Einzelbild herunterladen
 
von 2 MklliaiÄeN SotSnufrf utt5 Thi(3cgeftmet? 5cf Wpriv zentigen Aussuhrabgabe, sür das laufende Jahr etwa 1,3 Mil- liarden Goldmark. Zusammen 3,3 Milliarden Goldmark. Der Gegenwartswert dieser Summe in Papiermark ist kürz- lich im Neichsrat auf 53 Milliarden angegeben worden. Rech- nen wir auf diese Summe die im außerordenllichen Etat neben den Besatzungskosten laufenden 6,1 Milliarden an, so bleiben 46.9 Milliarden oder 490V Millionen. Dieser Betrag. dazu die Besatzungskosten von 85VV Mill., dazu der Fehlbetrag des Haushalts von 53 43V Millionen stellt den Einnahme- bedarf des Reiches dar. InsgesamtIVS 83VMill. Mk. neue Einnahmen sind zu beschaffen. Beachtet man, daß aus Grund der bestehenden Steuergesetze in den Haushalt für 1921 an Einnahmen aus Steuern, Zöllen und Abgaben aller Art (einschließlich 78VV Millionen außerordentliche Einnahmen aus dem Reichsnotopfer) 54 7V9 Millionen M. eingestellt wurden, so bekommt man eine ungefähre Vorstellung von der Größe der Aufgabe. Genau das Doppelte der gegen- wärtig fließenden R e i ch s e i n n a h m e n muß aus neu zn erschließenden Quellen gewon- nen werden. Der Haushaltsplan für 1921 erleichtert sich nun die Auf- gäbe ein wenig, indem er den gesamten Fehlbetrag des außer- ordentlichen Etats im Betrage von 49 189 Millionen durch Inanspruchnahme der schwebenden Schuld, also wiederum der R o t e n-p r e s s e zu beschaffen gedenkt. In diesen Bahnen kann aber nicht lange mehr weiter gewandelt werden. Die Garantiekommission hat uns schon daran erinnert, daß es Zeit sei, unseren Haushalt durch eine Finanzreforin ins Gleich- gewicht'zu bringen und den Kurs der Mark zu festigen. Mit der weiteren Steigerung der schwebenden Schuld nähern wir uns nicht diesen Zielen, sondern entfernen uns immer weiter von ihnen. Wir stehen vor der Frage, ob wir rund 110 Milliarden Mark oder, wenn die Betriebsverwaltungen des Reichs(Post und Eisenbahn  ) ihre Fehlbeträge von fast 20 Milliarden aus eigener Kraft zu decken vermöchten, rund 90 Milliarden Mark weitere Reichseinnahmen jährlich aufzubringen vermögen. Die Feinde der scharfen Heranziehung des Besitzeshaben es längst gesagt", daß wir das nicht können, und haben darum das Ultimatum abgelehnt. Desienungeachtet sind sie nicht ab- geneigt, neue Verbrauchssteuern in einem Maße zu bewilligen, das nirgends in der Welt ein Beispiel findet. Erst wenn es an den Besitz gehen soll, fällt ihnen wieder ein, daß sie ja die Erfüllung des Ultimatums für unmöglich halten. Die Obermeister von der Steuerzunft sind mit ihnen der glei- chen Meinung wenigstens insofern, als sie die Notwendigkeit und Erträglichkeit der ungeheuersten Verbrauchsbelastung be- jähen, vorExperimenten", die neue Wege zur Erfassung der leistungsfähigsten Bermögensträger zeigen, aber dringend warnen. Mit ihnen soll sich ein zweiter Artikel auseinandersetzen.
