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Nr. 265 38. Jahrgang

Groß- Berlin

Beim Baden ertrunken

ist und der um jeden Preis der schleunigsten Abhilfe bedarf.

Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 8. Juni 1921

ehe und intellektueller Urfundenfälschung gegen Wohnungsamt felber am 1 Juni 1920 den Vertrag mit dem Ver. ben ehemaligen Polizeileutnant und Oberleutnant a. D. Ernst mert teine Einwendungen" geftempelt hatte. Der Hauswirt Müser. mußte einen neuen Vertrag mit dem Turnwart abschließen, dieser hat inzwischen die Wohnung bezogen und de: Magistratsbeamte fommt um sein Recht.

Aber hiermit nicht genug. Man fand hinterher, daß die frühere Wchnung des Turnwarts doch wohl für den Herrn Direktor zu wenig fei. Der Mieterbeifiker teilt uns mit, daß dem Direktor Bullrich zu der Dreizimmerwohnung noch die Räume einer auf dem Schulgrundstück an eine Privatperson vermieteten Wohnung zugesprochen wurden. Die Instandsetzung( auch elektrisches Licht wurde als unerläßlich erachtet) toftet der Stadt ein tüch­statt des bisherigen anscheinend nicht mehr zeitgemäßen Gaslichtes tiges Stüd Geld. Stadtrat Benede soll sich besonders darum bemüht haben, daß die neue Dienstwohnung des Direktors standes. gemäß hergerichtet wird. Wo bleibt da die so oft für notwendig erflärte Sparsamteit"?

Die Frau im Parteileben.

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Eine gutbesuchte Funktionärinnentonferenz vom 6. Juni befaßte sich nach einem furzen, einleitenden Referat der Genossin Toden. Parteileben eine Rolle spielen, hauptsächlich mit den agitatorischen bagen, das auf die besonderen Frauenfragen hinwies, die im und organisatorischen Aufgaben.

