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Nr. 2SZ«ZS. Jahrgang

Beilage öes vorwärts

dienstag, 7. Inn ! 1921

ZTmI Mglieder-SersammluM« der SPS, in Groß-Verlin!

E>roß'�erlln Der weiße Sarg. Sirahenbahnen, Autoniobile, Wagen, Radfahrer, alles jagt und tobl die Straße entlang. Aber mitten durch diesen Lärm zieht ein schwarzer Wagen seine einsame, stille Spur. Langsam und dennoch mit einer gewissen Unrast strebt er vorwärts. Schwarz ist der Wagen, schwarz sind die Pferde, schwarz sind die Männer, die ahn begleiten. Hinterdrein geht ganz einsam ein hochgewachsener Mann. Er hält den Blick zu Boden gesenkt. In der Hand trägt er einen Busch blutroter Rosen. Und mitten über diesem Schwarz schwebt ein leuchtende» Gehäuse, ein weißer Sarg. Es ist lein kleiner Sarg, der einen kleinen Menschen bergen würde, ein Kind. Der weiße Schrein ist groß und lang und den die weißen Bretter umhüllen, da» war ein Erwachsener. Die Sitte des Nordens kennt nur schwarze Särge. Da» reine Weiß der Un- schuld blieb den Kindern und den Jungfrauen. So kündet auch dieier Sarg, daß er den Leib eine» Mädchens einschließt. Mehr verrät er nicht. Bielleicht ruht in ihm ein einfaches Schicksal, nur gramvoll für Eltern und Geschwister. Eine Krankheit rafft einen blühenden jungen Leib dahin. Vielleicht ober sargte man mit dem jungen Leib auch ein junges Geheimnis ein, nur diesem Menschen bekannt, und einem einzigen anderen, der jetzt fern. Weiß der einsame Mann hinter dem Wagen von dem Geheimnis? Ahnte er es? Oder wußte er nichts? So wölkt sich schweres Sinnen um das seltsame weiße TotenhanS. Ter Wagen hält vor dem Friedhofsportal. Der weiße Sarg wird herabgehoben. Der Mann hinter dem Wagen entblößt das Haupt. Als der Totenschrein an ihm vorbeigleitet, sieht es aus, als wolle er sich auf ihn stürzen. Dann reißt er sich zusammen, bückt sich nach den Rosen, die ihm entfallen sind und geht gebeugt hinter dem Sarg auf den Friedhof. Er wird noch einmal den Deckel heben lassen und in starre weiße Mädchcnhände blutrote Rosen drücken. Und indem man wieder den Blick wendet, sieht man überall, straßauf und-ab Menschen stehen, Frauen und Mädchen. Sie haben -ber in den Händen und trocken heiße Augen. Frauen und Mädchen, die Hüter der Geheimnisse de� Lebens: sie ahnen und begreifen die Tragik, die darin liegt, daß ein weißer Sarg durch den sommerhellen Tag fährt zur Zeil der blutroten Rosen.

Zum Tode Harry Waldens. Die Gattin Harry.Maldeps. ist jetzt auch ihrem. Gottey-und Sohn in den Tod gefolgt und ihren schweren Ersetzungen er, legen.-5» einem Brief, den sie zurückließ, schreibt sie, daß sie es w är, die i hre m Ma n n u n d i hmetn So hm na ch Verabreichung von mehreren Morphiumspritzen die Pulsadern öffnete, um dann selbst Hand an sich zu legen. Ms Motiv für ihren Schritt erklärt sind, sie habe ihren ' Mann, den Sohn und sich selbst von dem schrecklichen Anblick des körperlichen Verfalls befreien wollen. Die Leichen liegen zurzeit noch im Krankenhaus Westend , wohin die drei Schwerverletzten gestern gebracht wurden._ Ter Konflikt im Lazarett Schlosi CHarlottenburg. Wegen der Vorkommnisse im Lazarett Schloß Charlottenburg , über die wir am Sonnabend berichtet haben, fand am Sonntag aus dem Luisenplatz vor dem Schloß eine Versammlung statt.

