Nr.312 38.Jahrgang Ausgabe B Nr. 154

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Telegramm Adreffe: Sozialbemotrat Berlin

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Dienstag, den 5. Juli 1921

Schlesischer Fascismus.

Breslau , 5. Sufi. ( Eigener Drahtbericht des„ Borwärts".) Die| tun habe, fobald einer von ihnen sich Macht anmaßen will. In der Breslauer Bolkswacht" warnt in einem materialreichen Artikel oberschlesischen Frage aber fönne ein politisches Abenteuer unter der Ueberschrift Dice Luft" vor Anzeichen von politischen uns ein für alle Mal der Entscheidung unserer schärfsten Gegner Abenteuern, die sich in Schlesien im Anschluß an die Auf- ausliefern. Ueber die Arbeiterschaft hinaus, auf deren Wachsamteit Lösung des Selbstschutzes zu entwidein scheinen. Während man sich verlassen könne, sei daher die Mahnung an alle zu die Arbeiterschaft sich bereit erklärt, den Selbstschutzangehörigen richten, die es mit Deutschland gut meinen, in Schlesien jetzt auf der bei der Rückkehr zur Arbeit zu Hilfe zu kommen, werde offen und Hut zu sein.

in großem Umfange weiter geworben. Die Werbemethoden be= fämen einen eindeutigen sei ohne

geworben wird!

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Verspätet eingetroffen.) Am

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Berlag, Expedition und Inferaten. Abteilung Morikplak 11753-54

Briand und Tagore .

Von Ludo M. Hartmann.

