22. MSrz 1921 betr. Ausfühning des Nriedensvertrag«. Beid« Te- sctzesbestimmungen sind, wie wir authentisch(!) hören, nicht handhaben für gerichtliches vorgehen, wenigsten» nicht gegen uns. 5>n diesen Bestimmungen handelt es sich um bewaffnete Ver- bände, um Mobil machungsmahn ahmen, um Aus. bildung im Waffen Handwerk und öffentliche A u f f o r d e. rung zum Ungehorsam gegen rechtsgültige Verordnungen. Tatsächtich haben sich auch Polizeipräsidenten auf Grund dieser Er« laste noch nicht für berechtigt gehalten, gegen Werbe stellen poli« zeilich vorzugehen, weil sie in den Gesetzen keine Unterlogen finden." Noch bezeichnender ist folgendes Schreiben: „St. B. Nr. 58. Sofort verbrennen! Zu der Erklärung der Reichsregierung ist wegen des Verbots der Anwerbung von Freiwilligen noch zu sagen: Unsere Sache ward dadurch nicht berührt. Es ist auch in deiner Weife damit zu rechnen, daß unfern Leuten bezüglich Versorgung später eine ähn- liche Behandlung zuteil wird, wie den Baltikumern seinerzeit. Davon ist bestimmt nicht die Rede.— Erlaß hat den Zweck, den Schein nach außen zu wahren, und gleichzeitig die durchaus uner- wünschten wilden Werbungen zu verhindern. Darum die Straf. androhung. Für uns kein Grund zur Beunruhigung, gez. N. SB." Endlich noch folgendes Stimmungsbild: „St.— 58. Nr. 56. Infolge eines Zusammenstoßes eines Trans- Ports mit einem Eisenbahnbetriebsrat wird gebeten, nicht nur durch Anweisung, sondern durch entsprechende Ueberwachung dafür zu sorgen, daß: 1. die Transporte kein Gepäck mit sich führen, das der SZer« kehrsordnung nicht entspricht, sondern nur Koffer, unausfällige, un- gleichmäßige Kisten. 2. die Transporte auf all« in Frage kommenden Züge verteilt find. Z. jeder Freiwillige ein« Fahrkarte besitzt und nicht etwa, wie schon vorgekommen, nur einen Ausweis, der angeblich zur freien Fahrt berechtigt, 4. die Freiwilligen ihr« Begeisterung für die.gute Sache" und ihre Zugehörigkeit zur O. E.(Orgesch) nicht gerade in breiter Oeffentlichkeit bekunden. Wir müssen in setziger Lage alles vermeiden, was die linksradikalen Elemente aufpeitscht." Alles in allem ein Bild äußerste? Gerissenheit, Doppel- züngigkeit ud Gefährlichkeit. Bon besonderem Interesse ist die Sophistik, mit der die Erlasse des Reichspräsidenten und Strafgesetze bald für ungültig, bald für unanwend- bar, bald für Schein erklärt werden. Werden die Gerichte Herrn Kutzen vom Gegenteil belehren?
„ilsiftaatüche Hehanölungsweise�. Im„58. T." beschwert sich Konrad chaußmann bitter über die Sozialdemokratie, weil sie die Erweiterung der Koalition nach rechts verhindert habe. Die Rede des Genosten Wels nennt er .abstoßend". Weiter sagt chaußmann: ~ Wenn die Sozialdemokratie, die jetzt in der Regierung sitzt, das agitatorische Interesse an Neuwahlen in den Vorder- grund stellt, drängt sie diese un staatliche Behandlungs. weise der Deutschen Volkspartei geflissentlich auf. Dicht neben diesem Satz steht ein Redaktionvortikel i-es„B. T.", in dem es heißt: , Deshalb muß die breite Regierungsbasis geschaffen werden, entweder von außen her, durch Verbreiterung nach rechts oder links, oder von innen heraus, wenn es nicht anders geht, durch den Appell an das Volk. Also Herr Haußmann kann sehen, daß die.unstaatliche Be. Handlungsweise", Newahlen zu verlangen, in seiner eigenen Partei vorhanden ist.