Migft vor üer Einigung. Für das meiste, chas die Arbeiterpresse schreibt, hat die Reaktion nur Hohn und Spott. Aber bei einem Wort horcht sie ängstlich auf, zuckt sie nervös zusammen. Dieses Wort heißt: Einigung. Es ist ganz erstaunlich, welche Wirkung der Artikel Philipp Scheidemonns in unserer Sonn- tagsausgabe, die Beschlüsse unseres sächsischen Landes- Parteitages und ähnliche Einigungsrufe auf der Rechten hervorrufen. Die ganze Rechtspresie ist voll von hysterischem Angstgekreisch. Ueberall besorgtes Ohrenspitzen: steht etwa die Einigung zwischen den Sozialdemokraten und den Unabhän- gigen bevor? Was uns unmittelbar droht, das Ist das Zusammenballen einer f revolutionären Masse, die dazu benutzt werden soll, um der Umwandlung der Demokratie in eine sozialistische Diktatur den nötigen Nachdruck zu verleihen. In diesen Worten entladen sich die Angst und das böse Gewissen derDeutschen Tageszeitung". Die blasse Furcht zittert so deutlich aus dem Satz hervor, daß wir die Blödsinnigkeit des Inhalts gern damit entfchuldi-
Das Weltereignis. vom Eifelturm sprüht weißes Licht, Flugzeuge werfen grüne Leuchtkugeln ob, aufgeregte Menschenmussen»stauen sich vor den Pa- rtser Zeitungsredaktionen, und in diesen herrscht fieberhaft« Auf- regung. In New Dvrk ein ähnliches BM>. Hören wir den Reporter: Seit L Uhr nachmittags fließt ein ungeheurer Menfchenftrom den Brodway hinab zum Timessquare, Kuhglocken werden geläutet, Pa- piertrompeten geblasen, Knarren ratschen, die ganze Höllenqual des Calltthumbing(Freudengetrommel), die man in jeder New Porker Silvesternacht erduldet, wiederholt sich, zehnfach verstärkt.... Und dann ging ein Aufschrei durch diese Menschenmassen zweier Erdteile! Wo» tst geschehe«? Hat die Welt ewigen Frieden erhalten, ist ein Mittel gegen Arbeitslosigkeit nnd andere Plagen gefunden, bricht vielleicht das tausendjährige Reich der Frommen an oder hat sich sonst irgend etwa». zum Heil der Menschheit vollzogen? Nichts von alledem I Es hat nur«w» Schlägerei nach allen Regeln der Kunst(Boxen genannt) zwischen einem Amerikaner und einem Franzosen statt- gefunden. Der Amerikaner hat gesiegt und seinen Gegner jämmer- lich zugerichtet. Wiebegeisternd" wirkt solch ein Kampfbericht: Carpentier landete die ersten Schwinger, aber die Host nahm ihm die Kraft, Deinsen grinste nur sein grimmiges Grinsen. Oderer traf mit zwei schweren Uppercuts, die Carpentier den Mund blutig schlugen und da« Nasenbein zertrümmerten".Er blutet noch immer au» der Nase und aus einer Wund« über der linken Augen- braue" und schließlich,bei sieben versucht er sich aufzustützen, rollte hinten über auf den Rücken, von dem zu Kopf strömenden Blute verlor er die Besinnung und schlief ein".(Immerhin das gescheiteste, was er tun konnte!) Und um dieses erhebende Schauspiel sehen zu können, sind Europäer nach Amerika   gereist, haben sich 116 000 Zuschauer in der Arena eingefunden, find an 50 000 Eintrittskarten gefälscht worden, wurden an 100 Spezialtelegraphisten und an 700 Journalisten als Berichterstatter bestellt mußte der Verkehr fast Uebermenschliches leisten. Dazu wurden Millionenwerte verwettet. Zeitungen aller Länder berichten in spottenlangen Artikeln von diesem weltbewegen- den Ereignis, und es gibt sogar Menschen, die es gierig lesen. War für armselige Gesellen sind dagegen doch die alten Römer gewesen! Wir haben es doch so herrlich well gebracht! Die viel ge» rühmteKultur" des 80. Jahrhunderts strahlt in bengalischer Be- leuchtung.
gen. DieD. ST. ZV"" späht angstlich nach allen Symptllmekk und tröstet ihre Leser täglich damit, daß der Einigung doch noch große Schwierigkeiten entgegenstünden. DieTägliche Rundschau" maskiert ihre Angst hinter faulen Witzen. Aber wie verschieden es sich auch im einzelnen ausdrückt, eins ist sicher: die ganze Rechtspresse fährt wie von der Tarantel ge- stochen auf, sobald auf der Arbeiterseite das Wort Einig- k e i t ertönt. Wir kennen die Schwierigkeit des Problems wohl. Wir wisien, daß mit der bloßen Verkündigung des Einigungs- willens die Einigkeit noch nicht geschaffen ist, daß viele Differenzen zu uberwinden sind. Aber die Angst der Rechtspresse ist ein deutliches Zeichen, in welcher R i ch- t u n g gearbeitet werden muß. Und wenn dieRote Fahne" wie gewöhnlich der Rechtspresse sekundiert und über diewerdende Einheitsfront der Menschewisten" spottet, so bestärkt uns das in der Auffassung, daß die Wieder- Herstellung der Einheitsfront des Proletariats das Ziel ist und bleibt, van besten Verwirklichung es abhängt, ob die deutsche Arbeiterbewegung aus der Defensive wieder zum Vormarsch und Erfolg gelangt.
