GroßSerlwHochstapler von unü zu.Nach der neuen deutschen Reichsverfassung sind Dorrechte derGeburt aufgehoben und Adelsverleihungen abgeschafft. Einemgroßen Teile der einst Bevorrechteten, soweit sie nicht noch mif ihrenagrarischen Klitschen sitzen und nach modernisierter Raubritterartmit landwirtschaftlichem Wucher das Volk auspowern, geht es herz-lich schlecht. Man könnte darüber menschliches Mitleid empfinden,wenn nicht alle Schuld auf Erden sich rächt. Die Betroffenen mögensich für ihr Los bei dem cholzsöger im Haus Doorn bedanken. Ehr-liche Handarbeit, die in keiner Fasson schändet, wiesen sie entrüstetzurück. Selbst die gutbezahlte Stellung bei einem.Koofmich" galtals nicht standesgemäß. Nur der Offiziersrock oder in Zivil diemachterweiternde Regierungskarriere war erstrebenswert. Nomverkrachten Militarismus auf die Straße gesetzt, sind sie heute froh,im Bureau oder Kontor gutmütige Verwendung zu finden. Manchemglückt es, auch wenn er nicht ein Lot brauchbarer Kenntnisse besitzt.Onkel Stinnes hat einen ganzen Haufen aus dem Waffenhandwerkhinausgeworfener Offiziere mit mindestens 30M M. Monatsgehalteingestellt. Für sein Geld kann er sich das Frondieren leisten.Der alte bürgerliche Kotau vor dem Adelstitel ist mit demsozialen Niedergang der Bevorrechteten leider noch lange nicht ab-geschafft. Schon in Friedenszeiten war es für Hochstapler kinder-leicht, mit borniertem Auftreten und fünf- oder siebenzackigerVisitenkartenkrone alle möglichen Geschäftsleute kräftig hineinzulegen.Der Ehrliche mit bürgerlichem Namen mußte durch tausend Spieß-ruten laufen, ehe er etwas geborgt bekam. Dem adligen Hoch-stapler fast unbeschränkten Kredit zu gewähren, rechnete man sichzur Ehre an. Was auf diese Weise verloren ging, zählt nach Mil»lionen. Heute ist es noch nicht viel anders geworden. Die Zeitungenhaben gar nicht genug Platz, um zu berichten über alle die Prozeß-Verhandlungen, mit denen irgendein gerissener Schultze oder Müller,der als Graf oder Baron hochstapelte, hinter schwedische Gardinengebracht wird. Wie die betrübten Lohgerber sitzen Geschäftsleute,Pensionsinhabcrinnen, heiratslustige Jungfrauen und Witwen aufder Zeugenbank, aber tausend andere lasten sich immer wieder über*Ohr hauen. Gewitzigt durch die Revolution hat sogar diese gefähr-liche Sorte Hochstapler den Betrieb eingestellt. Zugkräftiger als dervegetierende deuffche Adel ist der.baltische Baron" oder die.russische Gräfin". Gefästchte Papiere, die große Liegenschaften undEinküfte vorgaukeln, sind in jeder Kaschemme unschwer aufzutreiben,tmd die Dummen, die auf die berühmte augenblickliche Verlegenheitund ähnlichen faulen Zauber hopsen, werden gar nicht alle. Auchder Kitsch-Film zeigt leider nur zu deutlich, ohne Phantasie, wie mane« deichseln muß, um die Lcbenskunst der Hochstapelei mit gepumptenFürstentiteln zu verstehen und Leichtgläubige ms Garn zu treiben.Beschämend ist es, gleichwohl reichlich verdient der Reinfall.Dem Arbeiter, der schon immer in den.Hochgeborenen" nur dieDrohnen gesehen hat, kann ja der Adelstitel nicht imponieren. Wannwerden auch die Bürgerlichen helläugig werden und sich für zu guthalten, vor