakisten " empört, der Haß gegen die Anstifter des Unheils war bis weit in die Arbeiterkreise hinein ungeheuer, man war bereit, Hilfe anzunehmen, gleichgültig, woher sie kam. Die bedauernswerte spartakistische Besatzung desVor wärts"-Hauses kämpfte auf verlorenem Posten vollkommen isoliert, während sich alle Räder drehten und niemand im großen Berlin daran dachte, ihr Hilfe zu bringen. Rosa Luxemburg und Levi haben damals die Aufgabe der Führer in tragischer Weise verkannt. Ihr Irrtum, der sie und manchen anderen zur Solidarität mit Wahnsinnigen und Abenteurern bedenklichster Art verband, entsprang achtungs- werten Motiven und erscheint heute menschlich verständlich. Uns Sozialdemokraten aber kann die späte Aufklärung zur tiefsten Genugtuung ge- reichen, wir dürfen heute st alz darauf sein, daß wir aufrichtige und offene Berater und Warner der Arbeiter blieben, auch damals, als man uns dafür zu st einigen drohte. Und was wir damals waren, das wollen wir bleiben!_ Lügen über öas Gewerkschafiskartelt. DieRote Fahne " brachte am Donnerstag abend eine phantastische Meldung über Matznahmen des Breslauer GeWerks chaftskartells zur Bewaffnung der Bres- lauer Arbeiter. Dazu erklärt der Vorsitzende des GeWerk- schastskartells Breslau, datz die Meldung vollständig unrichtig sei. Das Gewerkschaftskartell befaffe sich be- kannlich nur mit wirtschaftlichen Angelegenheiten und habe einen derartigen Beschluß, über dessen Ausführung die Rote Fahne" schon Einzelheiten wissen will, niemals gefaßt. Damit fallen Darstellung und Schlußfolgerung derRoten Fahne" in sich zusammen._ Die Neuorünung öes Reichs. Minister Gradttauer an die Neichstagsfraktioneu. Der Reichsminister des Innern, Genosse Dr. Grad- n a u e r, hat an die Fraktionsvorsitzenden der im Reichstag vertretenen Parteien ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Nach Artikel 13 und 167 der Reichsverfassung werden vom 14. August 1921 an die zum Reichstag wahlberechtigten Einwohner das Recht haben, Abstimmungen über die Aenderung des Ge- Metes von Ländern und die Neubildung von Ländern innerhalb des Reiches zu oerlangen. Sofern solche Bestrebungen dahin gehen, die kleinsten der'deutschen Länder mit anderen Län» dern zu vereinigen oder Exklaven, die keinen räumlichen Zu- sammenhang mit dem Hauptgebiet ihres Landes haben, an da» sie umgebende Land anzugliedern, mögen aus der gegenwärtigen Lag« Deutschlands erhebliche Bedenken dagegen nicht bestehen. Ander» liegt es, wenn Bestrebungen zur Anstrebung größerer Gebietsteile von einzelnen Ländern hervortreten sollten und dadurch Anlaß zu erregten parteipolitischen Auseinandersetzungen gegeben würden.

