;T jRiifallig. Der Sieger aber wirb dieses Zufallsergebnis als einen Maßstab für den Stärkegrad der unterlegenen Partei ausnutzen. Volksabstimmungen werden mit geringerem Recht die Rolle übernek�nen, die ehemals die Nachwahlen spielten.- den Beweis zu führen, ob eine Partei im Volke noch die Stärke hat, die sie im Parlament besitzt. Eine dritte Gefahr ergibt sich aus der besonderen Ausge- staltung, welch« der Volksentscheid gefunden hat. Auch bei einer Mehrheit von Fragen kann nämlich nur schlechthin für Ja oder Nein gestimmt, nicht etwa ein« Frage unter der Be- dingung bejaht werden, daß eine andere zunächst bejahte -Frage nicht»ine Mehrheit von Bejahungen findet: eine „Eoentualabstimmung" ist als zu verwickelt im Ausschuß ab- gelehnt worden. Dadurch wird es einigen Rechthabern, viel- leicht auch einigen Böswilligen möglich, das Ergebnis der Abstimmung zu fälschen. Nehmen wir an, die Abtrei- bungsfrage würde zur Abstimmung gebracht. Neben d»m Begehren, die Abtreibung innerhalb der ersten drei Monate von Strafe zu befreien, würde ein zweites radikaleres Be- gehren dem Volksentscheid unterstellt, die Abtreibung bis un- mittelbar an die Niederkunft heran straflos zu lassen. Dann würde es den Anhängern des weitergehenden Begehrens un- möglich sein, für den Fall seiner Ablehnung dem maßvolleren ersten Antrage zuzustimmen und, auch wenn die Befürworter einer Milderung der Abtreibvngsstrafe die Mehrheit besäßen, wiirden sie möglicherweise in der Minderheit blewen, weil sich ihre Stimmen aus zwei Begehren zersplittern. Aber Volksbegehren und Volksentscheid heilen selber die Schäden, die sie unserm politischen Leben zunächst vielleicht zufügen können. Sie sind unschätzbare politische Er- ziebungsmittel. Unmittelbar vor die höchste Aufgabe des Politiker, gestellt, wächst der einzelne Volksgenosse mit seiner politischen Berufung auch an politischer Befähigung. Die unmittelbare Dolksgesetzgebung wird für ein Volk genau das sein, wa, e» nach Maßgabe seiner politischen Selbst- zucht verdient._
Zur Sm'gunssfrage. Au dem sächsischen Landesparteitag, der vom 2.— 4. Juli in Leipzig stattfindet, hatten die Chemnitzer Genosten einen Antrag gestellt, in dem es heißt: Der Landesparteitag schlägt vor, von Partei zu Partei in unverbindliche Verhandlungen zu treten zwecks sofortiger Bildung einer politischen Arbeitsgemeinschaft mit dem klar- gestellten Ziel einer organisatorischen Wiederver- « i n i g u n g. Der Kampf in der Presse und bei den Wahlen ist auf das äußerste einzuschränken. Die„Deutsche Allgemeine Zeitung"' schließt daraus, daß es m Leipzig „zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen der radikalen Chemnitzer und der Dresdener positiven Richtung" kommen wird. Von einer„positiven Richtung" in Dresden oder sonstwo in der Partei, die sich grundsätzlich gegen den Chemnitzer Antrag stellen könnte, ist uns nichts bekannt. Die sozialdemokratisch« Partei hat nie die Spaltung und immer die Einigung gewollt. Die Frag« ist nur, wie man e i n Ganzes schafft, das aktionsfähig ist, das sich nicht in innerem Streit verzehrt, sondern in geschlossenem Kampf für die Interessen des arbeitenden Volkes, für die Ideale der De- mvkratie und des Sozialismus das Höchstmaß der möglichen Erfolge erzielt. Ueber diese taktische Frage kann es wohl Meinungsverschiedenheiten geben, über das Ziel besteht kein Streit. Erfolg sozialistischer Intervention. Die beiden sozialdemokratischen Reichstagssraktionen und Partei- vorstände hatten von der lettischen Regierung drahtlich den Aufschub der Dollstreckung des gegen den russischen Menschewisten Abraham Braun gefällt»» Todesurteils wtgen„bolschewistischer" Agitation erbeten. Nun hat dl« lettisch« Regierung geantwortet, daß Braun unter die Amnestie fall«. s«in« Angelegenheit noch vom Obersten Kriegs- gericht geprüft werde, von lodesftraf« aber keine Rede sei.