Die Lazarettinsasscn wollten öffentlich Klage über die Behandlung führen, die ihnen in diesem Konflikt zuteil geworden. ist. Einem uns darüber zugehenden Bericht entnehmen wir folgendes c Acht Leuten hat man die notwendige Nahrung enizogen, und einigen verweigert man ärztliche Behandlung. Einer ist vor kurzem operiert worden, der Beinstumpf ist noch offen, einem anderen ist der Stumpf angemachten keine H'Ife I Käme« raden, die Nahrung reichen, sind mit Strafe bedroht; Pflegekräfte haben für jede Linderung des ärztlichen Boykotts die Enllassung zu gewärtigen. Diese Angaben wurden von den bedauernswerten Leuten in der Versammlung form- und kunstlos, aber in bitterer Erregung vorgebracht �Die Vorgänge fährt der Bericht iort find nur einzelne Kampfhandlungen mit dem Ziel: Auflösung des Lazaretts. Dieser behördliche Krieg geht schon lange. Die Opfer des Weltkrieges sollen aus dem herrlichen Park heran?, sollen hinein in ein enges Haus in der Alexandrinenstraße, das sie einen Stall nennen. AuS den Kreisen der Lazarettinsasien geht uns noch eine ans« führliche Darstellung zu, die jene Angaben bestätigt. Sie betont im übrigen, daß die Lazarettinsassen in ihrer Gesamtheit ruhig und friedlich sind. Wenn Vertrauenspersonen das Recht der Kameraden und auch ihr eigenes mit Entschiedenheit gewahrt baben. so könne man ihnen das nicht verübeln. Wirkliche Uebergriffe, die vorgekommen sein sollten, seien natürlich zu be« dauern. Der Vorfall, bei dem ein Arzt und ein Patient sich prügelten. bedürfe noch der Ausklärung, Gegen die Verfügungen, die rücksichts- loses Vorgehen anordnen, habe die Mehrzahl der Kameraden sich ausgesprochen. Noch am Sonntag ist eine neue Verfügung gekommen, die für den ll.Juni die Auflösung des ganzen Lazarettes androht, falls die zur Entlastung verurteilte Patientengrnppe nicht bis zum 8. Juni da? Lazarett verlassen hat. Zwei davon sind übrigens inzwischen schon ausgeschieden. Allem Anschein nach wird sich ein Weg finden lassen, den Konflikt beizulegen, ohne daß zur Auflösung des Lazaretts geschritten werden muß. Zu gönnen ist es den Insassen des LazarertS Schloß Eharlottenburg, daß sie ihre weitere Behandlung da draußen in dem herrlichen Park abwarten dürfen. Leider kann ja bei den meisten dieser Unglücklichen, von denen viele schwer verstümmelt sind, von Heilung keine Rede sein.

Verliebte oder hypnotisierte Frauen? Die in medizinischen und juristischen Kreisen viel erörterte Frage, in wieweit die Hypnose strafbare Handlungen auslösen könne, beschäftigt jetzr die SraarSanwaltschaft beim Landgericht III. Der bekannte Hypnotiseur L o Kittag ist unter der Beschuldigung verhaftet worden, zwei Ehefrauen durch seine hypnotische Kunst veranlaßt zu haben, ihre am Kurfürstendamm befindlichen kostbaren Wohnungseinrichtungen zu verkaufen und den Erlös auf einer gemeinschaftlichen Vergnügungsreise nach Schierke zu verjubeln. Nachdem der Beschuldigte aus Antrag seines Verteidigers aus der Hast enitässen worden ists trimmt das Verfahren nunmehr durch Vernehmung medizinificher Autoritäten seinen Fortgang. Aus Veranlassung des R.-A. Dr, JuloisM e'y er I sind die Akten durch den UnrersuchangSrichter Lemke» nunmehr an den bekannten Psychiater Geheimral Dr. Moll übermittelt worden zur Erstattung eryeS Gutachtens, ob, wie die Staatsanwaltschaft behauptet, die Damen durch Hypnose in unzurechnungsfähigen Zu- stand versetzt worden sind oder ob, wie der Verteidiger behauptet, eine der üblichen weiblichen VerHebthetten vorliegt, wie sie heutzutage am Kurfürstendamm vorkommen sollen.

Die Dezirksversmnmlung des 19. Bezirks(Pankow ) be­schäftigte sich mit dem diesjährigen Etat, der eine Einnahme von 21 488 000 M. und eine Ausgabe von 58 398 000 M. aufweist, so daß noch ein Bedarf von 36 910 000 M. notwendig ist. Sämtliche Redner aller Parteien gaben ihrer Unzufriedenheit über den Etat Ausdruck. Die sozialistischen Redner kritisierten die ollzuniedrige

