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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 270.

Sonntag, den 18. November 1894.

11. Jahrg.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Boykottfreies Bier liefern:

Brauerei Carlsberg , Friedrich Reichenkron, Char­ lottenburg .

Brauerei Wilhelmshöhe, E. Lehmann, Berlin . Brauerei Pichelsdorf, Direktor Hoffmann.

Münchener Brauhaus, Aktien- Gesellschaft, Berlin . Süddeutsche Brauerei, Karl Kinz u. Ko., Berlin . Brauerei Müggelschlößchen, Friedrichshagen . Nordstern- Brauerei, Berlin1. Rathenower Exportbrauerei- Niederlage. Juh. Max Dennhardt, N.W., Hannoverschestr. 18a. Tel. III. 8178. Schloßbrauerei, Fürstenwalde . Niederlage bei Franz Heiser, N., Liesenstr. 5. Bürgerliches Brauhaus( in Firma Müller), Frank. furt a. D. Niederlage Greifswalderstr. 228. Phöniy- Brauerei, C. Radon, Lichterfelde . Brauerei Jagdschlößchen, Eberswalde . Niederlage Edm. Renter, Swinemünderstr. 45. Brauerei Tivoli, Strausberg . Niederlage Stabernack, Mühlenstraße 49a.

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Louisen- Brauerei, Bellermannstr. 71a/ 72. Brauerei Königs- Wusterhausen, Niederlage Reichen­bergerstraße 33. Brauerei Danz, Freienwalde a. D. Vertreter: W. Marten, N., Gartenstr. 152.

Bürgerliches Brauhaus, Luckenwalde . Niederlage Gust. Spiekermann, Krautstr. 48, Tel. VII, 1487. Export- Brauerei Grabowa./D. bei Stettin . Nieder­lage Marthen, Bellermannstr. 6. Brauhaus Hohen- Schönhausen bei Berlin .

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Tokales.

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Und die Herrschaften, die kalten Blutes einen langjährigen Arbeiter, der sich weder im Boykott" noch sonst vergangen hat, auf die Straße feßen, reden von Störung des sozialen Friedens durch die Sozialdemokraten, die eine unerhörte Provokation ge­bührend mit dem Bierkrieg beantwortet haben.

In dem Kampf gegen den Umsturz, der demnächst jawohl auf der ganzen Linie entbrennen soll, verdienen die Herren von den Ringbrauereien als ganz besondere Ehrengarde eingereiht zu werden.

Warnung! In letzter Zeit ist von verschiedenen Seiten be­richtet worden, daß Personen unter falscher Legitimation es ver­standen haben, von Genossen Liſten zu erschwindeln, um die Darauf gesammelten Beträge für sich zu verwenden. Augen blicklich liegt wieder ein derartiger Fall vor. Am Donnerstag Abend 6 Uhr kam eine anständig gekleidete Frau zu einem unserer Genossen, die ihm einen Gruß von dem Genossen Bahr bestellte und in dessen Namen bat, ihr mehrere Listen auszuhändigen. Sie sei Auswärterin bei dem Gastwirth Göhrt, Gerichtstraße 4, Legitimation erklärte die Frau, keine solche zu besitzen, machte sich für den auch die Listen sein sollten. Auf die Frage nach einer aber anheischig, dieselbe zu besorgen. Nach einiger Zeit brachte fie einen Bettel des Inhalts: Lieber Kollege, schicke mir drei Listen, ich habe keine mehr. Besten Gruß, Bahr." Da es augen­scheinlich war, daß die Unterschrift von fremder Hand herrührte, wurde hierauf ebenfalls die Aushändigung der Listen verweigert und Jemand der Frau beigegeben, um mit ihr zu Bahr zu gehen und denselben selbst zu fragen.

