„5n der ErwSgung. daß es zur Förderung der Zusammenarbeit der Nationen und zur Gewährleistung von Frieden und Sicherheit zwischen ihnen daraus ankommt, gewisse Verpflichtungen einzugehen, nicht zum Kriege zu schreiten, in aller Oeffentlichkeit auf Gerechtigkeit und Ehre beruhende Beziehungen zwischen den Völkern zu pflegen. die von nun an als Regel für das tatsächliche Verhalten der Regie- rungen anerkannten Vorschriften des Völkerrechts genau zu beachten. Die Gerechtigkeit herrschen zu lassen und alle vertragsmäßigen Verpflichtungen in den gegenseiti» gen Beziehungen der organisierten Völker gewissenhaft zu beobachten: nehmen die hohen, vertragschließenden Teile die folgende Akte an, die den Völkerbund stiften." Ja, wirklich goldene Worte! Jedem echten Menschen- freund, der eine wirkliche Völkerversöhnung herbeisehnt, aus dem Herzen gesprochen. Aber es werden trotz allem Prunk nur tote Worte bleiben, wenn ihnen nicht endlich der be- lebende Geist eingehaucht wird. » Die Heimsuchung Duisburgs. Aus Duisburg wird uns geschrieben: B«i Fortdauer der Zollschikane wird nicht allein die gesamte In- dustrie Rheinlands und Westfalens, sondern auch das übrige links- rheinische Gebiet mit ins Verderben gezogen. Zu größeren Arbeiter- entlassungen ist es zwar noch nicht gekommen, well sie die Besatzungs- behörde, um die Arbeiterschaft für sich einzunehmen, einfach ver- bietet. Dafür nimmt die Streckung der Arbeikszeil immer größere Dimensionen an. Dem Ergebnis der Zollabgabe im ersten Monat in Höhe von 170 ZNillionen Mark, was durch die reinen Besatzungslasten Duis- burg-Ruhrorts und Düsseldorfs aufgewogen fein dürfte, steht der mindestens zehnmal so hohe Schaden der deutschen Wirtschaft gegen- über. Es ist also Heller Wahnsinn, die Sanktionen fortbestehen zu lasten und zugleich die Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Ultimatum zu oerlangen. Aber bei Frankreich ist der Wunsch, Deutsch- land wirtschaftlich zugrunde zu richten, der vorherrschende Faktor, der es allen Vernunfterwägungen unzugänglich macht.' Und Eng- land ist weit...— Die Last der Unterhaltung von IS 000 Mann Besatzung, die übertriebenen Ansprüche der Besatzungsoffiziere, die Verschärfung der W o h n u n g s n o t bis zur Unerträglichkeit lasten auf dem Leben der Stadt. Die Säuglingssterblichkeit, bedingt durch die gefährdete Milchversorgung, die Tuberkuloseerkrankungen, bedingt durch die drückenden Wohnungsverhältniste, haben in erschreckendem Maß« zugenommen. Die Knebelung der Presse übersteigt alles erträgliche Maß. Welchen Grad die Erbitterung erreicht hat, erhellt am besten aus einer in der letzten Stadtverordnetensitzung von sämtlichen Fraktionen an die Stadtverwaltung gestellten Anfrage wegen der fortgesetzten Bedrohung und der tätlichen Angriffe, denen namentlich die Frauen und Mädchen ausgesetzt sind. Beklagt sich jemand über ein« ihm zugefügte Härte, dann erhält er regelmäßig zur Antwort, er möge sich bei der deutschen Behörde dafür bedanken, die Besatzung sich nur der Anweisung der deutschen Behörde gefügt. Ein französischer Truppenkommandant stellte an die Theater- leitung das Ansinnen, ihm eine Anzahl Freiplätze für sein« Offiziere zur Verfügung zu stellen, als Gegenleistung für die großen Vorteile, die das Geschäftsleben durch Besatzung und Einkäufe der Truppen genösse. Und das, obschon den Besatzungs- offizieren 106 beste Theaterfreiplätze feit Beginn der Besatzung be- reits zur Verfügung gestellt werden mußten und wodurch die Theaterkast« im April 25 000 M. und im Mai 35 000 M. verwr. Am 24. Juni findet in Paris eine Sachverständigenzusammen- kunft statt, in der das endgültige Wiederaufbauprogramm beraten werden soll. Die Räumung der rechtsrheinischen Geb, et« und Aufhebung der Sanktionen sollte eine Voraussetzung bilden für Wert und Nützlichkeit dieser Verhandlungen,
Für Amsterdam . Nach einer Havasmeldung aus Straßburg haben die Delegierten der Gewerkschaften des Niederrheins den An- schluß an die Internationale von Moskau mit 6V gegen 44 Stimmen abgelehnt.