Die Waffen im Erbbegräbnis. Man schreibt uns aus Grimmen : Das benachbarte Rittergut Borgstedt ist im Besitz der Fa« milie von der Lancken. Als im Spätherbst vorigen Jahres bei der Wrukkenernte einige Arbeiter während der Arbeltspause sich in der Nähe aufhielten, kamen sie auf den Gedanken, einmal
Harrp Walöens letztes Spiel. Bon MaxHochdorf. Er spielte zum letztenmal einen Teufel. Einen dämonischen Menschen sollte er darstellen, der alle Schicksalsfäden seiner Neben- menschen zusammenzieht, um sich nach Belieben zu lockern oder zu verwirren. Und als mehrere Bekannte in der Pause zusammen- traten, da flüsterten wir, beengt, und im Gefühle einer großen Trauer:„Wäre doch jener Selbstmord, den Walden vor Wochen versucht hatte, gelungen! Dann brauchten wir heute diesen schreck- lichen Zusammenbruch nicht mehr zu beklagen! Wir sagten das in schwerer Bekümmernis. Die Vorsehung hätte nicht gestatten dürfen, daß Harry Walden , todeemüd, mit Gramfurchen im Gesicht, mit erloschenem Auge, mit abgestorbenem Gedächtnis hin und her geschleudert vom Alkohol, der die verlorene Kraft für wunuten wiederschenken sollte, dort auf der Bühne stehe. Ja, ein Trunkener stand nur noch auf der Bühne. Die Soufleuse schrie sich heiser, um die beinahe tauben Ohren des Schauspielers, der sich dort oben abquälte, zu erreichen. Er ober mußte spielen, er mußte die größte Ueberlegenheit heucheln, er mußte sogar einen Uebermenschen heucheln. Er durfte nicht zeigen, daß es schon ein zerfahrener, elender Bajazzo geworden. Er mußte um jeden Preis wie ein siegreicher Lebensiünftler auftreten. Trotzdem alles bei diesem Spiel nur ein Krampf, Getorkel und Gestammel war, setzte sich bei dem Zuschauer die Meinung fest, daß immer noch ein genialer, flotter Komödiant dort oben auf der Bühne seine Rauschlaunc austobte. Man fand ihn unendlich lustig, man sah in seiner flackernden Erloschenheit oder in seinem erlöschenden Geflackere nur das Springen und Sprühen eines unendlich munte- ren Karnevaltcmperaments. Man wollte immer noch den Walden, den Jüngling aus der„Alt-Heidelberger"-Zeit sehen. Man be- klatschte ihn, man gestattete ihm jedes Gestammel und jedes Ver- sagen. Man lachte vor überschwänalicher Vergnüglichkeit mitten in seiner Rede hinein. Keiner stieß sich daran, daß die Soufleuse bis in die zehnte Reihe mit ihrer Angst hörbar wurde. Jetzt war es den Zuschauern doch vergönnt, ein Stück Privatleben dieses Künstlers kennenzulernen und das Austoben seiner dämonischen Abenteuere!. Man meinte, daß Walden der glücklichste Mensch von der Welt sei, darum durfte es es ungestraft wagen, derart, vom Wein und vom Schnaps hin und her geschleudert, vor sein Publikum zu treten. Man verzieh ihm olles. Die Spießer glaubten, daß alles das sehr festlich sei. Da sahen sie wenigstens einmal einen Menschen, der sein ganzes Leben wie eine ausgelassene Weinlaune auskostete. Sie klatschten ihm bei offenem Vorhang Beifall und merkten gor nicht. daß der Gefeierte schon halb im Jenseits wellte, daß er innerlich schon ganz zerfressen und auch äußerlich schon gräßlich zerrüttet war, während er dankend den Kopf neigte. 5Kur bei den Wenigen, die nicht zu blenden waren, schwieg die quälende Frag- nicht mehr: Warum hat er nicht schon früher sterben dürfen? Denn es tönte unter seiner gebrochenen Stimme an dem letzten Abend seines Spiels noch manchmal jener einschmeichelnde Ton, der has merkwürdigste an diesem Künstler war. In seiner Stimme