von Trianon hat Briand mit dem sozialistischen Abg. Bei Gelegenheit der Diskussion über den Friedensvertrag Paul Boncour in der französischen Kammer eine thed­retische Auseinandersetzung über das Nationalitätsprinzip ge­habt, die in mancher Beziehung für die Mentalität nicht nur Briands, sondern auch anderer leitender Staatsmänner von Interesse ist. Der französische Staatsmann steht, wie es natürlich nur in Frankreich üblich ist, auf dem Rechtsboden, der seinerzeit nach der inneren Ueberwindung des Staates weiteres flar, mas es bebeute, wenn jest in bem bekannten Samme Französisch- deutscher Zwischenfall in Beuthen Budwigs XIV. von der großen französischen Revolution ge­lotal Roßbach in Breslau ein Teil der Werbungen für den Oppeln , 4. Juli. ( WIB. schaffen worden ist, wenn er meint, daß es die„ Ehre Frank­Selbstschutz vor sich gehe. Es sei auch einwandfrei festgestellt, daß heutigen Tage gegen Mittag rüdten die Engländer in Beuthen reichs" ist, immer und in allen historischen Situationen felbft in einem Hause, wo sich eine offizielle Abwidlungsein. Beim Durchzug durch die Friedrichstraße wurden die englischen lebendig zu machen und zu realisieren. Denn es ist unbe­daran gearbeitet zu haben, das nationale Prinzip und Auflösungsstelle der Selbstschutzleitung befinde, weiter Truppen von der Einwohnerschaft lebhaft begrüßt. Dieses streitbar, daß das nationale Selbstbestimmungsrecht ein Kind gab Anlaß, daß die Franzosen aus der neuen Kaserne aus­Seit einigen Tagen werde auch dort jeder, der sich zur Werbung rüdten. 3m Berlaufe der Affion tam es zu 3ujammen- der französischen Revolution ist und auch daß die melde, zunächst nach einem Ausweis der Orgesch gefragt. Stößen zwischen französischem Militär und der Bevölkerung. Zahl- staatlichen Grenzen des revolutionären und des nachnapoleoni­Leute, die einen solchen Ausweis nicht befäßen, würden nicht an- reiche Zivilisten und auch mehrere Franzosen sind verlegt worden. Ichen Frankreich im ganzen mit Ausnahme etwa des genommen, während man unmittelbar vorher und nachher In- Die Wilhelm-, Gustav- Freitag-, Donnersmard- und Friedrichstraße ftrittigen Elsaß- Lothringen und Corfitas- tatsächlich den haber von Orgesch papieren neu einstelle. Für die Ent- find von englischen Poften besetzt. Die Franzosen nahmen nach dem nationalen entsprochen haben; ebenso wie es der Wahrheit waffnung der Selbstschutzformationen an der oberschlesischen Grenze Borfall 3 wanzig Bürger von Beuthen als Geiseln in Haft, entspricht, daß die revolutionären Heere wenigstens im An­sei anscheinend die Schuhpolizei zu schwach. Ein Bericht unter diesen befinden sich der 1. und 2. Bürgermeister von Beuthen , fange, namentlich in Italien , unter dem Banner der natio­aus dem Kreise Nimst meldet, daß Arbeiter dort umfang- der Stadtrat Krüger und der Führer der demokratischen Partei Ober- nalen Befreiung gekämpft haben. reiche Waffentransporte anhielten, die von einem Grafen schlesiens , Sanitätsrat Dr. Bloch; für den Telegraphendirektor von Das änderte sich aber unter dem Einflusse des napoleoni­eft arp geführt wurden und deren Begleiter fich laut Brieger Beuthen wurde der Telegraphensekretär Eichel in Haft genommen. fchen Imperialismus nicht nur in Italien , sondern vor Boltszeitung" als Arbeiter verkleidet hatten. Die Polizei, der Der„ D. A. 3." wird über den Vorfall berichtet, die franz5. allem auch in Deutschland - man dente nur an den Rhein­die Arbeiter den Transport übergaben, ließ die Waffenfchieber samt fische a che, die auf die Jubelrufe der Bevölkerung von der bund, an die Ausstattung von Napoleons Familie usw. Na­Waffen in der nächsten Nacht durchbrennen. Der Fall sei nicht der neuen Raferne auszog, habe wie unfinnig mit Gewehrtolben poleon ist nicht zum wenigsten gestürzt worden, weil er der erste dieser Art. und Gummifnüppeln auf die angesammelte Menschenmenge Gegner der nationalen Idee in Spanien wie in Deutschland eingehauen. In der entstandenen allgemeinen Verwirrung gewesen ist. Aber auch nach seinem Sturze ist als das Erbe fielen plötzlich Schüsse, durch die ein französischer Ludwigs XIV. und seines faiserlichen Nachfolgers bei den Major erschossen und mehrere Franzosen verletzt wurden. Als Franzosen die Sehnsucht nach dem Tinten Rheinufer die Menge versuchte, einen verwundeten Zivilisten in ein Haus zu zurückgeblieben, die nicht mit nationalen, sondern mit schein­bringen, rüdten die Franzosen von neuem gegen die Menge vor. bar strategischen Argumenten verteidigt, bei Gelegenheit aller Durch das rücksichtslose und wilde Borgehen der französischen Solda Krifen der auswärtigen Politik von Louis Philippe bis nach ten tamen mehrere Frauen und Kinder um das Leben. dem Frieden von St. Germain hervortrat. Die Zwiespältig­Groß- Strehlitz, 5. Juli. ( DA.) Die JAR. hat über die Kreise feit zwischen dem revolutionären Prinzip und dem merkan­schließlich, daß gegenwärtig in Schlesien sich eine Reihe bekannter Groß- Strehlik und Rosenberg von neuem den Belagerungszustand tiliſtiſch- imperialistischen Geiste Ludwigs XIV. verförperte Fascisten sammeln, barunter Aulod, Loewenfeld und verhängt, um das überhandnehmende polnische Bandenun- fich am stärksten in Napoleon III , der an ihr zugrunde ge­gangen ist 3wiespalt zwischen Idee und Realität, zwischen Pfeffer vom Frontbund, der unter dem Namen v. Maurig wesen wirksamer bekämpfen zu können. Theorie und Braris, zwischen Wort und Handlung. Der­sich mit der Säuberung des Selbstschutzes von Republikanern be selbe Zwiespält aber offenbart sich beim Vergleiche der schäftige. Auch Rapitän Ehrhardt sei zurzeit Gast beim Stabe Für das Oberschlesier Hilfswert haben sämtliche 14 Punkte Wilsons und ihrer Durchführung in dem Diktat­Des Frettorps Oberland. Die schlesische Arbeiterschaft werde Banten in Berlin Konten eingerichtet und nehmen Zahlungen entfrieden. Man denke an die Behandlung der Ostfragen, an fich von diesen Herren nicht überraschen lassen, sie wisse, was sie zu gegen.

