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Erregte Szenen Sn der gestrigen Nachmittagsitzimg ließ chölz sich aus feiner ge- machten Ruhe bringen. Eine Reihe Zeugen hatten die Gewalt- taten geschildert, mit denen er vorgegangen war. Nach der Dar- strllung von Holz wären das Notwendigkeiten gewesen, die einem Palitischen Zweck dienen sollten. Er habe durch diese Akte, durch Brandstiftungen und Sprengungen, einen Druck ausüben wollen, um die Zurückziehung der Sipo zu erzwingen und Blut- »ergießen zu oerhüten. Die Sipo sei unter dem Vorwand, Ruhe und Ordnung zu schaffen, zu einer Zeit eingesetzt worden, wo w den betreffenden Orten Ruhe und Ordnung bestand. Hier be- mächtigte sich der aus Eisleben , Heldra und Hettstedt erschienenen Zeugen eine bittere Heiterkeit, in die auch ein Teil der Zuhörerschaft einstimmte. Hölz geriet in Erregung darüber, daß man den Grundgedanken seiner Verteidigung nicht glauben - wollte. Obwohl der Vorsitzende die Heiterteitsäußerungen sofort gerügt hatte, wandte auch Hölz sich noch an die Lacher mit einer verweisenden Ansprache. Um den ihn unterbrechenden Vorsitzenden kümmerte er sich nicht viel._. Räch der Mittagspause wurde zunächst derZigarrenhänd- ler Bei er vernommen, der Hölz in außerordentlich schwerer Weise belastet, und dessen Aussagen infolgedessen von der Verteidigung angezweifelt werden. Der Zeuge erklärt: Eines Nachts erschienen zwei Kerle in meinem Geschäft und»erlangten 20lW Zigarren und mehrere tausend Zigaretten, natürlich ohne Bezahlung. Da ich offe- »en Widerstand nicht leisten konnte, oertröstete ich sie aus den nächsten Tag und erreichte auch, daß sie mein Haus verließen. Kurz daraus wurden gegen meinen Laden«ine Anzahl Schüsse abgefeuert. Am nächsten Tag kam Max H ö l z zu mir und be- hauptet«, ich hätte auf seine Genossen mehrere Schüsse abgegeben. Er durchsucht« nicht nur meine Wohnung, sondern auch mich selbst und fand bei mir einen Revolver. Voller Wut schlug er mit der Waffe auf mich«in und durchstöberte dann alle Stuben. Ich versuchte Hilfe herbeizurufen, erhielt aber leider keine Unterstützung. Auf Umwegen kehrte ich nach Hause zurück und mußte mit an- sehen, wie hölz m unsinniger Weise umhertobte und mit dem Re- volver um sich schoß Eine Kugel schlug bei meinen Kindern zwischen de« Füßen meines Sohnes«in, zwei andere Kugeln feuerte er in die Stube, wo meine Eltern saßen. Glücklicherweise� wurde nie- mand verletzt, hölz: Die Aussage dieses Zeugen ist völlig e n t- stellt. Meine Genossen könnten mir das bestätigen, aber ich will ihre Namen nicht angeben. Ich Hab« in der Wohnung des Zeugen weder Geld noch Ware an mich genommen, obwohl ich mich damals in solchen Situationen dazu berechtigt glaubte. Rechtsanwalt hegewisch: Haben Sie, Herr Zeuge, sich dazu erboten, Hölz zu er- morden? Zeuge: Niemals. Hölz: Dann bitte ich sestzustellen, ob der Zeuge von der Sipo in Eisleben nicht ausdrücklich Waffen tu beten hat, um mich beiseite zu bringen. Das wird wohl auch Staats- anwalt Jäger nicht leugnen wollen. Staatsanwalt Zager: Das ist vollkommen unrichtig. Der Zeuge hat selbst in der