Niedergang der presse. In Hamburg   hat der Reichsverband der deutschen Presse   seine Tagung gefeiert. Dabei hat es an der üblichen Beweihräucherung der Presse durch hohe Be- Hörden nicht gefehlt. Natürlich, die Presse ist ein gefährlich Ding: sie kann den Unbedeutenden zur Größe emporheben und den wirklich Großen totschweigen. Warum sich also mit ihr nicht gutstellen? Haben doch selbst Kaiser, Könige und Prä- sidenten ihren Diener vor ihr gemacht, vonachter Großmacht", vonkommandierenden Generalen" geredet. Wie alle Ty- rannen bekommt auch die Presse viel Schmeicheleien und selten oder nie die Wahrheit zu hören. In Wirklichkeit gibt es auch Ding«, die recht bedenklich stimmen. Wir greifen ein paar Beispiele aus den letzten Tagen heraus. So wurde am 1. Juli in Heringsdorf   eine Schlemmer statte eingeweiht, ein Luxushotel, das seine Gäste aus Berlin   mit Privotauto abholt und ihnen den abendlichen Sekt- und Hummergenuß mit Musik des Philharmonischen Orchesters und dem Gesang bekanntester Sänger und Sängerinnen würzt. Prompt bringen das NachrichtenburaudesBereinsdeutfcherZei- tungsverleger",MTB.",D e n a" und andere be- geisterte Lobsshymncn. Wo eine große Erfindung oder Ent- deckung gemacyt wird, geht es bedeutend geräuschloser ab. Aber weil hier Gaumen und Ohr übersättigter Millionäre mit den raffiniertesten Genüssen gekitzelt werden, schreibt man von einermodernen K u l t u r st ä t t e" oder preist, daß kulturelle Werte von unabsehbarer Bedeu- t u n g" geschaffen werden. Eine Schlemmerstätte in Herings- dorf, geschaffen von dem Begründer eines bekannten Berliner  S p i e l k l u bs, das ist dieser Art von Journalistikkulw- reller Wert von unabsehbarer Bedeutung". Freilich, die Ur­sache solcher Begeisterung liegt nah, denn: Der Gipfelpunkt der Einweihung basierte auf einer mit kuli- narischen Genüssen und markanten künstlerischen Glanz­leistungen in feinster Harmonie abgetönten Festtafel. Ein ander Bild: Boxkampf Charpentier  -Demp sey. Spaltenlange Berichte in der bürgerlichen Montagspresse. Der geschichtliche Borgang, wie sich zwei verprügeln, die Nasen blutig schlagen, die Brust zerhauen usw., wird bis ins letzte De- tail geschildert. Kein gebrochener Daumen, keine Schmerzens- zuckung darf ausgelassen werden. Die Konkurrenz könnte mehr darüber bringen! Wenn in Parlamenten kluge und bedeut- same Reden gehalten werden, da fährt der Stift des Redak- tcurs unbarmherzig dazwischen. Aber der rohe Muskelkampf zweier Athleten, darüber kann nicht lang genug gedrahtet werden. Vielleicht haben die Kommunisten ganz recht, wenn sie im Parlament drauf los hauen. Nur so wird auf die Dauer das Parlament der Konkurrenz des Boxerrmges ge- wachsen sein. Wenn ein bürgerliches Blatt, das politisches Ansehen in der ganzen Welt genießt, seinen Lesern eine Klatsch- und T r a t s ch e ck e einrichtet, wo die Liebeshändel Pariser Ko-