Die Bolkswacht" veröffentlicht ferner ein Rundschreiben des Bandesbezirks Niederschlesien der Technischen Nothilfe vom 29. Juni, in welchem es heißt, daß für die nächste Zeit in Breslau mit einem Generalstreit gerechnet werden müsse. Für diesen Fall brauche der Landesbezirk für die lebenswichtigen Betriebe der Stadt Breslau die Unterstützung der Orts- und Landes­gruppen der Provinz. In der Breslauer Arbeiterschaft ist zur Zeit der Dafierung des Rundschreibens fein Wort von einem bevor­stehenden Generalstreit laut geworden. Die Bolkswacht" berichtet

die

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Die Versenkung des Llandovery Castle.

Llandovery Castle vernommen.

Bruffa bedroht.

Paris , 5. Juli. ( EP.) Eine Radiodepesche aus Konstantinopel London , 5. Jufi.( WTB.) Wie bereits angekündigt, wurde gestern vormittag vor dem Bolizeigericht in Bowstreet meldet, daß infolge der letzten Refognofzierungen General Papoelas ein englischer Zeuge, der sich nicht nach Leipzig zu dem bevorstehenden beschloffen hat, die griechische Offensive um efliche Wochen Prozeß gegen zwei deutsche U- Boot- Offiziere begeben kann, über zu verschieben. Die kemalisten scheinen an der Front von Umstände bei der Versenkung des Hospitalschiffes Bruffa vorstoßen zu wollen. 6000 Mann hätten fich schon in Der Zeuge, der an Bord Bewegung gefeht, und es verlautet, daß die Griechen Vorbereitungen des Hospitalschiffes Proviantmeister war, sagte aus, das Schiff, treffen, um die Stadt Brusja zu räumen. Die schweren Ge­welches weber Munition noch Militär an Bord gehabt schüße find schon entfernt worden. 3smed Pafcha und Rabat Pascha habe, sei nachts ohne Warnung torpediert worden, und das U- Boot follen fich in Kutahia befinden. Die türkischen Streitkräfte find bei habe erfolglos versucht, das Rettungsboot, in dem der Zeuge Estischehir( Eisenbahnknotenpunkt westlich Bruffa) konzentriert. Bei sich befand, in den Grund zu bohren. Später habe man der Front von Kodja- Ili haben die Türken vor der neutralen Linie, aus der Richtung, in der das U- Boot sich entfernt habe, Schüffe die von den Alliierten gezogen wurde, half gemacht.-( Kemal hat gehört. Auf Befragen des Vertreters der deutschen Anklage inzwifchen offiziell erklärt, daß er die neutrale Zone von Konstan­behörde erklärte der Zeuge, er wisse nicht, wieviel Boote nach finopel respektieren werde.) der Torpedierung flar gemacht werden konnten.

Brüssel, 5. Juli. ( WTB.) Der Minister für auswärtige An­gelegenheiten I as par hat auf Anfrage eines Abgeordneten in der Rammer nochmals erflärt, angesichts des Urteils gegen Ram­dohr vor dem Reichsgericht in Leipzig werde die belgische Regie rung sich mit den verbündeten Regierungen ins Benehmen sezen, um eine ausreichende Sühne zu erlangen gemäß den Be­stimmungen des Friedensvertrags von Versailles .

Nach einer Havas- Meldung aus Konstantinopel soll die Stadt Baghtichedjik von den Türken besetzt worden sein.( Die Stadt liegt 15 Kilometer füdlich von Ismid. Bruffa ist nach diesen Mel­

dungen von Norden und Westen aus bedroht.)

Kemals Ziel.

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Deutschösterreich und Deutschböhmen, an die Note Wilsons über Südtirol , in der eigentlich der Vorrang der„ stra­tegischen" über die nationalen Grenzen proklamiert wurde. Und neuerdings ist in Italien gar neben den heiligen Ego­ismus" noch die dem gleichen Geiste entsprungene Heiligung" der Alpengrenze durch den Grafen Sforza getreten. Briand hat sich nun die Aufgabe gestellt, die sonst für Sophisten ein dankbares Feld der Betätigung war, den Gegensatz zwischen Theorie und Praxis als einen naturnotwendigen zu rechtfertigen von höherem Gesichts­Punkte betrachtet, ein unmögliches Ziel, weil der Widerspruch nur psychologisch zu verstehen ist und, da die Theorie den 3wed hat, die Handlungen zu regeln, ein Widerspruch nur entweder aus der Unrichtigkeit der Theorie oder aus der Mangelhaftigkeit der Durchführung, der menschlichen Schwäche, erwachsen kann.