Gareis-debatte!m baprifthen Lanötag. München , 21. Juni. (MTB.) Auf der Tagesordnung des Landtages, der am Dienstag nachmittag zu einer Vollsitzung zu- sammentrat, stehen als Hauptpunkte die Interpellationen der USPD . und der Sozialdemokraten wegen der Ermordung des Ab- geordneten Gareis. Den Platz des Ermordeten im Sitzungssaal schmückten Blumen und ein Lorbeerkranz mit roter Schleife. Bei Beginn der Sitzung waren alle Tribünen dicht besetzt. Am Minister, tisch hatten der Ministerpräsident v. Kohr und die übrigen Staats- minister Platz genommen. Präsident Königsbaur eröffnete die Sitzung mit einem herzlich gehaltenen, den Toten ehrenden Nachruf, den das Haus, auch die Vertreter der Staatsregierung stehend anhörten. Er gab der Erwartung Ausdruck, daß es gelingen werde, den Verbrecher aus- findig zu machen unb der gerechten Strafe zuzuführen, damit auch die Motive der Tat eine restlose Klärung finden. Abg. N e u m a n n(USPD .) begründet die Interpellation in längeren Darlegungen und geißelt die Methode, politisch auf einem anderen Standpunkt Stehende durch Mord aus der Welt zu schaffen. Ministerpräsident o. Kohr habe einmal gesagt:„Unsere Staatsbürger müssen sich frei betätigen können", sei aber offensichllich nicht imstande, dieses Versprechen zu halten. Der Redner verurteilt in seinen weiteren Ausführungen die Art, wie man den Politiker und Menschen Gareis in rechtsstehenden Blättern mit Schmutz beworfen habe. Es ist eine Verleumdung, daß Gareis Ententeosfizieren Mitteilungen über Wafsenlager gemacht und einen darauf be- züglichen Artikel im„Temps" geschrieben habe. Man stehe jetzt unter einer« Diktatur, schwarz-weiß-rot kostümiert, mit dem Hakenkreuz an der Fahne. Die Arbeiterschaft werde gezwungen sein, sich mit Selbstschutz zu umgeben, solange diese Regierung am Ruder sei. Was in Bayern herrsche, sei nicht Ruhe und Ordnung, sondern Anarchie. Der Redner verlangte zum Schluß, daß endlich auch in Bayern Verfassung s m ä ß i g e Zustände hergestellt würben und forderte auch die bürgerlichen Parteien auf, dazu mitzuhelfen. München , 21. Juni. (Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Nach dem Redner der Unabhängigen ergriff Genoste Sa enger für die Sozialdemokratie das Wort. Seine Rede war das Ereignis des Tages. Ernst und mit mesierscharfer Argumentation rechnete Saenger mit dem Ministerpräsidenten und vor ollem mit dem Iusttzm in ister Roth ab, der mit höhnischem Satyrlächeln die Keulenschlüge des Redners über sich ergehen ließ. Die Hauptfrage sei— führte Saenger aus—, ob die bayerische Staatsregierung nicht alles unterlassen habe, was den Geist der Gewalt und des Mordes hätte eindämmen können. Diese schwere Unterlasiungs- schuld räche sich bitter durch die schwere Störung des inneren Frie- dens. Es sei allerdings schwerer, einem niedrigen, aber popu- lären Volksmund in der Presse entgegenzutreten als Abgeordnete niederzuschießen und Arbeiter verhaften zu lassen. Unter Zeichen der Erregung des Hauses rief Genosse Saenger dem Justizminister zu:„Wenn Sie einmal aus dem Amt gegangen sind, dann wird sich erst der Schaden zeigen, den Sie angerichtet habenl Dinge, wie die Aufforderung an die Richter zum Ungehorsam gegen die Reichsregierung sind nicht mehr reparabel." Um%9 Uhr abends wurde die Sitzung abgebrochen. Damit werden die Erklärungen des Ministerpräsidenten und der Regie- rungsparteien aus Mittwoch vormittag vertagt. « München . 21. Juni. (WTB.) Auf eine Anfrage der USPD . im Landtage wegen der Duldung des Russenkongresses in Reichenhall zu Anfang Juni, der sich mit dem Sturz der gegen- wärtigen russischen Regierung und der Wiedererrich» tung des Zarentums befaßt habe, teilt der Vertreter der Regierung mit, daß es sich bei dem Kongreß um die Behandlung rein wirt- schaftlicher(!) Fragen handelte. Der Kongreß habe sich in keiner Weise in die politischen Angelegenheiten des deutschen Voltes ein- gemischt und auch keine Anhaltspunkte(!) dafür gegeben, daß die Absicht einer gewaltsamen Aenderung der jetzigen Staatsform in Rußland bei den Kongreßteilnehmern bestand. Ein Anlaß zum Einschreiten sei daher nicht gegeben gewesen.
