Einzelbild herunterladen
 
Nr. ZN» ZS. Jahrgang
Heilage öes Vorwärts
Dienstag, S. Mim?
GroMerün Im Mgesicht ües Schlosses. Wieder führt einen der Weg einmal in die Nähe des alten hohenzollernschen Zwing-Uri   am Lustgarten, und die verwitterten Mauern, um die der Wind der Jahrhunderte gezogen ist, stimmen nachdenklich. Ehe man sich'? versieht, sitzt man da auf einer der beschotteten Bänke und grübelt und sinnt zum Schloß hinüber. Nebenan ein älterer Herr, der in einem Buch liest. Jetzt blättert er die letzte Seite um, reckt sich ein wenig und legt das Buch be- hutsam neben sich auf die Bank. Was mag er gelesen haben? Fürwahr, ein seltsamer Titel: Wilhelm II.   als Krüppel und Psychopath. Abrechnung mit dem Man- a r ch i s m u s. Der Verfasser, gänzlich unbekannt, nennt sich Hans Wilm. Sicherlich ein Deckname. Immerhin. Wenn man doch das Buch lesen könnte. Eine Frage wird riskiert und die Ant- wort ist liebenswürdig bejahend. Aber der Herr will gehen. Was nun? Ich will ihm das Buch bezahlen. Er lehnt es ab und meint, es verdiene in weiten Kreisen gelesen zu werden. Auch ich solle es nach dem Lesen weitergeben. Gut. Wir verabschieden uns. Und dann lese ich.... Zwei Stunden sind darüber vergangen, aber sie haben die Eni- hüllung eines Geheimnisses gebracht, das seit Jahrzehnten mit un- erhörtem Druck auf unserem Boll lastete. Wir entsinnen uns der kinllich anmutenden Vorliebe dieses Mannes für bunten Vomv und Prunk, bunte Uniformen, bunte Orden, Schnüre, Litzen, Strei- fen und Schabracken. Wir erinnern uns, daß ihn das Ausland ,.Lohengrin" nannte. Wir erinnerten uns. gerade in diesen Tagen wieder, des Wortes: Pardon wird nicht gegeben! Ge. fangen? werden nicht gemacht! Hier enthüllt sich uns die Wahrheit: Alles Theater, alles Operette, alles eine einzige Tragikomödie, die dann am 1. August in die Tragödie umschlug. die den Erdball erzittern ließ. Und das alles um einen einzigen Menschen, den die Verblendung und die erbärmliche Kriecherei des Bürgertums zum Helden stempelte, während er in Wahrheit ein Degenerierter und erblich Belasteter, ein Krüppel und ein Schwäch- ling war, den es, immer nach dem Buch von Hans Wilm, fort- während trieb, qeldenpose zu markieren. Er selbst wußte genau, daß er mit seinem verkürzten Arm unnormal war und infolgedessen ging sein ganzes Streben darauf hinaus, die Mitwelt von seinem Gebrechen abzulenken, sie mit einem forcierten Draufgängertum zu erschrecken und sie glauben zu machen, er sei ein ganz Großer, ein Held, ein Genie, ein von Gott   Begnadeter. Und stets, in ganz kurzer Zeit, folgte als Beweis der vorhandenen inneren Schwäche das Versagen, der Zurückzieher. Fürwahr, dieses Buch ist gefährlich für den Monarchismus. Es trifft ihn mitten ins Herz. Hinter dem Namen Wilm verbirgt sich zweifellos ein Mann der Wissenschaft, der die Krüppelvsnche und damit endlich auch die rätselhafte Psyche des letzten Hohen- z-'lern ergründet hat. Es bleibt nunmehr kein Zweifel, daß die Monarchie in Preußen und in Deutschland   eingesargt ist. Möge sie vermodern. Die linken Parteien im Berliner   Rathaus sind durchaus auf dem richtigen Weg, wenn sie die Erinnerung an die Hohenzollern   auch in den Straßennamen tilgen wollen und jenem Herrn Stadtverordneten, der mit seiner Anhimmelung der Hohen- zollern den Krach In einer der letzten Stadtverordnetenversammlung heraufbeschworen hat, sei das Buch ganz besonders warm empfohlen.