Darunter- suchung bekundet, er habe sich der Sipo zur Verfügung stellen wollen, um mit gegen Hölz zu kämpfen. Die beiden folgenden Zeugen Bergmann Werner und 5leinhoff bekunden übereinstimmend, sie seien von der Hölzschen Bande zum Dienst gepreßt worden. Werner will gehört haben, daß Hölz in Hettstedt eine Villa, die Post und Bahnanlagen sprengte. Eteinhoff erklärt noch, daß Hölz nach der Sprengung der Post 6 Wann zur Plünderung dorthin entsandt habe. Der Inspektor Walter Graf, der auf eine« Gut M Hettstedt angestellt ist, sagt aus, daß eines Nachts» Lastautos auf das Gut kamen und Verpflegung und Unterkunst verlangten. Für Hölz und seine Unterführer mußten besondere Zimmer hergerichtet werden. Ein gewisser Franz erpreßte von dem Zeugen 2000 M. und am nächsten Morgen noch 0000 M. unter der Drohung, daß der Inspektor sonst totgeschlagen werde. Als dann plötzlich ein Radfahrer kam und meldete, daß Sipo im Anrücken seien, ver- schwand die ganze Räuberbande in 10 Minuten. Graf fand später in einem Zimmer eine R o t w e i n f l a s ch e, die sorgfältig ver- korkt und bis zum Rand mit Dynamit gefüllt war. Bevor die Rotgardisten abrückten, sagte Hölz zu einem Unterführer: �Ich gehe jetzt in den nahen Gasthof, bringe unsere Leute dorthin. ' Wer nicht mitmacht, wird erschossen/ Der nächste Zeuge Bergmann Paul Sander, gegen den ebenso wie gegen Werner und Steinhoff Anklage wegen Plünderung, Land- stiedensbruches usw. erhoben ist, will ebenfalls nur g e z w u n» !>en«rmaßen unter Hölz Dienst getan haben. Eines Tages eien in seinem Wohnort Alsdorf 4 bewaffnete Anhänger van Holz erschienen, hätten mit geladenen Gewehren die Männer aus den Schankwirtschasten geholt und zu Hölz gebracht. Dieser teilte die angeblich gepreßten Mannschaften in Gruppen und Kom-

IZ.Heneralversammlungöer Glasarbeiter Der zweite Nerhandlungstag begann mit dem Geschäftsbericht dos Vorsitzenden G i r b i g- Berlin . Er schildert« die Zusammen- arbeit im Vorstand, die besser sein mühte. Schuld an diesem Zustand sei die politische Orientierung einiger Vorstandskollegen. Unstimmigkeiten entstehen auch durch den in Jena gewählten Bei- rat. wie auch durch die Einsetzung der S Revisoren. Dadurch wer- den die Arbeiten des Vorstandes gehemmt. Redner gibt der Mei- nung Ausdruck, daß der Verband in Zukunft keinen Beirat gebraucht, und daß die Revisoren dem Borstand angehören müssen, um ein gedeihliches Arbeiten zu ermöglichen. Im weiteren schilderte Girbig die Not der Kurzarbeiter und die schlech- ten Lebensverhältnisse der Kollegen. Zu den Betriebsräten über- gehend, spricht Redner die Ansicht ans, daß die Betriebsräte der»in- zelnea Betriebe noch»ielmehr Mißstände beseitigen könnten, wenn eine noch bessere Auswahl unter den Kollegen getrosten werde und wenn bestehende Einrichtungen zur Schulung der Be- triebsräte benutzt würden. Im weiteren empfiehlt Redner der Generalversammlung, daß auch die Kollegen des Glasarbeiterverbandes zum Besuch der Arbeiterakademie in Frankfurt ent- sendet werden. Girbig machte sodann über die Entwicklung der Glasindustrie Amerikas bemerkenswerte Ausführungen über