Sackgasse verrannt, sie hatten die Gefolgschaft des Prole- tariats gesucht und die des vom Kriege geschaffenen Lumpen- Proletariats gefunden; sie kamen, von den Gipfeln der Ide: lierabsteigend, blind bis in die Nähe des gemeinen Verbrecher- tums, das in spartakistischem Gewände ihren Willen schändete, in militärischem sie erschlug. Hölz aber hatkeineGe- meinschaft mit der geistigen Welt der Ar- beiterbewegung, er ist überhaupt keine geistige Potenz, und die Ohrfeigen, mit denen er höchsteigenhändig seine Ge- sangenen traktierte— der Krieg macht einen zum Vieh, sagt er selbst—, charakterisieren sein Wesen tausendmal besser als die eingelernten Papageiensprüche von der Befreiung des Pro- letariats. Alles in allem: ein Symbol der Unfähigkeit, zu der der kommunistisch irregeleitete Teil der Arbeiterbewegung schmählich herabgesunken ist. Mit politischen Führern vom Joeenkreis der S t 0 e ck e r und Genossen erringt man keine politischen Erfolge, mit militärischen Führern vom Schlage eines chölz gewinnt man keine Schlachten. Wenn es schon tausendmal gesagt worden ist, so verdient es zum taufendund- erstenmal gesagt zu werden, daß nur die geistige und sittliche Ueberlegenheit den Sieg an ihre Fahnen heften kann. Wer die Arbeiterschaft vom Weg der Ueberzeu- gung abbringt, daß sie nur durch diese Ueberlegenheit Er- folge im Klassenkamps erringen kann, der wird den Teilen von ihr, die dieser Lockung folgen, nichts als immer neue Nieder- lagen bereiten können. An all den Leichenreihen, die gehäuft, an allen reaktionären Gewalttaten, die verübt worden find, an all der Schande, in die ein zusammenschrupfender, und darum sich immer toller gebärdender, irregeleiteter Teil der Arbeiterbewegung verstrickt worden ist, trägt geistige Minderwertigkeit die Schuld? Dieser chölz ist eben- sowohl Teilhaber an ihr wie ihr Opfer. Kann es überhaupt noch tiefer gehen? Allenfalls noch bis zur Aera Kam- merer-Stellmacher, jener Wiener Raubmörder, die in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sich gleich- falls als Apostel des proletarischen Befreiungskampfes aus- gaben und von einigen stumpfen Gehirnen auch als solche an- erkannt wurden. Die chölz-Begeisterung des Kommunismus ist nur eine letzte Zuckung vor dem Verenden.
der unterschobene Aufruf. Max Hölz und die VKPD . Die Kommunisten wollen am Donnerstag vor der Kaiser« Wilhelm-Vedächlniskirche.in dem BourgeoiS-Biertel' gegen die Justiz demonstrieren. Dabei ist in der Redaktion der.Roten Fahne* ein« mysteriös« Geschichte passiert. In dem Aufruf, den sie am Mittwoch- morgen veröffentlicht«, hieß eS: Seit Siebinechts Tod steht Euer mutigster Vorkämpfer vor dem Sondergericht der weihen Bestie. Max Hölz . Wollt Ihr wieder warten, bis der Kopf von Mar Holz abgeschlagen ist? Heraus mit Ztlax hölz! Heraus mit allen politischen Gefangenen! Duldet keine weiter« Verurteilung mehrt Dieter Äufruk stellt« in bemerkenswerter Weite Max Hölz in den Bordergrund, deffen Name nicht nur äußerlich hervorgehoben, sondern der sogar mit Liebknecht in deutlichste Parallele gesetzt wurde. In der Mittwochabend-Ausgabe der .Roten Fahne" wird der Aufruf wiederholt, aber mit veränder- tem Text. Jetzt heißt die betreffende Stelle: Seit Liebknecht « Tod stehen eure Vorkämpfer vor dem Gericht der weißen Bestie. Jetzr geht es um Max hölz . Wollt ihr warten, bis auch dieier Kopf abgeschlagen ist? Heraus mit den politischen Gefangene». Dnidet keine weitere Verurteilung mehr t Der Unterschied wird von der.Roten Fahne* in folgender origineller Weise erklärt:
