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Der Jall Sült. Dis Kommission, die seinerzeit bei der Zeugenvernehmung im Wall Süll im Polizeipräsidium anwesend war, übersendet uns einen Bericht mit dem Ergebnis der inzwischen von ihr angestellten Nach- forschungen. Diesen Bericht hat nach Einleitung die Mehrheit der Kommission angenommen. Wer die ablehnende Minderheit war und aus welchen Gründen sie sich den Ausführungen der Mehr- hell nicht anschließt, entzieht sich unserer Kenntnis. Der erste Teil des Berichts enthält die schon bekannten Dehaup- tungen, daß Süll acht Stunden ohne ärztliche Hilfe gelassen worden fei, daß die Leiche Sülts bereits fünf Stunden nach dem Tode durch einen nicht berechtigten Arzt obduziert worden sei, die Behauptungen des Dr. Brammer über den Fußtritt, den ein Offizier der Schutz- Polizei dem oerletzten Sült gegeben haben soll mit den Worten:Ver- recke Du Aas". Es wird weiter in dem Bericht gesagt, daß eine Zeugin sich erbietet zu bekunden, daß dem Mörder Sülts namhafte Geldzuwendungen gemacht worden sind. Der Bericht knüpft daran den Berdacht, daß es sich bei der Erschießung Sülls um einen vor- bedachten Mord handle und sagt weiter: Dieser Berdacht wird ferner durch die Persönlichkeit des Täters, des Kriminalwachtmeisters Albert Janicke, wohn- Haft Oldenburger Straße, sowie seine persönliche und politische Vergangenheit wesentlich gestützt. Janicke ist aus dem Felde als Gehirnsyphilitiker zurückgekommen und lebt seit der Zeit infolge seiner Krankheit mit seiner Frau in äußerstem Unfrieden. Er ist ein jähzorniger, brutaler, gewalttätiger Patron, der seine Frau mit dem Beil derartig schwer verletzt hat, daß dieselbe sich in ärzt- liche Behandlung begeben und längere Zeit das Bett hüten mußte. Dieser Mann ist fernerhin ein Freund des bei jeder gemeinen politischen Lockspitzelei tätigenRoland". Mit ihm zusammen war er Mitglied in der berüchtigten Abteilung Kessel der Brigade Reinhardt. Die Staatsanwaltschaft kann sich durch Einsicht- nähme in die Gerichtsakten Nr. 67 3. 168/21, 124/21 und Ehe- scheidungsakten Nr. 70/R. 666/19 der 34. Z. K. d. L. G. 1 da- von unschwer überzeugen, daß obige Angaben auf Wahrhell be- ruhen. Die Kommission verlangt die sofortig« Lnklageer» Hebung gegen Janicke und seine sofortige Verhaftung sowie die sofortig« Suspendierung der oberen In» stanzen, die mtt dieser Sache in Derbindimy stauben. Wir können zu diesen Ausführungen erst Stellung nehmen, wenn wir wissen, wie die Kommission zu ihren Resultaten gekommen ist und warum eine Minderheit Ihre Feststellungen ablehnt. Der Bericht macht namentich in einigen von uns hier nicht zitterten Sätzen den Eindruck, einer sehr starken parteipolitischen Vor» eingenommenheit gegenüber dem Polizeipräsidenten Richter , dem Staatskommissar Weißmann usw. Auch Ist aufsällig, daß der Hauptinhalt des Berichte» bereits mehrere Tag«, bevor er uns offiziell zugesandt wurde, in der Roten Fahne" stehen konnte. Auch diese Art der Sachbehandlung bedarf der Ausklärung._

Nathenau nimmt an. Nach den PPN. besteht darüber kein Zweifel mehr, daß 1v akter Ralhenau den Posten des Wiederaufbauministers auuehmen wird. Die Besetzung dürfte im Laufe des morgigen Tages erfolgeo.