tech- nisch« wie sanitär« Einrichtungen. Die Kollegen der amerikanischen Glasarbeiterorqanisation haben dem Vorstand die Einladung über- bracht, zwei Kollegen nach Amerika zwecks Information zu ent- senden. Die amerikanische Organisation erbot sich, dafür die Kosten zu ühernehmen. Zur Beschaffung der Rohstoffe für die Glasindu- stne bemerkte der Redner, daß Oberschlesien unbedingt bei Deutschland bleiben müsse, da sonst die Glasindustrie sehr schwer«, Zeiten ent« gegen gehe. Den Kassenbericht gab Grünzel. Für die Redaktton berichtet« Redakteur Groß- Berlin, für den Berbandsausschuß Preußger» Dresden . Ein Antrag, den unbesoldeten Borstandemitgliedern eine Rede» Sit von SO Minuten zu gewähren, um sich gegen die Vorwürfe irbigs zu wehren, wurde mtt 7i gegsn 92»ttrrtmen abgelehnt. Die Aussprache über den Geschäftsbericht wurde von Bürde» Berlin eröffnet. Bis zur Mittagspause hatten sich S Redner an der Aussprache beteiligt. Die Redner wandten sich vor allem gegen dte W» Swbig g««achten Vorfteliungm üb« erschwertes Arbeite»

im Hölzprozeß. pagnien ein, und man zog dann nach Eisleben . Als der Trupp die Villa des Oberstabsarztes Evers erreicht hatte, krachten mehrere Schüsse und Hölz schrie:F e u e r ü b e r f a ll!" Darauf sei Hölz mit 0 Bewaffneten in die Billa eingedrungen und habe sie g«- sprengt, während der Zeuge, nach seiner Aussage, flüchtete. Der Telegraphenleitungsaufseher Klapprod schildert dann sein Zusammentreffen mit Hölz. Am 24. März seien ittehrere Lastautos Bewaffneter auf der Straße von Siersleben nach Hettstedt heran­gerückt, und die Hölzsche Bande habe dabei die Eisenbahnanlagen gesprengt und die Telegraphenmasten abgesägt. Später sei Hol; in die Wohnung des Zeugen gekommen, um Nahrungsmittel zu re- quirieren. Da nichts anderes vorhanden war, habe sich Hölz m i t trockenem Brot begnügt. Als letzter Zeuge wurde dann noch der Kaufmann Ludwig aus Hettstedt vernommen, der in aus- führlicher Weise über die Sprengung seines Hause», in dem 0 F a- Milien wohnten, berichtete. Spät abends sei ei» Mann zu ihm gekommen, der erklärte: Wir sprengen jetzt Ihr Haus, verlassen Sie mit Ihrer Familie schleunigst die Zimmer. Alle Vorstellungen, daß 6 kleine Familien dadurch obdachlos würden, hätten nichts genutzt. In unmenschlicher Weise vertrieben die Eindringlinge die Bewohne» und sprengten dann das Haus in die Luft. Der entstandene Schaden betrug etwa 220 000 M. Alle Familien mußten mit den Kindern in den Keller flüchten, wo sie die Nacht verbrachten. Vors.: Was sagen Sie dazu, Hölz? Hölz: Es ist alles richtig. Ich selbst habe das Haus, eine Druckerei und die Post gefpre-igt. Es war taktisch notwendig. Zu außerordentlich bewegten Szenen, bei denen selbst der An- geklagte seine sonst zur Schau gettagene kalte Ruhe verlor, kam es, als auf Antrag des Rechtsanwalts Hegewisch nochmals der Zeuge Zizarrenhändler Beier vernommen wurde. Der Verteidiger wünschte, daß der Zeuge auch am heutigen dritten Verhandlungstag vor Ge- richt erscheine, da sein Klient nach wie vor beHaupt«, Beier hob« ihn ermorden wollen. Zeuge Veier: Ich kann mir diese unsinnige