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lechungen mit der Bkutgerichtsbarkeit gebraucht wurde. Als dos alte Reich 1806 zu Grabe getragen wurde, verscharrten die Landesfürsten auch die alten Reichsabzeichen und setzten an deren Stelle ihre Landesfarben. Dementgegen nahmen die Männer und Jünglinge, die das Ideal der alten deutschen Reichseinheit in der Form eines modernen. Verfasiungsstaates aufpflanzten, auch die alten Farben als die allgemein deutschen wieder auf und hielten sie durch die Zeiten des alten Metternichschen Systems hindurch hoch in Ehren. Als sich dann mit den Pariser Februarereignissen des Jahres 1843 auch der Frei- heitssturm in Deutschland   ankündigte, hielten es die Vertreter des vormärzlichen deutschen Bundes für ratsam, dem natio- yalen Einheitsgedanken entgegenzukommen durch Anerken- nung seiner Symbole. Am 9. März 1848 faßte der Bundes- ausschuß folgenden Beschluß: Die Bimdesversamrnliing erklärt den alten deutschen   Reichsadler mit der Inschrift.Deutscher Bund' und die Farben des ehemaligen deutschen   Rcichspaniers(Schwarz- Rot-Gold) zu Wappen des deutschen Bundes und behält sich vor, wegen der Anwendung nach Erstattung des Ausschuhantrages das weitere zu beschließen. Demgemäß wurde dann am 29. März beschlosien, daß das Bundeswavpen und die Bundesfarben sofort in den Bundes- festungen angebracht werden solle; daß ferner die Bundes- tnrppen diese Emblems als gemeinschaftliche Erkennung?» zeichen und daß die Bundesbehörden entsprechende Siegel führen sollten. Die spätere Rationalversammlimg in der Paulskirche fand also in dieser Hinsicht schon fersige Arbeit vor. Dom 19. März ab wehte die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kölner Dom  , vom 2V. März ab auf allen Dächern der Berliner   Staatsbehörden. Friedrich Wilhelm IV.   legte eins schwarz-rot-goldene Armbinde an und ließ eine schwarz- rot-goldene Fahne vor sich hertragen, als er am 21. März durch die Hauptstraßen von Berlin   ritt. In seiner Proklama- . tion am gleichen Tage hieß es: Ich habe heute die alten deutschen   Farben ange- nommen und Mich und Mein Volk unter da» ehr- würdig« Banner des Deutschen Reiches   gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland   auf. ..Da« ehrwürdige Banner des Deutschen Reiches  ' so nannte also damals der Preußenkönig die Fahne, die die monarchistischen Schreier heute als die neueIudenfahne" oder den»republikanischen Schmutzlappen' zu beschimpfen sich erdreisten. Als die preußische Reaktion unter Fübrung des Generals Wrangcl im November 1848 sich wieder Berlins   bemächtigte, da riß sie auch die Symbole der demokratischen Reichseinheit wieder herunter. Die Weimarer Verfassung   hat die schwarz- rot-golden« Fahne wieder gehißt. Demokratie und Reichseinheit das ist die Bedeutung dieser Farben nach innen und nach außen. Darum der Ansturm der Ber- fechter von Standesvorrechten, partikularistifcher Interessen und monarchissischer Ideen gegen dieses Banner. Es ist sief bedauerlich, daß ein sich zur Sozialdemokratie zählender Mann wie Baul Müller ihnen dabei Liebesdienste leistet. Er nennt die Ersetzung der schwarz-weiß-roten Fahne durch die schwarz-rot-goldeneein Possenspiel gegenüber allen Revolutionen der Geschichte', und gibt folgende verblüffende Weisheit zum besten: Di« Geschichte lehrt im», daß große Völker und Nationen trotz Revolution ihren Farben treu geblieben sind. Wir brauchen nur auf unseren westlichen� Nachbarn, auf Frankreich  , hinzuweisen. In Frankreich  » revolutionären Zeiten war nichts vergötterter als das alte französische, in seinen Farben erhaltene Banner: die Tricolore. Worum sollten wir Deutsch  « uns tiefer erniedrigen, als jedes andere Bolk der Welt sich jemals in Revolutionen erhoben oder auch erniedrigt hat? Also das lehrt uns nach Paul Müller die Geschichte! In Wahrheit lehrt sie uns, daß das alte französische   Banner das weiße Banner mit den goldenen Lilien war, und daß die große französische   Revolution es alsbald herunterholte und an seine
