Nr. 298+ 38.Jahrgang Ausgabe B Nr. 147

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Montag, den 27. Juni 1921

Unzufriedenheit mit Sforza  .

In Deutschland   steht man dem italienischen Außenminister Herabsetzung der amerikanischen   Armee. Sforza   nur mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Die Art und Weise, wie er die oberschlesische Frage Paris  , 27. Juni.  ( EE.) Der amerikanische   Staatssekretär für unter Umgebung des Abstimmungsergebnisses zu lösen ver- Kriegsangelegenheiten fündigt offiziell an, daß die amerita. suchte, hat aufs äußerste befremdet. Dieser schlechte Eindrud nische Rheinarmee am 1. Oftober von 12 000 auf 5500 fonnte auch durch seine Erklärung in der Kammer, das obermann verringert werden solle. Diese Herabsetzung sei durch die shlesische Problem sei ein Problem der Gerechtigkeit Entscheidung des Kongresses bed gt, wonach die Truppenzahl des für alle, nicht verwischt werden. Hier stehen sich Worte und amerikanischen   Heeres auf 150 000 Mann herabzubringen set. Be Taten entgegengesetzt gegenüber. Auch vermißte man in fanntlich war die amerikanische   Rheinarmee ursprünglich auf eine feiner Rede( es sei denn, daß der übermittelte Auszug den Stärke von 8000 Mann vorgesehen. betreffenden Absatz nicht enthielt) einige warme Worte an die Deutschen  , die durch die Grenzregelung in Süd­ tirol   zu Italien   gekommen sind. Sie haben immerhin vier Bertreter im italienischen   Parlament.

Sperrung der Rheinschiffahrt.

Weil Foch   manövriert.

Nach all dem war es recht interessant zu erfahren, wie sich St. Goar  , 27. Juni.  ( TU.)( Frankfurter Beitung".) Die die italienische Kammer zu der Außenpolitik Sforzas   stellt. Pioniertruppen der franzöfifchen Rheinarmee halten vom 10. Es war schon vorher bekannt, daß man mit seiner Außenpolitik bis 23. Auguft bei St. Goar   Uebungen ab. Für bestimmte Lage in Frankreich   zufriedener war als in Italien   selbst. Die ist die Rheinschiffahrt wegen der Uebungen gesperrt. Kammerdebatte mußte ergeben, wie st a r f die Unzufriedenheit Die Schiffe und Schlepptähne müssen auf der Bergfahrt mindestens mit Sforzas Politik ist. Die Abstimmung über das Miß einen Kilometer unterhalb und bei der Talfahrt mindestens zwei trauensvotum des gemäßigten Sozialisten Turati flärte die Kilometer oberhalb der Uebungsstelle vor Anter gehen. Situation bligartig auf. Es zeigte sich, daß die Opposition gegen Sforza   fast ebenso start ist wie die Zahl derer, die seiner Außenpolitik noch zu folgen vermögen. Man darf annehmen, daß sich die Opposition gegen Sforza   persönlich wandte, dessen politische Haltung in letzter Zeit faum immer in Ueberein ftimmung mit dem offiziellen Italien   stand, und daß sie sich vor allem gegen Sforzas   Vorschlag in der oberschlesischen Frage richtete, der durchaus nicht dem entspricht, was Sforza   felbft die Gerechtigkeit für alle" nannte.

Ententenote an Ungarn  .

Wien  , 27. Juni.  ( TU.) Wie aus parlamentarischen Kreisen mitgeteilt wird, haben die Ententemächte an Ungarn   eine Note gerichtet, in welcher die ungarische Regierung aufgefordert wird, darauf zu achten, daß bei der Räumung des weftunga rifchen Gebietes, bas Desterreich zugesprochen ist, feinerlei Ausschreitungen stattfinden. In der Note wird Ungarn   gewarnt, Schwache Kammermehrheit für Sforza  . meinen etwaigen Versuch, fich der Bollziehung des Friedensvertrages Don Trianon zu widersetzen, zu unterstützen. Desterreich wird von Rom  , 27. Juni.  ( WEB.) In der Kammer brachten nach der Entente aufgefordert, einen Vertreter für die Grenzfeftfeßungs. Abschluß der Debatte über die Antwort auf die Thronrede Turati tommiffion in Weftungarn namhaft zu machen. ( gem. Soz.) und Genoffen folgende Tagesordnung ein:

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Englisch  - irische Verhandlungen?

