Pädagogik", die er soeben im Verlag Quelle m Meyer erscheinen läßt, sagt der Verfasser: „Ob der Staat mitmacht oder nicht: die neue Gesellschaft ist bereits im Begriff, sich ihre Schulen zu schaffen� und es wird die Zeit kommen, sich ihre Schulen zu schaffen, und es wird die Zeit kommen, wo die neue Gesellschaft über drei- und viersträngige höhere Schulen, über Berechtigungen und Universitätsklausur lächelnd zur Tagesordnung übergehen wird, ja, wo sie unter Umständen den staatlichen Schulzwang zerbrechen wixd, wo sie ihre Einheitsschule ohne Berechtigun- gen, ihre Volkshochschulen ohne zünftige Größen, wo sie ihre Sittlichkeit, ihre Religion haben wird, während in den amt- lichen Schulen die alte Mühle klappert, die Geheimräte weiter reformieren und die Universitäten nach wie vor den höchsten Wert auf gymnasiale Vorbildung legen. Wir aber, die wir als wahre Realpolitiker, fußend auf dem Tatsächlichen, End- lichen, strebend ins Kosmische, Unendliche, wurzelnd im Mate- riellen, blühend und reifend ins Ideelle, um den Sieg der neuen Gesellschaft wissen, wir bauen an der neuen Schule. mir arbeiten an der neuen Erziebuna— denn alle Revolution ist umsonst, wenn wir nicht neue Menschen gewinnen."
Stimmen zur Regierungsfrage. Die gestrige Regierungserklärung Stegerwalds findet in der„Deutschen Tageszeitung" den vielsagenden Kommentar, ob die Sozialdemokratie sich wohl klar sei, was dje Stegerwaldsche Rücktrittsbedingung einer vorherigen Einl- gung der Parteien f ü r s i e b e d e u t e. Die Ausführungen im heutigen Morgenblatt dürften die„Deutsche Tageszeitung" darüber belehrt haben, daß wir uns über den Charakter dieser Erklärung vollkommen klar sind. Sehr zufrieden mit Herrn Stegerwald ist die„Deutsche Allgemeine Zeitung". Das Stinnesorgan stimmt einen förm- lichen Lobgesang auf Stegerwald an: Daß Herr Stegerwald das Vertrauen derbürgerllchen Parteien genießt, ist unbestreitbar.(Sehr wahr! Red. d. V.) Und es ist wahrscheinlich, daß auch die Sozialdemokratie für die Verbreiterung der Regierungskoalition in ihm in erster Linie den Mann sehen wird, der für diese Aufgabe in Frage kommen kann. Die Taktik der„D. A. Z." ist immer die gleiche: Sie will der Welt partout einreden, die Sozialdemokratie sei für die Koalition mit der Deutschen Volkspartei zu haben, jetzt mächte sie die Partei auch noch als das schüchterne Mädchen hinstellen, das Herrn Stegerwald heimlich liebt, aber es noch nicht laut zu sagen wagt. Die„D. A. Z." wird inzwischen auch hier gelesen haben, daß wir Herrn Stegerwald ganz anders an- sehen, als die„D- A. Z." uns unterschiebt. Einen sehr merkwürdigen Artikel bringt die„Germania " mit der Ueberschrift„Nun aber Schluß". In diesem Artikel werden die Demokraten fürchterlich ausgescholten, wie man etwa einen untüchtigen Heiratsvermittler ausschilt, dör unauffällig zarte Bande anknüpfen sollte, aber statt dessen mit der Tür ins Haus gefallen ist. Die Demokraten, schilt das Zentrumsblatt, hätten ihren Auftrag, zarte Beziehungen zur Deutschen Volkspartei anzuknüpfen, so u n g e- schickt wie möglich ausgeführt, Petersen habe-in seiner „Tollpatschigkeit" einiges Porzellan zerschlagen und Schiffer habe die Ungeschickstchkeiten noch vergrößert, als er unter Druck die Volkspartei in die Regierungskoalition hineinziehen wollte. Die„Germania" setzt den armen Demokraten aus- - � einander, daß gut Ding Weile haben müsse. Die Demokraten hätten bei allem Eifer die alte politische Regel nicht vergessen dürfen,„daß man s ch r i t t w e i s e zu erringen sich begnügen muß. was man aufeinmal nichtHaben kann". Volks- parteiler und Sozialdemokraten seien im Augenblick für eine gemeinschaftliche Koalition innerlich„noch nicht reif". Dabei liegt der Ton auf den Worten„im Augenblick". Das Zentruni will die„Koalition auf breiter Grundlage" eben schrittweise herbeiführen. Und die„Germania " unter- streicht unsere Auffassung, daß die Fortexistenz des Kabinetts Stegerwald das P ressionsmittel sein soll, um die So-