Dasteutsthe* ysrz. :' Bon Hans W e s e m a n n. Neulich nöchmittag» fuhr ich noch Wannsee  , um mir»ine Riviera« illusion zu besorgen. Zu meiner Unterhaltung hatte ich mir ein Exemplar der«Deutschen Tageszeitung' gekauft. Da las ich denn einen fabelhaften Artikel, von einem Seneralsuperintendenten verfaßt, der sich mit der Pietütlosigkelt von heute beschäftigte. Der fromme Herr war recht ungehalten über die Respektlosigkeit unserer Tage, die selbst das Helligste, wie z. B. das Schnupftuch der hoch- seligen Kaiserin, nicht in Ruhe läßt, und droht« mit Gottes Zorn und der Orgesch allen denen, die verstockten Herzens sind. Ich hatte doch einen gelinden Schrecken bekommen, und als ich nun am Kleinen Wannsee lustwandelte, bewegt« sich alle» dieses in meinem Herzen. Eigentlich host« er ganz recht, ein Volk, das seine höchsten Güter nicht achtet und nicht mit Furcht und Zittern seiner Klugheit ge- horcht, das muß zugrunde gehen, da» hoben wir schon in der Kon- firmandenstund« gelernt. So in meine erbaulichen Gedanken vertieft, geriet ich plötzlich auf«inen Seitenweg und stand gleich darauf vor einem Grabe. Es war ein bescheidenes Grab, mit Efeu überwachsen und von einer hohen Exl« überschattet. Ein welker Kranz lag darauf. Mit Müh« las ich auf dem verstaubten Stein den Namen Heinrich von Kleist  '. Gleich rechte war ein hoher Drahtzaun, hinter dem ein Aschen- Haufen lag, dann kam ein Hof mit Hühnern und Enten. Links stand ein sehr wohlanständige» Haus, sauber, behäbig und kreditfähig. Aus dem offenen Küchensenster kamen Wohlgerüche, und ich hörte, wie die Gnädig« sagt«:Anna, nehmen Sie«in recht großes Stück Butter für die Sauce.' Auf dem schmalen Wege, der zum Grabe führte, lag Etullenpapier, und in der nahen Wirtschast spektakelte ein Orchcstrion. Das war ja nun eigentlich nicht sehr schön, aber wenn man es richtig bedachte, wer war denn dieser Kleist? Er war sicher ein schlechter Ofizier, das bestätigen alle militärischen Kapazi- täten seiner Zeit, na und literarisch, er war doch oft reichlich derb, die zünftige Kritik weiß überhaupt nicht recht, wo sie ihn hinstellen sott. Es gibt kein pasiende» Etikett für ihn! Und dann dieser un- moralische Selbstmord, er war eben ein unruhiger Kopf, ein gefähr- licher Ideologe. Nein, es wäre eine Irreführung der Bolksmoral und der öffentlichen Sittlichkeit, wenn man ihn feierlich im deutschen  Pantheon beigesetzt hätte, da gab«« doch noch ganz andere Leute. Und schließlich war dies Grab doch hübsch romanttsch. Am Schlaff« meines Spazierganges gelangte ich dann nach Potsdam  . Ich ging in ein Cafe, es liegt am Eingange von Sans- fouci, um mich zu restaurieren. Das Lokal war sehr gemütlich, mit durchgesessenen rosa Plüschmöbeln und imitierten Palmständern. An den Wänden hingen Reklamebilder, Hirschgeweihe und Phow- graphien derallerhöchsten Herrschasten'. Einige wohlgenährte Dom«» rührten gerä�chvoll i» ihre» Tage« wob führte» aat«bes-
