Nr.30938.Jahrgang Ausgabe A nr. 157
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Sonntag, den 3. Juli 1921
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Abteilung Moritplas 11753-54
Der driffe polnische Aufstand hat während zweier Monate unendliches Leid und unfagbares Elend über Oberschlesien gebracht. Taufende unserer deutschen Brüder und Schwestern mußten, um den Bedrohungen und Mißhandlungen der aufrührerischen Banden zu entgehen, Haus und Hof in Stich lassen; die meisten fonnten auf der Flucht nur das nadie Leben retten; Jehntausende deutscher Oberschlesier haben ihre Beschäftigung verloren. Ueberaus groß ist auch die Zahl derer, die unter Plünderungen und Rau b zu leiden Wir gedenken in tiefer Ehrfurcht der To fe n, die Opfer diefes Aufruhrs wurden und der tapferen Männer des Heimatschutes, die ihr Leben in der Verteidigung für die geliebte Heimat laffen mußten.
hatten.
Der Reichspräsident hat zum heutigen Hilf stag natürlich in enger Fühlung mit der deutschen Regierung und deren geflohen und dann die Republit ausgerufen worden war, für Oberschlesien folgenden Aufruf erlassen: zuständigen Behörden stehen. Die Garantiefommission veröffentlicht ein amtliches Commu- hatte der letzte wilhelminische Reichskanzler Prinz Max von niqué, in dem im wesentlichen gesagt wird, 1. daß der Tarif der im Kreise seiner Staatssekretäre zu bitten, die RegierungsCommu- Baden die Vorsigenden der SPD . zu sich gebeten, um sie Ausfuhr im Sinne des Londoner Zahlungsstatuts genau festgelegt geschäfte zu übernehmen, weil nach seiner Ueberzeugung niewerden müffe. Dabei habe sie gleichzeitig auf die Schwierigkeiten mand besser in der Lage sei, das deutsche Volk vor vollkommeaufmerksam gemacht, die mit der Berwendung der Ausfuhrziffern ner Anarchie zu bewahren, als die Leiter der stärksten polials Inder für die nicht feststehenden Jahreszahlungen verbunden tischen Organisation im Reiche. Ebert, der erst mit dem find. Diese beiden Einwendungen habe die Garantiefommission an Barteivorstand oder der Fraktion beraten wollte, ob er das die dafür zuständige Reparationskommiffion weitergeleitet; 2. daß ihm vom Prinzen Mar offerierte Kanzleramt übernehmen die Verwendung der Zolleinnahmen zur Sicherstellung der deutschen sollte, erflärte sich auf mein Ersuchen schließlich sofort dazu Sahlungen die Sollpolitik ungünstig beeinflussen müßte. Die Ga bereit, weil ja wirklich keine Zeit zu verlieren war und weil rantiefommission habe Mittel angegeben, um dem abzuhelfen, im wir des Einverständnisses der Partei sicher sein fonnten. übrigen auf den jegt geltenden Anordnungen bestanden; 3. daß die Eine objektive Geschichtsschreibung wird gewiß mancherlei 26proz. Ausfuhrabgabe wegfalle. Die Garantiekommission habe sich auszusehen haben an der Tätigkeit der Boltsbeaufaber das Recht vorbehalten, auch diese Bestimmung aufrecht zu tragten; aber sie wird wahrheitsgemäß feststellen müffen, erhalten, wenn die nötigen Devisen auf andere Weise nicht zu be- daß es in der Tat den nach dem Ausscheiden der Unabhängigen fchaffen feien. Die deutsche Regierung habe diejenigen Hilfsquellen in der Regierung verbliebenen und neu hinzugetretenen Mitangegeben, die nach ihrer Meinung an die Stelle der im Londoner gliedern der SPD. gelungen ist, das Reich vor der Auflösung Abkommen vorgesehenen zu treten hätten, wovon die Garantie- und das Volk vor der Anarchie zu bewahren. Es gelang ihnen fommission unter Vorbehalt der oben mitgeteilten Stellungnahme auch, trok stärkster Bedrohung durch die Kommunisten und Kenntnis genommen habe. Bei dieser Gelegenheit habe die Kom schier zahlloser sonstiger Schwierigkeiten, die Wahlen zur mission die deutsche Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß das Nationalversammlung vorzubereiten und die Versammlung ganze System der deutschen Zahlungen auf einer gewissen Festig selbst in Weimar zu konstituieren. feit des Martturses beruhe und daß diese wiederum vor allem das Gleichgewicht des Budgets und dem entsprechend die nötigen Finanzreformen voraussetze. Endlich habe die Garantiefommiffion auseinandergefeßt, auf welche Weise fie fich Gewißheit über die Richtigkeit der deutschen Ausfuhrzoll und Steuerstatistit zu verschaffen gedente. Das Communiqué fügt hinzu, was das Jahr vom 1. Mai 1921 bis zum 1. Mai 1922 anlange, so feien die deutschen Zahlungsverpflichtungen zum größten Teil durch die schon bezahlte eine Milliarde Goldmart, durch Naturallieferungen und das Ergebnis der Ausfuhrabgabe gedeckt, so daß die deutsche Regierung wahrscheinlich nicht mehr als für 300 millionen Goldmart ausländische Devisen werde zu erwerben haben. Dabei werde porausgesetzt, daß die deutschen Statistiken mit den Tatsachen übereinstimmen.