Die Schwindlerin, denn eine solche war es, verstand es sich unterwegs der Begleitung zu entledigen und entkam. Der Ge­nosse Bahr hatte selbstverständlich von dem ganzen Vorgang feine Ahnung und war sehr erstaunt, wie sein Name mißbraucht wor­den war. Aehnliche Schwindelversuche sind auch bei den Gen ossen Gleinert und Gieshoit gemacht worden, nur mit dem Unterschied, daß es hier ein Mann war, der sich auf solche Art in den Besitz von Listen sehen wollte.

Es bedarf wohl angesichts dieser Vorgänge feiner besonderen Mahnung zur Vorsicht. Die Genossen werden jedenfalls wissen, wie sie sich vorkommendenfalls ihnen unbekannten Personen gegen über zu verhalten haben.

Auch ein Beitrag zum Kampf für die preußische Ordunng, Religion und Sitte. Uns wird geschrieben:" Die Beiten ändern sich!" Als im März ds. Js. der Jugendunterricht in der Freireligiösen Gemeinde zu Berlin endgiltig unmöglich geworden, indem sich auch ein Grund hatte finden lassen, der stellvertretenden Lehrerin, Fräul. Altmann, die Er­theilung solchen Unterrichts in Berlin zu verbieten, da waren die Charlottenburger Freidenker nicht wenig stolz auf ihre städtische Schulbehörde, die nicht nur gestattete, daß den Kindern der Atheistischen Gesellschaft Sittenunterricht ertheilt würde, sondern logar zu diesem Zwecke ein Klassenzimmer zur Verfügung stellte, nachdem sie dem Frl. A. nach voraufgegangener Prüfung von deren Zeugnissen einen Unterrichts- Erlaubnißschein für Charlottenburg ausgestellt hatte.-- Ganz gewiß, sagte man sich, der Westen ist weiter vorgeschritten in der Kultur als der Diten und Berlin liegt ja östlich von Charlottenburg .

wurde einmal wöchentlich ertheilt. Er war unentgeltlich; weder Der Unterricht begann am Anfang des Maienmonats und nahm die Atheistische Gesellschaft dafür ein Schulgeld", noch die stehend, fanden Freude daran, wofür der regelmäßige Besuch der Lehrerin ein Honorar. Die Kinder, im Alter von 6-12 Jahren beste Beweis war.

Der Often, das Berliner Polizeipräsidium, versuchte einen Vorstoß gegen diese Errungenschaft, indem es den Magiftrat von Char­ lottenburg Abschriften des Briefwechsels zwischen dem Provinzial­Schulfollegium und Fräulein Altmann zusandte. Dies änderte jedoch nichts an der Haltung der Charlottenburger Schulbehörde und ebenso wenig ließ sich diese durch die königliche Regierung zu Potsdam in der Sache beeinflussen. Der Unterrichts- Erlaubnißschein dürfe nicht entzogen werden, hieß es damals, weil Frl. A. ge­prüfte Lehrerin und mit allen erforderlichen Zeugnissen versehen, einen solchen beanspruchen dürfe und auch in Berlin unbean­standet jedes Jahr erhalte. Auch der Magistrat lehnte das An­sinnen ab, der Atheistischen Gesellschaft das Klassenzimmer zu entziehen, zumal da ein hervorragender Vertreter der städtischen Körperschaft wiederholt dem Unterricht beigewohnt und sich über­zeugt hatte, daß derselbe nichts verwerfliches enthalte.- während der Sommerferien ersuchte die Charlottenburger Behörde auf Veranlassung der tönigl. Regierung Frl. A., die dem Unter richte zu Grunde gelegten Lehrbücher einzureichen. Dieses geschah, und der Sittenunterricht wurde von den Sommer bis zu den Michaelisferien fortgesetzt.

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Ob die Charlottenburger Behörde sich nachträglich überzeugt hat, daß die anfänglich von ihr zurückgewiesenen Forderungen der Regierung dennoch berechtigt sind, oder ob die veränderte Saltung auf die Personalveränderungen in der städtischen Be Morißstraße 9; hörde zurückzuführen ist?