Stelle als n e u e s Banner die Tricolore pflanzte. Die Ratio« nalverfammlung ordnete 1792 sogar die Vernichtung der Fah- nen und Zeichen des alten Regimes an, und wenn Paul Müller gegen dieseErniedrigung" damals aufgetreten wäre, so würde man ihn selbst vermutlich gründlicherniedrigt" haben. Selbstverständlich hißte Ludwig XVIII.   wieder das alte Lilienbanner seines Hauses. Die Äilirevolution 1839 riß es aber wieder herunter, und seitdem ist die blau-weiß-rote Fahne der Revolution das Zeichen des neuen Frankreich   ge- blieben. So sieht in Wirklichkeit die Geschichte aus, und es wäre sehr ztt wünschen, wenn Paul Müller und andere von den Franzosen in dieser Sache etwas lernen wollten. Den Stolz nämlich auf das von der siegreichen Revolution aufgepflanzte Banner. Wir haben wirklich keinen Grund, der schwarz-weiß- roten Fahne der Hohenzollernmonarchie nachzutrauern. Es was das Wahrzeichen eines Systems, das keinen ehrlichen Demokraten in einem öffentlichen Amte duldete und das die Sozialdemokratenals Menschen, nicht wert, den Namen Deutscher   zu tragen", bezeichnete und behandelte. Die sozialdemokratischen Seeleute sollten sich bewußt sein, daß es die Pflicht jedes deutschen   Republikaners ist, auch der Welt drmißen zu zeigen, daß ein neues Deutsch- land entstanden ist. Die schwarz-rot-goldene Gösch soll aller Welt sagen, daß der alte halbabsolutistische Obrigkeitsstaat zu- sammengebrochen und das Deutsche Reich fortan eine Re- publik ilt. Das ist die große Errungenschaft des Krieges, der uns sonst soviel Opfer und Leid gebracht hat. Der Stolz auf das errungene Selbstbestimmungsrecht im Innern soll uns die Kraft geben, auch volle Gleichberechtigung und erhöhte Achtung draußen in der Welt zu erringen. Wie ober sollte die Welt deutsche   Demokraten achten, die ihre Republik hinter den Farben und Abzeichen des monarchistischen Obrigkeits- staates verstecken!
Soz!alÜemokraten zum Selbftjcbutz. Die Reichsregierung kündet ein generelles Berbot samt- licher Selbstschutzorganisationen durch Verfügung des Reichs- Präsidenten an. Dabei muß es allerdings Beftemden erregen. wenn ein bekanntes Nachrichtenbureau diese Ankündigung in folgender Form bringt: Mit Bezug auf die Nachricht, daß in Schlesien   eine Selbstschutzorganisation im Gegensatz zu der O r g e s ch im Entstehen begriffen sei, wird derTelegraphen- Union' von zuständiger Seite mitgeteilt, daß voraussichtlich heute abend eine Verordnung des Reichspräsidenten erscheint, durch die die Auflösung oller Selbstschutzverbände verfügt wird. Danach müßte man annehmen, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit eines solchen Erlasses erst mit dem Moment kam, als eine republikanische Selbstschutz- organisation als Gegengewicht gegen die Orgesch ins Leben trat. Aber nichtsdestoweniger würden wir ein solches Berbot begrüßen, wenn wirklich seine strikte Durchführung gewährleistet wird. Wir haben in der gestrigen Abend- ausgäbe uns gegen das von derDeutschen Tageszeitung" geforderte Verbot des in Breslau   begründeten republi- konischen Selbstschutzes gewandt. Diese Stellungnahme ging natürlich von der �Voraussetzung aus, daß die� Selbstschutz­organisationen der Rechten erlaubt bleiben, oder daß ihr Berbot, wie bisher, durch die sabotierende Recht- sprechung der Gerichte unwirksam gemacht wird. In diesem Fall muß die Sozialdemokratie für sich genau das- selbe Recht wie die anderen in Anspruch nehmen. S o- lange es Selbstschutzorganisationen der Rechten gibt, s o- lange eine Orgesch und ähnliches besteht, hat die Sozial- demakratie das v o l l e R e ch t zur Gründung ähnlicher Or- ganisationen. Ob sie von dem Recht Gebrauch macht, ist lediglich eine Z w e ck rn ä ß i g k e i t s s r a g e, die nie­mand anders entscheidet, als die Partei selber. Lieber sähen wir allerdings, daß das ganze
