Nr. 295 38.Jahrgang Ausgabe A nr. 150
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Sonnabend, den 25. Juni 1921
Die Ticinofascisten.
3um erstenmat felt der Kriegserklärung der Bereinigten die anderen erholt haben sollten, von ihnen wieder- WiedergutStaaten an Deutschland und Oesterreich- Ungarn find wieder Ange- machung" verlangen.. hörige der genannten Staaten in größerer Zahl in den Staatsbürgerverband der Vereinigten Staaten aufgenommen worden, und zwar geschah das in New Yort, wo 341 Männer und Frauen den Bürgereid ablegten. Bis dahin waren Angehörige der genannten Staaten nur ganz vereinzelt und nur auf unmittelbare Veranlassung des Präsidenten eingebürgert worden.
Auf Grund des neuen Einwanderungsgesetzes dürfen jährlich nur 3 Proz. der bereits 1910 in den 2. S. 2. lebenden Angehörigen desselben Staatsvoltes einwandern, das find im Juni für Deutsch land 5219 Perfonen. Das Gesetz hat bereits insofern zu praffijchen Konsequenzen geführt, als ein Transport von Polen , die die zulaffungsquote fchon erreicht haben, zurüdgewiesen und zurückgeschickt worden iff.
Paris , 24. Juni. ( TU.) Infolge des Einflusses, den die legten deutschen Zahlungen in Dollar auf den Wechselfurs ausgeübt haben( Hauffe in Dollar und Baisse der übrigen Wechselfurfe), hat die Reparationsfommission befchloffen, Deutschland bis auf weiteres für seine späteren Zahlungen von der Verpflichtung zu entheben, die Zahlungen in Dollar vorzunehmen.
Deutschland darf kraft dieser Freiheit auch Pfunde, Francs, Lire, Dinars, Lei, Polenmart, Yen und vielleicht einmal auch Rorowanzi so hoch treiben, daß es nichts mehr im Ausland taufen fann.
Mailand , 24. Juni. ( EP.) Muffolinis Blatt Popolo d'Italia" berichtet aus Lugano , daß in allen Zentren der Talschaften des Leffin Fascistengruppen gebildet werden. Die Generalversammlung der Seftion von Lugano hat am 16. Juni einstimmig zwei Tagesordnungen angenommen, worin Muffolini Treue und Solidarität befundet wird und sich alle Fasciften verpflichten, auch in den anderen fremden Zentren der italienisch- sprechenden Schweiz eifrig Propaganda zu entfalten, indem sie sich genau an die Richtlinien der Sektionsleitung halten.
Der Schweizerische Botschafter in Rom hatte eine lange Unterredung mit dem Außenminister Sforza. Der Schweizer Bundesrat Motta sagt in einem" Stampa " Interview: Jede aus Italien kommende Manifestation mit dem Ziele, italienische Aspirationen in Leffin hervorzurufen, sei geeignet, die guten Beziehungen der beiden Länder einschneidend zu stören. Wer der Frage der teffinischen Integrität zunahe trete, berühre das Problem der Eriffenz der schweizerischen Nation ſelbſt. Es bedeute eine grobe ungerechtigkeit, die Deutsch - Schweizer zu beschuldigen, den Tessin germanisieren zu wollen.
Niederträchtigen Deutschverleumdungen der Kammerfasciften trat der Deutschfüdtiroler Dr. Reut. Nicoluffi würdig entgegen. Rom , 24. Juni. ( EP.) Die deutschen und die slawischen Ab. geordneten wurden durch Majorisierung in ihrer Abteilung von ben
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Die schwarz- rot- goldene Gösch.
