Der sechste Kriegsverbrecher-Prozeß. Vor dem Reichsgericht in Leipzig begann heute morgen der Prozeh gegen den Generalleutnant o. D. Stenger und Major c. D. Crusius, die von den Rechtsanwällen Dr. Fitzau(Torgau ) und Dr. Lemcke(Bremen ) vertreten werden. Dieser Prozeh ist der erste, der auf französische Anschuldigung erhoben wird. Den Borsitz führt wiederum Senatspräsident Dr. Schmidt, der zu Beginn der Sitzung erklärt, daß der Oberreichsanwalt hinsichtlich der von der französischen Liste erhobenen Beschuldigung wegen eines Befehls zum Erschießen französischer Gefangener keine Anklage erhoben habe., Dr. Schmidt verweist ferner daraus, daß die An- fchuldigungen von französischer Seite bereits im Jahre 1914 Anlah gaben, gegen Deutschland den�Vorwurf der Barbarei zu erheben. Stenger soll damals den Korpsbefehl gegeben haben, dah alle französischen Gefangenen oder Verwunde. >en zu töten seien und daß keine Gefangenen gemacht werden dürften. Crusius wird vorgeworfen, in mehreren Fällen vor» sätzlich die Erschießung von französischen Gefangenen und Derwun- deten veranlaßt zu haben. Stenger schildert sein« Tätigkeit als Kommandeur der 58. Bri- gade, mit der er im August 1914 in Lothringen war. Nach der Schlacht bei Saarburg am 21. August seien er und sein Stab von stanzösischen Soldaten, die sich tot oder verwundet stellten, non hinten beschossen worden. Als derartig« Meldungen sich häuften, habe er seiner Umgebung und vielleicht auch vorüber- marschierenden Truppen gesagt:«Die Feinde sollen in den Bäumen sitzen, von oben herab schießen, auch Verwundete und angebliche Tote sollen hinterrücks schießen. Hütet Euch davor! E» kommt nicht darauf an. Gefangeue zu macheu. sondern sich zu wehren oder zu schützen vor den Feinden! schießt sie von den Bäumen wie die Spatzen!" Diese Wendungen habe er natürlich niemals- in einen schriftlichen Befehl aufgenommen. Auf Befragen des Borsitzenden erklärte der Angeklagte, er halte die Kampfesweise der auf den Bäumen oersteckten Franzosen für völkerrechtlich erlaubt: dann aber müsie es auch erlaubt fein, sich gegen dies« völkerrechtlich zulässige Kampfhandlung zu schlitzen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) Waffenstillstand in Irland ! Pari», 29. lluui.(TA.) Aus London wird berichtet: Alan glaubt, daß mau am Vorabend eines Alaffeustlllstaudes in Irland steht. Die Regierung hat das Einstellen der Hiurichtuugeu augeordnet für die Dauer der Verhaudluageu, die erösfuel werden sollen. Sie verlangt andererseits von den Sinnfeinern. daß fie auf die terroristischen Akte verzichten. Die englische Regierung soll bereit sein, die Einheit Zrland» anzuerkennen und würde ge- neigt sein. Zrland ein nationale» Parlament zn bewilligen, welche» in Dublin tagen würde. Die Sinnseiner würden eine Auto- nomie Zrland» als Dominion annehmen. Tevaleras Antwort. London , 29. Juni. (Reuter.) In seiner Antwort an Lloyd George erklärt Devalera: Ich berate mich mit so vielen der Haupt- Vertreter der irischen Nation, wie erreichbar sind. Wir haben den ernstesten Wunsch, dazu beizutragen, einen dauerhaften Frieden zwischen den Völkern dieser beiden Inseln herbeizuführen, sehen aber keinen Weg, wie dies erreicht werden kann, wenn Sie Irlands tatsächliche Einheit leugnen und den Grundsatz der Selb st- bestimmung beiseite setzen. Bevor ich ausführlicher antworte, fuche ich eine Konferenz mit bestimmten Vertretern der polltischen Minderheit von Irland herbeizuführen. In einem Schreiben an Craig und vier andere führvnde Unionisten weist Devalera darauf hin. daß die Antwort, die er an Äoyd George senden werde, auch da« Leben und Eigentum der politischen Minderheit von Irland in Mitleidenschaft ziehen werde. Deshalb wünsch« er. zuerst ihre Slnstchten zu hören, und lade sie des- halb zu einer Zusammenkunft mit chm im Dubllner Rathause am 4. Juli morgens ein. Die Unionisten wünschen im Gegensatz zu den Sinnfeinern, dessen Führer Devalera ist, den nationalen Zusammenschluß von England und Irland . Sie stammen fast alle aus der Grafschaft Ulster im Norden Irlands . Da die Bevölkerung von Ulster zum größien Teil p r o t e st a n t i s ch ist, herrscht zwischen Ulster und dem katholischen Irland eine gewisse Spannung, die bei dem Fanatis- mus