dem.von" und„zu" auf dem Bauche zu ruffchen? DieseEinsicht wäre für sie und für das Ansehen des Landes nur vonDorteil.Der öerlkner Staöthaushatt km Gleichgewicht.Vor«inigen Tagen teilten wir bereits die Ziffer von rund sechsMilliarden des Berliner Stadthaushaltsplanes mit. Der Magistratgibt jetzt dazu folgende nähere Darlegung:Der Haushaltsplan der Stadtgemeinde Berlin für 1S21 ist vomMagistrat in Einnahme und Ausgabe auf 6 102 624 70l> M. festgesetzt worden. Damit ist die Herstellung des Gleichge-wichts für das lausende Rechnungsjahr gelungen. Die Erreichungdieses Zieles ist nur dadurch möglich geworden, daß einmal bei denAusgaben größere Sparsamkeit durchgeführt wurde, undden Bezirken und Zentralverwaltunaen starte Beschränkun--gen auferlegt wurden. Auf der anderen Seite war es nötig, dieder Gemeinde verbliebenen Einnahmequellen bis an dieGrenze des Erträglichen auszunützen. Die Real steuern sollenbei bebauten Grundstücken mit S v. T„ bei unbebauten mit 8. o. T.des gemeinen Wertes erhoben werden. Es sind dieselben Sätze wieim Vorjahre. Eine Steigerung an. dieser Stelle würde nur möglichsein, bei gleichzeitiger erneuter Erhöhung des Mietzuschlages. Beider Gewerbesteuer ist ein Prozentsatz von durchschnittlich 630vorgesehen, wobei Klasse IV mit 230, Klasse III mit 400, Klaste IImit 610 und Klaste I mit 730 Proz. belastet werden.� Leider warfür die Herstellung des Gleichgewichts auch die Erhöhung derW e r k s t a r i f e nicht zu vermeiden. Der Haushaltsplan sieht vor,daß durch eine Steigerung des Gaspreises auf 1,50 M.»md des Lichtpreises auf 3 M. ein Mehrertrag von 75 MillionenMark sich ergibt. Der Haushalt wird am Donnerstag der Stadt-verordnetenverfammlung vorgelegt werden.Lakenreöen am Grabe finö gestattet.Eine wichtige Entscheidung des Kammergerichts.Der unhaltbare Zustand, daß es einem Angehörigen odereinem Freunde nicht gestattet fein sollte, auf einem konfestionellenFriedhof dem Toten eine Grabrede zu halten, ist nunmehr durch eineEntscheidung des Kammergerichts beseitigt worden.Wie erinnerNch. war der stellvertretende Gemeindevorsteher inFalkenberg, Max Peters, auf Grund des Reichsvereinszesetzesangeklagt worden, weil er am 3. Februar 1920 auf dem in Eigen-tum der evangelischen Kirchengemeinde stehenden Begräbnisplatzedadurch ein ungewöhnliches Leichenbegängnis veranstaltet habe, daßer als Laie bei der Beerdigung eines Dissidenten eine Grabrede ge-halten habe, ohne hierzu die Genehmigung der Ortspollzeibehördeeingeholt zu haben. Wöhrend das Schöffengericht Peters verurteilte,fvrach ihn die Strafkammer ftei und betonte u. a.. der Angeklagtevertrete mit Recht den Standpunkt, durch den Aufruf des Rates derVolksbeauftragten von: 1�. November 1918 und Artikel 123 derneuen Neichsverfastung sei jede Beschränkung öffentlicher Dersamm-lungen aufgehoben: Laienreden am Grabe seien durch die neuereZeit in Berlin und feinen Vororten alltäglich geworden. Der Z 9des Reichsoereinsgesetzes van 1908 und seine� Strafbestimmung in§ 19 stehen der Veranstaltung von Leichenbegängnisten, selbst wennes sich um ungewöhnliche handle, nicht mehr entgegen. Es b e-dürfe dazu weder der Genehmigung noch der An-zeige. Das Verbot von Laienreden, das durch die Friedhofsord-nung für den fraglichen Begräbnisplatz ausgesprochen fei, sei ohneBelang.