Kohr verzögert. München , 28. Mai. (WTB.) Im Staatshaushaltsausschuß des Landtages gab Ministerpräsident o. Kahr heute folgende Er- klärung ab: Durch die Annahme des Ultimatums der alliierten Regie- rungen sieht sich der Reichstag , die Reichsregierung und die bayerische Regierung vor neue Entscheidungen gestellt. Die bayrische Regierung ist bemüht, diese im Einvernehmen mit der Reichsregierung zu treffen. Ich hatte gehofft, daß die endgiltigen Berhandlungen mll der Reichsregierung bis gestern würden zum Abschluß gebracht werden können. Durch die Ab- Wesenheit des Reichskanzlers von Berlin haben aber die Berhandlungen eine Verzögerung erfahren und konnten noch nicht zum Abschluß gebracht werden, so daß weder der Ministerrat noch die Koalitionsparteien bisher in der Lage waren, in dieser Sache abschließend Stellung zu nehmen. Zu meinem Bedauern kaun ich daher heute noch nicht über die Sache Mitteilung machen. Sobald der Stand der Berhandlungen es gestattet, werde ich den Ausschuß informieren. Ich hoffe, daß dies am Montag der Fall sein wird. An die Erklärung des Ministerpräsidenten schloß sich eine kurze Geschäftsordnungsdebatte, in der die Redner der Sozialdemo- traten, der Unabhängigen und der Kommuni st en ihrer Nichtbefriedigung über die Worte des Ministerpräsi- denten Ausdruck gaben. Namens der Koalttionsparteien erklärt« Abg. Speck sich durch die Erklärung des Ministerpräsiden- ten für v o l l st ä n d i g befriedigt. Der Vorsitzende des Aus- schusses stellt« schließlich fest, daß der Ministerpräsident am M o n- tag eine weitere Erklärung abgeben werde.

D!e Reparation. Paris , 28. Mai. TU.) Zum Borsitzenden der Zweigstelle der Garantietommission in Berlin ist der Franzose Mauel ah:« ernannt. Als Präsident für den Hauptsitz der Garanttekommission in Paris kommt wahrscheinlich der Franzose Tannery in Be- tracht. Die Kontrolltommission in Berlin wird von dem sogenann- ten Informationsdienst der Wicderherstellungskommission besorgt werden, der bereits im Betrieb ist.

Englanö unü üer �epnen-prozeß. London . 28. Mai. (WTB.) Zum Prozeß gegen die deuffchen Kriegsbeschuldigten sagte der Lordkanzler, es sei nicht seine Sache, irgendwelche Bemerkungen zu dem ersten ergangenen Urteil zu machen, aber der sich in einer schwierigen Lage befindende Präsident des Gerichtshofs habe einige Bemerkungen von großem Werte gemacht. Es sei eine Ueberraschung gewesen, daß der Präsi- dent Worte der Verurteilung gefunden habe, als dasrohe preußische System" mll Nachdruck von dem militärischen Sachverständigen vertreten wurde, und gleichfalls sei es überraschend gewesen, daß der Präsident in der Urteilsbegründung gesagt hat, daß Leute wie der Angeklagte, die den guten Ruf der deutschen Armee beschmutzt haben, sie in der ganzen Welt verhaßt gemacht haben. Es läge nicht in der Absicht der Alliierten, die dioock? assire" in die Länge zu ziehen, um die Glut dieses un- glücklichen Krieges wellerglimmen zu lassen. Aber er dürfe wohl an- nehmen, daß dos Ergebnis der Leipziger Prozesse eine kleine Garantie dafür bieten würde, daß eine Erneuerung der schlimm- sten Kriegsgreuel wahrscheinlich vermieden werden würde. Anmerkung des Reuterschen Bureaus:Bioockv assize* nennt man die Gerichtsverfahren, die von dem Richter Jeffreys geleitet wurden, der nach Westenglond gesandt worden war, um die Rebellen des Herzogs Monmouth nach ihrer Niederlage im Jahre 168S zu verurteilen. Ueber 366 Personen wurden nach kurzer Verhandlung hingerichtet, IvlXZ Personen als Sklaven auf die amerikanischen Pflan- zungen verschickt.