Daß die Anhänger des zusammengebrochenen monarchistischen Obrigkeitsstaates das schwarz- rot- goldene Reichsbanner aus tiefster Seele hassen, ist begreiflich. Es ist ein alter Haß. War es doch das Banner der großdeutsch demokratischen Bewegung, die 1815 einsetzte. Um dieses Banner scharten sich die alten Burschenschaften, die Turn-, Gesang- und Schüßenvereine, die durch die schwärzesten Jahre der Reaktion hindurch das Ideal eines freiheitlichen deutschen Einheitsstaates hochhielten. Mit rüd fichtsloser Brutalität warfen sich die Nuznießer der alten Zustände: Landespotentaten, Junker, Militärs und Bureaufraten vormärzlichen Geistes, auf die führenden Männer der demokratischen Einheits- und Verfassungsbewegung. Die Verbindungen und Vereine wurden verboten, Universitätslehrer, Dichter und Sänger des neuen freiheitlichen Ideals, wie Ernst Moriz Arndt, der Turnvater Jahn , Wilhelm Hauff , Frizz Reuter und viele andere, wurden gemaßregelt und zum Teil für lange Jahre hinter Gefängnismauern geftedt.„ Das Band ist zerschnitten, war schwarz, rot und gold, und Gott hat es gelitten, wer weiß, was er gewollt", so flang es in dem ergreifenden Klagelied der auseinandergesprengten Burschenschafter. Die Halbgötter des altständigen Staates aber wußten sehr wohl, was sie damit wollten.
Die italienische Liga zur Wahrung der nationalen Intereffen" Rommissionen ausgeschlossen. Sie legten dagegen Pro verständlich. Leider ist an diesem Feldzug gegen das Bahra
hat Erfundigungen eingezogen, als deren Ergebnis der ,, Corr. della Sera" berichtet, daß die von Deutschland übernommenen 132 Gold
martmilliarden die Gesamtschulb aller ehemals verbündeten Bentralmächte" darstellt, für deren Zahlung Deutschland hafte. Das ist ja noch Methode in all dem Wahnsinn, denn er hat ja die anderen Bentralmächte" völlig außerstande gefeßt, auch nur einen Knopf zu zahlen. Immerhin fönnte einmal Deutschland , wenn sich
verbände
"
teſt ein.
Räumungsabkommen.
"
des alten Systems sehr gut, was sie wollen bei ihren VerAuch heute wissen die ihrer Borrechte beraubten Vertreter suchen, die schwarz- rot- goldene Fahne wieder herunterzureißen. Daß sie das Wahrzeichen des freien Volksstaates begeifern und lieber heute als morgen das Banner des wilhelminischen Obrigkeitsstaates wieder hochziehen möchten, ist selbstzeichen des neuen Deutschlands auch ein Sozialdemokrat, der Fasci( fpr. Faschi ) bedeutet Bünde , in diesem Fall von wirtschusses seemännischer Berufsverbände" beteiligt. Genosse Paul Müller als„ Borfizender des Aktionsauslichen oder angeblichen Kriegsteilnehmern. Sie betriegen jetzt die Sozialisten und leider scheint es, daß auch in Italien , wie in Ein schiffahrtstechnischer Einwand gegen die neue HapUngarn, Bayern und Norddeutschland, lintssozialistisch- fommu- delsflagge fann ja überhaupt nicht mehr erhoben werden, nistische Verrücktheiten diese Reaktionsherrlichkeit den Arbeitern nachdem man bereits in Weimar dem aus seemännischen eingebrockt haben. Kreisen geltend gemachten Bedenken Rechnung getragen hatte, daß die schwarz- rot- goldene Farbenverbindung nicht so weithin fichtbar sei wie die schwarz- weiß- rote. Demgemäß wurde für Die Arbeitermehrheit in Oberschlesien . wie die vielen Notschreie der Gewerkschaften beweisen, unter die Handelsflagge die alte Farbenzusammenstellung im gandem Terror ihrer nationalistisch aufgeputschten Arbeitskollegen zen der Fläche beibehalten. Der Artikel 3 der Verfassung Die französische und belgische Arbeiterpresse, so fürzlich auf das schwerste zu leiden. Trotzdem haben sie lautet:„ Die Reichsfarben sind schwarz- rot- gold. Die Handelsdie Pariser„ Humanité" und der Brüffeler Peuple" fich nur in größter Not zur Wehr gesetzt und nicht Terror flagge ist schwarz- weiß- rot, mit