durch das hochgelegene Fenster in den Raum zu sehen. Sie sahen ober etwas mehr, als in einem Erbbegräbnis vorhanden zu sein pflegt: einige nagelneue Maschinengewehre, Gewehre und Mu« niiionskisten. Nach Beendigung der Arbeit gingen die Landarbeiter zum Arbeitgeber, dem Gutspächter Glanz und verlangten von diesem den Schlüssel zum Erbbegräbnis. Der Schlüssel war „oerlegt"! Da sind die Landarbeiter mit einer Brechstange hinausgegangen, haben die Tür erbrochen, die Waffen zu sich ins Dorf genommen und den Landrat in Grimmen benachrichtigt. Der ließ die Waffen holen und brachte sie im Landratsamt unter und zwar so sicher wie möglich: in einem Holz st all, der un- mittelbar von dem geräumigen Hof mit anschließendem Garten z u- gänglich ist! Am nächsten Morgen waren Maschinengewehre, Gewehre und Munition spurlos verschwunden. Monate sind darüber oergangen. Jetzt endlich erhielten die Ver- treter der SPD , die amtliche Auskunft, daß alle Ermittlungen— natürlich— vergeblich waren— die Akken sind geschlossen! Was geht in Borpommern wieder vor? Die Truppen der Junker. Eine weitere Zuschrift aus Pommern besagt: Am 17. Februar d. I. fand in Pyritz eine Versammlung der deutschnationolen Vclkc Partei mit Thomas- Stettin als Redner statt. Unsere Genossen waren mit Genossen Schmidt-Stargard als Gegenredner anwesend. In dieser Versammlung waren 146 Zalti- kumcr bewaffnet mit Gummiknüppeln und Revolvern. Allein von dem Gute des Gutsbesitzers von Wedel waren von 1t) daselbst stationierten Baltikumcrn 9 zu der in Pyritz bestimmten Versamin- lung abkommandiert. Auf jedem Gut ist auch ein m i l i- tärischer Vorgesetzter, jede Truppe steht mit den anderen in Verbindung. Sie haben dieselben Aufgaben zu erfüllen wie die bayerischen Einwohnerwehren: bloß die Baltikumer betreiben es geschickter, weil sich um diese keiner mehr kümmert. Es ist nur bedauerlich, daß die Gauleitung vom Landarbeiterverband hier, in Verbindung mit ihren Mitgliedern der Sache keine größere Aufmerksamkeit schenkt: denn dann würde man noch mehr staunen und besonders die Waffenlager in Pommern herausfinden. « Dp: Republikanische Führerbund begrüßt in einem Telegramm an den Reichskanzler Dr. Wirth das Vorgehen des Herrn Reichskanzlers in der Entwaffnungsfrage. Der Republikanische Führerbund crklärt sich bereit, durch aufklärende Vorträge die Ar- bei: zu unterstützen und stellt seinen Nachrichtendienst über ver- borgengehaltene SLaffenlager illegaler Organisationen jederzeit in den Dienst der Regierung.
Intermerungslager Stargarö. Zu unserem Artikel über die Zustände' im Internierungslager schreibt unser Stargarder Parteiorgan, die„Stargard-Pyritzer Volks- zeitung": „Taffache ist, daß im hiesigen Internierungslager in der letzten Zeit von einzelnen SBachtmannfchaften schwere Ueberschrei- tungen ihrer Machtbefugnisse vorgekommen sein sollen. Zur fraglichen Zeit des geschilderten Vorfalls ist der Leiter des Lagers, Hauptmann Lang«, abwesend gewesen und hat nach seiner Rückkehr sofort eine strenge Untersuchung eingeleitet. Es haben dieserhalb bereits!8erhandlungen zwischen den Berliner Regierungsstellen einerseits und dem hiesigen Lager andererseits statt- gefunden, welche zu dem Ergebnis führten, daß eine große Anzahl Vachimannfchasten heule Montag enklosscn werden sollen. Ge- fordert werden muß unter ollen Umständen, daß diese„SJefchützer" streng bestraft werden. Durch diese Art von„i8eschützung" wird Deutschland im Auslande immer mehr kompromittiert. Schon fett längerer Zeit sind uns Einzelfälle gemeldet worden, in denen verschiedene Wachtmannschaften mit den Inter- nierten rigoros umgegangen sind und sich Mißhandlungen den Internierten gegenüber haben zuschulden kommen lassen, so auch bei dem letzten Brande, wo die Inter- nierten, um sich vor dem SJerbrennen zu schützen, aus den verschlösse- nen Fenstern springen wollten. Tags darauf haben einige Leute auf die unglücklichen Opfer mlk dem Gewehrkolben eingeschlagen. Hoffentlich wird nun endlich im hiesigen Lager Remedur ge- schaffen."
