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GroßSerlm fünfzehn Jahre Kreibäüer. Offiziell wurde vor 15 Jahren an einem heißen Pfingstsonntag den Berlinern gestattet, sich an einem Stückchen märkischen Sand am Wannsee   auszuziehen und in den Fluten des Wannsees zu baden. Der damalige Landrat v. Stubenrauch gab auf Drängen des jetzigen Pächters des Freibades die provisorische Erlaubnis zum Frei» baden. Diese Erlaubnis war damals das Signal zur Mobilmachung der Sittlichkeitsapostcl. Es muh gesagt sein, das Volt war damals noch nicht reif für das Freibad. Es mußte erst erzogen werden. Die Erziehung" begann damit, daß Bernhard Frankenthat, der Gründer des Freibades, zuerst so schnell wie möglich ein Drahwerhau zwischen den Ausgezogenen und den sehr ungezogenen Unausge- zogenen ziehen ließ. Dann wurden Männlein und Weiblein getrennt und dann das eigentliche Familienbad gegründet. Zelte wurden ge- baut, Wasserleitung und anderes mehr für die Gesundung des Volkes geschaffen. Die Lästeralleen am Strande wurden dadurch beseitigt, daß nur Badenden der Zugang zum Strande gestattet wurde. In gemeinnütziger Weise wurden Schulerziehungsanstalten und Militär, nachdem der Groschentarif schon eingeführt war, umsonst eingelassen. Städte wie Budapest   und Stettin   haben ihre Freibäder nach dem Bad am Wannsex eingerichtet. Die zahlreichen Unglücksfälle kommen auf das Konto der so- genannten wilden Bäder, die sich gewöhnlich neben den Freibädern angliedern. Gegen diese wilden Bäder müßten die Behörden endlich einschreiten, viel Unglücksfälle würden dadurch vermieden werden. Dem alten Freibadoater Frankenthol in Wannsee   wollen die Ber  - liner Stammgäste am Sonnabend zu seinem 60. Geburtstag einen Fackelzug bringen. Freigabe neuer Badestellen. Zu den Beschwerden über dasEinschreitenvonPolizei- beamten gegen Badend« wird von zuständiger Seite mit- geteilt, daß die Polizeibehörde nach dem Allgemeinen Landrecht nicht etwa nur berechtigt, sondern vielmehr verpflichtet ist, die nötigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffenllichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung zu treffen und das Publikum vor Gefahren zu schützen. Es ist geplant, weiteregeeigneteBadsstellensoschnell wiemöglichzuerkundenundfreizugeben. Razzien. wie sie bisher zeitweise vorgenommen wurden, sollen nicht mehr veranstaltet werden in der Hoffnung, daß das badende Publikum Auswüchsen selbst entgegentritt und solche Badenden nicht unter sich duldet, die durch ein unanständiges Berhalten das gesunde Körperbad im Freien diskreditieren. der gefähröete slaütische Haushalt. Der Haushaltsausfchuß der Stadtverordnetenverfamm- lung setzte gestern unter dem Vorsitz des Stadtv. Dr. Kirchner feine Beratungen über die Voranschläge der Bezirksverwaltungen fort. Es wurde, wie eine Korrespondenz erfährt, von allen Seiten des Aus- schusics zugegeben, daß die Bezirke infolge der vom Magistrat vor- genommenen starken Streichungen zu Haushaltsüber» schreitungen gezwungen sein würden und daß ihnen hier- für Erleichterungen gegeben werden müßten. Im Zusammenhang mit dieser Aussprache, in die der Stadt- kämmerer Dr. Karding wiederholt eingriff, kam es im zweiten Teil de? Beratungen zu einer lebhaften Aussprache über das Gleich- gewicht des ganzen Haushaltsplanes. Von kommunistischer Seite wurde der Haushaltsplan abgelehnt: je eher dieses kapita- listische