Das deutsche Bolt ist einig in der Hoffnung, daß diese Opfer nicht umsonst gebracht wurden und daß die freue Hingabe und die Geduld, mit der Oberschlesien fein schweres Schidjal trägt, in dem schließlichen Triumph des deutschen Rechts ihren Lohn finden. Die Oberschlefier haben durch ihre Abstimmung mit überwältigender Mehrheit den Willen fundgegeben, mit uns vereint zu bleiben. Die Abstimmung des 20. März war ein Treuebetenntnis zum Deutschtum, wie es fchöner nicht erwartet werden konnte. Nun heißt es für uns: Treue um Treue! Jetzt ist es an uns, unseren oberschlesischen Brüdern zu danken für thre Standhaftigkeit und ihr ausdrucksvolles Bekenntnis zum Deufschen Reiche.
Die Regierung fann diese ihre Dantespflicht nicht beffer erfällen, als wenn sie sich dem Hilfs wert, zu dem heute ganz Deutschland aufgerufen wird, von ganzem Herzen anschließt. Sie wendet sich daher an das deutsche Volt, an alle, ohne Unterschied des Standes, des Glaubens und der Partei, und fordert auf, mitzuhelfen, die Wunden zu heilen und die Not zu lindern, die der Aufstand dem Abstimmungsgebiet brachte. Möge der Tag nicht mehr fern sein, an dem die Regierung, unbehindert durch fremde Einsprüche, fich ganz dem Wert des wirtschaftlichen und fulturellen Wiederaufbaus des alten deutschen Landes widmen kann: zum Wohle Oberschlesiens , zum Gedeihen unferes gemeinsamen Vaterlandes und zum Nutzen des Weltfriedens!
Der Reichskanzler Dr. Wirth.
Auch Deutsch österreich hat sich entschlossen, einen allgemeinen Oberschlesier Hilfstag zu veranstalten. In einigen deutschösterreichischen Landesteilen wird dieser gleichfalls am 3., in anderen am 17. Juli vor sich gehen.
Aus Innsbrud ist folgendes Telegramm bei der Hauptgeschäftsstelle des Oberschlesier - Hilfswerts eingegangen:
Die Bundesgruppe Germania des Bundes der Reichsdeutschen in Tirol wünscht besten Erfolg zum Oberschlesier - Hilfstag am 3. Juli. Tirol verspricht am 17. Juli seine Pflicht für die Not
Französisch- deutsche Wirtschaftsverhandlung. Paris , 2. Juli. ( Tul.) Die französisch- deutschen Wirtschaftsverhandlungen sind bis zum 10. Juli vertagt worden. Rathenau wird nicht nach Paris fommen. Bielleicht wird mit ihm aber noch eine französisch- deutsche Konferenz in Wiesbaden stattfinden. Einige Blätter halten jegt die Aufhebung der Ganttionen für erwünscht, dagegen müsse die Bestrafung der Kriegsmiffetäter unbedingt durchgeführt werden.