beider Parteien auch politisch zum Ausdruck kommt. Vor dem Kriege wurde eine Uebgrbrückung dieser Gegensätze vergeblich oersucht. Der Krieg im Grient. London , 29. Juni. (TU.) Aus Konstantinopel wird gemeldet: In den letzten drei Tagen haben in der Gegend von Ismid deftige Gefechte stattgefunden. Die Griechen versuchten die 1. Division zurückzuziehen. Die Kemallsten ergriffen die Gelegenhell, um die sich zurückziehenden Truppen zu belästigen. Die türkischen Kanonen beschossen Ismid, das von Marinesoldaten verteidigt wird. Die griechischen Kriegsschiffe im Hafen antworteten heftig. Schlleß- lich wurden die Griechen gezwungen, einen Teil der 1. Division zurückzurufen, die den allen Zustand wieder herstellten. London , 29. Juni. (EP.) Eine Depesche aus Konstantinopel meldet, daß die Alliierten die Vertreter der Stadt ersuchten, Ismid nicht zu räumen, da diese Räumung Konstanttnopei der Gefahr eines temalistifchen Angriffes aussetzen würde.(Ismid liegt 80 Kilometer östlich von Konstanttnopei und ist durch eine Bahnlinie über Haidar Pascha mll Stambul am Bosporus ver- Kunden.) London . 29. Juni. (WTA .) Der� Sonderberichterstatter der „Times" telegraphiert aus Smyrna:: Der König, Kronprinz Georg, Prinz Andreas und General P a p u l o s, der Kam- Mandant der griechischen Streitkräfte, verkästen heute Smyrna, um sich an die Front zu begeben.
Der Moskauer Kongreß. Riga , 28. Juni. (OE.) Ginowjew erklärte in seiner Er- öffnungsrede, jetzt stehe der Kampf gegen die Amsterdamer Inttr- nationale auf der Tagesordnung. Der Internationale Rote Gewerk- lchaftsrat vereinige bereits über 16 Millionen Arbeiter.(?) Im Namen der Kommunistischen Partei Deutschlands sprach Fröhlich, im Namen Frankreichs begrüßte Abg. Vaillant Couturier die russische Rote Armee und sagte, daß beim Ausbruch der franzö» ttschen Revolution die russische Rote Armee den stanzösischen Genossen zum Siege verhelfen werde.— Der zweite Kongreßtag brachte ein Referat T r o tz k i s, das in deutscher Sprache erstattet und gleich ins Französische und Englische übersetzt wurde. Trotzki legte ziffern- mäßig dar, daß die Lage in Deutschland einem Staatsbankrott gleich käme. Amerika und Japan hätten sich auf Kosten des oerelendeten Europa bereichert. Der zeitweilige Auffchwung des Wellwirtfchasts- leben? berechtige keineswegs zur Annahme, daß die Gefahr der Re- volution überwunden fei. Die Verschärfung de» Klastenkampfes mache große Forstchritte. Gegenwärtig habe man es-nicht mit einer ein- beitlichen Arbellerklaffe zu tun, sondern mit zahlreichen Arbeiter- schichten, die teilweije während des Kriege» entstanden seien. In den kapitalistischen Ländern würde das verarmte Kleinbürgertum zum G c g n c r der vertrusteten Großbourgeoisit. Hinzu käme die kritische internationale Lage: die Konflikte(?) zwischen England und Frankreich in bezug auf Deutschland und vor allem die Zuspitzung d« engllsch-amerikanische» Beziehungen. Das«lgllsch-jaxanische j
Bündnis fei gegen die Vereinigten Staaten gerichtet: im Jahre 1924 I werde die amerikanische Flotte größer sein als die britische und l japanische Flotte zusammen. Infolgedessen mllste man mit einem baldigen bewaffneten Zusammenstoß zwischen England und den Ver- einigten Staaten rechnen.(Inzwischen versichert England, daß sein Bündnis mit Japan nicht gegen Amerika gerichtet fei. Red.) Diese ganze Situation rechtfertige die bisherige Kompfpolitit der 3. ynter- nationale, doch fei eine erneute Beratung der Kampfmethoden er- forderlich, wobei jedem Lande gegenüber eine besondere Taktik befolgt werden müste. Soll diese besondere Taktik einhelllich im fernen Moskau be- schloffen werden? Und wenn nicht, wozu dann die berühmten Be- dingungen? • Der Kongreß der B r i t k s ch e n Arbellerpartei forderte auf An- trag Snowdens von der Moskauer Regierung die sofortige Ab- beruftmg der russischen Truppen aus Georgien mid brachte dem vom bolschewistischen Imperialismus unterjochten georgischen Dolte die wärmste Sympathie zum Ausdruck. Ein neues Zuchthausurteil. Bon dem außerordentlichen Gericht in Nordhausen wurde gestern der Kommunist, Stadtrat F r o n z k e aus Sangerhausen , wegen Beihilfe zum Hochverrat zu S Jahren Zuchthaus und 6 Iahren Ehrverlust verurteilt.
