Gefangnissen überliefern müssen, so sehr durch hohe Prozeß- kosten ihre Existenz in Frage gestellt, daß wir auch i n i h r— diese Wahrheit sind wir der Geschichte schuldig— nicht das erlösende Wort finden, das wir in rückschauender Betrachtung von ihr erwartet hätten. Was E i s n e r im„Vorwärts", S ch o e n l a n k in der„Leipziger Volkszeitung" schrieb, war wohl scharf und schneidend— aber doch so gesagt, daß der Staatsanwalt nicht herankonnte. Stimmen von Völkerrechts- lehrern über das Verbot, Gefangene zu töten, Urteile der Geschichte über die Hunnen wurden zitiert, es wurde gegen die plumpen Schlagwortkeulen des kaiserlichen Redners mit Damaszenerklingen journalistischen Geistes gefochten, aber das erlösende Wort sucht man in jenen Feinheiten vergebens. Mit derber Satire ging Ludwig T h o m a im„Simpli- zissimus" dem Caesar zuleide, er schrieb ein„Chinesisches Rachelied", das folgendermaßen anhob: Ich will euch Zelbem Schweineoolk, Euch schuftigen Chinesen, Geht mir nicht jleich die Puste aus, Den Text mal gründlich lesen: Schnedderendeng, ihr seid mir z'wsng! Vierhundert Millionen— keinen will ich schonen, Alle bring ich um. Tschin dum! Das war so ziemlich das Höchste an Kühnheit, was man sich leisten konnte— in München ! Das erlösende Wort aber blieb aus. Niemand schrie es damals ins Volt:„Fort mit diesem Menschen! Er ist eine Schande für die Nation!" Solcher Heroismus wäre ja auch vergeblich gewesen. Wer ihn aufgebracht hätte, wäre im Kerker verfault und hätte doch nichts ausgerichtet. Nichts geschah, als daß der Kaiser für einige Zeit von B ü l o w unter Zensur gestellt wurde. Es wurde verboten, über seine Ansprachen an ausziehende Truppen zu berichten. Den Mann selbst erreichte kein Hauch der Kritik. Erst acht Jahre später, im November 1908, riß dem so schändlich mißregierten Volk— ein klein wenig— die Geduld, als die Veröffentlichung des„Daily T e l e g r a p h"- I n t e r- views erfolgte. Erst damals trat an den Kaiser durch den Fürsten Bülow die Aufforderung heran, in seinen Aeußerun- gen vorsichtiger zu sein. Und dann ging es mit gepeitschten Rossen auf schwankenden Rädern noch volle zehn Jahre weiter, bis im November 1918— dreißig Jahre zu spät!— endlich kam, was kommen mußte. Jetzt schreibt Hamann in seinem„Mißverstandenen Bismarck": Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts folgten nicht nur amtliche und nichtamtliche Politiker, sondern auch der größte Teil der Bundesfürsten mit Sorgen der Entwick- lung einer schleichenden Kaiserkrtsis. Ein Gegenstoß konnte aber nicht ausgehen von den Dynastien, die lange vor dem S. November 1918 gewußt haben, daß ihre eigene Siel- lung von der Unversehrtheit der kaiserlichen Machtsülle abhing.... Auch wären etwaige Anregungen aus diesen Kreisen nur zu ver- folgen gewesen im Einvernehmen mit dem Hause Hohenzolkern, für dessen Mitglieder, solange nicht ganz außerordentliche Dinge, namentlich offenkundige Krank- heitserscheinungen eintraten, das unberührbare Familien- Haupt blieb. Die Bundesfürsten aus Anstst um ihr Dhrönchen, die Junker aus Angst um ihre Privilegien, das Bürgertum aus Angst vor der eigenen Coxlrage— sie haben alle geschwiegen. Die Arbeiterklasse, geknebelt wie sie war, stand in ihrem Kampf gegen das persönliche Regiment, mit ihrem Bekenntnis zur Republik allein, sie blieb ohne Macht, ihr Ziel zu erreichen. Die Kriegskatastrophe hat uns in furchtbare Verhältnisse gestürzt, aber auch von grauenhaften Zuständen befreit. Was an Ungeschmack, politischer Torheit und sittlicher Verrohung von„oben" her in die aufnahmebereiten„höheren" Schichten des deutschen Volkes strömte, davon gibt das Kulwrbild aus dem Jahre 1900 nur einen kleinen Ausschnitt. Es mußte