Liebesraserek. Der Totschlag in der Zllarienstrajze. Am 7. Juli vorigen Jahres erstach der Photograph Emil Schubert seine Geliebte, die Verkäuferin Agnes S e i f f e r t in einem Privatlogis in der Marienstraße. Wegen dieser Tat hatte er sich gestern vor dem Schwurgericht des Landgerichts I   zu verant- warten. Er fand milde Richter und wurde wegen Totschlages unter
Zubilligung mildernder Umstände und Anrechnung von 11 Mo- naten Untersuchungshaft zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Schubert war früher in einem photographischen Geschäft im Munfterlager tätig und hatte dort tue Seiffert kennengelernt, mit der er in Saus und Braus lebte und Schulden machte, die schließ- lich eine Höhe von über 3000 M. erreichten. Um seine Verhältnisse zu regeln, fuhr er mit seiner Geliebten nach Berlin   und mietete sich in einem PrivaUogls in der Marienstr. 18 ein. Mit der Zeit entwickelten sich zwischen beiden Unstimmigkeitxn. Als sie am 6. Juli in ihr Logis zurückkehrten, kam es wiederum zu einem Streite, in dessen Verlauf der Angeklagte wegen eines Schlages, den ihm die Seiffert versetzte, In rasende Wut geriet, so daß er sich auf sie stürzte, sie am Halse würgte, bis sie röchelnd zurücksank. Mit einem haarscharfen Rasiermesser versetzte er ihr einen so tiefen Stich in den Ha:s, daß der Kopf förmlich vom Rumpfe abgetrennt wurde. Nach oer Tat fuhr er nach Wannsee  , wo er sich herum-
SPD  . Allgemeine JunktionärkonferenZ Heute. Dienstag, öeu 5. �uli, abenüs 6 Uhr in den Germaniasälen, Chausseeftraße 1)0 Tagesordnung: 1. Ansprache einer Delegation der georgischen Sozialdemokratie. 2.Die wirtschaftliche Lage und das Arbeitslosenproblem". Referent: Genosse p. Grahmann, 2. Vorsitzender des All- gemeinen Deutschen   Gewerkschaftsbundcs. Alle Funktionäre müssen anwesend sein. Mitgliedsbuch und Funktionärkarte dienen als Ausweis. Der Sezirksvorstanö.
trieb, bis er schließlich oon der Kriminalpolizei ermittelt und ver- haftet wurde. Zur Täuschung der Polizei hatte er in seinem Quar- tier einen Zettel folgenden Inhaltes zurückgelassen:Wir haben beschlossen, beide aus dem Leben zu scheiden, weil unüberwindliche Hindernisse ein Zusammenleben nicht gestatten. Wenn Sie dieses lesen, weile ich auch nicht mehr unter den Lebenden." Nach dem Gutachten der medizinischen Sachverständigen, ist Schubert als ein nicht ganz normaler Mensch anzusprechen, der die Tat im Affekt begongen hat. Der Staatsanwalt beantragte das Schuldig wegen Totschlages unter Zubilligung mildernder Umstände. Der Verteidiger plädierte für vollständige Freisprechung, da der Angeklagte von der Getöteten zur Liebesraserei auf- gestachelt worden sei und weil er die Tat als minderwertiger Mensch im Affekt begangen habe, zu dem er durch die Beleidigungen und Tätlichkeiten der Getöteten gereizt worden sei. Die Geschworenen sprachen das Schuldig wegen Totschlages aus, bewilligten mildernde Umstände im Sinne des Verteidigers. Das Gericht erkannte auf das eingangs erwähnte Urteil. Menschen zweiter Klasse? Während des Krieges, als das Hilfsdienstgesetz in Kraft ge- treten war, stellten die gewerbsmäßigen Stellenvermittler beim Berliner   Polizeipräsidium den Antrag, Teuerungszuschläge für die Vermittlung erheben zu können, und es wurde ihnen ein Zuschlag von 20 Proz. gewährt. Im Jahre 19l9 bewilligre das Polizei- Präsidium einen weiteren Zuschlag von 70 Proz. und begünstigte so ein Gewerbe, daß von wirklich sozial Denkenden schon längst als überflüssig betrachtet wird. Jetzt, wo ein Unterausschuß de§ Sozialpolitischen Ausschusies fieberhaft an dem Entwurf des Arbeitsnachweis- g e s e tz e s arbeitet, fordern die Stellenvermittler wiederum einen Teuerungszuschlag auf die Gebührentoxe von 150 Proz. Wird man ihnen wieder entgegenkommen? In Groß-Berlin bestehen in allen Stadtteilen Arbeitsnach« weise, die Hauspersoual vermitteln, und die besonderen Fach- abteilungcn sind m der Lage, den verschiedensten Wünschen Rechnung tragen zu können. Sollte es nicht eine Aufgabe des