Wanöern unö Bergsport. Von Geh. Sanitätsrat Professor Dr. F. A. S ch m i d t.*) Welch erfrischende Wirkung da? Wandern in Flur und Wald, durch Täler und über Bcrgeshohen für Körper und Geist besitzt, welche reichen Schätze für das Gemütsleben die Freude an der schönen Natur draußen in sich birgt, bedarf keiner weiteren Aus- führung. Nur einige gesundheitlichen Hinweise über den rechten Betrieb des Manderns seien hier gegeben. Im Gegensatz zum bloßen Spaziergange, der zweifellos eine gesundheitliche nützliche Erholung von der Alltagsarbeit darstellt, handelt es sich bei einer eigentlichen Wanderung, mag sie nur eine Halbtags- oder eine Tageswanderung fein, immer um eine mehr oder weniger eingreifende Leistung, eine rechte Dauerübung. Soll sie ihre wohltätige Einwirkung auf den Körper nicht einbüßen, so darf sie nicht durch Ueberdauer die Marschfähigkeit der Teilnehmer überschreiten und zu den Folgen starker Allgemeinermüdung führen. E» ist sclbswerständlich dabei ein großer Unterschied, ob einer marsch- gmbt ist und häusiger wandert, oder ob einer, längere Zeit jeder körperlichen Uebung entfremdet, sich plötzlich eine starke Leistung auf- erlegt. Die beste Tageszeit für eine längere Wanderung, namentlich wenn sie sich über mehrere Tage erstreckt, ist der frühe Morgen, wo inan am frischesten zur Wanderung ist. Unmittelbar nach der Mittagsmahlzeit fall man sich keine Marschleistungen zumuten. Der Marsch ist hier und da durch Marschpausen zu unter. brechen, namentlich in der ersten Stunde nach dem Aufbruch, wenn Schmerzen am Schienbein eine Entspannung der Muskeln nötig machen. Diese Marschpause soll man ober— namentlich gilt das für Bergsteigen— im Stehen zubringen, um so wieder frische Kraft und ruhigen Atemzug, der bei steilcrem Anstieg immer sehr schnell anwächst, wiederzugewinnen. Niedersetzen während des Marsches und des Steigens macht nach dem Wiederaufrichten nur geneigter zur Ermüdung— eine alterprobte Wandererfahrung! Bei längerem Marsch beginne man niemals von vornherein in lebhaftem Schrittmaß, sondern beginne gemächlich und laufe sich erst allmählich in schnellere Gangart ein. Andauernd langsames, schleppendes Zeitmaß beim Wandern ermüdet weit mehr und weckt weit eher Ruhebedürfnis als frisches, wenn auch nicht überhastetes Ausschreilen Bei längerem Bergste-igen gilt allerdings die Regel, langsam, aber stetig zu gehen, jede Rast zu meiden öder höchstens mir kurz einmal stehen zu bleiben um sich zu verschnaufen. Bezüglich der Bekleidung ist bei einem längeren Marsch in erster Linie gutfitzendes, bequemes, schon etwas ausgetretenes Schuhwerk nötig. Nur nicht in neuen Stiefeln marschieren! Im übrigen sei die Kleidung bequem, nirgendwo beengend und der Witterung an- gemessen. Was die Erfrischung mit Speise und Trank betrifft, so sei vorab bemerkt, daß gutes Trinkwafscr, in mäßiger Menge genossen, beim
*) Diese Ratschläze erteilt der bekannte Verfasser in seinem in der Sammlung„Aus' Natur und Gnsteswelt" bei B. G. Teubner, Leipzig , erschienenen Bändchen„Wie erhalte ich Körper und Geist gesuiÄ?'.(Kart. ZW AL, dazu 120 Prozent Teuerungszuschlag.)
zialdemokratie mürbe zu machen, denn der Artikel schließt mit dem kategorischen Imperativ:„Nun aber Schluß mit der Beunruhigung unseres politischen Lebens durch Re- gierungskrisen!" Wir können dazu der„Germania " nur ver- sichern, daß die Luft nicht krisenrein wird, solange das Ministerium Stegerwald in Preußen fortexistiert.
