Nr. 283 ♦ 38. Iahrgarlg
1« Seilage des vorwärts
Sonnabend, 18. Fun! 1921
GroßSerlrn Das Urtongebiet von Phöben. Phöben ist ein freundlicher Ort an der chavel zwischen Potsdam und Brandenburg . Vom Potsdamer Bahnhof fahren wir mit den Vorortzügen nach Werder Wir bleiben zunächst links der Bahn, überschreiten sie aber bald und wandern auf der Chaussee gen Nordost nach Phöben. Südlich des Ortes ragt der 84 Meter hohe, bewaldete Wachtelberg aus der Havelniederung auf. Dieser Berg sowie viele andere Kuppen in dieser Gegend liegt inselartig in der weiten Niederung, die sich von Westen, von Rathenow und Brandenburg her, bis nach Potsdam hinzieht. Ursprünglich nahm die Havel nicht hier ihren Lauf, sondern floß, mit der Spree ver- einigt, durch das nördlicher gelegene Havelluch zur Elbe ab. Kurz nachdem das eiszeitliche Eis sich zurückgezogen hatte, setzten sich hier in der Niederung auf den Schmelzwassern Tone ab von 10 und mehr Metern Mächtigkeit. In diesen Urtonen sind Reste von Tieren gefunden worden, die in den kalten Zonen leben. Das Tonvorkommen hat zur Errichtung vieler Ziegeleien geführt. Besonders reich daran ist das Städtchen Ketzin auf dem jenseitigen Havelufer. Luch nördlich von Phöben befindet sich eine Ziegelei. Di« Aufschlüsse der Grube, die während des Krieges leider.ersoffen" ist, sind für die Gliederung des Eiszeitalters in der Mark Branden- bürg von hoher Bedeutung geworden. Sie zeigten einwandfrei die Ablagerungen zweier Eiszeiten und einer zwischen beiden liegenden Zwischeneiszeitt Am Westhang des Haakberges vorüber wandern wir gen Süd. Links ragt die Bergkette auf, während nach rechts der Blick weit über das Land schweift. Aus der Ferne winkt der Götzer Berg bei Brandenburg , von einem Vermessungsgerüst gekrönt. Wir über- schreiten die Bahn nach Magdeburg und wenden uns gen West. Am Fuß des Krielower Bergs vorbei geht es nach Krielow, einem freundlich» Dörfchen, dessen Häuser vielfach alte Giebelverzierungen aufweisen. Nördlich von Krielow liegt inmitten der Wiesen ein kleiner Burgwall. Die Spuren vorgeschichtlicher Siedlungen sind in der Mark Brandenburg gar nicht so selten, wie oft geglaubt wird. Je weiter die Forschungen fortsckrciten, desto mebr stellt es sich heraus, daß unser« engere Heimat in vorgeschichtlicher Zeit ziemlich dicht besiedelt war. In westlicher und südwestlicher Richtung wandern wir zum Babnhof Groß-Kreutz. und kehren von hier nach Berlin zurück. Rückfahrt von Groß-Kreutz 7.48 Uhr abends. Weglänge IS Kilometer._ Sonnenwende! Mit folgenden begeisternden Worten wendet fi<b die Berliner Arbeiterjugend an die?!ngendginossen und die arbeitende 5!ug-nd Grod-Berlins. Möge unsere arbeitende Jugend dem Ruf in S-baren folgen. Wenn In den hellen Nächten eknfame Feuer von den Bergen in die Lande rufen, dann Ist Sommersonnenwende, dann feiert unsere Jugend ihre Sonnenwende.— Sommersonnenwende— der Sieg des Lichts über die Finsternis.— Durch lange, bange Finsternis ging unser Weg, und wenn es war, als ob erste Morgenröte emporflammen wollte, so türmten sich immer wieder und wieder schwarze Wolken vor die Sonne. Lange Jahre des Elend» liegen hinter uns, und noch immer will die Sonne nicht scheinen. Und doch feiert unsere Arbeiterjugend ihre Sonnen. wende. Sie ist es, die stürmisch nach Sonne, Licht und Freiheit ver- langt, die sehnsuchttrunken das Neue, Kommende, das doch endlich siegen muß, sucht. Sie ist es, die am hoch emporlodernden Feuer das Gelübde ablegt, nicht zu ruhen und zu rasten, bis der Sieg des Lichts, bis der Sieg der Sonne über die Finsternis