* Gegen diese Entscheidung legte die Staatsanwalffchaft Revisionbeim Kammergericht ein und behauptete, daß vorliegend die Vor-fchriften des Reichsoereinsgesetzes zur Anwendung gelangen müßten.Das Kammergericht wies die Revision der Staatsanwaltschaft jedochzurück. In der Begründung heißt es u. o.: Nach Artikel 123 derNeichsverfastung haben alle Deutschen das Recht, sich friedlich undunbewaffnet ohne Anmeldung und ohne besondere Erlaubnis zuversammeln. Diese Versammlungsfreiheit beziehe sich nicht nur aufVersammlungen, die zum Zwecke von Erörterungen stattfinden, sondern auch auf die im 8 7 des alten Reichsoereinsgesetzes aufgeführtenbesonderen Arten von Versammlungen, wie z. B. Leichenbegäng-viste.__Schwindel mit wertlosen Schecks.Ein Schwindlerkonjortioin, an dessen Spitze ein Rittmeister o. D.Hans von Luck steht, vcchbt in Berlin und anders-yo große Be» 4 Uta pu Rundilüge über dem Waunjee und dem Havelgebior aus-irÜgemw mit werLofea Schecks Zu dar S-fÄychatt«st*»nöereQe-misft 6w S-yßerv-Rord- M�OstseebadeM istZortschung üer Seweisaufnahme.Im Prozeß gegen H ö l z wurde in der heutigen Vormittags-sitzunz die Beweisaufnahme ein tüchtiges Stück gefördert.Vernommen wurden über ein Dutzend Zeugen, die hauptsächlich überdie in E i s l e d e n und Heldra durch Hölz verübten E r-Pressungen, Brandstiftungen und Todesdrohun-gen aussagten. Hölz trug meist eine äußere Gleichgültigkeit zurSchau und verzichtete fast bei allen Zeugen darauf, selber oder durchseine Anwälte noch Fragen an sie zu richten. Die Aussagen warenin der Regel so bestimmt, daß er begriff: Da ist nichts zu machen!Nur bei einem der Zeugen, einem Landjäger, war er mit merklichemEifer bemüht, festzustellen, daß er an der Entwaffnung diesesZeugen sich nicht beteiligt hatte. Daß er aber einen Hilfsprediger alsGeisel festgenommen und mit Erschießen bedroht hat, daß er aufeinen hinter einem Fenster stehenden Geschäftsreisenden geschossenund ihn verwundet hat, daß er eigenhändig Feuer an eine Wohnunggelegt hat— alles das ließ er vorbeiziehen, wie wenn es ihm ganz-lich„Wurscht" wäre. Doch seine Gleichgültigkeit istnicht echt. Echt war nur die Schnoddrigkeit, mit der er gegeneinen Zeugen, auf besten Kopf er 30 000 Mark ausgesetzt haben sollte,bemerkte:„So viel ist mir der Kopf des Mannes gar nicht wertl"«Am heutigen zweiten Tage des Hölz-Prozestes, oerliestRechtsanwalt Hegewisch den Wortlaut der amtlichen Bekanntmachungüber di« Festnahme von Hölz und die Austobung von 50 000 M.als Prämie für diejenigen, die Angaben über Hölz zu machen im-stände waren. Der Verteidiger folgert hieraus, daß die Polizei durchdiese Auslobung Leute angeregt habe, mehr zu sagen, als sieverantworten tonnten, um sich seinen Anspruch auf Belohnung zusichern. Staatsanwalt Dr. Jäger trat diesen Ausführungen ent-gegen. Er macht den Vorschlag, auf die Vernehmung derjenigenZeugen, welch« noch über den Einbruch in die Kreissparkasse zuHelmstedt gehört werden sollen, zu verzichten, da er als Ver-treter der Anklage anerkenne, Hölz