Polizeipräsidiums sein, die Arbeitsnachweise der Stadt Berlin   zu unterstützen und die Forde- rungen der gewerbsmäßigen Stellcnvermitller mit der Begründung abzulehnen, daß für diesesGewerbe" kein Bedürfnis vor- Händen ist? Die Arbeitsuchenden sollten nie vergesien, daß die Stellender- mittler es meisterhaft verstehen, sich bei jenen Leuten beliebt zu machen, denen kie ihreWare" anbieten. Mit der Begründung, daß sichunehrliche" Elemente in den Hausangestelltenberus eingeschlichen hätten, fordern sie ein Zeugnisbuch mit Lichtbild und numerierten Seitenzahlen. Diese Tatsache wirft ein recht bezeichnendes Bild auf die Ein- schätzung der Hausangestellten durch die Stellenvermitler. Wir erwarten, daß die Forderungen der Stellen- vermittler vom Polizeipräsidium glatt abge- lehnt werden und richten an alle in Betracht kommenden Arbeitsuchenden den Appell, sich ausschließlich an die städischen Arbeitsnachweise zu wenden und sich durch gewerkschaftlichen Zu- sammenschluß dagegen zu wehren, daß man sie zu Menschen zweiler Klaffe herunterdrückt. Ein politischer Prozeh? Bor dem Schwurgericht des Landgerichts I   begann heute die Verhandlung gegen den Schuhmacher Heinz Josef Buchwalter, der am 23. Februar d. I. den polnischen Agenten Theodor Rozenblum ermordete. Der Täter war zunächst entkommen und wurde später in Birkenwerder   verhaftet, wo er sich in einem Hause in einer Kiste verborgen batte. Der Ermordete war Agent der polnischen kommunistischen   Partei und es soll das polnische revolutionäre Komitee das Todesurteil gegen ihn gefällt haben, weil der Verdacht bestand, daß er diese Partei verraten und ihm für Propagandazwecke übergebenes Geld veruntreut habe. Buch- Walter soll zum Vollstrecker des Todesurteils bestimmt worden sein. Der Angeklagte bestritt dies in der Verhandlung und will den R. infolge eines Streites im Jähzorn erstochen haben. Die Verhandlung wurde vertagt, da das Gericht dem Antrage der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Viktor F r a e n k e l und Justizrat B r o h, den Angeklagten auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen, stattgegeben hat._ Deutsch  - Nationalistische Kundgebung von Amerikanern. Das Denkmal des alten Fritz, Unter den Linden  , war, wie eine bürgerliche Korrespondenz zu berichten weiß, am Montag. dem Freiheitstag der Vereinigten Staaten   von Nordamerika  , der Schauplatz einer amerikanischen   Kundgebung für den Preußenkönig. Gegen 8 Uhr morgens fuhren an dem Denkmal drei Autos vor, denen eine Gesellschaft amerikanischer Damen und Herren entstieg. Einer der Herren überstieg das Gitter und legte zu Füßen des« Denkmalsockels zwei große Eichenkränze nieder. Der größere von beiden, der mit den umflorten schwarz-weiß-roten Farben und mit den Sternen und Streifen der amerikanischen   Flagge geschmückt war, wies auf einer großen weißen Schleife solgende Inschrift auf: Daß für die Freiheit unsere Väter starben... The Lcague os Truth Wahrheitsbund, Berlin   New Dork, 4. Julh 1914/1921." Auf der mit dem alten deutschen   Reichsadler und dem amerikanischen  Wappen geschmückten weißen Schleife des zweiten Kranzes war zu lesen:Zum 4. Juli 1921. Dem Freunde Amerikas   von einem dankbaren Amerikaner". Ansprachen wurden bei der Kranznieder-» legung nicht gehalten. Nach kurzem Verweilen verließen die Amerikaner das Denkmal. Soweit der Bericht, der zum mindesten recht merkwürdig ist. Wir können uns nicht vorstellen, daß republikanische Amerikaner an einem deutschen Denkmal Kränze mit den Farben des verflossenen Kaiserreichs niederlegen. DieseAmerikaner" mit dem kaiserlichenalten deutschen Reichsadler", den kaiserlichen schwarz-weiß-roten Schleifen in Gemeinschaft mit dem Wappen der a m'e rikanischen Republik sind uns höchst verdächtig. Viel- leicht weiß die Amerikanische   Botschaft über diese merkwürdige Amerikaner etwas Näheres. Verlängerung des Wohnungsmangelgesetzes. Zur Gesetzgebung in der Wohnungsfrage wird mitgeteilt: Der Reichstag   hat das Reichsmietengesetz noch nicht verabschiedet, doch ist die GeltungsdVuer des Wohnungsmangelsgesetzes vom 11. Mai 1920 verlängert worden. Auch wurden zur Beschränkung von Zwangsvollstreckungen geeignete Maßnahmen für gültig erklärt.
