5 j ift darüber in Verhandlungen mit den Landesregierungen eingetreten.(Lärmende Zwischenrufe bei den Komm.: Bayern ! Neue
Tie Ernährungslage der deutschen Bevölkerung» »an der letzten Endes die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft abhängt» hat sich während des letzten Wirtschaftsjahres(erneute lär- mende Unterbrechungen bei den Komm.: Amnestie!) etwas ge- bessert, die der Bevölkerung zur Verfügung stehende Nahrungs- mittelmenge hat sich auch in ihrer Beschaffenheit durch die gesteigerte Produktion und Einfuhren aus dem Auslande wesentlich gehoben. Allerdings läßt sich nicht oerkennen, daß der schrittweise Ab- bau der Zwangswirtschaft vielfach zunächst eine Preis- st e i g e r u n g zur Folge hat, die vorübergehend eine stärkere Be- lasrung eines großen Teiles der Bevölkerung verlangt. Die Reichs- regierung betrachtet es als ihre Aufgabe, mit allen Mitteln die landwirtschaftliche Produktion zu heben, so rasch wie möglich ein günstiges Verhältnis zwischen Nachfrage undAngebot— das einzige Mittel zur wirksamen Bekämpfung des Echieberunwssens(Zustimmung)— herzustellen und eine Preis- s e n k u n g zu erreichen. Die Förderung der heimischen Nahrungs- mittelerzeugung ist um so dringender, als uns die Erfüllung des Ultimatums zwingen wird, einen Abbau der bisherigen Zuschuhwirtschaft des Reiches in die Wege zu leiten.(Hört! hört! links.) Zweifellos wird diese Maßnahme dazu führen müssen, daß wir die Preise für Lebensmittel aus der einen, die Löhne und Gehälter auf der anderen Seite in das rechte Verhältnis zueinander bringen.(Adolf H o f f m a n n sKomm.j: Proletarier, zieht den Riemen enger!) Das deutsche Volk hat in seiner Geschichte manchmal auf Stimmen aus dem Auslande gehört, ja sogar solchen Stimmen Vertrauen geschenkt. Sein Vertrauen ist leider schmählich betrogen worden. (Sehr wahr! rechts.) Trotzdem läßt das deutsche Volk die Hoffnung nicht sinken, daß in der Welt der Sinn für Recht und Gerech- tigkeit, der in unserem Volke nie erloschen ist(Zustimmung), zu neuem Leben erwacht.(Abg. Adolf H o f s m a n n lKomm.s: Der Fuchs predigt den Gänsen!) Wer ist denn die Gans?(Heiterkeit und Zustimmung.) Man sollte endlich in der Welt einen Schritt weitergehen, nachdem das demokratische Deutschland durch die An- nähme des Ultimatums ungeheure Lasten auf sich genommen hat, nun endlich eine Entspannung der europäischen Lage und den europäischen Wiederaufbau herbeizuführen. Wir erwarten, daß uns die Engländer und ihre Führer auch das geben, was man„fair chanccs* nennt. Sie sollten endlich einsehen, daß das deutsche Volk weih, welchen schweren Gang es gehen wird. Diesen Weg sollten die Alliierten rechtlicherweise einem Volke er- leichtern(Lachen rechts), das schon so Unmenschliches ge- l e i st e t hat wie das deutsche Volk. Sie sollten nicht lachen. Be- trachten Sie die Psyche des deutschen Volkes! Wie der Gedanke des Eintretens für das Recht in Oberschlesien dazu geführt hat, daß man dort den Soldaten und Ofsizieren der Alliierten, die für oas Recht gefallen find, ihre Särge mit Blumen geradezu überschüttet hat!