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GrvMerlw $ur üie �vignon-Gpfer. Die Avignon -Kundgebung im Lustgarten batte sich einer alle Erwartungen übersteigenden Beteiligung zu erfreuen. Der Auf- marsch erfolgte gruppenweise mit Musik. Tafeln mit Aufschriften bekundeten den Zweck der Demonstration und weithin über die Fläche leuchtete ein großes Schild, auf dem in Lapidarschrift die Worte standen:Frankreich , gib die deutschen Kriegsgefangenen frei!" Einige Minuten nach Uhr war der Aufmarsch beendet. Bald darauf leitete das Lied:Empor zum Licht!" vorgetragen von den SPD. -Männerchörcn den Beginn der Veranstaltung ein und die Redner begaben sich nach den im voraus bestimmten Plätzen. Es wurde von den Stufen des Reiterdenkmals, des Doms und des Museums herab gesprochen. Vom Museum aus sprachen Erwin V ars an ti, Reichstagspräsident L ö b e und Prof. Schücking. Genosse L ö b e führte u. a. aus: Schon Jahre hofft die chcimat, ihre Lieben wiederzusehen. Eine rigorose Auslegung des Friedens- Vertrages hält sie zurück. Sie sollen 5 bis 20 Jahre im Zuchthaus büßen wegen Vergehen, die aus der Kriegsnot geboren wurden. Daß es sich nur um Verstöße aus seelischer Zerrüttung handelt, hat man auch in Frankreich schon anerkannt, denn es sind 13 aus Bayern stammende Gefangene ohne weiteres entlassen worden. Zur Versöhnung der Völker würde es beitragen, wenn der Präsident der französischen Republik nun auch alle anderen amnestieren und end- lich der Heimat wiedergeben wollte. Nicht aus den Geist der Rache, sondern auf Menschlichkeit und Gerechtigkeit wollen wir verweisen, an die Kulturnation Frankreich wollen wir appellieren. Eine an allen Redeplätzen verlesene Resolution, in der ausgesprochen wird, daß die im Lustgarten versammelten deutschen Männer und Frauen mit tiefer Betrübnis und in gerechter Ent- rüstung Kenntnis davon genommen haben, daß jetzt noch 115 deutsche Kriegsgefangene in Frankreich zurückgehalten werden, obgleich Deutschland längst alle Kriegsgefangenen, auch die wegen gemeiner Verbrechen bestraften, entlassen hat, und die verlangt, daß die deutsche Regierung die Befreiung der deutschen Gefangenen fordern soll, wurde einstimmig angenommen. Ein Lied der SPD. -Männerchöre schloß die eindrucksvolle De- monstrati on. Wie uns von anderer Seite berichtet wird, sollen sich die Aus- führungen einiger Redner derRechtspart-eien leider wie- der auf sehr bedenklichen Bahnen bewegt haben. Insbesondere die der Abgeordneten Lawerrenz und Dr. Fleischer. Beide sprachen unter großem Aufwand von parteipolitischer Demagogie. Mit Bezug auf die Aeußerungen des Freihcrrn v. Lersner, der auch zu den Rednern zählte, schreibt uns Genosis Pfarrer B l e i e r: Was hat denn Freiherr v. Lersner getan der Bergewal- tigung der belgischen und französischen Bevölkerung �gegenüber, der Deportation der Frauen und Kinder von Lille gegenüber? Er kennt nur einen Schmachfricden von Versailles aber nicht einen solchen von Brest-Litowsk und Bukarest und stimmt andauernd Haßgesänge auf den Feindbund an. Darum sind meine Freunde und ich der Auffassung, keine nationale Einheitsfront mit diesen Kreisen, son- dern die internationale Einheitsfront der Sozialsten und Pazifisten allein kann uns die Gefangenen zurückgeben unter der ParoleNie wieder Krieg" auf dem Boden der Gerechtigkeit.