System zusammenbreche, desto besser. Die Redner der 11 n- abhängigen Fraktion erklärten sich zwar bereit, an der recht» zeitigen Fertigstellung des Etats mitzuarbeiten, erklärten aber de» vom Magistrat betretenen Weg der Erhöhung des Schulgeldes und der Gas- und Stromtarife für ungangbar, ohne aber andere Ein- nahmen als Ersatz dafür in Dorschlag zu bringen. Di« Sozial- demokratische Fraktion kieß erklären, daß sie dem Haus- haltsplan und, wenn auch mit schwerem Herzen, den vorgeschlagenen Erhöhungen zustimmen werde. Angesichts der Darlegungen der äußersten Linken erklärte der Vertreter der Demokratischen Fraktion, daß die bürgerlichen Stadtverordneten ols Minderheit nicht die Verantwortung für einen Etat übernehmen könnten, den eine Partei der Mehrheit gänzlich ablehne und den eine andere Partei nicht ins Gleichgewicht bringen wolle. Unter diesen Umständen müßt« auch die bürgerliche Minderheit den Haushaltsplan ablehnen; die Folge wäre unter Umständen die völlige Ablehnung des cyats und die Auflösung der Stadtverordnetenverfamm. lung. Tßon feiten der Deutschen Volkspartei wurde dies unterstrichen und betont, die bürgerliche Minderheit sei bereit, den Haushaltsplan zu balanziercn unter der Voraussetzung, daß dies Gleichgewicht des Etals auch bis zu m 3 1. M ä r z 1 9 2 2 unter allen Umständen erhalten und keine Ausgabe ohne gleichzeitige Deckung beschlossen werde. Von der Sozialdemokratischen Fraktion wurde be- tont, daß man den bürgerlichen Fraktionen die Verantwortung für derartige Entschlüsse überlasten müßt«: die SPD.  -Fraktion sei aber bereit, bei etwaigen Nachträgen und Nachforderungen auch gleich- zeitig für die Deckung zu sorgen. Seitens der Kommunistischen und der Unabhängigen Fraktion wurde eine Bindung im Sinne der bürgerlichen Fraktionen abgelehnt. Di« weiteren Verhandlungen wurden auf heute vormittag vertagt und nur noch beschlossen, an die Stadtverordnetenversammlung das Ersuchen zu richten, einen ständigen Haushaltsausschuß einzusetzen. Die öffentliche Sesunöhektspflege. Beginn des ersten Gemeindefürsorgekage». Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung' von Reichs-, Staats- und Kommunalbebörden und der Aerzteschast trat heute früh im Hörsaal der Charit- der erste deutsche Gemeindefürsorg-. tag zusammen. In einer Eröffnungsansprache gab Stadtmedizinal- rat Geh. San.-Rat Dr. Rabnow der Genugtuung Ausdruck, daß die Behörden den Arbeiten dieser neuen Tagung so großes Inter- este entgegenbringen. Er wandte sich gegen die Stellungnahme des deutschen Städtetages. die nur auf einem Mißverständnis beruhen könne. Es sei nicht beabsichtigt, einen neuen Kongreß zu schaffen. der den Städten neue Aufgaben mache. Die Tagung soll Im An- schluß an den Verein für öffentliche Gesundheitspflege zusammen- treten. Die Vorlage eines Iugendwohlfahrtsgesetzes werde vom Reichstag in nächster Zelt verabschiedet werden. Bei der Wichtig- keit dieser Vorlage, von der das Wohl und Wehe der Jugend, also der Zukunft des Volkes abhänge, glaubten die sachverständigen Kreis« der Aerzteschast dazu Stellung nehmen zu müsten, da die Vorlage bei aller Anerkennung des guten Willens einige Punkte enthaste, die wir als Sachverständige für bedenklich halten müsten. Es wurde dann in die Tagesordnung eingetreten. Zunächst sprach Prof. Dr. G r o t j a h n- Berlin über die Zusammenfastung des öffentlichen Gesundheitswesens. Er kam zu der Forderung, daß dem bestehenden Notstand aus gesetzlicher Grundlage durch Schaffung von allgemeinen Gesundheitsämtern abgeholfen werden müsse, von denen auch die Gesundheitspflege für alle Altersklassen selbständig neben den Wohlfahrts- und IugendämteriBzu verwalten ist. Ueber die Aufgaben des Gefundheitsamres sprach Professor Trc. K r o u t w i g- Köln  . In kleineren Städten und Kreisen käme sür die Leitung de» Gesundheitsamtes in erster Linie der Kreisarzt