Hesthästs-Kauöerwelsth. Daß es mit unserer schönen deutschen Muttersprache stark bergab gegangen ist in den letzten vierzig, fünfzig Iahren» wird mir jeder zugeben, der so etwas wie Sprachgefühl und Sprachgewisien besitzt. Fragt sich nur: wer ist dafür verantworllich? Jß l c Presse" sagen viele. Die Antwort ist nicht unrichtig, sie ist nur unvollständig. Die Presie ist in den allgemeinen Kulturverderb hineingerissen worden. Kein Mensch, der fast täglich eine Musik- oder Theater- triiik von sich zu geben hat, kann sich damit viele Jahre lang stilistisch auf der Höhe halten, und es ist recht interesiant zu beobachten, wie schnell sich unsere sogenannten„flotten Stilisten' abnutzen. Wenn das bei der Presie geschieht, die doch von Hause aus eine auch im ästhetischen Sinn erzieherische Aufgabe hat, was soll man Vann von Geschäftsleuten erwarten, die mit literarischen Din- gen nichts zu tun haben? Auf welch geradezu hottentottische Art diese unter sich brieflich verkehren, ist bekannt: deutsche Sätze werden nur noch als„Gehacktes" serviert.„Im Besitz Ihres Geehrten teile Ihnen mit und werden wir'... Der Briefschreiber hat vergesien, daß er eine Persönlichkeit ist, deswegen läßt er das„Ich" weg. Die Unausrottbarkeit der Inversion muß dabei schon wie ein über un» verhängtes Schicksal hingenommen werden. Besonders schlimm steht es mit der A e s ch ä f t s r e k l a m e. An Berliner Ladenschildern und Schaufenstern liest man zuweilen Jachausdrllcke, die für den uneingeweihten Mittoieuropäer schleier- Haft sind.„K o n t o p h o t" steht irgendwo im bayrischen Viertel ohne jede weitere Erklärung. Wer kann sich unter diesem italienisch- griechischen Bastardwort irgend etwas vorstellen? Ich kenne beide Sprachen, aber das hilft mir nicht weiter. Ferner: wie ist es möglich, daß ein Wein tont? Und doch verkauft man in Charlottenburg �eintönige Rhein - und Moselweine!" Eine Bezeich- nung ist doch dafür da, daß sie eine bestimmte Vorstellung vermittelt. Das tut aber ein Wort wie„Heimlich t' keineswegs. Will sagen: ein Apparat, der Kinofilm« im Prwathaus vorführen kann. Das wird aber kein Mensch hinter dem unsinnigen Wort vermuten. Wir kommen zu den übertreibenden Anpreisungen und finden am Leipziger Platz einen„Schuhpalast"— ein Palast, in dem lauter Schuhe herumstehen, ist schon ein recht merkwürdiger Palast' Ein Spezialgeschäft für Blusen nennt sich gar„B l u s e n p r a ch t". „Rassige" Automobile! Rassig kann nur etwas Lebendiges sein, aber doch niemals eine, wenn auch noch so vollkommene Ma- schine. Eine recht unangebracht« Vermischung von etwas Organi- schein mit toter Materie ist auch die„ß u h t n d e r D ü t e". Wenn man schon ein Bild wählt, dann greife man zu einem, das nicht jeder vernünftigen Vorstellung ins Gesicht schlägt— dir„Äich in der Düte" ist cinMilchpulvcr.In der Kunst darf man ja etwas überschwäng- lich werden, aber die„M eistertlaffe für Schönseelen- gejaug", die neulich in der Singakademie auftrat, war doch eine
schließlich alles so kommen, denn das allzugedukdige deutsche Volk hatte zu lange und zu viel„Pardon gegeben"— an der salschen Stelle!__
