Schluß üer Sanktionsöebatte.
Im Reichstag wurden am Freitag zunSchst Anfragen erledigt. Abg. Zsteier-Zwickau(Soz.) fragt, ob infolge der Verteuerung aller Lebensverhältnisie eine neuerliche Heraufsetzung der Lohn- Pfändungsgrenzen in Aussicht genommen sei.— Antwort: Die siie» gierung prüft die Frage erneut, da man nicht bis zur allgemeinen Reform des Zwangsoollstrcckungsrechts warten könne. Dem Abg. Pletlner(ftomm.) wird mitgeteilt, daß die Vorzensur über den Stuttgarter „Kommunist" aufgehoben und zugleich der „Kommunist" und seine Kopsblätter auf kurze Zeit verboten wor- den seien, jetzt aber wieder erscheinen dürfen. Die Vorzensur habe nicht gegen die Verfassung verstoßen Wegen der Aushebung des Verbots kommunistischer Blätter in München, Augsburg und Königs- berg hat sich die Reichsregierung mit den Bundesregierungen in Der- bindung gesetzt. Abg. Frau Schröder(Soz.) fragt an, was die Reichsregierung bisher getan habe, um der Verfassungsbestimmung:„Die Ehe beruht auf der Gleichberechtigung der beiden Geschlechter", sowie dem Artikel 121 der Verfassung:„Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche, seelische und gelellschaftliche Entwicklung zu schassen, wie üen ehelichen Kindern" im VGL. Geltung zu oerschaft'en. Ferner wird gefragt, was zur Neuordnung des Ehescheidungsrechts geschehen sei. — Die Regierung erwidert, daß im Entwurf eines Jugendwohlfahrts- gesetzes zahlreiche Borschriften zugunsten der unehelichen Kinder ent- halten sind. Es ist mit sachverständigen Organisationen und Person- lichkeiten über die juristische Besserstellung de? unehelichen Kinder verhandelt worden. Den Landesregierungen sind Grundzüge einer gesetzlichen Neuregelung dieses Rechtsgebiets zur Stellungnahme zu- gegangen. Der Gesetzentwurf wird zurzeit im Reichsfinanz- Ministerium bearbeitet. Die bestehenden gesetzlichen Vorschriften über die Ehescheidung werden geprüft, um sie zwecks Beseitigung der her- vorgetretenen Mißstände zu ändern. Auf ein« Beschwerde der Frau?süls(Soz.) über völkeroer- hetzende Filme der Gesellschaft für Ku>turforschung wird erwidert, daß die Filmprüfstellen selbständig über die Zulassung ent- scheiden. Die erwähnten Filme wollen rein sachliche Aufklärung bewirken. Der Gesetzentwurf, wonach Postpakete von und nach dem besetzten Gebiet kontrolliert werden können, wird dem Postgebührenausschuß überwiesen, nachdem Abg. Dr. Geyer(Komm.) Bedenken vorgebracht hat: Das Gesetz führe zu einer unerhörten Postschnüfselei. Schon jetzt werde die KPD. -Korrespondenz mit dem Auslande überwacht, ihre Flugblätter beschlagnahmt, kürzlich erst 4 Z e n t n e r Flugblätter in Dortmund. — Die Verordnung über Sammelheizungs- und Warmwasserversorgungsanlagen in Mietsräumen wird bis zum 31. März 1922 verlängert Das Gesetz über den Staatsgerichtshof wird mit Zweidrittel- Mehrheit gegen Unabhängige und Kommunisten angenommen. Darauf wird die Aussprache über die Interpellation, betreffend üie Sanktionen fortgesetzt. Nach den Abgg. Dr. Bell(Z.) und Reichert(Dnat.) spricht Abg. Dr. Breitscheidt(U. Soz�): Auch wir kennen und beklagen aufs tiefste die Schäden, die dem besetzten Gebiet durch die rechts- widrigen Maßnahmen der Entente erwachsen. Wir verurteilen die Schikanen, durch welche die Beziehungen der Völker vergiftet werden müssen. Wir stehen daher nicht beiseite, wenn die Auf- Hebung der Sanktionen mit aller Dringlichkeit gefordert wird. Die Zollinie zerreißt unsere lebendige Wirtschaftsordnung, und durch das offene Loch im Westen strömt eine Menge überslüssiger Luxus-