erreicht ist. Die Arbeiterjugend wird in diesen Stunden eingedenk sein, daß auf ihren Schultern eine neue Welt ruht, daß sie sich ein besseres Dasein erkämpfen muß. Unsere Arbeiterjugend wird in jenen Stun- den nicht in ziel- und weltlose Schwärmereien' verfallen, nein: sie wirb es sich selbst schwören, stets den Kampf für den Sozialismus, für eine neue bessere Welt Seite an Seite gemeinsam mit der er- wachsenen Arbeiterschaft zu führen. Es sollen Stunden der Weihe und der Kampfesfteude sein, Stunden, in denen es uns offenbor
wird, daß uns alle ein gemeinsames, festes Band der Solidarität, der Kameradschaft und Freundschaft umschlingt. Und wenn die Flammen erlöschen und im Osten am Firmament die Sonne in stolzer Majestät aufsteigt, dann wollen wir sie mit jubelndem Zuruf begrüßen und darn denken, daß auch unserem Volle einst ein besseres Leben winken wird, ein Leben in Freiheil. Licht und Sonnet
poft-Monnenten
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amkt üie regelmäßige Zustellung öes „Vorwärts" im»ächsten Monat keine unliebsame Unterbrechung erleidet, bitten wir unsere post-Idonnenten, das slbonne- ment für Juli bei dem zuständigen Postamt sofort. zu bestellen. Sezugs- preis IS M. einschl. Zustellungsgebühr. vorwärts-Verlag S. m.b.H.
Sonntagsrückfahrkarten. Erweiterter Zlusflugsverkehr mit 33% proz. Ermäßigung. Zur Erleichterung des Ausflugsverkehrs von Berlin aus beab- sichtigt die Eisenbahnverwaltung ebenso wie auch von anderen Groß- städten aus, im Fernverkehr besondere Sonntagsrückfahrkarten zu ermäßigten Preisen auszugeben. Diese Rückfahrkarten, deren Benutzung nur an den Sonn- und Festtagen gestattet sein wird, sollen vom Sonntag, den 3. Juli ab zur Ausgabe gelangen. Es ist in Aussicht genommen, die Benutzer für die Rückfahr- karten nur bei bestimmten Strecken des Fernverkehrs und Zügen zuzulassen, weil der Sonntagsvertehr auf den Fernstrecken er- fahrungsgemäß in Berlin ein sehr starker ist. Die Rückfahrkarten sollen vorläufig nur für die 4. Wagenklasse zur Ausgabe ge- langen, wobei auf den Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt eine Fahr- Preisermäßigung von 33� Proz. in Aussicht genommen ist. Die Sonderzüge für die Denutzer der Sonntagsrückfahrkarten sind zu- nächst nur auf folgenden Strecken in Aussicht genommen: Berlin - Freienwalde , Berlin -Fürstenberg , Schlesischer Bahnhof- T i e f e n s e e, Schlesischer Bahnhof-D ahmsdorf-Münche- b e r g und endlich vom Görlitzer Bahnhof nach Lübbenau bzw. zum Scharmützelsee. Sämtliche Züge, die für den Verkehr mit Sonntagsrückfahrkarten freigegeben sind, führen nur die vierte Wagenklasse und sind für den Verkehr mit gewöhnlichen Fahrkarten gesperrt. Um jedem Reisenden einen Sitzplatz zu sichern, werden insgesamt nur soviel Fahrkarten verkauft, als Plätze in den einzelnen Zügen verfügbar find. Die Fahrpreise für die Hin- und Rückreise werden sich wie folgt gestalten: Auf der Strecke Berlin -Freienwalde kostet die Fahrt nach und von Wasserfall bzw. Eberswolde 8 M., nach Freienwalde bzw. Falkenberg 12 Mü nach Fichtengrund bzw. Nassenheide 6,30 M.; nach Löwenberg 8,60 Mark und nach Fürstenberg IS M.: vom Schlesischen Bahnhof nach Tiefensee 6,50 M.; Dahmsdorf-Müncheberg 9,50 M.: vom Görlitzer Bahnhof nach Lübben bzw. Lübbenau 16 M. und Teupitz-Gr.-Köris 8 M.; endlich noch Storkow g M. und Hubertushöhe 11 M. Der Vorverkauf für diese Sonntagsrückfahrkarten, die bei den Fahrkarten- ausgaben der betreffenden Ausgangsbahnhöfe in Berlin verkauft werden sollen, wird bereits an den Sonnabenden ermöglicht.