Grönlänöisthe Sitten und Sagen. Der bekannte dänische Grönlandforschcr Knud Rasmussen , der übrigen» von mütterlicher Seit« selbst grönländisches Blut hat, veröffentlicht soeben in einem ersten starken Bande Mythen und Sagen der Ostgränländer. Di« Deröffentlichung bildet ein außer- ordentlich interestante» und reichhaltig«» Material zur Teistesver- fastung und Borstellimgoweise dieser Primitiven und ergänzt die bisherigen Forschungen auf dos dankenswerteste. Sehr bezeichnend für ihr« düstere und fatalistische Lebensan- schauung, die durch die Schrecken der arktischen Natur, die lange Dunkelheit, die Einsamkeit in de» unheimlichen Stürmen der weiten Unendlichkeit begründet erscheint, ist die Aeußerung eines allen Ost- grönländer» auf Rasmustens Fragen nach seiner Lebensanschauung: „Ich weiß nicht»! aber ununterbrochen stellt mich dag Leben Kräften gegenüber, die stärker sind als ich selbst! Wir haben die Erfahrungen von Generationen dafür, daß e» schwor ist zu leben und daß da» Unabwendbare immer das Schicksal von Mann und Weib wird.— Deshalb glauben wir an das Böse.— Auf das Gut« braucht man keine Rücksicht zu nehmen: denn es ist gut an sich und bedarf keiner Anbetung! Das Böse dagegen, da» auf uns lauert in dem großen Dunkel, uns durch Sturm und Unwetter bedroht und sich mit feuchten Nebeln bei uns einschleicht, muß von unserm Wegen ferngeholten werdm." Dies« düster« Weltanschauung scheint in einem gewisim Gegen- sah zu stehen zu dem täglichen Leben an ihren Wohnplätzen, wo— nach Rasmustens Wort— ihr„schallendes Gelächter und ihre ganze unbekümmert« Sorglosigkeit so überwältigend auf uns wirken können, daß wir biaweilen Lust oerspüren, ihnen Mangel an Ernst vorzuhalten." Aber wie der Eskimo zur Natur steht, so steht er im Grunde atech zu seinesgleichen. Er ist unsicher und mißtrauisch. Von einer,«rmmschlich kindlichen Herzlosigkeit sind Stücke wie die Geschichte von dem kleinen Waisenmädchen, dessen beständiges Lächeln ihm dm Rame»„die kleine Frohe" verschafft hatte, obwohl ihr« Pflegeellern sie stets mißhandeln und die schließlich in ihrer Verzweiflung ihre Wohnplatzgesährten verrät. Zur Strafe wird sie gefangen und an«mem Riemen hinter dem Schlitten zu Tode geschleift. Lange noch während der sürchterlichm Fahrt be- antwortet sie die bäsen Fragen ihrer Feind«, ob sie auch wirtlich noch immer frah sei. mit ihrem freundlichen:„Ja, wirklich, ich bin frah!" Und da» Lächeln verläßt sie nicht: aber allmählich kann sie ihre Iragm aar durch ein Nicken beantworten: schließlich bleibt auch diese stumm» Antwort aus, aber der Schlitten hält nicht»her an, als bis sie längst zerfetzt und tot ist. Und trotz der grauenhaftm Einzelheiten der Erzählung schließt dies« einfach:„So tötete man „die Neine Frah«",»eil sie ihr« Berwandtm aufgestachelt hatte, olle ihre Hamgenvsien«»zurotten."