Behauptung nur so erklären, daß ich einmal in der Voruntersuchung gesagt habe, das Gericht solle mir den Hölz nur übergeben, wenn es mit ihm nicht fertig würde. Hölz: Mein Beweisantrag richtet sich weniger gegen den Zeugen, als gegen Staatsanwalt Jäger, der ganz genau weih, daß das, was ich sage, richtig Ist, der aber trotz- dem den Zeugen Beier noch i« Sehutz zu nehmen sticht. Ich möchte hier zu den Sprengungen in Hettstedt noch prinzipiell eine Erklä- rung abgeben. Diese Sprengungen sollten einen Druck aus die bessergestellten Klassen und auf die Sipo ausüben, um sie zum Verlassen des Ortes zu zwingen. Ich hohe mit diesen Gewaltakten doch unbestreitbar große Erfolge gehabt. Und schließlich war es immer noch besser, wenn ein paar Häuser kaputt gingen, als wenn Menschenblut fließen mußte. Selbstverständlich konnte weder ich noch ein anderer vorher missen» ob der von mir angewendete Druck auf die Bürger und die Sipo auch den gewünschten Erfolg haben werde. Staatsanwalt öäger: Sie mußten sich doch aber sagen, daß diese Schandtaten die Sipo nun erst recht zu energischem Eingreifen veranlassen würde. höh:(mit starker Betonung). Das ist es ja eben. Die Sipo brauchte doch nicht dort einzugreifen, wo Ruhe und Ordnung war. Auf diese Worte des Angeklagten erhebt sich im Zuschauerraum, und be- sonders auf den Zeugenbänken, ein außerordentlich lebhafter Protest. Besonders die Hettstedt « Zeugen protestieren durch Worte und Ge- bürden nachdrücklichst gegen diese Behauptung des Angeklagten und man hört Rufe, wie: unerhört, unglaubliche Frechheit, Räuberord- nung usw. vors,(zum Publikum): Ich verbitte mir jede Gefühls- äußervng. Höh dreht dem Gericht den Mcken und spricht zu den Zeugen und Zuhörern: Durch Ihr Lachen zeige« Sie mir, daß Sie ander« Ansicht sind. Aber das ist mir vollkommen gleichgültig. Ich.... vors,(in höchst« Erregung): Ich verbitte mir ein für allemal, daß Sie sich in eine Diskusston mit de« Zeugen und den Zuhörern«inlassen, Sie haben sich nur dem Gericht gegenüber zu verantworten, höh(eben- falls sehr erregt): Wenn ich rede, dann rede ich eben. Wer hat denn die Ordnung in Mitteldeutschland gestört? Doch niemand anders als Hörsing, der durch seine Häscher erst den kommunsstischcn Aufstand inszeniert hat. Wir haben dem Proletariat bewiesen, daß lediglich die Sipo es gewesen ist, die üb«all dort, wohin sie kam, Verwirrung angerichtet und Blutvergießen entfesselt hat. Rechts- anwalt Hegewisch(aufspringend): Der größte Teil des Publikums in diesem Saal hat soeben gegen Höh Stellung genommen. Das ist die Folge davon, daß in diesem Saal nur die Vertreter de: besitzenden Klassen sich befinden. Wörep auch Arbeiter da, hätte das Publikum eine derartige Haltung zu zeigen nicht gewagt. höh: Vor Vertretern des Proletariats hätte dos Gericht es nicht gewagt, derart gegen mich vorzugehen. Sie behandeln mich auch nur deshalb in dieser Weise,«eil Sie sich auf eine ausgedehnte bewaffnete Macht stützen. Wäre« Arbeiter hier.... Vors.(unter­brechend): Wir fürchten uns vor niemand, Höh, merken Sie sich das. Darauf wurde die Sitzung auf Mittwoch früh Uhr vertagt.

