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machen. Die Kreditfähigkeit der Sowfstregierung wird eben sehr gering eingeschätzt, und die Aussichten auf Beitreibung in ernsten Streitfällen sind gleich null. Bezeichnend ist der folgende Umstand. Für Geschäfte, die von der Sowjetregierung mit Deutschen   innerhalb Rußlands  abgeschlossen werden, wird auf Grund des Art. XIII die Ee- richtsbarkeit Sowjet-Rußlands   ausgeschlossen. Die Sowjet- regierung ist verpflichtet, in Verträge dieser Art eine Klausel über die Erledigung von Streitfällen durch Schieds- gerichte aufzunehmen. Diese Bestimmung bedeutet, daß die Sowjetregierung Deutschland   für seine Untertanen gewisser- maßen Exterritorialität   zusichert. Auf den trostlosen Zustand der Wirtschast und der Er- nährung in Rußland   deutet der Art. IV des Abkommens hin. In ihm wird vorgesehen, daß die deutsche Regierung berechtig! ist, monatlich 4v Kilo Lebensmittel und Bedarfsartikel für jede Person ihrer amtlichen Vertretung in Moskau   nach Ruß- land zoll- und abgabefrei einzuführen. Das Auswärtige Amt hat monatlich das Verzeichnis der betreffenden Lebensmittel und Bedarfsartikel den Sowjetrusien vorzulegen. Diese er- teilen darauf die Einfuhrgenehmigung. Erleichterungen des Reiseverkehrs nach Rußland   sind in dem Abkommen nicht vorgesehen. Es ist kaum anzunehmen, daß Reisen nach Sowjet-Rußland bald in größerem Umfange ausgeführt werden können. Daß sie praktisch zwecklos und nur mit großen Gefahren für Leben und Gesundheit verbunden sind, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Aller- dings ist in dem Vertrag vorgesehen, daß Deutsche  , die nach Rußland   reisen, Schutzbriefe für das mitgefllhrte und dort zu erwerbende Eigentum erhalten. Wie sich diese Bestimmung in die Praxis umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Das Abkommen mit Sowjet-Rußland schafft gegenüber dem bestehenden Zustande, wie gesagt, nur sehr wenig Neues. Wie der Handel mit Sowjet-Rußland in den letzten Jahren und insbesondere in dem Jahre 1920 vor sich ging, so wird er auch weiterhin auf derselben Grundlage geführt werden müssen, da die Sowjetregierung den Außenhandel in ihren Händen behalten will. Die Grundlage des Außenhandels der Sawjetregierung bildet bis jetzt nur ihr Goldsands. Dieser aus den Beständen der früheren Staatsbank herrührende Goldvorrat reicht bei weitem nicht aus, um das Notwendigste einführen zu können. Ueberdies muß er über kurz oder lang erschöpft sein. Trotz der vielen Worte hat Rußland Verhältnis- mäßig nur ganz winzige Mengen von Ausfuhrwaren zur Ver- fügung. Ohne sie kann aber auch die Einfuhr nicht gedeihen. Dazu kommt noch die beispiellose Zerrüttung des Transport- wefens, die es unmöglich macht, daß ein einigermaßen ge- regelter Warenverkehr einsetzt. Das ist Sowjet-Rußlands  Unglück!