Eine freundliche Anregung. Der Pariser „Intransigeant�(Der Unversöhnliche) verlangt, daß Deutschland für jeden Tag bis zur Auslieferung der Fahnen von 1870/71 eine Million zahlen soll.— Wir hoffen: Golddollars. Das Verbrechen, daß 1870/71 die Boches französische Fahnen erobert haben, muß hart gestrast werden.
sitzen Gendarmerie im Saargebiet. Auch hier wird von der Regierungskommission das finanzielle Moment an- geführt. Für die laut Friedensvertrag zu errichtende eigene Gendarmerie sollen keine Mittel vorhanden sein. Unseres Er- achtens kann die Deckung der jährlich höchstens Millionen Mark betragenden Unkosten kein Ding der Unmöglichkeit sein. Nur darf die Besteuerung des heimischen und des ausländi- schen Besitzes nicht weiter als ein„Blümlein Rührmich- nichtan" betrachtet werden. Der Saargebietsbevölkerung wür- den übrigens durch eine solche Zurückziehung viele heute von Militärs belegte Wohnungen wieder zur Verfügung gestellt werden können. Es hat jedoch den Anschein, als ob die Re- gierungskommission die Anwesenheit des Militärs im Saar - gebiet für lange Zeit als unabänderliche Tatsache ansieht. Versöhnend kann auch nicht wirken, wenn eine ganze Reihe von Saargebietsbewohnern feit Jahresfrist a u s g e- w i e s e n ist. Es sei an den Fall des Parteigenossen Redakteur Scherer von der Saarbrücker „Volksstimme" erinnert, der durch die französische Militärbehörde allerdings in Ab- Wesenheit zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Die Mehrzahl der Ausgewiesenen wurden anläßlich des im August v. I. stattgefundenen Verkehrs st reiks des Landes verwiesen. Zwar wurden verschiedene, soweit sie ge- borene Saarländer waren, inzwischen seitens des Präsidenten Raould begnadigt und konnten deshalb zurückkehren. Aber noch sehr viele müssen fern von der Heimat leben. Diese Maß- nähme traf viele desbalb besonders schwer, weil sie sich über- Haupt keiner verbotenen Handlung bewußt und häusig nur das Opfer einer böswilligen Denunziation waren. Militärgerichte sprechen im Namen der französi- schen Regierung Recht, obwohl der 8 25 der Anlage zum Friedensvertrag ausdrücklich bestimmt, daß die bestehenden Zwilgerichte im Namen der Regierungskommission Recht sprechen sollen. Die Regierungskommission soll sich in letzter Zeit gegen die Verfolgung von Saargebietsbewohnern durch die Militärgerichte ausgesprochen haben. Leider läßt der soeben bekannt gewordene Entwurf einer Iustizreform nicht darauf schließen, daß eine wirkliche freiheitlichere Resorm geplant ist. In dem deutschen Justiz- und Gesetz- wesen ist sicher vieles morsch und faul und deshalb reform- bedürftig. Aber nach der Meinung Sachverständiger läßt der neue Entwurf der Regierungskommission gerade das Ver- besserungsbedürftige unangetastet und das leidlich Gute darin wird ausgemerzt. Wo bleibt schließlich w dieser demokratischen Zeit die Schaffung einer wirklichen Volksvertretung? Die 88 23 und 26 der Anlage zum Friedensvertrag reden von „gewählten Vertretern", und der 8 28 sagt:„Das Wahlrecht darf nur für die„Oertlichen Vertretungen" ausgeübt werden." Dieser Widerspruch muß schleunigst beseitigt