durch den Beirat wie durch die Revisoren. Ebenfalls wurden die zum Borstandsbericht gestellten Hauptanträge Herausgabe einer Juqendschrift, Streichung d« Arbeitslosenunterstützung und Er- bähung der Streikunterstützung, Erhebung eines Extrabeitrages zum Streikfonds usw. mit erörtert. In der Nachmittagsfitzung wies Much «- Muskau auf mögliche Ersparnisse hin, die gemacht w«den könnte r P r e u ß e r- Homburg begründete Anträge a«f Gründung eines Streikfonds aus Extra- beitragen, Beschränkung der Zahl der Verbandsangestellten, ein- monatliche Kündigung derselben, möglichst« Selbständigkeit der Ar- belter. Sie müßten zur Aufnahme des schärfsten Kompfes im Sinn« der Moskauer bereit sein. K n ö f e l- Moritzdors plädierte für Erhöhuna de» Derbandsvermögens und ein« Aufbesse- rung der Beamtengehälter. W« r n i k e- Ruhlanb gab in tempera - mentvoller Weife ein Bild traurig« Arbeiterverhältnisse in Moskau , di»« aus dem Munde seines Bruders genau kenne. Bürde- Berlin begründete eine von ihm eingebrachte Resolution, den ADGB. aufzufordern, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Durch- führung der zehn Forderungen von der Regierung zu«zwingen. Müller(Vertreter des ADGB .) unterstützte Wort für Wort, was üb« die Aal d« Arbeitslosen und die Notwendigkeit, ihnen zu helfen, gesagt und durch die Reso- lution verlangt wird, aber er bestritt ganz entschieden, daß man mit irgendwelcher sachlichen Berechtigung dem ADGB . Dorwürfe machen könne. Müller schilderte, in welcher Weise durch den ADGB. für die Durckiführung der 10 Punkte gearbeitet wird. Der unge- nügende Erfolg liege nicht zum wenigsten darin begründet, daß duvch die letzte» Reichstagswahlen die alt«, der Arbeit«tlasse gün- stig«« Parlamsntsmehrheit v«loren ging. M., öfter von Wider- spruch und Zustimmung unterbrvchen,«suchte, leinen tommunisti- scheu Absichten, die Arbeitslosenfrage als B o r s p a n n zu benutzen, Folge zu leisten. Die Resolution bat« abzulehnen und statt dessen einen Beschluß zu fassen, der sich gegen di« verantwortliche Stelle, die Regierung, richtet. Gaufeit« D irsch ek ist der Meinung, daß d« ADGB. en«ai- scher bei der Regi«ung hätte vorgehen sollen. Gegen 6 Uhr teilte d« Vorsitzende mit, daß noch 08 Redner gemeldet seien. Es sprachen noch eine größere Anzahl Redn« und gaben Anregungen zum Geschästsb«icht. Einzelne kommunistisch« Delegierte führten insbesondere au», daß sie nicht die Absicht hätten, die Beweguna zu spalten. Sie seien aber das»orwärtstreibende(?) Element. Di« DiÄussson wird jartgejetzt.

Soziales. Angestellte und Angestelltenversicherung. Man schreibt uns: Die bürgerlichen Blätter stimmen gelegentlich der durch den Reichsial beschlossenen Erweiterung der Angestellten- ocrsicherungsgrenze Klagelieder an. Sie spielen sich als Schützer der Angestellten auf, die über 18 000 Mark Gehalt beziehen und die bis- her von der Angestelltenversicherung befreit waren. Wir können es von unserem Standpunkt aus nur begrüßen, daß auch die Schichte» der Angestellten, die bis 28000 Mark Einkommen haben, in die An- gestelltenversicherung mit einbezogen werden. Denn diese, wenn auch nicht gut besoldeten, so doch zum Teil bessergestellten Leute geben der Versicherung eine viel gesündere Basis, als es die niedrigst bezahlten Angestellten tun können. Bei dieser Gelegenheit täuschen die bürgerlichen Blätter de» Angestellten vor, daß sie den volle» Beitrag von ihrem Gehalt zu zahlen hätten. So schreibt z. B. dasBerliner Tageblatt", daß, wer ein Gehalt von mehr als 13 000 Mark hat, an Beiträgen monatlich 98,80 Mark zahlen müsse. Dabei wird verschwiegen, daß die Hälfte dieses Beitrages der