Der Angeklagte hat ein höchst wechselvolles Leben geführt. Er war vor dem Kriege Regierungs- Supernumerar, hat dann in in Düsseldorf die Polizeischule besucht, wurde am 1. April 1914 in Wieder find am letzten Sonntag fünf Personen beim Baden Bestfalen als Polizeikommissar eingestellt, im Kriege wurde er Bize­im Müggelsee ertrunken. Das ist eine erschreckend hohe Bahl, feldwebel, dann zum Offizier befördert, fem im Juni 1915 als menn man bedenkt, das jetzt, nach begonitener Urlaubszeit, tagtäglich Feldpolizeikommissar zum Generalitab nach Lodz und erhielt den der regste Badebetrieb herrscht und fast jeden Tag dem See weitere Rang eines Oberleutnants. In Warschau lernte er in einem Menschenleben zum Opfer fallen können. Und es ist tatsächlich fo: fehr zweifelhaften Lofal eine Frau fennen, die dort als Kaba faum ein Tag vergeht, an dem nicht ein oder mehrere Fälle beim rettistin auftrat. Er verliebte fich in diese geschiedene Frau, befreite fie aus polizeilicher Kontrolle, löfte ihr Engagement und Baden ertrunken" gemeldet werden. Weiſt ſteht noch dabei: an heiratete fie, die brei Rinder ihm mit in die Che brachte. Ende perbotener Stelle". Ein Zuſtand, der auf die Dauer unerträglich Januar 1919 trennte er sich von seiner Frau, hofte fich bann aber eines Tages etwas gemaltfam einen Teil der Möbel heraus und empörte dadurch seine Frau derartig, daß sie nach dem Charlotten burger Bolizeipräsidium schichte. Er wurde zunächst in Schutzhaft genommen und fam nach dem Lazarett in der Scharnhorststraße. Von dort gelang es ihm, unbeans andet die Freiheit zu gewinnen und er beschloß nun, einen andern Namen anzunehmen. In Neukölln traf er auf einen Mann, der ihm für 80 m. Militär­Beugnis auf denselben Namen und der Bezeichnung als Sohn papiere auf den Namen Mar Körner und ein standesamtliches eines Oberregierungsrats" anfertigte. Er ist dann auf Grund einer Annonce als ehemaliger Offizier auf ein Gut gegangen, wo die Tochter eines wohlhabenden Berliner Kaufmanns& die Wirtschaft der Frau mit dem Mann für ihre bürgerrechtliche und fulturelle Die Folgerungen, die sich aus der staatsrechtlichen Gleichstellung erlernte. Er verliebte fich in diese und verlobte fich als Mar Einstellung ergeben, traten in der Debatte sehr lebhaft zutage. Körner. Auf wiederholtes Drängen des Schwiegervaters schritt das Sie ergab als einstimmige Ansicht der Konferenz, daß es dringend Brautpaar zur Ehe. Bon Effen aus machte der Angeklagte so notwendig fei, in den Fragen, die die Frau als Geschlechtswesen be. große Geschäfte, daß er bald eine Summe von 100 000 m, an ver- treffen, eine flare Stellungnahme der sozialdemokratischen Frauen, dienter Provision hinter sich hatte. Er faufte sich als Mar Körner unter besonderer Betonung der ethischen Gesichtspunkte herauszu in Swinemünde ein Grundstück mit Weinrestaurant, zu dem arbeiten, um den unethischen Unterstellungen bürgerlicher Kreise im er aber feine Ronzeffion erhielt. Eine von ihm engagierte Bar Kampf um diese Fragen wirksam zu begegnen. Nachstehende. Re­dame und eine andere Dame scheint die Eifersucht seiner Frau solution wurde einstimmig angenommen: Die Konferenz der erreat zu haben, fie trennte sich von ihm und da er ihr seine Lebens- Funktionärinnen des Bezirksverbandes Berlin der SPD. spricht die geschichte erzählt hatte, erstattete fie Anzeige. Erwartung aus, daß auch dem diesjährigen Parteitag eine Reichs. Die Cheerlebnisse des Angeklagten endeten nun damit, daß das frauenfonferenz vorangeht. Eine Reihe von Fragen be Gericht ihn wegen Doppelehe und intellektueller Urfundenfälschung dürfen dringend der baldigen gemeinsamen Besprechung durch die zu einem Jahr Gefängnis unter Anrechnung von drei Mofozialdemokratischen Frauen Deutschlands . Dazu gehören in erster naten Untersuchungshaft verurteilte Beide als Zeuginnen vor. Linie die Fragen der Bevölkerungspolitik. Außerdem ist die Er. geladenen Ehefrauen des Angeflogten schien dessen Schicksal nicht örterung der Agitationsfragen dringend notwendig." allzu fehr aufzuregen.