in Frage. In größeren Kreisen und Städten sei die Bestellung eines Kreiskommunalarztes oder Stadtarztes notwendig. Das Gesundhests- amt hätte alle wichtigen Gebiete der sozialhygienischen Fürsorge auszubauen und neben der gemeindlichen Fürsorge auch die private heranzuziehen. Eine zweckmäßige Zentralisation sei jedenfalls her- beizuführen. Den Aufbau eines Gesundheitsamtes schllderte sodann Präsident Dr. Pfeiffer- Hamburg unter Besprechung der Ham- burger Einrichtungen im einzelnen..Schließlich sprach noch der Neu» köllner Stadtrat Dr. med. S i l b e r st e i n über dieStellung des Gesundheitsamtes innerhalb der Iugendwohlfahrtspflege". Verkehrsreklame im Stratzenbild. Der Magistrat beabsichtigt, dem Beispiel anderer Städte folgend, StraGen und Plätze Berlins   mehr als bisher für Werbezwecke mehreren Gesellschatten zur Verfügung zu stellen. Eigenbewirt« schaftung durch die Stadt kommt nach Ansicht des AuffichtSrateS der von der Stadt gegründeten Berliner   Anschlag- und Reklamewesen G. m. b. H. nicht in Frage. Es kommt in Betracht die Aufstellung von Auskunft« automaten sowie von VerkehrSwart» Plänen, die Anbringung von Reklameschildern an den Stratzenschilderpfosten und den Trägern der öffentlichen Straßenbeleuchtung und zwar lediglich für Dauerreklame. In allen Verträgen ist ferner neben einer festen jährlichen, in vierteljährlichen Raten im borau« zu zahlen Miete noch ein« Gewinnbeteiligung der Stadt vorgesehen. Der Magistrat hofft, eine Einnahme im ersten Jahre von ca. 3>/, Millionen Mark zu erzielen. Rettungskähne sind kein Spielzeug. Seit einiger Zeil treffen die Beamten der Schutzpolizei bei ihren Streifen vielfach Kinder an, die die städtischen Rettungsboote als Spielplätze benutzen. Häufig kommt es dabei vor. daß Kinder infolge Schaukelns des Bootes, Hinauslehnen über den Rand des Kahnes oder durch einen Fehstritt ins Wasser stürzen und elendiglich er- trinken, da Hilfe meist nicht in der Nähe ist und die anderen Kinder, ohne jemand etwas zu sagen, einfach davonlaufen. Auf diese Weise erttank erst gestern wieder der neuniähnge Schüler Werner Goebel aus Charlottenburg  . Er stürzte beim Spielen auf einem Rettungs- nachen zwischen der Königin-Luisen-Straße und der Schloßbrücke in den Landwehrkanal und ertrank, da Hilfe nicht zu erreichen war. Den Eltern wird dringend empfohlen, ihren Kindern das Spielen in den Rettungsbooten energisch uno unter Androhung von Strafe zu ver- bieten.