Vor üe? Regierungserklärung. Das Kabinett Wirth wird heute um 4 Uhr nachmittag dem Reichstag   sein Programm vorlegen, dessen Grund- züge festgestellt sind und das seine endgültige Form in einer Sitzung heute mittag kinden soll. Ueber den Inhalt dieses Programms, namentlich in finanzieller und wirtschastspoli- tischer Beziehung, ist von der Sensationspresse verschiedener Richtungen viel orakelt worden. Wir müssen es ablehnen, uns an diesem Wettlauf der Indiskretionen zu beteiligen. Der Betrogene ist dabei doch gewöhnlich der Leser, dem erhaschte i Gsfprächssetzen oder Bruchstücke vorläufiger Entwürfe als bereits feststehende Beschlüsse vorgesetzt werden. Wir glauben auch nicht, daß das Kabinett heute schon mit einem bis ins einzelne ausgearbeiteten Finanzplan vor den Reichstag treten wird. Ueber die Grundlagen ist man sich einig. Die einzelnen Vorlagen bedürfen noch der genaueren Ausarbeitung. Die Sozialdemokratische Fraktion hat gestern Genossen Wels zum Redner zu der Programm- debatte bestimmt, die heute nach der Regierungserklärung auf
morgen vertagt werden wird. Sie hat zugleich beschlossen, auf"den ihr als vierten im Kabinett angebotenen Minister ohne Portefeuille zu verzichten. Da Dr. Wirth als Reichs- kanzler das Ressort des Reichsfinanzministers beibehält, was kein ungewöhnlicher Vorgang ist, ist die Regierungsbildung im Reich abgeschlossen. Nun kann Herr Steger- w a l d in P r e u ß e n an die Arbeit gehen, um die von der Rechten stets so stürmisch geforderte Homogenität des Regie- rungssystems im Reich und im größten Gliedstaat herbei- zuführen._
Aufhebung öes Oelagerungszuftanües. Der Belagerungszustand über die preußischen Ge- bietsteile Groß-Hamburgs ist, wie die P. P. N. erfahren, auf­gehoben worden. Die Aufhebung des Belagerungszustandes in weiteren Teilen Preußens(Mitteldeutschland   und O st preußen) dürfte in kürze st er Zeit bevorstehen.
Die langfristigen Erwerbslosen. Im Volkswirtschaftsausschuß des Reichstags standen am Diens- tag verschiedene Anträge über die Erwerbslosenfürsorge auf der Tagesordnung. Da ein Antrag D i ß m a n n(U. Soz.), der einen Reglerungsbericht über die Lage in den verschiedenen Industriege- bieten fordert, vom Ausschuß angenommen wurde, mußte die Ab- stimmung über die generellen Fragen der Erwerbslosensürsorge zu­nächst ausgesetzt werden, um der Regierung Gelegenheit zu geben, eine allgemeine Darlegung der nächsten Wirtschaftsaus- sichten vor der Beschlußfassung über die Reglung der Arbeits- losensürsorge dem Ausschuß vorzulegen. Zur Abstimmung gelangte ein als besonders dringlich anerkannter Antrag auf Unter- st ü tz u n g sehr l a n g f r i st ig e r, d. h. mehr als 26 Wochen Er- werbsloser, wonach den Gemeinden eine besondere geldliche Bei- Hilfe gewährt werden soll, die es ihnen ermöglicht, die nötigen An- schassunzen an Kleidung und Schuhwerk für die Erwerbslosen und deren Angehörigen vorzunehmen. Ferner sollen die langfristig Er- werbslosen bei den Notstandsarbeiten der produktiven Er- werbslosensürsorge besonders berücksichtigt werden und die Zuschüsse für die Beschäftigung der Erwerbslosen bei Notstandsarbei- ten aus Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge bei langfristi-. gen Erwerbslosen   höher bemessen sei, als bei anderen Erwerbs- losen. Den Erwerbslosen soll die Unterstützung auch über die Frist von 26 Wochen in allen Fällen fortgewährt werden, in denen es nach Lage des Arbeitsmarktes zur Vermeidung unbilliger Härten erforderlich ist. Dieser fast einmütig unterstützte Antrag wurde vom Ausschuß angenommen.
Reform öer Lanötagsgefchastsorönung. Der Eeschästsordnungsausschuß des Preußischen Landtags be- endete die erste Lesung der neuen Geschäftsordnung. Es wurde eine Reihe bemerkenswerter Beschlüsse gefaßt. Reu eingefügt wurden die Bestimmungen über die Wahl des Minister- Präsidenten, die denjenigen über die Wahl des Landtags- Präsidenten analog gestaltet sind. Für beide Fülle soll in Zukunft die Wahl mit verdeckten Stimmzetteln erfolgen. Die Zahl der ständigen Ausschüsse wurde vermehrt durch end- gültige Aufnahme eines Ausschusses zur Wahrnehmung der Der- kehrsinteressen und eines ständigen Beamtenaus- s ch u s s e s. Einem Antrag, einen solchen ständigen Ausschuß auch für sozialpolitische Angelegenheiten einzusetzen, wurde aus Zweckmäßigkeitsgründen nicht zugestimmt, weil mit Rücksicht auf die bereits bestehenden Ausschüsse die Abgrenzung der Zuständigkeit schwer zu treffen sei. Aus demselben Gesichtspunkt wurde ein ständiger Ausschuß für das Verkehrswesen abge- lehnt. Der Ausschuß war ferner der Ansicht, daß dem Präsi- denten größere Machtmittel zur Verfügung gestellt wer- den müssen, um die Ordnung und Ruhe im Hause besser aufrecht- erhalten zu können. Die Fraktionen sollen dazu noch Stellung nehmen. Es wurde der Vorschlag gemacht, sich mit Diäten- entzichung für solche Abgeordnete zu helfen, die wiederholt trotz Warnungen und sonstiger Maßnahmen des Präsidenten die Ordnung des Hauses stören.