Kriegsverbrecher vor öem Reichsgericht. Im Prozeß Müller vor dem Reichsgericht begann die heutige Verhandlung mit der Vernehmung des englischen Zeugen Helms, der von dem Zwange Kranker zur Arbeit und unsachgemäßer Be- Handlung der Geschwüre der Kranken durch die deuffche Mannschaft erzählt. Mißhandlungen durch den Angeklagten selbst hat er nicht gesehen, dagegen das Hineinreiten in die Gefangenen. Bei verschiedenen Gelegenheiten hat er je einen Gefangenen a n g e- b un d en gesehen. Die beiden Ausreißer, von denen öfter die Rede war, waren nicht angebunden, sondern mußten nur in der Mitte des Lagers stehen und ln die Sonne sehen. Feldwebel Schubert habe ihn, den Zeugen, geschlagen, wobei Müller in der Näh« gestanden habe. Auch wenn andere Leute mißhandelt wurden, habe Müller zugesehen. Der Angeklagte glaubt nicht, daß Schubert es gewagt haben sollte, Mißhandlungen zu begehen. Der englische Zeuge Brett behauptet u. a., Müller sei bei ver- schiedenen Gelegenheiten teilnahmslos an den gestorbenen Gefange- nen vorübergegangen. Der Präsident verweist darauf, daß nach den bisherigen Feststellungen bis zu Müllers Fortgang nur«in Gefangener ge- starben sei. Der Zeuge hält aber seine Angaben trotz des Hinweises auf die Heiligkeit des Eides aufrecht. Nicht Lahr , sondern Bayern soll der neue Havagdampfer heißen, den Kahr am 2. Juni taufen soll. Angabe wie Berichttgung haben wir derBoss." entnommen. In dem Namen Bayern ist natürlich keine Provokatton zu erblicken, die Absicht dieser Nomengebung kann man nicht nachprüfen._ GroßiSerün Parks im Norüen. Alte Eichen und hohe Weymouthskiefern, deren malerischer und doch wieder so hoheitsvoller Anblick einen wohltuenden Gegensatz zu leichtgeschürzten Birken, weit ausladenden Kastanien und süß dustenden Akazien bilden, sind an dem alten Schloßpark von Rieder- schönhausen zu den lieblichsten Bildern vereinigt. In zahlreichen Windungen durchfließt ihn die Pank«, hurtig wie «in Gebirgsbach, und führt Zweige und Blätter oder Unkraut mll sich, das fleißige Hände aus den klewen Gärten an ihrem Ufer ent­fernten. Ungezählte Strudel geben ihrem Lauf etwas Unruhevolles. In emsiger Arbeit unterhöhlt sie die Ufer und ist bestrebt, ihr Bett zu verbreitern. Nackte Wurzeln zeugen von diesem Schaffen. Mit Bäumen bestandene Inseln werden von ihr mtt Beharrlichkeit um- worden. Brücken führen über sie hinüber, die jetzt von prosaischen Essengittern«ingerahmt sind, denn die viel hübscheren Holzgeländer, die fast an japanische Brückenbautrn erinnerten, sind während des Krieges verschwunden. Am Ausgange des Parks nach der Schloß- straße zu, rauscht ein kleiner Wasserfall, in dessen Näh« sich die be- rühmt«Rübezahl-Fichte" befindet, die in Wirklichkeit eine Kieser ist. Wer über hinreichende Phantasie verfügt, erkennt ein unförmiges Gesicht am Stamme, und es macht insbesondere den Kindern viel Vergnügen, es zu entdecken und zu deuten. Das alte und äußerlich einfache Schloß, das lang« Jahr« hin­durch leer stand, bildet den Abschluß der Schloßallee, die nach der Strauchwies« führt und die nach dem Scherzworte eines Schalkes ihren Namen von denStrauchräubern" an der Pank« erhalten haben soll. Das Bezirksamt des 19. Bezirks hat beim Magistrat Ver- lin beantragt, dieses Schloß in«in Volkshaus umzuwandeln, und es wäre im Interesse der bisher recht stiefmütterlich behandelten Bevölkerung des Nordens zu wünschen, daß dieser Plan m die Tat umgesetzt würde. Lange Zeit sst behauptet worden, daß das Schloß zu baufällig sei, jedoch hat eine Untersuchung ergeben, daß es noch Vornahme notwendiger Reparaturen durchaus seinem neuen Zwecke dienen könnt«. Der Part macht im ganzen einen etwas ungepflegten und deshalb auch sehr natürlichen und anheimelnden Eindruck, im schroffen Gegensatz zum Bürgerpark, der von der Gemeinde Pankow seinerzell angekauft wurde und äußerst sorgfältig gepflegt ist. Dieser Park, der von der Pank« gegen die Schönholzer Heid« nach Norden hin abgegrenzt ist, enthält viele Statuen aus der Rokokozeit, die aber fast durchweg von Wind und Wetter hart mit- genommen sind. Der Restaurationsbetrieb und Konzerte ziehen zahl- reiche Besucher heran. Und doch ist der alte Schloßpark viel schöner. besonders dann, wenn in lauen Nächten Nachtigallen singen.