(Beifall.) Einem Volke, das so Unmensch- liches geleistet hat wie das deutsche Volk, sollte man auch fair chanccs geben, nicht aber seine Schwierigkeiten vergrößern und dadurch die Voraussetzungen aller Leistungen— und darauf lege ich besonders Wert—, die Hoffnung, ersticken. D i e siegreichen Völker sollen doch nicht ohne weiteres den Gedanken von sich weilen, wie ihnen zu Mute wäre, wenn sie nach den ungeheuren Leistungen des Krieges den Weg gehen mühten, den das deutsche Volk gehen muß. Der Spott, als ob Optimismus falsch wäre, ist wirklich nicht am Platz«. Welche wirtschafllichen Gestaltungen und Reformen notwendig sein werden, läßt sich noch nicht sagen. Die Reform muß mit eisernem Fleiß allmähllch durchgeführt werden. Sie kann nicht damit beginnen, daß der nattonale Sinn im deutschen Volte schnöderweise erstickt wird. Die Unterdrückung irgendemer Nation hemmt die Geschichte der ganzen Well und ihre Kultur und die großen Menschheitsgedanken. Die nationalen Gedanken in diesem ethischen Sinne können sich aber nur entwickeln auf einer d e m o- k r a t i s ch e n Basis, die sich loslöst von dem reinen Macht- prinzip.(Rufe links: Amnestie!—©roßt Unruhe.) Wie haben die Macht nicht mißbraucht.(Widerspruch auf der äußersten Linken.) ?n der Entwicklung Europas und der ganzen Welt werden die großen geistigen, ethischen und wirtschaftlichen Fragen mindestens eine ebenso große Rolle spielen wie die Machtentfallung. Zum Schluß rufe ich Sie alle ohne Unterschied der Partei auf zur Unterstützung dieser unserer Bestrebungen. Lei der Auswahl des Wiederaufbauministers Dr. Rathenau hat sich die Regierung von jeder parteipolitischen Erwägung fern» gehalten und ist nur dem Gedanken gefolgt, eine organisatorische Kraft zu finden, die sich während des Krieges bereits bewährt hat. ! Unruhe rechts.) Dr. Rathenau wird Gelegenheit haben, im Laufe der Debatte Ziel und Richtungen seiner Arbeit zum Vortrag zu bringen. Helfen Sie uns, den Bestand unseres Volkes nicht abhängig m machen von einem kleinen Kreis von Schiebern und reichen Leuten, io daß wir zu einem unbedeutenden Ländchcn INilteleuropas herab- sinken, sondern stärken Sie ihn, so daß wir die großen finanziellen Leistungen vollbringen können, die wir übernommen haben. Diese Bitte richte ich auch an diejenigen, die gegen die Annahme des Ulli- matums waren, denn sie werden uns zuerkennen, daß wir uns für die Annahme aus der ehrlichen Ueberzeugung über das Wohl unseres Vaterlandes entschieden haben.(Lebhafter Beifall bei der Mehrheit. Rufe bei den Komm.: Amnestie!) Nach längerer Geschäftsordnungsaussprache vertagt sich das Haus auf Donnerstag 1 Uhr: Anträge über die Erwerbslosenfürforge, Be- sprechung der Regierungserklärung. Schluß S Uhr.
Der Arbeitsplan ües llanütags. Der« e l t e st e n r a t de« Preußischen Landtag « besprach am Mliwoch vor Beginn der Vollsitzung die Geschäftslage. Finanz- minister Sä misch wird heute. Donner-tag. den Haushalt embringen. Er wird dazu lediglich sinanzlecknische Ausführungen ohne politischen Eharakter machen. Da« Hau« will sich dann bi« Montag vertagen. Am Montag und Dienötag soll die erste Beratung de» Haushalt« stattfinden. E« sollen zu�ei Rednerreihen sprechen. Darauf soll der Etat dem A u Z s ch u ß überwiesen werden. Um diesem Zeit für irästige Förderung der Arbeiten zu geben, sollen für die weiteren Tage der Woche keine Plenarsitzungen statt- finden. Man will auf alle Fälle den Haushalt vor Eintritt in die Sommerferien, die voraussichtlich Mitte Juli beginnen werden, der- abschieden._
Der erste Anter ausschuß de» Anterfuchuugsausschusie» des
Untersuchung----------------------------------... bilmachungen, die dem Ausbruch des Krieges vorangingen, veenvtgt und da« Ergebnis in einem zweiten Weißbuch niedergelegt, das soeben der Oeffentlichkeit vorgelegt wird. Das Weißbuch verbrettet sich ausführlich über die militärischen Maßnahmen in Deutschland und Oefterresch-Ungarn im Juli ISIS, sowie über die Bedeutung der ollgemeinen russischen Mobilmachung und legt dann den deutschen Operationsplan dar. Das Buch schließt mit einer Reihe von Fest» stellungen über die Krästeverhällnisie der krieaführenden Staaten und tritt damit der Auffassung entgegen, daß die Mittelmächte bei Kriegsausbruch eine erdrückende militärische Ueberlegenheit besessen hätten. Der Unterausschuß hat nunmehr die Untersuchung der ganzen politischen Vorgeschichte des Weltkrieges begonnen. Di« Unter- suchung wird fich eiutf) auf die Geschichte vor dem Attentat in Sora- je«««rjvM&n,_____________