Das RevoZutionsmufeum in Petersburg  . Der Winterpalast, jenes prachtvolle Barockpalais von St. Petersburg  , das den Zaren bis auf Nikolaus II.   zur Wohnung diente, birgt jetzt ein Rcvolutionsmuseum. Wie es dort aussieht, das erzählt Wilhelm HerzogsRussisches Notizbuch" in seiner Zeit- schriftDas Forum": Wir gehen, so schreibt da Herzog, vom Ncwakai durch den Iordanetngang eine Paradetreppe hinauf, deren Renaissancecharaktcr von grandioser Kitschigkeit ist. In den Sälen viele minderwertige Bilder neuer Revolutionsmaler. Frühere Kriegsmaler klecksen ihre scheußlichen Farben roh naturalistisch auf die Leinwand und malen jetzt revolutionäre Kämpfe in den Straßen Petrograds. Alles ziemlich unmögliche Schinken. Kaum ein wert- volles Bild. Dir Entwürfe zum Ltebknecht-Luxemburg-Denkmal sind fast noch schlimmmsr. In einem großen Saal des Zarenschlosses sind etwa 20 dieser Entwürfe aufgestellt. Kcnventionell, bombastisch, auf die alte Manier zusammengesetzte Tafelaufsätz« oder Steinbau- kästen, die ein von einem Provinzphotographen aufgenommenes Brautpaar darstellen. Ein einziger Entwurf, nicht ohne kubistische Einflüsse, verrät einen Künstler. In einem nnderen Saal sind die Polizeiakten der früheren politischen Abteilung ausgestellt. Lenin  hat den dicksten Akt. Nach ihm ist der meist Zitierte der jetzige Menschewikiführer Martoff. Das Polizeibild Lenins   zeigt eine seltsame Aehnlichkeit mit Bildern von Dostojewski  . Ganz slawischer Typus. Krassins Akt enthält folgende Angaben: Geb. 1870, 1886 von der Kasaner   Universität relegiert, 1836 von Rußland   fortge- fahren. Von dem sozialrevolutionären Anarchisten Sawinkow  , dem jetzigen Freunde Wrangels  , gibt es nicht nur Photographien, sondern ein großes Schema, ein Diagram, das mit roten und grünen Kreisen seine Freunde und Bekannten fixiert. Reben Lenin   stehen im Verbrecheralbum alle berühmten Führer der Bolschewiki: St- nowjew, Krassi», Tschitscherin  , Kamenew  , alle photographiert im Profil und en kace; dazu ein sehr ausführlicher Steckbrief mit ge- nanen biographischen Notizen. Unser größtes Interesse erweckte Rosa Luxemburgs Akt. Sein Xitel und die erste Titelseite, die ich mir abschrieb, lauten wörtlich: Akt des Polizeiamts Petersburg. Rosa Luxemburg  . Diese Person muß gesucht werde». Wenn sie gefunden ist, muß sie verhaftet werden. Die Person ist die Tochter des Händlers der ersten Gilde, Rosalie Mawrikijcwa Luxemburg. Begonnen wurde der Akt im Jahre 1838. Ein weiterer, bejonders deutsche Genossen interessierender Fund ist ein Brief Hugo Haases vom 28. Dezember 1312 an den Partei- vorstand der russischen sozialistischen   Partei. Er ist offenbar schon in Berkin von einem russischen Polizeispion in Verbindung mit dem deutschen   Psstamt gcöfnet worden. Der Spitzel hat ihn kopiert! und an das politische Departement der Petersburger Polizei ge-j