haben. Der Ausschuß bedauert aufs tiefste, daß derartige, das Wohl der Kranken in hohem Maße schädigende Verhältnisse sich entwickeln konnten. Nachdem alle Versuche, die im Interesse der Versorgung der Kranken erforderliche Lösung im Lazarett herzu- stellen, gescheitert sind, andererseits für genügende anderweitige Unterbringung und ausreichende Versorgung der Pfleglinge Sorge getragen ist, erwartet der Ausschuß, daß die Versorgungstranken in ihrem eigenen Interesse den unvermeidlichen Maßnahmen des Reichsarbeitsministeriums Folge leisten. Bei der Verlegung ist auf die Wünsche der Kranken bezüglich der Auswahl der Krankenhäuser, Lazaretts sowie die ärztliche Behandlung weitgehende Rücksicht zu nehmen." Die Frage bleibt nach wie vor offen, die hier am wichtigsten ist: Bleibt es die Bestimmung des Schlosses Charlottenburg und seines Partes, auch in nächster Zukunft als Lazarett für die Kriegs- opfer zu dienen, wie wir es gefordert haben, oder will das Reichs- arbeitsministerium nur die Gelegenheit ergreifen, um mit den Störenfrieden auch für all« Zeit das Lazarett zu beseitigen? Eine klare Antwort wäre sehr erwünscht.
Ein neuer Naubmorö! Am vergangenen Sonnabend wurde unweit des Kaiser- Wilhelm-Turmes die Leiche eines zunächst unbekannten 45 Jahre alten Mannes aus der Havel gelandet. Die polizeilichen Nachforschungen ergaben, daß es sich um den Schlächter Otto Habicht aus der Mirbachstraße handelt, der am 31. Mai, vor- mittags öf-j Uhr, seine Wohnung verlassen hatte und seitdem ver- schwunden war. Nach Angaben der Ehefrau hatte Habicht eine schwarzlederne Brieftasche mit etwa 20 000 M. und ein schwarzes Lederportemonnaie bei sich. Beide fehlen. Es muß deshalb damit gerechnet werden, daß Habicht, der viel auf Rennbahnen ver- kehrte und auch mit Pferden handelte, einem Derbrechen zum Opfer gefallen ist. Alle Personen, die Angaben machen können, wollen Kri- minalkommissar Ziegler in Zimmer 79, Hausanruf 608, umgehend Mitteilung zukommen lassen. Im Falle der Bestätigung eines Ver- brechen? ist für die Ermittlung des Täters oder der Täter eine B e- lohnung von 3000 M. ausgesetzt. Habicht war von unter- setzter Gestalt, hatte einen schwarzen, englisch gestutzten Schnurrbart, turzgeschnittenes Haar, etwas Glatze und braune Augen und trug einen grauen Iackettanzug sowie schwarzen steifen Hut. Das verbrechen in der vorsigftrahe noch nicht aufgeklärt. Die Leiche des ermordeten Oberpostassistenten a. D. Splett» st ö ß e r wurde gestern nachmittag von den Gerichtsärzten Professor Dr. Strauch und Geh. Medizinalrat Dr. Stoermer obduziert. Es ergab sich, daß der Ermordete 2 S ch üs s e erholten hat. Die Kugel drang oben rechts in den Hinterkopf ein und lief nach oben links. Sie führte den Tod nicht herbei. Tödlich wirkte vielmehr erst die zweite Kugel, die am linken Schlüsselbein in den Körper eindrang. Es ist ein 7-Millimeter-Geschoß aus einem Trommelrevolver mit ge- zogenem Lauf. Die Ermittlungen nach dem Mörder haben noch keinen Erfolg gehabt. Zeugen, die durch Nachforschungen der Krimi- nalpolizei oder auf Angaben aus dem Publikum hin ermittelt wur- den, werden fortwährend vernommen. Einen bestimmten Anhalts- punkt haben ihre Aussagen noch nicht geliefert.