Der furchtbare Ernst der innerpolitischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands und die Rücksicht auf das Ausland erheischen gebieterisch vorerst solche Neugliederungswünsche großer Art zurückzustellen und sede vermeidbare Beunruhigung von der Bevölkerung fernzuhalten."_ Das Programm öer Reichsregierung. Wie der Reichskanzler auf eine Anfrage des ReichstagS- präsidenten mitgeteilt hat, wird die Erklärung der Reichs- regierung über ihr Programm am 2. VerhandlungStage des Reichstages, also am 1. Juni erfolgen. Das Reichskabinett trat gestern nachmittag zu seiner Sitzung zusammen, deren Hauptgegenstand die Reparations- frage bildete._ Zalsch gelesen! Gen. Scheidemann veröffentlicht in derSoz. Korr." einen Artikel, in dem er einen früher von ihm im8-Uhr- Abendblatt" veröffentlichten Artikel kommentiert. U. a. schreibt er: Ich habe gar nicht, wie törichterweise mir unterstellt wird, für Neuwahlen auf jeden Fall plädiert,«in solcher Wahlfonatiker bin ich wirklich nicht. Freilich trete ich für Neuwahlen ein, falls die Reichsregierung für ein klares Programm, das uns genügt und von dem angenommen werden darf, daß es unsere Verpflichtungen der Entente gegenüber zu erfüllen vermag, eine feste Mehrheit im Reichs- tag« nicht findet. Und zwar will ich unter den erwähnten Um- ständen Neuwahlen, weil ich eine zielklare Politik will und deshalb ein entschiedener Gegner des politischen Probierens und Wurstelns bin. In dieser Anschauung weiß ich mich vollkommen einig mit zahlreichen Genossen. Es ist mir absolut unerfindlich, wie sich an- dere Genossen darüber beschweren können, daß der Ruf nach eventuellerAuflösung des Reichstags" bereits laut geworden fei. Warum denn? Haben sie Bedenken taktischer Art? Dann wäre es doch wirklich politisch unverantwortlich, in die Welt zu schreien. Aus parteitaktischen Gründen darf die Auflösung nicht propagiert werden", wie imVorwärts" vom 25. Mai 1921 wörtlich zu lesen ist. Alle Versuche, eine Millionenpartei, wie die unsere tak- tisch-geheimnisvoll zu dirigieren, müßten noch kläglicher scheitern als die stühere kaiserlicheGeheimdiplomatie". Eine Politik der Ueber- rumpelung, des.Listen aus dem Busch", setzt einen Zieten voraus und Massen, die an ihn glauben, auf eigene Gedanken verzichten und willig folgen, gleichviel ob es heißt:rin in die Kartoffeln", oderraus aus den Kartoffeln".M i t der Deutschen Volkspartei " odernicht mit Stinnes und Strefemann". Ich fasse zusammen: eine Neuwahl auf jeden Fall zu ver- langen, wäre Torheit. Eine Neuwahl unter den von mir ver- langten Voraussetzungen zu fordern, liegt auch jetzt schon! sowohl im Interesse unserer inneren wie auch unserer äußeren Politik. Der von Gen. Scheidemann zitierte Satz findet sich in dem Bericht desVorwärts" über die Rede, die Gen. Her» mann Müller am 25. d. M. in Tempelhof gehalten hat. Da heißt es:, Schon wurde der Ruf nach Auflösung des Reichstags laut. Aus parteitaktischen Gründen darf die Auflösung nicht propagiert werden. Im Ausland erwartet man, daß die jetzige Re- gierung an die Erfüllung der Verpflichtungen des Ultimatums geht. Auflösung könnte darin Verzögerung mit sich bringen. In Frank- reich steht immer noch der dlac national auf dem Sprung nach dem Ruhrgebiet . Für eine Auflösung muß ein aktueller Anlaß sein. Allerdings ein durch die Recht»- und Linkspartelen herbeigeführter Sturz der Regierung könnte unter Umständen den Anlaß zur Auf- lösong geben. Daraus geht hervor, daß die Genossen Scheidemann und Hermann Müller sachlich gar nicht so weit auseinander sind, und daß Gen. Scheidemann den Satz, gegen den er pole» mifiert, in der Geschwindigkeit falsch gelesen hat. Müller meint,nur parteitaktische Gesichtspunkte dürften für die Auflösung nicht ausschlaggebend sein, da müßten schon

stärkere Gründe vorliegen". Scheidemann versteht:Aus parteitaktischen Gründen darf über Auflösung nicht geredet werden". Daß die Worte Müllers so n i ch t zu verstehen sind, ergibt sich aus den folgenden Sätzen deutlich genug. Es wäre keine Schande für Scheidemann einzugestehen, daß er sich diesmal verhauen hat.