Spartakus unö Januarputsch. Auf die Darstellung, die Lauffenberg und Wolf- h e i m im„Vorwärts"(Nr. 260) über den Ianuarputfch 1919 gegeben haben, ergreift jetzt in der„Roten Fahne" W. P. (Wilhelm Pieck ) das Wort zu einer Gegendarstellung. Pieck bestreitet zunächst, daß Karl Liebknecht am 9. November 1918 grundsätzlich bereit gewesen sei, in die provisorische Re- gierung einzutreten. Es habe sich nur um ein Provisorium von drei Tagen gehandelt. Das ist die Geschichte von der Jungfrau, die zwar ein Kind gehabt hatte, aber doch nur ein ganz kleines! Ueber den Januarputsch von 1919 führt Pieck folgendes aus: Es ist ferner nicht wahr, daß Liebknecht, Rosa Luxemburg und Leo Logisches gegen die Abwehr der Amtsenthebung Eichhorns ge- wesen seien. Auch Rosa und Leo waren dafür, daß jede G e» l e g e n h e i t benutzt werden müsse, um die Empörung der Arbeiter- schaft zur revolutionären Entladung zu bringen. So hat Rosa in der„Roten Fahne" die flammendsten Aufrufe für die Steige- rung der Jonuaraktion geschrieben und erst dann, als durch die Verhandlungen der USP.-Führer mit der Regierung der damit beabsichtigte Verrat der Vcwegung immer deutlicher zutage trat, verlangten Leo und Rosa kategorisch den Rücktritt Lieb- knechte von der Aktion. Hiergegen wehrte sich Liebknecht, weil er sich als Mensch, wie als Politiker so verantwortlich für die Aktion fühlte, daß er glaubte, sich nicht zurückziehen zu können. Ueber diese Frage wurde in der eingangs erwähnten Sitzung in der Puttkamerstraße gestritten. Da auch die r e v o- l u t i o n ä r e n Obleute sich immer mehr in das Fahrwasser der USP.-F ü h r e r drängen ließen, so wurde es Liebknecht e r- leichtert, dem Verlangen von Rosa und Leo nachzugeben. Nimmt man diese Darstellung als richtig an, so stürzt gerade der H a u p t v o r w u r f, der gegen die Sozialdemo- kratie von linksradikaler Seite wegen ihres Verhaltens in dieser Zeit gemacht wird, in nichts zusammen. Dieser Vorwurf geht bekanntlich dahin, die Sozialdemokratie habe die Verhandlungen mit den Unabhängigen scheitern lassen. (Sie scheiterten bekanntlich anderWeigerungder Auf- ständischen, die besetzten Gebäude freizu- geben.) Nun stellt sich heraus,, daß die Kommunisten bereits in der Tatsache der Berhandlungen einen Verrat der Be- wegung erblickten und allein die Steigerung der Bewe- gung im Auge hatten. Man kann also heute noch viel sicherer als damals sagen, daß praktisch die Verhandlungen auf alle Fälle resultatlos geblieben wären, denn die Unabhängigen hatten es garnichtinderHand.die Bewegung abzu- brechen. Bei einem Vergleich mit den Unabhängigen wäre diese einfach von den Kommunisten weiterge- führt worden. Diese Situation war schon im Januar jedem Kundigen klar, sie wird jetzt offiziell von kommu- nistischer Seite bestätigt. Und damit ist klipp und klar erwiesen, daß die blutigen Ereignisse allein auf das Schuldkonto der KPD. fallen. Rofenfelö in Opposition. Im Dresdner Organ der Unabhängigen hat der Reichs- tagsabgeordnete Dr. Kurt R o s e n f e l d vor kurzem einen Artikel veröffentlicht, der sich g e g e n d i e T a k t i k d e r U n- abhängigenReichstagsfraktion richtete. In dem Artikel heißt es: In dieser Situation kann auch nicht in Frage kommen, etwa durch Stimmenthaltung der jetzigen Regierung das Leben zu retten. Wer nicht gegen die Regierung ist, ist für die Re- gierung... Wir müssen die gegenwärtige Regie- rung stürzen, um freie Bahn zu bekommen für den Kampf