Stagerrakfeier mit Morüaufforüerung. Unerhörte monarchistische Provokationen. Geradezu toll heroegangen ist es bei einer Stagerrakfeier des Nationalverbandes deutscher Offiziere und des Verbandes national gefinnter Sol» d a t e n, die am Dienstagabend in der Singakademie statt- fand. Der erste Redner General v. Dickhut-Harrach wetterte in seiner Begrüßungsansprache gegen die Scheidemänner, die ErzHalunken usw. Wenn es diesen auch nicht gefalle, vredige er, der General , doch Haßund Rache. Der zweite Redner, Admiral v. T r o t h a, ein Ueberläufer aus den Kapp- Tagen, sah den Tag kommen, wo„eine neue kaiserliche Flotte die gemeinen Engländer und niederträchtigen Franzosen vernichtet".- Die Hauptattraktion des Abends aber war der Obcrfeuerwerksmaat Rissen. Dieser führte nach einem Bericht der„Freiheit" u. a. folgendes aus: Schufte und Verräter, Scheidemänncr, Erzberger und Dittmänner(Zurufe: die Juden, die Juden) haben dos deutsche Volk verraten und verkauft. Führer wie den Generai v. G r ö n e r, Scheuch und alle anderen Offiziere, die sich auf den Boden der gegebenen Tatsachen gestellt haben, die erkennen wir nicht an. Auch fl«sind Verräter. Sie haben unseren Kaiser ver- raten und im Stich gelösten.(Zwischenrufe: Er muß wiederkommen und aufräumen!) Jawohl, er wird auch wiederkommen, und wir werden mit dem inneren und äußeren Feind gründlich oufräimien. Der Prozeß gegen die Kriegsverbrecher in Leipzig ist eine Schande: denn unter keinen Umständen dürfte ein Engländer Leipzig lebend erreichen.(Lebhafter Beifall und Füßetrampeln.) Ein Lichtblick für uns ist der t3. März 1320, an welchem Tage die Scheidemännergesellschast flüchtete und die deutsche Kriegsflagge durchs Brandenburger Tor gettagen wurde.(Lebhafter Beifall.) hoffentlich kommt ein solcher Tag bald wieder.(Lebhafter Beifall und Füßetrampeln.) Führer wie Ehrhardt, Ludendorff und v. d. Goltz, der im Baltikum war, nur die erkennen wir an. Nun hat die Regierung die Werbungen für Ober- schlesien verboten. Das geht uns nichts an. hoffentlich drehen die oberschlesischen Freiwilligen ihre Bajonette bald um und mar- schieren nach Berlin , um die ganze feige Regierung samt Eberl und den Juden zu verjagen.(Lebhafter Beifall.) Wir werden unseren Kaiser wiederholen und auch eine kaiserliche Flotte erhalten.(Lang- anhaltendes Klatschen und Füßetrampeln.) Wir verlangen, daß die Regierung den Oberfeuer- werksmaat Nissen sofort verhaften läßt und auf Grund seiner Rede ein Strafverfahren gegen ihn einleitet. Geschieht dies nicht, dann würde die Re- gierung ein Teil der Verantwortung dafür treffen, wenn irgendein Wahnsinniger der Aufforderung Nissens Folge leisten und sich an den Engländern in Leipzig vergreifen sollte. Was das bedeuten würde, brauchen wir der Regierung nicht erst zu sagen. Aber abgesehen von der Mordaufforderung gegen die Engländer enthält die Rede so deutliche Aufforderung zum Hochverrat, zum Ungehorsam gegen die Gesetze, ferner Berstöße gegen die jüngste Verordnung des Reichspräsidenten , daß der Mann sofort unschädlich gemacht werden muß. Eine Regierung, die das unter» läßt, hätte sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Tie Skagerrakschlacht et« jüdische? Börsenmauöver! Stirn ist endlich das Geheimnis der Schlacht vor dem Ekagerrak gelüstet. In der„Pommersch en Tagespost*, dem ofst« ziellen Organ der pommerschen Deutschnationalen, verrät es uns ein sicherer Egon Hundelker.