Der Haushaltsplan für 1�21. Der preußische Staatsrat beriet in seiner Freitagssitzung den Haushaltsplan für 1921. Der Berichterstatter Dr. I a r r e s betonte als Meinung des Ausschusses die Notwendigkeit, Preußen stärker an den Reichs steuern zu beteiligen. Den Gemeinden darf die Er» tragssteuer nicht genommen werden. Der neue Haushalt hat em Defizit von 2,3 Milliarden, das sich wahrscheinlich «ms 3,3 Milliarden erhöht Der Minister de» Innern hat eine Erklärung abgegeben, daß eine endgültige Regelung des Gemeindeabgabenrechtes erst dann möglich sei, wenn eine klare Grenzscheidung zwischen den Steuern des Reiches, der Länder und der Gemeinden vorgenommen ist. Inzwischen sollen den Gemeinden wesentliche Unterstützungen ge- währt werden..._, In der allgemeinen Aussprache erklärte HI l f e r d i n g(U.Soz.): Die ganz« Institution des Staatsrates halten wir für vertehtt. Der Ausschuß hätte an Stelle dieses Flickwerkes von Etat neue Ruht- linien für eine grundsätzliche Reform der Abgrenzung von Reichs-, Landes- und Gemeindesteuern aufstellen sollen. Da» Gutachten des Ausschusses lehnen wir ab. Freiherr von G a y l(Dnatl.): Eine schleunige Reform der preußischen Verwaltung wäre die beste Spar- samkeitspolitik. Besonders in den Kompetenzstagen herrscht große Verwirrung. G i l s i n g sZ.): Es muß schleunigst«ine Novelle zum Kommunalabgabengesetz vorgelegt werden, wovei die Gemeinden einen Ersatz für die Ertragsteuer erhalten müssen. Meerseld(Soz.): Wir verurteilen aufs schärffte die Steuer» d r ü ck e r e i, die man überall beobachten kann. Durch den Acht- stundentag ist die'Intensität der Arbeit sehr gestiegen: es liegt nicht im Interesse der Produktion, ihn wieder abzuschaffen. Alle Bestrebungen, den Staatsrat zu einem Oberhause auszu- bilden, würden wir energisch bekämpfen. S ch löss e t lJWmtn.): Wenn man den Staatsrat, dies Hemmnis feder fortschrittlichen Ent- Wicklung, abschaffen würde, so würde man viele Millionen sparen. F e g t e r(Dem.): Der Staatsrat muß im Interesse der Gesamtheit als Regulator der Gesetzgebung zweckmäßig ausgebaut werden. Der Ausschußantrag, der den im Haushaltungsausschutz gegebe- nen programmatischen Erklärungen der Staatsreglerung im allge- meinen zustimmt, wird darauf gegen Unabhängige und Kommunisten angenommen.__ »Skegerwald» Kurs." Vor ewigen Tagen brachten die PPR. eine Notiz über das Ausscheiden des sozialdemokratischen Landtags- abgeordneten Weber aus dem Preußischen Landwirtschafts- Ministerium, wo er als Referent die Arbeiterfragen zu bearbeiten hatte. Zu dieser Nachricht veröffentlichen die PPN. nunmehr eme Erklärungvon zuständiger Stelle", in der darauf hingewiesen wird, daß das Ausscheiden des Genossen Weber nach erfolgreicher Beendl- gung seiner Tätigkeit seinem eigenen Wunsch entsprach und daß an seine Stelle ebenfalls ein Mitglied der f o z i a l d e m o k r a» tischen Landtagsfraktion getreten ist. Von einem spateren Ersatz dieses Beamten durch einen ch r i st l i ch e n Gewerkschaftsver- treter sei niemals die Rede gewesen. SkolZ auf die Spaltung. Eine Kundgebung der Moskauer 3. Internationale, die sich mit ihrem für Anfang Juni angesagten 3. Kongreß befaßt, verweist darauf, daß der vorhergehende Kongreß mit seinen 21 Bedingungen die sozialistischen Parteien in Europa ge- spalten habe und daß der neue Kongreß neue kommunistische Bil- düngen aus den abgespaltenen Gruppen herbeiführen werde. Staatliche Jugendpflege in Preußen. Der preußische Wohl- fahrtsminister hat in einem Erlaß neue Richtlinien für die� wirksame Verwendung der staatlichen Iugendpflegemittel und werktätige Mit- arbeit der Jugendlichen bei Herstellung von Geräten usw. aufgestellt Fahrpreiserhöhung auch im besehten Gebiet. Zu der Meldung der TU., daß die Rheinland -Kommisfion die Fahrprciserhöhung ad 1. Juni nicht genehmigt habe, teilt das Reichskommissariat in Koblenz mit, daß die Genehmigung eingegangen ist. Die Rheinland-Kommifston hatte vorher eine nochmalige Erhöhung untersagt, da sie der Annahme war, daß die höheren Preise schon in Kraft gesetzt wären. Dadurch war der Irrtum entstanden.