I waren herein. Der Patriotismus der ehemaligen BalerlandsparkeNer I reicht nicht us, um unser Wirtschaftsleben gegen die Ueberlchwem- mung mit diesen Waren aus dem Geschäftsinteresse deutscher Händler zu schützen. Alle Voraussetzungen für die Ausiechterhaltung der Sanktionen sind hinfällig, denn auch nach unserer Aussassung hat die Reichsregierung vollgültige Beweise des aulcn Willens zur Er- l füllung des Ultimatums gegeben. Nicht die deutsche, sondern die sranzösische Regierung entzieht sich lhicu Verpflichtungen. � Auf der Rechten wird die Politik der Franzosen auf das schwerste verurteilt, sie finden aber kein Wort der Verurteilung für die Politik . der eminenten bayerischen„Patrioten", die innerhalb des Reichs neue Grenzen ziehen. Eins Regierung aus den Reihen der Zapf und Reichert würde erreichen, daß die Sanktionen sich auch auf das Ruhr- gebiet erstrecken und für alle Zeiten bestehen würden. Der Redner der Deutschen Volkspartei drohte der Regierung, wenn sie nicht energische Maßnahmen zur Beseitigung der Sanktionen treffe, sogar mit gewaltsamem Sturz. Dieses Bekenntnis zur Berechtigung der Revolution ist bemerkenswert. Wir wollen die Regierung stützen, aber wir stellen ihr keine Blankovollmacht aus, sondern werden ab- warten, was sie leistet. Die französische Politik ist, nach einem französischen Wort, schlimmer als ein Derbrechen, sie ist eine D u m m h e i t I Sie nimmt Rücksicht auf das militärische Prestige einiger Generale auf der einen Seit«, und aus der anderen Seite auf das Prestige hungriger Kapitalisten. Das schlimmste ist heute die die Gefahr des internationalen Rationalismus auf deutscher und französischer Seite. Die Fäden, die von dem fron- zostschen zu dem deutschen Chauvinismus gesponnen werden, drohen der Strick zu werden, mit denen die Lebensinteresien des deutschen Volkes erwürgt werden. Die Rechte soll sich klar werden, daß sie durch ihre Anspielungen auf eine Gewaltpolitik nur lächerlich wirken kann, denn die Flinten, die Deutschland noch zur Verfügung hat, können nach außen kein ernstes Wort mehr sprechen, sie reichen gerade nur noch dazu aus, Arbeiter niederzuknallen, wenn sie be- rechtinte Forderunqennerheben.(Beifall links.) Abg. koch(Dem.) findet innerpolitische Auseinandersetzungen hierbei zwecksos und protestiert dann gleichfalls gegen die Faust- fchlagpolitik der Entente, die auch den Kapp-Putsch gefördert hat. (Beifall.) Abg. HölleZn(Komm.): Wir hoben keinen Anlaß, den notioni- listischen Rummel, der hier aufgeführt wird, mitzumachen. Im Kriege haben die Militaristen genau dasselbe getan, was heute die Bourgeois als großes Unrecht an den Pranger stellen. Abg. Dr. Deermann(Bayer. Vp.): In der Pfalz verschärfen sich die Gegensätze durch die Brutalitäten der Franzosen von Tag zu Tag. Kommt es wirklich zur Errichtung einer pfälzischen Republik, wie die Franzosen erstreben, so bricht Im Westen ein Sturm der Cntrü"ung los. Mit einer Rede des Abg. Dr. Most(D.Vp.) schließt die Be- sprechung. Eingegangen ist eine unabhängige Interpellation über die Zu- stände im Charlottenburger Schloßlazarett. Sonnabend 11 Uhr: Kleine Vorlagen, Interpellation über das Grubenunglück, Nachtragsetats. Schluß 548 Uhr. • SanktivnS'ira�lS. Oberhaufen. 1. lluli.(lTlL) Der DolftÄassistenk Aelgen- kreger geriet mit belgischen Soldak-n in Streik. Die Soldaien schafften ihn nach Mciderlch. Als er seiner Festnahme widerstand cnkgegcnsetzle, schössen die Belgier ihn nieder und brachlen Ihm ' mehrere Bajonetlsllche bei.