W. Schlichting, Dieffenbachstr. 69; H. Scheunemann, Die radan antisemitische Staatsbürger Zeitung"

Gräfeſtr. 32,

Jm 3. Wahlkreis: Heinrich, Wienerstr. 61; König, Lausigerstr. 44; Grauer, Ritterstr. 97; Schweizer , Dres: denerstr. 52/53: Mahle, Alexandrinenstr. 118.

Ein Stück ausgesuchter Niedertracht leistet sich die Charlottenburg ! Parteigenossen! Aller Voraussicht nach Kreuz- Zeitung " mit folgendem Artikel, den wir hiermit werden wir morgen, am Tage der Stadtverordneten- Wahlen, niedriger hängen: einen harten Kampf zu bestehen haben, da die Gegner weder Da erhielt am Tage vor dem Wiederbeginn des Unterrichts Bierboykott und jüdische Ausbeutung" Geld noch Mühe scheuen, um die in Frage stehenden Bezirke zu Frl. A. von der Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen der darf man wohl sagen, wenn man folgendes Geschichtchen erfährt: behaupten. Dringend nothwendig ist daher, daß nicht allein föniglichen Regierung eine Verfügung, die den Unterricht ver­Als der Bierboykott begann und die hiesige Brauerei Münchener Niemand sich seines Staatsbürgerrechtes selbst entäußert, indem bietet, da derselbe als das Halten einer Privatschule" angesehen Brauhaus sich ringfrei" hielte, erachteten es zwei hiesige Firmen für er der Wahl fern bleibt, sondern auch unermüdlich in seinem werde. Das Verbot stützt sich auf eine Staatsministerial- In­fehr angebracht, ihr Geschäftchen zu machen. Diese Firmen bedienten Kreise die Gleichgiltigen aufrüttelt und auf ihre Pflicht, struktion von 1839 und eine Kabinetsordre von 1834, laut welcher sich der Vermittelung eines bekannten jüdischen Abgeordneten zwischen wählen zu geben, aufmerksam macht. Alle Genossen aber, nicht mehr als 6 Kinder ohne Extratonzession zusammen unter­Großaktionären des genannten Brauhauses, die der Verwaltung benen es möglich ist, in den Nachmittagsstunden behilflich zu sein, richtet werden dürfen. sehr nahe stehen und deren Namen in Spekulantenfreisen sehr werden hiermit aufgefordert, sich in den Lokalen von Krause, Nun waren da zwar 11 Kinder, doch nur 6 erhielten Unter­wohl bekannt sind, und brachten einen Vertrag dahin zu stande, Bismarckstr. 74; Wernicke, Krummestr. 19; Trageheim, Leibniz- richt, weil Frl. A. die 1834er Bestimmung kannte, die ja auch daß die beiden Firmen einen großen Posten der so und so oft straße 78; Niemann, Lutherstr. 50, behufs weiterer Vertheilung als Grund des Verbotes des Berliner freireligiösen Unterrichts fonvertirten Aktien der Brauerei zum Kurse von 90 pCt. über in die Bezirke, zu melden. Auch die Genossinnen werden ersucht, genannt worden war. Die tleineren Kinder wurden nahmen unter der Bedingung, daß die Brauerei dem Brauer - recht zahlreich zur Stelle zu sein. Im übrigen verweisen wir den größeren mitgebracht, weil die ihrer Ar ring" sich nicht anschließen solle. So geschah es; der schon auf das am Freitag zur Ausgabe gelangte Flugblatt und die beit nachgehenden Eltern fie fo am besten aufs lange tränkelnden Gesellschaft wurde durch den