Bei unseren heutigen Prokestversamm- lungen. aus die wir auf der ersten Seite hinweisen, sind folgende Genossen als Redner vorgesehen: im Lehrervereins- naus: K r Ü g e r. M. d. L., in der Königstadt-Brauerei: Mols Braun, Rt. d. R., in den Spichernsälen: heilmann, M. d.£., in den Sammersölen: Rod. Breuer und in Sliems Zestsälen: Erich S u t t n e r, 2TI. d. L.

Notstanüstarife für Zeitkarten. Heber die bereits angekündigte herabsetzungderPreis« der Monats- und Wochenkarten wird amtlich folgendes bekanntgegeben: Die zum 1. Juni d. I. im allgemeinen Verkehr in Kraft getretene Tariferhöhung, die für Monatskarten eine Bcrech- nung nach 20 Teilfahrtcn, die Wochenkarten eine solche nach zehn Dreißigsteln des Monatskartenpreifes vorsieht, bleibt an sich bestehen. Mit Rucksicht ober auf die schwierige Lage des Arbeitsmorktes, die insbesondere die auf die Benutzung von Monats- und Wochenkarten angewiesene Bevölkerung trifft, hat der Reichsverkehrsministcr die Einführung folgender Notstandstarisc angeordnet: Die Monatskarten werden derart berechnet, daß ihnen nicht 20, son» dern 16 Einzelfahrten im Monat zugrunde gelegt werden, so daß bei einer Benutzung zur Fahrt zwischen Wohnplatz und Ar- beitsstätte an acht Tagen die übrigen Fahrten im Monat frei sind. Die Wochenkarten werden nicht zu zehn Dreißigsteln, sondern zu sieben Achtundzwanzigsteln des Monatskartenpreises berechnet. Diese Tarisherabsetzungen, die nicht über die Dauer der zurzeit be- stehenden Wirtschaftslage hinaus gelten sollen, werden mit gröht- möglicher Beschleunigung durchgeführt werden. Mit Rücksicht auf die hierbei zu überwindenden technischen Schwierigkeiten werden aber die neuen Tarife nicht vor dem 1. September eingeführt werden können. Zum gleichen Zeitpunkte werden die auf anderen Grund- sätzen aufgebauten Zeitkarten des Berliner und Hamburger Nororwertehrs, die am 1. Juli d. I. in Kraft treten, in dem gleichen Verhältnis ermäßigt werden, wie dies bei den Monats- und Wochen- karten des Fernverkehrs geschieht.

Ehen«.auf Scheiöuitg�. Heiratsschwindel mit gefälschten Geburtsurkunden. Eine große Heiratsschwindelaffäre spielt zurzeit von Berlin nach Leipzig hinüber. Die erste Verhaftung erfolgte bereits am 6. Mai. Schon damals wurde der Rechtskonsulent Ewald H a e u s- l e r festgenommen, der in der Vorsigstraße ein Rechts- und Detektio-Auskunftsbureau betrieb. Die weiteren Ermittlungen wurden von der Berliner Kriminalpolizei sofort aufgenommen und in Verbindung mit der Leipziger Behörde durchgeführt. Sie sind auch jetzt noch nicht ganz abgeschlossen. Bisher wurden weiter ver- haftet ein Darlehnsvermittler D a n z i g e r. ein früherer Apo- theker W o l f f und eine Malerin Frau Anna von Hohendorf, die feit längerer Zeit Heiratsvermittlungen betrieb. Wieviele Eben mit falschen Dokumenten»gleich auf Scheidung" geschlosien worden sind, steht auch heute noch nicht fest. Ueber 20 Fälschungen sind bereits aufgedeckt. Es bedarf noch weiter der Untersuchung, wie weit die Schwindeleien bereits zurückliegen. Die Verhaftungen erfolgten zum Teil in Leipzig , zum Teil in Berlin . Hier hatte einer der Beteiligten unter einem falschen Namen in einem Vororts- sanatorium ein.u Unterschlupf gefunden. Er wurde aber schon vor Wochen ermittelt und festgenommen. Die Schwindeleien wurden nrit gefälschten Geburtsurkunden und Standesamt- stempeln betrieben, die sich die Gauner in Berlin anfertigen ließen. Die.Namensehen" zustande zu bringen, wurde dem Konsortium nicht schwer, denn adlige Namen werden auch in der Repubsik von vermögenden, heiratslustigen Damen noch gesucht. Fest imLindcnhof". In dem Berliner Erziehungsheim.,L i n d e n h o f" zu Lichtenberg wurde aus Anlaß des im.Vorwärts" schon er- wähnten Jubiläums am gestrigen Sonntag eins Feier veranstaltet..