potsöamer Kunstsommer 1H27. Es ist dies keine feuilletonistifche Spitzmarte, sondern die offi- zielle Bezeichnung einer Künstausstellung in den Räumen der Orangerie des Parkes von Sanssouci , die der Potsdamer Kunst. oerein mit' Unterstützung der Stadt Potsdam dieses Jahr erstmalig veranstaltet und zu einer dauernden Einrichtung in den folgenden Jahren zu machen hofft. Mit diesen Kunstsommern wollen die Per- anstalter einer stillen Derpflichtung nachkommen, die die Geschichte der Stadt auferlege. Nicht die Stadt des Militarismus, sondern wie es auch das Gulbranfonsche Plakat sinnfällig macht, die Stadt Friedrichs des Zweiten, des Bauherrn und Mäzens. Genau betrachtet ist diese Perneigung vor dem dynastischen Künstgenius nicht allzu tief begründet: Friedrich huldigte zwar fron- zösischer Baukunst und italienischer Musik mit einem gewissen Ge- fühl: im übrigen aber sammelte er vielfach recht kritik- und ver- ständnislos unter großen materiellen Opfern, wofür gerade Sans- souci manches Beispiel bietet. Wir sehen in der Potsdamer Kunst- Veranstaltung eher eine Enffühnung der Stadt, die bis auf unsere Tage mit dem Odium des kulturvernichtenden Militarismus belastet war. Insofern müßte man den Gedanken und die Tat schon be- grüßen, auch wenn nicht ihre Verwirklichung durchaus gelungen wäre. Die beiden Flügel der Orangerie, die der Ausstellung einge- räumt sind, geben in geschickter und empfindender Ausnutzung vor- bildliche Schauräum« her. Die verglasten Längswände sammeln ihr Licht auf die Gemälde, die in Kojen hängen. Rur die selteneren plastischen Werte stehen vereinzelt an der Fensterseite. Auf diese Weise entsteht gegenüber dem üblichen Labyrinthsystem Wirkung und Genuß, eine natürliche Wegleitung, die in einer knappen Stunde es ermöglicht, die größte Anzahl der dreihundert Werke wirklich in sich aufzunehmen, ohne wie sonst den größten Teil erschöpft zu ver> säumen oder zu verlieren. In dieser glücklichen Zufallsnutzung scheinen Errungenschaften und Erfahrungen zu liegen, an denen man künftig bei Ausstellungsneubauten nicht vorübergehen darf. Allerdings ist auch die Auswahl geschickt. Man hat diesmal nicht Einsendungen gesiebt, sondern die Auslese in den Werkstätten unter den vorhandenen Arbeiten selbst getroffen, daneben aus Privatbesitz Ergänzungen heranziehen können. Und wenn man auch den hauptbeftand jener Kunst entnommen hat, die man heute viel- leicht nicht mehr in allen ihren Aeuherungen modern nennen will. so hat man doch auch mit Takt und Kunstsinn soweit auf die Ueber- lieserung zurückgegriffen, daß man Namen wie Schadow, Karl Blechen , Franz Krüger und Adolf Menzel müaufgenommen hat, während die Periode des tiefen Verfalls gänzlich ausgeschlossen blieb. Von Menzel sieht man hier das in auffallendem Format und feinem gewaltsamen Helldunkel für den Maler merkwürdige „hochkirchbikd", das anstatt in die staatliche Menzelsammlung ein- gereiht zu«erden, sonst immer noch ein Gehenndajein in den
Auf bisher unaufgeklärte Welse wurde zu dem obigen TemonstrationSaufrus in der Miltwoch- Morgenausgabe der, ..Roten Fahne* von unberufener Hand ein Text unterschoben dessen Abweichung von obigem richtigen Text der Aufmerlsamkeit der Redaktion entgangen ist. Da? ist in der Tat seltsam! Eine Redaktion, der ein falscher Text zu einem offiziellen Parteiaufruf unterschoben wird, und die diese Irreführung nicht einmal aufklären kann, dürfte sobald nicht wieder zu finden sein. Sollte die Sache nicht doch etwa? anders liegen? Sollten nicht am Ende einigen Führern der BKPD., die noch eine Spur Ueberlegung besitzen, schwerste Bedenken auf- gestiegen sein, weil sich in dem ersten Aufruf die kommunistische Partei völlig mit Max Hölz identifizierte und ihn sogar für den geistigen Nachfolger Karl Liebknechts proklamierte?! Diese Hypothese erscheint uns wahrscheinlicher, als die Textunterschiebung durch den.Großen Unbekannten.