zukommen. Er hat eine kurze schriftliche Angabe gemacht und unterschrieben, worauf er wieder zu den übrigen deutschen Gc- fangenen zurückgebracht wurde.> Kaufmann August Becker aus Derlln-Wilmersdorf, der Feld- webel im Bataillon des Majors Müller war, bekundet, daß ver- mundete Franzosen hinterrücks die deutschen Soldaten beschossen hätten, und daß ein verwundeter Franzose, der dies getan habe, aus etwa Hb Bieter Entfernung erschossen worden sei. Gegen 3}4 Uhr nachmittags wird dann die Weitcroerhandtnug auf Sonnabend vormittags 9 Uhr vertagt. » London . 1. Juli. (MTB.)„Daily Mail" meldet, daß nächste Woche, wahrscheinlich am Mittwoch, in Bowstrcet Verhandlungen gegen die beiden deutschen U-B oot-Offiziere Oberleutnant B o l d t und D i t t m a r wegen Versenkung des Hospital- s ch i f f e z„Landovery Castle" an der Küste von Irland am 27. Juni 1918 stattfinden werden. Die Anklage der britischen Re» aicrung laute auf Mar d. Bei diesen Verhandlungen werden Zeugenaussagen von einem oder zwei Zeugen, die nicht in der Lage sind, sich zu dem Verfahren nach Leipzig zu begeben, entgegen- genommen. Nach der Zeugenvernehmung werden die weiteren Verhandlungen in Leipzig stattfinden. Ein französischer(Ykgen'all. Paris , 1. Juli. (WTB.) In der„Humanitö" erhebt der bekannte Schriftsteller Gouttenoire de Toury unter Bezug- nahm« auf die Verhandlungen vor dem Reichsgericht gegen General Stenger die Anklag« gegen den Kommandanten der 13. Infanterie» Dwision, General Martin de Bouillon, am Vorabend des Angriff» vom 28. September 1918 im Artols sich des gleichen Ver- gehen» schuldig gemacht zu haben, desien General Stenger beschul- digt werde. Toury sagt, daß hinter der Lorettohöhe die Offiziere der 13. Division zusammenberufen worden seien und daß in einem SchulsaaF der General den Befehl erteilt habe: Vau» n« lerer ck-z prisonnierz(Ihr sollt keine Gefangenen machen). Er habe eine Ausnahme nur für einige zugelassen, damit sein Dolmetscher- ! offizier sie verhören könne.. Toury erklärt zur Entschuldiauna. i weshalb er nicht dagegen protestiert habe, er habe seine Entrüstung über den Fall seinem Obersten zum Ausdruck gebracht, der sie ge» � billigt habe. Zusatz der Redaktion: Natürlich können solche Greuel- ■ taten auf feindlicher Seite ähnliches Handeln von Deutschen nicht �entschuldigen. Wohl aber zeigen sie die Notwendigkeit, daß auf beiden Selten die Kriegsoerbrecher abaeurteilt werden müssen, wenn das Rechtsgefüühl befriedigt werden soll.
Die erfthosftnen Kriegsgefangenen.
Nach dem Aufruf der für heute geladenen Zeugen erbietet sich der Verteidiger des Angeklagten Crusius, Rechtsanwalt Dr. F t tz a u, eventuell als Zeuge zu bekunden, daß er dem Angeklagten, der ihn von Anfang an mit seiner Vertretung bcoujtragt habe, seiner- zeit geraten habe, sich in der Voruntersuchung nur über die Vorgänge am LS. August 1914 verantwortlich zu äußern, da die französische Auslteferungsliste anscheinend nur die Vorgänge dieses Tages im Auge habe. In der weiteren Zeugenvernehmung bekundet der Kaufmann Albert Metzmacher aus Freiburg t. Br., daß er seinerzeit als Unteroffizier der Kompagnie des Angeklagten Crusius angehört habe. Der Zeuge hat nach Erscheinen der Auslieferungsliste Major Crusius auf dessen Wunsch mitgeteilt, daß er am 21. August zse- hört habe, daß Stenger den fraglichen Befehl erteilte. Er, Zeuge, habe gehört, daß Gefangene bzw. Verwundete erschossen werden sollten, wenn dies auch nicht in Befehlsform gesagt worden sei. Heute kann