Niiierneümergewlim gM auf e�nem?erark?gen Wege zum Empfänger, daß er voll zur Steuer herangezogen werden kann— wenn dieser Empfänger ehrlich ist. Die ganze deutsche Industrie arbeitet nach dem System Stinnes, wenn sie Steuern zahlen soll. Je größer die Ge- schäfte und je umfangreicher das Interesse, um so besser ist es für die Steuererklärungen. Ueberlegen wir uns doch nur. wie die Gewinne der Aktiengesellschaften mit beschränkter Hastpflicht versteuert werden. Der gesamte Gewinn unterliegt nicht etwa den 60 Proz. des Einkommensteuergesetzes, er wird nur mit etwas mehr als 10 Proz. auf Grund des Körperschafts st euergesetzes erfaßt. Nur die eigentlichen Dividenden usw. werden beim Empfänger voll zur Einkommensteuer herangezogen, aber alles, was jene Untenichmungen an Gewinnen nicht auszahlen, wird geschont! Kauft oder übernimmt nun z. B. eine Aktiengesellschaft erhebliche Posten von Papieren anderer Unternehmen, an denen sie interessiert ist, dann hat sie jede Möglichkeit, durch enorme Abschreibungen auf Grund„wirtschaftlicher Vorsicht" ihren Aktienbesitz so unterzubewerten, daß der größte Teil ihres Verdienstes verschwindet. Es besteht aber gar kein Grund, daß die Tochtergesellschaften nicht wieder Aktien oder Anteile von Enkelunternehmen besitzen und diese ebenfalls durch Abschreibungen aus Gewinnen unterbewerten sollen. Enkelunternehmen können es dann in den lieblichsten Ver- schlingungen wieder ebenso mit Anteilen an Schwester-, Mutter« und sonstigen Gesellschaften machen. Vermögens» masfen, die in festen Händen sind, bieten noch mehr Möglich- keiten. Ist es eine zahlreiche Familie— siehe Familie Stinnes— mit Brüdern, Tanten und Anverwandten, dann hat der Spaß überhaupt kein Ende, dann kann man so Ver- stecken spielen, daß Steuereinnehmer und Steuergesetzgebung in zwanzig Jahren nicht den Weg zum Geldbeutel finden. In diesem Zusammenhang sei auf eine kleine Stinnessche Gründung technisch recht beachtenswerter Art hingewiesen: es ist die A.-G. Hugo Stinnes für Seeschiff- fahrt und Ueberseehandel, Hamburg . Die Geschäftsleitung besteht im wesentlichen aus Mitgliedern der Familie Stinnes: die Firma ist aus 15 kleinen Gesellschaften mit beschränkter Haftpflicht(Kapital je 30 000 M.) entstanden, jede besaß einen Stinnesdampfer als Aktivposten. Die Muttergesellschast Hugo Stinnes ist überdies auch eine G. m. b. H., die jahrzehntelang mit dem lächerlichen Grundkapital von 50 000 M. auskam; erst neuerdings wurde das Kapital auf 5 Millionen erhöht. Die Wirklichkeit war mit dem offiziellen Grundkapital allzu arg in Konflikt geraten. In derartigen mit mehr oder weniger stillen Reserven auswattierten Gesellschaften und Unternehmen braucht n i e das gesamte Aktienkapital in den Händen der eigentlichen Herrscher zu sein, es genügt schon die Hälfte, um über das ganze verkettete und ineinandergeschachtelte Inter- essenfeld zu herrschen. König bleibt immer Hugo Stinnes . Auf diese Art— neben vielen anderen Methoden— zahlen heute die deutschen Großverdiener und Trustmagnaten bei weitem nicht die Steuern, die ihrem tatsächlichen Vermögen und Einkommen entsprechen. Die Steuergesetze und die Rou« tine, gutfrisierte Bilanzen aufzumachen, geben ihnen auf nicht gerade ethischem, aber meistens auf„legalem" Wege die Mög» lichkeit, die Pflicht, dem Staate durch Geld zu helfen, nach