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nehmen, nicht nur in Ausnahmefälkett, sondern systematisch, nicht nur bei Industrie und Gewerbe, sondern auch bei der Landwirtschaft. Und nicht nur an diesen Zwischengewinnen. am Produktion«ertrag überhaupt muß das Reich beteiligt werden. Aber auch die Beteiligung des Reichs an den Erträgen der Volkswirtschaft, die. auch eine raffinierte Steuertechnik immer nur in unzulänglicher Weise erfassen würde, genügt nicht, um in den nächsten Jahren die großen Zahlungen zu leisten. Bei noch so großer Anstrengung wird die geschwächte deutsche   Wirtschaft in der nächsten Zukunft ihre Erträge nicht zu verdoppeln vermögen, wie sie es müßte, wenn wir die Aussicht gewinnen wollten, auf diesem Wege durchzukommen. Es geht nicht ohne den Eingriff in dieVermögens- s u b st a n z, soweit sie in Sachwerten besteht. Ein Zugriff auf reine Geldvermögen ist bei deren Entwertung kaum mehr möglich, jedenfalls nicht innerhalb gewisser Vermögensgren- zen. Die Besitzer von der Wertsenkung verschont gebliebener Realvermögen dagegen, die ihre bisherigen Steuerlasten aus die Verbraucher abgewälzt haben, die heute gegenüber den Geldkapitalbesitzern um sovielmal günstiger gestellt sind, als die Popiermark in der Goldmark enthalten ist, sind es der Volksgemeinschaft schuldig, einen Teil ihres Vermögens zu opfern. Der Weg ist gezeigt mit der vom Reichswirtschafts- Ministerium vorgeschlagenen sogenannten Goldhypothek aus den Grundbesitz und der Aktienbeteiligung an den auf gesell- schaftlicher Grundlage beruhenden industriellen und Handels- Unternehmungen. Persönliche Unternehmungen dieser Art lassen sich durch den Gesellschaftszwang bis zu bestimmten Grenzen oder durch andere Belastungsformen heranziehen. Selbstverständlich ist, daß kleine Realvermögen freizulassen sind. Das Reich kann nicht jede Zwergbauernwirtschaft mit einer Hypothek zu seinen Gunsten belasten. Mit einem solchen Zugriff in die Substanz werden der Wirtschast keine Produktionsmittel entzogen, sondern nur das Besitzrecht an den Produktionsmitteln geht zu einem Teil, es war von einem Fünftel die Rede, aufs Reich über. Die Belastung kann ohne die Ungleichheiten und Härten, die sich in der Vermögensbewertung bei Veranlagung des Reichs- notopfers nach einem bestimmten Stichtag ergeben haben, er- folgen, wenn die Friedensgoldwerte zugrundegelegt und nach dem heutigen Markwert umgerechnet werden. Bei dem Zu- griff unmittelbar an der Quelle sind dem Reich die Erträge seiner Gewinnanteile viel sicherer, als irgendwelche dem Real- besitz aufzuerlegend« Steuern. Eine Kapital- oder Steuer- flucht ins Ausland ist nicht möglich. In vielen Fällen kann die dingliche Last sofort abgelöst werden mit den enorm ge- stiegenen Erträgen der Realvermögen. Rur auf dieser Grund- läge wird eine größere Kreditausnahme im Auslande möglich sein, die für die Uebergangszeit unentbehrlich ist. Nicht eine Auslieferung der deutschen   Vermögenssubstanz ans Ausland ist geplant. Vielmehr soll die Auslieferung, richtiger Verschleuderung deutscher Vermögenssubstanz, die in großem Umfange bereits im Gange ist, durch die Sanierung unserer Finanzen unterbunden werden. Der Krieg hat große Teile der deutschen Vermögenssubstanz vernichtet, die zu- nehmende Verschuldung frißt weitere Bruchteile derselben auf, persönliche Gewinnsucht und wirtschaftliche Not überführt weitere Teile in die Hände der ausländischen Kapitalisten. Es ist höchste Zeit, daß dieser Entwicklung Halt geboten wird. Dazu sind aber große Maßnahmen erforderlich. �Täuschen wir uns nicht: es gibt keinen anderen Weg. dem Untergang zu entrinnen. Erwirbt sich das Reich nicht aus eigenem Entschluß die Fähigkeit zur Erfüllung seiner Verpflichtungen, so wird es eines Tages vor einem Befehl der Entente stehen. Befolgt es diesen nicht, so wird die Entente von ihrer Gewalt Gebrauch machen und viel brutaler zu- greifen, als es bei einem Vorgehen aus freiem Willen ge- schehen müßte. Oft genug haben wir uns zu großen Ent- schlllssen erst aufgerafft, als es zu spät war. In diese Loge dürfen wir nicht wieder kommen.Alles geben