Unternehmer zu tragen hat. Die bürgerlichen Blätter beschretten damit denselben Weg, den ein Teil der privatrn Versicherungsgesellschaften gegangen ist, um die Angestellten dafür zu gewinnen, sich von der eigenen Beitrags- Pflicht befreien zu losien. Diese privaten Lebcnsversicherungsgesell- schaften scheuen sich feit Monaten nicht, unter Angabc falscher Bei- tragssätze und anderer irriger Behauptungen eine Propaganda unter den Angestellten zu entfalten, um diese zum Abschluß einer Lebens- Versicherung zu bewegen. Zu ihrem eigenen Schaden haben sich viele Angestellte durch diese Propaganda zu Versicherungsabschlüssen be- wegen lassen und sind den dringenden Warnungen' der srcigewerk- schaftlichen Angestelltenpresse nicht gefolgt. Wir können hier deshalb nur noch einmal unsere warnende Stimme erheben. Noch ist nicht zweifelsfrei, ob durch die Novelle zur Angestelltenv«sich«ung überhaupt eine Befreiung von d« eigenen Beitragsleistung vorgesehen wird und in welchem Umfange sie ge- währt werden wird. Deshalb ersuchen wir alle freigewerk» schaftlich organisierten Ange st eilten, sich vor Ab« schluß einer Lebensversicherung erst mit der Rech » nungsstelle Berlin derVolkssürsorge", der von der fteioryanisierten Arbeiterschaft ins Leben gerufenen Bersicherungs- gesellschaft, Engelufer 18 park., in Verbindung z u setzen. 5zier wird allen Angestellten kostenlos sachgemäße Aus- kunft erteilt._

Die Ausbildung zum Gemeindearzi. D« preußische Wohlfahrtsminister teilt im Anschluß an einen Erlaß, durch den er Richtlinien ftir die Ausbildung von Kom- munalärzten und für das Verhältnis des Kreisarztes zur kommunalärztliche« Tätigkeit bekanntgegeben hatte, mit, daß inzwischen in Berlin-Charlottenburg , Breslau und Düsseldorf sozialhygie- nische Akademien ins Leben gerufen und von ihm als Unter- richtsstätten im Sinne des Erlasses anerkannt worden sind. Das Er- zebnis des ersten Auebildung-lehrganges an jeder Akademie liegt be- reit» vor und ist erfreulich: die gemachten Erfahrungen werden dazu dienen, die nächsten Lehrgänge noch wirksamer zu gestatten. Der Minister ersucht, hiervon den in Betracht kommenden Gemeinde- und Kreisoerwoltungen Kenntnis zu geben und ihnen zu empfehlen, bei der Besetzung von Kommunal- und Fürsargearztstcllen ihr Augenmerk besonders auf die Bewerber zu richlen, die an einem Lehrgong einer der genannten drei Akademien teilgenommen haben und über dessen regelmäßigen Besuch eine Bescheinigung der Akademie vorlegen._

v« denlsche KenkNertzund fordert in ein« Entschließung seines Dundestages ein Rentnerfürforgegesetz folgenden Inhalts: Einrichtung von selbstverwaltenden Rentnerkommissionen, Anerkenmmg des Rentnerbundes als einzige Rentnervertretung, die organisatorisch be- rufen ist. Gutachte« usw. in Rentn«fLrsorgesachen abzugeben und in allen Rentnerfragen gehört zu werden. Steuerbefreiung für Rentner mit 10 000 M., bei Ehegatten mit 12 000 M. jährlichem Einkommen, wenn keine Abkömmlinge vorhanden sind, die zur Unterstützung in der Lag« sind. Freilassung der Vermögen bis zu 100 000 M. von allen Vermögenssteuern, wenn sie als Rentnervermögen dienen müssen. Befreiung der Rentner von der Kapitalertragsteuer, soweit das jähr- liche Einkommen 12 000 M. nicht übersteigt. Einführung des Rentner- Darlehns nach dem Vorbild von Dresden und Freiburg (gegen Ver- Pfändung von Werten, die erst mit dem Tode liquidiert werden und Zinsgenuß auf Lebenszeit ungeschmöl«t lassen). Schaffung einer Altersrentenanleihe, die d« Renmer bei einem bestimmten Lebens- alter zeichnen darf, schließlich Zuschußgcwährung zum Zinseinlonunen bis zur Höhe der Erwerbslosenunterstützung.