Die Rächer.
2!s Roman von Hermann Wagner. Sie spielte mit ihren Gedanken und Worten, als seien es glitzernde Bälle, mit denen sie jonglierte. Sie hatte Furcht, ja, aber diese Furcht war prickelnd. Es gruselte sie, doch dieses Gruseln glich einem süßen Kitzel. Es müßte Ihr Ernst sein," sagte er zögernd. Sie bat ihn um ihr Täschchen, dem sie ein Scheckbuch entnahm. Auf seinem Schreibtisch füllte sie einen Scheck über hunderttausend Mark aus. Diesen überreichte sie ihm. Glauben Sie nun, daß es mein Ernst ist?" fragte sie, be- müht, eine halbe Geste, ein leises Sichverfärben an ihm zu erhaschen, das ihr verriete, ob er triumphiere. Er wendete das Papier lässig zwischen seinen Fingern. Es ist doch nur ein Spaß, den Sie sich da machen," sagte er,ein Spaß, den Sie sich etwas kosten lassen, das gebe ich zu. Sie wünschen zu spielen, ja, aber nicht aus der Börse, sondern mit mir!" Lehnen Sie ab?" fragte sie bestürzt. Im Gegenteil, ich nehme an, ich nehme das Spiel an, das Sie gewillt sind, mit mir zu treiben!... Welche Papiere wünschen Sie zu kaufen?" Die, die Sie mir empfehlen. Nur die. Sie wünschen zu gewinnen, viel zu gewinnen? Ja." ".Nur der," belehrte er sie,hat Aussicht, viel zu ge- winnen, der auch den Mut hat, viel zu wagen... Haben Sie diesen Mut?" Darf ich ihn haben?".., Ich hatte ihn," sagte er trocken. Er schloß ein Fach seines Schreibtisches auf und entnahm ihm ein Bündel Papiere, das er auf den Tisch warf.Diese Papiere," fuhr er fort,habe ich vor zwei Monaten gekauft, billig, für fünf- zigtausend Mark, denn sie standen damals sehr niedrig und sie taten das, weil es hieß, sie seien schlecht und sie würden noch tiefer fallen. Aber ich riskierte das Wagnis und kaufte ffe. Heute find sie auf den doppelten Wert gestiegen... Nun, ich bin bereit, sie Ihnen zu verkaufen, für hunderttausend Mark." Die Aufregung hatte sie stumm gemacht.Gerade diese?" fragte sie furchtsam. Er verzog spöttisch die Mundwinkel.Sehen Sie, setzt haben Sie doch Angst!" Ich?" Sie sprang auf.Nein, ich kaufe sie! Sofort! Hier ist das Geld!"