den Reichsfarben in der beionen in ihren Berichten oftmals, daß der Korfanty - Aufstand mit Gegenterror bergolten. Diese Tatsachen sollten auch von oberen inneren Ede." Worum es bei dem neuen Ansturm eine Erhebung des polnischen Proletariats gegen der Arbeiterschaft des Auslandes gewürdigt und nicht durch geht, ist also nur die kleine schwarz- rot- goldene Ecke, die spden deutschen Sapitalismus set, und behaupten, die Storfanty sche Agitationslügen unterdrückt werden. oberschlesische Arbeiterschaft sei durchweg polnisch. Es ist dies genannte Gösch, in der schwarz- weiß- roten Handelsflagge. Die die systematische Stimmungsmache der Großpolen , die leider von den Verbänden vorgebrachten Gründe sind die bekannten auch von polnisch- oberschlesischen Sozialisten unterstützt wird. rein ideellen" Momente, wie wir fie aus dem Munde monDemgegenüber ist festzustellen, daß unter den polnischen Arbeitern Oberschlesiens lediglich die Bergarbeiter Auswärtigen Amt , Freiherr von Malzahn, ber die Barlamenta wenn er sich diese Argumente zu eigen macht. Man verBerlin, 24. Juni. ( TU.) Der Dezernent für Oberschlesien im archistischer Reaktionäre zu hören gewohnt find. Paul Müller aber glaubt der deutschen Sache zu dienen, eine Rolle spielen. In diesem Berufe rische Kommission nach Oberschlesien begleitet hatte, ist nach Berlin unziere uns nicht die reine schwarz- weiß- rote Handelsflagge find die polnischgesinnten Arbeiter in der Mehrheit. Der zurückgekehrt; nach seinem Bericht ist nunmehr ein Einvernehmen durch eine fremdartige, buntfchedige Gösch", ruft er Ueberblick über die Zahlenverhältnisse ist dadurch ungeheuer unter den Beteiligten zustande gekommen, dem auch der Zwölfer. viel mehr später einen rücksichtslosen Terror gegen die neutralen 3one, sondern tatsächlich um völlige Räumung des ge- und Neid!" Schöner tann das ein Deutsch nationaler erschwert, daß die Polen schon vor der Abstimmung und noch ausschuß beigetreten ist. Es handelt sich nicht um die Bildung einer aus." Wie schaut fie aus? Schwarz: in diesem Falle die Selbstaufgabe, Rot: Wirrwarr und Chaos, Gelb: Falschheit nicht bei ihnen organisierten Arbeiter in denjenigen Beleg- famten Gebietes. Auch über die Beseitigung der von den Auf auch nicht sagen. Die Versammlung hat ihm natürlich mit schaften ausübten, wo sie in der Mehrzahl waren. Daher rührern eingesetzten Behörden und über die Polizei liegen be. fam es, daß viele Bergarbeiter ebenso wie auch viele ruhigende Nachrichten vor. Nach dem Einbrud, den die Romeinem Bravo gedankt für diese Verunglimpfung der Fahne Eisenbahner- nur um der Belästigung durch die Arbeits- miffion gewann, besteht diesmal auf seiten der JK. der Wille, der deutschen Demokratie, unter der einstmals so viele Freikollegen zu entgehen und ihre Arbeitsstelle nicht zu verlieren, Ernst zu machen; die offizielle Zustimmung zu dem Uebereinheitskämpfer in schwerster Zeit gestritten und gelitten haben, Mitgliedsbücher bei beiden Gruppen erwarben, was auf die tommen steht jedoch noch aus. für die fie ins Gefängnis und in den Tod gegangen sind. Dauer ein schweres Geldopfer für die Betroffenen bedeutet. Hat Paul Müller dafür keine Empfindung? Oder ist es Allein bei den Bergarbeitern schäßte man um die Zeit der nur die völlige Untenntnis der Geschichte der Abstimmung die Zahl der deutsch und polnisch Dr. Zu der vom Borwärts" veröffentlichten Beschwerde des fran- deutschen Demotratie, die ihm solche Worte in den ganisierten auf etwa 25000; sie wird seitdem eher zöfifchen Gewerkschafters Genossen Jouhaur, er hätte in Oppeln Mund legt! Ich nehme das letztere als das weniger Beschä noch zugenommen haben! 