* Die Demonstration für Hölz verboten. Wie die PPN. erfahren, hat der Berliner Polizeipräsident die für Donnerstag nachmittag 4 Uhr auf dem Platz vor der Kaiser- WUhelm-GedächtniSlirche am Bahnhof Zoo einberufen« Massen- Versammlung der VKPD . und der KBPD. zur Demonstration für Max Hölz verboten. Der Polizeipräsident steht grund- sätzlich auf dem Standpunkt, daß öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel nur an Plätzen staltfinden können, die imstande sind, die von Parteien selbst erwartete BoltSmenge auch zu fassen. Da die Vertreter der VKPD. angegeben haben, daß sie einen Be« such von mindestens 10000 Menschen erwarten, der sich aber auch auf 50000 bis 100000<??) steigern könnte, hat der Polizeipräsident es ablehnen niüssen, den engen und Verkehrs- reichen Platz vor der Kaiser-Wilhelm-GedächtniSkirche für ein« der- artige Menschenansammlung herzugeben, da die Wahl dieses Ver- sammlungSories ganz unvermeidlich zu Zusammenstößen, Gewalt« tätigkeiten und Ausschreitungen führen müßte. Die Kommunisten haben rechtzeitig Mitteilung von dem Verbot erhalten, aber erklärt, die von ihnen aufgebotenen Masten nicht mehr umdirigiern zu können, hauptsächlich da sie die KAPD. und ihre illegal lebenden Vertreter nicht mehr informieren können. Allenfalls feien sie bereit, einen anderen geeigneten Platz im Westen zu nehmen, den der Polizeipräsident ihnen nachweisen solle. Da ein solcher geeigneter Versammlungsplatz im Westen nicht vorhanden ist und die Kommuni st en es ablehnten, die üb- lichen Plätze für Versammlungen unter freiem Himmel zu benutzen, blieb nichts anderes als das Verbot der Demonstration übrig. Die Kommunisten haben darauf erklärt, daß sie der Polizei die Verantwortung für die etwa eintretenden Folgen zuschieben müßten, worauf ihnen mitgeteilt wurde, daß die Polizei die Veraniwortung für daS, was sie ange- ordnet habe und durchführen werde, zu tragen Wiste. Um aber jeden, der nicht in Gefahr kommen wolle, vor Schaden zu be- wahren, würden alle Zeitungen von dem Verbot der Versammlung rechtzeitig unterrichtet werden._ Die Gareis-Debatte in Nlünchen. Wüuchen, 22. Juni. Ministerpräsident v. Kahr fuhr fort: Die Regierung wird getreu ihren Grundsätzen die von ihr festggclegten Linien mit aller Festigkeit und llnparteilichkelt einhalten. Sie vertraut auf den gesunden Sinn des Volkes in allen Schichten, daß es dem Radikalismus von links und rechts kein Gehör schenken wird. Und sie richtet an alle, die guten Willens sind, die ernstliche Mahnung, mit ihr zusammen unter Zurückstellung, aller Sondscwünsche und aller Klassen» und Parteigegensätz« dem Ziel zuzustreben, das allein heute Berechtigung hat: Dos Vaterland zu retten und der Rot und dem Elend zu steuern, in da» wir geraten sind und in dem wir versinken, wenn wir nicht alle zusammen zu einträchtigem handeln uns verbünden. Die Rede des Ministerpräsidenten wurde wiederholt von den bürgerlichen Parteien mit Zustimmungstundgebungen, von der Linken mit Lachen aufgenommen. Nach der Rede des Ministerpräsidenten trat das Haus in die Besprechung der Interpellationen ein, wobei namens
Räumen des Neuen Palais führen muß. Die alle Sezession, teil- weise mit neuen Trieben, ist in statllicher Reihe vertreten: Lieber- mann, Corinth, Slevogt , Kalckreuth, L. 0. Hof- mann, Trübner. Sehr schöne Stücke erinnern an die Bahn- brecher Leibi und M a r e e s: die Plastiker dieser Generation, L e d e r c r und Tuaillon, Gaul und K l i m s ch stehen daneben. Auf die Jüngeren leiten Kokoschka und Pech st ein über, Marc und Schmidt-Rottluff , Grohmann und h e ck e l. Iäckel, Meidner , Otto Müller , Partikel und B a n- gerter. Barlach , Lehmbruck und F i 0 r i sind vertreten, jeder mindestens mit einer Arbeit, die einen vollen Eindruck gibt, und die in ihrer Gesamtheit dadurch der ganzen Uebersicht in ihrer gewinnenden Anordnung eine ebenso künstlerische wie instruktive Berechtigung geben. Vielleicht kann dieses neue Potsdam mehr als ein Symbol werden. A. F. E.