schickt, das ihn laut Stempel am 4. Januar 1313, jedenfalls früher als der Parteioorstand der russischen Sozialdemokratie, der Adressat, empfing. Hugo Haases Brief, den er im Namen des deutschen   Partcivorstandes an die russischen Genossen schrieb und den er und Hermann Müller   unterzeichnete, beginnt mit folgenden Worten: Berlin  , den 28. Dezember 1312. Werte Genossen! Der Gedanke, eine Konferenz zu Verhandlungen über eine Einigung der sämtlichen russisch  -polnischen Gruppen einzuberufen, hat auf allen Seiten Zustimmung gefunden. Wir sind bereit, die Konferenz zu veranstalten und die Verhandlungen zu leiten, vor- ausgesetzt, daß das I. S. B. damit einverstanden ist, woran aller- dings nicht zu zweifeln ist.... Mit Parteigruh Haase. Müller. Don dem Saal der Verbrecher in die Prioatgemächer des Zaren und der Zarin. Recht geschmacklos. Im Zimmer des Zaren zahlreiche Bilder minderwertiger Maler, darunter ein besonders ordinärer weiblicher Akt von dem französischen   Maler Lesebre. Viele Iagdbilder. Ein Portrait Nikolaus I.   Im Boudoir der Zarin nur Kitsch.Moderne" Kinderbilder, französischeschöne" Frauen- Portrait» in zuckrigster Manier. Neben dem Boudoir ein sehr kom- fortables Badezimmer. In den anderen Räumen eine große An- zahl alter kostbarer Möbel und Gegenstände aus dem 17. und 13. Jahrhundert, die von großer Schönheit sind, sehr erlesenen Ge- schmack verraten und wohltuend von denmodernen" Kostbarkeiten abstechen.
Eine republikanische Hymne. Der 1320 gegründete gemischte ChorG r o ß- V e r l i n" gab, noch ein bißchen früh, sein zweites Konzert in der Philharmonie. S ch e r ch e n leitet mit gewohnter Energie und Straffheit. Die Neigung zum Scharf- und Zu-hoch- Singen wird in den Mädchenkehlen überwunden werden müssen: im begleiteten Gesang kann das zur Katastrophe führen. Die Tenöre sind dank ihrer baritonal-dunklen Stimmen kaum hörbar. was der Harmonie des Quartetts gefährlich wird. In a capella- Chören leichten Formats(Woyrsch  , Silcher  , Stahl) standen alle be- herzt ihren Mann, sangen auswendig und mit rechter Frühlings- lust. DieRepublikanische Hymne" von Lendway nach einem Gedicht Vrögers wurde Dakapo verlangt. Da sie durch die Dis- crcpanz zwischen Reinheit der Menschen- und Orgelstimmen zuerst gelitten hatte, wirkte sie zum zweiten Male um so elementarer. Diese Hymne aus einem Zyklus von Männerchören, hier eigens sechsstimmig umgearbeitet, ist aus flammendem Herzen und glühen- der Seele geschrieben, einfach, voiksmäßig und mit dem freiheit- lichen Schwung, den auch das Gedicht atmet. Ein wirklich reiner polyphoner Satz, ungekünstelt und mitreißend in der Geradheit seiner Linien und Stimmen: in der Lendwayschen Vertonung könnt« Brögers Weckruf und Gelöbnis Nationalhymne werden mit dem Ausklang:Freie Republik, wir alle schwören: Letzter Tropfen But soll dir gehören!" In dem Konzert spielte zwischen den Ge- sängen Walter Fischer auf einer qualvoll aufbegehrenden, herzhaft
'bürgerliche Gbstruktkon in braunjchwekg. Brauuschweig, 31. Mai.  (MTB.) Zur heutigen ersten Sitzung der Landesversammlung nach der Vertagung war die Fraktion des Landeswahlverbandes nicht erschienen. Nach Beginn der Sitzung wurde die B e s ch l u ß u n f ä h i g k e i t des Hauses festgestellt und die Sitzung auf morgen vertagt. Danach scheint der Landeswahlverband, der die Nechtsbeständigkeit der gegenwärtigen Landesversammlung nicht anerkennt, mit der onge- kündigten Obstruktion beginnen zu wollen.
