in der Arbeiterschaft ausgewst. Zn Ausschreitimgen ist es aber nirgends gekommen. Das Streik�ild in München war durch die Tonntäglichkeit des Stadtbildes wesentlich verwischt. Es verkehrte ein Teil der Straßenbahn, ebenso war ein Teil derGa st statten und chotels geöffnet. Die Einheitlichkeit der Streikleitung konnte im allge- meinen aufrechterhalten werden. Am Sonntag vormittag erklärten allerdings die Kommunisten, daß sie weiterhin mit der politischen Streikleitung nicht zusammenarbeiten könnten, weil die Sozialdemokratie die Geschlossenheit der Bewe- gung durch ihr„ständiges Nachgeben(!) gegenüber der Polizei- direktion" gefährde. Abends um g Uhr jedoch erklärten sie, daß sie wieder bereit wären, in die Streikleitung einzutreten. Auf das Verbot für der Montag angekündigten Veranstaltungen durch die Polizeidirektion versuchte die Streikleitung, abends 6 Uhr beim Ministerpräsidenten Kohr vorzusprechen, ch e r r Kahr ließ sich jedoch verleugnen. Daraufhin begab sie sich zum Polizeipräsidenten P ö h n e r. Dieser äußerte, er wäre durch das Programm von Massenversammlungen und einer großen Traucrkundgebung„überrascht" worden. Der Generalstreik sei„nicht notwendig" gewesen. Der Impuls der Massen wäre„nicht vorhanden"(!) gewesen. Das Verbot sollte den Ar- beitcrn, die gegen den Streik seien, das Rückgrat stärken. Seine Handlungsweise würde vollkommen gedeckt werden durch das Ministerium des Innern und die Staalsregierung. Er habe kein Bedürfnis, den 7. November 1318 zu revidieren. Er wolle keine Neuauflage von Eisners Begräbnis, hierauf machte ihn Unterleitner auf die ungeheuer ernste'Lage und die Erbitterung aufmerksam, welche die Arbeiterschaft nach Bekanntwerden des Verbotes ergriffen hat, und ersuchte, in irgend- einer Form eine Berichtigung des erlassenen Verbotes im Fnteresis der gesamten Bevölkerung Münchens vorzunehmen. Die Sitzung verlief refultailos. Proteste gegen üen Morü. Men, 12. Juni. (MTB.) Die gestrige Sitzung des Wiener Kreisarbciterrates wurde von Dr. Adler mit einer Sympathie- kundgebung für die bayerische Arbeiterschaft eröffnet, in der er ausführte, die gemeinsame Aktion des Mllnchener Proletariats sei ein Zeichen der Hoffnung, daß auch in Deutschland die Kampf- tätigkeit des Proletariats für die Selbstbestimmung der Genossen wiederum gestärkt werde. Auf Antrag Dr. Adlers wurde ein- stimmig die Absenkung eines Telegramms an den von dem Proletariat Münchens eingesetzten gemeinsamen Ausschuß be- schlössen, in dem der kreisorbeilerrat dem klassenbewußten Proletariat Bayerns sein tiefstes Mitgefühl aus Anlaß der Ermordung des Abgeordneten Garcis ausspricht. Der Parteivorstand der österreichischen Sozialdemo- kratischen Parter sandte an die unabhängige sozialdemo- kratische Partei in München ebenfalls ein Beileidstelegramm. Frankfurt a. M.. 12. Juni.(K.) llebor das Thema:„Neues Deutschland— Neues Europa " sprach Hermann Wendel , in einer öffentlichen Volksversammlung im Schumann-Theater . Er ging in seinem Referat auch ein auf die meuchelmörderische Tat der bayerischen Reaktion. Die Versammlung nahm hierzu einstimmig eine Protestresolution an.