sei bestrebt gewesen, un-nötiges und unkluges Dluwergießen nach Möglichkeit zu ver-meiden. Weiter beantragt der Staatsanwalt die Vereidigung desgestern verhörten Zeugen K ö n n i ck e, der Hölz bekanntlich sehrschwer belastet hat, besten Glaubwürdigkeit von der Verteidigungaber angezweifelt wird. Rechtsanwalt H e g e w i f ch stelltedagegen den Antrag, den Zeugen Könnicke unbeeidigt zu lastenoder aber die diesbezüglichen Strafakten aus Halle und Witten-b erg heranzuziehen, aus denen hervorgehe, daß dieser Zeuge sichaktiv an einem Teil der Hölz zur Last gelegten Derbrechen b e t e i-ligt habe. Das Gericht beschloß, den Zeugen unbeeidet zulassen, es beschloß ferner den Antrag der Verteidigung auf Ladungder drei von Hölz bei Eisleben gefangenen Sipo-Beamten ab-zulehnen, da das Gericht es als wahr unterstelle, daß Hölzunnötiges Blutvergießen habe vermeiden wollen. Hölz bittettrotzdem um Ladung dieser Beamten, da ihm vorgeworfen werde,er habe die Sipo-Leute mißhandelt und mit dem Tode bedroht, mäh-rend er umgekehrt alles getan habe, um die Gefangenen vor Miß-Handlungen und dem Tode zu schützen. Rechtsanwalt Hegewischbeantragt sodann eine Ergänzung des Gerichtsbeschlusses dahin-gehend, auch als wahr zu unterstellen, daß Hölzdie drei Sipo-Veamken vor Mßhandlungen geschützthabe. Ferner beantragt er, den betreffenden Sipo-Beamten alsZeugen darüber zu vernehmen, daß er die Behauptung aufgestellthabe, Hölz habe einen Mord begangen. Rechtscmw. H e g e w i s ch:Ich möchte hierbei die Behauptung aufstellen, daß durch amtlicheStellen eingewirkt worden ist, auszusagen, daß Hölz sich desversuchten Mordes schuldig gemacht hat. Ich behaupte, daß dieseBeschuldigung wider besseres Wissen gemacht worden ist.Staatsanw. Dr. Jäger: Ich bitte, diesem Antrage stattzugeben,damit die Sache aufgeklärt wird. Es handelt sich um den Wacht-meister Franke, der ganz bestimmte Angaben über den Mordgemacht hat.Mit allseitig«?» Einverständnis behält sich da« Gericht die Ve-fchlußfassung über diesen Antrag vor. Hierauf wird in derZeugenvernehmung fortgefahren und der LandjägerSchipper vernommen. Cr schildert den Besuch einer HölzschenBande in der Nebenstelle der Kreissparkasse in Heldra, über denbereits gestern der Zeuge Wittkowski berichtete. Als die Leute denZeugen im Gebäude sahen, fragten sie, wer er sei. Als sie hörten,er sei Landjäger, hieß es:„D a n n h a st d u d o ch W a f f e n. h e rdamit." Der Zeuge gab darauf den Leuten auch seine Dienst-waffen. Ob Hölz sich unter den Leuten befand, weiß der Zeuge nicht.Der-Hilfsprediger Schröder ist von Hölz am 23. März inCIskeben verhaftet worden, als er dort von Magdeburgzum Besuch erschien. Zeuge: Auf der Straße rief plötzlich einMann hinter mir her:„Halt!" Als ich stehen blieb und der Mannan mich herantrat, ftagte er mich:„Wie heißt du?" Ich antwortete„Schröder".„Was bist du?" hieß es weiter,„Hilfsprediger", ant-wartete ich. Darauf der Mann:»Du bleibst jetzt hier als Geisel.Für den ersten erschossenen Arbeiter fliegst du über den Haufen.Er beorderte dann zwei bewaffnete Leute, die sich neben mir postier-ten. Auf meine Worte:„Ich bin doch unschuldig", erklärte er:„Schuldig oder nicht schuldig, du gehörst zur Bourgeoisie, diewir jetzt vernichten. Voriges Lahr haben wir geblutet, jetzt müßtihr bluten." Nach einer Weile fragte er mich:„Weißt du werich bin?" Als ich antwortete:„Nein," sagte er:„I ch b i n M a xHölz. Hast du von ihm schon gehört?"