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Der§ali lNüller-Sranüenbueg. Ueber die Vorgänge in der thüringischen Landes- polizei kam es am Freitag, wie den PPN. aus Weimar mitge- teilt wird, im thüringischen Landtag zu einer gründlichen Aussprache. Anläßlich einer Interpellation der vereinigten Rechtsparteien, eines Antrages der Linksparteien und eines entsprechenden Antrages der Rechtsparteien auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, gab der Minister des Innern v. Branden st ein eine Schildrung der Vorgänge in der Landespolizei seit ihrer Errichtung, mit der auf Empfehlung der Reichsbehörden und des Staatsministeriums von Mecklenburg-Strelitz der dortige Major der Gendarmerie Müller- Brandenburg beauftragt worden war. Die ihm anvertraute Arbeit hat Müller-Brandenburg bis Anfang Dezember 1920 im allgemeinen gut durchgeführt. Während einer längeren Erkrankung Müller-Brandenburgs hat jedoch der damalige Adjutant Spangenberg gegen die strikte Anweisung des Reiches einer Anzahl Kommunisten die Möglichkeit zum Eintritt in die Landespolizei gegeben. Spangenberg wurde am 3. Februar seiner weiteren Dienstleistung in der Landespolizei enthoben. Müller- Brandenburg wurde die Befreiung der Landespolizei von ungeeig- neten Beamten zur Pflicht gemacht. Dieser Pflicht kam er jedoch nicht nach. Ferner ergab sich, daß Müller-Brandenburg eigen- mächtige Anordnungen in der Verwaltung der Landes- polizei gegeben hatte. Es wurde ihm nun die Wahrnehmung aller verwaltungstechnischen Maßnahmen entzogen und lediglich die Kommandogewalt belasten. Schließlich stellte sich heraus, daß Müller-Brandenburg der ihm gestellten Aufgabe nicht g e- wachsen war. Jnsolgcdesten wurde vom thüringischen Ministe- rium des Innern seine Kündigung zum ersten zulässigen Termin (1. April 1921) in Erwägung gezogen und vereinbart. Der Auf- st and in Mitteldeutschland verlangte jedoch, Müller- Brandenburg einstweilen noch an der Spitze der noch jungen Polizei zu lasten. Dieser Schritt war richtig: denn die Thüringer Lande»- polizei bewährte sich durchaus in dieser schwierigen Siiualion. Dom Reichsministerium des Innern wurde ein Untersuchungsver- fahren gegen Müller-Brandenburg und andere Mitglieder der Landespolizei gefordert und das Staatsministerium, das die Beurlaubung und die Enthebung von der Befehlsgewalt bestätigte, war damit einverstanden, daß das vom Reich gewünschte Untersuchungs- verfahren eingeleitet wurde. Major Müller-Brandenburg willigte in die endgültige Aufkündigung seines Dienftverhältnistes ein. Das Staats- Ministerium ermächtigte den Minister des Innern, alle ungeeigneten Beamten der Landespolizei sofort zu entfernen. Eine Ausnahme machte man nur bei denjenigen Beamten, deren Entlastung eine Vereitelung oder Erschwerung der schwebenden verfahren mit sich bringen mußte. Die Leitung der Landespolizei wurde dem Staats- rat Krüger übertragen. Das thüringische Ministerium des Innern hat alle Schritte unternommen, die zur Beseitigung der auf- getretenen Miß stünde nötig waren. Di« rasche Erledigung der Angelegenheit wurde leider durch verschiedene u n b e l e g t e Behauptungen der Rechtsparteien verzögert. Nach der Aussprach« im Thüringer Landtag erfolgte die Ein- setzung einer parlamentarischen Untersuchungskom- Mission, in welche die Parteien ihrer Stärke entsprechend Ver- treter entsenden werden. « Soweit der uns zugegangene Bericht. Die Erklärung des Mi- nisters von Brandenstein ist keineswegs frei von Widsr- sprächen. Was zunächst die Maßnahmen des Leutnants Span- genberg während der Erkrankung Müller-Brandenburgs an- betrifft, so kann Müller-Brandenburg um so veniger dafür verant. wotlich gemocht werden, al» ihm der Leutnant Spangenberg von der Regierung als Adjutant gegen seinen wiederHollen Wider- sprach