höh vor Am heutigen Vormittag hat der Prozeß gegen Hölz begonnen. Das äußere Bild ist folgendes: Bor dem alten Kriminalgerichts- gebäude in Moabit patrouillieren zahlreiche Beamte der Schutz- polizei mit umgehängten Karabinern und halten alle Neugierigen vom Gebäude fern. Wer keine Vorladung oder eine Eintrittskarte hat, wird erbarmungslos zurückgewiesen. Am Eingang zum kleinen Schwurgerichtssaal findet eine nochmalige Kontrolle und eine ein- gehende Leibesvisitation nach etwaigen verborgenen Waffen statt. Umvl0i£ Uhr betritt Hätz, eskortiert von Polizeibeamtcn in Be­gleitung seines Anwalts, Rechtsanwalt H e g e w i s ch- Celle, den Saal. Hölz hatte sich hartnäckig geweigert, nur in Begleitung von Schutzpolizisten den Gang zum Gericht anzutreten, weil er befürchtete, unterwegs niedergeknallt zu werden. Nach Eröffnung der Sitzung durch Landgerichtsrat Dr. Braun erfolgt zunächst der Aufruf der Zeugen. Von den insgesamt ge- ladenen 70 Zeugen sind für den heutigen ersten Tag nur 10 bestellt, die auch nicht alle erschienen sind. Als Sachverständige find er- schienen die Eesängnisärzte Dr. Hirsch und B ü n g e r, sowie Medizinalrat Dr. E t ö r m e r. Dem Angeklagten stehen außer Rechtsanwalt Dr. Hegewisch noch die Berliner Iustizräte Dr. B r o h und Dr. F r ä n k e l zur Seite. Die vom Staatsanwalt Dr. Jäger vertretene Anklage wirft Hölz etwa 50 einzelne Straftaten vor, von denen 1K Schiververbrechen darstellen. U. a. werden ihm folgende Straftaten zur Last gelegt: Mord, Totschlag, Land- friedensbruch, Hochverrat, Aufforderung zum U n g e- I�orsam gegen die Gesetze, Störung des öffentlichen Friedens,. räuberische Erpressung, schwerer Raub, Brand st iftung. Vergehen gegen das S p r e n g st o f f- gesetz und Transportgefährdung. Alle diese Straftaten beziehen sich lediglich auf die Tätigkeit Hätz' in Mitteldeutsch- l a n d im März dieses Jahres. Wegen seiner Verbrechen stn V o g t- lande im vorigen Jahre wird er sich vor dem Plauener Schwurgericht zu oerantworten haben. Hierauf wird der Angeklagte zu feinen Personosien vernommen. Bors.: Wann sind Sie geboren? Hölz: Ehe ich die Frage be- antworte, möchte ich eine Erklärung abgeben. In der Vor- Untersuchung habe ich jede Aussage abgelehnt. Wenn ich mich jetzt trotzdem zu der Anklage äußere, so geschieht das nicht, well ich mein Prinzip geändert habe, sondern aus taktischen Gründen. Ich stehe hier nicht als Angeklagter, sondern als Ankläger gegen die menschliche Gesellschaft. Wenn Sie über mich zu Gericht sitzen, so haben Sie es nur dem Umstände zu verdanken, daß Sie noch die Macht und damit das Recht besitzen. Vors.: Wann sind Sie also geboren? Hölz : Am 14. Oktober 8g in Moritz bei Riesa . Vors.: Wer ist Ihr Vater und mit wem sind Sie verheiratet? Hölz : Dar- über verweigere ich die Llussage. Vors.: Sie haben gehört, was Ihnen zur Last gelegt wird. Vorläufig will ich jedoch nur den all- gemein en Teil erörtern. Wie haben Sie also angefangen und wie sind Sie zu ihren Handlungen gekommen? Hölz: Am 21. März hörte ich in Berlin , wo ich mich damals befand, daß der