Mstellungsbeöingungen üer Schutzpolizei. Die Sozialdemokratische Fraktion hat folgende Große An- frage der Abgeordneten Braun, heilmann, Krüger-Potsdam, Heller und Genossen im preußischen Landtag«ingebracht: Ist der Herr Minister des Innern bereit, d<m Landtag Aus- kimft über die Anltellungsbcdingungen der Schutzpolizeib'eamten zu geben und die Gründe mitzuteilen, aus denen sich gegen den Erlaß des Ministers vom 1l>. Mai 1921 bei allen Schutzpolizei- beomten ein sta r k e r W i d erstand entwickelt hat? Trifft es zu, daß dieser Erlaß die ursprünglich festgesetzten Anstellungsbedingungen ausschließlich zugunsten der » Offiziere geändert hat? hat sich das R e i ch s m i n i st« r i u m des Innern mit dem Erlaß einverstanden erklärt? Das Ministerium des Innern behauptet in einer Zuschrift an uns, daß der Widerstand gegen die Anstellungsbedingungen nur von
Tagores Senöung und Slenöung. Von Max Hochdorf . Tagore, der als lyrischer Dichter und Erzähler einer weichen, unterrichtenden, über alle Zeiten und Landesgrenzen gültigen Bona- lität huldigt, ist banal, weil ihm die erobernde Phantasie fehlt. Die Ereignisse in der Kinderseele, die Zustände im bürgerlichen Hause, die Verwicklungen im Gedankendrama, die er erfindet, die er um- brämt, die er andeutet, die er gestaltet sind alle ein sanftes Echo von schon vorhandenen Welten der Erfindung. Dieser Mann des Ostens hat als Träumer und dichtender Phantast einen beengten Europäerhorizont. Von den Genies seiner Heimat hat er nur historische philologische Eindrücke gewonnen, nicht aber eine un- geheuer weitertreibende Kraft des Poetischen. Sein Koxf ist dank- bar, sein Gefühl ist Ergebenheit, sein Temperament ist Abklärung, aber auch Mattigkeit. Er lebt mehr in der Predigt als in der Poesie. Er ist mehr erbaulich als schöpferisch. Da er jedoch mit weihevoller Feierlichkeit alles das pflegt, da ihm der Kampf zwischen dem Gewollten und Geformten erspart bleibt, und er in einer an- genehmen Glückseligkeit des Geistes, die zum edelsten Dilettantismus gehört, sen Werk betreibt, gefällt er allen Unruhigen, allen Ge- quällen, allen Westlichen, allen Geschäftigen, denen die Freiheit zum Alleinsein und Ruhigsein als der kostbarste Traum erscheint. Tagore hat ein Stück Leben, das uns Europäern ganz verloren ging, zu seiner Lebensform und zu seiner Kunstform gemacht. Die Würde des edlen Weltbifchofs oder des imposanten Onkels mit Propheten- monieren, das ungezwungen Priesterliche, das nicht stolziert, sondern unabhängig blüht, diese ganze bei Europäern heute so seltene Men- schenhaltuna, die sich von der Kriegerhaltung, von der Bettlerhaltung, von der Schie�erhaltung, von der Literotenhaltung und aufgedon- nerten Staatsmann- und Diplomatenhaltung unterscheidet, das ge- fällt so außerordentlich an Tagore . Und man merkt kaum, daß er einen Ueberschuß von Selbstverständlichkeit, sogar von süßlicher Ein- sali und ermüdendem Alltag ausbreitet. Die zweifelssteie, von dem Ueberfluß an Historie und von dem Mangel an Eigennatur eben herstammende hausbaSenheit und Philisterei dieses Mannes ist nicht schwer zu erkennen. Nicht um etwas Großes eigensinnig zu zerbröckeln, sondern nur. nm der Gerechtigkeit zu dienen, sagt der Beobachter, daß die Herren des Nobelpreises sthrem zaghaften, ihrem nicht jungen, ihrem der Glut des Genies behutsam ausweichenden Gemüt folgten, als sie den Gold- und Zeigefinger auf Tagore legten. Es ist unklug, lächerlich und gar nicht diskutabel, wenn Tagore mit Tolstoi vergliche» wird. In Rußland der ungeheure Gestalter wider Willen, in Bengalen der mühselige Schriftsteller, der seine Feder fleißig übt. Tagore ist Wahrheitzfreimd und Sitlenlehrer, Führer zur Weisheit, Gesährte für den Weg zu Gott . Er ist es, aber er ist es