Marsche nie schädlich ist. Ist das Trinkwasser sehr kalt, so warte man mit dem Trinken wenigstens so lange, bis nach einem Halt von 6— 10 Minuten Atmung und Herzschlag sich genügend beruhigt haben. Nächst gutem Ouellwasser ist kalter Kaffee oder Tee vdcr eine Lösung von Zitronensäure oder Zucker am meisten zu empfehlen uno zum' Mitführen in der Feldflasche geeignet. Von alkoholischen Getränken fft allenfalls während des Marsches ein leichter Land- wein mit Wasser verdünnt— für einen 3— 4 stündigen Marsch im ganzen gegen 300 Gramm— unschädlich. Wer ohne das auskommt, fährt pekuniär und gesundheitlich besser. Jedenfalls wirkt Alkohol- gcnnß nach anfänglicher kurzer Anregung lähmend und beeinträch- tigt die Muskelkraft. Namentlich sei vor B i e r g e n u ß beim Wan- dern gewarnt. Ganz und gar zu verwerfen ist Schnaps in jeder Form.— Die Nahrung bei längeren Märschen sei gehaltvoll, aber von mäßiger Menge. Namentlich taugt ein reichliches Mittagsmahl nicht für stramme Fußwanderung. Bei mehrtägigen Wanderungen ist die Fußpflege besonders wichtig: abends Abreiben der Füße mit kaltem Wasser: bei Fuß- schweiß Einpudern mit Salizyl- oder Vasenolstreupulver usw. ist notwendig. Dos lästige Wimdwerden(sogenannter Wolf) zwischen den Oberschenkeln und am Damm ist am besten zu beseitigen durch Abwaschen mit übcrfettetcr Seife, dann Abreiben mit Spiritus zum Trockenlegen und Ueberstreichen mit einer Salbe aus Talg, der etwas Perubalfam oder Benzvebarz beigemischt sein kann. Tiefer eingreifend sind die Wanderungen im Hochgebirge. Hier kommt zu der erhöhten Atem- und Herztätigkeit noch hinzu der Ein- fluß der verdünnten Höhenluft, die Einwirkung des Sonnenbrandes und die starke Belebung und Erregung des Nervensystems, welche teils hervorgerufen wird durch die mächtigen Natureindrücke in der erhabenen Einsamkeit und Majestät des Hochgebirges, teils auch durch die Regungs- und Kampfesfreudigkeit, welche erforderlich ist, um die Schwierigkeiten, Mühsale und nicht selten auch Gefahren einer Hochtour zu überwinden.
Zur Rok der geistigen Arbeiter in organssatorischer Hinsicht gibt der geschäftsführende Direktor des„Schutzverbandcs Deutscher Schriftsteller", der bekannte Dramatiker und Erzähler Hans K n f e r, in einer Sondernummer des„Schriftstellers" einen auf- fehenerweckenden Beitrag. Der„Schutzverband Deutscher Schrift- steller" ist der erste deutsche Verband freier Schriftsteller gewesen, der seine Aufgabe allein auf die wirtschaftliche und rechtliche Berufs- Vertretung seiner Mitglieder, im Gegensatz zu den zahlreichen mehr oder weniger geselligen Vereinen, beschränkte. In den elf Iahren seines Bestehens hat er durch kostenlosen Rechtsschutz, durch Berufs- beratung, Arbeitsvermittlung und namentlich in den letzten Jahren durch Unterstützungen, die in die Hunderttausende gingen, die Be- rechtigung und Notwendigkeit seines Bestehens voll erwiesen. Die Tendenz seiner Arbeit kommt in der neuerdings aufgenommenen Bezeichnung„Gewerkschaft Deutscher Schriftsteller" zum Ausdruck. Es verdient daher allgemeine Aufmerksamkeit, wenn nunmehr diese Bestrebungen durch eine privatkapitalistische Konkurrenz unter der Maske einer gleichgerichteten Berufsvertretung in gemeingefährlicher Weise bedroht werden. Der sichtliche Urheber diefe»„Verrats am
