wesen,»eis wir sie tnifcnpoIUtfö" ffle etn Unglück halten und innenpolitisch für eins Quelle ewiger Reibungen, die die Aktionskrait einer so gebildeten Regierung lähmen müßten. Sa war die Stellung unserer Partei s a ch l i ch gegeben. Agitatorische Leröeggumde waren in keiner Weise maß- gebend. Wie überhaupt während des Krieges und nach der Revolution keine Partei sich so wenig von Parteiegoismus leiten ließ wie die unsere. Das hat die SPD . zuletzt erst wieder bewiesen, als sie—- die stärkste der drei Koälitionsparteien— auf den ihr zustehenden vierten Ministersitz im Kabinett ver- zichtete, nachdem aus sachlichen Gründen der Borschlag gemacht worden war, Herrn Dr. Ratheneu für das Wiederaufbau- Ministerium zu gewinnen. Trotzdem erzählen die Blätter der Stinnes-Partei ihren Lesern fortwährend, daß die Sozialdemokratie sich nicht mit der Gleichberechtigung begnügen wolle und einen überragenden Einfluß in dem sozialistisch- orientierten Kabinett beanspruchte. Im„B. Tgbl." geht am Sonntag Konrad Haußmann gar unter die Märchenerzähler, indem er behauptet.'„Ais Wirth feine Partei zum„Ja" ge- iuhrt hätte,„habe die Sozialdemokratie einen Anteil an der Regierung und auf Stunden die Kanzlerschaft reklamiert". Die Initiative zur Beteiligung an der Regierung ging nicht von der Sozialdemokratie aus, diefichinteinemSta- d i u m der Verhandlungen in die Regierung gedrängt hat, ohne die nach der ablehnenden Haltung der Deutschen Bolkspartei aber am 10. Mai gar keine Re- gierung gebildet werden konnte. Wegen Uebernahme der Kanzlerschaft hatte der Reichspräsident, bevor die Sozialdemo- träfe fachlich Stellung genommen hatte, bereits mit Herrn Wirth verhandelt, und die sozialdemokratische Fraktion hat seiner Person auch nicht auf Stunden einen anderen Kandi- baten gegenübergestellt. Der Widerspruch gegen den Reichskanz- ler Wirth kam vielmehr von der Deutschen Bolkspartei und aus den Reihen der Demo- traten. Das setzt die„Köln . Ztg." in chrem Artikel: „Hinter den Kulissen" in der Abendausgabe des 3. Juni mit erfrischender Offenherzigkeit auseinander. Sie behauptet zur Begründung dieser ablehnenden Haltung der Parteien von Besitz und Bllbung von dem Reichskanzler Wirth, daß er persönlich aus seiner sozialistischen Gesinnung keinen Hehl mache„und dessen Steuersozia- li s m u s a ll g e nt e i n bekannt war". Hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Deutsche Volkspartei ist gegen das Kabinett Wirth und besonders gegen den Reichs- kanzler Wirth, well sie fürchtet, daß er den Besitz nach Gebühr zu den schweren Lasten heranziehen will, die das deutsche Volk in Konsequenz des verlorenen Krieges auf sich nehmen muh, wenn es sich überhaupt die staatliche Existenz retten will. Wenn Herr Wirth auch andere steuerpolittsche Auffassungen hätte, als er hat, die deutsche Steuerpolitik kann den Besitz in Zukunft nicht schonen wie bisher. Die Massen müssen längst zahlen, was sie zahlen können. Direkt durch den Lohnabzug, indirekt durch die Verbrauchsabgaben. Reue Steuern müssen kommen. Sie müssen sozial gerecht verteilt werden. Das meiste darf nicht von denjenigen geholt werden, die am wenigsten haben. In erster Linie müsien der Besitz, die Spekulation, der Aufwand getroffen werden. Wer die D i v i- 'enden Politik des deutschen Großunternehmertums