Bor etwa neun bis zehn Jahren wurde das zum Baden wegen feines herrlichen Strandes vorzüglich geeignete ordufer des Müggelsees von aller Welt zum Baden benugt. Bis zu 100 000 Per sonen hat man zeitweise an dem etwa zwei Kilometer langen Strande und im angrenzenden Riesernwalde gezählt. Das ging eine Weile gut. Jedermann fonnte ohne Gefahr baden, denn der See ist noch fast 100 Meter vom Strand entfernt ganz flach. Dann allerdings faft 100 Meter vom Strand entfernt ganz flach. Dann allerdings vertieft er sich plötzlich ganz ungeheuer, his zu vier und sechs Metern, nämlich da, wo das alte Bett der Spree sich entlangzieht, heute Schiffergraben" genannt. Die gefährliche Grenze wurde nach den ersten Unglücksfällen genau durch Fahnen usw. fenntlich gemacht. Doch nichts half. Magnetisch zog es gerade die Nichtschwimmer um einen Schritt über die Scheidelinie hinaus, der fie in der Regel für immer verschwinden ließ. Die Todesfälle mehr ten sich, was dazu führte, daß das Baden am Nordufer des Sees bei Strafe verboten und auch tatsächlich aufgegeben wurde. Um den Zehntausenden Badeluftigen einen Erfaß zu schaffen, wurde das Freibad Müggelsee bei Rahnsdorf errichtet, das bei den beschränkten Raumverhältniffen für die Maffen der Besucher längst nicht aus reicht. Bezwungenermaßen verteilen diese Massen sich nun auf die übrigen Ufer des Sees, besonders auf das Südufer, dessen Strand mit dem Nordufer feinen Bergleich aushält, aber nicht so gefährlich ist, weil hier auch dem leichtsinnigsten Nichtschwimmer feine Lntiefe droht. Hier entsteht an jedem Sonnabend und Sonntag eine Riesen Zeltstadt, in der ganze Familien ihre freien Stunden verleben. Es Im Hinblick auf die Neuwahl des Bezirksvorstandes auf dem geht hier auch mit verhältnismäßig wenigen Unglüdsfällen ab. An­bevorstehenden Bezirkstage fprach sich die Konferenz durch einftimmi ders liegt es mit den weiteren Resten der vom Nordufer Vertriebenen, gen Beschluß dafür aus, daß es wünschenswert sei, außer der üblichen Wohnungsnot und Dienstwohnungen. die an den Ufern der Spree zwischen Friedrichshagen , Bertretung der Frauen auch eine Genoffin in den engeren Borstand Hirschgarten und openid baden. Hier sind die Unglücks- Der Vorwärts" hat schon öfter darauf hingewiesen, daß lungen soll dafür die Genoffin Scholz Neufóun den Genoffen und ( in der Eigenschaft als 3. Borsigende) zu wählen. In allen Abteis fälle mit tödlichem Ausgang geradezu an der Tagesordnung. Die übermäßig große Dienstwohnungen ein un Genoffinnen empfohlen werden. Der bisherigen Vertretung im Be Spree nertieft fich sehr schnell und ist für einen Badebetrieb auch mit nötiger Lugus find. Der folgende uns von einem Mieter zirfsvorstand, den Genoffinnen Martha Hoppe, Elfriede Ryned, Else Nichtschwimmern durchaus ungeeignet. Hier sollte das Badeverbot beifizer geschilderte Fall zeigt aufs neue, welcher Unfug in Berlin Scheibenhuber sowie deren Vertreterinnen Martha Schröder, Ger­getrost streng durchgeführt werden. trog aller Wohnungsnot immer noch mit großen Dienstwohnungen trud Scholz und Klara Weiß, sprach die Konferenz ihr Vertrauen Das Norbufer des Müggelsees, das zum Baden wie geschaffen getrieben wird. durch einstimmige Biederwahl aus. An Stelle der Genoffin Ger ist, sollte dem Badebetrieb wieder erschlossen werben. Durch vor- Einem Magistratsbeamten, der während des Krieges feine trud Scholz foll im Falle ihrer Wahl in den engeren Bezirksvorstand fichtige Abgrenzung des Raumes für Nichtschwimmer, durch eine Dreizimmerwohnung hatte aufgeben müssen, wurde nach längerer die Genoffin Wachenheim für die Wahl zur stellvertretenden Frauen­Strenge Rontrolle in Boofen muß zu erreichen sein, daß fein Nicht- Zeit durch die 7. Wohnungsinspektion eine Wohnung im pertreterin der Parteigenossenschaft empfohlen werden, schwimmer mehr dem gefährlichen Schiffergraben zunahefomint, Haufe Pasteurstr. 32 zugewiesen mit dem Bescheid, daß er einziehen Für die Delegation zum Parteitag sprach sich die Konferenz mit daß also Unglüdsfälle dieser Art, die zu vermeiden sind, auch fat fönne, sobald der bisherige Inhaber Dr. Reiste ausziehe. übergroßer Mehrheit dafür aus, daß die Entsendung der Genofsinnen sächlich permieden werden. Dadurch würden die Spreeufer frei Ostern 1920 wurde Dr. Reisle zum Direktor der 10. Real Wachenheim, Hanna und Feuerstaf, für den Frauentag die Genofsin sächlich permieden werden. Dadurch würden die Spreeufer frei fchule gemählt, und von da ab stand ihm auf dem Schulgrundstüc nen Ottilie Bader, Adelheid Klizing und Elfe Scheibenhuber zu werden und Unglüdsfälle blieben auf das eben niemals vermeidbare in der Auguststraße die Neunzimmerwohnung() des empfehlen feien. Minimum beschränkt. Im Intereffe der breitesten Deffentlichkeit steht Direftofs zu Dem bisherigen Realfchuldirektor Prof. Bu11- In den Vorstand des Bereins Arbeiterjugend wurde die Genoffi zu wünschen, daß die Behörden diese Anregung in baldige gründ- rich, jezt Direktor des Königstädtischen Realgymnasiumns, wurde Rutschte, als ihre Vertreterin die Genoffin Harsen gewählt. fiche Erwägung ziehen. durch das Wohnungsamt im Mai 1920 eine Fünfzimmerwohnung