um den Sozialismus. Deshalb Ablehnung de» Ver, trauensvotums für die Regierungl Schärfster, uue erbittlicher Kampf gegen die Regierung. Die„Rote Fahne ", die diese Ausführungen voller Freude abdruckt, stellt im Anschluß hieran die Frage: Die unabhängigen Arbeiter haben das Wort. Wer ist ihr Führer? Hilferding oder R o f e n f e l d? Die„Rote Fahne " triumphiert also darüber, daß Rosen- feld sich radikaler gebärdet als die K o m m u n i st e n in Sachsen , Braunschweig , Thüringen , Meck, l e n b u r g usw., die dort alle die Hllferdingsche Taktik be-. folgen, eine links gerichtete Regierung nicht zu stürzen, um das Kommen einer Rechtsregierung zu ver- meiden. Rosenfeld hat in Halle den Kommunisten zuge- rufen, er hätte auf ihrer Seite gestanden, solange die Vernunft bei ihnen war: jetzt t r e n n e er sich, weil sich die Kommunisten von der Vernunft trennten. Es zeigt sich aber, daß eine Dauerehe zwischen Rosenseld und der Vernunft leider nicht m ö g l i ch ist._ poiil Müller unö Palmerston. Zu dem Hamburger Privattelegramm, das wir in der Morgenausgabe vom 1. Juni unter der Ueberschrift: �„Eine Disziplinlosigkeit" abdruckten, erhalten wir eine Zuschrift des 1. Vorsitzenden des Aktionsausschusses seemännischer Berufs- verbände Paul Müller. Die Zuschrift beginnt mit der Erklärung: Der Vorsitzende des Aktionsausschusses seemännischer Berufs» verbände, Koll. Paul Müller, hat in der Hamburger Flaggen. kundgebung... weder als Sozialdemokrat noch als Politiker überhaupt gesprochen.... Wester wird erklärt, die Rede sei ftei von allen nationa- listischen Redensarken gewesen und habe den einmütigen Bei- fall der anwesenden organisierten Seemannschaft gefunden. Die Wiedereinführung der rein schwarz-weiß-roten Handels- flagge werde auch von den Senaten von Hamburg und Lübeck gefordert, die zur Hälfte aus Sozialdemokraten zusammen- gesetzt seien. Weiter heißt es in der Erklärug: Der englische Staatsmann Palmerston war es, der am 2. Juli 1849 die schwarz-rot-goldene Flagge mit einer Seeräuberflagge ver» glich. Paul Müller sprach nur die Vermutung aus, daß sich heute dieser Vorgang wiederholen könne. Paul Müller hat allerdings vergessen, daß die schwarz- rot-goldene Flagge im Jahre 1849 die Flagge eines Völker- rechtlich nicht anerkannten Reiches war, während die Deutsche Republik von heute völkerrechtlich anerkannt ist. Die ver- fassungsmäßigen Hoheitszeichen einer völkerrechtlich aner- kannten Macht sind in keinem Fall in Gefahr, mst einer See, räuberflagge vergl'chen zu werden. Im übrigen wird es keinen wundern, daß der 1. Bor- sitzende des Aktionsausschusses seemännischer Verbände der- selben Flagge, die er„für immer" über Antwerpen sehen wollte, nun wenigstens in der deutschen Handelsschiff- fahrt ewiges Leben wünscht. Es sei ihm zugestanden, daß er auch damals schon„nicht als Sozialdemokrat" und schon gar nicht„als Politiker" gesprochen hat.; W» Der 1. Vorsitzende des Aktionsausschusses seemännischer Berufsverbände wird es uns aber nun auch nicht verübeln dürfen, wenn wir als Sozialdemokraten und Politiker über seine Aussprüche manchmal die Hände über dem Kopf zu- siammenschlagen. � €m Urteil über Ponsick. Im heutigen Morgenblott hatten wir uns mst dem skandalösen Urteil der Disziplinarkammer in Potsdam beschäftigt, die die unerhörten Angriffe des Ministerialrats Dr. Ponsick gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Genossen Braun mit einer Ver- -warnnng bestrafte, wobei offenbar die hohe Meinung des Ge» richtshofs vor den Qualitäten des Herrn Dr. Ponfick entscheidend war. Noch uns zugegangenen Mitteilungen aus durchaus zuvcr- lässiger Quelle sind wir in der Lage, der Oeffentlichkeit ein Bild■ von der Persönlichkeit des Herrn Dr. Ponfick zu unterbreiten, das