Boykott Annonce in der Sonnabend- Nummer, sowie die Blafate an den gehoben wußten. Nun blieb natürlich nichts übrig, als die neues Leben zugeführt, der Kurs der Aktien stieg von Säulen und in den Lokalen. Das Wahlkomitee. Kleinen nach Hause zu schicken, um auch selbst dem Schein nach Zag zu Tag, gestern notirte man 125 pCt., macht einen Gewinn von 35 pt. Ob wohl die betreffenden Firmen noch Die Adressen der Mitglieder der Lokalkommission nicht die erlaubte Anzahl zu überschreiten. Aber nun geschah das Unerwartete: der Magistrat von Charlottenburg widerrief einen nennenswerthen Besitz von den übernommenen Aftien nach nunmehr vollzogener Wahl find: haben? Den Kurs mag die Börse festsetzen nach ihrem Gut­Im 1. Wahlkreis: Halfter, Mühlenstraße 49 a; feine im April ertheilte Erlaubniß zur Benutzung des Schul­dünken, aber den Privatmann möchten wir warnen, sich Sand Plath, Neue Promenade 5; Kubath, Spandauerstraße 2; zimmers, und auch das Gesuch des Frl. Altmann um Erneuerung des Unterrichts- Erlaubnißscheines für Charlottenburg wurde in die Augen streuen zu lassen. Gerade die Geschichte des Wendt, Claudiusstr. 19. Münchener Brauhauses ist für den, der Sanirungsgeschäfte Im 2. Wahlkreis: Koblenz , Adalbertstraße 96; abgelehnt. fultivirt, eine Jdealgeschichte. Eine Sanirung" schließt sich an Raumann, Culmstr. 36. die andere; nach doppelter Konvertirung in den Jahren 1881 Zur Verstärkung der Kommission sind gewählt: und 1888 werden schließlich Vorzugsaftien Lit. C freirt( laut P. Kleinert, Süßowstr. 113: C. Berger, Steglitzer­Generalversammlungs- Beschlüssen vom 20. September 1888, 4. Gep- ftraße 18; C. Ederlein, Boffenerstr. 43; H. Strehler, tember 1889 und 12. April 1893), in die auch die vorherigen Bergmannstraße 21; H. Lindemann, Prioritätsaktien Lit. B mit aufgingen. Es find dies nur ganz wenig Angaben, aber sie reden deutlich! Die Aktien einer solchen Gesellschaft, die als Dividende für die Stammaktien in den Jahren 1878/79 bis einschl. 1892/93( die nicht und die nur ein­mal fonvertirten Attien haben feinen Anspruch auf Dividende) sablte 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 4, 0, 0, 0, fonvert. 5, 0, 0, 0, 0 pt., Jm 4. Wahlkreis, S.O.: Scholz, Wrangelstr. 32; für die Vorzugs- Aktien 1887/88 bis 1892/93( aus einer vierfachen Gesche, Wrangelstr. 63; Forstmann, Staliter 58; Köppen, Sanirung ftammend) 6, 7, 2, 2, 0, 3 pCt., werden jetzt in die Reichenbergerstr. 118; Jöchel, Röpenickerstr. 190, für Treptow . Höhe getrieben, der Privatmann wird überzeugt, daß diese Aktien Jm 4. Wah Itreis, O ,: 8aate, Rüstriner Platz 8; eigentlich, weil sie immer steigen, doch ein ganz gutes Papier Otto, Frankfurter Allee 128; 2od, Friedrichsfelderstr. 11; sein müssen. Dann aber kommt der Umschwung. Der Bier- Röpnic, Schillingstr. 30a. boykott versumpft allmälig, das dürfte nachgerade auch dem Im 5. Wahlkreis: Spath, Weinstr. 28; Busse, enragirtesten Genoffen von Singer und Konsorten einleuchten. Sophienstr. 28/29; Butiger, Landwehrstr. 