werden. Es ist ein ganz unhaltbarer Zustand, daß die Regierungskoyimission alle Verordnungen und Gesetzentwürfe mit stereotypem Gleich- mut an die Kreis- und Stadtverordnstenvertretungen„zur Begutachtung" gibt, obgleich diese mehr wie einmal die Er- stattung eines solchen Gutachtens abgelehnt haben. Die „Iustizreform" ist geeignet, die leise Hoffnung auf Einfüh- rung eines Saarparlaments zu ersticken. Der 8 11 des alten Strafgesetzbuches, der die Verfolgung der Mitglieder der Parlamente wegen Aeußerungen, die sie in ihrer Eigen- schaft als Parlamentarier taten, u nt e r s a g t e, wurde b e- s e i t i g t. Wenigstens konsequent hätte man bleiben sollen. Den„örtlichen Vertretungen", die gut genug sind, um die gesetzgeberischen Handlungen der Regierungskommission zu „begutachten", hätte man ohne weiteres diese Immunität zu- teil werden lassen sollen. Ja man ging noch weiter, und strich auch den 8 12, der die Presse in etwas schützte. Dagegen ent- hält der Entwurf schwere Strafandrohungen für den- jenigen, der eine gewaltsame Entfernung oder Nötigung der Mitglieder der Regierungskommission unternimmt. Das alles läßt kaum darauf schließen, daß die Saargebiets- bevölkerung jemals eine wirkliche Volksvertretung erhält. wenn nicht der Völkerbundsrat einmal ein Machtwort-spricht. In dem ersten Teil der„V ö l k e rtz u n d s a k t e" stehen die goldenen Worte:
/lmunösens gestheiterte polarreise. Dem Entdecker des Südpols, der noch besser in der Arktis zu Hause ist, scheint neuerdings das Glück nicht mehr hold. Nach den jüngsten Meldungen hat der zähe Norweger abermals seinen Versuch, den Nordpol zu erreichen, aufgeben müssen, und er hat sich telegraphisch mit dem Ersuchen an das norwegische Storthing gewandt, ihm zur Beschaffung einer neuen Ausrüstung für seine Expedition 300 000 Kronen zu bewilligen. Obwohl bis zur Stunde nähere Nachrichten von und über Amundsen nicht vorliegen, läßt sich doch jedenfalls schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß der Forscher wiederum, wie schon im vorigen Jahre, unverrichteter Dinge hat umkehren müssen, daß er aber trotz diesem zweimaligen Mißerfolg, wie das Telegramm nach Christiania beweist, seine Pläne nicht endgültig aufgegeben hat. Ihre Verwirklichung erstrebt Roald Amundsen nun schon seit zwölf Jahren. Es war im September 1909, als er den Plan faßte, den Versuch Frithjos Nansens zu wiederholen, um sich' von der Polartrift langsam dem Nordpol entgegenführen zu lassen. Noch während er mit der Vorbereitung dieser Expedition beschäftigt war, kehrten Cook und Peary , angeblich beide erfolgreich, vom Nordpol zurück, und wenn sich der Bericht Cooks bald auch als höchst un- glaubwürdig erwies, so gelang es Peary doch, in allen wichtigen Punkten die Richtigkeit seiner Messungen nachzuweisen. Jedenfalls wurde E. Peary von dem amerikanischen Geographen als Erreicher des Nordpols anerkannt, unbeschadet des Umstandes, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach diesen rein mathematischen Punkt nicht genau erreicht hat. Jedenfalls war aber in der Welt das Interesse für die Rordpolarforfchung abgeflaut: auch die