Der verleumöersumpf. Stade , 1. Juli. (Eig. Drahtber. d.„Vorwärts".) Die Straf- kammer Stade verurteilte heute den Redakteur Baum j r. von der „Tostedter Zeitung" wegen Beleidigung des Reichs- Präsidenten zu fünf Monaten Gefängnis. Das Blatt hat in einer Reihe von Artikeln den Reichspräsi- denten und feine Angehörigen in gehässigster Weise beschimpft: u. a. hat das Blatt behauptet, der Reichspräsident habe sich zur Zeit der größten Lebensmittelnot besondere amlliche Zuwendungen von rationierten Lebensmitteln verschafft und, während das Volk darbte, üppig gelebt. Die von dem Angeklagten oersuchte Ve- weisführung ist völlig mißlungen. Die Beweisaufnahme ergab viel- mehr die völlige linrichiigkeit seiner Vehauplungen. Unter anderem wurde sestgestellt, daß zwar während des Krieges die Gepflogenheit bestand, Reichskanzler, einzelne Staatssekreläre und das diplomalifche Korps mit rationierten Lebensmitteln für Essen aus dienstlichen Anlässen amtlich besonders zu beliefern, daß ober der Reichspräsident wenige Zeil nach Antritt seines Amtes auf diese Bevorzugung ausdrüMch verzichtet hat.(So sieht die„re- publikanifche Korruption" und die„gute alte Zeit" aus! Red. d. V.) Wie schon in früheren ähnlichen Prozessen, wurden auch in dieser Beweisaufnahme die Erzählungen von einer„unmäßigen Lebens- weise" des Reichspräsidenten als böswillig« Erfindungen nachgewiesen. Das Gericht sagte in der Urteilsbegründung, daß gegen solche nichtswürdige, niedrige und pöbelhafte Beleidigungen des Reichsoberhauptes, die geeignet seien, das deutsche Ansehen im Ausland herabzusetzen und die Gegensätze im Innern zu vertiefen, energische Gefängnis- st r a f e n notwendig seien. Der Mitangeklagte Reiter wurde zu MO M. Geldstrafe verurteilt.
Die Getteiöepreiserhöhimg angenommen. Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichs- t a g e s beriet gestern' den Entwurf einer Äerordnung über die Preise für das Umlagegetreide aus der Ernte 1921. § 1 der Verordnung setzt die Höhe der Preise wie folgt fest: für die Tonne Roggen 2199 M., für die Tonne Weizen, Spelz (Dinkel , Fesen), Emer, Einkorn 2 3 99 M., für die Tonne G e r st e 2 9 9 9 M. und für die Tonne Hafer 1899 M. Die Erhöhung der Preise wird durch die gestiegenen Erzeugungskosten begründet. Von sozialistischer Seite wurde gegen die Verordnung heftig polemisiert. Abg. Hertz(U. Soz.) vertrat die Ansicht, daß die Landwirtschaft für das Umlagegetreide nur eine Vergütung ihrer Produktionskosten beanspruchen könne und befür- wartete die Beibehaltung der alten Preise. Auch die christlichen Ge- werkschasten hätten die neuen Preise als zu hoch bezeichnet. Abg. Schmidt-Cöpenick(Soz.) begründete in einer Entschließung die ablehnende Stellungnahme unserer Genossen. In der Abstimmung wurde die Verordnung nebst einer Zen- trumsentschließung, die von der Regierung Maßnahmen fordert, da- mit der künstige Brotpreis bis zur nächsten Ernte den bisherigen Höchstpreis nicht mehr als höchstens um 49 Proz. übersteigt, angenommen. Damit sind die Forderungen der Agrarier erreicht. Der Antrag des Zentrums, der auf Maßnahmen zur Verbilligung des Brotes — nicht des Getreides— abzielt, dürfte keine praktische Bedeutung haben, da nach allem, was über das allgemeine Finanzprogramm bekannt geworden ist, die Lebensmittelzuschüsse des Reiches abgebaut werden sollen. Diese Aussicht droht ohnehin, zumal auch die schärf- sten Steuern kaum dazu ausreichen dürsten, die Ultimvtumslasten zu decken. Es fällt auf die bürgerliche Reichstagsmehrheit zurück, wenn die Preiserhöhungen mit der Verteuerung des Brotes in Kraft treten, ohne daß man bisher nur den Versuch gemacht hätte, die breiten Massen vor den Folgen der Teuerung zu schützen.