allen Regeln der Kunst zil vermeiden. Die Verzauberung gewaltiger Kapitalien hat aber neben der Rettung vor dem Steuererheber noch eine andere eigen« tümliche Wirkung. Die aufgestapelten Geldmengen haben die Tendenz, auf Grund der ihnen innewohnenden geheimnisvollen Kraft, immer neue Gelder hecken zu müssen. Sie verlangen stets erneute Anlage und Betätigung. Anders würde das in alle Ecken und Schränke gestopfte Geld den Betrieb, der es brachliegen lassen wollte, einfach ersticken. So ist der auch bei Hugo Stinnes heute erkennbare hastige Aus- dehnungsdrang zu einem Teil die Folge der allgemein üblich gewordenen Verschleierung und Hinterziehung der industriellen und Handelsgewinne. Sie sind die Grundlage und Not-
wsndigkert zu immer neuen Derschachtekungen und Interessen- verquickungen. Auf dem Rattenkönig immer zahlreicher wer- denden Unternehmen sitzt dann als Regent ein Mann mit verhältnismäßig geringem Einkommen und einem steuerlich kleinen Kapitalbesitz, der aber in Wirklichkeit der Herr über Abermillionen und Milliarden ist, von dem Hunderttausende von Arbeitern abhängen, der die öffentliche Meinung und politische Parteien beeinflußt, der zum Staat im Staate ge- worden ist! Das kann aber ein Staat auf die Dauer nicht ertragen. Er kann es nicht dulden, daß sich an seinem Leibe ein Glied selbständig macht, obwohl es durch den Gesamtorganismus ernährt und erhalten wird. Hier hilft aber nur ein Radikal- mittel, und das ist der Sozialismus. Der Weg dahin führt über eine ernst zu nehmend« Besteuerung der Großverdiener. Stegerwalüs Kapitulation. Nichts gegen die Rechtsparteien: Den Trotz püegt iron lidj iw ailgenreia»«' ichwewend v� zustellen. Der Trotzminister Stegerwald zeichnet sich durch großes Redebedürfnis aus. Er muß immer wieder der Welt sagen, warum er eigentlich noch Minister ist, und hat deshalb sich von dem Chefredakteur der„Germania " ausfragen lassen. Das Intervierw bedeckt eine volle Seite der„Ger- mania", aber fein wesentlicher Jnhall läßt sich kürzer skizzieren. Für Herrn Stegerwald gibt es gute und schlechte Menschen. Zu den guten Menschen gehört natürlich er, die schlechten Menschen sind die, die ihn bekämpfen, also in erster Linie die Sozialdemokraten. Die guten Menschen ü In Stegerwald stellen die„S t a a t s n o t w e n d i g k e i t e n" in den Mittelpunkt ihrer Politik und gehen von„politischen Realitäten und Mög- lichkeiten" aus, während die schlechten Menschen„parteipoli- tischen Strömungen" folgen und zu erkennen sind an chrer „formalistisch-demokratifchen" Denkweise. Als solch Musterbild eines schlechten Menschen mit forma- listisch-demokratischer Denkweise stellt Stegerwald seinen Par- teikollegen Erzberger hin, der im Juli 1917 durch die Friedensresolution Deutschland vor dem Zusammenbruch des Jahres 1918 bewahren wollte und sich dabei auf die Parla- mentsmehrheit stützte, während doch die„politischen Reali- täten", nämlich Offizierskaste, preußische Bureau- kratie, Schwerindustrie und Agrariertum g e g e n ihn waren. Diesen„politischen Realitäten" muß man sich nach Stegerwalds Auffassung unter ollen Umständen beugen. Und deshalb verkündet Herr Stegerwald von den nächsten Aufgaben Preußens, als die er Steigerung der Pro- duktivität der Landwirtschast, ertragreiche Grundsteuer und Durchführung-der Verwaltungsreform ansteht, wörtlich