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Abteilung Morisplay 11753-54 Verlag, Expedition und Inseraten.

Hüter der Goldwerte.

Helfferich und Westarp.

rium mit einem Plan beschäftige, den Besitz in neuen For Die Nachricht, daß man sich im Reichswirtschaftsministe­men zur Erfüllung der Reparationspflichten mitheranzuziehen, hat in der Deutsch   nationalen Partei sofort den 3u­stand höchster Alarmbereitschaft hervorgerufen. Die Presse signalisiert„ Gefahr im Verzuge". Und als erste der ange­rufenen Hilfsmannschaften sehen wir, Vorbilder musterhafter Loren des gefährdeten Heiligtums Posten beziehen: West ar p Pflichterfüllung, die Führer selbst herbeistürzen und vor den rechts, Helffe rich links. Lieb Baterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht aber wo?

Wenn man jetzt liest, wie Graf Westarp   in der Kreuz­ zeitung  ", Helfferich in der Deutschen Tageszeitung" mit einer wahren Wut losstürzen, um den Gedanten der„ Be­Steuerung der Goldwerte" schon im Keim zu er­tiden, so wundert man sich doch ein wenig über eine folche Fall mehr gewesen, eine gewisse vornehme Burudhaltung, die Sorte von Führerschaft. Weniger wäre vielleicht in diesem Wahrung eines Scheines von Objektivität hätte wshlange­standen. Die Deutschnationale Partei besteht doch schließlich nicht aus lauter Leuten, die Ursache haben, nervös zu wer den, wenn von einer Besteuerung der Goldwerte die Rede ist. Wir sehen vielmehr mit Bedauern im Anhang dieser Partei Lohn- und Gehaltsempfänger aller Art, denen es mit ihrer Glaubens find, Vaterlandsliebe sei am meisten dort vorhanden, nationalen Gesinnung ernst ist und die noch immer des naiven wo man am lautesten von ihr spricht. Die Gutgläubigen fönnten jetzt sehr leicht dazu kommen, ihre lleberzeugung zu revidieren, wenn sie merken, mit welchem unanständigen lebereifer fich die deutschnationalen Führer den Inter­effen des Besitzes zur Verfügung stellen.

Ueber die Besteuerung der Goldwerte oder die Beteiligung des Reichs am wirtschaftlich werbenden Vermögen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, ein Entwurf liegt noch nicht vor, jede Kritit an Einzelheiten ist also verfrüht. Aber der Die Kammer erklärt sich entschieden als Gegner des Pro­Grundgedanke ist zweifellos gesund, so gesund, daß es auch gramms und der Haltung der Regierung sowohl in der Außen­ben beiden starken Männern der Deutschnationalen   Volks polifit wie in der Innenpolifif, in der Wirtschafts- und Sozial- London, 27 Juni.( Reuter.) Lloyd George   hat an den partei nicht gelingen wird, ihn mit ihren Propagandafeulen politik und geht damit zur Tagesordnung über. Giolitti lehnte diese Präsidenten der Irischen Republik Deralera ein Schreiben gemeinen Volksverarmung, den Folgen eines verlorenen großen totzuschlagen. Es ist zweifellos richtig, daß von der allge­Tagesordnung ab. Ihr erster Teil bis einschließlich der Worte in richtet, in dem Devalera und seine Barteigenoffen unter Gewährung Krieges, diejenigen Kreise am allerwenigsten betroffen sind, der Außenpolitik" wurde mit 234 gegen 200 Stimmen bei freien Geleites eingeladen werden, nach London   zu tommen, um die Grund und Boden, Gebäude, Maschinen und sonstige jedhs Stimmenthaltungen abgelehnt, der zweite Tell bort mit dem Premierminister von Nordirland  , Sir James Craig  , Berte, die jederzeit in Gold ausdrückbar sind, in ihrem Besitz wurde mit großer Mehrheit durch Handaufheben abgelehnt. jebe Möglichkeit einer Lösung der irischen Frage zu prüfen. haben. Der Wert dieses Sachvermögens ist durch den Krieg Rom  , 27. Juni.  ( WTB.) Nachdem Graf Sforza in feiner Das Schreiben fügt hinzu, die britische Regierung sei von dem nicht vernichtet, er steigt und muß weiter steigen in dem Maße, Rede in der Kammer das oberschlesische und das Orientproblem be- heißen Wunsche beseelt, den verderblichen Streit zu beenden, der in dem sich der Bedarf nach Erzeugung neuer Güter fühlban sprochen hatte, dementierte er, daß Montenegro in Rapallo   ein Jahrhunderte lang die Beziehungen zwischen den beiden Ländern macht und die Reste der Zwangswirtschaft mit ihrer fünst Lauschobjekt war, und erklärte, daß weder in Rapallo   noch sonstwo England und Irland verbittert, die in nachbarlicher Harmonie leben lichen Niederhaltung der Preise verschwinden. feither die montenegrinische und die albanische Frage erörtert worden sollten, und deren Zusammenarbeiten so bedeutungsvoll sein würbe jei. Sforza sprach dann über Fiume und sagte, daß das Ueberein nicht nur für das britische Reich, sondern auch für die gesamte tommen mit Südflavien als ein Meilenstein auf dem Wege zur voll Menschheit. ftändigen Pazifizierung angesehen werden tönne. Sforza   recht­