' einer kleinen Gruppe VerNner Beamten ausging«, während die großen Verbände ihr Einverständnis erklärt hätten. Es wird ja nun Ge- legenheit fein, die Angelegenheit in voller Oeffentlichkeit vor dem Landtag nachzuprüfen. Kommuniftifchs? Zusammenbruch im Maus- feiöer Kreis. hallo a. S.. den 13. Juni. (Eigener Drahtberich« des„Vor- wärts".) Am Sonntag fanden Kreistagswahlen für den Mansfelder Seekreis statt. Sie brachten eine Wahlbeteiligung von noch nicht öl) Proz. Der Zusammenbruch der VKPD . ist katastrophal. Von 21 887 bei der letzten Preußenwahl erhalte- nen Stimmen rettete diese Partei nur b719. Nur infolge des Vor- wärtsfchreitens der anderen sozialistischen Par. t e i e n wurde eine vernichtende Niederlage der Arbeiterklasse verhindert. Es stehen jetzt im Kreistage 15 Vertreter der Linksparteien gegen 11 Vertreter der Rechten. In den Kreistag entsenden die SPD . 5, die USPD . 3, die VKPD . 7, der Vüroerblock 10 und das Zentrum 1 Abgeordneten. Bisher herrschten im Kreistage die Kommunisten mit absoluter Mehrheit. Sie verlieren von 13 Mandaten 6. Die SPD. ge- winnt 3, pis USPD . 2 und der Türgerblock 1. An Stimmen er- hielt die SPD. 4L3S , die USPD . 2334, die VKPD . 0713, die oet- einigten Bürgerlichen Listun 9560 und das Zentrum 1067.
Verhandlungen Loucheur Rathenau. Paris . 13. Iuni. (MTV.) Die der Außenpoliflker des „Pclit Parificn" Philippe Millot aus Mainz berichtei, fand gestern in Wiesbaden eine Begegnung zwischen L o o ch e u r und Rathen au statt. Er bemerkt, daß diese Begegnung den Alliier- ten Regierungen mitgeteilt wurde und daß bei derselben weder über ■.ine obqxschlesische Frage, noch über die Sanktionen am Rhein ge- sprochen wurde. Paris, - Juni.(EE.) Die Unterhaltung dauerte insgesamt ö)� Stunden. Zweimal versuchte Rathenau das ober- schlefischc Problem anzuschneiden. Er wollte darlegen, daß diese Frage wirtschaftlichen Charakter habe. Wenn das Industrie- gebiet von Oberschlesien Polen zufiele, so würde Deutschland einen Kohlenmongel haben. L o u ch e u r ließ sich nach dem„Petit Porisien" nicht auf dieses Gebiet hinüberführen und er erinnerte Rathenau an die Bestimmung des Verstnllcr Friedensvertrages, der Deutschland 15 Jahre hindurch die oberschlesische Kohlenlieferung durch Polen stchÄe. Zudem sei dies eine politische Frage, und er habe nicht die Aufgabe, über solche zu oerhandeln. Rathenau wandte sich dann als erstem Beratungsgegenstonde der 2öprozenl'.gcu Aussuhrabgabe zu. Er konnte noch keinen festen Vorschlag auf Abänderung dieses Index machen, doch teilte er Loucheur mit, daß er dem System von London das Pariser System vorziehen würde, bei welchem die festen Jcchresraten höher wären. Außerdem wünscht Rathenau , daß das System der Schuldverschmbung, wie es in London be- schlössen wurde, durch ein anderes ersetzt werde, wonach Deutsch - land jelbst Anleihen auf den Weltmarkt begeben könnte. Loucheur gab ihm zu verstehen, daß Deutschland sich nicht die Hoffnung machen dürfe, derartige Anleihen würden von den Alliier- ten garantiert werden. Nothenau erörterte sodann ausführlich die Naturalleistungen. indem er darauf hinwies, daß bei der gegenwärtigen Valuta dies für Frankreich wie für Deutschland Leben und Tod sei. Loucheur wies Rathenau auf die große» Schwierigkeiten hin, die bei den Naturallieferungen zu überwinden seien. Insbesondere drang er darauf, daß derartige Lieferungen nicht im gleichen Jahre gezahlt werden, in dem sie erfolgen, sondern wie dies bei der Industrie all- gemein üblich ist, daß die Bezahlung ausmehrereJahre verteilt würde. Keinesfalls aber dürfe von Frankreich inner- halb eines Jahres für Lieferungen mehr bezahlt werden als die jährlichen Leistungen Deutschland ? in Geld ausmachen; denn wenn Frankreich mit barem Geldc der Bezahlung der deutschen Lieferungen nachhelfen müßte, so hätte es wenig Interesse an ihnen. Wenn