Geldleute, die Forschungs- reisen durch ihre Subventionen gewöhnlich erst zu ermöglichen pflegen, erwiesen sich nunmehr als Leute mit zugeknöpften Taschen, weil sie in ihrer laienhaften Anschauung wohl meinten, nun gebe es in der Arktis für den Geographen überhaupt nichts mehr zu tun. Auch das sparsame porwegische Storthing verweigerte Amundsen weitere Mittel. Angesichts der Unmöglichkeit, die 100 000 Kronen aufzubringen, die Amundsen damals für die Durchführung seiner Pläne gebraucht hätte, entschloß er sich kurzerhand, sein Reiseziel zu ändern und mitten im Atlantik, von wo aus er um das Kap Horn nordwärts die Beringstroße ansegeln wollte, Kurs auf die Antarktis zu setzen. Seine rasche und glänzende Eroberung des Südpols, mit der er dem englischen Kapitän Scott die gleichzeitig erstrebte Trophäe entriß, ist bekannt: nach seiner Rückkehr nach Amerika ge- dachte Amundsen , wie vorher versprochen, seinen älteren Plan der Trifffahrt durch das Nördliche Eismeer zum Nordpol wieder aufzu- nehmen. Aber der Krieg kam dazwischen, und Roald Amundsen
konnte erst im Sommer 1916 an Bord seines Schiffes„Maud" von Christiania aus nordwärts in See gehen, um ostwärts bis zu den neusibirischen Inseln vorzudringen und sich hier, genau wie es ein Vierteljahrhundert vorher Frithjof Nansen getan hatte, der Poltrift anzuvertrauen. Nach großen Schwierigkeiten mit dem Eise gelangte die„Maud". die am 12. April 1919 das Winterquartier verlassen hatte, am 19. September 1919 östlich der neustbirischen Inseln unter 77 Gr. nördlicher Breite in undurchdringliches Packeis, bei dessen näherer Untersuchung Amundsen fand, daß es mit VA Knoten Geschwindigkeit südlich statt nördlich trieb. Amundsen setzte, nachdem die„Maud" vom Eise losgekommen war, deshalb Kurs nach Südosten, und es blieb ihm nichts übrig, als bei der Ayon-Jnsel zu überwintern. Im Frühjahr 1920 wurde die„Maud" wieder flott. Um nicht noch ein volles Jahr zu verlieren, ging er mit der„Maud" schon nach vier- zehn Tagen wieder in See, ohne auch nur die für ihn bestellten Ausrüstungsgegenstände in Nome (Alaska ) an Bord genommen zu haben. Aber schon am 21. September vorigen Jahres lief aus Seattle an der Pazifischen Küste Amerikas die Meldung ein, daß Amundsen gezwungen sein werde, sein Schiff aufzugeben, da dieses vom Eis eingeschlossen sei und jeden Augenblick in Stücke geschlagen werden könne. Seither hatte man von der Expedition nichts mehr gehört und es ist nicht bekannt geworden, inwieweit sich jene letzte Meldung von der ihr drohenden Gefahr bewahrheitet hat. Aber auch wenn Amundsen die„Maud" aus der drohenden Umklamme- rung des Eises noch rechtzeittg hat freibekommen können, müssen die Schwierigkeiten, die sich seinem weiteren Vordringen nach Norden entgegengestellt haben, so unüberwindlich gewesen sein, daß er nach abermaliger Ueberwinterung in diesem Frühjahr von neuem Hilfe- suchend Kurs auf Alaska gesetzt hat. Gewiß wird es dem kühnen Manne auch jetzt wieder gelingen, seine Expedition neu aufzurüsten, um seinen Versuch zum dritten Male zu unternehmen. Hoffentlich ist er nun endlich wieder vom Glück begünstigt._ M. L.