General- streik in Mitteldeutschland proklamiert worden war. Ich beschloß darauf hinzugehen und mich den Genossen zur Verfügung zu stellen. Vors.: Ihre Taten haben in Kloster Mansfeld angefangen. Stimmt das? Hölz: Das weiß ich nicht. Vors.: Was haben Sie nun zuerst getan? Hölz: In den ersten Stunden der Aktion habe ich in Versammlungen gesprochen. Vors.: Was haben Sie da er- klärt? Hölz: Darüber verweigere ich die Aussage. Vors.: Hier liegt nun ein Aufruf mit Zhrer Unterschrift vor. Ist die Unterschrift richtig? Hölz, dem der Aufruf vorgelegt wird, erkennt seine Unterschrift an. In dieser Prokla- mation fordert Hörz die deutschen Arbeiter auf, zu ihm zu eilen, Sipo und Reichswehr zu entwaffnen, Brücken zu sprengen, die Eisenbahnen zu zerstören und die Bourgeoisie, wenn sie Widerstand leiste, abzuschlachten. Ferner wird ein von Hölz unterzeichneter Aufruf zur Verhängung des proletarischen S t a n d r e ch t s verlesen. Vors.: Was verstehen Sie denn dar- unter? Hölz: Das proletarische Standrecht ist der Gegensah zur Diktatur des Kapitals. Vors.: In diesem Aufruf heißt es, daß die Bürger der von Ihnen besetzten Orte erschossen oder abgeschlachtet werden sollen, wenn Sipo oder Reichswehr die Ortschaften einzu- nehmen versuchen. Sämtliche in den Händen von Bürgern befind- lichen Waffen sind der militärischen Oberleitung abzu- liesern. Wer war denn die militärische Oberleitung? Hätz: Dar- über verweigere ich die Aussage/ Vors.: Geben Sie zu, daß Sie eine Kundgebung an die Braunschweiger Genossen erlassen haben, in denen diese aufgefordert werden, sich der Mitteldeutschen Bewegung anzuschließen? Hölz: Dieser Aufruf erfolgte m i t meiner Einwilligung. Ich bekenne mich zu diesen Pro- klamationen und ich bekenne auch, daß darin von Tötung und Ab- schlachiung der Bourgeoisie gesprochen wurde. Allerdings handelte es sich hier nur um Drohungen. Im Ernst dachten wir natürlich nicht daran, Bür- ger zu töten. Zum Beweis hierfür möchte ich auf die Vorgänge 1920 im Vogtland verweisen. Bei den Kämpfen in Mitteldeutsch -

Als Gäste waren neben den Angehörigen der»Lindenhof"°Jungen viele im Erziehungswesen der Stadt tätige Personen erschienen, auch Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats. Unter den schönen Linden des Turn- und Spielplatzes der Anstalt sahen die Festteilnehmer dem unfreundlichen Wetter trotzend und lauschten den musikalischen und deklamatorischen Darbietungen der Jungen. DerLindenhof" ist nicht nur eine Stätte fleißiger Arbeit, sondern in ihm wird auch für edle Unterhaltung gesorgt, die den rechten Gebrauch der Muße ermöglicht. Die£indenhof"-Jungen pflegen Chor- und Quartettgesang, sie haben ihr eigenes mit Blas- instrumenten ausgerüstetes Orchester, und sie versuchen sich auch in der Aufführung kleiner Theaterstücke. Bei dem Fesi mühten sie sich wacker, ihre Sache gut zu machen, und fanden verdienten Beifall. Direktor Blum sprach in seiner warmherzigen Festrede von den Auf- gaben dieses Hcjms, das den schwer Erziehbaren das Elternhaus ersetzen muß. ImLindenhos" werden die Jungen in eine Gemein- schaft von Zöglingen und Erziehern hineingestellt, die ihren Schaf- senstrieb aus den richtigen Weg lenkt und sie zur vollen Lebens- freude kommen läßt._