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Briand behauptet, daß das Nationalitätsprinzip in früherer Zeit in vollständiger und nahezu absoluter Weise angewendet werden konnte; denn damals, so fährt er fort, hatte die Entwicklung einen politischen Charakter, ihre Interessen waren nicht von Nation zu Nation, von Kontinent zu Rontinent mit einander verfettet; die ethnischen und geo­graphischen Erwägungen überwogen, und wenn sie durch Ver­träge festgelegt waren, fonnten sie verhältnismäßig leicht an­gewendet werden. Heute aber sei die gegenseitige öfono­mische Abhängigkeit der Völker eine große Schwierigkeit, auf welche die Staatsmänner stoßen, wenn fie es unternehmen, unter Wahrung des nationalen Prinzipes Staaten zu gründen.

London , 5. Jufi. Wie Reuter aus Konstantinopel meldet, er­flärte Kemal Bascha im Parlament von Angora u. a.: Die Be­ziehungen zu Afghanistan und Rußland seien gut. Man werde mit der persischen Regierung wieder regelmäßige Beziehungen anknüpfen. Amerika und die Rheinbesatzung. Die Londoner Konferenz habe der Türkei fein befriedigendes Angebot Paris , 5. Juli. ( WTB.) Nach einer Meldung der Chicago geboten, den Kriegszustand zu beenden. Eine Antwort stehe noch aus. gemacht. Man habe der französischen Regierung an­Nun lehrt aber der historische Augenschein, daß gerade in Tribune" aus Washington beabsichtigen die Senatoren Johnsen und In der Zwischenzeit ist aber der größte Teil der französischen früherer Zeit, zur Zeit des Merkantilismus, als die„ ökono­Borah, falls Präsident Harding bei seiner heutigen Friedensprofia Truppen, die in Zungulbat stationiert waren, zu rüd gezogen mische Berkettung" der Völker nicht nur in den Anfängen mation nicht selbst die Burüdziehung der amerikanischen worden. Besprechungen mit hervorragenden französischen Persön war, sondern auch die Politik der Dynastien darauf gerichtet Truppen verlangt, eine Resolution einzureichen, in der diese 3u- lichkeiten haben die Möglichkeint einer Verständigung ergeben. war, den Staat ökonomisch von seinen Nachbarn ganz unab­rückziehung gefordert wird. Der Präsident befindet sich zwischen Italien zieht ebenfalls seine Truppen von unserem Boden zurüd. hängig, antart, zu machen, von einem nationalen Staat noch zweifeindlichen Lagern, von denen das eine, die Anhänger Wir suchen die Anerkennung unserer nationalen Rechte und eine gar nicht die Rede war, weil eben für das damals gültige von Hughes, die Ratifikation des Versailler Bertrages mit Vorbehalt vollständige und unabhängige Türkei innerhalb unserer Grenzen und verlangt, während die Unversöhnlichen ihre Sache bis zum Ende aus unter Ausschluß ausländischer Einmischungen zu erlangen. zufämpfen beabsichtigen. Nach dieser Erklärung sprach die Nationalversammlung dem Rabinett rüchaltloses Vertrauen aus. Im englischen Unterhause erklärte der Regierungsvertreter, daß die Veröffentlichung einer Kabinettsorder, betreffend Beendigung des Krieges mit der Türkei , binnen furzem zu erwarten sei.

Zweierlei Maß. Wie WTB. aus München meldet, find in Gmund am Tegernsee zwei aus Bad Kissingen zugereiste russische Sowjetkommissare ausgewiesen und nach Berlin , woher fie gelommen waren, zurüdgefchidt- worden.

Prinzip der Staatsbildung die nationalen Grenzen, das na­tionale Zusammengehörigkeitsgefühl, fogar wo es etwa schon bestand, ohne Bedeutung sein mußte. Man eroberte so viel man fonnte, um alle Rohstoffe usw., deren man bedurfte, in den Machtbereich des eigenen Staates zu bringen, und fuchte das Eroberte durch strategische Grenzen und nach dem Prinzipe des europäischen Gleichgewichts zu sichern.