folgendes: keine dieser drei Aufgaben läßt sich bei den gegenwärtigen Verhältnissen in Preußen durchführen gegen den geschlossenen Widerstand der beiden Rechtsparteien. Da die beiden Rechtsparteien im Preußischen Landtag, worauf ein„Formaldemokrat" hinweisen würde, höchstens ein Drittel der Sitze haben, so heißt dieser Ausspruch nichts weiter, als daß Herr Stegerwald vor den Mächten kapituliert, die hinter diesen beiden Parteien stehen. Herr Stegerwald kapitu- liert vor Schwerindustrie und Agrariertum, altpreußischer Bureaukratie und ausrangierten Militärs. Gegen ihren ge- schlossensn Widerstand wagt dieser republikanische Minister keinen Schritt zu tun. Dagegen traut sich Herr Stegerwald sehr wohl, gegen den geschlossenen Wider st and der ge- samten Arbeiterschaft zu regieren. Seine Kapitulation vor der Rechten begründet Herr Stegerwald mit einem eigenartigen Geständnis: nämlich mit dem Geständnis, daß das Zentrum sich so weit nach rechts entwickelt habe, daß es gegen eine Agitation der Rechtsparteien nicht mehr widerstandsfähig ist. Herr Steger- wald will nämlich die alte Koalition von Sozialdemokratie, Zentrum und Demokraten nicht wiederherstellen, weil er glaubt,
da? Set rechte agrarische Fkssg� ves Zentrums etiffoch MM bei der Stange bleiben, sondern überlaufen würde. Her? Stegerwald schreibt: � Wenn bei solcher Sachlage die Führer der Zentrumspartei selbst den ernstesten Willen hätten, in den entscheidenden Fragen mit der Mehrheitssozialdemotratie zusammenzugehen, dann würde trotzdem damit praktisch s o gut wie nichts gewonnen. Den» die Fraktton würde in einer Reihe entscheidender Fragen u n« i n< heitllch und gegeneinander stimmen, womit die Koa- littonsmehrheit sofort ohne weiteres in ein« Minderheit umgewandelt wäre, und im übrigen würde die Agitation der beiden Rechtsparteien im Lande de» agrarische» Flügel des Zentrum» nach rechts ziehen, und an Stelle einer Star- tung der Mitte, die für das nächste Jahrzehnt für deutsche Verhältnisse das Gebot der Stunde ist, würde in kürzester Zeit eine Recht»« Mehrheit erstehen. Deutlicher und kläglicher kann man nicht vor der Reaktion kapitulieren. Herr Stegerwald hat nun wenigstens mit Offen- heit ausgesprochen, daß er sich als Gefangenerder bei- denRechtsparteien betrachtet, daß er von ihrem guten Willen lebt und nichts gegen sie unternehmen will. Wer der Freund der beiden Rechtsparteien ist, der ist der natürliche Feind der Arbeiterschaft. Die Geständnisse des Herrn Stegerwald tragen ungemein zur Klärung der Situation bei._,.„•: Selbstschutz Zlegel. Hei lewet noch— nämlich der Berliner Selbstschu?, Nachfolge» der Einwohnerwehr. Wer es nicht glaubt, der lese folgendes ge- druckt« Zirkular, dos uns in mehreren Exemplaren zu Gesicht gekommen ist: Berliner S e l b st f ch u ß. G. m. b. H. Ortsgruppe Neukölln. Geschäftsstelle: Finowstraße 8. Fernruf: Neukölln 8764. Neukölln, Datum de» Possstempel,. Sehr geehrter Herr Kamerad! Ihnen hierdurch die ergebenste Nachricht, daß die Kamerode» der ehemaligen Einwohnerwehr Reukölln sich korporativ dem Ver- liner Selbstschutz(Ortsgruppe Reukölln) angeichlossen haben. Auch Ihr uebertritt ist nach Angabe der Kameraden erwünscht. Zwecks Aufnahme und Informierung können Sie Auskunft ev» halten in der oben bezeichneten Geschäftsstelle oder in der am Freitag, den 10. Juni 1921, abends 7)4 Uhr, stattfindenden Derfammlung im Deusschen Wirts» haus« Neukölln, Bergstraße 136/37, Seitenflügel 1 Treppe. Mit kameradschaftlichem Gruß Der Dorstand: gez. R o ch l i tz, Major a. D. i. A.: P. F l e g e l, Oberlt. d. L. a. D„ Neukölln. Finowstr. 