Landeshauptmann Oefer. her frühere Eisenbahnminister, wurde durch den Oberpräsidentcn Hülsing im sächsischen Provinzialausschuß eingeführt. Hörsing wurde zum ordentlichen Mitglied des Reichs- rates mit zwölf gegen die zwei Stimmen der Kommunisten gewählt, zum Stellvertreter Oberbürgermeister Dr. Rieoe-Halle.
gar zu gefühlvolle Einrichtung, ganz abgesehen von dex häßlichen Wortbildung. Als Wortbildung ist übrigens auch das gewaltsam verdeutschte„K r i m i n a l- D e t e k t e i", in der Bülowstraße zu finden, verwerflich. Die Endung„ei" ist viel zu mittelalterlich-teutsch, als daß sie einem Fremdwort angegliedert werden könnte. Es gibt auch unfreiwilligen Humor im Reklamewesen. Ein Kaufmann verbindet seinen Namen mit seinem Geschäftszweig zu einem Wort und verwandelt sich so in den„Tiefbau-Hoene" oder in den„A u st e r n- M e y e r", ohne zu merken, wie fatal das klingt, wie geschmacklos vertraulich.„Wurst-Maxe" und„Klamotten- Ede" sind wesentlich stilvoller. Heißt man aber Greifer und nennt sich als Konfektionär„B l u s e n- G r e i f e r', so kann das sogar zu! wenig schmeichelhaften Mißverständnissen Anlaß geben. Herbert.
Student und Fabrikarbeiter. Unter Entfaltung des üblichen akademischen Gepränges fand gestern in der Technischen Hoch-' schule in Charlottenburg die Rektoratsübergabe statt. In seinem Geschäftsbericht wies der scheidende Rettor, Professor P s cy o r r, unter anderem auf die R o t l a g e hin, in der sich Studentenschaft und Hochschule befänden. Es fehlen die Mittel zum Unterricht und zur Forschung. Dem besonders drückenden Raum- mangel könnte durch Uebenvessung der Räum« der früheren Mili- tär-technifchen Akademie abgeholfen werden, die aber leider als Bureaus für das Reichswehrgruppenkommando bestimmt seien. Die Studentenschast müsse sich die Mittel zum Studium nament- lich durch Ferienarbeit in den Betrieben verschaffen. Es schade keinem Akademiker, im Zwange der Fabrikatbeit seinen Charakter zu stärken. Student und Arbeiter könnten von einander lernen und keiner dürfe den andern als seinen Feind betrachten. Der neue Rektor Prof. Rothe hielt dann seine Antrittsrede über den„Zusammenhang zwischen Technik und Geisteskultur" und mit dem Gelang„Deutschland , Deutschland über alles" schloß die Feier. Daß die Fabrikarbeit den Akademikern nichts schaden kann, unterliegt keinem Zweifel. Wenn aber die Studenten von den Ar- beitern als Kollegen geduldet werden wollen, so dürfen sie nicht als Lohndrücker auftreten und sie müssen sicy aller n a t i o n a- listischen Stänkereien enthalten. Teuksch-vöMsche ZNakhemakik. In Warschau erscheint unter dem Titel„Bunäsmente tnatiiernatica" eine wissenschaftliche, den Problemen der Mathematik gewidmete Zeitschrift. Wie üblich, ver- senden die Herausgeber sie an andere Zeitschriften und gelehrte In» stitute im Ausland. Unter anderem wurde sie auch dem Mathe- matischen Institut in Jena zugeschickt. Darauf erfolgte, wie der„Kuryer Warszawski" mitteilt, folgende Antwort: „Jena , den 31. Mai 1921. An die Redaktion der„Kundamenta mathernatica* in Warschau . Zusendung von polnischer Seite verbete nl Prof. P. Heuhner, Direktor des Mathema- tischen Instituts in Jena ." Schneidig! Polnische Mathematik wird in Jena abgelehnt. Es ist nur ein Glück, daß der selig« Kopernitus nicht mehr lebt. Der teutsch-völkische Projejsor Heußner hätte ihm sein Werk über dt«
Die pariser verhauülungen. Paris . 1. Zuii.(MTB.) Die Verhandlungen über die denk- scheu Sachlieferungen sind heute forkgesetzt worden.„Temps" teilt mit, daß man in der Preisfrage sich der im Artikel S des Londoner Zahlungsstakukes schon angedeukeken Grundlage nähere. Die preise würden durch eine gemischte Kommission festgesetzt werden: einem Franzosen, einem Deutschen und einem Schiedsrichter, der im Ve- barfsfalle von der Reporalionskommission ernannt werden soll. Zn bezog auf die Zahlungsfristen und die Zahlungsart fei ein Plan ins Auge gefaßt worden, durch den Frankreich die Möglichkeit erlange, die Zahlungen auf eine lange Periode zu staffeln.