„Jawohl," sagte ich, woraufHölz meinte:„Eine nette Bekanntschaft, nichtwahr?" Trotzdem glaubte ich nicht, daß es in Wirklichkeit MaxHölz war. Plötzlich sagte einer der umstehenden Leute:„Dortoben steht jemand am Fenster, der will spionleren." hieraus zogHölz seinen Revolver und gab kaltblütig drei bis vier Schüsse aufdas Fenster ab. Hieraus entfernte ich mich langsam und kam biszur Straßenecke. Da rief es dreimal:„Halt!" und zw ei Schüssetrachten hinter mir her, ohne mich zu treffen. Als ich eben in dasHaus meines Schwiegervaters flüchten wollte, packten mich meineVerfolger wieder mit den Worten:„Du Aas, jetzt kratztdu uns nicht wieder aus." Ich wurde in ein Haus inder Samariterstraße gebracht, und kam erst nach langen Vsrhand-lungen wieder frei. Staatsanwalt Jäger: Haben Sie gesehen,wie Hölz auf den Kaufmann Hildebrandt schoß? Zeuge:Jawohl. Irgend jemand aus der Menge sagte zu Hölz:„Du,da steht einer am Fenster." Hölz zog einen Revolver und feuertedrei Schüsse ab, von denen einer durch die Scheibe, zwei in denSims gingen.Der höchste Zeuge, der Kaufmann Gustav Hildebrandt ausVerlin, der sich zur Zeit der Unruhen in Eisleben aufhielt, schildert,wie er von Hölz verwundet wurde.„Auf dem Marttplatzstand ein Haufen Menschen und Hölz hielt eine Ansprache.Ich wollte sehen, was kommen würde, und ging vor-sichtig an das geschlossene Fenster. Da hörte ich Hölzunten die Worte sägen:„Geht mal einen Augenblick bei Seite."Im nächsten Augenblick krachten zwei Schüsse, von denen mich einerin den Oberarm traf. Vors.: Waren. Sie der Ansicht, daß Hölzauf S i e zielte? Zeuge: Ja. Ein Beisitzer: Weshalb glaubenSie wohl, hat man auf Sie geschossen? Zeuge: Weil ich michhäufig sehr abfällig über die Kommunisten geäußert habe.Hierauf wurde der Schlächtermeister Otto Goethe aus Eis-leben vernommen, der ähnliche Angaben wie der frühere Zeugemacht.Ingenieur Paul Hildebrandt, der Bruder des von Hölzangeschossenen Kaufmanns, war Zeuge, wie Hölz am Breiten Wegeine Ansprache hielt und dabei sagte:„Genossen, es geht aufs Ganze.Frauen und Kinder sind nicht zu schonen.Nehmt, was Ihr kriegen könnt." Der Zeuge erklärt dann weiter,daß Hölz auf seinen, des Zeugen, Kopf 30 000 Mark ausgesetzt habe,weil Hildebrandt bei der Sipo tätig war. Angeklagter Hölz: Soviel ist mir der Kopf des Zeugen wahrhaftig nicht wert. Im übrigenhabe ich prinzipiell niemals auf die Köpfe meiner Gegner Prämie«ausgesetzt.Oberstadffekrekär August Nehls aus Eisleben gab dann eineausführliche Schilderung, wie Hölz mit mehreren Männern in seineWohnung eingedrungen, dort Feuer angelegt und Möbel und Bettenzerstört habe. Im ganzen sei ihm ein Schaden von über 26 000 M.entstanden, der ihm nicht ersetzt worden sei.Die Tochter dieses Zeugen schildert den gleichen Norfall. Hölzhabe, nachdem er sich gewaltsam Eingang oerschafft habe, gerufen:„Alles raus! Hier wird gebrannt!" Hölz