Nrbeit für das WohmmgSamt. Gegen Wohnungsschiebungen sollen die Wohnungsämter rück- sichtSlos einschreiten. Im Hinblick auf manche Vorkommnisse ist in der Bevölkerung die Ansicht verbreitet, daß nur zu oft der richtige Wohnungsschieber sich dem rächenden Arm de« Wohnungsamtes zu entziehen weiß. Andererseits sind uns Fälle bekannt geworden, in denen wegen vermeintlicher Wohnungsschiebung gegen Leute vor- gegangen wurde, die wahrscheinlich in gutem Glauben gehandelt und ahnungslos gegen die Bestimmungen verstoßen hotten. Wir können nur allen Wohnungssuchenden dringend empfehlen, s i ch niemals unter Umgehung des Wohnungsamtes ein Quartier zu beschaffen und sich dabei auch nicht auf beschwichtigende Worte des bisherigere Wohnungsinhabers oder des Hauswirtes zu verlassen. Vor kurzem ist solche Vertrauensseligkeit wieder einer Witwe zum Verhängnis geworden, die in Berlin im Hanse ZionSkirch- straße 6 eine Wohnung übernommen hatte. Sie war bei einer anderen Wohnungsinspektion als Wohnungsuchende notiert, erfuhr aber privatim im Herbst vorigen Jahres, daß in dem genannten Hause eine Wohnung frei würde. Der Wirt soll dem bisherigen Inhaber, der aufs Land gegangen war und aus dem MietSvertrage entlassen werden sollte, nahegelegt haben, sich nach einem Ersatz- mieter umzusehen. Die Mietslustige äußerte gegenüber der Wirtin einige Bedenken, erhielt aber die Antwort, mit der WohnungS- lnspektion werde alleS geregelt werden. Sie zog dann ein, aber schon nach wenigen Wochen kam ein Beamter der Wohnungsinspeltion und erklärte ihr, sie habe kein Anrecht auf diese Wohnung und müsse sie wieder hergeben. Die Verhandlungen hier- über zogen sich bis in den Mai 1921 hin, dann sah die bedrängte Mieterin keine weitere Möglichkeit, sich in der Wohnung zu be- haupten und zog aus, um der ihr zum unwiderruslich allerletzten Male angedrohten Zwangsräumung zu entgehen. Sonderbar ist, daß noch zehn Tage nach dem Auszug der Frau die Wohnung unbenutzt stand und vielleicht wohnt auch heute noch kein neuer Mieter darin. Noch sonderbarer ist, daß in demselben Hause, wo diese be- scheiden« Wohnung von der Frau hergegeben werden mutzte, die Wirtsfamilie bisher einen ganz unnötigen Woh- nungSluxu« hat treiben dürfen. Der Wirt hat für sich, seine Frau und seine zwölfjährige Tochter im Erdgeschoß des Vorder- hauseS fünf Zimmer und Küche: ein erwachsener Sohn benutzt im ersten Stockwerk ein einzelnes Zimmer, das als Kowstube für eine alleinstehende Frau sehr gut zu verwenden wäre; die Hausange- stellte der WirtSfamilie ist in einem gleichen Zimmer des vierten Stockwerkes untergebracht: und schließlich bewohnt die alte Mutter des Wirte? im ersten Stockwerk des Seitenflügels ganz allein eine besondere Wohnung von zwei Stuben und Küche. Was hat die WohnungSinkpektion getan, auf den Wirt dahin einzuwirken, daß mindestens die alte Mutter und womöglich auch der erwachsene Sohn, der sein besondere» Zimmer nicht zu beruflicher Tätigkeit braucht, sich mit der Familie zusammen in der Wohnung von fünf Zimmer» einquartieren?

Neber den grosten Teich verschoben. Mit einem Teppichdiebstahl in New York beschäftigt sich die Kriminalpolizei. Aus dem Pennsylvania -Hatel in der amerikanischen Hafenstadt wurde ein sehr kostbarer Brüsseler Teppich gestohlen. der aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Man vermutet, daß die Diebe ihn nicht in Amerika , sondern in einer europäischen Großstadt zu Geld zu machen versuchen. Der Teppich. der sich im Hotel im Speisezimmer befand, enthäll eine Darstellung aus der Apostelgeschichte. Im Mittelpunkte sitzt ein römischer Kaiser auf dem Throne. Ihn umgeben Männer seines Gefolges. Vor ihm sitzen ein bärtiger Mann mit bittenden Gebärden und Männer, die sich unterhalten. Den Hintergrund bildet eine Palastarchitektur. Die Bordüre weist oben Festen und seitlich und unten eine Land- schall mit Tieren und Figuren auf. Auf die Wiederbeschaffung des kostbaren Teppichs ist eine Belohnung von S000 Dollar ausgesetzt. Mitteflungen nimmt Kriminalkommissar Gennat im Zimmer 195 des Berliner Polizeipräsidiums ent- gegen.