Geschmeiß. DerLokal-Anzeiger" beginnt einen Artikel über die Mücken- plage mit folgenden geschmackvollen Sätzen: Alles Geschmeiß der Welt scheint sich auf Deutschland  ? Boden ein Stelldichein zu geben. Senegalesen  , Polen  , Galizier, gewöhnliche und Bisamratten, exotische Ameisen und neuerdings auch Mücken. Das Hauptgeschmeitz ist in dieser Aufzählung bergessen' das deutschnationale Federvieh.
Der wieöeraufbau in Norüfrankreich. Paris  . 31. Mai.(WTB. Senat.) In der Nachmittags- sitzung verteidigte Minister Loucheur das Regierungsprogramm für den Wiederaufbau und die bisherige Tätigkeit. Die Berechnung der Schäden solle in gerechter Weise vorgenommen werden. Der Koeffizient müsse herabgesetzt werden, denn die Preise für die Baumaterialien seien mit den Kohlenpreisen gesunken. Er habe immer den Standpunkt vertreten, daß die Verwendung deutscher Arbeiter in großem Umfange aus den verschiedensten Gründen a b- gelehnt werden müsse, namentlich aber deshalb, weil man einen erheblichen Teil der Arbeitslöhne in Mark bezahlen müsse. Aber Deutschland   könne sehr gut durch seine Arbeiter auf deutschem Gebiet Materialien vorbereiten, die in Frankreich   für den Wiederaufbau verwendet werden würden. Die Beschäftigung deutscher   Arbeiter müsse sich auf die absolut verwüsteten Gebiete, die von der Bevölke­rung verlassen seien, beschränken. Er müsse zugeben, daß durch eine derartige Begrenzung die Frage ihr tatsächliches Interesse ver- l i e r e. Die Deutschen   hätten die Lieferung von 25 000 provisorischen Häusern angeboten. Er habe verlangt, daß man fester gebaute Häuser liefere; darüber werde verhandelt. Etwa 1500 Häuser konnten im Monat geliefert werden, die Zahl lasse sich in kurzer Zeit auf 2500 monatlich steigern. Durch die Holzhäuser   würde eine Erspar- nis von 20 bis 25 Proz. gegen Steinhäuser erzielt. Wenn die Deut- schen keine annehmbaren Preise machten, so sei man nicht gezwungen, ihnen einen Auftrag zu erteilen. Er hoffe, von den Deutschen   Mate- rialien zu erlangen, aber nur in d e m Maße, als dadurch die naiio- nale Industrie nicht gefährdet werde. Aber die Industrie Jfrank- reichs dürfe sich auch nicht der Faulheit hingeben, sie müsse sich vielmehr auf den Kampf mit der deutschen   Industrie vorbereiten. Zum Schluß erklärte Loucheur, er hoffe, daß von 1322 an keine Staatsarbeiten in den verwüsteten Gebieten mehr vorgenommen würden. Eine übermenschliche Arbeit müsse verrichtet werden. Wenn man in zehn Iahren damit fertig werden wolle, dann�hätte Frank- reich ein Werk vollbracht, das kein anderes Land hätte vollbringen können.(Lebhafter Beifall.) Tie Holzhäuser. Paris  , 31. Mai.  (WTB.) Wie derIntransigeant" meldst, soll heute abend die letzte Sitzung der deutschen   und französischen   Bau- sachverständigen, die über die 25 000 Holzhäuser verhandeln, statt- finden. Unter den Dutzenden v-n deutschen   Modellen hätten die franzosischen Sachverständigen drei Typen herausgesucht, eins für ein Arbeiterhaus, eins für das Haus eines Meisters und eins für die Wohnung eines Ingenieurs. Nachdem gestern die Deutschen   die Preise für diese Typen angegeben hätten, seien sofort Vertreter des französischen   Holzbaus aufgefordert worden, einen französischen  Konkurrenzpreis aufzustellen, der als Preisgrundlage dienen soll. Die Entscheidung werde heute abend getroffen werden. Nach einer Beschreibung der deutschen   Modelle schließt das Blatt mit der Be- merkung. es sei nicht unwahrscheinlich, daß diese Häuser, die an Ort und Stelle zunächst probeweise von den Deutschen   auf- gestellt werden, den Bewohnern, für die sie bestimmt sind, ge- fallen werden.