Was wlrü mit dem Schloßlazarett! MTB. teilt mit: Der Kriegsbeschädigtenausschuß desReich'stages hat unter Anhörung der in Frage kommenden Interessenten eingehend von den Zuständen Kenntnis genommen, die sich im Versorgungsläzarett Charlottenburg herausgebildet
Drohende Wohnungskatastrovhe in Berlin NO. In der Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks 4 lPrenzkf lauer Berg) entfesselte ein DringlickkeitSantrag..Den Wohnunge- auSbau in erweiterter Form vorzunehmen, da die W o h n u n g S- not im Bezirk unerträglich ist und zu unübersehbaren Konsequenzen führen mutz", eine lebhafte Debatte. Der bürgerliche Stresemann gab die Schuld an diesen Zuständen der Zwangswirt- ichaft und verlangte unter lebhaftem Protest die Aufbebung der« selben. Die Vertreter der SPD. , USP. und der DP., Metzle, Kürbis und Lewin, traten ihm entgegen. Fast einstimmig wurde der Antrag angenommen mit dem Zusatzantrag der SPD. , daß»Mittel dafür unter allen Umständen bereit- gestellt werden". Der Vertreter de» Bezirksamts versprach alles zu tun. um die Wohnungsnot im Bezirk zu lindern und gab zu, daß über 9000 Wohnungssuchende, zum Teil schon seit zwei Jahren, dem Wohnungsamt im Bezirk ge- meldet feien. Er stellte ferner fest, datz, wenn nicht ganz energische Mahnahmen ergriffen würden, im Herbst die Situation zur Katastrophe führen mutz. Einen Antrag der SPD. , datz die BezirkSämier verpflichtet
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Die Rächer.
Roman von Hermann Wagner. Und wie von tausend grinsenden und höhnenden Men- schen verfolgt, eilte er auf eine Droschke zu, die ihm leer entgegenkam, sprang hinein und schrie dem Kutscher zu: „Fahren Sie mich! Schnell!" Der Kutscher sah ihn erstaunt an und fragte:„Wohin?" „Irgendwohin! Ins Freie! Nur schnell! Recht schnell!" Während der Kutscher in die Pferde hieb und die Räder, aus ihrer beschaulichen Ruhe gerissen, empört über das holprige Pflaster hinpolterten, schloß Reisner die Augen. Jetzt,— noch wenige Minuten,— dann war er unter Leuten,— die bestimmt nicht ahnen tonnten,— daß er,— kurz zuvor noch,— vor einem Gefängnispsörtner— in Demut— erzittert war... Zögernd hob er die Augenlider. Der Wagen rasselte noch immer in ungewohnter Eile die Straße entlang, deren Häuser nun ein Ende nahmen und die ins Grüne hinaus führte, in die sonnige, blühende, freie Welt! Reisner lüftete den Hut und strich sich durch die Haare. Seine Stirn war feucht. Er holte Atem, aus tiefster Brust, lächelte versonnen und betrachtete die Wiesen vor sich, als sähe er ein Wunder. Sie standen in saftigstem Grün, mit dem schreienden Selb des Löwenzahns gesprenkelt, und auf alledem lag die Sonne voll milder Wärme und darüber haute sich der ijimmel auf, blau, in heiterem Frieden. Reisner hob die Anne und breitete sie aus, so, als schicke er sich an, die Welt, die nun auch wieder die seine war, zu umarmen. Und er sagte mit bebender Stimme zu dem Kutscher :„Bitte, fahren Sie nun langsam! Ganz langsam!" Der Mann nickte gleichmütig und fragte:„Wollen Sie in eine Wirtschaft?" Reisner bejahte. Alles war ihm recht. Er wollte nur Menschen sehen, die nicht wußten, woher er kam. Mit denen er unbefangen reden konnte. Ob er das noch konnte? Sein Herz schlug heftig, als er sich das vorstellte. Und er dachte an das Wort von dem Schandmal, das dem ausgedrückt bleibt, der einmal in der Schande war.