der Zeuge kein» bestimmte Angaben darüber machen. Der Präsident hält dem Zeugen Widerspruch vor. Uebcr die Vorgänge am 26 August äußert sich der Zeuge unter anderem dahin, daß ein Mann der 2 Kompagnie einen verwundeten Fran- zosen. der um sein Leben bat. au, einer Entfernung von einem Meter erschossen habe. Der Feldwebel habe diesen Mann zur Rede gestellt und ihm Erschießung angedroht. Der Oberreichsanwalt macht hierauf die Mitteilung, daß er soeben ein'Telegramm erholten habe, worin ein Hauptmann sich erbietet, zu bekunden, daß Crusius bereit» am 20. August seelisch zusammengebrochen war. Die Ladung diese» Zeugen wird beschlossen. Als Zeug« wird dann Oberleutnant Laut» vom Reichsmehr- Ministerium aufgerufen, der selbst beschuldigt ist, einen französischen Hauptmann erschossen zu hoben und sich deshalb demnächst vor dem Reichsgericht zu verantworten haben wird. Der Prästdenl macht den Zeugen darauf aufmerksam, daß er solche Aussagen verweigern könne, die ihn selbst belasten könnten. Oberleutnant Lau«e. der die Schlacht bei Soarburg als Führer der 9. Kompagnie Inf.-Regts. 119 mitgemacht hat. hat erlt im Oktober 1914 aus dem„Matin" von dem angeblichen Befebl« des Generals Stenoer Kenntnis erhalten. Zepoe schiwert die Ereignisse an den franlichen Augusttaoen. Am Abend de» 2S. August habe er den Eindruck gehabt, daß Erustus absolut unzurechnungsfähig wor. Graufamtelten gegen Gefangene seien nicht vorgekommen. Aus Stengers Munde babe er nie ge- hört, daß Gefangene erschossen werden sollten. Der Hauptmann Schröder, der am 2S. August den Befehl zur Erschießung Ge- fangen«? gegeben haben soll, sei an diesem Tage nicht mehr bei der Trupve gewesen. Zeuge August K l e h e aus Konstqnz gibt an, Crusius habe, ihm em 21. August gesagt, es solle alles zusammengeschossen werden. Crusius habe einen anscheinend tot daliegenden Fanzosen mit dem Fuße gestoßen, worauf dieser Lebenszeichen von sich gab. Sodann habe der Angeklagte ihm, dein Zeugen, mehrmals gesagt, er solle seinen Befehl aufführen. Zeuge babe aber darauf nicht reagiert, bi» Major Müller ihm ausdrilckllcki befohlen habe, den Befehl auszuführen. Der Zeug« Hot daraufhin einen Schuß auf den� Franzosen, der nach seiner Meinung sich tot oder ver- mundet stellte, um der Gefangenschaft zu entgehen, abgegeben. Die Worte E t e n g er s, man solle die auf den Bäumen sitzenden sitzenden Feinde wie Spatzen herunterschießen, hat Kleh« beim Vorbeimarsch gehört. Stenger Hab« auch gesagt, daß
kein Pardon gegeben werden solle. Bursaubiffsarbelter Heinrich Schreiber aus Diepholz war Feldwebel. Er hat nicht gesehen, daß Ergebungen von feind- � liehen Soldaten zurückgewiesen wurden. Auch dieser Zewje hat bewerkt, daß Crusius am 26. August geradezu geistes- abwesend war. Goldorveiter Wilhelm D ü r k l e aus DiWein war Sp'clmonn l in der Kompoanie des Angeklagten Cniff's. Er sagt aus, Crusius habe am 26. August zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags den B.fehl gegeben, keine Gefargenen zu machen. Er Hobe dabei hinzugefügt, . cs seien deutschen Soldaten die Augen ausgestochen �worden. Goldarbeiter Theodor F r i ck- Pforzheim sagt aus, Crusius fei sehr aufgeregt gewesen, als er am 26. August den angeblichen Bngadebefehl bekannt gab. Der Zeuge hat den Befehl so ver- standen, daß jeder Gefangene umgebracht werden sollte. Der Postgehilfc Augustin Lehmann aus Schiltach bei Offen- bürg hat gesehen, daß ein verwundeter Franzose, den er zuvor mit Kaffee aclobt hatte, später mit dem Gewehrkolben erschlagen wurde. Installateur Oskar M a l e ck- Pforzheim hat gehört, daß der fragliche Befehl weitergegeben worden ist. Don Crusius selbst hat er ihn nicht gehört. Major a. D. Johannes M a i e r> Genaenbach i. Boden war Führer der 3. Kompagnie J"f.