In der Ztcchvehr erschossen hat in der vergangenen Nacht der Restaurateur Grzesikowski in der Memeler Straß« 70/71 einen 35 Jahre alten Kraftwagenführer Paul R i e t e n b a ch aus der Strausberger Straße 7s. Rietenbach besuchte die Wirtschaft noch gegen 12 Uhr und versuchte später noch einmal mit Gewalt ein- zudringen, wobei er auf den Wirt seinen Hund hetzte. In seiner Bedrängnis gab der Wirt einen Schreckschuß ab. Die Wirkung war nun die, daß Rietenbach ihn tätlich angriff. Jetzt schoß der Wirt auf ihn und verletzte ihn durch 3 Schüsse so schwer, daß er t o t z u- sammenbrach. Augenzeugen des Vorfalles begaben sich mit dem Wirt nach der zuständigen Reoitzrwache, um den Tatbestand mitzuteilen. Grzesikowski wurde sofort wieder entlasten. Die Leiche des Erschostenen wurde von der Polizei beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Einstein am Rednerpull in Berlin  . Am Montag abend 549 Uhr findet im Blüthner  -Saal, Lützowstr. 76, eine öffentliche Versammlung Der Aufbau Palästinas als Aufgabe der Juden- h e i t" statt, die von einer Anzahl jüdischer Organisationen einbe- rufen ist. Redner des Abends sind Prof. Albert Einstein  , der über seine Amerikareise berichten wird, ferner Dr. Apfel. Rab  - biner Nobel- Frankfurt a. M. und Kurt Blumenfeld  . Karten­verkauf im Blüthner  -Saal, Montag oormittan 9 1, nachmittags 6- X8 Uhr. SSHendieuff für die Hohevz ellern. Cnw BerKn« Papier­warenfabrik erläßt an ihre Kunden folgendes RundschreibensDurch viele Anfragen veranlaßt habe ich mich entschlossen, patrio- tisch« Karten, also alle Aufnahmen, die von dem Hohen» zollernhause erscheinen, als Spezialität zu führen." Es ist ganz gut, daß auf diese Weise einmal festgestellt wird, daß der vielgerühmte deutsche Patriotismus offenbar nicht das geringste mit Vaterlandsliebe und Liebe zum eigenen Volk zu tun hat, sondern gleichbedeutend ist mit Götzendienst für die Hohenzollern  . Man wird sich das merken müssen. Die Linie 20(Spandau  . Hauptbahnhof Stadtpark Johannis- stist) und?(Neukölln Hakenfelde  ), die bisher in Spandau   in der Richtung nach dem Hasenplatz durch die Breite- und Havel  - straß«, zurück über Potsdamer Straße   und Markt verkehrten, wer- den vom 1, Juli d. I. in beiden Richtungen über Markt und Potsdamer Straße   geführt. Ein grosse» Jngendfeft im Licbtenberger Eleadto». an dem 4000 Schüler und Schulerinnen des 17. DerwaltungSbezirt«(Lichtenberg  ) au« den OrtStellen Lichtenberg  , FriedrichSselde-Sarls&orst, MahISdorf, Raul#- dorf, Biesdorf  , teilnehmen, wird vom Städtischen Ausschuß für Kunst- und Voltsuntcrballung des Bezirks am Freitag. 1. gult, nachmittags by, Uhr, veranfloliet. KelangSaufführungen. Volkstänze und turnerische Borsübningen bilden das Programm. Die begleitende Musik wird vom Deutschen   Tonkünstler-Orchester ausgeführt, da» auch während der Vaulen konzertiert. Karten zu 8, M. für Erwachsene und t, M. jfür Kinder sind u. a. in der städt Schulabteitung. Lichtenberg  . Ratbaus» iiraße 10, Baracke 2, In fämtlichen Schulen des Verwaltungsbezirks 17 sowie in den Amtsstellen Biesdorf  , MahISdorf und KaulSdorf zu haben. Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Elternbeiräte de»»2. ver- walcungsbezirts. Die für morgen'(Tonntag) angekündigte Besichtigung der GartenarbeitSschule in Neutölln findet nicht morgen, sondern am 3. Juli zur gleichen Zett statt. Tresfpuntt Bahnhof Südende S Uhr.