mit höchster Kansistarialratswürde. Für den Belesenen ist er der anständig wiederhallende Herold jahrtausendalter Orientsweisheit. Er ist ein Journalist für llpanischodenpropaganda, ein Entleiher, ein Anlehner. wenn auch ein Ergriffener und Andächtiger. Nicht mit Bewußtsein blendet er Europa , sondern er täuscht sich über seine Sendung, weil er nur mit geringer Hellsichtigkeit in europäische Geistesverfassung und Gesellschaftsordnung hineinzublicken vermag. Die Einkehr, die er an sich selber verführerisch übt, die er seinen Nebenmenschen einprägen möchte, ist im Grunde verkapptes, roman- tische? Patriarchentum, das wieder Hörigentum erzeugt. Seine Ethik verlangt vom Menschen alle Leugnung des Kleinen, des Mar- ternden, es ist Ethik für Kleinrentner, für Kleinbauern, für Millio- näre aber auch. Wenn das Pythagoräische und das Tolstoianische Wort, das wieder mit dem tiefsten Satz des Bhagarad-Glute zusam- menhängt, richtig ist, dann ist die Welt nicht aus Mertschen, sondern der Mensch aus Welten zusammengesetzt. Der sittliche oder religiöse Mensch muß aber erzogen werden, um diese Weltenbuntheit in sich reichlich zu entdecken. Tagore will die Welt durch die Menschen bessern, indem er alles Opfer und jeden Kampf vom Menschen ver- lairgt. So hat sich in den Jahrtausenden bisher jede Rückständigkeit gerechtfertigt. Es ist aber, wie etwa der Prediger des sittlichen Sozialismus sagen würde, menschenfreundlicher, den Versuch zur Vermehrung der Menschensreude durch Vermehrung der erfreulichen Welten zu machen. Vielleicht sagen Tagores heul ige Anhänger, die übrigens schon seit Jahrtausenden lebten, daß solche Abwehr der Seelenerziehung eine banausische Roheit ist. Dann mag ihnen be- hutsam erwidert werden, daß der Beobachter der Tagoreschen Moral unheilbar mißtrauisch bleibt, weil er im Menschen immer nur Menschliches, niemals aber Uebermenschliches gesehen hat. Ob ein Weisheitslehrer gestatten will, daß der Mensch aus Heldenkraft unmoralisch sei oder übermoralisch, es ist immer die gleiche, gefähr- liche, blendende Ethik. Tagore liebt die Breite. Der Sinn seiner Lehre wurde hier etwas verdichtet. Der Kern nur wurde getroffen. Das hindert nicht, daß hie und da aus diesem schönen Haupt auch sekundenlang Ein- schmeichelndes entsprang. lÄeber-Frier I. Es war nur ein Vorspiel Lur Feier, eine philo- logische, etwas kleinbürgerlich-langweilige Angelegenheit im Opernhaus. Die„P r e z i a s a","die vor 100 Jahren, kurz vor dem„Freischütz", herauskam, wird nicht mehr zugkräftig werden, trotz der hornseligen, auch waldsrischen Instrumentation, trotz flotter, zigeunerhaft rhythmisierter Chöre. Die wurden vom Staatsopern- chor prachtvoll, smiber, mit keckem Schwung herausgesungen. Den Text zwischendurch sprach der Philologe und Regisseur Droescher. und Genia Giiszallwirz deklamierte mit richtig singendem Ton, sang mit schmachtend binaufgezogene? Deklamation ihr einsames Liedchen. Vor der Büste Webers prangten die Mannen und schleiften ihre trockenen Kehlen. Die Preziosa-Tanz-Suite soll leben, ohne Aktion,