„Die Skagerrak- schlacht, *— so stellt Herr Hundelker fest—„war nichts als eine jüdische Börsenspekulation." Und dies geschah nach Hundelker so: Das„internationale Finanziudentum" hatte 1916 be- schlössen, durch eine englische Niederlage zur See die hohen englischen Kurse zu drücken und die niedrigen deutschen zu heben. Sir E r n e st Cassel übernahm das Geschäft und setzte bei der englischen Re- gierung ihre Einwilligung in die Niederlage durch, nachdem er ihr klargemacht hatte, daß dabei In wenigen Tagen S« Millionen Pfund Sterling, also rund 1 Milliarde Goldmark, zu gewinnen seien. Churchill sträubte sich zwar etwas, aber durch einige Trinkgelder i 500 Pfund Sterling, die ihm Sir Ernest Cassel in die Hand drückte, wurde auch er gewonnen. Die Engländer ließen sich im Stagerrok ein wenig schlagen, die englische Regierung bauschte die Sache durch pessimistische Schlachtenberichte noch auf— und die große Börsen. spekulation war geglückt.„Die ganze Sache erscheint derart wohn. witzig, daß man sie nur schwer glauben kann. Dennoch ist kein Zweifel mögli ch." So versichert Herr Hundelker am Schluß. Wir würden gar zu gern wissen, wie es in den Köpfen derer aussieht, die so etwas schreiben und— die es lesen und glauben! llobpreiser üer Roheit. Im 9. Leipziger Prozeß wurden gestern 12 weitere Zeugen vernommen. Sie bestätigten, daß der Angeklagte Neumann von Gewehrkolben und Faust häufig Gebrauch zu machen pflegie. Nach der Mittagspause erklärte der sattsam bekannte militärische Sachverständige v. Fransecky , der Angeklagte bilde einen Licht- Mick(•). Man empfinde sein Verhalten wie eine Erlösung. Ein solcher Mann sitze nun hier als sogenannter Kriegsverbrecher. Der Angeklagte handelte nach seiner Instruktion, die ihm gestattete, die Gefangenen mit allen Mttteln zur Arbeit anzuhalten. Der Gebrauch des Kolbens war zugestanden, und zwar mit Aorbedacht infolge der vorgekommenen Widerspenstigkeiten. Eine Verfügung des Kriegsministers Stein kommt hier in Frage. Neumann hat danach sein« Befugnis im wesentlichen nicht überschritten. In einigen Fällen ist er vielleicht etwa» zu weit ge- gangen: aber auch das ist zu entschuldigen mit der Erregung, die im Jahre 1917 weit vorgeschritten war. Denn ich das verhalten des Angeklagten zu beurteilen hätte, würde ich ihn zu beloben haben(!). Einer der Verteidiger, Justizrat L o r j e sen. erklärt, das deutsche Volk könne aus einen Soldaten wie den Angeklagten stolz sein. Der Angeklagt« habe zur Brechung des Widerstandes das mildeste Mittel(!) angewendet. Der zweite Verteidiger, Rechtsanwalt L a r j e jr., bittet in einer Reihe von Fällen um Freisprechung und betont, daß es sich bei dem Angeklagten, ebenso wie m den beiden vorhergegangenen Piozessen, keineswegs um einen sogenannten Kriegsverbrecher handle. Oberreichsanwalt Ebermeyer führt dagegen in feinem Plä- doner aus, der Angeklagte habe nicht die Berechtigung gehabt, von seiner Wnffe Gebrauch zu machen. Ein Defehl, bei jeder Gelegenheit von der Waffe Gebrauch zu machen, ist undenkbar. Der Angeklagte hätte den unzulässigen Befehl nicht ausführen dür- f e n. Der Oberreichsanwalt läßt" mehrere Punkte der Anklage fallen, so daß elf Fälle von Mißhandlungen und ein Fall von Beleidigung verbleiben. Festungshaft könne nicht in Frage kommen, da die Straftaten eine große Roheit zeigten. Der Oberreichsanwall beantragte zum Schluß eine Gesamkfirake von 1 Jahr S Monaken Gefängnis. Die Verhandlung wirst-um �5 Uhr geschlossen. Das Urteil soll Donnerstag mittag 12 Uhr verkündet werden. Infolge weilerer Obstruktion im Brounschweiger Land- tag durch den Landeewahlverband mußte die gestrige Sitzung wegen Beschlußmisähigtett aus den?. Juni wieder vertagt werden,