Ein falscher Rechtsanwalt wurde von der Kriminalpolizei ent- larvt und festgenommen. In der letzten Zeit trat wiederholt ein Mann auf, der Waren aller Art einkaufte und mit wertlosen Schecks bezahlte. Er wurde jetzt als ein 31 Jahre alter Kaufmann Walter B e n a s aus der Geneststraße 9 zu Schöneberg ermittelt und fest- genommen. Eine Haussuchung ergab, daß sich der Verhaftete unter dem Namen Dr. jur Benas auch als Rechtsanwalt betä- < i g t hat. Er hatte sich entsprechende Stempel anfertigen lassen, und in seiner Wohnung eine förmliche Anwaltsregistratur eingerichtet. Es ergab sich, daß Benas in Zivilprozessen Vertretungen übernahm und sich Vorschüsse zahlen ließ. Als seine Rechtsgeschäste nicht mehr recht gingen, legte er sich auf den Scheckschwindel, bei dem er der Kriminalpolizei in die Hände fiel. In seiner Registratur fand man unter anderen Sachin auch noch Prozeßakten vom Gericht. Doppelselbstmord lm Grunewald . Gestern nachmittag wurden in der Röhe des Restnurrnit? Moorlake im Grunewald zwei Damen bewußtlos von dem Besiher des Lokals Trautmann aufgefunden. Bei einer der Damen fand man Papiere auf den Namen Freifrau Maria von König, die in der Stubenrauchstraße in Schöne- berg wohnte. Die ander« Dame scheint die MuUer der Freifrau zu sein. Beide hatte» sich mit emem noch nicht festgestellten Gift ums

Gericht. land war uns allen klar, daß es hier sich nicht um den Endkampf zwischen Proletariat und Kapitalismus , sondern um das Vor- postengefecht handeln müsse. Deshalb haben wir von Ge- walttätigkeiten abgesehen. Wir erreichten durch unsere Drohungen, daß uns das gegeben wurde, was wir verlangten. Vors.: Sie sagen, Sie haben die Drohungen nicht ernst gemeint. Run sind doch aber ein Mord bzw. Mordversuche geschehen. Sie haben doch, wie Zeugen sagen, auf den Kaufmann Hilde- brandt aus Berlin , als er in Eisleben am Fenster stand, vier Schüsse abgegeben, von denen ihn einer in den Oberarm traf. Sie sollen doch ferner Gutsbesitzer Heß von hinten erschossen haben? Angekl.: Das wird behauptet und es wird ja so vie»l behaupte-t. Vors.: Sie sollen auch auf die Kinder des Zeugen Rlcyer geschossen haben/ allerdings ohne sie zu treffen. Angekl.: Das wird sich ja alles herausstellen. Vors.: Sie haben aber doch verschiedentlich Gewalt gröbster Art angewendet? Angekl.: Ich nenne das nicht Geivalt. Es ist richtig, wir haben requiriert, d. h. der Bourgeoisie Geld abgenommen. Das ist aber nicht ge- plündert. Wir hatten die absolute Herrschaft und Gewalt und wir mißbrauchten sie nicht. Dann aber wurde uns gemeldet, daß sich die Lage derRoten Armee" sehr verschlechtert höbe. Ich ließ deshalb bekanntmachen, daß wir, wenn die Reichswehr ihren Bor- marsch nicht einstellen würde, gezwungen wären, die Bourgeoisie ohne Unterschied abzuschlachten, und wenn wir schon aus dem Leben gehen müßten, so wollen wir wenigstens einen Teil der Bourgeoisie mitnehmen. Vors.: Wir haben hier einen mit