Groß-Berlw Ist öas noch nichts! Selbst an den wenigen Tagen, die unseren Deutschnattonalen nicht als Siegestage oder Geburtstagsfeiern fürftticher Schreihälse heilig sind, baumeln genug schwarz-weiß-rote Fähnchen im Winde. Erst wenn ich mit der Borortbahn in Richtung Osten aus Berlin fahre. sehe ich manchmal über den Laubenkolonien der Berliner Arbeiter die Fahne der Republik wehen. Vor einem Vierteljahr noch konnte ich jeden Tag den Anblick einer kleinen schwarz-rot-goldenen Fahne in Groß-Berlin genießen. Diese Fahne knatterte auf einem Spreekahne, der dem ehemals kaiserlichen Schloß gegenüber stiedlich im Wasser lag. Ein großes Plakat kündigte an, daß in diesem Kahn ein Riesenwalfisch zu sehen sei. Selbst dieser dickfellige Riesenwalfisch, dachte ich, hat die Zeichen der neuen Zell begriffen, um wieviel dickfelliger präsentiert sich dem- gegenüber das edle Gemüt unserer Deutschnationalen. Aber meine Freude sollte, wie jede Freude, nur kurze Zell währen. Neulich gehe ist wieder mal über die Brücke, die in den Lustgarten führt. Wie man einen lieben Bekannten freundlich grüßen will, wende ich mich langsam. Und siehe da: die Fahne hat sich schwarz-weiß-rot umgefärbt. Die Reaktion hat ein neues Ricfenvieh, einen Walfijch, für ihre Ideen begeistern dürfen. Ist das noch nichts?' die verantwortungslosen Unabhängigen. Die Stellungnahme der im Magistrat stark vertretenen llnab- bängigen zu dem vom Magistrat vorgelegten Etat für Groß- Berlin steht in der Geschichte der Berliner Kommunaloerwaltung einzig da. Den Wortlaitt der für ihre Ablehnung des Etats in der gesstigen Stadtverordnetensitzung abzegsbeuen Erklärung, deren Verlesung im Lärm unterging, liest man jetzt in der„Freihell". Das Gesetz über Groß-Berlin entspreche nicht den Forderungen der Unabhängigen, die Selbstoerwallung werde durch die Aufsichrs. behörden ständig verhindert. Trotzdem Habs die Fraktton der Un» abhängigen positiv mitgearbeitet und mancher Belastung der Be. völterung trotz schwerster Bedenken zugestimmt, nur um finanzielle Schwierigkeiten zu vermeiden. Sie könne aber der neuen Be- lastung der Minderb emlltellen durch Erhöhung des Gas- und Elek- stizllätspreises zur Deckung des Fehlbetrages im Erat 1921 nicht zuslinimen, weit noch weiter« Erhöhung durch Kohlenverteuerung in Aussicht stehe. Sie müsse oerlangen, daß dos Reich den Bedürf- nisten Groh-Berlins mehr entgegenkommt und daß die fehlende Summe durch höhere Ansätze bei der Reichseinkommensteuer, der Umsatzsteuer, durch eine Wettrennsteuer, Plakatfteuer, Steuer auf Segelboote und Jachten und durch Ersparniste bei unnötigen Aus- gaben ergänzt wird. Auch nach dieser Erklärung wirkt