8 II. Dieses Zirkular ging auch einigen Parteigenossen zu. Als dies« jedoch in berechtigter Neugierde, was hier wohl gespielt würde, zur Versammlung erschienen, wurde ihnen trotz Einladung der Zutritt verweigert! Nicht gerade ein Zeichen, daß die Einberufer ein sehr reines Gewissen hatten.— Ein Genosse hatte sich am 2. Juni durch Oberleutnant d. L. a. D. Flegel für die„Berliner Selbssschutz"-Genossenschaft werben lassen und einen Anteil von 20 Mark bereits«ingezahlt. Er erhiett unter dem 9. Juni folgendes Schreiben: „Berliner Selbssschutz" Berlin W. 10, den 9. 6. 2t. E. ffl. m. b. H. Vendlerflr. Z9. Mit Postanweisung erhalten Sie den Betrag von 2 0 M. zurück. Ihre Aufnahme in den„Berliner Selbstschutz" kann zu unserem Vedauer« nicht statlstndeu. Einschreiben. Berliner Selbssschutz Eingetragen« Genossensch, m. b. H. (gez.) Koch. Es wäre sehr interessant, die Gründe zu erfahren, warum dle Ausnahm« nicht stattfinden konnte. Etwa weil dieser Selbstschutz ein politisch reaktionäres Gebilde ist, das nur Anhänger der Rechtsparteien aufnimmt? Schließlich ist noch beachtenswert, daß dieser Selbssschutz seinen Sitz in der Bendlerstraße, in nächster Nähe des Reichswehr - Ministeriums, hat.
Teutsthe Jugend.
Kleinigkeiten von H. Matthäus Becker. Kommt da neulich ein Trupp Arbeiterjugend, Burschen und Mädel, mit Rucksäcken und bebänderten Lauten die Straße ent- lang. Di« Kleidung ist so, wie sie sein muß, wenn der Mensch sich nicht vor der Natur blamieren will. Ein hoher Stehkragen kann eine ganze Gegend verschandeln und ein schwarzer Gehrock alles Grün in Wald und Wiese auslöschen. Die Burschen tragen Kniehosen, und gleich ihnen sind auch die Mädel strumpflos. „Sogar die Frauenzimmer," hörte ich eine Dame mit feister Besitzrundlichkeit zu ihrem Begleiter sagen, dessen Gesicht— ein Gesicht, das eigentlich in die Hose gehört— sofort den Faltenwurf sittlicher Entrüstung annimmt. Spießer bleibt Spießer. Ich habe an ein Erlebnis kurz vor Kriegsausbruch denken müssen. Es war in einer kleinen südwest» densschen Universitätsstadt. In den Gossen des heimattrauten Restes lag die Morgendämmerung. Junge Burschen und Mädel, wohl ein Dutzend, käme,» unter Gesang und Lautenklang aus der Alt- stadt herunter. Der Morgen war so recht angetan zu einer Man- derung durch die frischen Buchenwälder der Lahnberge. Eben erklingt«u» hellen Kehlen Eichrndorffs Lied: „Fliegt der erste Morgenstrahl Durch das stille Nebeltal—" Da kommen aus einer Seitenstraße drei oder vier buntbe- mutzte Jünglinge. Hochfeudale Korporatton. Doch der nächtliche Suff hat die übliche schneidig-korrekte Haltung etwas beschädigt. Zwei Welten: Hier frische Jugendlichkeit, dort deren ekelhafte Karikatur. Das Dichterherz des guten Freiherrn von Cichendorff ist ganz sicher nicht von umstürzlerischem Drang erfüllt gewesen. Aber die künfttgen Führer der Natton fühlen instinktmäßig, daß jedenfalls in den Herzen der Sänger etwas lebt, das oll ihrer faulen Tradition gefährlich ist. Das fordert heraus zum Protest. Und dieser Protest vollzieht sich in jener Form, die auch der dümmste