Wird ehrlich entwaffnet? Langsam füllen sich die englischen und französischen Zeitungen mit Meldungen über die Resultate der deutschen Entwaffnung. Das Journal" teilt mit, daß es zu wissen glaube, General Noflet, der Borsitzende der Interalliierten Kontrollfommission, habe erklärt, Wie wir ferner hören, beabsichtigen die deutschen Kolonien in die deutschen Ziffern über die Entwaffnung seien richtig, bei den der ganzen Welt, das Oberschlefier- Hilfswerk aufs wärmste zu unter- deutschen Behörden habe er den aufrichtigen Wunsch festgestellt, die ftüßen und aus Anlaß des Oberschlesier - Hilfstages eine besondere die deutschen Zahlen ebenfalls und betont, daß sie als befriedigend eingegangenen Berpflichtungen zu erfüllen. Reuter veröffentlicht Sammlung einzuleiten.
anerkannt würden.
Damit verliert Briand einen weiteren seiner Gründe, die ihn angeblich dazu bewogen haben, die Sanktionen aufrechtzuerhalten.
Berlin , 2. Jull.( T2.) Nach den vorliegenden Meldungen scheinen sich die Infurgenten, soweit geschlossene Verbände bei ihnen Die Regierungsbildung in Italien . noch bestehen, ziemlich ordnungsgemäß zurüdzuziehen, wenn auch Rom , 2. Juli. De Nicola ist es nicht gelungen, ein Kabinett fleinere Friffverjäumniffe vorkommen. Der Rüdzug des deutschen Selbstschuhes ist ebenfalls dem 2lbkommen entsprechend erfolgt. Ein aufammenzubringen. Nunmehr hat der König Bonomi beaufgroßer Teil der Angehörigen des Selbstschuhes wird in die früheren tragt, die Regierung zu bilden. Bonomi verhandelt zurzeit mit Berufe zurüdfehren, die ihnen offengehalten worden sind. Der Ur. der Partei der Populari", den Klerifalen. beitsvermittlung für die übrigen werden sich die freien und die chrift- redung mit de Nava, der als Anwärter für das Außenministerium Rom , 2. Juli. ( WTB.) Bonomi hatte heute früh eine Unter
lichen Gewerkschaften annehmen.
Der Berliner Korrespondent des„ Daily Herald" telegraphiert bezeichnet wird. feinem Blatte folgenden Warnruf, der vor allem in Deutschland Beachtung verdient: Während alle Augen auf Oberschlesien gerichtet find, sammeln sich in Breslau gefährliche Elemente,
Der Sput der Räteregierung ward gebannt, die Demofratie mit Rede- und Pressefreiheit waren gesichert worden. Die Voltsbeauftragten waren damit ihrer sozialdemofratischen leberzeugung treu geblieben, sie haben auch durch die ftrifte Ablehnung der neuen russischen Heilslehren nicht nur die Arbeiter, sondern auch das Bürger- und Kleinbürgertum vor all den Schrecken bewahrt, die sie in Rußland haben ausstehen, müssen und noch erdulden.
Wenn jetzt die reaktionäre Presse ihre schier grenzenlosen Beschimpfungen der Republik und ihrer Einrichtungen überhaupt drucken kann, so dankt sie das in erster Linie gerade den Männern, die sie am strupellofesten verleumdet. Redefreiheit zu beklagen, obgleich die Republik heute sicherlich
Ich denke nicht daran, die von uns gesicherte Presse- und gefestigter daſtände, wenn man der antirepublikanischen Breffe auch nur den zehnten Teil der Beschränkung auferlegt hätte, die der republikanischen Preffe im März 1920 von den Kappisten sofort aufgezwungen worden ist.
Die Pressefreiheit ist von der reaktionären Presse zu einer Preffefrechheit und Verleumdungsfreiheit entwickelt worden, der gegenüber die Republik und die ihr treu ergebenen Staatsbürger nahezu schußlos sind. Was soll man dazu sagen, wenn ein deutschnationaler Redakteur, der wiederholt öffentlich zur Ermordung bestimmter demokratischer und sozialdemokratischer Personen aufgefordert hat, zu 1000 m. Geldteur, der einen Deutschnationalen angeblich beleidigt hat, strafe verurteilt wird, während ein sozialdemokratischer Redafins Gefängnis wandert, weil, so wurde ihm gesagt, eine Geldstrafe vermutlich vom Berlag bezahlt werden dürfte.