die Hallung der vor jeder Verantwortung sich drückenden Unabhängigen noch blamabel und skandalös. Sehr hübsch machte es sich, daß die zu den Unabhängigen gehörenden Magistratsmitglieder, sowell sie zu- gleich noch Stadtverordnete sind, sich der Abstimmung über den Etat fernhiellen. War das Fraktionsbefchluß? Rur der kommunistische Stadstat Stall hatte den Mut der Konsequenz und stimmte als Stadtverordneter mit seiner Fraktton gegen den vom Magisstat vorgelegten Etat. Die Fraktionen der Rechten und ihre Preste jammern über de n„roten Magistrat" und die ihn stützende rote Mehrheit der Stadtverord» netenoersammlung, aus deren Beschlüssen für die nächsten Stadtverordnetenwahlen die Nutzanwendung zu ziehen sei. daß eine schwarz-weiß-rot« Mehrhell zustand« gebracht werden müsse. Ach, die rote Mehrheit der Stadwerordnetenversammlung verurteilt sich ja selber zur Machtlosigkeit— und dem von ihr eingesetzten Magisstat, der die Stadt vor vollständigem Bankerott bewahren will, gibt sie einen Fußtritt. An solchen Beispielen kann die sozialistische Bevölke- r u n g erkennen, wie kurzsichttg die gehandelt hat, die bei den Stadtverordnetenwahlen sich den Unabhängigen und den Kommu- nisten zuwandte. Hätten wir statt dieser blödsinnigen Kräftezer- splitterung eine starke sozialdemokratische Fraktion. die allein schon die Mehrheit bildete, so wären wst in unserer neuen und größeren Etadtgemeinde Berlin längst sehr viel wetter und hätten Segensreiches zum Wohl der werktätigen Bevölkerung schaffen können. Die Sladkverortmekenwahlen vorausstchffich ungültig. Obgleich vom Oberverwaltungsgericht noch kein Urteil aus Un- gülttgkeiiserkläruvg der Berliner Stadtverordaetenwahlcn ergangen ist, hält man es im Berliner Rathau» doch für zmelfello», daß diese Ungültigkeitserklärung in der Tat er- folgen wird, voraussichtlich wird das Urteil in nächster Woche bekannkgegeben werden. Ml Neuwahlen wird dann für September gerechnet._ ver Kampf mit dem Sumpfgeläuöe. Die Bauarbeiten der südlichen Friedrich ftraße vor Abschluß. Der schwierigste Teil der Bauarbeiten, die Ueberbrückung des Sumpfgeländes zwischen der Hedemann st raße und der Handels statte Bellealliance ist jetzt sowell gefördert, daß die durch den Tiefbaussteik verursachte Verzögerung in der Bau- ausführung nahezu wieder eingeholt worden ist. Die Rammarbeiten für den Pseilerrost, der aus insgesamt 725 Pfählen aus Eisen- beton besteht, ist zu Ende geführt worden. Nunmehr werden die letzten Arbeiten an der Verteilerplatte, die die Köpfe dieser Eisen- betonpsähle verbindet, auegeführt, auf d« dann unmittelbar die Tunnelfohle hergestellt wird. Eine ganze Reihe von Borsichtsmaß.