ver- folgt, der sage nicht, daß das nicht möglich sei. Daß Besitz- steuern gemacht werden, ist auch dann Voraussetzung, wenn unter dem Druck der Entente die Abgaben auf Massen- nerbrauchsartikel erhöht werden müsien, weil sie in einem Teile der Ententeländer schon höher besteuert sind als bei uns. Auch hierbei müssen wir ernstlich oersuchen, schlimmes zu ver- hüten. Ich habe in meiner Reichstagsrede vom 4. Juni schon darauf hingewiesen, daß man in England übersieht, wie bei unserem Milchmange! und unserer MUchteuerung die Erhöhung der Zuckersteuer geradezu mit einer Erhöhung der Säuglingssterblichkeit parallel gehen würde. Bei der Beratung der kommenden Steuervorlagen wird sich zeigen, welche Mehrheit des Deutschen Reichstags die Konsequenz aus der Annahme des Ultimatums zu ziehen
LRorphimsten. Das tragische Ende des Schauspielers Harry Waiden und seiner Anaehöriaen zeigt mit erschreckender Deutlichkeit die Verhängnis- nallc Wirkung jenes an sich segensreichen Beruhigungsmittels, wenn stine Anwendung, wie hier, zur Gewohnheit oder gar zur Leiden- fchaft wird. Di? Zahl der Morphinisten hat, wenngleich sich ziffernmäßige Nachweise darüber begreiflicherweise nicht erbringen lassen, während der letzten Jahre zweifellos erheblich zugenommen, einmal infolge des Krieges, dann aber auch infolge der gesamten unruhigen Zeit- Verhältnisse, der Erschwerungen des Lebens und der Hetze nach Geld und Erfolg. Die Aerzte hönnen aber die Zunahme dieser trankhasten Sucht ebenso wie die immer mehr um sich greifende Seuche des Kokainismus aus der Zunahme jener Heilungsuchenden erkennen, die ihre krankhafte Morphiumsucht dem Arzt zwar meist zu verheimlichen suchen, bei denen ober aus den typischen Symptomen der Arzt ohne Schmie- rigteit die eigentliche Ursache des leidenden Zustondes erkennt. Dos Leiden des Morphinisten ist gleicherweise körperlich und seelisch: das eine erwächst aus dem anderen, und es besteht zwischen beiden ein unlösbarer Zusammenhang. Individuen,' die dem Morphinismus verfallen, fei es wegen schmerzhafter körperlicher Beschwerden, sei cs aus Gründen psychischeo Art, erleiden vor allem eine Störung der Funktionen zahlreicher Organe und Organsystem«. Auffallend ist zunächst die starke Verengerung der Pupille, eine Erscheinung, die zur Erkennung des Morphinismus wichtig ist. Neben Erschwe- rangen der Tätigkeit des Stoffwechsels erfolgt eine Erschlasiung der Drüsentätigkeit, so dah z. B. die Speichelabsonderung geringer wird. Tie Haut wird welk und schlaff, das 5)oar ergraut und fällt aus: die Zähne verfallen rapider Zerstockung— alles Folgen der unter- tundenen organischen Ernährung, womit auch völliges Fehlen des Appetits einhergeht.> Noch verhängnisvoller ober find die Störungen des Seelen- leben». Nicht selten werden Personen zu Morphinisten, die an see- li scher Depression(Meloncholie) leiden, und die durch die Morphium- einspritzungen den Schlaf zu finden hoffen, der sie— ein typisches Symptom der Melancholie— flieht. Bei derartigen Kranken wirkt das Morphium besonders verhängnisvoll: es stellen sich Angstzustände und Zwangsvorstellungen ein, und der Jntelligenzverfall sowie die Abstumpfung des Gefühlslebens machen Riesenschritte. Aber auch bei Personen, deren seelisches Gleichgewicht nicht gestört wer, treten im