Theater der Woche. Vom 20. Jnnt diS S. Juli. »Olli»»»«« n. 29. Der Bauer als MillivuSr. 27. tt.«D. vi« lange 3uU. 28. Wallenstein  , Tod. M> 1. D-r«aiserjSzer. Orerahar-»! 27-. Ra. dorne Siulcrfti). 28. Turandot, Harlelino. 29. Cavalleria tufiteana, 30 kAuber Abonnement) Rosenkooalier. 1.-3. Die Strohautwe. Schau. fpicliau»: 27. Kronprinz. 28. u. 29. Dos Dlltck im Winkel. 30. Peer«gnt. Stofcc» Schauspielhau»! 9«., 27., 29., 1.-3. Die Weher. 28. u. 30. Sin Sommer- nocht-troum. Deutsche» Theater: Potasch und Perlmutter. gammersprel«! R»ei olllcklicht Tage.   Lesstua.THeat«! DU Ballerina de» König».»heottr in der ZUuiggrögrr Straße: Mit dem Feuer spielen. Satan» Mösle. Deut. sche» Opera hau»: 28. Der Troubadour. 27. Sötterdämmerung. 28. Der Fiel. IlbiU. 29. Doeco, 80. n. 3. Di« Meisicrstilger oon Nürnberg. 1. Lohengrrn. 2. Margarethe. Schiler-Zheateri 28. u. 29. Alt-Heidelberg. 27. u. 28. Der Raub der Sabinerlnnen. Ad 1. Meine Frau da» Fräulein. Täglich.»I« SritSue:»unburi,. Deutsche»«Lnstler-Theate,: Da, Setländnia. gomSdienhau»: Der bland» Engel. Berliner Theater: Da» Milliarden-Souper.«leine» Schaulpicl»-«»: Reigen. TrI-»»».T»«ater: ladt) WIndermercs Fächer. Residenz-Theater: Ab dafür. Zentral.Theater: Ilonka. Theater in der Rommaudantenftraßc: DI« golbene Freiheit. Friedrich-Wilhelmslüdtische» Theater: Die»leine au» der HSll«.«amisch  » vpe«: Alt.Heidelberg. Tnyspiella»»: Di« spanisch- Fliege. Ad 1. aeschlaffru. Metrapol. Theater: Die blaue Mazur. Neu«, Operetten-Theater: American- Kirl.- Thalia-Theater: Maseottchew- Theater am Rodendarsplag: Der Better au» Dingado. Theater de» Besten»! Margen wieder lustttl«leine» Tbeater: Nur ein Traum. Waloer-Theat-r: Der«uhreigen.»alhaüa. Theater: Die Scheidungsreise R»se-Theater: Wo die Schwalben nisten. Luise». Theater: Z8.-30. Berlin  , wie e, weint und lacht. Ab 1. Tagebuch einer Berlarenen. Neuen B»lI».TH»at«r: Dir Lokalbahn. Falle» Taprir«: Schlaf. zimmergeheimni». Liebe engro». Schiaipark-Theater, Stcglig: 26.-28., 30., 1. u. 8. Der Raub der Sobiuerinnen. 29. u. 2. Der RangUrbahnhof. »a««Ittag«»orst«ll»»S-».«»ll»biib»e: 28. Die lange MUe. 3. Die Fledermou».«chausplelha»»: 28. Stroh. Fliege. Sesstug-The-ter: 28. u. 3. Ein idealer Satte. Deutsche» Opeinhaa,: 28. Hoffmann» Erzählun. gen. 29. Ltradella. 3. Martha. Deutsche»»unstler.Zheatee: 28. u. 8. Pygmalion.- Trianan-Theoter: 28. u. 8. Rasen.   Residenz. Theater! 28. u 8. Am Teetisch. Tbeater am Rotlendprsplag! 28. u. 8. Wenn Liebe erwacht. 29., 30. u. 2. Die schöne Galathee. Da» Verspreche» hinterm Herd. Theater de» Westen»: 28. u. 3. Die Psarrdauskamödte.«leine» Theatre: 28. u. 3. Rur ein Traum. Roie-Theater(Sortenbühne): Wo» junge Mädchen träumen. Lnisen-Thento« 8. Rotkäppchen. Reue» Balli-Thenter: 26, Jugendfreunde.
SewerGhastsbewegung vom allrussischen Gewerkschaftskongreß. Dem recht beachtenswerten Leitartikel derF r e i h �i t" vom Freitag abend über die kommunistischen   Gewerkschaftszerstörer und den Bankerott der russischen Gewerkschaften em- nehmen wir: Die offiziellen Nachrichtenagenturen der Sowjetregierung und die kommunistische Presse hat über den Verlauf des kürzlich abgehakte» nen Allrussischen Gewerkschastskongresics die üblichen verlogenen Be- richte gebracht, die den Anschein erweckten, als ob die russische Ge- werkschaftsbewegung in vollster Blüte stehe und einheitlich und ge­schlossen der kommunistischen   Führung folge. Was hinter den Ku» listen des Gewerkschaftskongresses vor sich ging, wurde von der kommunistischen   Berichterstattung sorgfältig verschwiegen. Darüber gibt ein Bericht des Moskauer   Korrespondenten desS o z i a l i st i» schen Bote n", des Berliner   Organs der Auslandsdelegation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands  , in sehr interessanter Weise Auskunft. Es heißt in diesem Bericht: In der ersten Sitzung der