deutschen Schrifttum" ist ein Rechtsanwalt Wenzel Gold- bäum, ein Auch-Schriftstsller, der sich als Syndikus des„Der- bandes Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten' fo» wie des„Verbandes Deutscher Filmautoren" bereits gute Pfründen zu sichern gewußt hat. Goldbaum ist an der Gründung eines neuen „Verbandes Deutscher Erzähler" beteiligt, dessen angebliche Bestre- bungen sich bereits im Rahmen des'„Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller" verwirklicht finden, wenn es sich eben um die Berufs- interessen der Schriftsteller handelte und nicht um die Dividenden einer mst 200 000 M. begründeten Geschäftsstelle des Erzählerver- bandes. In diesem Verbände herrscht ein kleiner Kreis von Be- gründern der Geschäftsstelle unter Führung Goldbaums autonom, erzwingt ohne Befragen der Mitglieder ein Kartell mit den Film- autoren und Bühnenfchriftstellern und plant weiter ein Zwangs- kartest mit einer Verlegergruppe, dessen vorliegender Entwurf die bisher mühsam errungenen Rechte der Schriftsteller in wesentlichen Punkten zugunsten der Verleger oerschandest. Das Ziel dieser„G o l d b a u m i s i er u n g der Litera- t u r", wie es Kyser nennt, ist, durch das Zwangskartell mit den belletristischen Verlegern, alle Autoren dem Erzählerverbande zuzu- treiben, dessen Mitglieds chaft nicht durch die besondere literarische Tätigkeit, sondern voraussichtlich durch den Anschluß an die Gold- baumsch« Geschäftsstelle bedingt ist, den Schutzverband überflüssig zu machen und. anstatt genossenschaftlich zu arbeiten, die Geld- männer der Geschäftsstelle aus den Zwischenhandelsgewinnen zu füttern. Die Angelegenheit fft nicht nur eine berufliche der Schriftsteller, sondern eine allgemein kulturelle, insofern, als sie eine fundamentale Bedrohung des wirffchasllich schwer ringenden deutschen Schrifttums darstellt, und Kyser verlangt daher mit Recht, daß die betreffenden Verbände den Hauptschädling dieser sauberen Pläne unverzüglich seiner Vertrauensstellungen entheben. Die Luxussteuer im Reichswirsschaftsrat. Der steuerpolitische' Ausschuß und der Ausschuß zur wirtschaftlichen Förderung der geistigen Arbeit hoben im Reichswirsschaftsrat einen gemeinsamen Unterausschuß zur Bearbeitung der Frage der Luxussteuer einge- setzt. Den Vorsitz übernahm der Maler Otto Marcus, der General- sekretär des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler Deutsch - lands. Das Ziel ist hier, aus dem Luxussteuergesetz, solange es als Ganzes aus politischen Gründen nicht beseittgt werden kann, die Be- stimmungen herauszubringen oder abzuändern, welche die Ouali- tätsarbcit beeinträchtigen und damit Deutschlands wirtschaftliche Kraft schwächen. Ter künstlerischen Betätigung im Kunstgewerbe mutz volle Freiheit gewahrt bleiben.
Volksbühne. Bei der Erstauffflhrrntit von Karl Hauptmanns.Die lange Julc" am Sonnabend lind die wichtiasten Rollen wie solat besetzt: Vincenz Hallmann— Edgar Klitsch . Beate Hallmann— Martha Weibleder, die lange Jute— Hohanna Koch-Bauer, der alte Stief— tzlnliuS Sachs, Gertrud Stief— Ann-marie Laote. Theobald st ei— Harry Berber, Baier Aonathan— Paul t-imuber. Schlüter Dreiblatt— Ernst Siabl-Nachbaur. geruer sind befchäftigt: Frl. Ltlli Zchond itn und die Serren William Such und HanS Schultz-. Regie: Edgar Klitsch , BühnenSilder und Kostüme: tzant Strohbach.