Einsetzung von Mitteln für soziale Aufgaben. Namentlich war es der Redner der SPD. , der besonders auf die Aufgaben der Jugend- fürsorge und Gesundheitspflege hinwies, wie verheerend der Krieg in dieser Beziehung unter den Menschen gewütet hat. Nach einem Appell an den Magistrat, bei diesen Positionen Streichungen nicht vorzunehmen, klangen seine Ausführungen aus in den Wunsch, alle Kräfte zusammenzufassen, um durch praktische Arbeit Groß- Berlin aus den schwierigen Verhältnissen herauszubringen. Bei der Abstimmung fanden sich Deutschnationale und Kommunisten zusammen und stimmten gegen den Etat, der mit den Stimmen der andern Parteien schließlich angenommen wurde. Einen Sängerlag in Pankow veranstaltete am letzten Sonn» abend das Volksbildungsamt dieses Bezirkes. Bei dem prachtvollen Wetter hatten sich die Gäste zu Tausenden im Bürgerpart ein- gefunden, der für solche Massenveranstaltungen wie geschaffen ist.- Mit Ausnahme eines einzigen Vereins nahmen sämtliche Gesangs- Vereinigungen Pankows an dem Abend teil, dessen umfangreiches. künstlerisch beachtenswertes Programm den einzelnen Chören gute Gelegenheit bot, ein hohes Maß choristischen Könnens zu zeigen. Chollisdsr von Beethoven , Mozart und Silcher gaben dem stim- mungsvollen Sommerabend die rechts Weihe. Einen erfreulichen Be- weis dafür, welch vorbildliche Leistungen gerade unsere Genossen in der Gesangskunst aufzuweisen haben, boten die Vorträge des Sängerchors SPD . Pankow *, die vorzüglich einstudiert und ge- leitet waren. Der große Erfolg des Abends sollte anderwärts zu ähnlichen Veranstaltungen anspornen. Zum Keichsschulgesetz. Die Bezirksgruppe Groß-Berlin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Leh- r e r" beschäftigte sich in ihrer stark besuchten Sitzung am 4. Juni mit dem Entwurf zum Reic�sschulgesetz. Nach ein­gehender Erörterung wurde eine Entschließung angenommen, in der eine großzügige Propaganda gegen den Entwurf, der eine Bedrohung unserer'Volkskultur bedeute, gefordert wird. Es wird darauf hingewiesen, daß die weltliche Schule die einzig wirkliche Gemeinschaftsschule ist und daß sie daher als Normaltyp im kommenden Reichsschulgesetz verankert werden müsse. Für die Propaganda stellt sich die Arbeitsgemeinschaft bereitwilligst zur Per- sllgung. Die Eröffnung einer zweiten Girokasse durch die Lichten. b e r g e r Städtische Sparkasse, jetzt Bezirkssparkasse für den Ver­waltungsbezirk 17, erfolgt am 13. Juni im Haute Boxhagener Straße 55, Ecke Wühlischstraße. Die Kasse, die der in demselben Raum untergebrachten Sparkaffenzweigstelle I angegliedert ist, hat die Aufgabe, den Depositen-, Kontokorrent-, Scheck- und Girover« kehr zu pflegen und ermöglicht den Geldüberweisungsverkehr nach ollen Plätzen des In- und Auslandes. Gtntrittsfrcie Tage im Kaiser- Friedrich- Museum sind von jetzt ab Mittwoch und Sannabznd(statt bisher Mittwoch und Freitag). Das Schloß am Lustgarten wird neuerdings in immer sleigendenr Maße von Personen ausgesucht, die der irrigen Meinung find, daS daselbst im Entstehen'"Gegriffene Schloßmuseum sKurlfigew-rbemuleum) sei~ bereits zu besichtigen. Demgegenüber wird daraus bingcwicsen, daß dieses'" Museum noch nicht e r ö s s n e t ist, und die Eröffnung auch vor dem Monat.. Juli b. I. nicht zu erwarten steht. Diese wird seinerzeit rechtzeitig- bekanntgegeben werden. Zugea�peihe Eöpenick. Im Herbst d. I.(voroussichtlich am Sonntag, oen 18. September) findet wieder für alle diejenigen Kinder, die die Schule rerlassen und deren Eltern auf die Zere» monien der Kirche verzichten, eine würdigeJugendweihe* statt. Es ergeht hiermit an alle freidenkenden Eltern von Eöpenick, Friedrichs- Hägen, Rahnsdorf , Grünau , Bohnsdorf usw. die Aufforderung, die Anmeldungen ihrer in Frage kommenden Kinder sofort, spätestens. jedoch bis 15. Juni, in Cöpenick, Kietzer Str. 6(Schlag), Laden, oder in den Unterrichtsstunden der Freireligiösen Gemeinde, jeden Diens- tag von 36(Schule Wilhelmstraße), jeden Donnerstag von 3 5 '(Schule Borgmannstraße) bewerkstelligen zu wollen. Der Bor- bereitungsunterricht sowie die Teilnahme an der Jugendweihe ist kostenlos.