Zerienbilüer von öer Ostsee. Ankunft. Der Zug rollt«in.Seebad A.! Aussteigen!" Nanu? Vor unserem Abteil steht eine Schwester mit 10 Ferienkindern in Reih und Mied, all« haben die bankerotte wilhelminische Kriegsflagge in der Rechten.Holt die Seeluft an," denke ich. Aber der Empfang galt nicht mir, sondern fünf kleinen Berliner   Proletarierkindern, die unter dieser Flagge sicher in die richtigeErholung" hineinsegeln werden. Ain Kurhaus. Davor stehen zwei Herren, Strandmützen mit Kaiserkrone und schworz-wciß-roter Kokarde. Glassplitter im Aug«. Mein Stepke. der sich über Boterns Ankunft besonders freut, ruft:Sieh mal, Vater, da ganz oben, das Plakat hast Du auch immer angeklebt bei der Wahl."Stimmt, mein Junge, wählt SPD  ." Da bemerkt die Strandmütze:Aeh scheußliches Plakat, müßte wahrhaftig ver. schwine�n...Bitte gleichfalls," sage ich.Unanjenehmer Mensch," trähr die andere Mütze.Stimmt," sage ich,Ihnen immer un» angenehm!" AusderStrandbrücke. Weit draußen in der See fahren Kriegsschisfe. Jemand fragt: Können Sie erkennen, ob es ein ausländisches Geschwader ist?" Bedaure."Sicher." sagt der Jemand,dos sind Ausländer, die fuhren ja keine Flagge, dazu sind sie zu feige." Ein alter Seebär brummelt:Sind deutsche Torpedoboote!" Herr Jemand drückt sich englisch. Eins der Boote kommt näher. Ein Herr, demjede Nummer eine Sensation" aus der Rocktasche herausguckt, sagt unterm Krimstecher zu seinem Nachbarn, der sich von ihm nur durch einen Schmiß auf der Backe unterscheidet:Aeh, haben ja endlich alte Kriegsflagge an Bord gehißt, jroßartig!"Habe das auch mit G«. nugtuung lestgcsiellt," sagt Schmißbacke,der alte Geist lebt wieder." Mein Stepke ruft:Die haben ja eine Kanon« drauf, auf wen schießen sie denn damit?"Auf Menschen."Das ist aber nicht schön. Bater." Rem, Junge, leider gibt es Menschen, die davon nie genug be- kommen." Herrn Krimstechers und Schmißbackes Blicke" ver- Nichten un». Im Leuchtturm. 28S Stufen klettern wir in die Höhe. Als wir 153 zählen, sitzt an der weißen Wand hoch oben ein großes Hakenkreuz.Orden für Zuchthäusler" schreib« ich dick dicht darunter. Beim Abstieg stehen drei Rasieechtie davor:Verfluchter Schmierfmk, Orden für Zuchthäusler, unglaubliche Frechheit."Finden Sie nicht auch?" fragt wich der eine.Gewiß," sage ich,ich halte die Hakentreuzler auch für pervers ach, Sie tragen ja auch eins, herzlichste Teil- nähme. Adieu!" Kurtonzert. Di« Kapelle spielt:Mädchen sind wie die Engelein'. Alles Weibliche stimmt mit. Est, kleines Ding von vier Iahren tanzt zum
wir st i n!" hat ster Prasisteni des Deutschen  ' Landwirtschafts- rates in den Kriegsjahren, als es große Eroberungsziele zu verfolgen galt, ins Land hinausgerufen. Die Landwirtschaft, zumal die mittlere und große, hat nicht alles hingegeben, son- dern alles gewonnen, was aus dem Krieg und dem Zusam- menbruchVtzu gewinnen war. Sie soll auch jetzt nicht alles hingeben. Nur einen Bruchteil ihres gestärkten Vermögens soll sie dem Vaterlande zur Verfügung stellen. Nicht damit das Vaterland diese Vermögensstücke in Verfolgung eines intperialistischen Phantoms in Pulverdampf und Rauch auf- gehen lasse, sondern damit es sie verwende zu seiner eigenen Rettung. Und die Besitzer realer Vermögenswerte anderer Art sollen ein gleiches tun. Für diejenigen Volksteile, die nicht zu den glücklichen Besitzern von Realvermögen zählen, wird an Lasten noch genug zu tragen übrig bleiben.