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ihrer vorauszusehenden Wertsteigerung hat nicht nur den Vor­Eine Beteiligung des Reiches an diesen Vermögen und teil, die laufenden Einnahmen zu vermehren, sondern sie schafft fertigte fobann die Einbeziehung von jenseits der Alpen tenisGriechenland will den Krieg. dem Reich auch Reserven, auf die im äußersten Notfall grenze wohnenden Slaven   in Italien   und schloß: Unsere Söhne zurückgegriffen werden kann, um eine Stocung im Zahlungs­werden uns dankbar sein, denn wir haben dem innerhalb seiner Paris  , 27. Juni. Griechenland   hat den Alliierten mitgeteilt, dienst zu vermeiden. Das Bestreben der deutschnationalen natürlichen Grenzen wiedervereinigten und freien Italien   einen es fönne die Offensive in Kleinasien   nicht mehr aufschieben. Die Führer scheint freilich nicht darauf hinauszugehen, eine solche Frieden gegeben, der diese italienischen Ideale befestigt, das uns ablehnende griechische Note drückt den Dank für die Bemühungen der Stockung zu vermeiden, sondern vielmehr darauf, sie sobald wie Stärke gegenüber den führenden Riesenmächten gibt, die sich in die alliierten Mächte aus, weist aber ihre Hilfe höflich und bestimmt möglich herbeizuführen. Es würde wesentlich zur Herrschaft über die Welt teilen. zurüd. Es wird auf die militärische Notwendigkeit und die Rechte Klärung beitragen, wenn sich die beiden Herren einmal deut­des griechischen Boltes in Kleinafien hingewiesen. lich darüber aussprechen wollten, welche Vortiele sie vom Ein­Times" meldet aus Athen  , daß die gesamte griechische tritt diefes Ereignisses für unser Land erwarten. Meinen Bresse ohne Unterschied der Parteien die ablehnende Haltung fie, es sei besser, wenn sich die Gläubiger von Deutschland  der griechischen Regierung in der Frage der Vermittlung der fällt, als wenn Deutschland   selbst im äußersten Notfall bie nehmen, was sie selber wollen und was ihnen am besten ge­nehmen, was sie selber wollen und was ihnen am besten ge­Alliierten in dem griechisch- türkischen Konflikt billigt und unterstüßt. Werte auswählt, die es ihnen noch am ehesten geben zu fönnen glaubt? Wahl zum Reichsrat.

Graf Westarp schreibt in der Kreuzzeitung  ":