Die Weltkriegsbücherei in Stuttgart . Don W. Eggert, Stuttgart In der bewaldeten Bergkette um Stuttgart liegt dicht am Ufer ve« Neckars das Schloß R o s e n st e i n. Hier ist am 21. Mai die Weltkriegsbücherei eröffnet worden. Ihr Begründer ist der in Berlin wohnhaste, aus Schwaben stammende Großindustrielle Richard Franck , der in Friedrich F e l g e r den trefflichsten Direktor fand. Der Plan der Sammlung entstand im Frühling 1915, als die Wirkung der Luslandspropaganda der Entente sichtbar wurde. Da schien es geraten, alle in der Welt erschienenen literarischen Erzeug nisse, die auf den Weltkrieg Bezug nahmen, zu sammeln, Deutsche lands Fehler zu ermitteln und das ganze Sammelwerk in den Dienst des Rechts und der geschichtlichen Wahrheit zu stellen. Dank seinen Beziehungen zum Auslande konnte Richard Franck das Wert voll- bringen. Im Sommer 1916 begannen in kleinen Anfängen die Sammlungen. Ein sich stetig erweiterndes Netz von Beziehungen in der Heimat, den Etappen, an allen Fronten, in dem damals feindlichen und in dem neutralen Ausland wurde mit unendlicher Sorgfalt gesponnen. Von allen Fronten, allen bedeutenden Städten des verbündeten und neutralen Auslands strömte eine Fülle Sammelgut in der Geschäfts» stelle zusammen, da» allmählich fünf nacheinander gemietete Woh- nungen des alten Berliner Westens füllte. Hingegen gelangte das in den Verbandsländern gesammelte Gut nur gelegentlich zur Ab- lieferung oder blieb aus taktischen Gründen jahrelang im Ausland lagern. Auch jetzt sind noch nicht alle Sammlungen der Kriegs- bücherei zugeführt, so z. B. die von Heinrich Franck , den das Schicksal bei Ausbruch des Krieges in Amerika festhielt. Systema- tisch gesammelt wurde jede wichtige Zeitschrift des In- und Aus- landes, die irgendwelcher politischen, militärischen, handelspolitischen, kulturellen und religlös-nationalen Propaganda diente: ferner Flug- blätter, Plakate, Fliegerabwurfzettel. Veröffentlichungen von Han- delskammern vieler Länder, Stimmen der Vernunft im damaligen Feindland, Zeugnisse des Hasses, Karikaturen und dergleichen mehr. Jede politisch bedeutsame Pressegründung, Dokumente der Wirtschaft- lichen Propaganda und 4000 wertvolle Zeitungen. Nicht weniger wichtig war da» Sammeln der politischen Geheimliteratur seit 1916. C» entstanden neben der 50 000 Druckschriften umfassenden Buchabteilung und der 4000 komplette Zeitungen und Zeit­schriften umfassenden Presseabteilung eine 10 000 Blätter enthaltende Plakatsammlung aller vom Kriege mittelbar oder unmittelbar betroffenen Staaten. Ebenso eine Sammlung sämt- licher Maueranschlöge au» der Heimat, dem damaligen Feindlond, den Etappen und den besetzten Ländern. Des weiteren «ine Notgeldjammlung von etwa 9000 Schemen und Geld-