solche Unterhaltung. Und wie ich mich umsah, da sah mein ehr- surchtsooller Blick an der Wand, gerade neben dem Sofa, eine Tafel aus Eichenholz mit einer silbernen Plakette und darauf stand:Zum Andenken an den Aufenthalt Ihrer königlichen Hoheiten, Prinz und Prinzessin August Wilhelm von Preußen. IS. S. 1S11.' Ein Schein der Berklärung ging von diesem Symbol der Pietät aus, und mit innerem Schauern fühlte ich das Erleben eines histori- schen Augenblicks: Nein der Generalsuperinte-dent hatte doch un- recht, es gab noch deutsche   Treue und Anhänglichkeit an die Großen des Vaterlandes. Was sind alle Revolutionen der Welt, alle Geistes- größcn und Genies im Vergleich zu dem Opfermut des deutschen  Untertanen. Und dabei war der wackere Mann noch nicht einmal Hoflieferant. Nein, ich habe neuen Lebensmut seit diesem Tage, und wenn Zweifler und Leugner zu mir kommen, dann erzähle ich dieses Erlebnis und alle müsicn verstummen. Nur eins fehll mir noch zum völligen Glücke, ich hätte mich gar zu gerne einmal auf das Sofa unter dem heiligen Schilde gesetzt und mir dann gedacht, hier auf demselben Flecke saßen sie auch. Aber leider war der Platz be- setzt von einer dicken Dame, die sehr energisch aussah. So blieb es denn bei dem Wunsche. Aber ich hoffe auf mehr Glück beim nächsten Besuch«.
Das Berliner   Theatergefchäfi. Das trauriae wirtschaftliche und nicht minder traurige künstlerische Ergebnis der abgelaufenen Theaterspielzeit wird von Max Epstein   in einem Aufsatz der von ihm herausgegebenenFreien Deutschen Bühne' näher beleuchtet. Die Gründe für die aUmäbliclie Versumpfung des Berliner   Theater- leben» sind nach seiner Ansicbt nicht von der allgemeinen Wirtschaft- lichen Depression hervorgerufen, sondern neben den Vergnügung?- steuern, die für weniger bemittelte Kreise den Theaterbesuch ganz unmöglich machen, ist der wesentlichste Faktor das ständig tiefer sinkend« Niveau des Spielplanes und Zusammenspiels. Das zeigt sich bei dem Versuch, die� künstserische Bilanz der letzten Saison zu ziehen.Viktor Barnowsky'. sagt Epstein,hat ein paar schüchterne Ausflüge ins Reich der Literatur gemacht, aber doch schließlich im .Idealen Gatten" und einem neuen Lustspiel von Presber und Stein seine Zuflucht genommen. Im übrigen genügt zur Hebung der Bühnenkunst dos Spiel mit Trevpen und Vorhänaen keineswegs. Ohne Bühnenbilder gibt es selten Bühnenwirkung. Felir Hollaender erzielte nicht mit Schillers.Jungfrau", sondern mit Botasch und Perlmutter Erfolg. Vom Großen Schauspielhaus, in dem sonder- barerweise immer noch gespielt wird, laßt uns schweigen! Bei den Rotter-Bühnen war nichts beständig als der Wechsel des Reper- toires, der die ganzseitigen Annoncen offenbar nicht lohnte und ein bedenkliches Abflauen ihrer Konjunktur verriet. Meinhard u. Ber- nauer waren auch nicht imstande trotz Pallenberg und der Massary, einen Seriensvlelplan durchzuhalten, und mußten sich selbst im Theater der Königgrätzer   Srtahe mitRugby" über den gelockerten Zusammenhang mit der künstlerischen Schwerindustrie hinweghelfen. Im ganzen muß man feststellen, daß der Spielplan unserer litera- rischen Privatcheater reichlich zu wünschen läßt, und wird zugeben, daß hier ad» Defizit im Wollen irnt) Könnt» unserer Direktoren liegt."