EineDanle-Ausstellung" wurde Montag mittag im Kupfer. stichkabinett des Reuen Museums eröffnet. Sie zeigt Porträts des Dichters(meist in Nachbildungen) und I l l u st r a- t i o n e n zu seinen Werten. Unter den Porträts interessiert besonders vie Studienzeichnung Raffaels zu seineni Dante-Kopf in der Disputa  . Auf diesen von Rafsacl geschaffenen Typus gehen alle berühmten Bildnisse Dantes zurück. Die überreichen Anregungen, die die bildende Kunst aus Dantes Dichtungen schöpfte, dokumentiert die Ausstellung der Illustrationen. Sie führt von Orcagna  , dem Zeitgenossen Dantes, über Botticelli   und Raffael   bis in die Gegenwart hinein. Den Mittelpunkt bilden Bvtticellis Zeichnungen zur Göttlichen Komödie  ". Sie wurden 1480 1495 mit Metall­stift auf Pergament entworfen. Die Hauptlinien sind mit Tinte nach- gezogen und sollten wahrscheinlich mit Deckfarben ausgefüllt werden. Jeder Gesang ist mit einer Zeichnung geschmückt, und der betreffende Text steht auf der Rückseite des Blattes geschrieben. Das ganze Werk gehörte ursprünglich einem Mitglied? des Hauses der Medici, und 88 Blätter davon wurden im Iabre 1882 von unserm Kupfer- stichkabinett erworben, während sich 8 in der vattkansschen Bibliothek in Rom   befinden und 9 verlorengegangen sind. Mehr als anderthalb Jahrhunderte waren feit Dantes Tod vergongen, als Botticelli diese Illustrationen schuf. Aber der Geist des Dichters war noch lebendig, oder richtiger: er war zu neuem Leben erweckt durch den großen slorentinischen Bußprediger Saoonarola, zu dessen inbrünstigsten An- hänaern Botticelli   gehörte. So konnte das Wunder geschehen, daß ein Maler der welttreudigen Frührenaissance die mystische Phantasttk derGöttlichen Komödie  " nocherlebte und zu ergreifenden Bildern gestaltete. Prof. Oskar F i s ch e l, der die Ausstellung mit einer ge- lehrten und klugen Rede eröffnete, sprach die Hoffnung aus, sie werde dos Publikum zur Lektüre der Dantefchen Dichtungen anregen. Ich möchte daran die weitere Hoffnung knüpfen, daß sie recht viele Be- sucher veranlassen möchte, zu Stammgästen unseres Kupferstich­kabinetts zu werden. In seinen Mappen ist eine unerschöpfliche Fülle von herrlichen Kunstwerken verborgen, und man soll nicht warten, bis der Inhalt gelegentlicb einmal an den Wänden erscheint, sondern man soll ssck selber die Mavpen öffnen lassen, die einzelnen Blätter in die Hand nehmen und sich darin vertiefen. Denn dazu, und nicht zum Wandschmuck sind sie bestimmt. I. S. Eine Volksabstimmung über Richard Wagner  . Die Frage der Wiederaufnahme der Wagnerschen Musikdramen in die Spielpläne der internationalen Over, die in so ziemlich allen Ländern der Entente bereits zugunsten des Wagnerschen Kunstwerks entschieden wurde, ist für Belgien   immer noch offen und hat in mehreren bei- gffchen Städten recht befremdlich« Erscheinungen gezeittgt. In Gent  hat man sich beispielsweise in dieser Angelegenheit zu einem Plebiszit entschlossen und die Bevölkerung aufgefordert, über die Frage:Wollt ihr in Zukunft noch deutsche Opern hören?" in ge- heimer Wahl abzustimmen. Das Publikum hat sich nahezu einstimmig sür Wagner ausgesprochen, und infolge der Abstimmung befindet sich bereit» eine» semer Musikdramen in Neueinstudierung..