stücken, eine größere Kriegsphotographiensammlung, eine Sammlung von Landkartenwerten, eine solche von Kriegsmusikalien, eine Spezialsammlung von vielen K u- riositäten. Mit Ausbruch derrussischenRevolution im Jahre 1917 wandte sich die Sammlung teilweise den Revoltionsdent- Würdigkeiten zu. Soweit überhaupt noch erhältlich, wurde alles einschlägige Material gesammelt aus Sowjet-Rußland , Sowjet- Ungarn , besonders aber aus Deutschland und den verschiedenen Staaten, in die Deutschösterreich nach den geschichtlichen November- tagen von 1918 zerfiel. Jede charakteristische Zeitung und Zeit- schrift, die der Umwälzung von 1918 ihre Entstehung verdankte, die papierne Sintflut von Flugzetteln der politischen Wirren und Putsche der letzten Jahre in Deutschland , das Propagandamaterial der um- gruppierten und neuentstandenen politischen Parteien. Maueran- schlüge aus dem besetzten Westen und den Grenzgebieten wurden gesammelt. Die Weltkriegsbücherei ist zugleich Reoolutionsbücherei. Am Tage der Eröffnung waren etwa drei Fünftel ihrer Bestände Kriegssammlung, ein Fünftel Revolutionsdenkwürdigkeiten und ein Fünftel Nachkriegsliteratur. So ist sie eigentlich die Bücherei einer ganzen Zeitwende. Die Weltkriegsbücherei ist Präsenzbibliothek, ihre Be- stände können im allgemeinen nur im Lesesaal und in den Arbeits- räumen des Rofenstein benützt werden. Nur in einzelnen befon- deren Fällen sollen Druckschriften nach außerhalb verliehen werden. Für Forschungszwecke stehen die Magazine bereitwilligst zur Ver- fügung. Im Laufe der nächsten Jahre sind periodische Aus- sie Hungen geplant, wobei einschneidende Zeitfragen erläutert vorgeführt werden sollen. Wie der württembergische Staatspräsident Dr. H i e b e r bei der Eröffnungsfeier in warmen Worten der Dankbarkeit ausführte, hat es sich die württcmbergifche Regierung angelegen fein lassen, die Weltkriegsbücherei in das Geburtsland ihres Schöpfers und Pflegers zu bekommen. Möge sie mt dem schönen Fleck Erde , der sie beherbergt, der Menschheit ein Quell der Wahrheit und des Friedens werdenl

Die Jahrhunderlfeier des Schauspielhauses. Der Schinkel-Bau vielleicht die edelste Architekwr Berlins , feiert« sein Jubiläum. Auf dem stolzen Gebäude wehte die schwarzrotgoldene Flagge, und drin- nen spielt« man«in republikanisches Stück. Welch ein Brimborium von höfischen Zeremonien und Ungeschmack hätte uns Wilhelm be- schert, wenn er zwar nicht Schinkel, der auch bei der ersten Ein- weihung klugerweise fehlte, sondern sich und die Hohenzollern bei diesem Anlaß gefeiert hätte! So ging's ohne den Stabträger Hülsen, ohne Prolog, ohne Ordensregen und Hofpomp republikanisch würdevoll einfach. Das Haus spricht für sich selbst, soweit es nicht durch Wilhelms Hofgipsbäcker verunstaltet ist, und kündet wirtsamer als alle Fanfaren feinen Ruhm. Feierlich ertönt Beethovens un- sterblich«Beihe de» Hauses" von der schlichtgehaltenen