Selbstschutzwesen aufhörte. Denn nach unsere* Auffassung soll die Gewährleistung von Ruhe und Ordnung eine ausschließliche Angelegenheit des S t a a t e s sein. Aber ein papierenes Verbot würde uns hier nicht befriedigen. Als Genosse Severing im vorigen Jahre den Selbstschutz ver- bot, erließ der märkische Selbstschutz eine Proklamation, die mit den Worten schloß:Der Selbstschutz bleibt bestehen, solange wir das für nötig hol» t e n." Und er blieb bestehen. Selbst in Berlin   besteht noch ein etwa 5999 Mann umfaffender Selbstschutz, der sich fast ausschließlich aus den deutschnationalen Mitgliedern der früheren Einwohnerwehr zusammensetzt. Wir haben jüngst Dokumente über dieses Gebilde veröffentlicht, ohne daß es irgendwie behelligt wurde. Solange das möglich ist, muß auch die Arbeiterschaft das g l e i ch e R e ch t für sich in An- spruch nehmen. Die Sozialdemokratie wird der angekündigten Ber- fügung der Regierung keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn sich aber wieder herausstellt, daß diese Verfügung auf dem Papier bleibt, daß sie von den Gerichten einfach für ungültig erklärt und praktisch außer Kraft ge- setzt wird, dann kann niemand der Arbeiterschaft verweh- ren, wenn sie den dadurch geschaffenen Rechtszustand nicht nur gegen sich gelten läßt, sondern auch für sich in Anspruch nimmt._
Prinzenzorn in llippe. ImDeutschen Abendblatt" W u l l e s(Jede Nummer ein Ereignis") gießt Friedrich Wilhelm, Prinz zur Lippe, noch einmal die Schale seines Zornes über den Prinzen Max von Baden   aus, weil er im Bunde mit den sechs Volksbeauftragten am 9. November Hochverrat verübt habe. Ihm ist in seinem Gottesgnadendünkel der Gedanke unerträg- sich, daß ein S t a n d e s g e n o s s e den gesamten versippten Familien derart das ganze Geschäft verdorben hat. Von welchem Hochmutsteufel dieses lippisch-prinzliche Kerlchen be­seelt ist, zeigen folgende Auslassungen: Den damaligen roten Genossen des Prinzen Max und späteren Volksbeauftragten kann man nun bei ihrem Berbrechen zugute halten, daß ihnen immerhin ganz naturgemäß die Borbediu« gungen für Einsicht und gründliche Erkenntnis fehlten. Prinz Max wird für sich diese Entschuldigung nicht in Anspruch nehmen wollen, jedenfalls nicht dürfen. Sein Verbrechen ist also um so schlimmer, da er die ihm von Gott   in die Wiege gelegten geistigen Hilfswerkzeuge unbenutzt gelösten hat, uneingeoenk des alten Wortesi Adel oerpflichtet, oder, wie ich lieber sagen möchte: hohe Geburt ver- pflichtet. Im März 1919 hatte ich bereits die Tat des Prinzen Max als Berrat bezeichnet und als einen Schandfleck, den er auf sein altes, ehrwürdiges Haus gebracht hat. Ich hatte damals erwartet, er würde mich fordern oder wenigstens verklagen.(!) Beides hat er vorgezogen wortlos zu Unterlasten. Daß der Prinz Max sich nicht schießt und auch nicht die Weltgeschichte vor das Schöffengericht bringt, läßt ihn in der Achtung des prinzlichen Kerlchen aus Lipp? noch tiefer sinken. Ob er's verschmerzen wird? Vielleicht doch, wenn er bedenkt, daß ihm der Lipper attestiert, er müßte von Gottes Gnaden gescheiter sein als Ebert, �Schsidemann und Landsberg  zusammen. Den Prinzen sind nämlichdie geistigen Hilfs- Werkzeuge" immer schonvon Gott   in die WikPo gelegt". Das merkt man besonders deutlich an diesem Friedrich Wilhelm, Prinzen zur Lippe._ Der Beichslagsausschuß für Wohnungswesen behandelte die Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes über Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel vom 19. Mai 1929. Nach dem neuen Entwurf soll die Geltungsdauer des Gesetzes bis zum 31. März 1922 verlängert werden. Der Ausschuß stimmte dem Ge­setzentwurfe ohne wesentliche Aenderung zu. Es folgte eine Be- sprechung über das Neichsmietengesetz. Von deutschnationaler Seite wurde ausgeführt, daß dieses Gesetz in der vorliegenden Fassung unannehmbar sei, da es die Sozialisierung des gesamten Wohnungswesens(!) bedeute.