Das neue Liederbuch. Ein Bolksfchul-Liederbuch, das von drei sozialistischen Lehrern herausgegeben wurde, hat es der ,.T ä g- lichen Rundschau* angetan. Ihr„Unterhaltungsblatt für die Gebildeten aller Stände" begnügt sich nicht damit, einen prosaischen Verdammnisartikel über das neue Werk zu veröffentlichen, sondern stürzt sich auch in erhebliche poetische Unkosten. Und woher diese etwas aufgebauschte Erregung? In dem neuen Liederbuchc fehlen eine Anzahl von Liedern, die der„Täg> lichen Rundschau" offenbar ganz besonders gut gefallen. Es handelt sich in der Hauptsache um die folgenden:„Was blasen die Trom- peten",„Sie sollen ihn nicht haben",„Herr Heinrich sitzt am Vogel- Herd",„Erhebt euch von der Erde ",„Preisend mit viel schönen Reden* und„Es braust ein Ruf wie Donncrhall*. Ueber den Ge- schmack ist nicht zu streiten. Wenn jemand das alte Blllcherlied für besonders geschmackvoll hält, so ist es seine Sache. Für uns hat es nur noch ein bistorilches Interesse, heute aber hält man Bers» wie „Fahrt wohl. Ihr Franzosen, zur Ostsee hinab und nehmet. Ohne- Hosen, den Walfisch zum Grab* mit Recht für den Schulunterricht nicht mehr gceianet. Schon von wegen der Raturqeschichtel— Auch über den Wert des Beckerschen Liedes:„Sie sollen ihn nicht haben" sind die Ansichten sehr verschieden. Vater Rhein selbst, dessen Urteil doch auch gehört werden sollte, äußert sich darüber: Zu Biebrich habe ich Steine verschluckt: Sie schmeckten fürwahr nicht lecker. Doch schwerer liegen im Magen mir noch Die Verse von Niklas Becker. Freilich, der ihm diese Worte in den Mund legte, war Heinrich Heine , ein in deuffchnationalen Kreisen höchst verdächtiger Geselle. Immerhin hat der Mann die Lorelei gedichtet, ein Lied, das in keinem deutschen Voltsliederbuch fehlt. Andere der ausgemerzten Lieder holten der Kritik eher stand. Nur sind für Volksschulen, in denen die Kinder zu republikanischer Gesinnung erzogen werden sollen. Untertanensinn und Untertanen- treue verherrlichende Lieder wenig geeignet. Im übrigen scheint man drüben für die Gedankenwelt republi- kanischer und pazifistischer Demotraten kein rechtes Verständnis zu haben. Wir unsererseits werden von der Gegenseite nie oerlangen,
der Koaliffonzparteien der Abg. Stang(Bayer. Bolkspariei) eine Erklärung abgab, die Abscheu über die Mordtat ausdrückt und hofft, daß die Beweggründe des Mordes aufgeklärt werden. Die Koa« litionsparteien legen auf dos entschiedenste Verwahrung dagegen ein, daß der Fall Gareis zum bewußten Kampf gegen die Staats- regierung gewertet werde. Noch ungeheuerlicher fei es, wenn vom Reichstag aus der Vorwurf'erhoben werde, daß der unbekannte Mörder der politischen Abteilung der Münchener Polizei sehr nahe- stehe. Gänzlich unverständlich sei auch die Behauptung, daß das, was in letzter Zeit an einigen Plätzen geschehen sei, geeignet er- scheine, die Einheit des Reiches zu zerstören. Die Erklärung stellt fest, daß die allgemeinen Sicherheitszu stände in Bayern