Sprengtammern in öen Rheinbrücken. Ein deutscher Protest gegen die Anlegung von Sprengkammern in den Pfeilern der großen Rheinbrücken ist von der Volschafter- konferenz unter Hinweis aus die militärische Roiwendigkeil für die Rheinarmec zurückgewiesen worden. RächEcho de Paris" wird man die Auslieferung der Auf­marschpläne des ehemaligen deutschen Generalstabs verlangen.
verleumüe? ohne Ende. Die ostpreußischen Junker und Volksausbeuter arbeiten seit Jahren am Sturze deL Königsberger Polizeipräsidenten, Genossen L ii b b r i n g. Da er als Beamter aber vollauf seine Pflicht er- füllt, versuchen es die Dunkelmänner, ihn durch gemeinste Ehr- abschneiderei aus dem Wege zu räumen. Dieser Tage hatte das Freie Wort" in Esten behauptet, Genoste Lübbring habe gegenüber seiner Mutter und Schwiegermutter die Sohnespflichten vernach- läisigt. Der Beleidigte erhob Klage, und noch bevor daß Gericht das Urteil fällte, verpflichtete sich der beklagt« Redakteur desFreien Wortes" zur Veröffentlichung folgender Erklärung: Ich habe mich auf Grund des ErgebniffeS der Haupiver» Handlung vor dem Schöffengericht davon überzeugt, daß ich die gegen den Polizeipräsidenten Lübbring   erhobenen Vorwürfe, er iei wegen ciitebrender Verbrechen oder Vergehen bestrast, und er habe leine Sobnespflichten gegenüber seiner Mutter verletzt, nicht aufrechterhalten kann und nehme sie deswegen mit Bedonera zurück. Der Kläger   zog hierauf die Klage zurück. Kurze Zeit darauf konnte man in derWiesbadener Zeitung", im.Lokalanzeiger" und ebenso in EtegerwaldS OrganDer Deutsche" genau die gleichen verlogenen Angaben über Lübbring lese», nur w�r alles noch etwas mehr ausgeschmückt. Bezeichnend für das moralische Niveau der RechtSpreste! Vor der ftü striner Strafkammer stand unlängst Termin gegen den früheren Kreisingenieur W. an, der dem kommissarischen Landrat F i e h n, der Mitglied der D e m o t r a- tischen Partei ist, nachgeredet hatte, er habe sich von einem Unternehmen für Begünstigungen von Aufträgen private Bor  - teile erwirkt. Diese Verleumdungen machte sich der Landrat a. D. von der Osten zu eigen und forderte in einem Bericht an den preußischen Innenminister die sofortige Entfernung Fiehn» aus seinem Landratsamt. In der Verhandlung ergab sich auf Grund der Beweisaufnahme die völlige Haltlosigkeit der er- hobenen Beschuldigungen. Um eine mildere Strafe zu erhalten, er- konnte der Angeklagte dies am Schlüsse der Berhandlimg in einer zu Protokoll gegebenen Erklärung on. Er wurde zu 3 00 M. Geldstrafe verurteilt. In einer in Köln   erscheinenden Zeitschrift, die sich dieSozia- listische Republik" nennt, waren gegen den Reichspräsidenten b e r t sowie gegen die früheren Minister S e v e r i n g und H a e n i s ch eine Reihe der blödesten Verleumdungen ausgestreut worden. Vom Landgericht Köln   wurde jetzt der Schriftleiter des Blattes, Wolfgang Bartels, wegen Beleidigung der genannten sozialistischen   Po- litiker zu einer Gefängnis st rase von drei Monaten verurteitt.