42. Im 6. Wahlkreis: 2ießte, Schwedterstraße Nr. 38; Damit aber wird es wohl auch mit der Herrlichkeit der ring. I ausch e I, Grenzstraße 4; Peper Putligstraße 9; 2oose, freien" Brauereien vorbei sein und dann dürfte in erster Linie Brunnenstr. 103, Gnadt, Putbuserstr. 32; Hildebrandt, das genannte Brauhaus einen schweren Stoß erhalten. Aber was schadet das? Jüdische, gewiffenlose Ausbeutungskunst hat Bernauerstr. 33a. Den Ausschuß bilden: Scholz, Wrangelstraße Nr. 32 inzwischen ihren Raub in Sicherheit gebracht und die sozial­demokratischen Boykottirer sind ihre Helfershelfer gewefen. Manus alfter, Mühlenstr. 49a, part.; 3aate, küftriner Platz 8, manum Iavat, Un den Direktor des Münchener Brauhauses, Keller. Alle Briefe sowie Anfragen sind an Scholz, Wrangel­Arendt, soll ja, wie die Staatsb. 3tg." mittheilt, die Aufforde- straße 32, v. part., zu richten. rung ergangen fein, 8000 M. an die sozialdemokratische Streif- Die Lokalkommissions- Mitglieder der Umgegend von Berlin taffe zu zahlen. Sapienti sat!" werden ersucht, bis spätestens Mittwoch Abend ihre Adresse Wir wundern uns nicht, daß die Redaktion der Kreuz- an K. Scholz, Wrangelstr. 32, part., senden zu wollen. Beitung" das schmutzige Handwerk ihrer zur Zeit des Waldeck- In der Lokalliste für Niederbarnim sind folgende Prozesses thätigen Kollegen fortsett. Art läßt nicht von Art Aenderungen nachzutragen: Tegel : Wieczorec, Schloßstr. 11, und wir wissen recht gut, daß das Geschlecht der Ohm's, führt Kingbier und ist daher zu streichen.- Weißensee: ist Pierfig's und Gödsche's bei dem Organ für Religion, Sitte Müller, Königs- Chaussee 38 nachzutragen; Kort wohnt nicht und Ordnung" nicht ausgestorben ist. Es wäre eine schwere Elsasserstraße 106, sondern Zionskirchhof 6. Beleidigung für unsere bei dem Bierboykott thätigen Genossen, Boykottirtes Bier, und zwar Pazenhofer, schänkt der wenn wir ein weiteres Wort sagten zur Charakterisirung dieses Grünkramhändler Maaß, Lehrterstr . 19, obgleich der größte Theil neuesten Kreuzzeitungslichen Bubenstücks". seiner Kundschaft aus Arbeitern besteht und diese ihn schon zu Der Umgang mit Menschen im inneren Postbetriebe. verschiedenen Malen aufgefordert hat, sich anderes Bier anzu Die Bolts Zeitung" veröffentlicht folgende schneidige Berfügung, schaffen. Bei Bierunterschiebungen betroffen wurde der Gastwirth die der Vorsteher des Postamts 35 erläßt:. Abschrift. Babenschneider, Rixdorf, Hermannstr. 118. Derselbe ist im Besitz von Bierfässern aus der Rathenower Brauerei, die er in der Nr. 7503. Sofort. Vergschloß- Brauerei füllen läßt und das Bier als ringfreies Vorzuzeigen bei den Herren Vorstehern der Stellen 1 bis 9. In ähnlicher Weise versteht es es der Barbier Die betreffenden Herren Stellenvorsteher haben den zur Stelle verkauft. und Schankwirth Beuffelstraße Nr. 8a, boykottirtes Bier gehörenden Beamten und Unterbeamten entsprechende an den Mann zu bringen, indem er Kulmbacher Gefäße in der Kenntniß zu geben. Kronenbrauerei( Moabit ) füllen läßt.