dagegen die deutschen Lieferungen einen Ratenvorschnß ans die künftige Iahreszahlung bedeuten würden, so könnte sich Frank- reich mit diesem Projekt abfinden. Loucheur fragte Rathenau , ob es nicht möglich wäre, sich gewisser Einkaufsgesellschaften als Vermittler zu bedienen, so daß Deutschland in der Lage wäre, die Zahlung auf mehrere Jahre zu verteilen. Die Be- sprechung wandte sich dann der Frage der Holzhäuser zu, wobei Loucheur darauf drang, daß der Preis für diese ver- mindert werde. Einem Vertreter des„Matin" in Wiesbaden gegenüber äußerte sich Loucheur selbst über die Unterredung mit Rathenau . Wir sind auf dem Gebiet der Allgemeinheiten oerblieben. Morgen früh werden wir in die Details übergehen. Gegenwärtig kann ich nur sagen, daß ich in Rathenau , den ich zum ersten Male gesprochen habe, einen Menschen fand, der von den besten Absichten be- seelt ist, und der den deutlichen Willen hat, zu bekunden, daß die Unterschrift Deutschlands von diesem respektiert werden muß. Heute will Loucheur drei oder vier Punkte, die ihm besonders interessieren, mit Rathenau diskutieren und zwar: die R ü ck � e r st a t t u n g des von Deutschland während des Krieges beschlag- nahmten Jndustricmaterials, worüber schon seit langem VerHand- lungen mit der deutschen Regierung schweben, die Rückerstattung des Mobiliars und des Viehs und endlich die Lieferung der Holzhäuser. Die Entwaffnungsfrage in Obsrfthlesien. Paris, - 13. Juni. (EE.) Der Berichterstatter der„Chicaga Tribüne" meldet aus dem Hauptquartier Korfantys: Das Pro- gromm, das auf Grund von Konferenzen zwischen Alliierten, Deut- schen und Polen durchgeführt werden soll, lautet wie folgt: 1. Am 14. Juni beginnen die Truppen der Insurgenten und des deutschen Selbstschutzes die E n t w a f f n u n g.�ie am 22. Juni durchgeführt sein muß. 2. Je nach Fortschreiten dieser Entwaffnung übernehmen die alliierten Truppen die Garnisonen in dem Abstimmungs« gebiet. 3. In Abänderung der Korfanty -Linie soll eine neutrale Zone geschaffen werden, die die Insurgenten und die deutschen Truppen vollständig trennt. 4. Jede der beiden Zonen wird durch Militärstreitkräste geschützt sein. Im Korfanty -Gebiet werden nur Polen für die Polizei rekrutiert, im deutschen Gebiet Deutsche . 5. Angriffsakte von beiden Teilen werden im Verlaufe der Entwaffnungspsriode oder späterhin das ganze Zlbkommen un- wirksam machen. Die alliierten Truppen würden in einem solchen Falle zur Gewalt greifen. Den letzten Nachrichten zufolge haben die deutschen Dele� gierten dos Abkommen angenommen. Seitdem das Gerücht verbreitet wurde, daß K o r f a n t y dem Abkommen zu- gestimmt habe, ist heller Aufruhr in seinen Reihen einge- treten und sichtbare Zeichen der Desorganisation machen sich bemerkbar. Man wirst Korfanty vor, daß er im Interesse inter - nationaler Kapitalisten handle. Diesen Zustand haben die Kam- m u n i st e n benutzt, um Unruhe in seine Reihen zu bringen. Ein- zelne dieser Agitatoren wurden bereits gefangengesetzt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Diejenigen, die mit dem Abkommen Konsantys unzufrieden find, stellten sich hinter einen gewissen Hauptmann Adolf Hauke, der Kommunist ist und sich zum Oberkomman» dierenden der Insurgenten gemacht hat. Er wurde verhaftet, ebenso mehrere Mitverschworene. Allerdings mußten sie«lle am gleiche» Tage wieder entlassen werden. Hauke soll' es sogar gelungen sein, mit seinen Soldaten Korfantys Haus mit Maschinen- gewehren zu bedrohen. Korfanty wurde aber aus dieser Gefangen- schaft befreit, was allerdings nur dadurch möglich wurde, daß er zu- nächst vom Balkon aus die Mitteilung machte, daß Hauke und seine Soldaten straflos ausgehen würden. Korfanty hotte am Sonntag mehrere Besprechungen mit militärischen und politischen Bevollmächtigten der Alliierten, in denen er besonders Amnestie für die Insurgenten verlangte.