lebte etwas ungewöhnlich Werbendes, das die Köpfe verdrehte, dem die Frauen nicht widerstanden, das aber auch die Männer betörte. Es war etwas Dumpfes und zugleich Helles in dieser Stimme. Und er handhabte sie nicht zu Tiraden, sondern stoßweife, angreifend. grollend, aufregend und beinahe hinterlfftig. Er war ein Freund der großen Pausen und Gedehntheiten, nach denen er seine Stimme wie ein plötzlich verspritztes Rauschgift in das Ohr des Zuschauers schleuderte. So warb er, so gewann er. So hörte ich ihn. als er noch nicht zerfallen war. Er stand vor roten Seidenvorhängen und trug das phantastische Morgenlandskleid des Königs Ahasverus , der um die schöne Esther wirbt. Man spielte das Grillparzerfche Esther-Fragment und Waldens Partnerin war das sehr schöne Fräulein Wohlgemuth vom Wiener Burgtheater . Da schien in Ahasverus ein ganz einsamer, verquälter, doch unendlich weicher Mensch aus der Bühne zu stehen. Es verriet der Einsame aber, daß in ihm die opferwilligste Zärt- lichkeit wohnte. Nur mit dieser geheimnisvoll werbenden, nie wiederkehrenden Stimme verriet er dieses Geheimnis. Vielleicht war der Künstler, dem dieses Werkzeug geschenkt wurde, als Mensch nur ein schwacher, entgleister, sehr gewöhnlicher Mann. Das ist gleichgültig. Cr war eine Zeitlang Träger dieser kostbaren Stimme, die man nicht erklären konnte, und die doch deutlich tausende von Menschen aufregte und«inlullte. Run war an dem letzten Tage, da Harry Walden spielte, alles dieses schon so gut wie gestorben. Daß es so schnell ganz verklungen sein würde, ahnten wir damals kaum.
Was uns yeraüe noch fehlt. In Berlin hat sich ein Arbeitsausschuß gebildet, um ein Denk- m a l für die auf Grund des Versailler Friedensvertrages o b g e- tretenen deutschen Länder zu errichten. Die Kosten, die sich auf 209 000 bis 300 000 M. belaufen sollen, stehen angeblich zur Verfügung. Trotzdem werden die Künstler aufgefordert, ihre Ent- würfe völlig kostenlos und unverbindlich einzureichen. Aus diesem Grunde warnt der Reichswirffchaftsverband bildender Künstler vor; der Beteiligung an dem Wettbewerb. Die Form dieses„Preisausschreibens ohne Preise" widerspricht allen für künstlerische Wettbewerbe geltenden Grundsätzen. Aber auch der Z w e ck verlangt schärffte Zurückweisung. Wer Paris kennt und das Denkmal der Stadt Straßburg auf dem Konkordienplotz vor dem Kriege gesehen hat, der wird sich der nationalistischen Kund- acbungen erinnern, zu denen, dieses Erinnerungszeichen eines törickijcn Gewalffriedens fast täglich herausforderte, und er wird nicht wünlchen, daß uns jetzt für Berlin etwas Aehnliches beschert wird. Im Anschluß daran möchten wir erwähnen, daß noch ein zweites Projekt dieser Art gegenwärtig„ventiliert" wird. Die eng. lffche Regierung soll die Denkmäler ffir Wissmonn, Karl Peters und den Major D o m i n i ck, die in den ehemaligen deutschen Kolonien standen, nach Europa geschafft und der deutschen Regierung angeboten haben. Es ist möglich, daß aus Gründen inter» nationaler Höflichkeit das Angebot akzeptiert wird, und wenn die Plastiken als Kunstwerke wertvoll sind— worüber der Reichskunft- wart zu entscheiden hätte—. so könnten sie ein« öffentlichen Samm-
E!n voreiliger Triumph. Die„Rote Fahne" triumphiert, daß die USP. nach d« Ertlä- rung Crispiens Regierungspartei geworden ist. Wir lese» in dem zweispaltenlangcn Artikel: „Crispien hat es verkündet: Die Unabhängigen wollen dem Kabinett Wirth freien Spielraum lassen. Gibt es eine grausamere Verhöhnung der Arbeikermassen als dieses Wort Crispiens? Di- revolutionäre Maske ist gefallen! Der offene Verrat ist geblieben!" Die„Rote Fahne" sollte doch etwas vorsichtig« fein. Haben nicht ihre sächsischen Parteigenossen von d« VKPD . d« sächsischen Landesregierung gegenüber eine ganz ähnliche Erklärung abgegeben wie Crispien gegenüber der Relchsrcgie- rang? Und hüten sich nicht in Mecklenburg wie in T h ü- ringen die Kommunisten gleichermaßen, die dortigen Linksregie- rungen zu stürzen, um nicht einer Rechtsregierung ans Ruder zu helfen?! Die oppositionelle Jungfernschaft, mit der die BKPD. sich brüstet, Ist also in Wirklichkeit längst nicht mehr vorhan- den. Die BKPD. nascht auch von der Frucht, deren Genuß der USP. als schweres Verbrechen angekreidet wird.