Sie war rot geworden. Alles fieberte plötzlich an ihr. Sie drängte ihm den Scheck erneut auf und bat um die Papiere. Er tat stumm, was sie verlangte, schrieb, was zu schreiben war, und verfchnürte ihr die Papiere zu einem kleinen Paket. Da," sagte er, indem er ihr das Paket überreichte. Sie strahlte. Es freute sie, ihm zu zeigen, daß sie keine Angst hatte.Werden diese Papiere steigen?" fragte sie. Hätte ich sie nicht verkauft, wenn ich daran zweifelte?" Aber Sie haben sie doch verkauft?!" Sie wurde wieder unruhig, weil es eine absolute Unmöglichkeit war, in seinem Gesicht zu lesen. Ihnen habe ich sie verkauft, ja. Nur Ihnen. Wären Sie nicht gekommen, dann lägen sie noch in meinem Schreib- tisch." Warum gerade mir?" fragte sie, ihre Gedanken gewalt- sam zusammenraffend, denn in ihrem Kopf schwirrte es. Aus Aberglauben," antwortete er ernst.Sprachen Sie gestern nicht davon, daß ich die Frauen hasse? Ich hasse sie zwar nicht, aber ich fürchte sie. Bon einem Papier, das ein Weib von mir verlangt, glaube ich nicht, daß es mir Glück bringt. Das schlage ich los." Sie ließ sich auf die Chaiselongue nieder und stützte den Kopf in den Armen.Nun gestehe ich, daß ich ratlos bin," sagte sie enttäuscht.Ich durchschaue Sie nicht. Was ist Wahrheit an Ihnen und was ist Lüge?" Sie hob den Kopf. Und ich hatte doch geglaubt, daß Sie nett mit mir sein würden ja, ein wenig nett!" Und sie seufzte. Er blieb schweigsam und ging, in Nachdenken versunken, mit langen, lautlosen Schritten im Zimmer auf und ab. Es war nicht zu erkennen, ob er sich mit dem beschäftigte, was sie zu ihm gesagt hatte. Plötzlich aber wandte er sich zu ihr und fragte:Wollen Sie mir nicht sagen, welches der wahre Grund ist, der Sie zu mir geführt hat? Was wollen Sie von mir? Sagen Sie es mir, ohne zu lügen!" Da fragte sie ebenso offen zurück:Was ist es, was S i e von mir wollen?" Ich wollte Geld an Ihnen verdienen," antwortete er ehrlich,ich habe ein Geschäft mit Ihnen gemacht... Und Sie?" Ich wollte Geld an Ihnen verlieren," gestand sie leise ein,ja, das wollte ich. Damit rechnete ich. Aber ich wollte auch dahinter kommen, wer Sie sind. Sie ziehen mich an. Aber ich bin ratlos. Ich bin ratloser als zuvor." Er schien noch zu warten. Sie fühlte seinen kalten Blick und senkte den Kopf. Warum hassen Sie die Menschen?" fragte sie schüchteren.
Und warum hassen Sie auch die Frauen?" Was haben sie Ihnen getan?" Ich werde mich hüten, Ihnen das zu sagen," antwortete er und machte seine Worte bedeutungsvoll und düster. Sehen Sie, nun sind S i e der Feige! Nun sind S i e es, der sich fürchtet!" Und sie wiegte den Kopf:Ich hatte nicht geglaubt, daß S i e furchtsam sein könnten... Oh, vielleicht ist Ihr Geheimnis gar nicht so tief!" Und sie musterte ihn, ruckweise, von oben bis unten. Er ließ es sich gefallen und sagte dann:Ist es Ihre Ab- ficht, mir einen Antrag zu machen?" Und wenn?" fragte sie. Er durchschnitt mit einer sicheren Handbewegung die Luft.Ich würdenein" sagen, unter allen Umständen, od- gleich mich Ihr Reichtum reizt!" Bin ich nur reich? Gar nicht schön?" Ich habe Sie noch nicht angesehen..." Sie sprang auf, packte ihn an beiden Armen und ver- suchte es, ihn zu rütteln.Sehen Sie Mich an! Tun Sie es! Ich bitte Siel Ich flehe Sie an!"- Er tat ihr den Willen und sah sie lange an, so, wie sie es vorhin getan hatte, von oben bis unten. Es schien für ihn keine Hülle zu geben. Und er blieb sehr ernst.Sie sind schön," sagte er,gewiß." Also?" Sie müßten mir Zeit lassen, mich zu bedenken. Wie lange?" Warten Sie!" Er blätterte in einem Buch, nickte dann und sagte:Nur acht Tage." Dann wollen Sie sich entscheiden?"> Dann sollen S i e sich noch einmal entscheiden. Und wenn es dann noch Ihr Wille ist, meine Frau zu werden, so sollen Sie es mir sagen." Sie war blaß, und in ihren Augen glühte ein Verlangen, dem die Qual eine Lust war.Und Sie?' fragte sie Ich... ich werde es mir dann... noch einmal überlegen... Ganz kurz. Und ich gebe Ihnen dann meine Antwort." In acht Tagen?" In acht Tagen." Hier?" Hier." Wie um sich selbst zu entgehen, wandte sie sich jäh um, raffte ihre Sachen zusammen und nickte ihm flüchtig zu. Er öffnete ihr die Türe und rief:Prokop!" Prokop kam, verbeugte sich steinern, legte der Dame den Pelz um und geleitete sie aus dem Hause.(Forts, folgt.)
/