Popularisierung der Wissenschafi in Amerika . In Amerika hat sich ein Komitee gebildet, das die Vorbereitung volkstümlicher Wissen- schaft in großem Stile in die Hand nehmen will. In einem demokra- tifcben Staate muß das Volk so viel wie möglich Zutritt zu der Wissenschaft haben, ober es fehlt noch viel, daß dies Ziel erreicht wäre. Auch der Schulunterricht ist noch weit zurück. Das Science Service(„Dienst für Wissenschast") zu Washington will die Kluft überbrücken. Der Vorstand besteht aus 10 Professoren und 6 Hournalfften, die sich bisher schon als volkstümlich-wissenschaftliche Schriftsteller betätigt haben. Durch eine Stiftung ist das Institut in'der Lage, seine Tätigkeit ohne Rücksicht auf Geldsorgen zu be- ginnen. Man will volkstümliche Zeitschristen herausgeben und die
bereits bestehenden Zeitschriften, die wissenschaftlich aufklärende Ar- titel bringen, unterstützen. Geld zu verdienen, liegt nicht in der Ab- ficht de» Komitees: etwaige Ueberschüsse sollen stets zur Förderung der Zwecke der Gesellschaft verwendet werden. Die Amerikaner wollen nicht so weit gehen, wie Tolstoi, der ein- mal sagte, man könne, wenn man es richtig anfing«, jedem Bauern die Philosophie von Kant erklären: aber sie wollen doch ihr Mög- lichstcs tun. Präsident ist Professor Ritter von der California-Uni- versität zu La Jolla , California. Die Leiter der Bewegung suchen Vertreter an allen Universitäten und Forschungsinstituten: Gelehrte, die Zeit und Lust haben, für Blätter, die nicht gerade Fachblätter sind, zu schreiben, sind willkommen. Auch wird Verbindung gesucht mit jungen Leuten, welche die populär-wissenschaftliche Schriftstellerei ganz oder teilweise zu ihrem Lebensberuf machen wollen. Zeitungen und Zeiffchriften werden ersucht, ihre Wünsche- auf diesem Gebiete mitzuteilen. Wenn Zeitungen oder Zeiffchriften brieflich oder draht- lich mitteilen, daß sie einen bestimmten wissenschaftlichen Artikel wünschen, wird man möglichst schnell die geeignete Kapazität suchen, die den Arttkel liefert. Ebenso wird man danach wachten, für die Bücher und Zeitschriften, die man selbst herausgibt, den weitesten Leserkreis zu suchen. Es handelt sich natürlich um ein rein amerika- nisches Unternehmen, aber es ist interessant, zu sehen, wie die Ameri- kaner ein solches Problem anfassen. Ein vorbildliches Denkmal- und Ttalurschuhgefeß. Der ham> burgische Staat hat ein Gesetz erlassen, das all« Denkmäler, Baudenk- mäler, Denkmäler vor- und frühgeschichtlicher Art und Naturdenk- müler im weitesten Umfange unter Schutz stellt. Alle zu schützenden Denkmäler werden in Listen eingetragen, die der Oeffentlichkeit zu- gänglich gemacht werden und für deren Aufftellung ein Denkmal- pfleger bestellt ist. Die Ausführung des Gesetzes liegt einer besonders eingesetzten Behörde ob._
In der volkßbubne wird In Abänderung M Spielplans am Mi lt. woch nicht„Die lange Jule", sondern um 7 Uhr„Der Bauer als Millionär" ausgeführt. Tas„Nene Theater am Zoo-» soll Ende August eröffnet werden. tkrnst lhriedrich rezitieit die.Armut- von Wildgans am Donnerstag 7 Uhr in der Arbeiter-Kunst-Auistellung. Petersburger Str. 39. Ter Moinstenbund veranitaliet Freitag 7 Uhr Hohcnstaufenftr. 47/48 einen TtsknsslonSabend über„Die Bedeutung der Philosophie in der Gegenwart-. Spenden lllr die Universität Jena. Für die neuacbildete Gekell- schaff der Freund- der Universität Jena spendete u. a. die Karl- Zeih- Slistung 500000 M. Konflikt in den Wiener Staatstheatern. Der Präsident der beiden Staatsthealer, Becker, erklärt, wegen des KonfliltS mit dem Direktor des Burgtheaters, Wildgans, in der Angelegenheit der Aufführung des Stückes„Helden" sein Amt niederlegen zu wollen. Die Komödie Shaws wurde nämlich vi öt lich vom Spielplan abgesetzt. Da die Direktion des BurgtheaterS das Stück angenommen hatte, so ist die.'Ibsetzung durch eiue Weisung höheren Orts erzwungen vorde».