Freibäder für Erwerbslose.

am Friedrichshain nachgewiesen, die ihm zu klein war, und dann eine Fünfzimmerwohnung am Michaeltirchplatz, die ihm von dem

Jubiläum des Erziehungsheims ,, Lindenhof".

Unter dem Borfik des Stadtv. Geh. Rat Prof. Dr. Kirchner be in der Elisabethstraße liegenden Realgymnafium zu weit entfernt Das der Stadt Berlin gehörende Erziehungsheim Lindenhof endete gestern der Stadtverordnetenausschuß zur Vor- war. Als die Deputation für die äußeren Angelegenheiten der rüftet zu einer Gedenffeier. 25 Jahre sind jetzt verflossen, seit die beratung des Antrages Gäbel und Genossen wegen der Freibäder höheren Lehranstalten vorschlug, die auf zwei Stodmerte fich er- Anstalt im Juni 1896 ihr neues Heim in Lichtenberg bezog. Die für Erwerbslose feine Beratungen. Direktor Häußler unterbreitete stredende Neunzimmerwohnung in der Auguststraße unter Reiste Gebäudegruppe des Erziehungshauses für verwahrloste Sinaben", das gewünschte Material. Beschloffen wurde, fedem Erwerbs- und Bullrich zu teilen, beanspruchte der Junggeselle Bullrich wie die Anstalt damals bieß, wurde auf einent abgetrennten Zeit lofen in Berlin einmal in der Woche, eventuell auch zwei- die fünf Zimmer des erster Stodwerks, während Reiste mit Frau des Grundbesiges der Berliner Irrenanstalt Herzberge errichtet. mal, ein Freibad in den Badeanstalten oder in den Flußbadeanstalten und zwei Kindern die vier Zimmer des zweiten Stockwerks nehmen Die Gründung des Erziehungshauses reicht um 10 Jabre weiter zu gewähren, und zwar an vier Tagen in der Woche zwischen 1 und follte. Später beantragte Bullrich, ihm auf dem Schulgrundstück zurüd. Es wurde im Oktober 1886 eröffnet und bis auf weiteres 5 Uhr nachmittags. in der Elifabethstraße eine damals von einem Zurnwart bewohnte in einem von dem Berliner Arbeitshaus in Hummelsburg abge­Dreizimmerwohnung zuzumeisen. Wenn dann Bullrichs Wohnung zweigten Pavillon untergebracht. Das Erziehungsbaus nahm in der Augufstraße von Reiste übernommen werden konnte, sollte naben auf, die nach dem Zwangserziehungsgesetz vom in Reistes Wohnung in der Pasteurstraße der Turnwart ein 13. März 1878 als berwahrloft zur Zwanaserziehung überwiesen Ein Mann mit zwei Namen und zwei Frauen. ziehen. Das Wohnungsamt billigte bas, obwohl wurden. Am 1. April 1901 wurde die Zwangserziehung durch Einen Roman aus dem Leben entrollte eine vor der Straf jener wohnungsuchende Magistratsbeamte im Auftrage des Woh die Fürsorgeerziehung( auf Grund des Geleges vom 2. Juli fammer des Landgerichts I verhandelte Anklage wegen Doppel- nungsamtes die Wohnung in der Pasteurstraße gemietet und das 1900) ersetzt. Bis dahin hatte die inzwischen nach Lichten

Die Doppelehe.