bolschewistischen Froktton des Ge» werkschoftskongresses(die vor der offiziellen Eröffnung des Kon- greffes stattfand) wurde der Bericht des allrussischen Zentralrats der Gewerkschaften entgegengenommen: der Vertreter des letzteren, T o m f t i, schlug sich reuevoll an die Brust, erklärte, daß der Zentralrat-überflüssig und untätig gewesen sei, und bemerkte zu seiner Rechtfertigung,'daß das Kommunistische Zentralkomitee dem Zentralrat nicht die Möglichkeit gegeben habe, zu arbeiten, indem es ihn durch seine Befehle unterdrückte. D. R j a s a n o f f(der be- kannte Marxsorscher und Gewerkschaftsführer) bestätigte diese Tat- fachen und griff den Zentratrat de- G-u..ilschast-n an, weil er nicht den Mut gesiabt habe, gegen das K> mmunistffa,« Zentralkomitee zu kämpfen. Rjasanosf sprach mit großer Leidenschaft und bewirkte. daß eine ungeheure Mehrheit eine Resolution annahm, in der die UnabhängigkeitderGewerkschaftengefordertund festgestellt wurde, daß das Kommuni st ischeZen» traltomitee den Zentralrat der Gewerkschaften an seiner Arbeit behindert habe. Wegen dieser Kühnheit beschloß das Kommunistische Zentral­komitee, die Schuldigeu exemplarisch zu bestrafe». Am folgendeix Tage konnte der Gewer k» schaftskongreh nicht eröffnet werden, weil das Zentralkomitee den ganzen Tag über die ge- schaffene Lage beriet.' Am Abend wurde der Kongreß eröffnet, aber das Präsidium wurde nicht gewählt und die Arbeit nicht be» gönnen, sondern die Verhandlungen auf den folgenden Tag verschoben. Am folgenden Tage jedoch trat die Kommunistische Fraktion wieder zusammen, derdasZentralkomiteefolgen. des Ultimatum unterbreitete: 1. Die Resolution Rjasanosf wird zurückgezogen: 2. es wird eine Resolution angenommen, die das Kommunistische Zentralkomitee Erfaßt hat: 3- Rjasanosf und Tomsti werden vom Kongreß entfernt, oon der Ge» werkschaftsorbeit ausgeschlossen und vor ein Parteigericht gestellt. Die Fraktion geriet in Empörung. Lenin  selbst" erschien, hielt dreimal eine Schimpfkanonade. Die Atmosphäre wurde immer heißer: es regnete nur Komplimente wie Dummkopf, Idiot, Schuft usw. Die Fraktion ergab sich nicht. Lenin   entfernte sich. Am Abend eröffnete der Kongreß erneut seine Sitzung ohne Präsidium. Es wurden einige Begrüßungsreden entgegengenommen. Die Kommunistische Flckflon beschloß, eine Delegation zu Lenin   zu senden mit der Bitte, daß das Zentralkomitee seinen Beschluß Hinsicht- lich Rjasanosf und Tomski einer Revision unterziehe. Lenin   empfing die Delegation und versprachzum letztenmal", den Beschluß zu revidieren. Das Kommunistische Zentralkomitee trat zusammen, beschloß aber., an seinem Beschluß festzuhalten. Darauf ergab sich die Kommunistische Fraktion, akzeptiert« das llkttmakuni des LcnmmnttMschen Zentrakkomttees. beschloß aber zugleich_ an den nächsten Pnrtet- tongreß zu appellieren! Tomsti und Rjosanoff wurden oon der Teilnahme am Kongreß ausgeschlossen: das Kommunistische Zentralkomitee hielt sgin« Be- grüßungsrede, das Präsidium wurde gewählt, und alles ging wi« ge­schmiert. Der Kongreß stimmte ab und nahm die vom Kommu- nistischen Zentralkomitee verfertigten Resoluttonen an!" Wer die Dinge in Rußland   einigermaßen verfolgt, wird sich üb« diese Vorgänge nicht wundern. Sie vervollständigen nur da» Bild, da» sich aus den Klagen der russischen Gewerkschaften und Genossen. schaften längst ergeben hat.Die kommunistische