roter Tinte geschriebenen Zettel folgenden Inhalts:Wenn die Sipo in 6 Minuten die Waffen abgibt, darf sie unbehelligt abziehen, andernfalls geht die ganze Stadt in Trümmer. Max hölz ." Angekl.: Dieser Zettel bezieht sich auf Hettstedt . Als ich diesen Zettel schrieb, hatten die Sprengungen des Bahnhofs und anderer Gebäude schon längst stattgefunden. Ich schickte mit dem Zettel eine bürgerliche Frau, welche durch die Sprengungen schon völlig veränstigt war, zu der Sipo und der Bourgeoisie, um zu«r- reichen, daß diese noch mehr eingeschüchtert werde und nichts gegen uns unternimmt. Tatsächlich konnten uür nach einer Stund« abrücken. Vors.: Ich habe hier ferner«inen Befehl an den Aktionrat". Es heißt darin:Es sind sofort alle waffenkundigen Männer durch Musterung und Aushebungg zu- sammenzubringen, insbesondere Mg.-Schützen. Die Aktionsriite müssen sofort alleMachtansichreißeu und mit Waffengewalt verteidigen usw. Die militärische Oderleitung: Max Hölz ." Waren Sie Soldat? Angekl.: Jawol, ich war als Husar eingezogen und wurde im Felde Meldereiter' bei einer Insanlerieorigade. Bei Amiens Wierde ich durch Artillcriefeuer verschüttet. Der Vor- sitzende hält dem Angeklagten mehrere sogcnaunte Requisisionsscheine, u. a. über 500 Zigaretten, 1500 Zigarren, Pfesserminzbonbons, vor und w«i stihn im Anschluß hieran darauf hin, daß im Gefängnis ein gewisier Bergschmidt erklärt habe, Hölz sei gar nicht der Haupt- macher beider ganzen Sache, sondern«in gewisser Kruse. Die ganze Sache gehe von Nußland aus: Trotzki habe eine Million in Gold für die Aktion in Deutschland hergegeben. Angekl.; Unsere Aktionen waren von keiner Partei, weder von der KPD. noch von i»cr Exekution der 3. Internationale inszeniert worden. Me ganzck Situation war durch die Provokation von Hörsing geschossen, welche den Widerstand in der Arbeiterschaft erzeugte, und wir haben diesen Widerstand weiter geschürt. Vor s.: Haben Sie die Ausführungen des Dr. L e v y nicht gelesen. Der ist anderer Meinung. Angekl.: Das ist eben ein« andere Meinung. Vors.: Sie sagen, Sie wollten in Mitteldeutschland die Herrschaft des Pro- letariats ausrichten? Angekl.: Jawohl. Das war meine Absicht. Ich will hierbei mein« Auffassung von der ganzen Anklage dahin erläutern, daß ich in der festen Meinung bin, daß der Teil der An- klage, der von Morden spricht, k ü n st l i ch konstruiert ist. Die Zeugen, welche über angebliche Morde etwas sagen, sind gekauft« Zeugen. Staatsanw.-Rat Dr. Ja« ger: Bielleicht kann uns der Angeklagte sagen, wer diese Zeug«ngekauft" haben soll; ich jeden- falls nicht. Justizrat Dr. Broh: Ich möchte bei dieser Gelegenheit gegen eine Maßnahme protestieren, die sich zum ersten Male in der Kriminalgeschichte Deutschlands ereignet hat. Ich mein« den Auf. ruf, nach welchen? sich gegen Belohnung Zeugen melden sollten, welche gegen Hölz aussagen könnten. Etunis derartiges ist eine Infamie. Deshalb kann der Angeklagte auch von gekauften Zeuqen sprechen. Staatsanw. Dr. I a e g e r protestiert gegen diese Ausführungen. Die Polizei habe gar keinen Preis ausgesetzt