Rosens Rnaaben unvollftänöis. Paris , 1. Zuli.(ET.) Der„Temps" bezeichnet die Reichs- kdgsrcde Dr. Rosens als nicht geeignet, die Aufhebung der Sank- tlonsmahregeln zu beschleunigen. Die französische Regierung werde sich nicht dazu hergeben, daß Deutschland England gegen Frank- reich ausspielen dürfe. Die Erfahrungen der Vergangenheit sollten Dr. Rosen zeigen, daß dieses Spiel nicht weit führen werde. Die französische Regierung werde hoffentlich nicht zulassen, daß der Oberste Rai mit der Frage der Aufhebung der Sanktionen befaßt werde.(?!) Dr. Rose» habe nicht mitgeteilt, daß am ver- gaugenen Dienstag Briand dem deutschen Botschafter gesagt habe, er habe daraus verwiesen, daß die Sanktionen im März beschlossen worden seien, um zu den' folgenden Ergebnissen zu führen: 1. Regelung der Reparationsfrage. Was diese betrisst, so entspreche das Kabinett Wirth den an ihn gestellten Anforderungen. 2. E n k- w a s f n u n g. Diese sei noch nicht vollständig durchgeführt. Es hänge von Dcuijchland ab, daß sie beschleunigt und aus die rascheste Wesse beendet werde. Z. Bestrafung der Kriegs schul- digen. Diese sei augenblicklich im Gange, und Frankreich warte aus die Ergebnisse. Endlich habe Briand dem deutschen Volschaster dargelegt, daß die heftigen Anariffe, denen das Kabinett Wirih aus- gefetzt sei, sowie die llnbestSndigkeit. in der sich dieses Ministerium befinde, die Aushebung der Sanktionen für den Augenblick ver- bindern, ver„Temps" bedauert es im Interesse Deutschlands . daß Dr. Rosen über diele Mitteilungen des Miniflerpräsidenleu nur unvollständige Ausschlüsse gegeben habe.
Kauft gerrnan ships! London , 1. Iuli. Lord Inchcape keilt mit. daß die vormals feindllchen Schlsse, deren Ramen bereits öffenllich bekanntgegeben worden seien, und die noch nicht verkauft wurden, jetzt für britische llnkerianen und Ilntertauen aller anderen Rattonen verkäuflich sind.„Times" meldet, daß der Riefendampfer„Tirpitz" von einer führenden britischen Gesellschaft angekauft wurde. Dieser„Tirpitz" ist erst lange nach Friedensschluß ln Swine- münde fertiggestellt worden. Inzwischen läßt Stinnes schon den nächsten erbauen. Mus üem pogromlanöe. Wie wir in Parteiblättern des jetzt polnischen Gebietes lesen, ist dem Jüdischen Volksrat in Warschau aus M i e ch o w in Kongreßpolen berichtet worden: Am S. Juni traf der Kommandierende des Mili- tärbezirks in Kielce General Latlnik in MIechow ein und hielt. als die Bevölkerung die Kirche verließ, ein« Ansprache über die „Verteidigung Oberschlesiens ", wobei er u. a. sagte, daß die Ur» fache der Nichtzuerkennung Oberschlesiens an Polen die gemeinsame deutsch -englische-jüdische Arbeit sei. Bei einem Empfang von Verttetern der jüdischen Presse er- klärte der polnische Außenminister S t i r m u n t,' er wäre An- Hänger der Idee einer polnisch-jüdischen Verständigung, und äußerte. den Wunsch, daß die polnischen Juden dem Auslande gegenüber mit der polnischen öffentlichen Meinung konform gehen möchten. — Das heißt, sie sollen ihr Pogrom-Vaterland lobpreisen.