Feuer auf dem Untergruudbahuhof Senefelderplatz. Durch ein heute nacht auf dem Untergrundbahnhof Senefelder- platz ausgebrochenes Feuer ist eine Störung im Betriebe der Hoch- und Untergrundbahn entstanden. Die Fahrgäste müssen auf dem Bahnhof Alexanderplatz umsteigen, da der Verkehr nach dem Nord- ring nur durch Notbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Der Umformer auf dem Bahnhof Senefelderplatz ist durch das Feuer unbrauchbar geworden, und so muß denn der Strom für den Nol- bettieb dem Hochbahnkraftwerk in der Trebbiner Straße entnommen werden. Das Feuer ist aus bisher ungeklärter Ursache im Maschinenraum des Bahnhofes enfftanden, wo bäum» wollene Luftreinigungsfilter in Brand geraten waren, die alsdann Holzrohmen entzündeten. Infolge der Qualm- -ntwicklung entstand unter den Fahrgästen große Aufregung, die sich jedoch nach dem Erscheinen der Feuerwehr legte. Das Feuer konnte auf den Maschinenraum beschränkt werden.

Ein« große Nazzw veranstaltete die Kriminalpolizei in der ver» gangenen Nacht am Schlestschen Bahnhof. In der Umgebung des Bahnhofs und in den angrenzenden Straßen, der Fruchtstraße, der Madaistraße usw. trieben es auf offener Straße und in Lokalen Dirnen, Zuhälter, Falschspieler und andere Betrüger zuletzt so arg. daß ein besonderes Eingreifen notwendig war. Di« Beamten der Streife B I räumten deshalb in der vergangenen Nacht sieben Lokale gründlich auf. Sie brachten 83 Gäste auf einem Last. kraftwagen nach dem Polizeipräsidium. Mehrere suchten zu ent- fliehen. Alle wurden jedoch wieder eingefangen. Unter den An» gehaltenen befanden sich zwölf, die schon länger gesucht wurden. Sie wurden in Hast behallen, die übrigen einstweilen wieder auf freien Fuß gesetzt. vi« Srolloper. Der Verein Volksbühne beabsichtigt, infolge seiner ständig wachsenden Mitgliederzahl nun endlich die sühere Krolloper würdig auszugestalten, um dort mit dem Personal der Staatstheater Opern- und Schauspielvorstellungen zu erschwing- lichen Preisen zu veranstalten. Jedoch benötigt der Derein noch rund sieben Millionen Mark zur Ausführung dieses Planes, und die Hypothekenbank verlangt als Geldgeberin für dieses Dar- lehen die Bürgschaft der Stadtgemeinde Berlin für Kapital und Zinsen und hypothekarische Eintragung an erster Stelle auf dem Theatergrundstück am Bülowplatz. Auf diesem Grundstück liegen jetzt an erster Stelle Hypotheken für die Stadt Berlin von insgesamt IL Millionen Mark, fernerhin 2h Millionen und außerdem noch 15 999 Mark. Der Magistrat hat der Stadkerordnetenversammlung eine Vorlage unterbreitet, nach der die Stadtgemeind« Berlin für ein von der Volksbühne aufzunehmendes auf dem Theatergrundstück am Bülowplatz grundbuchlich einzutragende« Darlehen bis zum Be- trage von 7 Millionen Mark nebst Zinsen und selbstschuldnerisch« Bürgschaft übernimmt und daß die auf diesem Grundstück ein- getragenen Hypotheken der Stadtgemeinde Berlin im Range hinter das Darlehen und hinter die jetzt an zwefter Stelle eingetragen« Hypothek von einer Million Mark treten. Die lehke Bezirksversammlung des 17. Berwaltuugsbezlrks (Lichtenberg ) hatte eine außerordentlich reichhallige Tagesordnung. jo daß nach vierstündiger Beratung die Vertagung beschlossen wurde. Zunächst erfolgte die Einführung des Bezirksverordneten Genossen G. Schulze. Die Ausstellung des Etats 1921 war diesmal unge- mein schwierig, da die Haushallpläne der früheren Einzelgemeinden des Bezirks nach dem