/tos aller Veit. Die Juden ruinieren Bolk und Staat: Da? kann man von unsere» Pogromhelden, die das Volk über die christlich-gernianiscke Ursache seines Elends, die Kriegsverlängerer und Bolksaushungerer, täuschen lvollen, täglich bis zum Ueberdruß hören. Wenn es richtig ist wie müßte eS für England gelte«, wo seit Jahrzehnten ungetaufte Juden die heivorragendsien Stellungen im öffentlichen Leven bekleide». Wir finden in den Jllustraied London News' die Porträis einer ganzen Anzahl solcher Persönlichkeiten, von denen wir nur folgende nennen wollen: Alfred Mond , Arbeitsminister. Philip S a s s o o n. Sekreiär des Ministerpräsidenten. Marens Samuel, gew. Lord- Mayor von London , Matthew Nathan, Gouverneur von Queensland , Lord Reo ding, Vizelönig vo« Indien . General John Monash , Kommandeur des australischen Armeekorps 1918, Herberl Samuel. Lberkommissar für Palästina. Philipp Magnus, Bertreier der Londoner Universität im Parlament. E. S. Montagu, Staats- ictreiär für Indien (mit Monokel, Ihr Herren!). Von den führenden Künstlern jüdischer Abstammung und Konsession wollen ivir gar nicht rede», denn ftir da« deutiche Boll Musik zu machen»nd Kunstwerke zu schaffen, dürften ja selbst unsere Antisemiten den Juden noch weiter gnädigst gestatten I Don einem Hellseher überführt? vc>S Dresdener Schwur­gericht verurteilte den Schuhmacher Otto Heese aus Bernburg wegen Totschlags z» vier Jahren Zuchthaus. Heese hatte nach einem Streit seine Frau erwürgt. Der Prozeß erregt deshalb Aufsehen, weil Heeie. der anfangs lerne Schuld bestritt, durch einen H e l I s e b er des Tott'chlagS beschuldigt worden war und später auch die Tat eingestanden bat. Wegen verrat» von Fabrikgeheimnissen wurde der 14 l?) Jahre alte Maschinenführer Johann Haiick-Haßloch vom Schöffengericht Reustadt i. D. Pfalz zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, weil er im April 1920 einem Ausländer fünf Zerchnungen von Maschinen und geheimgehaltenen Verfahren aus der Farbenfabrikation für die Summe von 480 000 M. verkauft hatte. Geldmenschea mlkereiaaader. Als Anstifter und Anwerber der Täter, die kürzlich beim Ueberfall in der Wiener Wohnung de» russischen Fabrikanten Redel Werlsachen im Beirage von einer Million Kronen geraubt haben, wurde der italienische Juwelier und Grotzeinkäufer Marchesini verhaftet. Marchesini stand zu Redel in geschäftlichen und fteundschaftlichen Beziehungen.

Srkeftaften der Redaktion. Schriftlich« Zlnsknnit wird»tcht erteilt. «. H. I. l. Gustav Z-vmeir-r, VrakSIw,«rrntounfr. 179. Iv bn 23. E. r. L Etraßmanustr. 5. 2. Ja. 3. Zweckmäßig blre« bei einer«antteituug anfrag«,.«.«.«. l Zum Seil ja. 2. Reichszeuwalswil« flU Aiufl»- uu» äWchB/angeu, Scclin.«viuooriher öS. JQ,