Entzücken aller umsitzendenTanten". Die Mutter sagt:So, Biktoria-Luis«, mm hör' auf."Rein, ich will noch tanzen!"Du hörst jetzt auf!"Nein, ich will aber nicht!" Der Mutter reißt die Geduld, sie tippt mit einer kleinen Hundepeitsche auf die Finger der Tänzerin. Bei allenTanvsn" große Empörung:Solche Roheit, ein Kind zu schlagen!" Di« Nebenbönke, die nichts gesehen, werden auch mobil, bald klingt's im Chor:Die arm« Klein«! entmenschte Mutter! Kind blutig geschlagen!" usw. Di« Mutter flüchtet mit Viktoria-Luise  , hinter ihr ein Haufe Besessener.Eine Polin ist's!" Das wirkt wie eine Bombe.Hundepeitsche raus raus kurzen Prozeh raus is in Polen   Mode, aber nich in Deutschlanö." Sie ist gar keine Polin," rufe ich,sie ist ja eine Rittergutsbesitzer- stau aus Mecklenburg  ." Die Erregung legt sich etwas. Aber ein« Stimme piepst noch:Auf deutschen   Rittergütern prügelt man nicht mit Hundepeitschen!"Sie täuschen sich, meine Dame, mit Reit- und Hundepeitschen, ja sogar mit Hunden selber wurden wir mit unseren sozialdemokratischen Flugblättern runtergejagt."... Di« Musik spielt den altpreußischen Grenadiermarsch. Am Strand. Mein Nachbar hat um seinen Strandkorb eine Sandburg ge- schaufelt und drei Fahnen reingesteckt. Die schwarz-weiß-rote, die Baltikuin-KriHsslagge und ein« mit dem Bild« Wilhelms des Aus- gerissenen. Wir wollten auch eine Fahne, aber die Händler im Ort waren aus unseren Geschmack nicht eingestellt. Im benachbarten Sw. trieben wir endlich eine schwarz-rot-goldene auf und von unserer Wirtin erhandelten wir eine Zuggardine, die eine tadellose rote Fahne abgab. Am nächsten Morgen prangte unsere Burg im Fahnenschmuck. Als mein Nachbar kam, fing sein Strandkorb bald an, immer weiter von uns wegzurutschen.Pfui Deibel, der Pro- lete versaut den janzen Strand!" und seitdem buddelt er hinter dem DamenbadUnangenehmer Mensch, ich..." R u d b« ck.
Sudermanns Schadenersah. Sudermann hat Pech in Berlin  . Zwar die Rotter poussieren ihn, aber das Staatstheater mußte erst durch Gerichtsentscheid zur Ausführung des angenommenenGlück im Winkel" angehalten werden(und die erzwungene Aufführung versagte). Ein anderes noch nicht aufgeführtes SchauspielNot- ruf" ist zwar von Meinhard-Bernauer für die Königgrätzer Straße erworben, aber nicht ausgeführt worden, weil sie von dem die deutsche Revolution behandelnden Stücke, das allen Parteien zusetzt, Theaterstandale befürchteten. Sudermann hat nun das Bühnen- schiedsgericht angerufen. Da die Direktion sich nicht ver- pflichten wollte, denNotruf" in der von Sudermann gewünschten Zest zwischen 1. Oktober und 1. Februar aufzuführen, fällte dos Schiedsgericht sein Urteil. Der zu leistende Schadenersatz wird auf 60 000 Mk. angesetzt. Auf diese Summe sollen jedoch die dem Autor zustehende« Tantiemen angerechnet werden, wenn derNotruf" zwischen dem 20. September und Weihnachten 1921 oder im Januar oder Februar 1922 in loyaler Inszenierung aufgeführt wird.