Der vorsihenöe üer VKPD . vor Gericht. Vor dem Sondergericht beim Landgericht I begann heute unter dem Vorsitz des Landgerichtsrats Braun der Prozeß gegen den der- zeitigen Vorsitzenden der Bereinigten kommunistischen Parteien Deutschlands B r a n d l e r. Die Anklage, die von Staatsanwalt Dr. P e l z e r vertreten wird, wirft Brandler vor, es unternommen zu haben, die Derfassung des Reiches gewaltsam zu ändern (Hochverrat), zum Ungehorsam gegen die Gesetze aus- gefordert und verschiedene Bevölterungsklassen gegenein- ander aufzuhetzen. Die Personaloernehmung des Angeklagten, der vom Rechteanwolt Dr. Weinberg- Berlin und Rechtsanwalt G a r e i s- Chemnitz verteidigt wird, ergibt, daß« in Karnsberg lDeutschböhmen) geboren ist und kurz nach der Revolution sechs Wochen lang sächsischer Unter st aatssekretär war. Im Kriege wurde er zweimal wegen politischer Vergehen mit geringen Geldbußen bestraft. Es gelangen dann drei Artikel der Zentrale der VSPv. zur Verlesung, die in der„Roten Fahne" vom 4., 10. und 24. März dieses Jahres erschienen sind. In dem ersten Aufruf an das d-uffche Proletariat wird auf den Abbruch der Londoner Verhandlungen und den Beginn der Sanktionen Bezug genommen und die deutsche Ar- beiterklasse aufgefordert, sich selbst zu helfen, dem drohenden Kamps nicht auszuweichen und das Doppeljoch fremder und deut- scher Ausbeuter abzuschütteln. Der zweite Aufruf bewegt sich in ähnlichen Gedankengängen,« fordert das Proletariat auf, sich zu dem Kampf für das Bündnis mit Sowjetrußland zu rüsten. Der dritte Artikel spricht von den Organisationen d« Orgeschbanditen in Mitteldeutschland " und den von � den Rechtsparteien inszenierten A t t cn t a t e n auf die Siegessäule, Gerichtsgebäude und Eisenbahnbrücken und v«langt die Entwaffnung der Konterrevolution und die Bewaffnung der organi- sierten Arbeiterschaft, die jetzt den ihr aufgezwungenen Kampf aufnehmen müsse. Auf die Frage des Borsstzenden, was die Zentrale der BKPD. mit diesen Aufrufen bezwecken wollt-, betont der Angeklagte zunächst, daß er für alle diese Aufrufe die volle polikische Verantwortung übernehme. daß« aber die Auskunst auf alle Fragen ablehne, durch deren Beantwortung er a n d e r e Personen belasten würde. Aus Beftagen erklärt Brandler weiter, daß er schon seit 1919 dem Spar- takusbunds und der späteren kommunistischen Partei angehöre, seit Mitte Februar dieses Jahres sei er noch dem Ausscheiden des Dr. Paul Levi Vorsitzender der LKPD. Auf die Frage des Vorsitzenden, wer diese Aufrufe verfaßt habe, verweigert der Angeklagte die Antwort und erklärt nur, daß die Zentrale der Partei damals zur politischen Loge Stellung genommen und dann einen Genossen beauftragt habe, diese Auftufe abzufassen. In läng«« poitischer Rede schildert Brandler dann die außen- und innerpolitische Lage dieses Frühjahrs, wie er als Kommunist sie be- trachtete. Der deutschen Regierung machte er den Vorwurf, daß sie nach der oberschlesischen Abstimmung in Schlesien Truppen und Waffen angesammelt habe, um das Abstimmungsergeb- nis mit Gewalt zu korrigieren. Er, Brandler, selbst habe das Material hierüb« von ein« hohen Stelle im Reichswehrmluisserim» erhalten. Fast gleichzeitig mit diesen' Vorgängen habe dann d«