im Vergleich mit dem übrigen Deutschland gewiß zu i h r e m Vorteil(I) bestehen könnten. hierauf ergriffen die Vertreter der Linken das Wort, wobei der Abgeordnete Bauer(U. Soz.) zweimal einen Ordnungsruf erhielt. Der Abgeordnete Ackermann(Soz.) erklärte, seine Partei sei von den Ausführungen des Ministerpräsidenten in keiner Weise be- friedigt. Der Abgeordnete Blum tritt(U. Soz.) führte aus. die Stimmung der Arbeiterschaft sei so, daß wenn noch ein Arbeiter- führer beseitigt werde, dafür drei auf der anderen Seite daran glauben müßten. Der Kommunist A e n d e r l bezeichnete den Mord als das erste sichtbare Zeichen bei den reaktionären Or- ganisationen dafür, daß sie dem System des Meuchelmordes huldigen. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm noch das Wort der Staatssekretär S ch w e y e r. Auch dieser Redner verurteilte das fluchwürdige Verbrechen an Gareis und wandte sich dagegen, daß der Mord an Gareis parteipolitisch von den Linksparteien ausge- beutet werde. Wenn von einer Atmosphäre gesprochen werde, die zu der Tat geführt habe, erinnere er an das Vorgehen der„Roten Fahne", der„Freiheit", des.Kampfes", der„Neuen Zeltung" und ähnlicher Blätter. Die Regierung verurteile aus vol- ler Ueberzeugung die antisemitische Hetze und den Kampf gegen die Reichsregierung. Sie werde mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln gegen solche Auswüchse ein- schreiten. In der Ausforderung zum G e n e r a l st r e i t lag die Gefahr eines Reoolutionsspiels. Das konnte die Regierung nicht dulden. Hierauf sprach noch Iustizminister Dr. Roth, der die An- griffe gegen die bayerische Rechtspflege scharf zurückwies. Trotz aller Schmähungen und Drohungen werden die bayerischen Richter den Weg des Rechts und der Gerechtigkeit weitergehen. Damit war die Besprechung der Interpellation zu Ende. Ein Zwischenfall. München , 22. Juni. (Eig. Drahtbericht des„Vorwärts".) Nach der Erklärung S t a n g s teilte der Redner der Sozialdemokratischen Partei. Gen. Ackermann, mit, daß er beim Betreten des Hauses von der Polizei uniersucht worden sei und die Schutzpolizei in das Fraktionszimmer der USP. eingedrungen sei. Ein Sturm sondergleichen erhob sich, die Abgeordneten der Linken stürmten an die Schranken vor und verlangten in dem entstandenen Tumult Untersuchung dieses neuen Schlages gegen die Immunität der Abgeordneten. Gen. Ackermann bedauerte, daß in einem Augenblick, in dem das ganze Reich auf diesen Saal blicke, die Bertreter der Rechten beim Vollbier. Tabak und Kartenspiel drüben versam. melt seien. Dos Gift, welches die bürgerliche Presse unentwegi weiter gegen die Führer der Arbeiterschaft verspritze, habe auch in diesem Hause seine Wirkung getan. Der Grundton seiner Rede war� Die Regierung Kahr kann nicht nur nicht von dem sorgfältig gehegten Mordsystem abrücken, sie miH auch nicht. Er bestätigre die Meldung des„Vormärts", daß feine Besprechung beim Iustizminister völlig unbefriedigend verlaufen sei.