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Sline Menschenkind.

III. Der Sündenfall. Don Martin Andersen Nexö . Die meisten Frauen waren vom Vormittag an im Kruge und halfen Kaffeebrot backen, Bier und Branntwein abzapfen und Brot schneiden. Bon allen Sorten war eine unbegreif- liche Menge aufgestapelt: es war nicht zu fassen, wie der Krug- wirt das alles hatte auftreiben können. Brot, Aufstrich und olle Arten von Belag man hätte meinen sollen, daß für ein ganzes Jahr genug Essen da war. Er selber leitete das Ganze er und Martha! Sie hatte nach dem Tode der Frau das Regiment im Haufe übernommen und ersetzte ihm die Frau so gut wie ganz. Jedenfalls zankten sie zusammen, wie nur Eheleute es tun dürfen, und bissen einander gehörig. Punkt zwei Uhr waren alle Bewohner des Dorfes ver- sammelt. In kleinen Gruppen standen sie in der Nähe des Festplatzes, starr vor Spannung und Befangenheit, und war- teten darauf, geladen zu werden. Die Feiertagskleider, die man selten anzuziehen Gelegenheit hatte, bewirkten Zucht und Anstand; wenn eines von den Kleinen den Platz betrat, winkte man ihm mit feierlichen Gebärden, zurückzutreten. Lars Peter und seine Kinder standen etwas abseits.Man soll sich nie vordrängen!" sagte er ermahnend und hielt sie zurück. Sörine war nicht mitgegangen: sie fühlte sich nicht wohl und hatte sich ins Bett gelegt, und Stine half ja beim Auftragen. Sie stand unter den anderen Frauen am Anrichtetisch und sah ganz ver- gnügt aus. Sonst waren alle hier versammelt. Mit Aus- nähme der beiden Alten aus dem Pfannkuchenhaus: die Frau war freilich wieder auf den Beinen, aber die beiden beteiligten sich nie an dergleichen. Selbst Kinder, die konfirmiert und im Dienst waren, hatten sich heute frei genommen, um das Scheunenfest mitzumachen. Auch der alte Fischer Lau, der das letzte Jahr wegen Gichtschmerzen zu Bett gelegen hatte, war erschienen: sie hatten ihn hergetragen und bis auf weite- res auf das Dünengras gelegt: er glich einer Kartoffelschale in der Wärme, so zusammengeschrumpft war er infolge der Gicht. Und der Bornundhinten-Jakob mit seiner Flinte war auch da. Es zog sich in die Länge, bis zu Tisch gebeten wurde: der Krugwirt ließ auf sich warten. Endlich kam ein Bursche vom Hof her gelaufen und redete etwas mit Martha: da ging sie an die Gruppen heran und sagte:Bitte schön!"

Es war ganz drollig, so im Freien bei Tisch zu sitzen die ganze Bevölkerung! Oben vom Tischende her, wo Lars Peter mit seinen Kindern saß, konnte man den ganzen langen Tisch übersehen, mit allen den Stapeln von Schnecken und Zuckerbrot und konnte verfolgen, wie die Frauen sich von beiden Seiten mit den Kaffeekannen heranarbeiteten.Wir sind die letzten!" flüsterte Schwester Else. Die Reihe kommt auch an uns," sagte Lars Peter be- ruhigend..Bloß Geduld!" Nun entdeckte Stine, daß sie noch nichts bekommen hatten, und brachte die Kanne.Sieh den Jakob an," flüsterte sie lachend, wählend sie dem Pater einschenkte. Der Vornund- Hinten-Jakob hatte einen ganzen Stapel Kaffeegebäck zu sich herangezogen, wie ein Hund mit der einen Seite des Schlundes und knurrte, wenn jemand etwas von dem Stapel nehmen wollte: die Flinte hatte er zwischen den Knien. Auch den alten Lau hatte man auf einen Stuhl nieikergesetzt. Es waren wohl mindestens hundert Menschen hier bei- sammen, und doch war für noch mehr gedeckt. Das ganze andere Tischende war frei; dahinter sah man das Feuer mit dem gewaltigen Kupferkessel, der zwischen drei Stützen hing. Rasmus Olsens Frau war Koffeewirtin. Sie sorgte für den Kessel, ohne sich von irgend etwas stören zu lassen! Mit einer großen Schöpfkelle in der Hand, mahlte sie die Bohnen ein Pfund war es wenigstens. In dem Augenblick, als das Wasser ins Kochen kam, streute sie den Kaffee mit sicherem Wurf darüber hin.' Er sank zu Boden und das Wasser hörte einen Augenblick auf zu kochen. Dann wallte es wieder auf und nun war der entscheidende Augenblick gekommen! Madam Olsen schleuderte wie der Blitz drei Flundernhäute in den Kessel, stieß ihn vom Feuer hinunter und reckte sich. j5o, das wäre geschehen!" sagte sie. Keiner im Dorfe konnte Festkaffee kochen wie sie! Als die ersten drei, vier Tassen getrunken waren, spürte man den Drang, den Mund auch zu etwas anderem zu ge- brauchen: die Männer begannen einander zuzurufen.Na, wie geht's, Lars Peter, kriegst du bald mebr Leut' an den Tisch?" fragte Rasmus Olfen.Es wird leichter wie das alte Weib sagte, als es die Buren verlor," erwiderte Lars Peter. Am ganzen Tische wurde aelacht, und die Unterhal- tung kam in Gang über das Wetter heute und das vor acht Jahren beim Scheunenfest. Die Männer schritten einer nach dem andern über die Bank weg und versammelten sich mitten vor der Stelle des Tisches, wo der Bornundhinten-Jakob immer noch gierig drauflos. Er hätte längst den ganzen