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Die Arbeiterfreundlichkeit einer Ringbrauerei doku­mentirt sich wieder einmal in einer Entlassung, die dieser Tage von der Bockbrauerei am Tempelhofer Berg verfügt worden ist. Uns tam am Sonnabend folgendes, vom 14. d. M. datirtes Ent­laffungszeugniß zu Händen:

Bir bescheinigen, daß N. N. aus X.( den Namen des Ent: laffenen behalten wir für uns) vom Monat November 1878 bis 1880 als Arbeiter, von da bis zum heutigen Tage als Portier bei uns angestellt war und hat sich derfelbe während der ganzen Beit zu unserer Zufriedenheit geführt, sowie durch steten Fleiß und Pünktlichkeit unsere Anerkennung erworben.

In wieder anderer Art versucht es der Gastwirth Wende, Berliner Bockbrauerei. Beuffelstr. 10a, der ein Plakat vom Münchener Brauhaus aus Der Mann ist volle sechzehn Jahre im Betriebe der zuhängen hat und unter dieser Marke tapfer Ringbier ausschänkt. Brauerei thätig gewesen, alt und grau im anstrengenden Dienst Rigdorf. Berichtigung. Der Gastwirth Mayer, Kopf­geworden und nun giebt man ihm, wo man ihn los sein will, und Lessingstraßen Ecke, schänkt nach wie vor ringfreies Bier. als Anerkennung einen Lappen Papier , auf dem wie zum Das Gleiche ist bei dem Gastwirth G. Vollmer, Hermannstr. 149, Hohn die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Ausgebeuteten der Fall, derselbe ist nur aus Versehen nicht in die Lokallifte ehrend anerkannt wird! aufgenommen worden.

schreibt: In einent Hause der Mendelssohnstraße wohnt ein jüdischer Fabrikant", der verschiedentlich 4 bis 7 Mädchen bes schäftigt, je nach der Saison". Zu der Wohnung des Juden gehört natürlich auch ein Kloset. Um sich zu entlasten, hat der schlaue Jude mit dem Portier des Hauses die Vereinbarung ges troffen, dieser sollte die Reinhaltung des besagten Ortes über­nehmen, er werde ihu dafür entschädigen. Wie aber sieht die Entschädigung aus? Der Jude bezahlt nichts; aber die bei ihm beschäftigten Mädchen müssen monatlich je 10 Pf. geben, die der Portier erhält, um das Kloset benußbar zu erhalten. Die Mädchen müssen den Tag über bei dem Juden arbeiten, aber für die Benutzung des Klosets eine Abgabe be zahlen. Wenn sie auch noch so klein ist, gerade dadurch zeigt sie, wie raffinirt der Jude in seinem Ausbeutungssystem ist. Solche Fälle rügt aber natürlich das ,, Proletarierblatt" nicht. Das Proletarierblatt in Gänsefüßchen ist natürlich der Vor­wärts", der gleich den Gemeinheiten bei Cohn u. Friedländer die Mißstände in Staatswerkstätten und frommen christlichen Instituten rücksichtslos und stets bei voller Namensnennung der betreffenden Ausbeuter aufgedeckt hat. Das Zentralorgan aller Rüpel der Reichshauptstadt dagegen rempelt den Vorwärts" an, weil er absichtlich Mißstände bei jüdischen Fabrikanten der Deffentlichkeit vorenthalte. Im gleichen Athemzuge aber, wo das Blatt diesen ebenso lächerlichen wie grundlosen Vorwurf erhebt, begeht es selber die elende Feigheit, den Namen des Fabrikanten zu vera schweigen, von dem es zu feinem anderen Zweck, als um dem Rassenhaß zu fröhnen, einen besonderen Ausbeuterkniff auftischt. Man kann solches Gebahren nur mit der leidigen Thatsache entschuldigen, daß den Radau- Antisemiten jedes Gefühl für Sitte und Scham abhanden gekommen ist.

Berlin , 13. November 1894.

Ein unvernünftiger Mensch, der leider auch zu dem Pers sonal des Postamts gehört, hat heute zwischen 12 und 1 Uhr Nachmittags die unteren Fenster im Klosetranm, welche um 8 Uhr Bormittag, wie der Amtsvorsteher festgestellt hatte, geschlossen waren und welche zwischen il und 12 Uhr Vormittags Amtsvorsteher persönlich geschlossen vo m wurden, weil sie inzwischen von unbefugter Hand geöffnet worden waren, troß des herrschenden Sturmes in ganz unberechtigter Weise wiederum geöffnet und außerdem beim