Laufe der Zeit höchst bedenkliche psychische Kronkheitserscheinun- gen auf, die sich vor allem in einer Beeinträchtigung der seelischen Hemmungen zu erkennen geben. Charakter und Moral schwinden: der Morphinist scheut vor nichts zurück, um sich das geliebte Gift zu verschossen: er stiehlt, fälscht Rezepte und begeht Dinge, zu denen er sich früher nie verstanden hätte. Wie bei Melancholikern tritt. unter dem deprimierenden Eindruck des körperlichen und geistigen Verfalls immer mehr der Hang zum Selbstmord in den Vorder- orund: wo die Energie dazu fehlt, verfällt der Kranke schließlich völligem Marasmus, der dann mit dem Tode endet. Gefestigte und innerlich gesunde Naturen versallen nicht so leicht der angenehm belebenden, Wohlbehagen erregenden Wirkung des
bereit ist. Besitzsteuerscheu darf es nicht mehr geben. Wäre für eine solche Politik keine Mehrheit zu finden, so würden neue Krisen entstehen, die bei der Finanznot des Reiches und aller feiner Glieder auf die Dauer nicht mit taktischen Mitteln, sondern nur durch den Appell an das Volt gelöst werden könnten. Da die Massen des Volkes nach dem Kriege weniger denn je aus Besitzenden bestehen, hätten die Patteien, die die Steuern dort holen, wo etwas zu holen ist, bei den Massen sicherlich nichts zu fürchten. Denn die breiten Masien des Volkes würden einsehen, durch wessen Schuld parlamentarische Krisen heraufbeschworen würden, an denen die kein Interesse hoben, deren ernstestes Bestteben es feit jeher war, unserer jungen Republik nach den Grundsätzen soziale Gerechtigkeit die Existenzmittel zur Verfügung zu stellen, die sie nach innen und außen zur Einlösung ihrer Verpflichtungen bedarf. * Im.P-Uhr-Abendblatt' tritt Herr Stresemann zur W- wechslung für die„nationale Einheitsfront" ein, und entrüstet sich über dos Wort des Gen. Hermann Müller , die nationale Einheitsfront sei«in großer Schwindel. Während die Deutsche Volks- Partei sonst die- Spröde spielt, die gar nicht in die Regierung will, stellt Herr Stresemann die Sache wieder so dar, als ob seine Partei trotz ihrer Bereitwilligkeit, in die Regierung«inzutreten, durch die Sozialdemokratie von dieser serngehatten würde. Herr Stresemann denkt offenbar an eine Einheitsfront unter einem anderen Kanzler als Dr. Wirth, den er als einen„sehr links gerichteten Politiker" bezeichnet. Am Ende weih er sogar für diesen Posten schon einen passenden Mann! Die„nationale Einheitsfront", die Gen. Müller ols einen großen Schwindel bezeichnete, ist die Einheitsfront, die das Ultimatum ablehnen und damit die Besetzung des Ruhrreviers herbeiführen sollte, und die jetzt den Zweck hätte, die Reichen vor dem Steuerzu» griff des Reiches zu schützen. Eine solche„nationale Einheitsfront" wäre allerdings ein großer Schwindel. Nur eine Einheitsfront, die den Besitz zu höchster Opferwilligteit erzöge, wäre echt und wirklich national. Herr Stresemann schreibt aber von„ste u« r s ch e u e n K a p i t a l i st e n" nur in Gänsefüßchen und nennt den Kampf für eine stärkere Heranziehung des Besitzes zu den Reichslasten„demo; gogisch". Herr Stresemann scheint daher gerade der richtige Mann für d i e„nationale Einheitsfront", die nichts als ein großer Schwin- del ist, und an deren Bildung sich zu beteiligen die Sozialdemokratie ein für allemal ablehnt.