nahmen sind gestoffen morden, ixm da« Bauwerk einschließlich der Pfähle vor den schädlichen Einwirkungen der im Sumpfboden ent- halten en Moorsäure zu schützen. Jeder Pfahl, die etwa 1 Meter starke Verteilerplatte wie auch die Außenhaut des Tunnels ist durch eine starke Schicht Asphalt geschützt, so daß die Moorsäure nirgends Zutritt zum Beton hat. Diese Abdichtungsarbetten müssen mll außer- gewöhnlicher Sorgsoll durchgeführt werden, um den Bestand des Baues zu sichern. Stellenweise, wo die Tunnelsohle bereits fertig- gestellt ist, wird jetzt an den Seitenwänden und an der Tunneldecke gearbeitet. In diesem Teile der Friedrichstraße bestehende Straßen- sp errungen für den Wagenverkehr werden also-voraussichlllch in etwa 4 Wochen wieder aufgehoben werden, wenn die Tunneldecke hergestellt ist und die erste vorläufige Pflasterung, die zwischen dem Belleallianceplatz und der Handelestätte bereits fertiggestellt ist, auch auf der nördlichen Strecke des Loses 6 ausgeführt ist. Der Hund deS Laubenkolouisten. Aus Anfragen von Laubenkolonisten bezüglich der Steuerfreiheit für Wachhunde in b>er Lauben- kolonie geht hervor, daß unter den Beteiligten noch nicht ge- nügend bekannt ist, an welche Voraussetzung die neue Hundesteuer- ordnung vom 23. März 1921 die Steuerfreiheit knüpft und welche Erfordernisse der Antrag auf Befreiung erfüllen muß. Die städtische Steuerverwallung gibt deshalb folgendes bekannt: Steuerfteiheit ist auf Antrag zu gewähren jür Laubenkolonien bis zu 39 Kolonisten für einen Hund, für Laubenkolonien bis zu(5l> Kolonisten für zwei Hunde, für Laubenkolonien mit mehr, als 30 Kalonisten für 8 Hunde. Der Antrag aus Steuerfreiheit ist an das zuständige Bezirkssteuer- amt zu richten. Zur Begründung ist ein einfacher Lageplan erforder- lich, in dem die örtliche Lage der Kolonie, die Zahl der einzelnen Lauben und die Namen der Kolonisten verzeichnet sind. Ferner sind die für die Bewachung bestimmten Hunde nach Namen, Raste und Standort, sowie deren Eigentümer anzugeben. Schließlich ist. wenn der Antrag nur von einem oder einzelnen Kolonisten gestelli wird, der Nachweis zu erbringen, daß sämtliche übrigen Kolonisten der Bewachung der Kolonie durch die angegebenen Hunde zugestimmt haben. Unter dem Zwange deS Geliebten. . Wegen vieler Schwindeleien und Diebstähle wurde, wie wir mitteilten, eine 36 Jahre alte Witwe Ida H e n n i g— nicht Hering — von der Steglitzer Kriminalpolizei verhaftet. Die weiteren Er- Mittelungen ergaben, daß die Frau unter dem Zwange ihre» mll- verhafteten Geliebten, des früheren Pvstkastierers Kosinski aus Polen , handelte. Kostnski war in Posen angestellt, wo auch Frau Hennig wohnte. Nach dem Tode ihres Mannes, der Billardmeister war, machte er sich an die Frau heran und nahm ste nach Berlin mit, als er flüchten mußte, weil er unter dem Verdachte der Teil- nähme an einem großen Posteinbruch stand. Jetzt zwang er die Frau, die bis dahin ganz unbescholten war, durch Drohungen und Mißhandlung, mit falschen Papieren, die er ihr anfertigte, in großen Berliner Häusern Stellungen als Hausdame anzunehmen und zu stehlen, was Ihr erreichbar war. In einem Falle er- beutete sie für 200 000 M. Schmucksachen, die Kostnski bei einem Althändler verkaufte. Den Erlös brachte er mit anderer weiblicher Gesellschaft durch. So jagte erdieFrau von einer Stelle zur andern, bis auf Äeranlastung der Kriminalpolizei die Zei- tungen vor der gefährlichen Hausdome warnten. Aus Furcht vor ihrem Peiniger nahm die Frau bei ihrer Verhaftung zunächst alle Schuld auf sich, bis die Kriminalpolizei den wahren Sachverhall aufklärte. Aeudenwgeu Im Köpeulcker Siraßenbahnverkehr. Am 1. Juli wird die Linie 6(Bahnhof Adler?boi»Mablidorf»Süd) anstatt nach Mablsdorf< Süd durch die Kaiser-W�helm-Straße noch Bahnhof Friedrichsbagen geführt und vom Bahnhof AdlerShof nach Nlt- glienicke verlängert. Sie erhält die neue Liniennummer 184. Di« Linie 8(Marienstraße-Friedrich�bagen) und 7(SpindlerSfeld-Fried- richshagen) sowie die Linie Aliglienicke» Bahnhof AdlerShos der vormaligen Teltower Kreisbahnen kommen damit in Fortfall. Der Fahrpreis aul der neuen Linie 184 beträgt für eine ununterbrochene Fahrt—• ebenso wie auf den übrigen Linien der vormalige» Köpenicker Straßenbahn— 60 Pf., Umsteigefahrscheine im Binnenverkehr kosten 1 M., im Verkehr mit anderen Linien der Berliner Straßenbahn 1.50 M.