Aber auch bei den Schauspielern macht sich ein stets größer werdender Mangel an künstlerischem Ernst bemerkbar; sie werden immer freizügiger und widmen immer weniger einem Unternehmen ihre ganze Kraft und werden durch den Film von der Bühne fortgezogen. Den Operettentheatern kann man nichts Böseres und nichts Besseres nachsagen als den literarischen. Es ging ihnen im vergangenen Spieljahre keineswegs gut, und im nächsten Jahre dürfte es ihnen noch schlechter gehen. Die Direktoren müßten sich mehr von der immer weniger zugkräftigen Wiener Operette los- machen und neue Männer sowie neu: Ideen für diese Werke der leichten Muse zu finden suchen. Mäzene als Leichenfledderer. Ein einst so beliebter Schauspieler wie Harry Molden ist mit seiner Familie in den Tod gegangen weil er die Mittel nicht mehr aufbrachte, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Nach seinem Tode entdeckte man, wieviel er seinen Gönnern, Freunden usw. wert war. Stefan Grohmann glossiert den Fall imTagebuch"?Mit der Hälfte der Summe, die beim Leichenbegängnis für Autos. Droschken, Omnibus und Straßen- bahn ausgegeben wurde, wäre dem abgehetzten Harry zu helfen ge- wesen. Nicht berechnet die Spesen des Leichenbegängnisses. Aber Regisseure für Lcbensrettungen finden sich schwerer als Rcgisteure für Beerdigungen' In Wiener Blättern ist eine Annonce erschienen, die für die Mäzene von heute bezeichnend ist: Möbel und Gegenstände aus der seinerzeisigen Auktion Harry Walden   werden von Mäzen gegen reichliche Ablöse gekauft. Nur authentische Besitzer werden gebeten, eventuellen- falls die Gegenstände vorläufig schriftlich unterHistoria 197719" bekanntzugeben. Mag der Künstler verrecken wenn derMäzen" wenigstens mit Sachen prunken kann, die er einst besessen hat. Die Glyptothek   in München   ist jetzt neu geordnet worden. Den Anlaß zu dieser längst erforderlichen Aufftellung der Bildwerke in Klcnzcs schönem Vau am Königsplatz gab die Uebersiedlung der modernen Bildwerks in die neue Staatsgalerie. Das Bestreben war nun, der Sammlung möglichst den alten Charakter wiederzugeben, den sie unter König Ludwig I.   hatte: große Kunstwerke wollte er hier bei weiträumiger Aufftellung von anderen getrennt möglichst für sich wirken lasten. Wie Ioh. Jacobs jetzt in der Seemannschen Kunstchronik' berichtet, ist dieses Ziel gut erreicht worden. Nur in wenigen Fällen, z. B. bei Heroorragenden neiieren Erwerbungen, wurde über die Absichten der Gründer der Glyptothek   hinwegge- gangen. Der erste der Festsäle z. B., der Göttcrsaal, ist nicht seiner ursprünglichen leeren Pracht wiedergegeben. Die attischen Grab- mäler blieben darin. Freilichtbühne in Düsseldorf  . Aus Düsseldorf   wird uns ge- schrieben: Am südlichen Stadtende hat sich eine Freilichtbühne auf» getan, die unter der Führung von Direktor Otto Mauren- b r e ch e r, der, von Kottdus kommend, zu Beginn der nächsten Wintersaison das Krefelder   Stodttheater übernimmt, mit einer ganz vorzüglichen Truppe wahre Musteroorstellungen darbietet. Mit dem Schwyzer Urteil, wundersam holzschnittlich dargestellt, begannen die Ausführungen, ein« äußerst glückliche JJRinna von Barn.