vie GeSreiöewirtjchast. In fortgesetzter Beratung des Reichstagsnusschussss für Volks. Wirtschaft— Zwangs-, freie oder Umlagewirtschaft mit Getreide— führte Abg. Sahmann(Soz.) ans: Den Landwirten ist es gelungen. ihre Goidhypotheken abzulösen, sie haben also den Nutzen des Goldes gehabt, ohne einen entsprechenden Gegenwert zu leisten. Ich halte den Zeitpunkt der Mvncwolisierung der landwirtschaftlichen Pro- duktivn für gekommen. Werden— entgegen dem Gesetzentwurf— die Länder und Gemeinden nicht bgstbar gemacht, wie e» der R e i ch s r a t will, dann wird der Wert des ganzen Umlagcver- fahrens hinfällig. Wie soll der nach Ausbringung der Umlage noch fehlende Rest an Brotgetreide herbeigeschafft und zu welchem Preise soll er verkauft werden? Es bedarf unbedingt gesetzlicher Garantien dafür, daß die Lohn- nnd Rentenempfänger gemäß der Preissteigerung größere Quanten erhalten. Es gibt nur die Wahl zwischen freier und Zwangswirtschaft, und triftige Gründe sprechen für das Festhalten an der letzteren. Reichsernährungsminister Kermes: Für den Uebergang zum Umlageverfahren find ausreichende Gelreidereferoen vorhanden, nicht aber für den Uebergang zur freien Wirtschast. Die Index» Kommission für die Preisfestsetzung des Getreides wird nicht vor dem 14. d. M. zusammentreten können, da die Entwicklung der Pro- duktionskosten bis kurz vor der Ernte beobachtet und"der Kom- missionsberatung zugrunde gelegt werden muß. Für die Reichs- getreidestelle betragen die verwalkungskostell 83 Millionen bei der Geschäftsabteilung und S Millionen Mark bei der Perwal- tunysabteilung. wozu noch die Aufwendungen der Kommunen kommen. Die Einfuhr, die im Borjahre 2H Millionen Tonnen betrug, soll sich möglichst unter 2 Millionen Tonnen halten.— Auf einen Zuruf Käpplers(Soz.) bemerkt der Minister, daß die Zwangs-
Giftes, wie Reurastheniker. Auch ist die innersiche Darreichuno des Morphiums weniger bedenklich als die Einspritzung unter die Haut, da aus dieser am ehesten krankhafter Morphinismus, der unbesieg- bare Hang nach dem Gift, entsteht. Morphinisten, die noch so viel Energie aufbringen, um sich in ärztlicher Behandlung von ihrer Sucht heilen zu lassen, bedürfen genauester ärztlicher Beobachtung, ahne die auch keine Entziehungskur unternommen werden sollte.
Das Jubiläum eines Auferstandenen. Ein alter Freund Otto Erich Hortlebens schreibt uns: Als der Krieg ausbrach und eine Siegesnachricht die andere jagte, da sagten wir uns: der„R o s e n m o n t a g", Otto Erichs erfolg- reichste Bühnenfchöpfunz, kann nie mehr auf den Brettern er- scheinen, das deutsche Publikum wird diese Kritik und satirische Der- ulkung der glorreichen deutschen Armee in Zukunft nicht wider- spruchslos hinnehmen, man würde einen Theatcrskandal inszenieren. wenn irgendein Direktor die Dreistigkeit hätte, es aus die Szene zu bringen. Als dann im Herbst 1918 dem Kriegsheer der Heiligen- ein plötzlich abhanden gekommen war, da hieß es: jetzt ist der ilitarismus in Deutschland endgültig verreckt und verscharrt und eine Kritik des duftenden Leichnams kann niemanden mehr inter - esjicren. Der„Rosenmontag" ist definitio erledigt. Aber Prophezeiungen in Theaterdingen treffen bekanntlich immer vorbei, und so erlebten wir vor wenigen Wochen im