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Stine Menschenkind.

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III. Der Sündenfall.

Bon Martin Andersen Nego . Diesmal waren die Frauen mit bei Tisch - das machte das Ganze festlicher. Sie mußten in einemfort über die Kopenhagener lachen; die meisten der Fischer hatten bis heute nicht geahnt, wieviel Humor in den Frauenzimmern saß, mit denen sie sich durchs Leben durchschlugen sie sprühten, wenn das rechte Wort gesagt wurde. Und antworten fonnten fie auch! Die Kopenhagener hatten sofort ihre eigentümlichen, fomischen Bezeichnungen für alles. Die erste Butterbrot schüssel nannten sie die Insel Amager, die Fleischwurst hieß Landstraße nach Roskilde , einen Schnaps trinken hieß bei ihnen den Arm beugen". Die Fischer nannten sie Wasser­männer. Hör mal, du Wassermann, sollen wir zwei unserer Urgroßmutter ein stilles Glas weihn?" sagten sie, wenn sie mit jemandem anstoßen wollten. Es war für die Fischer nicht leicht zu antworten; Lars Peter war der einzige, der mit gleicher Münze dienen fonnte er war ja auch so eine Art von Zigeuner ! Wenn die Kopenhagener Wassermann zu ihm sagten, so antwortete er mit Biermann, und das schlug ein. Denn es ließ sich nicht leugnen, daß sie im Laufe des Som mers so manche Flasche Bier im Krug geholt hatten. Er unterhielt sich über die Maßen gut. Sein gewaltiges Lachen dröhnte über den langen Tisch hin. D, es war festlich! Die Schüffeln mit den Butterbroten standen eine neben der andern den Tisch entlang, mit allen Sorten von Belag, und Schnaps und Bier war da in gesegneter Anzahl! Und die Sonne tam hinzu, spielten auf Flaschen und Gläsern und entzündete ein Funkeln in den Augen der flammenden Gesichter.

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,, Na, ihr laßt es euch ja wohl sein!" fagte er und öffnete| zuden sehen? Ihr habt gesehn, wie er euch mit der einen den Schlund zu einem falten Pferdegrinsen. Ja, laßt euch Hand das Brot wegnahm und es mit der andern wieder an nur nicht stören. Ihr seid ja heut nachmittag um die Predigt euch verteilte; ihr habt das erstere behalten und das letztere gekommen, und da wollt' ich euch jetzt ein paar Worte fagen- vergeffen- und so muß es wohl sein. Er hätte ja die Finger wo ich euch hier beisammen hab'. Zu den Betſtunden kommt bei sich behalten können denkt ihr was mollte er von ihr ja nicht gern, und deswegen will ich euch auch nicht tadeln; uns! Ja, was wollte man von euch? ihr meint gewiß, es schläft sich besser zu Hause. Und wer schläft, fündigt nicht, so heißt es ja. Aber nun hat man euch also so ziemlich in der Gewalt; was das Essen nicht festhalten kann, werden die Flaschen wohl besorgen. Heute rennt ihr nicht fort vor dem Wort Gottes!