selbstzündete die Gardinen und die Tischdecke an. Als Zeugin mit einemEimer Wasser kam, um zu löschen, kam Hölz aus dem Schlafzimmer,hielt ihr den Revolver vor die Brust und rief:„Weg hier. Gs-löscht wird nicht, sonst schieße ich!" Später fand dieZeugin beim Saubermachen auch Zündschnüre, mit denen Hölz denBrand angelegt hatte.Inspektor Ost ermann vom Gut Helbra wurde von zweiBewaffneten festgenommen und dem Aktionsausschutz vorgeführt,wie es hieß auf Anordnung von Hölz. Diesem wurde der Zeugeauch vorgeführt. Hölz erklarte, er, Zeuge, habe binnen zwei Stun»den für den Bcfcher des Gutes von Spielberg 500 000 M. zu be-schaffen. Er stellte Hölz vor, daß das unmöglich fei, da er gar keineVerfügung über die Gelder habe. Auch der Sekretär erklärte sichdazu außerstande. Hölz verlängerte die Frist bis 10 Uhr und er-klärte: das feien alles faule Ausreden, das Geld müsse bis 1 Uhrbeschafft sein, sonst würde• das Gulsgebäude gesprengtAls das Geld natürlich um diese Zeit nicht da war, fuhr Hölzin einem Lastauto und einem Personenauto mit einem TruppLeuten nach Helbra zum Gutsgebäude. Dort wurde geplündert,und Hölz hielt aufreizende Reden an die Menge, er sprach, als dieWeinvorräte, Speck und Wurstwaren sowie Kleidungsstücke desHerrn Spielberg aufgeladen wurden, von dem„Schlemmerleben"der Veichen. Die Sachen wurden zur„Sonne" geschafft, das Guts--gebäude wurde gesprengt und angezündet. Bors.:Hölz, haben Sie selbst di6 Sprengungen gemacht? A n g e k l.:Nein, aber ich habe sie angeordnet.Zeuge Rittergutspächter S p i e l b e r g erhielt schon am Nach-mittag des 23. März eine Warnung, daß er und seine Familievon Hölz verhaftet werden sollte. Cr hat sich deshalb mitseiner Familie in eines der umliegenden Dörfer begeben und dortgehört, daß Hölz am nächsten Tage mit seinen Leuten das Guts-haus durch Sprengung völlig in Trümmer gelegthabe. Vor der Sprengung wurde die Wohnung geplündert.Anzüge, Wäsche usw. geraubt. Durch die Sprengung ist einSchaden von über eine Million Mark entstanden.Zeuge Pastor Schmidt aus Helbra hörte am Abend des23. März ein lautes Poltern an der Hoftür und sah als er öffnetezirka 12 schwer bewaffnete Männer stehen. Einer von ihnen sagte:„Wir leben im Kriegszustände.Sie sind ein reicher Mann, wir brauchen eine Million.Wenn Sie uns nicht das Geld.oerschaffen, werden Sie' erschossen."Ich mußte mich sofort anziehen und wurde nach dem Gasthof ge-bracht, wo Hölz jene Drohungen wiederhotte. Am nächsten Morgenwurde ich nach einem anderen Gasthofe gebracht, wo die Verhand-lungen mit meinen Angehörigen, die stets Zutritt hatten, stattfanden.Diese hatten versucht, das Geld inzwischen im Dorfe bei der Volks-dank und Privatpersonen aufzutteiben. Hölz ermäßigte nunseine Forderung auf 200 000 M. Meine Frau erhielt die Erlaubnis,nach E i s l e b e n zu fahren, um dort das Geld aufzutreiben. Alsauch dies nicht gelang, wurde ich im Auto nach Hettstedt ge-bracht. Unterwegs mußte ich die 46 000 M. abliefern und wurdespäter entlassen, nachdem man mir noch gedroht hatte, daß dasPfarrhaus in die Luft gesprengt werden solle.Auf weitere Fragen des Angeklagten erklärt Zeuge noch, daßihm Hölz