Gemeknöearbekterftrelk? 3000 Funktionäre des Lohntartells der Gemeindearbeiter nahmen gestern Stellung zur Streiklage. Der Magistrat lehnte es ab, einen vom Reichsarbeitsministerium zu berufenden Schlichwngs< ausschuß anzuerkennen. Er erklärte sich zwar bereit, mit der O« ganisation zu verhandeln, jedoch sei weder auf Zugeständnisse in finanzieller Beziehung noch hinsichtlich des Mitbestimmungsrechts zn rechnen. Die Versammlung beschloß einstimmig: I. über die Frage des Solidaritätsstreiks heute in allen Betrieben eine Urabstimmung vor- zunehmen, 2. den Arbeitern zu empfehlen, für den Eintritt in den Streik zu stimmen. Noch ist es Zeit allerhöchste Zeit freilich für den Magistrot« durch möglichstes Entgegenkommen die drohende Lahmlegung der gesamten städtischen Betriebe zu verhindern. Zu diesem Zweck darf nichts unversucht bleiben, was irgend dazu dienen kann, die Diste, renzen beizulegen.(Siehe auch unter Gewerkschastsbewe, g u n g.)__
vorschlage zur Erwerbslosenfürsorge. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswirte schastsrats hielt am 5. Juli eine gemeinsame Sitzung mit dem sozialpolitischen Ausschuß ab, um über die Lorschläge des gemeinsamen Unterausschusses zur Erwerbslosenfürsorge zu be- raten. Dabei wurden die Vorschläge des Unterausschusses, wie den PPR. mitgeteilt wird, einstimmig gutgeheißen und ein« allgemeine Begründung mit Mehrheit angenommen. Zu dem Kapitelllnterslühende Erwerbslosenfürsorge' schlägt der Reichswirtschaftsrat folgende Forderungen vor: 1. Der beschleunigte Erlaß der Gesetze über den A r b e i t s s Nachweis und die Arbeitslosenversicherung. 2. Bis dahin hat in Fällen dringenden Bedürfnisses ein« Erhöhung der Erwerbslosen   fürforgesätze nach fok genden Richtungen hin zu erfolgen: -) bei andauernder Erwerbslosigkeit über< Wochen durch Er* h ö h u n g der Unterstützungssätze: b) bei einer Fortdauer der Erwerbslosigkeit über 3 Monat« außerdem durch Naturalzuweisungen; c) im Rahmen der bestehenden Erwerbslosenunterstützung durch einer Erhöhung der Unterstützungssätze für Weibliche und Jugendliche. Durch diese Erhöhungen darf allerdings die notwendig« Spannung zwischen den Unterstützungssätzen und den nor, malen Arbeitslöhnen der einzelnen Personengruppek� nicht gefährdet werden. 3. In Gemeinden mit großer Erwerbslosigkeit hat eine anderweitige Verteilung der Erwerbslosenlasten zugunsten der Gemeinde zu erfolgen. UnterProduktiver Erwerbslosenfürsorge" wird gefordert: a) n-öalichste Verbreiterung der Basis der Austragsver- g c n g und möglichste Berücksichtigung aller Betriebe mit hinreichender Leistungsfähigkeit: b) bevorzugte Beteiligung der Gebiete mit übermäßig hoher oder langandauernder Erwerbslosigkeit unter Umstellung auf andere Erzeugnisse: c) Verbreiterung der Arbeitsgelegenheit innerhalb der einzelnen Betriebe, so durch Kurzarbeit, jedoch ohne daß dadurch eine Erschütterung der Produktion eintritt.
Mazzestadt Schönlanke." Der Alldeutsche Verband  hatte dieser Tage in den Städten der Grenzmark Sonnwendsciern veranstaltet. In einigen Städten wie Hammerstein. Schönlanke u. a. veranstaltete die Arbeiterschaft gegen diese ganz im reaktiv« n ä r e n Sinn gehaltenen Feiern Gegendemonstrationen. Aus Wut darüber tobt dieDeursche Zeitung" gegen dieMazzestadt Schön« lanke" und läßt an den jüdischen Einwohnern von Schönlanke ihren Zorn aus. Im ganzen Grenzgebiet haben bekanntlich die Juden zur Sache Deutschlands   gestanden, nicht zur Sache des Alldeutsch  « tnmS. In Oberschlesien   sind sie dafür so mancher Verfolgung durch die Polen   ausgesetzt gewesen, und im Innern Polens   hat der polnische Nationalismus ungeniert an ihnen Rache genommen. Di« Deutsche Zeitung' zeigt nun, wie man eS ansangen muß, um weitere Sympathien für Deutschland   in den Grenzmarken zu werben!