-Regt. 142. Cr hat von dem angeb- liehen Befehl Stenger» nicht» gehört. Eisenbahnarbeiter Han» Albansröder- Laudenbach weiß von Erschießungen nichts Hauptmann Jahn- Cassel befand sich im August 19l4 beim Stabe der Division, zu welcher die Brigade Stenger gehörte. Am 26. August habe er bei der Division gerüchtweise von dem an- geblichen Befebl Stenger, oebört, wo, großes Aufsehen her- vorgerufen habe. E» sei sofort ein Ossizier entsandt worden, der sesfftelfte, daß«in derartlaer Defehl nicht ergangen sei. Major Freiherr v. L i n st o w- Berlin war Kompoagnieführer im Inf.-Ragt. 142. Er bat von d�m"Z-fehl nichts gehört. Am 26. August nachmittags fei vorn ein Schuß gefaden. Ihm sei dabei gesagt worden, daß es sich nicht um ein Gefecht handle, sondern daß ein Franzose erschossen würde. Der Zeuge war darüber entseH. Major Müller nein Inf.-Regt. 142 habe dann "csagt, daß die Erschießung eine Gegenmaßreael sei, weil Franzosen unseren Leuten die Auoen ausgestochen hätten. Magistratsassistent H e e sch- Altona, der Kompagniefübrer im Bataillon Müller war, erklärt: Am 26. August habe Major Müller das Bataillon zusammentreten lassen und nesagt, es sei Bntaillonsbefehl, daß sämtlich« Verwundete erschossen werden sollten, Pardon werde nlchk gegeben. Dann w'irde der Vornvmich angetreten. Bald darauf fielen ein- zelne Schüsse. Cr selbst habe keinen Verwundeten erschossen. obwobl er über die Hinterlist der Franzosen sehr entrüstet gewesen sei. Der Zeuge ist dann verwundet worden und geriet in sran- zösische Gefangenschaft Der Zeuge kam nach Cloirmont-Ferrand, wo sich noch mehrere Gesonnene der 88. Infanterie-Brigade be- fanden, die sämtlich erschossen werden sollten, und zwar wegen der angeblichen Unmenschlichkeiten auf deutscher Seite. Der Zeuge, der in einem besonderen Räume isoliert war, ist mehrere Voch-i» hindurch nlchk verbanden wordin. Schließlich sei er so heruntergekommen, daß er sich bereit erklärt e. etwas zu gestehen, nur um aus dieser Hölle heraus-
Die Rechte ües Staatsrates. tfreitaq beriet der Preußische Staatsrat über feine Ge- schaftsordnnng, die sich nach dem 68 Paragravben enthaltenden Ent- wurf des Ausschusses vielfach an die Geschäftsordnung des Land- tages anlehnt. Die eigentlichen Aufgaben des Staatsrats sollen durch besonderes Gesetz geregelt werden.§ 30 regelt das Einspruchsrcchk des Staatsrats. Nach Vorschlag des Ausschusses soll das Staats- ministerimn eine Aenderung des Artikels 42 ber Verfassung in die Wege leiten, daß das Einspruchsr-'cht des Staatsrats wirksam auzoeübt werden kann. Die Verkündigung der vom Landtag be- schlnssenen Gesetze soll bei Einspruch des Staatsrats binnen einer bestimmten.Frist ausaesetzt werben. Nach halbstündiger Ver- toqung, in der man mit dem Aeltestenrat des Landtags beraten hatte, beginnt eine neue(8.) Sitzung. _ Hallenslel en(Arbeitsgemeinschaft): Unserer Ansicht bat der Präsident alle Vorgänge im Landtag zu v-rkolaen. Wir beantragen„auf Verlangen von mindesten» zwei Mitgliedern des Aus- schusses oder zehn Mitgliedern des Staatsrats muß unverzüglich eine Vollsitzung berufen werden, um über dey Einspruch zu befinden, dessen �Begründung durch den Berichterstatter erfolgt". Blüller-Honnooer(Soz.) spricht gegen die Vorschläge