für solche Leute, die etwas gegen Hölz aussagen wollen, sondern nur dafür, daß die Leute sich überhaupt als Zeugen melden sollten, denn es ist doch klar, daß sich Zeugen mit Rücksicht auf den Druck und den Terror, der gegen sie ausgeübt wird und wurde, nur sehr schwer bereit finden, sich zu melden. Damit ist die Vernehmung des Angeklagten beendet. Es folge» die Gutachten der medizinischen Sachverständigen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)

Leben bringen wollen. Sie wurhen in hilflosem Zustande nach einem Krankenhaus? geschafft. Der Beweggrund zu der Tat ist noch völlig in Dunkel gehüllt. Mißglückter Fluchtversuch. In der vergangenen Nacht gegen 1215 Uhr versuchte die 17jährige Käthe Sissenbach, die in der F ü r s o r g e- A n st a l t in der Tauroggener Straße untergebracht war, aus der Anstalt zu flüchten, obgleich sich ihr Aufenthaltsraum im vierten Stockwerk befand. Sie band zu dem Zwecke vier Bettbezüge, ein Bettlaken, mehrere Decken und ein etwa drei Meter langes Seil zusammen und versuchte, auf die Straße hinabzuklettern. Als sie sich erst wenige Meter hinabgelassen hatte, riß das zusammen- geknoteteSeil" und die Leichtsinnige stürzte aus beträchtlicher Höhe in die Tiefe, wo sie mit schweren Verletzungen liegen blieb. Sie fand im Krankenhause Aufnahme. Einschränkung der pfenaigrechnung. Die Pfennige, die bei den Gehaliszahlungeu abgerundet wurden, mußten bisher für jeden Empfänger und jede Besoldungsgruppe besonders in denZahIungS« listen, den Nachweisungen und Jahresrechnungen nachgewiesen lverden. Zur Vereinfachung der Geschäfte und Ersparnis von Arbeit hat jetzt der Reichsminister der Finanzen sich damit ein- verstanden erklärt, daß der Nachweis dieser AbrundungSbeträge wegfällt. Nur noch die Gesamtsumme der Abrundung ist dem Grundgehalt am Schlüsse des Besoldungsdienstes mit der Bezeichrnmg AbrundungSbetrag zuzusetzen. Ein KurSbnch für die Provinz Brandenburg ist soeben im B«r. lag von Alexius Kiehling, Berlin SW 11, erschienen. Mit 3 Plänen 3,50 M. ES enthält den Berliner Vorortverkehr in praktischer und ganz ausführlicher Darstellung, sämtliche Haupt-, Neben- und Kleinbahnen der Provinz Brande». bürg sowie der Verbindungen nach Nord-, Ost- und Mitleid eutschland. Auch die Krastlvagcnpcrsonenpostcn in der Mark Brandenburg find mit ausgenommen. Dringend wünschenswert wäre eS allerdings, datz der Kiefili,,,, endlich unter Dranwendung von einigen Seiten dazu überginge, die Vorortsahrpläne vollständig abzudrucken. Die seit Jahrzehnten noch immer übliche Form macht ein schnelles Orientieren unmöglich und verweist wohl oder übel imnier wieder aus den bahnamtlichen Fahrplan. Dem Oesterreichisch-Dentsche« Sommerfest im Zoo wird eine Ansprach« des ReichStagSpräfidenten L Z b e Bedeutung geben. Niiler der Leitung Nosa ValeltiS werden zahlreiche bekannte Künstler im Kabarett auftreten und daS spezifisch Wienerische bringt derHeurige' in der Waid- schenke. Der gesnintc Reinertrag des Feiles dient der Förderung der An- ichlusjbewezuug. Karte» zu und 100 W. in de» grotzen Waren- häujeru usw.