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Seht, Gottes Wort soll ja eigentlich von einem Manne Gottes verkündet werden, und so einer wie ich mird wohl von euch mehr als ein Genosse des Teufels betrachtet. Da geht der verrückte Jakob und zeigt mit seiner geladenen Flinte nach ihm, so sagt ihr zu euch selbst und er zudt nicht mal mit den Wimpern. Aber ich will euch mas anvertrauen, mit Jakobs Flinte tann man überhaupt nicht schießen es ist fein Schloß drin. Hab' ihm die Büchse selber verkauft, als ich damals hörte, daß er einen erschießen wolle. Warum sollst du nicht ebensogut dran verdienen wie ein anderer, dachte man und steckte ihm eine alte Flinte in die Hand. Das ist das ganze Geheimnis! Aber man fennt noch' ne andere Geschichte von Flinten und Teufelsterlen. Eines abends war man hier- da nach Süden hinauf der Entenjagd, und da traf man den Bösen selber. Er hatte Hörner an der Stirn, und aus seinen Nasenlöchern fam Feuer. Das war doch etwas anderes als so ein elender Krüppel und Menschenfresser! Nun meint ihr wohl, er habe einen holen wollen. Nein, das wollte er wahrhaftig nichter schwatzte von allerlei gleichgültigen Dingen- wann er den einen von euch holen werde und wann den andern. Was hast du da?" fragte er und faßte um meine Doppelflinte. Das ist eine Tabafspfeife! antworte ich. Der Krugwirt tauchte auf, als die Stimmung ihren Höhe Er wollt' ja gern probieren, wie so eine fich raucht, und da punkt erreicht hatte. Es wurde plötzlich still, sogar die Kopen- läßt man ihn beide Läufe ins Maul steden und abfeuern. hagener verloren die Sprache, als sie ihn fahen. Er stand Aber der Böse, der nieste bloß und sagte: Du rauchst einen plöglich oben auf der Rednertribüne und betrachtete die Ge- starken Tabat." Seht, so benimmt sich ein Teufelsferl vor fellschaft, ohne daß jemand thn hatte tommen sehen; die breiten einer Flinte. Was den Jafob da angeht, der hat die Waffe Schultern ragten gerade noch über die obere Kante der Tri- mit seinen letzten elenden Pfennigen bezahlt. Wenn einer den büne weg, der große Kopf lag zwischen sie eingebohrt und Namen Teufelsterl verdienen sollte, so müßte es also deswegen brehte sich von der einen Seite zur anderen; er glich einem sein, weil man damals nicht mit den Augen gezuckt hat. Jeltfamen, fremben Bogel Aber habt ihr jemals den Menschenfresser mit der Wimper

Ausnügen wollt' man euch, und man hat's nach Kräften getan wie es die Pflicht des Menschen ist, das, was nor handen ist, auszunuzen und sich die Erde untertan zu machen. Das hat euch nicht gefallen, aber glaubt ihr etwa, daß es dem Gaul gefällt, zu ziehen oder dem Schaf, gefchoren zu werden? Futter wollen fie gerne haben, aber etwas dafür leisten, das mollen sie nicht.

Ja, aber mir find Menschen, denkt ihr oder denkt ihr das vielleicht nicht mal? Wohl faum. Und fönnt ihr dann verlangen, daß andere so denken sollen? Der Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen, wie es heißt. Bin ich das wohl? Ich glaube, der liebe Gott würde sich dafür bedanken, so auszusehn wie ich! Ja, ihr lacht aber wenn ihr nach dem Bilde Gottes geschaffen seid, so könnte man wohl beinahe meinen, daß das noch schlimmer ist!

Ja, merdet nur ärgerlich! Wenn man nicht wüßte, daß der Branntwein euch frazbürstig macht, so könnte man fast Achtung vor euch friegen!

Laßt mich euch zum Schluß etwas sagen, ohne daß ihr's übelnehmen dürft.. Der liebe Gott hat etwas vergessen, als er euch schuf. Hat er euch den Odem des Lebens eingehaucht, so muß es vom verfehrten Ende aus geschehen sein. Wie tönntet ihr sonst so schläfrig sein! Ihr habt euch manchmal da gerieben, wo das Geschirr scheuerte, aber ihr habt euch doch hineingefunden; drum wart ihr wohl nichts Besseres wert. Und freutet ihr euch nicht doch über die Sklaverei? Es ist leichter, wenn das Essen einem zurechtgekaut wird, als wenn man's selber taut! Ich hab' es euch allen gefaut, dafür hab' ich meine Zähne; aber was habt ihr? Es ist nicht einer unter euch, in dem ein bißchen Saft und Kraft ist. Ich hab' oft genug gedacht: daß sie sich darein fügen daß sie dich nicht zum Henker jagen! Aber ihr beleckt gern den Stiefel, der euch tritt... nicht ein Mann ist unter euch gewesen. Es müßte denn der Lars Peter sein, aber auch der ist zu weich, man fann ihn am Herzen herumschleifen, wohin man will. ( Schluß folgt.)