kokkett, die Eh'eskänbale der New Porker Milliardäre in behag- lichster Andacht geschildert werden, was soll man dann erst von den Blättern zweiten und dritten Ranges erwarten? Die Presse soll ein Spiegelbild der Zeit sein, aber keine Lügnerin, die dem geistigen und kulturellen Niedergang ihre Kompli- mente macht!_
Ein Rechtfertigungsversuch. Zu den Auslührungen des sozialdemokratischen Abgeordneterr Genossen I a n scki e k und des unabhängigen Abgeordneten Pieper im Reichstag anläßlich der Zentrumsinterpellotion über das Gruben- unglück auf der Zeche Moni C e n i s veröffentlicht die Zechen- Verwaltung eine längere Auslassung, in der sie die Angaben der beiden Abgeordneten zu entkräften versucht. Mit besonderer Heftigkeit wird den Ausführungen des Genossen Janschek entgegen­getreten, die alsbewußt unwahr' bezeichnet werden. Die Urteile der beiden sozialistischen   Abgeordneten im Reichstag sollen nach Auffassung der Zechenverwaltung beweisen, daß die parlamentarische Kommissionteilweise voreingenommen" gewesen sei. Die Arbeitervertceter werden es sich nicht nehmen lassen, auf diese schweren Vorwürfe der Zechenverwaltung Moni Cenis, hinter der offenkundig Interessen der Arbeitgeber stehen, die ge- bührende Antwort zu erteilen. Der erregte Ton, in dem die Er- widerung der Zechenverwaltung gehalten ist, beweist, daß ihr die Kritik der sozialistischen   Arbeilervertreter außerordentlich peinlich war, und daß die Zustände uuf Moni Cenis nicht so waren, wie sie im Interesse der Bergarbeiterschaft hätten sein müssen. Hoffenl- lich bleibt die Antwort der Arbeitervcrtreter nicht aus.
Die Neuregelung üer Invaliüenversicherung Im Sozialen Ausschuß des Reichstages wurde am Montag die Neuregelung der Leistungen und der Beiträge in der Invalidenversicherung beraten. Em Antrag Hoch iSoz.i und Gen. fordert die Bildung der Lohi'klassen nach der Höhe des Jahresarbeitsverdienstes wie folgt: Klasse 1 bis zu 1000 M.. Klasse 2 von 10003000 M.. Klasse 3 von 30005000 M.. Klasse 4 von mebr als 5000 M. bis zu 7000 M.. Klasse 5 von mehr als 7000 M. bis zu 9000 M Klasse S. von mehr als 9000 M. bis zu 12 000 M.. Klasse 7 von 12 000 M. bis zu 15 000 M.. Klasse 8 von mehr als 15 000 M. Der Regierungsvertreter tührte aus. daß seitens der Regierung gegen die Herauffetzung der Lohn- ilassen über 9000 M. und die damit verbundene notwendige Er- höhung der Beiträge im Interesse der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie unseres Wirtschaftslebens nach wie vor ernste Bedenken bestehen. Da aber sowohl ein Vertreter der Arbeitnehmer im Ausschuß als auch der Reichs wirt- ichaftSrat dem ziigesiimml kaben, ist die Regierung nicht in her Lage, eine völlig ablehnende Haltung einzunehmen. Der sozial- dem akratische Antrag wird angenommen. Als Beiträge wurden festgesetzt in den Lohnklassen 18: 8,50, 4.50. 5.50.«.50, 7.50. 9. 10,50 und 12 M. Angenommen wurde ferner ein unabhängiger Antrag, wonach als BcitragSwoche der Lohnllasie 2(anstatt der Lohnttasse 1. wie es im RegierungSentwurf vorgesehen ist), ohne daß Beiträge enl- richtet zu werden brauchen, die vollen Wochen angerechziet werden, in denen dpr Versicherte in MobilmachungS  - oder Kriegs- zeiten militärische Dienstleistungen verrichtet hat oder wegen einer Krankheit zeitweise arbeitsunfähig und nadbweislich verhindert gewesen ist, seine Beru'stätigkeit fortzusetzen. ES wurde zum AuS- druck gebracht, daß es sich hierbei um lnnftige militärische Dienst- leistungen handelt, während für die früheren Kriegsteilnehmer die Neberqangsbestimmungen des Gesetzes gelten. Der Gesetzentwurf über die Aenderung der Jnvalidenveniibe« rung wurde im übrigen gemäß der Regierungsvorlage vom An-i- schuß a n g e u o m m e n._ Da» ist ganz was anders! Ueber den mit knapver Mehrheit vom preußischen Landtag angenommenen sozialdemokratischen Antrag. daß befähigte Personen, auch ohne den ordetulichen Ausbildungs- gang zurückgelegt zu haben, zum Assesiorexamen zugelass.'u werden sollen, bat die reaktionäre Presse Zetermordio geschrien. Jetzt meldet dieselbe reaktionäre'Presse, daß Offiziere als ordentliche Studierende zu den Universitäten zugelassen werden sollen, auch wenn sie das Reifezeugnis nicht besitzen. Na- türlich ist dasganz was anders". A-Deutschland ist, mit den letzten ausgelieferten U-Booten, nun doch in England vernichtet worden.