Gffiziersverschwörung in Daöen. Me die.Freiburger Tagespost" meldet, sind am Dienstag in Freibnrg verschiedene ehemalige aktive Offiziere unter der Anklage des Hochverrat» verhaftet worden. Sie sollen eine Organisation nach dem Muster der.Orgesch", die sich über ganz Baden erstreckt, organisiert haben.
daß sie in ihre Gesangbücher Schillers Hymne an die Freude „Älle Menschen werden Brüder"— oder herweghs„Ich bin ein freier Mann und finge mich wohl in keine Fürstengunst" aufnehmen. Aber es wird allmählich Zeit für die Herren zu begreifen, daß sie nicht mehr allein auf der Welt sind. Andre Zeiten— andre Bogel. Andre Vögel— andre Lieder. Sie gefielen mir vielleicht, Wenn ich andre Ohren hätte. Die landwirtschaftliche Ausstellung in Leipzig . Die groß« land- wirtsck'aftliche Ausstellung am Fuße des Völkerscylachtdenkmals war dieser Tage da? Ziel vieler Tausender, die aus Sachsen und auz ganz Deutschland gekomn.en waren, um zu sehen, auf welcher Stute die Landwirtschaft von heute steht. Und alle staunten. Staunrer vor ollem über den hohen Stand der Technik, die trog Krieg, Frie- densoerirag und Sanktionen nicht stehen geblieben ist. Deutschland ist noch immer das Land der Arbeit, die steten Fortschritt zeitigt. Der Hauptanziehungspunkt der Aussteller blieb der imposame Aufmorsch der Maschinen, die in mannigfaltiger Ausführung taufend« von Interessenten anlockten. Da sah man, wie die Technik dem Ackcrpferd das jahrtausendelang beherrschte Feld in seder Richtung strittig macht durch Dampf, Elektrizität, Benzin, Oel oder sogar durch die Energie der Lust atmosphärische Pferdekräfte an die Stelle des braven Ackergauls zu setzen sucht. Diese„Los-vom-Pferd-Bewegung" ist das ausfälligste Merkmal der Maschinenschau. Und es sind nicht nur Großlandwirte, die sich die Vollkommenheiten dieser Maschinen zunutze machen, sondern auch zahlreiche kleine Landwirte, die die segensreichen Dorteile der technischen Errungenschaften der Neuzeit erkannt haben und anwenden. Ganz zu schweigen von den zahllosen kleinen und kleinsten Maschinetz und maschinellen Neuhelten, die den landwirtschaftlichen Betrieb vereinfachen und verbilligen. U. a. sieht man als eine der letzten Neuheiten die äußerst sinnreiche Konstruk- tion einer Melkmaschine, die dos Melken der Kuh selbsttätig ohne Melker besorgt. Ein elettrischer Fliegenfänger läßt die Fliegen einen Tod durch Kurzschluß finden. Ueberhaupt scheint die Elektrizität, seitdem die Ueberlandzentrolen eine erhebliche Ausdehnung erfahren haben, hauptfaktor des landwirtschaftlichen Nutzbetriebes werden zu sollen. In der großen Halle wird die vielseitige Derwendungsmög- lichkeil der Elektrizität im Dienste der Landwirtschast an zahllosen Beispielen demonstriert. Zu einer beachtenswerten Vervollkommnung sind auch die durch Windturbinen getriebenen Anlaaen gediehen, die ibre Kraft aus der Luft schöpfen und zahlreiche Arbeitsgeräte mit Energie speisen._ Prof. Einstein ist von seiner Amerikareise nach Berlin zurückgekehrt. Der Rücktritt BergsonS. Der französische Philosoph Henri Berglon ist von seinem Lehrstuhl am Vollöls de France zurückgetreten. Mit ihm veräert daS Jnltiwt eine seiner.«öauvtanzichunzSkräste, da die Vorlesungen Bergsons gewaltigen Zuspruch fanden. Eine Geschichte des Weltkriege?. Die Carnegie- Stiftung für intcr- nationalen Friede» will in allen euroväitcken Ländern da» Material einer .Wtrlschastlichen und sozialen Geschichte des WcltlriegeS* sammeln lasten. Zu diciem Zwecke bat sie nationale Komitees ernannt, die unabhängig arbeiten und sich später gewnseitia kontrollieren sollen. Die Oberleitung hat Pros. Shoiwell voit der Columbia-Unwersität in New Jork.