mit einem gewissen Triumph von den Sprengungen i»Hettstedt erzählt, dann in großer Erregung etwas über angeblicheMißhandlungen verwundeter Arbeiter gesagt habe. Schließlich seiHölz auf seine Eltern, seine Jugend und seine frühere Auffassungzu sprechen gekommen und Z�uge hat dabei den Eindruck gewonnen.daß Hölz das was er tue, innerlich wider st redend tue, deraber, wenn, er Blutvergießen für nötig halte, auch dies tunwürde.Hierauf folgt die Mittagspause.von Luck, einem Mann von 44 Jahren, der aus Charlottenburgstammt, noch ein 37 Jahre alter Julius S ö n n t ch s e n aus Ton-dern, der sich auch Hans Jäger und Karsten nennt, ein Pferde-Händler Bäck« und ein Kaufmann Adolf M a r k u s s e n, der zuletzt in der Zehringerstratze zu Berlin-Wilmersdorf wohnte. DieSchwindler besitzen Scheckbücher der Hamburger Filiale der Deut-schen Bank mit den Schecks 553 826— 553 250 und der Mitteldeutschen Kredit-Bank in Berlin mit den Nummern 101 676 bis101 700. Mit einem Teil dieser Schecks haben sie auch in K o p e n-Hägen größere Betrügereien unternommen, die ihnenzum Teil auch gelungen sind. Markussen, der wahrscheinlich auchunter den Namen Dr. Stürmer und Eugen Meschede auftritt, stehtauch mit einem gewissen Loengreen in Verbindung, mit dem zu-sammen er einen Berliner Bildhauer um 5000 M. Vorschuß aufden Verkauf eines Kunstwerkes betrogen hat.Da» Kreiskrankenhaus in Reinickendorf ist in den Besitz derStadtgemeind« Berlin übergegangen. Es können dort nunmehrBerliner Einwohner aus sämtlichen 20 Bezirken ausgenommen undzu den üblichen Sätzen oerpflegt werden.Ein Wasserflugzeug auf dem Wannsee. Seit«inigen Tagen istauf dem Wannsee in der Nähe des Nordflnahanfts ein Wasserflug-zeug der Deutschen Lust-Neederei staiioimrt, das van nachmittagalso für den Zahlungskräftigen nicht mehr notwendig, um die Vor-züge eines Fluges im Wasserflugzeug kennenzulernen.Revolverattentat eines Gemeindedieners. Gestern abend gerietder Schlächtermeister Hermann I e s ch k e aus Neukölln, Donau-straße 19, in Buckow bei Britz mit dem GemeindedienerPilot aus Buckow in Streitigkeiten. Pilot ging nach Hause, holtesich einen Revolver und feuerte von hinten auf Jeschke, derschwer verletzt zusammenbrach und nach dem Buckower Krankenhausgebracht wurde. Er verstarb nach einigen Stunden. Der Re-volverheld wurde heute verhaftet und dem Amtsgericht Neu-kölln zugeführt.Protest gegen die Verschleppung der Schulreform. Der Bundentschiedener Schulreformer beruft für Mittwoch, 15. Juni, abcnd-Z VI, Uhrin die Aula des Werncr-Siemens-NealgymnafiumS, Hobenftanfenftr. 47/18am Unter(intndbahnhos Mktoria-Lulsc-Platz eine öffentliche Versammlungein. Paul O e st r e i ch und Siegsried K a w e r a u sprechen über dasNe! chsschulgesetz und die Reformpläne sür die höheren Schulen. Jedermannist. eingeladen.Groß-Serliner parteinachrichten.44. Abt. Mittwoch, abd»82. Abt. Steglitz. Mittwilammlung, sondern Mitgt_____straf, e 13. Thema: Die Neubisdung derSiering. M.d.L.Soziatdemokrarischer Männerchor Berlin- Mitte. Die n!msßm&xm'.Kerfin, Pankfir. 69.ferne öffentliche Berber Realschule, Flora-Regierung. Referent: Genosse>ste GesaugsimndeCchdithtmiec Str.A