des Aus- schiisies und beantrggt zunächst Streichung des Absatzes, wonach der Präsident innerhalb des gesetzlich festoestellten Haushalts die gc- samt« Verwaltung der wirtschaftlichen Angelegenheiten des Staats- rat» hat. Bei dieser Finanznot könnten die erheblichen Aufwendungen für den Slaaksrak viel besser zur Linderung der allgemeinen Nöte angewendet werden. Den§ 19 beantragen wir so zu fassen, daß, wenn eine zweite Beratung beschlossen wirb, diese frühestens am Tao« nach Schluß der ersten beginnt. Die Rechts des Landtags dürfen nicht beseitigt wcrheft durch Gcschäftsorünungsbestimmungen des Staatsrats. (Beifall.) Staatssekretär Freund: Dieser Absatz des Z 6 bedeutet eine Abarenvmq der Zuständigkeiten des Präsidenten des Staatsrats gegenüber dem Staats» Ministerium, die durch Gesetz geschehen muß. La(Orange(U. Soz.): Wir sind weder mit dem Vorschlag de» Ausschusses, noch mit dem vorliegenden Antrag einverstanden. Wir werden aber trotzdem für die Geschäftsordnung im ganzen, und ebenso auch für die sozialdemokratischen Anträge stimmen. Dr. Steiniger(Arbeitsgemeinschaft) bestreitet, daß man die Recht« des Staatsrats erweitern wolle. Staatssekretär Freund: Solang« nicht ein Gesetz etwas anderes bestimmt, werden die Minister des Innern und der Finanzen die Befugnisse hinsichtlich der Beamten des Staaterats auszuüben haben. Die sozioldcmakratischen Anträge werden abgelehnt, die Ge- schäftsordnung mit den Anträgen der Arbeitsgemeinschaft ange- nommcn, ebenso die Resolutionen. Zur Aenderung des Kommunal-, Kreis- und Provinzialabgoben- gesetzes sagt Eberl«(Soz.): Eine grundlegende Aenderung halten auch wir für erforderlich. Es erscheint ober gut, den Gemeinden das zu bieten, was im Rahmen der Möglichkeit steht. Eine von der Ar- beitsgemeinfchast eingebrachte Resolution auf Heranziehung der Reichseisenbahnen zur Gemeindesteuer wird angenommen.— Schluß 5-4 Uhr. die Wockenbilfe. Der Reichstagsausschuß für Soziale Angel«. g« n b e i t e n beriet am Freitag den Gesetzentwurf über Wochenhilfe und Wochenfürsorge. Danach wird für weiblick« Versicherte, die im letzten Jahre vor der Niederkunft mindestens 6 Monate hindurch ouf Grund der Reichsversicherungsordnung oder bei einer knapvschaft- liehen Krankenkasse versilbert gewesen sind, folgende Wochenhilfe sest- gesetzt: 1. ärztliche Behandlung, falls solche bei der Ent- bindung oder bei Schwangerschaftsbeschwerden erforderlich wird, 2. einmaligen Beitrag zu den Kosten der Entbindung, 3. Wochengeld in Höhe des Krankengeldes, jedoch mindestens 3 M. täglich, durch 10 Wochen, von denen mindestens 6 In die Zeit nach der Niederkunft fallen müsien, einschließlich der Sonn- und Feiertage, 4. solange die Mütter stillen, S t i l l a e l d in Höhe des halben Krankengeldes, jedoch mindestens 1.80 M. täglich, 12 Wochen nach der Niederkunft, einschließlich der Sonn- und Feiertage, so- fern nicht Taffachen beweisen, daß eine Beihilfe nicht benötigt wird, gilt eine Wöchnerin als minderbemittelt, wenn ihr und ihres Ehe- manne» Einkommen, oder sofern sie allein steht, ihr eigenes Ein- kommen'in dem Jahre oder Steucrjahre vor der Entbindung den Betrag von 10 000 M. nicht überstiegen Hot.(Diese Grenze ist viel zu niedrig. Red.)
Zllonk Eenl». 5m preußischen Heuptausschuh berich. ket« am Donnerstag Lergrat Hatzfeld, es fei festgestellt, daß eine Zündkapsel nicht mehr vorhanden und dag in einem Neben- ! tollen kurz vor der Explosion mit Dynamit(statt mit Sicher- leitssprengstoff) geschossen worden ist.