Vertreter dieses Typs immer zur Hand hat: drei oder vier bier- heisere Kehlen brüllen auf einmal das Deusschland-Lied in den Gesang der andern. Armer Hoffnumn von Fallersleben , wie oft schon haben jene, die dich einst maßregelten, mit deinem Sang den neuen Geist totzubrüllen versucht! Das Lied der Burschen und Mädel schallt um so frischer in den erwachenden Morgen. Nur eine ganz Blonde, die fröhlichste von allen, kann beim Anblick jener dreifach armseligen Männlichkeit vor Lachen nicht singen. Da muß schweres Geschütz heran. Und nun gröhlen die Akademiker eines jener zur Zote verschandelten Volks- lieber, deren ständig wachsende Strophenzahl die Phantasie eines gewissen Studententyps kennzeichnet. Das war im Frühjahr 1914. Es ist nur ein kleines unbedeo- tendes Erlebnis. Ader«eil die vielen Erlebnisse der dazwischen-
liegenden sieben Jahre haben es in meiner Erinnerung nicht ge- löscht. Und wenn ich höre, daß teussche Jünglinge irgendwo mit dem Lied des braven Hoffwann von Fallersleben andere Leute niederzubrüllen versucht haben, dann weiß ich jedesmal, daß es bei ihnen bis zur offenkundigen Gemeinheit nur ein Schritt ge- wesen wäre. » In der Hamburger Vorortbahn am Tage nach Eisners Tod. Arn Dammtor steigen zwei Jünglinge ins Abtell, Typ: Haken- kreuzler. „Schneidiger Kerl dieser Arro," sagte der eine,„von der Art müßten wir noch viele haben." „Jawohl, es muß reiner Tisch gemacht werden," meint der andere.„Der nächste, der dran glauben muß, ist dieser— na, hels mir doch mal auf den Namen— Ferdinand nennt sich dieser Iudenbolschewist schamhaft mit Dornamen. Na. Du kennst ihn doch?" Der erste kennt ihn nicht. Ich natürlich auch nicht. Meine Neugierde wächst. Da geht es wie eine Erleuchtung über das Gesicht des hoff» nungsvollen Jünglings:„Also ich Hab'»: Lassall« heißt da» Schwein." « Im Oberlyzeum. Die vberlehrerin erzählt von Diogenes aus Sinope, dem Philosophen und Proletarier.„Ja, und einmal, als Diogenes vor feiner Tonne lag und sich von der Sonne befcheinen ließ, hatte er eine Begegnung mit Alexander von Mazedonien, der mit seinem Gefolge gekommen war. Der König gewann so leb- hafte» Interesse an ihm, daß er ihm gestattete, sich«ine Gnade auszukitten. Diogenes tat es, indem er Alexander aufforderte, ihm ein wenig aus der Sonne zu gehen. Fräulein Kulike, wofür ist uns diese Aeußerung ein Beweis?" „Für die Begehrlichkeit der unteren Schichten," sagt Fräulein Kulike. Die Wissenschask kennt keine Grenzpfähle. Montag hielt Professor Einstein in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saale des Londoner Kings College in deutscher Sprache seinen Dortrag über die Relativitätslehre. Bei seinem Erscheinen erhob sich«in großer Beifallssturm, der sich noch steigert«, als Lord H a l d a n« in seiner Einleitungsrede Einstein als ein Genie de« 20. Jahr- Hunderts bezeichnete und erklärte, die Wissenschaft kenne kein« Grenz- pfähle. Nach der Borlesung Einsteins wurde ihm von der Zuhörer- schaft eine stürmische Kundgebung dargebracht. Bei dem rin Abend veranstalteten Essen zu Ehren Einsteins begrüßte Ernest Barker den deutschen Gelehrten, der als Gast aus einem Lande kärtte, das bis vor kurzem der Feind Englands qewesen sei. Er helfe dle zerschniltei cn Fäden des internationalen Bande- wieder zusammenfügen. Barker erklärte in deutscher Sprache, daß die wieder aufgenommenen Beziehungen eine gerade Linie zeigen, die stets bleiben werde, nämlich die gerade Linie des Rechts und der Gerechtigkeit. Er sei' überzeugt» daß die Paral