Deutschen Künstlertheater die tröhlichc Auferstehung des Stückes und heute abend kann es bereits das Jubelfest seiner 2 5. Wiederholung fe'ern. Der„Rosenmontag" Hot seine alte Wirkungskrast restlos bewahrt, denn er bedeutet eben doch mehr als eine geistreiche Kritik bestehender oder nicht mehr be- stehender Zustände, er ist nebenbei das Werk eines Dichters, der Allgemein-Menschliches zu gestalten weiß, und. er ist daher nicht an Zeit und Gelegenheit gebunden. Prophezeiungen in Theotcrsachen treffen nie zu. Auch die Eni- stehung des„Rosenmontags ", von der nur wenige Eingeweihte wissen, beweist das. Ich erinnere mich noch des Februarabends 1893, als Otto Erich an unserm Charlottenburger Monlagsstamm- tisch erschien und mit den Worten Platz nahm:„Wer von euch weiß, was heute für ein Montag ist?" Keiner wußte es, denn es war kein Rheinländer unter uns. Und nun wurden wir darüber belehrt, dah dieser Tag, der Tag vor Fastnacht,„Rosenmontaz" ge- nannt werde und daß Otto Erich soeben aus Halenfee komme, wo er zusammen mit seinem Bruder Otto, der dort als pensionierter Offizier lebte, den Plan zu einem Drama entworfen habe, das den Titel„Rosenmontag" fuhren und einige Dinge behandeln werde, die der Bruder in einer rheinischen Gariiljonstadt erlebt habe. In St. Andreasberg im Oberh.irz, in der Gegend, in der Otto Erich einen Teil seiner Jugend verlebt Hatto, wurde dann schon im nach. sten Monat das Stück in gemeinsamer Arbeit betnahe fettig gemacht. Beinahe— denn nun kamen erst die Schwierigkeiten, die sich aus dem spröden Stoff— Kasernenmilieu— ergaben. Als die Arbeit anscheinend glücklich abgeschlossen war, mußte noch ein ganzer Akt eingefügt werden, der der vorherrschenden Grau-in-Gran-Stimmung leuchtendere Farben geben sollte. E, dauette länger als ein Jahr,
wittschaft in allen Ländern— nicht nur hier— erhebliche Min» dererträge zur Folge gehabt habe. Der die freie Wittlchaft befürwortende Antrag wurde gegen die Stimmen der Deutschen Volkspartei , der Deutschnationalen und der Demokraten mit 14 gegen 12 Stimmen, der sozialdemokratische Antrag auf Festhalten an der Zwangswirtschaft gegen die Stimm M der Sozialisten abgelehnt In der Spezialdebatte kam es bei der Annahme eines Antrags Blum(Z.), wonach die Umlage von 3 Millionen Tonnen auf 214 Millionen Tonnen ermäßigt wer- den soll, zu einer erregten Debatte, in weicher von sozialdemoiran- scher und unabhängiger Seite die Politik des Ernöhrungsmini- stettums einer scharfen Krilik unterzogen wurde. Auf Antrag Dr. Herz(U. Soz.) wurde hinzugefügt, daß die Vertreter der Er- zeuger und Verbraucher in den nach näherer Bestimmmig der obersten Landesbehörden zu bildenden Aueschüssen, welche die Eni- scheidung über Beschwerden gegen die Festsetzung des Lieferiolls haben, von den Gemeindevertretungen zu wählen sind. Gemäß einem vereinigten Antrage Thiel(D. Vp.) und Hertz (II. Soz.) wurde beschlossen, dah zu dem Auffichtsrat Arbeiter- Vertreter gehören, von denen je einer bestimmt wird vom All- gemeinen Deutschen Gcwerkschaftsbund, dem Afa-Bund, dem Dein- scheu Beamtenlmnd, dem Gesamtverband der christlichen Gewerb schasten, den Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften und dem Gesamt- oerband der deutschen Angestellten rmd Gewerkschaften.