Die Wirtschaft lag draußen im Freien und hatte einen Garten. In diesem ließ er sich nieder, unter den Kastanien, die blühten. Ein junges Mädchen kam, lächelte ihn an und ftagte nach seinen Wünschen. In ihm jubelte es: sie sah nichts! Und er bestellte mit tonloser Stimme ein Glas Wein und eine Zigarre. Das Mädchen setzte sich zu ihm und gab ihm Feuer. Er bedankte sich ungeschickt und wurde rot. Rein, er konnte es nicht verhindern, daß er rot wurde, und er fand auch keine Worte, um eine Unterhaltung anzuknüpfen, so sehr er diese Worte auch suchte. Das Mädchen betrachtete ihn mit Teilnahme und fragte freundlich:«Waren Sie trank? Sie sind sehr blaß." „Ja, ich war krank," antwortete er mit leiser Stimme, die es erst wieder lernen mußte, zusammenhängend zu reden. „Sehr krank. Bier Jahre." „Was hat Ihnen gefehlt?" ftagte das Mädchen, von irgendeinem Seltsamen an ihm stark berührt. „Ich hatte es auf der Brust. Hier. Es war, als lägen Steine aus meiner Brust, ja... Aber jetzt ist mir wieder leichter. Fast ganz leicht!" Er fand mit einem Male ein Lächeln, sein erstes blasses, schüchternes Lächeln, das sich scheu zu dem Mädchen hinüberwagte, als wollte es bei ihm anklopfen, wie ein Bettler. „Trinken Sie," forderte das Mädchen ihn auf,„viel- leicht stärkt Sie das." Da hob er das Glas und leerte es in einem Zug.„Ja, ich will trinken. Ich babe es schon lange nicht mehr getan. Aber Sie... Sie sollten mittrinken!... Wollen Sie?" „Gern," sagte das Mädchen und ging in das Haus, um gleich darauf mit zwei neuen Gläsern zurückzukommen. Sie stießen miteinander"an. „Sie sollten mir," begann er tastend,„etwas erzählen. Irgend etwas. Etwas, das passiert ist— in den letzten vier Iahren, die ich trank war... Ja, genau so lange war ich krank und habe nichts erfahren." Sie rückte näher an ihn heran.„Ich soll Ihnen etwas erzählen? Aus den letzten vier Iahren?" Sie lachte. „Etwas von mir?... Gott , vor vier Jahren,— da saß ich noch in der Schule!" Denken Sie, sagte er ernst, als wäre es etwas sehr
Erstaunliches, �was sie da sagte.
chen fuhr sich mit den Armen über die Augen.
wie eine, die gleichmütig auf eine Zeit zurücksieht, die wohl Zeit, doch kein Inhalt war.„Oh," sagte sie,„ich wüßte nicht, daß in den vier Iahren etwas geschehen wäre, das wert wäre, daß man es sich merkte,— ein Tag war wie der andere, jahraus, jahrein!... Wissen Sie, das Leven hier ist dock recht langweilig, ich sehne mich nach einer großen Stadt... Dies zu hören, wunderte ihn so, daß er das Mädchen ungläubig ansah. Wie, es sollte möglich sein, daß man sich langweilte, während man hier lebte, tun und lassen konnte, was man wollte, während einem all die zahllosen Gelegenheiten der Erde zur Verfügung standen, die nur darauf warteten, daß man sich ihrer bediene? „Rein," sagte er und sah sie nachdenklich an,„ich kann mir nicht denken, daß ich mich langweilen würde, auch wenn ich mein ganzes Leben hier verbringen müßte. Was kann man nicht alles tun, wenn es keinen fremden Zwang gibt, der einen fesselt, auch hier, ja, in dem kleinsten Ort! Man ist doch frei! Die Natur lacht einen an, die Tiere tun es, die Menschen! Alles!" Sie begriff feine Schwärmerei nicht und belächelte sie. „Frei! Das Ist man doch nicht!" „Doch, das sind Sie!" „Ich bin hier im Dienst fremder Leute.. „Niemand zwingt Sie, zu bleiben, wenn es Ihnen nicht mehr gefällt." „Freilich, gehen kann jeder..." „Nein, nickt jeder." sagte er versunken. „Können Sie es nicht?" «Ich konnte es nicht." sagte er in sich versunken, und sie erschrak diesmal vor jenem Sonderbaren, das wieder von ihm ausging. Er lächelte sie traurig an.„Ich war doch krank. Und ein Kranker ist immer gebunden, kann sich nicht rühren, darf nie tun, was«tzr möchte, nein..." Dann, plötzlich erschreckt, setzte er eine Miene auf, die sich zwang, heiter zu sein.„Aber jetzt bin ich gesund, ganz und gar! Und kann tun, was ich will! Und kann lachen!... Kommen Sie. trinken wir!" Doch sie war scheu geworden.„Ich kann nicht mehr," sagte sie und erhob sich,„ich muß in das Haus, wo Gäste warten.. (Forts, folgt.)