— Linie 1(Bahnhof Mohlsdorf— Wenden« schloß) erhält die Nr. 163. Linie 2(Bahnhof Köpenick— Bahnhof Grünau) die Nr. 86, Linie 4(Bahnhos Friedrichsbagen— Wasserwerke Müggelsee) die Nr. 85: Linie 10 iMariensiratze— Bahnhof Köpenick ) wird nach Bedarf als Einsahlinie 18815 betrieben. Im Binnenverkehr wird eine neue Umsteigestelle am Bahnhof Friedrichs« Hagen eingerichtet Sin lebensmüdes Vrauipaar. Traurige Aufklärung hat das Verschwinden eines Brautpaares aefunden, über das wir vor acht Tagen berichteten. Am 17. d. M. verließen ein 20 Jahre aller Mechaniker Otto Meier und seine Braut Selwo W i n k l e r aus der Wikinger Straße 79 ihre Wohnungen und kehrten nicht wieder zurück. Man fand einen Brief des Mädchens, in dem es mitteilte, daß es beabsichtige, sich mit dem Bräuttgom das Leben zu nehmen. Diesen Vorsatz hat das Paar in der Tat ausgeführt. Beide Leichen wurden jetzt aus dem Tegeler See gelandet. lcr. Tod durch eine Benzolcxplosion. In der W e f e r st r. 18 4 zu Neukölln explodierte durch unvorsichtiges Hantleren mit einer Lötlampe eine großes Venzalfaß. Der Schmiedemeister Waller Sack wurde durch die Gewalt der Explosion auf der Stelle g e» tötet, während sein Sohn Verletzungen erlitt. Die Feuerwehr hatte längere Zeit mit dem Löfchen des entstandenen Brande» zu tun. Warkeräume oder Bierausschank? Aus Erkner wird uns ge- schrieben, daß der W a r t e r a u m auf d-m Bahnsteig A i n einen Bierausschank umgewandelt werden soll, trotz- dem sich auf diesem Bahnsteig bereits eine solche Einrllbtuna befindet und außerdem an vier weiteren Stellen des Bahnhofs Bier aus- geschenkt wird. An kallen und regnerischen Tagen ist dieser Warte- räum ein notwendiger Schutz für das rettende Publikum und es erscheint geradezu unverantwortlich, daß dieser Umbau genehmigt wurde. Ter„Oberschlefler HilfStag- am 8. Juli wird in den Vormittag«- stunden Masievkundgebuniien auf verschiedenen Berliner Plätzen bringen, hrt denen Helferinnen für OberschlefienS Not sammeln werden. Am Nach» mtttag wird bei dem Internationalen Tporllest im Stadion«in Massen« umzug der Cbeischlefler stattfinden. Auch hier wird rege Sammeltätigkell ausgeübt werden. Am Abend wird in der Vbilhannonie Reichskanzler Wirt da» Wort ergreifen. Ein ausgewählter musikalischer und deklamatorischer Tell ist ferner vorgesehen. Ta« Städtische Marionettentheater de« 20. Bezirks spielt am Freltog. den 1. Juli d. I. nachmittag« 4 Uhr in der Jugendhalle(ehem. Seebadi Reinickendorf, Reiidenzflraße 49. Zar Aufführung nelanat ein Märchenbrama in vier Auszügen von Franz Poeci:„Kasperl in Aegypten� oder KaioffriS die Lotosblume. Zum Schluß Kasperletheater mit Hand- puppen. Ttntritl für Kinder 76 Pf., jür Erwachsene 1,60 Ml. Das Wetter für morgc». Für Verlin und Umgegend: Kühl und überwiegend bewölkt, mit leichten Regensällen und leichten westlichen und nordwestlichen Winden._ Sroß-Serliner partetnachrichten. 22.«bt. Smiuzatag abend 8 Uhr bei Sohlte, striedrichoberger Straß» 22. sämtlicher Funktionäre.
84.«bt., Lankwitz . Heute abend 8 Uhr: Seffcntlichr voa»»ersa«ml«ag in der«nla des Realgymnasium». Saalbachstratze. Thema: Der Staapf um die Schule. Referent: Genosse Professor Paul Oestreich .
180.«bt. Frirdrichaseldr. Donnerstag, de» Sä Juni, abend» P/t Uhr, FunWona fPung bei Eutscheid, Wtlhelmstratze It