lung überwiesen w«den. Daß es ab« zu ein« Aufstellung dieser Denkmäler irgendwo in Deutschland kommen sollte, halten wir lür, ausgeschlossen. Schon der Hinweis auf Karl Peters dürfte als Begründung genügen. Das Denkmal eines Mannes, der seinerzeit wegen schwer« Bergchen aus dem Reichsdienst entlassen worden ist, würde das Rechts-, Ehr- und Anstandsgefühl des deuffchen Voltes aufs tiefste verletzen und einen dauernden Anreiz zu berechtigten Kundgebungen bilden. Nur chauvinistische Lockspitzel können der- gleichen wünschen. 58«i Wissmann und Dominick liegen die Ding« anders, aber auch hier wird man der Ansicht sein, daß die Kosten, die die Aufftellung ihrer Standbilder fordern würde, eine bessere Verwendung finden kann. Mangel an Denkmälern ist wahrhaftig nicht das, was uns heute am schmerzlichsten drückt. Deutsches Opernhaus. Gastspiel Baldanoff.' Trotz der Glut- Hitze wieder einmal ein ganz großes Erlebnis. Das ist nicht nur ein glänzender Virtuose und tüchtiger Spieler wie etwa Josef Schwarz, sondern eine Elementarkrast, die den letzten Ton und die leichteste Geste mit höchst« Natürlichkeit füllt. Eine fast unglaub- liche Vereinigung von titanischer Kraft und feinster Kultur, Süden und Norden in einer P«son. Das Flimmernde, Unstäte der Narren- falschheit bringt er wie ein Dollblutitaliencr, die merffchliche Größe des verwundeten Vaterherzens, der Rachedurst, die Angst, das Ent- setzen entströmen unerschöpflichen Tiefen. Zieht man eine kleine tonliche Senkung im großen Duett des 1. Aktes und den nicht ganz aus tiefft« Spannung herausgeholten Schluß ab, so bleibt immer noch ein herrlicher, lange nochbelebender Genuß. Do mußte seine tüchtige Umgebung, die wenig großzügige Kunst d« sonst vortrefflichen Herta Stolzenberg, die namentlich im 2. Akt etwas abfiel, der frische einschmeichelnde Tenor Bern - hard Botels und der tadellose Spamfucile K a n d l s dagegen stark verblassen. Slber trotzdem alle Hochachtung, auch vor der Regie Laqenpuschs und dem Dirigenteninstinkt Waghalter s. der jede rhythmische und hormonische Delikatesse im Orchester aufs feinste herausholt, ausgezeichnet begleitet, aber hie und da die mit- fcbwingende Empfindung der Orchesterbegleifflimmen vermissen läßt. H. M. Georges Feydean. d« bekannte französische Schwankautor, ist am Sonntag, 60 Jahre alt, in Paris gestorben. Sein be- kanntestes W«k war„2>ie Dame von Mcyrim". deren sich die Be- such« unseres Nessdenztheoters und Verehr« Richard Alexanders und der Rita Leon_noch mit Vergnügen erinnern w«den. Feydeau hatte die löbliche, für die französischen Possenschreiber charakteristische Gewohnheit, selbst den hahnebüchensten Blödsinn in ein« drama- tisch sauberen, sorgsältig durchgearbeiteten Form zu bieten. Seine Stärke war die verblüffende Situationskomik. In den letzten Iahren versuchte er seine Stücke auf„Weltanschauung" zu deichseln und den ernsten Denker zu posi«en, womit« indessen bei seinem Publikum kein Glück hatte. Tie Tchwarz-Weift-AuSftellung der Akademie der Künste, Paris« Platz 4, wird um einige Tage verlängert. Der endgMge S»lug der Ausstellung ist am Mittwoch, deu S, nachmittags 5 Uhr.