verstimmten Orgel, Lambinon und Zeelander mühten sich mit Transkriptionen bekannter Werke Bachs, Handels, Beethovens. K. S. Die grüne Steiermark  . In der Urania wird jetzt den Be- fuchern die Steiermark   in Wort und Bild anschaulich vor Augen ge- führt. Diese südöstlichste Mark Groß-Deutschlands ist wenig bekannt. obwohl ihr großer Sohn, Peter Rosegger  , überall gelesen wird. Und doch verdient diese Grenzwacht, von der man zu Unrecht deutsche Bezirke an Südslawien   ausgeliefert hat, dank ihrer wundervollen landschaftlichen Schönheiten und ihrer mannigfachen Mischung ver- schiedener Kulturkreise, allgemeines Interesse. Wilhelm M a r k s zeichnete den geographischen Charakter: die Ost-Alpenkette, die am begletscherten Dachstein zu imposanter Höhe aufsteigt, verläuft ins balkanische und ungarländische Hügelland und bietet eine Fülle ge- waltiger und lieblicher Schönbeiten. Kulturell stellt das Land ein Ineinander von Mittel-, Süd- und Osteuropa   dar. Viele Rassen und Kulturen haben hier ihre charakteristischen Spuren hinterlassen. Durch mehr denn hundert vortrefflich gelungener Aufnahmen von Land und Leuten wurde der fesselnde Vorttag aufs glücklichste illustriert und ergänzt. Das schöne Land, das Hoch- und Mittel- gebirge, Seen, Schluchten<das einzigartigeGesäuse"), Erzberge, Bergwerke und Burgen und vor allem fruchtbare und herrliche Täler in sich vereint, wird sich in der Urania   viele neue Freunde erwerben. Kreuzer werden handelsschifte. Ein eigenartiger Neubau ist Dienstag auf der Germaniawerft   in Kiel   mit dem Motor-Tankschiff .Ostpreußen  " von 3000 Tonnen Ladefähigkeit zu Wasser ge- bracht worden. Der Rumpf dieies für den Oeltransport bestimmten Schisfes besieht in der Hauptfachs aus zwei Druckkörpern von U-Boots-Krcuzern, die auf Grund des Friedensvertrages ihrem ursprünglichen Zweck nicht mehr zugeführt werden konnten. Der Schisfsrumpf ist dadurch geschaffen worden, daß zwei solcher Körper von 6,75 Meter größtem Durchmesser und 77 Meter Länge parallel miteinander verbunden, mit einem Aufbau versehen und kurze Vor- und Hinterschiffsteile angebaut wurden, um eine gute Schiffsform zu erzielen. Ein Schwesterschiff derOstpreußen  " wird demnächst ebenfalls vom Stapel laufen. Der Kartenderkanf der T»aat»oper. Ilm   dem Publikum mehr IV. Rangkarlen in der StaatZoper zur Verfügung zu stellen, fallen die Kausreiervaie für die Universität und da? Institut sür Kirchenmustk im IV. Rang künftig weg. Es stehen 47 Plätze täglich mehr zur Verfügung. Ferner wird, um das vergebliche Nnsleben einzuschränken, Sonnabendsabeni» die Zahl der zum Verkauf stehenden Plätze im III. und IV. Rang durch Anschlag bekannt gemacht. Ueber Nabindranath Dagorr sst die erste größere deutsche Mono« graphte aus der Feder Emil Engelhardts im Furche-Berlag, Verlln, erschienen(Rabindranath Tagore   a!S Plenich, Dichter und Philo. ioph-). Engelhardt, der lange Jahre in Tagores indischer Heimal und im FreundeStreiS des Dichters lebte, gibt hierin die erste große Lebens- darstellung Tagores und verbindet damit eine Auswahl aus feinen Dich- tungen. Rabindranath Tagore   wird am 2. Juni, mittags 12 Uhr. in der neuen Aula der Berliner   Universität eine Vorlesung über die Botschaft der Wälder und die Seele Indiens   halten. Kunst und Schule und die Leistungen der Lankwitzer   Himmelfahrt?- tagung will der Bund entschiedener Schulreformer beute 7'/, Uhr im Werner-SiemenS-Realghmnasium, Schöneberg  . Hohenflausenstraße 47/48, trttljch behandeln. Sin einleitendes Rejerat erstattet Dr. Adolf Lehn«.