Das wehrMachwerssrgungsgesetz. In dem Reichstagsausschuß für dieses Gesetz bekämpfte Abg. Hoch(Soz.) die vorgesehene Bestimmung, wonach im Gegensatz zu den Beamten(49 Jahre) die Offiziere bereits nach 39 a-ienst- jähren das Höchstrudegehall. bekämen. Man darf dabei nicht davon ausgehen, daß die Offiziere dem Reiche, wie sie selbst betonen, Dienste unter Einsatz ihres Lebens leisteten, son- dern muß bei der Gesetzgebung von einem normalen Friedens- z u st a n d ausgehen. Uebrigens erweist die Statistik, daß im Frieden schon viel mehr Arbeiter in ihrem Berus « an Unfälle i s? erben, als Offiziere bei Ausübung ihres Disnstes.— Dazu erklärt die Regierung, daß in der neuen Wehrmacht behufs Iungerhaltmtg des Offiziers das Ausscheiden früher erfolge wie im alten Heere. Die Kriegsjahre, die den meisten jetzt ausscheidenden Offizieren angerech- net werden, werden auch den in Frage kommenden Beamten ange» rechnet.— Abg. Brüninghaus(D. Bp.): Bei Annahme des so- zialdemolrattschen Antrages würden die Offiziere viel schlechter eo- stellt fein als die Beamten. — Im gleichen Sinne spricht Abg. o. Gollwitz(Dnat.).— Der Ausschuß sprach jick mit 12 Sttmmeu der Rechten und des Zentrums gegen 11 Stimmen der Linken gegen den sozialdemokratischen Antrag aus und nahm den betreffenden Paragraphen des Wehrmachtversorgungsgeietzes, der das Ruhegehalt der Offiziere regelt, in der von der Regierung vargc- schlagsnen Fassung an. Weiter entspann sich eine Debatte über die Frage, ob die Witwen derjenigen Militärpersoncn, die nicht infolge einer Dienst- bcschädigung sterben nnd die eine zehnjährige Dienstzeit(bei Ost-- zieren) resp. eine achtzehnjährige Dienstzeit(bei Unteroffizieren und Manuschaslen) noch nicht vollendet haben, eine Dersorgung erhalt'.! sollen. Bisher bestand eine solche Möglichkeit nur bei Offiziere- Hinterbliebenen, in Zukunft sollen emch die Witwen von Soldaten die Witwenbcihilse erhalten können.— Abg. Frau Schroeder(Soz> machte daraus aufmerksam, daß in Fällen, wo der Tod des erwerbe- fähigen Mannes nicht durch einen Berufsunfall eintrete, die Ar- beiterwitwe vor das Nichts gestellt fei. Die Gesetze sollen doch nicht die Klassengegensätze immer mehr verschärfen, indem sie die Witwen der Wehrmachtsangehöttgen gegenüber den Arbeiterwitwen außer- ordentlich bevorzugen. Um der traurigen Lage der Soldatenwitwen jedoch im weitesten Maße Rechnung zu tragen, haben die Sozialdemokraten einen Antrag eingebracht, der über die Fassimg des Regierungsentwurfs hinausgeht und verlangt, daß die Ge- Währung der in§ 40 des Reichsversorgungsgesetzes vorgesehenen Witwenbeihilfen nicht an die Bedingung der Bedürftigkeit geknüpft sein soll. Der Antrag wurde angenommen, dagegen Anträge der Deutschen Bolkspartei betr. besondere Berücksichtigung der vor dem Feinde Gefallenen und Kriegsbeschädigten abgelehnt.