Die Politik der sozialistischen   Fraktion. Rom  , 27. Juni.  ( EP.) Der gemäßigte Sozialift Turati wurde in der Kammer mit großer Aufmerksamkeit angehört und fand bei allen Parteien Beifall, als er dem Wunsch Ausdruck gab, daß sowohl die Sozialisten als auch die Fascist en die gegenseitigen blutigen Rämpfe einstellen, um dem Lande eine ruhigere Entwicklung zu geben, damit ihm trotz der Handels- und Industriekrise bessere internationale Berhältnisse gesichert würden. Bezüglich der etwaigen gelegentlichen Mitarbeit an der Regierung begnügte sich Turati mit Kiel  , 27. Juni.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) Am Es handelt sich um den Raub des deutschen   Boltsvermögens und einer flüchtigen Andeutung, dagegen stellte er ein Zusammenarbeiten Sonnabend nachmittag nahm der Provinzialausschuß für Schleswig  - Betriebskapitals durch die zur Vernichtung Deutschlands   und zur der Sozialisten mit der katholischen Volkspartei in Aus- Holstein die Wahl des Reichsratsabgordneten vor. Gewählt wurde Berstlavung des deutschen   Boltes nach wie vor fest entschlossenen sicht. Diese Erklärung gilt als um so bedeutungsvoller, als auch der der ehemalige nationalliberale Landtagsabgeordnete Brauereibesizer Feinde. Die Bollziehung dieses Raubes aber bezeichnet Redner des Zentrums den Sozialisten entgegengefommen war. Dr. Schifferer und als sein Vertreter der Landwirt Tonman als die Heranziehung der Goldwerte. Giolitti erklärte in Erwiderung auf die Ausführungen der nies. Garding  - Land. Beide gehören der sogenannten ,, Wieder- Dazu ist fachlich zu bemerken, daß niemand Saran denkt, vorhergehenden Redner, nach dem Proportionalwahlsystem müßten aufbaupartet" an, die über die gesamten bürgerlichen Stimmen des die zu schaffenden Reichsanteile einfach der Entente auszu­die Ministerien aus Männern mehrerer Parteien zusammengesetzt Provinzialausschusses verfügt. Sie erhielt 6 bürgerliche Etimmen. liefern. Das Ziel ist selbstverständlich, die Ansprüche der sein. 3weimal habe er in der Vergangenheit die Sozia. Auf unseren Genoffen Brecour und als dessen Vertreter Ge- Gläubiger aus laufenden Einnahmen zu befriedigen. Es kann liften aufgefordert, an der Regierung teilzunehmen; wenn noffen Scheibel entfielen 4 Stimmen. jedoch ein Augenblick eintreten, in dem zu überlegen ist, ob das Reich einen Teil seines Anteils am Bolfsvermögen flüssig machen foll, um eine 3 wangsvollstredung zu vermeiden, oder ob es besser ist, diese Zwangsvollstreckung über sich ergehen zu lassen. Vielleicht wird man in einer solchen Lage es doch vorziehen, den Reichsanteil mit einer Anleihe zu auszusehen, die nach Westarp zur Vernichtung Deutschlands  belasten, als sich ganz der Willfür und Gnade von Gegnern und zur Berstsavung des deutschen   Boltes nach wie vor feft entfchloffen find". Gerade wenn man die Absichten der Gegner so einschäßt, wie es Graf Westarp tut, wird man dem deutschen  Bolt mit Einschluß seiner besigenden Klassen die allergrößten Opfer zumuten müssen, um jen Bernichtungs­abfichten zu durchkreuzen.

in der Zukunft ein Abkommen mit den Sozialisten zustande fäme,

so würde es auf einer fest umschriebenen Grundlage Was man im Rheinland   nicht lejen darf. Die Rheinland  . sein. Was die äußere Bolitik anbelange, so schließe er sich den tommission hat die Zeitschrift" Der wahre Jakob" vom Erklärungen des Grafen Sforza an. Er glaube, man müsse die in 20. Juni ab auf brei Monate für die besetzten rheinischen Gebiete den angegliederten Provinzen in Kraft befindliche Autonomie bei verboten. behalten. Die Regierung werde die nationale Produktion fördern, Krieg zwischen Rußland   und Japan  ? Der„ Daily Telegraph  " indem sie ihre Absatzmärkte im Auslande suche. Giolitti hob dann meldet, daß Tschitscherin den Kriegszustand zwischen Ruß­die Notwendigkeit hervor, Ersparnisse zu machen, erflärte, daß land und Japan   erklärt habe. Die Sowjetregierung beschul der Streif der öffentlichen Dienste ein Verbrechen fet, bas unter bigt bekanntlich die japanische   Regierung, den Eroberer von Blabi­das Strafgeset falle, und sprach schließlich die Hoffnung aus, woftot Semenoff, der in Sibirien   eine östliche Republik   er das Strafgefeß falle, und sprach schließlich die Hoffnung aus, richten will, unterstützt zu haben. Braktische Folgen würde diese daß der Kampf zwischen den Parteien ein Ende nehmen werde Kriegserklärung, wenn die Nachricht richtig fein sollte, zunächst dank der friedenstiftenden Eintracht aller.( Beifall.) taum haben.