Rlüssen die Einlrittsgelder der Volksbibliotheken erhöht werden? Bon der Arbeitsgemeinschaft der Berliner   Volksbibliothekare wird uns geschrieben: Der Berliner Magistrat beabsichtigt für olle Berliner  Bolks- und Stadtblbliotheken gleichmäßig bei Neueintragung von Lesern 10 Mk. und für jedes entliehene Buch 10 Pf. zu erheben. Mit Entrüstung haben hiervon die zur Arbeitsgemeinschaft vereinigten Volksbibliothekare von Groß-Berlin Kenntnis erhalten! Anscheinend ist für diese Absicht bestimmend, daß große Stadtbibsiothekcn wie Berlin   und Eharlottenburg hohe Eintrittsgelder von 5 bis lO�Mk., aber kein« Leihgebühren, hingegen die kleineren Volks- oder Stadt- bibliotheken Leihgebühren bis zu 20 Pf. sür das Buch, aber keine Eintrittsgelder verlangen. Ist das zum Besten der Leser und der volksbibliothekarischen Arbeit? Die hohen Eintrittsgelder, die die großen Stadtbibliotheken lediglich als Notbehelf für die Leihgebühren eingeführt haben, erweisen sich als ein Mittel, die L es er v o n d e r Bücherei abzuschrecken. Nach den Bestimmungen, die man durchzuführen gedenkt, hätte jeder Leser, der nur ein paarmal die Bücherei benutzen will und das sind für die Bücherei sehr wert- volle Leser auf jeden Fall 10 Mk. zu entrichten. Wer von den Unbemittelten hat denn gleich 10 Mk. In der Tasche? Nicht nur der Fachmann weiß, daß eine einmalige Abgabe schon von 5 Mk., ge- schweige denn von 10 Mk. von den Lesern mehr gescheut wird, als 20 Pf. für jedes Buch. Woltte man eine Veränderung in den Lese- gebühren einführen, so erhöhe man besser die allgemein« Leib- gebühr auf 20 Pf. für das Buch. Statt dessen fordert man hohe Eintrittsgelder und schreckt damit nicht nur die Leser von der Volks- bücherei ab, sondern fördert auch die Schundliteratur und setzt den Wert der einzelnen Entleihung herunter. Die Dolksbibliothekare erheben dann weiter Einspruch gegen die Mechanisierung der Volksbildungsarbeit und bekämpfen auch die Einrichtung eines städtischen Büchereieinkoushauses Indes das sind Detailfragen, die hiermit nicht in Zusammenhang stehen. Für selbst. verständlich halten wir es indes, daß in der Zentraldeputatlon wie in den Bczirksdeputationen fachmännische Beiräte zugezogen werden. Die Einführung von 10 Mk. Eintrittsgeld könnte in der Tat dazu führen, daß der Bibliotheksbesuch abnimmt und der finanzielle Effekt ausbleibt. Die Erfahrungen mit den Eintrittsgeldern in den Museen sollten zu denken geben. Ehorgesänge auf Straßen und Pläheu. Di« Volksbühne Groß- Hamburg beabsichtigt in den Monaten Juli, August und September an geeigneten Abenden auf Hamburger Straßen und Plätzen Chor  - gelänge im Freien zu veranstalten. Mit dem Vortrag ausgewählter Stücke hofft man so in weiteren Kreisen des Volkes die Freude am Chorlied zu heben. Eine Reihe großer Hamburger Gesangvereine oben ihre Chöre mit 200 400 Mitwirkenden dem Plan der Volks- ühne bereits zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltungen sind unentgeltlich. Sie wollen, indem sie Straßenmusik im edelsten Sinne des Wortes geben, die Straße der künstlerischen Erziehung des Volkes dienstbar machen, ausgehend von dem Gedanken, daß, wer dem Volke Kunst bringen will, sich nicht darauf beschränken darf, «, zu sich zu rufen, sondern es aussuchen muß.