Wirrwarr in öer K. Breslau, 1. Juni. (Eigener Drahkbericht des„vorwärts".) ver General L e R o n d empfing heute eine Abordnung des Zwölferausschusses der deutschen Bevölkerung Oberschle- siens, welche die Weigerung des Generals hoeser unter- stützte, den deutschen Selbstschutz zu entwaffnen oder zurückzuziehen. Der französische General mußte im Laufe der Unterredung aus- drücklich zugestehen, daß der deutsche Selbstschutz nicht auf gleicher Stufe wie die polnischen Jnfur- g e n k e n stehe, da er z e i l l i ch s p ä le r und nur zum Zweck der A bw e h r der polnischen llebergriffe organisiert worden sei. Trotzdem erhalten sich in der bestimmtesten Form die Ge-' rüchle, daß die Franzosen Einspruch gegen ein Vorrücken der Engländer erheben, solange nicht der deutsche Selbstschuh und die polnischen Insurgenten durch alliierte Truppen voneinander getrennt worden sind, was aus eine Räumung de» bisher unbesetzten Gebietes zugunsten der Polen hinauskäme. Tatsächlich ist auch der englische Vormarsch, weicher heute morgen begann, zum Stehen gekommen, ohne daß militärische Gründe dafür ersichtlich wären. Anscheinend bestehen innerhalb der Jnleralliierlen stom- Mission in der Frage der nächsten militärischen Aktionen Gegen- sähe, die gar nicht mehr zu verschleiern sind und jede? energisch«• Vorgehen gegen die Polen lähmen. Deutschlanüs Hemükungen anerkannt. Pari«, 1. Juni.(TA.) Die Reparation skom Mission veröffentlicht folgende Rote: Die Bestimmungen des Artikels S des Bezahlungsetals vom S. Mai 1921, die die Zahlung einer Milliarde Goldmark innerhalb 25 Tagen vorsehen, sind i n normaler weise ausgeführt worden. Die Reparatious- kommission stellt fest, daß die Deutsche Regierung fich ihrer Berpflichtung in dieser Hinsicht entledigt hat. und drückt ihr ihre Befriedigung darüber aus. daß sie s ch o n j e h t M a ß- nahmen für den Rückkauf der Wechsel ergreift. Reglerungsrücktritt in Oesterreich . Wien . 1. Zuni.(III.) In den ersten Rachmitlagsstunde» fand eine Kabinett« b eralung statt, in der die Demission de» gesamten Kabinett» beschlossen wurde, wer die Räch- solgeschafl übernehmen wird, steht noch nicht fest, höchstwahrschein- lich wird jedoch ein neue» chrisllich-sozialcs Kabinelt gebildet werden. Das österreichische Kabinett hat also die Konsequenzen daran» ge- zogen, daß trotz aller seiner Warnungen die Auschlußbeweguog fortgesetzt wurde. Auf Ersuchen des Bundespräsidenten führt die Regierung Mayr die Geschäfte porläufig weiter. Ein drakonisches Urteil. Das außerordentliche Gericht in Hagen verhandelte gestern in dreistündiger Sitzung gegen den Kommu- nisten Bowensiepen, der am Osterdienstag die Leitung des letzten blutigen und gewaltigen Kommunistenaufstandes in den Händen hatte. Das Gericht verurteilte Bowensiepen zu 15 Jahren Zuchthau» mit der Begründung, daß sein« Taten lediglich ge- meine Verbrechen seien und mit Politik nicht» zu tun hätten.