aufgezwungen worden war. Die weiter« Behauptung, daß Müller-Brandenburg seiner Aufgabe nicht gewachsen gewesen wäre, widerspricht nicht nur der Tatsache, daß man in Mecklenburg- Strelitz , wo er gleichfalls die Schutzpolizei aufbaute, durchaus mit ihm zufrieden war, sondern der Minister von Brandenstein straft sich auch selbst Lügen, indem er nachher erklärt, daß die Thü- ringer Landespolizei sich in den Putschtagen durchaus bewährt habe. Es mag sein, daß bei seiner ungemein schwierigen Aufgabe Müller-Brandenburg einzelne Fehler begangen hat. Wir wisten Wesentlich heiterer sind Rasmustens Wiedergaben der Streit- lieder, mit denen zwei Gegner ihren Zwist ausfechten. Freunde und Verwandte werden festlich gekleidct zum Sängerwettstreit her- deigerufen. Die beiden Gegner stellen sich einander gegenüber, der Herausforderer beginnt unter Trommelschlag mit seinem Spottlied und der andere antwortet, woruuf sie abwechseln. Wer den Gegner so bloßstellen kann, daß er die Lacher auf seiner Seite hat, wird als Sieger erklärt. Aber die Worts bleiben bei diesem Zweikampf nicht die einzigen Waffen. Während des Gesanges umtanzt der Sänger seinen Gegner und versetzt ihm in kurzen Zwischenräumen so derbe Maulschellen, daß das Gesicht anschwillt und bisweilen dem Angegriffenen die Augen ganz geschlossen werden. Wenn er auch an einem anderen Abend Genugtuung erhallen kann, vor- läufig muß er, ohne sich das Geringste anmerken zu lasten, Hohn und Prügel einstecken. Neben diesen mehr„geselligen" Sprachübungen verdienen wirk« liche Bild- und Sprachschöpfungen mythologischer Art größere Be- achtung, wie die„Sage von Donner und Blitz":„Einst lebten zwei Brüder oben im Himmel: der eine hieß„Blitzfeucr", der ander«„Donner ". Blitzfeuer konnte so schnell durch die Luft fliegen, daß Funken und Feuer um seine Stirn stoben. Donner war ein gewalliger Held, der stets Lärmen um sich verbreitete, und so tonnte er de» Himmel erschüttern, daß man geronnenes Blut in den Mund nehmen mußte, um nicht die Zähne zu zerbeißen. Aber die Sterne, die niemals Nachtruhe hallen, schössen ihm schließ- lich einen Pfeil durch das Herz, so daß er auf die Erde stürzte. Und so stark war er selbst im Tode, daß er nicht ausgestreckt dalag, sondern auf seinen Muskeln ruht?." Diese wenigen Proben au» dem umfangreichen, zunächst erst in dänischer Sprache erschienenen Werke mögen eine Andeutung von der Entwicklungsstufe und der Geistesrichtung des interestanten arktischen Naturvolkes geben.
Fortschritte im Ilerschuh. Es ist bemerkenswert, daß gerade jetzt sich in verschiedenen Teilen der Well ein« besonders eifrige Be- weguna für den Tierschutz bemerkbar macht. In England sind in dieser Hinsicht in letzter Zeit bedeutende Fortschritte erzielt worden. Die„Feder-Bill", die das Verbot des Verwenden s von Vogelfedern für menschliche Tracht und Schmuck verlangte, ist zwar nicht durchgegangen, aber immerhin wurde das Schießen von Vögeln in der Gefangenschast oerboten. Nunmehr ist ein Gesetz eingebracht, das sich gegen die Quälerei alter Pferde wendet, die nach langem Dienst in England noch nach Belgien vertauft und dort maßlos geschunden werden. Auch der Behandlung der Pferde im R e n n b e t r i e b soll eine größere Aufmerksamkeit zugewendet werden, damit die Tie« nicht unnötig überanstrengt werden. Ein anderes Gesetz, das im englischen Unterhause auf Annohme rechnen kann, ist der Schutz von Tieren und Vögeln, die zu ö f f e n t l i ch e n Schaustellungen dressiert«erden. Auch dafür werden Verordnungen erlösten, die alle Quälereien oerhindern sollen. Sa»