lele des englische� und deusschen Gedankens, trotz der Lehre der Mathematik, die beiden Nationen in Freundschaft mtteinander und mit den anderen Nationen der Welt zusammenbringen werde. Einstein erwiderte, er sei außerordentlich erfreut, daß lein Besuch unmittelbar ein« gute Wirkung auf die internationalen Be- Ziehungen auszuüben v-rsprech«. Ein Teil der Oldenburger Galerle i« Amsterdam versteigert! Dle heimliche Fortschaffung der Hauptteile der Oldenburger Galerie, die leider Privatbesitz des Oldenburger Großherzogs war und eine der erlesensten kleinen fürsttichen Sammlungen Deutsch- land» bildete, erregte 1919 berechtigte Empörung. Der olenburgische Staat hatte damals nicht zugegriffen, und so wanderten 4 Rem- brandts, 3 Rubens und manches andere wertvolle Bild nach Holland . Man glaubte sie längst über den großen Teich. Da meldet jetzt„Der Sammler", daß in aller Stille und mit ungewöhnlichen Borstchtsmaßregeln dieser Tag« in Amsterdam ein« Versteigerung der neueren® mn ä l d e aus dem Besitz des Großherzogs stattgefunden hat. Das Haupsstück, die„Medea von Anselm Feuerbach , erwarb der Berliner Kunsthändler Casstrer. Der Großherzog hatte weder das Recht, die Kunstwerke außer Landes zu bringen, noch hat er für diesen Besitz die Lasten aus sich genommen, die er ol» deutscher Rattonalangehöriger zu tragen ver- pflichtet ist. Sollte es nicht doch Mittel und Wege geben, dem edle« Exlandesooter, der sowohl den deusschen K u n st b e s i tz als den deusschen Fiskus auf» schwerste geschädigt hat, dos Geschäft gründlich zu oessalzen? „Die Elgenmark« and ihre Anwendung." Unter diesem Titel gellt der Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker, Landesgruppe Berlin - irandendurg, jetzt in der Bibliothek der Unterrichtsanstalt unseres Kunstgewerbemuseums eine groß« Reih« von Arbeiten seiner Mitglieder aus. E» sind Marken und Signete, die für die ver- schiedensten Zwecke entworfen worden sind und die unsere Gebrauchs- graphik auf einer recht respektablen Höhe zeigen. Unter den vielen Eigenmarken liegen auch die Wappen der deutschen Län- d e r, die H a d o n k von der Berliner Kunstgewerbeschul« entworfen hat, und daneben sieht man die neue Patz karte, für die diese Wappen bestimmt sind. Der wettlauf zwischen London und New York . Die New Parka haben nach da letzten Volkszählung den Anspruch erhoben, daß ihre Vaterstadt die größte da Welt sei. Das mag im«artwörtliche» Sinne vielleicht stimmen, denn da, riesige Flächengeblet. das Groß. Rem York bedeckt, wird von keina anderen Stadt da Well»reicht. »ba dieses Gebiet umschließt groß« Flächen, die ganz dünn od» überhaupt nicht bevölkat sind, und da wir die Größe einer Stadt nach der Zahl ihr» Einwohna bestimmen, so ist London da Neben. buhlain immahin noch um ein Beträchtliches voraus. Groh-Londo» hat über 7 Millionen Einwohna; New Bork hat es bisher nur auf üba SH Millionen gebrocht. Di» New Porker Bevölkerung ist aba m einem viel fchnelleren Temp» gewachsen al» dte Londoner, und man hat berechnet, daß Neko York im Jahre 1930 London überholt haben und dann tassächttch die größte Stadt da Welt sein wird. «.®n8. nS-ft- ftädtstche«jtylwjat(ttcha*.