Der König von Griechenland ist in Smyrna eingetroffen. Er begab sich sofort an die griechisch-türkische Front.
ohne Deklamation, ohne Auswand. Gräbt man aus, so hole man die Lustigkeit der drei Pintos her und forsche in den Mahler-Bio- graphien danach, wie das anzupacken wäre. Stiedry dirigiertes« Beginn die Euryonte-Ouvertürc, die— seit der berüchtigten Passe« Aufführung— immer noch den Generalprobenstemvcl trägt. Und Michael von Zadora spielte die Phantasie äußerst virtuos, wirbelnd, faszinierend, nachdem er in Busonischer.Haltung die Einleitung her- ausgestochen hotte. Heraus aus dieser echt deutschen Feier, au? dieser gefälligen Lieberhaberbühnen-Aktion! Gebt uns Wald und Sonne und Agathe und einen Blick in die romantisch verzauberte Welt! Wer anders Weber feiert, ist unglücklich oder unbegabt. K. S. Humoristischer Wandschmuck. Den englischen Architekten Lethaby schmerzt es, daß die meisten Menschen heute so mißvergnügt sind. Um diesem Uebelstarde abzuhelfen, empfiehlt er in einer Londoner Fachzeitschrift, die Tapeten unserer Wohnzimmer in leuchtenden und freudigen Farben zu holten und sie mit lustigen Bildern und komischen Szenen zu schmücken. Er weist dabei auf die reizenden farbigen Darstellungen hin, die man auf den Fußböden und an den Wänden der pompejanischen Häuser sieht, und er schwärmt von den vergnüglichen Bildern und Ornamenten, die die Renaissance und das Rokoko an die Wände zauberte. Lichte, warme oder kühle Farben wirken zweifellos teils be- ruhigend, teils steudig anregend auf die Stimmung. Aber einerseits stumpft sich diese Wirkung mit der Zeit ab, und andererseits ist sie nie so stark, daß sie den Gemütszustand dauernd beinflussen könnte. Ein Melancholiker wird auch in einem rosenrot tapezierten Zimmer nicht heiterer werden, und wer heute nicht weiß, wovon er morgen leben soll, dem wird auch der schönste himmelblaue Wandanstrich seine Sorgen nicht nehmen. Dasselbe gilt in noch höherem Maße für bildliche humoristische Darstellungen. Ein Witz, den man zum zweitenmal hört, wirkt nicht mehr, und das ulkigste Bild muß den Beschauer schließlich langweilen, wenn er es stündlich vor sich sieht. Die reichen Leute, die in der Renaissance- und Rokokozeit die Wände ihrer Paläste mit heiteren Stimmungsbildern und Orna- menten schmückten, kannten die Sorgen des Alltaas nicht, und die fröhliche Zimmerzier entsprach ihrer allgemeinen Gemütsverfassung. Außerdem war das, was sie vor sich sahen, nickt eine fabrikmäßig hergestellte Tapete, sondern das Werk eines Künstlers. Und bei einem wirklichen Kunstwerk sprechen neben dem Inhalt immer noch andere Werte mit, die auf die Stimmung viel kräftiger einwirken und ihre Wirkung nicht so leicht erschöpfen wie das rein Stoffliche der Dar- stellung. Wenn man die Wände unserer Schulzimmer mit heiter stimmenden Farben überzieht, so ist das zu billigen, denn es ent- spricht dem leichten und leicht zu beeinflussenden Sinn der Jugend. Als Wandanstrich oder-bekleidung von Wohnzimmern aber wird eine neutrale Farbe mit möglichst sparsamem ornamentalen Schmuck stets das empfehlenswerteste sein. Sie schließt sich jeder heiteren oder traurigen Stimmung an und hat überdies d->n Vorzug. daß sie eine passende Grundlage für jeden farbigen Wandschmuck bildet, den man daraus befestigen will. Klingers Ricsengemöldr„Chcii-us im Olymp" ist jetzt einge- troffen und im Klingersaal der Moabiter Ausstellung ansgestelll.