aller, daß reaktionär« Offiziere und Kommandeure, denen vte? Schlimmeres vorzuwerfen ist, mit der größten Hartnäckigkell im Dienst gehalten werden. Wenn man Müller-Brandenburg vorwirft, daß er nicht den letzten Kommunisten aus seiner Truppe entfernt habe, warum unternimmt man dann nichts gegen all die Offiziere, die ihre Truppen mit Rechtsputschisten geradezu verseucht haben?!_, SelbjWutz und Sozialdemokratie. Beesten, 25. Juni. (Eig. Drahtbericht des„Vorwärts".) Zu dem angekündigten Verbot aller Selbstschutzorganisationen durch den Reichspräsidenten , welche erst durch die republikanische Breslauer Selbstschutzgründung provoziert werden mußte, schreibt unser Breslauer Parteiblall:„Es ist uns nichts Neues, daß vieles den Justizbehörden der Republik erst auffällt, wenn nicht mehr nur Monarchisten, sondern auch R e p u b l i t a n.e r es tun.(Was auch wir bereit» feststellten. Red. d. B.) Die Hauptsache ist, daß die neue Verordnung jetzt auch ernsthaft durchgeführt wird, was den zuständigen Beamten nicht überall von Herzen gehen wird, was aber die Arbeiterschaft wirksam unterstützen kann und unter- stützen wird." Münchener Kommuniftenkomödie. INünchen, 25. Juni. (Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Zu einer immer lächerlicheren Komödie wächst sich der Kommu- nistenprozeß in München aus: lächerlich für diejenigen, die ihn mit großem Lärm in Szene gesetzt haben, und lächerlich für die Mün- chener Kommunistische Partei , welche ihre völlige Unreife und Un- fähigkeit, Führerin der Arbeiterschaft zu sein, dargelegt hat. Rahe« zu ein ganzer Tag wurde vom Gericht dazu verwendet, aus einem der„Verschwörer" herauszubringen, was ihn veranlaßt habe, die Namen von 4 Genossen, die er als.Sprengkommando" bezeich- nete, aus freien Stücken anzugeben. Schließlich war man ge- zwungen, die Verhandlung wegen der außerordentlichen Der- wirrung abzubrechen, die durch diese Aussagen herbeigeführt wurden, um den Befragten eine Nacht über seine Angaben nach- denken zu lasten. Nielleicht nimmt der Psychiater dem Gericht die schwierige Entscheidung über die Strafbarkeit der beabsichtigten Greueltaten ab! Der gestrige Verhandlungstag hat nichts Wesentliches zutage gefördert, außer unsinnige Verabredungen der„Derschworenei»". Eharakteristisch für die Geistesoerfastung der Münchener KPD . und ihrer Führer ist die Aussage eines der führenden Leute:„Es tut mir leid um die Partei, baß wir hier so ein Affentheater aufführen müssen. Die Berliner Zentrale betrachtet un» sowieso als verlorenes Land." Wenn es bereits so weit ist, daß die eigenen Führer der Partei die Flinte Ins Korn werfen, so kann die gesunddenkende Arbeiterschaft selbst ihre Schlüste daraus ziehen.
die Ursache des ferner Grubenunglücks. Herne , ZS. Juni.(TU.) Wie neuerdin>s»erlautet, ist die Ursache der Explosion ein Schaß, der verbotswidrig abgegeben wurde. Die beiden Schießmeister waren zur Zeil der Explofion nicht am Explosionsherd. Uten Hai dort aber(während die Belegschaft im allgemeinen mit elektrischen Lampen aasgerüstet ist) eine w e l l e r- la m pe gefunden, die nur Schießhaner besitzen. Während sonst nur mit Sprengstoff geschossen wird, wobei keine Flamme ealstehl. will ein Skeiger in einem Rachbarrevler einen knall gehört haben wie von einer Dyaamilpatroae. Trifft das zu, dann wäre das Ul! glück nur durch unvorsichtiges and oerbolswidriges Handeln enlstandeu. Die Uatersuchung vermochte bisher lm Revier des Steigers B alter- mann, ia dem die Explosion geschah, keine Schlagwekter aachzu- weifen, obwohl schon hier tagelang keine Wettcrzuftihrung mehr er- folgte. Ritter von Schieberichs Gnaden. Hocherfreut meldet der.Lokal- Anzeiger", daß zum ersten Male sell Ausbruch des Krieges der Herrenmeister de» Iohanniter-Ordens«„Prinz Eitel Friedrich von Preußen " die Erteilung des Ritterschlages und die Investitur der neuen Rechtsritter dieses Ordens vollzogen hat.— Heil! General Gounaud, der französische Oberbefehlshaber in Syrien , ist am See Tiberias einem Reiterangriff entgangen.