Folgen des lehken Anfstandes beschäftigten den Rechtsausschuß des Preußischen Landtages . Er lehnte die komimmistischer. Anträge ab, die Bestattungskosten für den Maschinisten S ü l t auf die Staatstass« zu übernehmen und den Hinterbliebenen eine Rente zu ge- währen, sowie den kommunistischen Zeitungen für den idnen zu- gefügten Schaden aus Staatsmitteln in vollem Umfang Ersatz zu leisten. Abgelehnt wurde aber auch ein sozialdemokratischer Antrag, den Staatsanwälten Zerstörungen an Rotationsmaschinen ihnen ver- dächtiger Zeitungen zu verbieten.
ehe Hartleben aus Florenz semer Frau die frohe Dotschast schicken durfte:„Heute kam die zusagende Antwort von Brohm. Alle Frösche hüpfen und die Erhabenen freuen sich!" Kurz darauf nahm auch Schlenther das t-tück für das Wiener Burgtheater an. Von uns Freunden hatten nur wenige das Manuskript in Händen gehabt, aber diese wenigen waren sich darüber einig, daß es einen Durchfall geben müsse. Es war so gar nicht im richtigen Hartleben -Stil gehalten und man meinte, die sentimentalen Szenen würden vom Publikum, das seinen Otto Erich als euren ganz anderen kannte und liebte, einfach ausgelacht werden. Aber es kam wieder anders, und der 4. Oktober 1900, an dem der„Roseninonrag" in glänzender Inszenierung am Deutschen Theater seine Erstcus- sühning erlebte, brachte uns allen eine freudige steberraschung. Der finanzielle Ertrag des Bombenerfolges erlöste unfern Otto Erich aus der wirtschaftlichen Klemme, in der er seit Jahren steckte. Er gestattete ihm tie Ausführung seiner Lieblingsidee, die An- siedelung am Ufer des Earda-Sees, und ein von pekuniären Alltags- sorgen freies Leben. Aber wirkliches Glück hat er ihm nicht ge- bracht. Hartleben war damals bereits dem Tode verfallen, bei der Wiener Premier- ereignete sich der erste Zusammenbruch und alz ein körperlich Siecher und seelisch völlig Deränderter hat er sich dann noch vier Jahre hingeschleppt, bis ihn am 11. Februar 1905 der Tod erlöst«.
Der Pazifist im Exil. Professor Dr. Georg Friedrich Nicolai, der bekannt« Berliner Physiologe und Unwersttäts- lehrer, hat einen Ruf an die llniversiiät Cordoba, eine der ältesten und bedeutendsten Hochschulen Argentiniens , erhalten. und zwar als Ordinarius für Physiologie und Leiter des Physiolo- gischen Instituts. An der Berliner Nniversitnt durfte Nicolai bekanntlich nicht lesen, die nationalistischen Biertimpel flegellen den Gelehrten on. weil er Pazifist ist Nim hat er in dem offenbar kultivierteren Südamerika ein Asyl gefunden. Gründung einer Fesispielsliftuva Bayreuth . Im Anschluß on die Leipziger Versammlung vom 23. Mai kamen gestern in Bayreuth aus allen Gegenden Deutschlands die Freunde des Bayrcuthcr Ge- donkeus zusammen und gründeten im Einvernehmen mit der Familie Wagner die„Deutsche Festspielstiftung Boy- reut h", die die Wiederaufnahme und Erhaltung der Festspiele ermöglichen und sichern soll Es soll ein Stiftungsvermögen von mindestens drei Millionen Mark aufgebracht werden durch Ausgabe von Patronats-Scheinen, mit deren Erwerb bedingte Vorrechie verbunden sind. Mit den nächsten Maßnahmen ist die Zentral» leitung des Richard- Wagner-Vereins in Leipzig betraut worden. Die Wiederaufnahme der Festspiele ist für das Jahr 1923 in Aussicht genommen.
«i« städtisches BolkSkouzert bei Blütbner-vrchesterS findet heute, abends L Uhr, in den Germaniafälen. Vausseellr. 1 lv/tll- statt. Karten nnd in den bekannten Darnerkoufsstellcn sowie an ter Abrndkaffe zu haben. Friedrich Moeft lieft Sonnabend, den II, abends TV. , im Saal der Reicherichen Hochschule, Fasauenstr. 38, Novelle« von Waupasjant.