Die Erlebnisse auf dem Gebiete des„ Rechts" schreien direkt zum Himmel. Der neue Fall Traugott v. Jagow ist der Bunft über dem i in dem Kapitel von der Juristerei.
Fülle, daß es zeitgemäß ist, einmal die Frage öffentlich zu Die bösartigen Zeichen der Zeit mehren sich in solcher stellen, ob man in Berlin vor lauter Steuersorgen nicht vergißt, wenigstens hin und wieder nach dem Treiben der Tod= feinde der Republik zu sehen. Es könnte sein, daß uns eines schönen Abends ein mit schwarz- rot- goldener Schleife gebundenes reizendes Steuerbufett vor die Nase gehalten wird, werden könnte! das am nächsten Morgen der Republik auf den Sarg gelegt
Mit einem Worte: die Sorglosigkeit, mit der man in Berlin die Vorgänge im Reiche zu beobachten scheint, ist unverständlich. Kein Hauch der neuen Zeit in den Gerichtsfnöchertsten Geheimräte immer noch oder schon wieder die sälen! Finsterste Reaktion in der Verwaltung, in der die verersten Rollen spielen. Und im Reichsheer ist der Aeh- Aeh- Ton und das sonstige Gehaben, das uns in der Welt so vergaßt gemacht hat, bereits genau wieder so entwickelt, wie Anno 1913. die Trümmer der aufgelösten Drgesch und des aus Oberschlesien zu Hier herrscht eine fieberhafte Tätigkeit wegen der Annäherung der der Regierung, die nur aus" Lumpengesindel" beſtehe. Vor dem Kapp- Butsch sprach der Oberst Reinhard von rückgehenden Selbstschutzes und jene dunklen Kräfte, die darauf Armee Kemal Baschas. Das Oberkommando hat Konstantinopel in Er lauern, das alte Deutschland wieder in den Sattel zu sehen, wenn den Berteidigungszustand gefeßt. Eine Flotte von russischen und wurde leider nicht sofort davongejagt. Aus früheren Fehlern die Entscheidung der Alliierten ihnen Gelegenheit temalistischen Schiffen beschießt die Hafenplätze östlich von Stambul. foll man lernen. Viel dreister, als damals aus dem Munde Bie das Echo de Paris" aus Ronftantinopel berichtet, haben tema- eines einzelnen Offiziers, flingt es uns jetzt Tag für Tag aus liftische Bortruppen nach der Räumung von Ismid durch die griechi- dem reaktionären Blätterwalde entgegen: Die Garantiekommission zur Wiedergut- fchen Streitkräfte diese Stadt besetzt und treffen Anstalten, auf Ron- und Gradnauer und dem„ Juden Rathenau als WiederaufDiese" Jammerrepublik" mit den Ministerjuden Schiffer ftantinopel vorzumarschieren. Die Griechen stehen in ihren neuen bauminister" hat einen Kanzler der Roten ". Und diesem Stellungen etwa 20 Kilometer westlich von Ismid. Kanzler ist alles zuzutrauen", denn er hat ja gegen den reaktionären Antrag gestimmt, die republikanischen Farben von der Handelsflagge auch in ihren legten Spuren( der Gösch) trollkommiffar beim deutschen Finanzministerium und beim Statisti- hat dem Auswärtigen Amt davon Mitteilung gemacht, daß sie auch blit wird beschimpft als„ Novemberflicken"," Judenfahne", Berlin , 2. Juli. ( BTB.) Die japanische Regierung zu beseitigen. Und die schwarz- rot- goldene Flagge der Repufchen Amt zu beglaubigen. In Wirklichkeit handele es sich nur um für den Fall, daß Deutschland vorfäßlich seinen Berpflichtungen nicht Jammerlappen" usw. usw. die bereits bekannte Anordnung, daß die Garantiefommission in nachkomme, nicht beabsichtige, auf Grund des Friebensvertrages das Alledem wird aber die Krone aufgesetzt in der MünchenBerlin ihre Nachrichten und Kontrollorganisationen unterhält, die Eigentum deutscher Staatsangehöriger mit Beschlag zu belegen,| Augsburger Abendzeitung" des Herrn Stinnes pom 29. Juni
dazu gibt."
machung.