dann soll dasselbe Gesetz die Schlächter zwingen, beim Töten der Tiere Werkzeuge zu verwenden, durch die der Tod möglichll schmerzlos herbeigeführt wird, und im Zusammenhang damit ist eine Reform der Schlachthäuser in Ausficht genommen. Schade, daß man sich während des Krieges des„Menschen- schutzes" nicht mit derselben Sorgfall angenommen hat, die man jetzt dem Tierschutz angedeihen läßt! Die qualvolle Art, mit der Menschen durch gütige Gase und brennendes Oel zu Tode gemar- tert wurden, hat das Humanitätsempfinden der„Kulturnationen" damals nicht sonderlich bewegt. Eleonora Duse im Keller. Einem Sonderberichterstatter des Pariser„Exelsior" in Turin , hat die berühmte italienische Schauspielerin Mitteilung über ihre Zu kunftspläne gemacht. Sie betonte, daß nur die furchtbare Tragödie des Wellkrieges imstande gewesen sei, sie der Einsamkeit zu entreißen, in der sie ihre Tag« zu beschliehen gedacht hatte. Angesichts dieses unermeßlichen Elends habe sie aber dem Berlangen, sich wieder zu betätigen, nicht widerstehen können.„Ich will mein Theater haben", erklärte sie, „und ich werde es haben. Ich werde hier die Werk« der jungen Dichter aller Länder, die mir der Aufführung würdig erscheinen, der Bühne gewinnen. Aber ich werde meine Kräfte nicht an un- fruchtbaren'Inszenierungsexperimenten vergeuden. Ich will viel- mehr in einem kleinen Saal mit weißgetünchten Mauern und auf einer ganz einfachen Bühne spielen. Und wenn? nicht anders geht, werde ich mich unter die Erde in einen Keller flüchten, wie es die ersten Christen taten." Vermutlich wird die Duse es nicht nötig haben, sich in Keller zu flüchten, sondern es werden ihr auf Wunsch alle Theaterräume Europa » offen stehen, sowohl die kleinen mit«eißgetünchten Mauern, als auch die elegantesten und größten, und wenn nicht sie selber, so wird sicher ihr Impresario dafür sorgen, daß die Wahl auf die letzteren fällt. Ein klagender Wohlkäler der Rlenschheik. Seit dreißig Iahren prozessiert der französische Chemiker Turpin, der Erfinder des Sprengstoffs Melinit und anderer nützlicher Dinge, die im Welt- kriege zur Anwendung kamen, gegen die Regierung seines un, dankbaren Vaterlandes, das ihn seiner Meinung nach nicht nach Ge- bühr belohnt und bezahlt hat. 199 999 Fr., die er 1912 vom franzö- fischen Staat erhielt und eine lebenslängliche Rente von 25 999 Fr. erscheinen Ilm nicht als genügendes Entgelt für feine Leistungen zum Wohle der Menschheit. Er hat jetzt eine neue Klag« eingereicht.
Urania -Vorträge. Sonnlag, Montag und Freitag:„Die Insel Rügen«. Mittwoch:.In den Bergen Tirol»'. Donnerstag: .Der Har,'. Sonnabend:„Von der Zogspitze zum Batz- mann'. Dienstag Vortrag:„Die schöne deutsche Stadt'. Handbuch der Stantsbürgerknnde für Schule». Für die llb« sagung eines solchen Handbuches sind don privater Seite zwei Preise von SOOO und 6000 M. auSgeictzt worden. Nähere AuStunst erteilt Dr. L ü h- m a n n in Berlin-Friedenau , Cranackstr. 31—32. In der Galerie Möller, Potsdamer Straße 134«, find graphisch» Arbeiten»on Srnst Barlach, Ldonel Feininger, Oiotfcein, Erich Heitel, 6. 2. Kirchner, Oitar Kotoschta. Otto Moeller, Eonl Aol�e, Mar Pcch'kew, Schmidt-ttotttejI»ntz Ratzard GcmmA neu«-»g-stotzt