De Ricola hat die Bildung des neuen Kabinetts übernommen. Vertrauensvolum für Briand . In der Kammer forderte die Opposition Hinausschiebung der Beratung des Gesetzes, oas die Re- gierung zur Erhebung der direkten Steuern ermächtigt, bis an den Schluß dieser Tagung, da sie einen zu frühen Schluß verhindern will. Briand stellte die Vertrauensfrage und das Kabinett erhielt 432 gegen 199 Stimmen.
Himmelskörper sicher mit der Bemerkung„Zusendung von polni- scher Seite verbeten" ungelesen zurückgeschickt, und' die Ienenser Studenten würden noch heute glauben, daß die Sonne sich um die Erde dreht. Die Sowsekregieruna und das Moskauer Süusilerlheaier. Das Präsidium des Allrussischen Zentralexekutivkomitees hat genehmigt, daß ein Mitglied dec Moskauer KLnstlerthcaters nach dem Aus- lande entsandt werde, um die gegenwärtig im Auslande weilenden Mitglieder des Künstlertheaters zur Rückkehr nach Moskau zu be- wegen. Gleichzeitig ist dem Volkskommissariat für Gesundheltswesen der Aufttag erteilt worden, sämtliche Mitglieder der„Kammerspiele " des Moskauer Künstlertheaters zur Erholung in einem kaukasischen ! Kurorte unterzubringen� Die Goge ftir die drei Sommermonate im Gesamtbetrage von 69 Millionen Rubel soll den Künstlern prä- numerando ausgezahlt werbe«. Zweischneidige Ehrung. Da der Enthüllung des Johann- Strauß-Denkmals im Wiener Stadtpark nur ein kleiner j Bruchteil der Bevölkerung Wiens beiwohnen konnte, so fordert jetzt ' ein Komitee auf, am Sonntag 8 Uhr abends von jeder Kapelle, jedem Klavier, jeder Geige, Laute usw. die„S chv n e blaue Donau " erklingen zu lassen. Da zur Beteiligung an dieser Monstre- Ehrung lediglich Begeisterung, aber keine musikalische Befähigung verlangt wird, so dürfte der selige Johann Strauß nicht umhin können, sich am Sonntagabend einige Male im Grabe herumzu- drehen. Versöhnlich wirkt allerding» die weitere Aufforderung, den Gesamterlös der. Musikaufführungen zu einer Spende für arme Kriegerwitwen und-waisen zu verwenden. Hoffentlich drückt sich leiner vor dieser Steuer. Es steht ja jedem ftet, nachdem er sie ent- richtet hat, wieder zur musikalischen Tagesordnung überzugehen, welche lautet:„Hallo, du süße Klingelfee!" In der Alhambra wird gestlmt. In der Alhambra bei Granada , dem Meisterwerk maurischer Architektur auf europäischem Boden, hat sich ein Uebelstand einaenistet, über den die Seemannsche„Kunst- chronik" berichtet. Die Filmgesellschaften haben sich auch dieses eigen- ortigen Szenariums bemächt'gt und kurbeln nicht nur außerhalb, sondern auch während der Besuchszeit. Natürlich ist die Empörung aller Besucher, die den wundervollen Löwenhof betreten, allgemein» wenn sie statt zauberhafter Stille Lichtschirme, Kurbelkästen und eine kostümierte Filmgesellschaft mit aufgeregtem Regisseur antreffen. Vor dieser„Europäisierung" hätte man Spanien und vor allem hie Alhambra bewahrt gewünscht,— aber: die Barbarei rentiert sich jedenfalls recht gut._
Nergfon und Einstein. Ketrd Sergson. der IranMsche Bhilo'ovb, der, wie wir meldeten, als Prosellor nach sojährizer Tätigkeit in den Ruhe- 'stand tritt, tereitet einen Band Ejsahs vor mit einer Torrede, in der er das Wesen seiner Lehre und ihre BejUHnnzen zu der Theorie Elnstetns behandelt. München er Festspiele ISSl. In den Spielplan wurde» folgende Werke neu aufgenommen:„JphigenieuonAulis* von Gluck, „Der arme Heinrich- von Pfttzner,»Die JesephZ- legende- von Ri-bard S trank,„Das Spielaverk der Prinzessin" von T ch r e it c r und die„Die Böget" von Waller B r a u n f e l S. Mufltalijche Leitung für jämUtch« Neuaufnahmen: Bruno »alter.