Berliner Musterentwurf hineingearbeitet werden mußten. Er schließt mit einem /Mehrbedarf von 2Qh Millionen Mark ab. Nach kurzer Besprechung wurde der Etat einer 15gliedrigen Kommisston überwiesen, der unsere Genossen Arndt, Baranowski und Schulze angehören. Die Be- zirksversammlung beschäftigte sich auch mit der Schließung des im Bezirk gelegenen Augusta-Biktoria-Krankenhauses. Alle Fraktionen forderten umgehende Wiedereröffnung durch den Berliner Magistrat, desgleichen wurde eine Entschließung an­genommen, in der gefordert wird, daß die im 17. Bezirk gelegene Kinderhellstätte der LAB. Berlin nicht geschlossen werden solle. Für P aussen. Eine gut besuchte Ellernversammlung, einbe- rufen von den SPD. -Elternbeiräte der 7. Abteilung, beschäftigte sich mit den Plänen des Oberstodtschulrats Paulsen. Die Genossen Pastor F r o n ck e und Lehrer A. K o ch führten der aufmerksamen Zuhörerschaft die Ideale und Ziele des Oberstadtschulrats in ein- drucksvoller Weise vor Augen. Ein dem Ellernbund angehöriger Deutschnationaler wurde in der Diskussion kurz und gründlich ab- gefertigt. Folgende Resolution wurden von der Versammlung einstimmig angenommen. 1. Die am 26. Mai versammelte Eltern- schaft der 23., 69., 133., 149., 217. und 236. Gemeindeschulen stim- men den Reformplänen des Oberstadtschulrats Paulsen zu und fordern die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in dem Bezirk Hallesches Tor nach diesen Grundsätzen. 2. Die Ellernschaft obiger Schulen fordert, daß die Versuchsklassen an den Gemeindeschulen weiter fortgeführt werden. Wichtig für Sieuerkartenbfliher und Arbritgeber. Bei der Reichseinkommensteuer für 1929 ist der Steuerpflicht mll dem Kleben von Marken nicht genügt. Jeder Steuerzahler hat vielmehr die Pflicht, seine Steuerkarte bei seiner zuständigen Steuerkasse nach erfolgter Veranlagung vorzulegen, damll die geklebten Marken auf seine Steuerschuld in Zahlung genommen werden. Da mll Beginn der Beranlagungen mit einem starken Andrang an den Steuer- lassen zu rechnen ist, empfiehlt es sich im eigenen Interesse, die Ab- rechnung der Marken möglichst schon jetzt vorzunehmen, auch wenn eine vorläufige Veranlagung noch nicht erfolgt ist. Die Arbeitgeber werden gebeten, ihre Angestellten und Arbeiter auf diese Sachlage hinzuweisen. Die bau- uvd wohnungspolikijchen Aufgaben der neuen Stadl- emclnde Berlin werden in einer öffentlichen Dersammlung behan- elt, die am Dienstag, den 31. Mai, 8 Uhr abends, im Lehrervereinshaus, Alexanderplatz , stattfindet. Es werden sprechen: Genosse Heinrich K a u f f m a n n, Professor S t r a u m e r. Borsitzender des Deutschen Architektenbundes, Dr. Ina. Erwin Gut- k i n d. Veranstalter der Versammlung sind der Ansiedlerverein Groß-Berlin, die Afa, der Bund technischer Angestellten und Beam- ten(Ortsverwaltung Berlin ), Bund deutscher Architekten (Landes- bezirk Brandenburg ), die Berliner Gewerkschaftskommission, Gewert- schastsbund der Angestellten, Heimstättenausschuß der Gewerkschaften Groß-Berlins, Bund der Berkehrs« und Schutzverbände Groß-Berlin» und der Mark, Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft und der Groß-Ber- liner Verein für Kleinwohnungsbau. I« Zoalogifchen Garte» spielen am Sonntag von 4 Ubr nachm. ab die beiden Kapellen der Obennuftlmeistcr Knoch und Loeser. Eintritt 4 für Kinder unter zehn Jahre» die Hälfte. Da» Aquarium ist Sonntagt . von 9 8, tu der Woche von 97 geöffnet Eintritt 3 W.