Bühne, unter Schillings Leitung. Und dann spricht die Tat: Ießners und seiner Künstler beste Leistung, SchillersF i e s c o, erfüllt Bühne und Haus mit lebendigster Wirklichkeit. Frisches Vor- wärtsstreben, verheißungsvoller Neubau wird sichtbar, und es be- wahrheitet sich, was Reichspräsident Ebert glückwün'chend geschrieben hatte:Die Leitung hat es verstanden, der Aufgabe, Bildung und Geschmack für ernste Kunst in die weitesten Volkskreise zu tragen, insbesondere das Interesse für unsere großen Dichter durch mustergültige Vorstellungen zu vertiefen, trotz mannigfacher Schwierigkeiten gerecht zu werden." In Intendant Ießners Arbeit steckt Architekturgefühl, das jeder großen Kunst zugrunde liegen muß wie in Schinkels Steimverk. Wie er die Szene baut und die Darsteller(und vorzüglich die Massenszenen) im Architektonischen gruppiert, das ist prachtvoll konstruktiv. Und seine Leute(Deutsch , Kortner , Kraußneck, Legal an der Spitze) erfüllen den Rahmen mit allem Glanz fortreißender Gestaltung. In der Pause konnte man den unveränderten Konzertsaal In seiner strahlenden Schöne genießen, der Schinkels dekorative Be- gabung herrlich bezeugt. Dekorationsentwürf« für die Bühne, in denen Schinkels reiche Phantasie sich auslebte als Ersatz für Bauten, waren darin ausgestellt. Di« Prospekte für die Zauberflöte" und andere Opern, aber auch für dieJungfrau von Orleans" oder dasKäthchen" offenbaren vollen Stimmungsgehalt r. Ein Handbuch der Kunst. Das Kunsthandbuch, das der Maler­architekt W. D r e ß l e r unter großen Schwierigkeiten begründet und mit hingebender Treue durch eine Reihe von Jahrgängen weiter- geführt hatte, war sieben Iabre ausgeblieben. Jetzt ist es wieder erschienen, und zwar liegt zunächst der 2. Band vor: das alphabetische Verzeichnis der lebenden bildenden Künstler, Kunstgelehrten und -schriftsteller.(Verlag von E. Wasmuth, Berlin .) Angegeben sind außer Namen, Beruf, Adresse, Ausbildung auch möglichst die Werke. soweit sie sich in öffentlichen Sammlungen und Gebäuden befinden. Der erste Band, der den allgemeinen Apparat der kunsthistorischcn Künstlerorganisationen usw. enthält, wird hoffentlich bald folgen. Trotz der Unterstützung der Ministerien und Künstlerschasten war die Beschaffund und Verarbeitung des Materials sehr erschwert. Um so mehr Dank ist dem Herausgeber geschuldet, der fein nützliches Wert jetzt wieder oermehrt und verbessert in den Dienst der Ällgemeinbeit stellt._ Theater. Die Erstauffilhrung des SchwankS von Labicke.D er Stroh- but" findet Mittwoch, den 1. Juni, in den Kammerlpielen statt. Am 2. Juni beginnt im Lelsing-Thcater die Sommeridielzelt mit VresberS und SteinS Lustspiel.Die Ballerina deSKonigS". In derSommernachtStraum". Auffährunq des Großen Schauspielbauses spielt Montag, den 30. Mai, den Oberon Artbert Wasch er. Di«Josepb"-Mati«ee im Kleinen Theater am nächsten Sonntag, tl'/j Nbr, bringt zu der Stnsfihrung in die umstrittene Dichtung durch Manuel Schnitzer die Vorlesung einiger Abschnitte. Rnistsche Gelehrte in Berlin . Die russischen Professoren Roichdest. wensti und Scharbetzti sind in Berlin angekommen. Rolchdeilwensli w id im Austrage der Sowjetrepublik w Deutschland chemiich. phyfitalilche Apparate einkauten. Prof. Scharbetzti ist Historiker und OriintcM«ld ist ,« Swdienzw«ck«n>m Ausland.