— Diese Begründung scheint denn doch sehr wenig objektiv zu seht. Wicttdyaft Zur Frage der Papierholzpreise. Die Preise für Papierholz: die noch im Jahre 1915 durchschnitt- lich auf 16 bis 17 M. franko Werk für den Raummeter standen, sind im Jahre 1920 bis zu 320 M. angestiegen, so daß zeitweise eine Steigerung bis zu 1780 Proz. zu verzeichnen war. Selbst das für die Herstellung von Druckpapier staatlichcrseits zur Verfügung gestellte Papierhoiz wies nicht selten eine Steigerung von 1400 bis 1500 Proz. auf. Die Bemühungen der Reichsregierung in dieser Beziehung ein Entgegenkommen der Länder zu erwirken, er- wiesen sich fast durchweg als unfruchtbar. Im Gegentell hat sich der Etat der einzelstaatlichen ForsÄerwaltungen in besonders hohem Grade zu einer Hilfsquelle gegenüber sonstigen Ausfällen entwickelt. Bis zum Kriege bezog Deutschland einen sehr großen Teil seines Papierholzes aus dem Auslande, weil deutsches Papierholz nicht entfernt den Verbrauch zu decken vermochte. Nach Unterbindung der ausländischen Zufuhr entwickelte sich deshalb in Deutschland eine Notmarktlage, welche die Preissteigerung zur Folge hatte. Trotzdem sind auch die Preise für Papierholz in letzter Zeit recht erheblich gesunken, hauptfächlich darum, weil der Markt bei den heutigen Preisen seine frühere Aufnahmefähigkeit fast völlig verloren hat. Selbst wenn es gelingen sollte, unter dem Einfluß amtlicher Nachprüfungen, die Preise eiwas zu senken, so wird doch schon heute aus dem Auslande Zell - und Holzstoff bereits zu Preisen angeboten, welche unter der bei einer derartigen Senkung erreich- baren Grenze liegen dürften. Die Absatztrise, welche den ganzen Weltmarkt ergriffen hat, zwang die in ver Rohstoffversorgung vor den deutschen Werken be» günstigten fremdländischen Zellstoff- und Holzstoffabriken, eine un- flewöhnliche Verbilligung eintreten zu lassen, die insbesondere bei Finnland , durch die große Entwertung der Finnmark, die stärkste ist. Da gleichzeitig die ausländischen Papierpreise am Welt- markt svrunahaft herabgingen, so erscheint nicht nur die Konkurrenz. Möglichkeit ver deuffchen Papierindustrie im Ausland« auf da« äußerst« gefährdet, sondern diese Industrie sieht sich genötigt, die Einfuhr fremden Zellstoffes ernstlich in Erwägung zu ziehen, um auch die deutschen Verbraucher in den vollen Genuß der gesunkenen Weltmarktpreise zu setzen. Die» bedeutet zunächst für die deutschen Halbstoffavriken ein« ernste Gefahr. Darüber hinaus aber muß der Waldbesitz damit rechnen, daß der Absatz an Papierholz in noch erweitertem Maße ins Stocken gerät, weil eben die deutschen Halbstoffe durch fremde Ware ersetzt werden müssen. Bei den unsicheren Valutaverhättnissen kann Zufuhr von Halb- stoffen aus dem Auslande zur Unmöglichkeit werden. Sind dann die deutschen Zellstoff- und Holzstoffabriken nicht genügend mit preiswertem Papicrholz versorgt, so müssen sich Stockungen er- geben, die letzten Endes wieder zu Preiserhöhungen statt zu dem dringend notwendigen Preisabbau sühren müßten. Es sollte deshalb die ernste Sorge des Waldbcsitzes sein sowohl im öffentlichen wie im eigenen Interesse mit allem Ernst einer wesentlichen Berbtlligung des Papierholzes zu erstreben. Di« Reichsregierung darf in diesen Bemühungen nicht nachlassen, weil sonst nicht nur die Loge der beteiligten Industriellen, sondern auch diejenige der deutschen Presse einer ständigen Gefährdung aus- gesetzt bleibt.__ Der Reckarkanakban Wie die Dena aus Stuttgart meldet, ist soeben die Neckar-Aktiengesellschaft zum Bau� des Ncckarkanals von Mannheim nach Plochingen als Teil der Neckar- Donau-Eroßfchiffahrtsuraße mit einem Grundkapital von 350 M i l- lionen Mark gegründet worden. Daran sollen sich beteiligen: das Reich mit 160' Millionen Mark, Württemberg, Baden und Hessen einschließlich ihrer öffentlich-rechtlichen Verbände mit 80, 17.5 und 2,5 Millionen Mark. Zwecks Beteiligung der Industrie, Elektrizitätswerke, Banken und Privatkreisen werden demnächst Zeichnungsscheine ausgegeben werden. Die Genehmigung der gefetz- gebenden Körperschaften zur Beschaffung der erforderlichen Mtttel wird, demnächst eingeholt werden.