Stapel verzehrt, aber die Zunächstsitzenden fuhren fort, ihm Kaffeegebäck zuzuschieben. Drüben auf dem Anrichtetisch stan- den die Zigarren ganze fünf Kisten; beabsichtigten die Frauenzimmer etwa, sie selber zu rauchen? Na, nun besann Martha sich und brachte sie.Nehmt zwei," sagte sie um ihren Fehler wieder gutzumachen und ging in der Runde herum. Geizig war sie jedenfalls nicht denn das Ganze würde ja doch einmal ihr gehören! Etwas Besonderes mußte anläßlich des Tages geschehen: so schlenderten denn die Männer langsam in geschlossenem Trupp zum Hafen hin; es war eine Art Ausflug, den sie unternahmen, während die Frauen abdeckten und den Abendtisch zurechtmachten. Am Spritzenhaus trafen sie den Krugwirt in Gesellschaft von ein paar Männern, die aussahen wie Vertreter der Obrigkeit. Vielleicht war man gekommen, um ihm das Ganze abzuneh- men, besonders vergnügt sah er jedenfalls nicht aus! Und er wollte auch nicht haben, daß die Fischer an den Hafen gingen.Ihr solltet einen kleinen Spaziergang ins Land hinein machen und euch die neue Anpflanzung mal ansehn," sagte er, während er an ihnen vorüberging,das gibt Appetit fürs Abendbrot." Sie blieben eine Weile steben und über» legten es fich� dann schlenderten sie in den Dünen umher. um ein Schläfchen zu tun. Der Gedanke, anderswohin zu traben als zum Hafen, erschien ihnen ganz unfaßbar. Die Rednertribüne fand nun also keine Verwendung> dank dem unwillkommenen Besuch, den der Krugwirt bekom- men hatte. Es war eigentlich beabsichtigt gewesen, daß er zwischen den beiden Mahlzeiten eine Betstunde mit Predigt und Gesang veranstalten sollte. Run bekam man ihn den ganzen Nachmittag nicht zu sehen: auch als die eigentliche Festmahlzeit ihren Anfang nehmen sollte, war er noch nicht gekommen. Die Handwerker von der Villa waren jetzt mit unter den Gästen, sie brachten sofort Leben in die Bude.Laßt uns lange Burschen an dem einen Tischende sitzen," sagten sie zu den Fischern sonst müssen die Flaschen sich die Seele aus dem Leibe rennen, um herumzukommen." Sofort wurde der Umzug bewerkstelligt, und ganz ohne Gelächter ging's dabei nicht ab. Die Kopenhagener wollten unbedingt baben, daß einet von ibren Leuten zwischen die Kinder gesetzt wurde; er sei noch nicht entwöhnt, behaupteten sie. Er setzte sich auch dorthin, nahm aber eine ganze Flasche Branntwein mit. drückte sie an sich, zum großen Vergnügen der Kinder und Frauenzimmer. Die Sache endigte damit, daß seine Käme» raden ihn anbetteln mußten, wieder zurückzukehren. (Forts, folgt.)