4 Stunden auf eine Unterredung mit Graf Praschma warten mende an. Er ist offenbar der Ansicht, die schwarz- rot- golGanz anders liegen die Dinge bei den Metall- müssen und dann sich nur zehn Minuten mit ihm unterhalten können, dene Fahne sei erit damals erfunden worden, als man 1849 arbeitern, zu denen in der Hauptsache die Hüttenarbeiter weil Graf Braschma erklärt habe, er müsse fort, erklärt Graf mit brausenden Gesängen durch die Straßen ziehend die gehören. Hier waren um die Zeit der Abstimmung von Braschma, daß die Unterhaltung etwa% Stunden gedauert habe schwarz- rot- goldene Fahne schleppte". Daß diese Fahne die 52 000 Berufskollegen rund 45 000, also mehr als sechs und sehr eingehend gewesen sei. Immerhin hatte er es eilig, da er alten deutschen Reichsforben zeigte, davon hat er feine Siebentel, in den deutschen Verbänden. Aehnlich war es bei von dem italienischen General de Marini tam und zu Le Rond Ahnung, und so ruft er denn die deutsche Seemannschaft auf, den Fabritarbeitern, den Holzarbeitern, den Staats- und Ge- mußte. Die Aeußerung:„ Die Alliierten haben ja genügend deutsch zu fühlen, deutsch zu denken, deutsch zu streben" und meindearbeitern und anderen Berufsgruppen, wo die de ut- Tants", die von den Arbeiterführern als Appell an die Gewalt darum auch zu handeln unter der Barole: deutsche Schiffahrt schen Gewerkschaften die größere Mitglieder aufgefaßt wurde, ist von Graf Praschma gerade im umgekehrten in der Welt unter deutscher, d. h. rein schwarz- weiß- roter zahl hatten. Man kann fast durchgängig sagen, daß Sinne gemeint gewesen. Er sagte, die JK. verfüge über genügend Handelsflagge". weitaus die meisten qualifizierten Arbeiter Ober- Machtmittel, um auf unblutige Weise des Aufstandes Herr zu wer schlesiens in den deutschen Verbänden organisiert sind. ben. Sie habe genügend Tanks, um den Polen einen Begriff von Wenn sich das Bild unter dem Polenterror der legten brei der Stärte der interallierten Truppen zu geben. Graf Braschma Monate erheblich verschoben haben sollte, was taum anzu habe auch ausdrücklich von der Notwendigkeit einer Aussöhnung nehmen ist, so könnte das nur den Grund darin haben, daß der Parteien gesprochen, aber hinzugefeßt, die deutschen Arbeiter die deutschen Gewertschaften seit dem Polenaufstand würden es nicht verstehen, wenn die aufrührerischen Elemente strafaußerstande sind, im Insurgentengebiet Gewertschafts- frei ausgehen würden. bersammlungen abzuhalten und Organisation und Agitation
Praschma und Jouhanx.
Demgegenüber sei zunächst festgestellt, daß die schwarzweiß- rote Fahne eigentlich niemals als Symbol des gesamten Deutschtums gegolten hat. Es war das Hoheitszeichen des unter preußischer Hegemonie aufgerichteten Norddeutschen Bundes, der dann durch Zutritt der süddeutschen Staaten zum preußisch- deutschen Reich erweitert wurde. In dem aus dem Reich hinausgedrängten Desterreich lebten die alten schwarz- rot- goldenen Reichsfarben auch weiterhin als ordnungsmäßig zu entfalten, wovon sich die internationle Die Mitglieder der staatl. Bergwerksdirektion in benburg Symbol der großdeutschen Volkseinheit weiter. Ihr Ursprung Gewerkschaftskommission eben erst überzeugen konnte. haben der JR. eine sehr ausführliche Darstellung der polnischen Ber- mird aus dem Banner des alten Deutschen Reiches, das einen brechen gegen Leben, Freiheit, Gesundheit und Eigentum zahlreicher Schwarzen Adler auf goldenem Grunde zeigte, hergeleitet. Bergbeamter übergeben, ebenso für zahlreiche andere Fälle der Das Rot war an Stange und Schwenkel vertreten; auch bildete Bund der oberschlesischen Beamtenfchaft. I es die Grundfarbe des jogenannten Blutbanners, das bei Ber
Es ist also unrichtig, wenn behauptet wird, der Polenaufstand sei ein Kampf der Arbeiter gegen den Kapitalismus. Gerade die große Zahl der deutschgesinnten Arbeiter hat,