Der Südpolarforscher Shacklelon hat einen Geldgeber gefunden und beabsichtigt daher einen Vorstoß in die noch nicht kartographisch auf- genommenen Meere des Südpolarkreises zu unternehmen. Er wird zum erstenmal das Seeflugzeug richtig für seine Beobachtungen aus- nutzen, da es erlaubt, die Eisverhältnisse weithin zu überblicken. Auf der Hinreise will Shacklelon auf einer Reihe seit langem nicht besuchter Inseln des Atlantischen   und Stillen Ozeans(Rocus of St. Paul und Goughinlel) Station machen und ihr Tierleben kinematographifch aufnehmen. Im Polargebiet hofft Shacklelon reiche Arbeit zu leisten; drei Viertel des großen Poltontinents sind noch aufzunehmen. Die militärischen Lehren des Kriege». Der Kommandant des Pariser   Nationalinstituts der Invaliden, General Malleterre, einer der hervorragendsten Militärwissenschastler Frankreichs  , hat dieser Tage vor der Pariser Akademie für politische Wissenschaften einen Vortrag über die Prinzipien einer neuen Heeresorganisation gemäß den Erfahrungen des letzten Krieges gehalten. Die Hauptlehre des Kriegs faßte er in die Formel zusammen: das Gesetz des Materials beherrscht das Gesetz der Zahl. Die Fortschritte der Wissenschast haben in die Hand der Kämpfenden so furchtbare Zerstörungswcrke gelegt, deren Gewalt nur wachsen kann, daß alle Taktik des Krieges vollkommen modifiziert ist. Der persönliche zwangsmäßige Militär- dienst wird umgestaltet werden können zu einem Dienst an den Spezialaufgaben jeder Art, die neben der Kriegswerkstatt eine neue Facharmee bilden werden. Das bewaffnete Boll wird durch ein Minimum von Menschen an der Schlachtsront charakterisiert sein, während der ganze Rest in der Heereswerkstatt ist. In der Ver- wirklichung einer solchen militärischen Organisation in Frankreich  sieht der General ein Mittel, um jeden europäischen   Krieg zu schnellem Scheitern zu verurteilen und so vielleicht den Weg zur Ber« meidung jeder Fricdensvertetzung. Das ist natürlich ein Irrtum. Kein Volk kann auf die Dauer seine militärische Diktatur sichern.
Theaterchronik. Im Tbeater des Westens wird am Sonnabend, nach« mittags 3!4 Uhr, als Kindervorstellung das MärchenHansel und Grete!" gegeben. Der Speerwerfer. Arn Hindcnburgplatz, an der Kaiser-Allee in Dil  « merSdorf, ist jetzt der bronzene Speerwerfer von Karl Möbius  , dem Ber  - liner Bildhauer, aufgestellt worden. Das überlebensgroße Werk wurd« ISIS aus ber Kunstausstellung im Berliner   GlaSpalast bekannt. Gilt Gemälde vou Green, dem seltsamen griechilch-Ivanischen Maler. glaubt der Münchener   Kmisthistoriker Prot. August L. Mayer in einem kleinen Bildnis des Kaiser-Friedrich-MuseumS entdeckt zu haben. Es wäre das der erste und einzige Greco. den die Berliner   Galerie besitzt. Allerdings handelt es sich um kein Originalwerk,. sonder» nur um eine Kopie nach Tizians Porträt des Ranuccio Farnejll. Eine deutsche Darstellung des Weltkrieges bearbeitet z. Zt. das Reichsarchiv. In ihr werden zum ersten Male plamniitzig die amtlichen Aktenbestände sowie die von privater Seite zugegangenen Nachrichten ver- wendet. Nicht nur die militärische, tondcrn auch die politische und Wirt« schattiiche Geichichle des Krieaes wird dargestellt und die kutturelle und soziale EnUvickturg i» Teiilschlaiid während dieser Jahre geschildert. Der erste Band soll im Herbst 1922 erscheinen. Gin Zentralkunstbureau in Rustland. Beim Volkskommissariat für tzlufklärung wurde ew Zentraikunstbureau errichtet, dos all« Ztunstab«. teilungen leiten und zusammenfassen soll.