Presse" bemertt dieFreiheit" sehr richtigwird natürlich mit gewohnter Eilen- stirnigkeit sie hier mitgeteilten Tatsachen zu leugnen versuchen. Wir bemerken demgegenüber, daß der vorstehende Bericht au» einer Quelle stammt, deren vollkommene Zuverlässigkeit so sehr außer jedem Zweifel steht, daß jeder� Moskauer   Bericht im Sozialistischen Boten" in den Kreisen der Sowjetbureaukratie eine wahre Panik hervorruft. Alles Leugnen wird die Taffache nicht zu vertuschen vermögen, daß nicht nur die westeuropäische Arbeiterschaft in steigendem Maße den wahren Charakt« derPotemkinschen Dörfer" der russischen Kommunisten erkennt, sondern daß auch in den Reihen des russischen Proletariats, ja der russischen Kommunisten selbst, jene gesunde Opposition im Wachsen begriffen ist, die allein imstande ist, mit dem bolschewistischen System auszuräumen und die russische Revolution aus ihrer Sackgasse herauszuführen." In Rußland   kann man keine Gewerkschaften gebraucben, die im Interesse ihrer Mitglieder Forderungen erheben. Das verstieße gegen die bolschewistische Staatsraison, sowett Sowjetrußland Unternehmer ist, oder aber gegen die Verträge mit den ausländischen kapitalistischen  Unternehmern. Die Gewerkschaften werden in Rußland   nur insoweit und solange geduldet, als sie sich zur Beschwichtigung der Arveiter- massen hergeben und die ihnen aufgetischten hochtrabenden Reso- lutionen schlucken, die für das Ausland verfaßt werden, zur Agitation für dieWeltrevoluttcm". Sobald sie aber den Machthabern un- beguem werden, sind sie erledigt. Gelänge es ihnen, sich frei zu ent- falten, so bedeutete dies den Zusammenbruch der ganzen mühsam aufrechterhaltenen Gemaltherrschaft, der Diktatur über das Prole- tariat.__ Neberstundcn müssen bezahlt werden. Eine maßgebende Entscheidung für sämtliche Angestellte bei» Reiche und der Länder fällte in ihrer Sitzung am 16. Juni die erste Spruchkammer des Zentralschlichtungsausschusies beim Reichs- arbeitsministerium. Es stand ein Fall zur Berhandlung, der vom örtlichen Schlichtungsaueschuh Königsberg   an den Zentralschlichtung»« ausschuß überwiesen worden war. Mehrer« Angestellte einer Reichs- stelle In Königsberg   hatten aus besonderem Anlaß im Derlaufe von drii Monaten Ueberstunoen zu leisten. Da nun der für Ange- stellte beim Reiche und den Ländern gültige Tarifoer- trag in seinem Z 2, Absatz 3, ausdrücklich sagt, daß in besonders dringenden Fällen lieberstunden ohne jede Entschädigung zu leisten seien, lehnte die maßgebende Stelle es ab, die geleistete ileberarbeit zu bezahlen. Die erste Spruchkammer des Zentralschlichtungsaus- schusses unter Vorsitz des Oberregierungsrats Cäsar erkannt« an. das forllaufend geleistete Ileberarbeit grundsätzlich auch zji bezahlen sei. Das Urteil lautete dahingehend, daß Ueber stunden im Höchstmaß von 24 Stunden innerhalb zweier Arbeitswochen gemäß dem Tarifvertrag ohne Entschädi- gung zu leisten seien. Sofern die Ueberstunden jedoch laufend über die oben angegebene Zeit hinaus verlangt werden, müssen diese rückwirkend mit dem Durchschnittsstundengescmtteinkommen plus 25 Proz. Aufschlag honvriert werden. Dieser Spruch wurde ein- stimmig unter besonderer Zustimmung eines Vertreters des Reichspräsidenten   angenommen. Nebenbei bemerkt: Mit der üblen Ueberswndenwirffchaft müßte endlich Schluß gemacht werden. Es geht nicht an, daß«in Teil der Angestellten ständig mit Ueber-