Die Englänüer bejubelt. London , 8. Zull.(TT.)„VaNy Mail" meldet au» Seatheu. dah die Ankunft des zweiten englische« Bataillons unter der Bevölkerung große Begeisterung hervorgerufeu habe. Die Soldaten wurden in den Straßen umarmt und am Abend von de» Bürgern zum Essen eingeladen. Ebenso herzlich war der Empfang, der General henniker bereitet wurde. Diesem ging auch ein Schreiben des Generals HSfer zu. das dessen Dank und Bewunderung für die Art und weise ausdrückt. In der die Engländer die schwierige Situation behandelt haben und wie sie in voller Unparteilichkeit dem Gegensatz zwischen Polen und Deutschen zu begegnen wußten. französische Rache an Uaschulüigen. Dos Mitglied des oberschlelischen Zwölferausschusses, Genosse Cyrus, richtete an die JA. ein Schreiben, in dem er Deuthener Zeugenaussagen über den 4. Juli anführt. Hiernach ergibt sich folgender Verlaus: Hinter den englischen Truppen, die mittags nach der neuen Kaserne„Quartier Fach"(I) in Beutben marschierten, folgte eine große Menge, darunter sehr wenig Männliche. Die Menge brachte den englischen Truppen Ovationen dar. Selbstschutz war nicht beteiligt. Ms die Menge vor dem„Quartier Fach" stand, kamen französische Soldaten heraus, die mit Gummiknüppeln und Gewehrkolben auf die Versammelten einschlugen. Diese ergriffen panikartig die Flucht. Kurz vor der Offiziersmesie verlangsamte die Masse ihr Tempo. Einzelne Leute brachten Hochrufe auf Deutschland und England aus. Andere versuchten„Deutschland , Deutschland über alles" anzustimmen. Französische Soldaten hatten unterdes die Zivil- bevölkerung eingeholt und schlugen unterschiedslos auf die Zivilisten ein. Einzelne französische Soldaten schosien aus ihren Gewehren. Am Eisenzaun vor der Offiziersmesse stand der französische M a j o r, mit dem Rücken nach dem„Quart, er Fock" zu und mit dem Gesicht zu der Menae, der er zurief:„Weg, wegl" Dann sank der Major von einem Schuß getroffen zu Boden. Der Schuß traf ihn von hinten in den Rücken und trat vorn on der Nase wieder heraus. Die Annahme ist berechtigt, daß er traqifcherweile einer Kugel, abgeschossen von einem französischen Soldaten, zum Opfer gefallen ist, denn nur fran- zösischc Soldaten befanden sich in seinem Rücken. Aus dem Offiziers- kasino war unterdes eine Anzahl französischer Ofsiziere berausge- kommen. Sie schlugen mit Gummiknüppeln und Reitpeitschen die Menge in die Flucht. Während der Schießerei kamen einige An- aehörige des Selbstschutzes gelaufen, um die Verwundeten zu ver- binden. Alfred Cnrus verband den schwerverwundeten Rolle. D a- b t i wurde er von französischen Soldaten überrascht und mit dem Gewchrkolben geschlagen. Außerdem hat er einen Kopfschuß er- halten. Grzywotz wurde getötet, andere junge Leute schwer miß- handelt und verhafte». Eyrus' Eltern und andere Leute haben ge- sehen, wie die Verhafteten ans dem Transport zum„Quartier Fod," von den französischen Soldaten mit Kolbenstößen mißhandelt und mit Gummiknüppeln und mit Reitpeitschen geschlagen wurden. Auf dem Kascrnenhof fiel eine Anzahl französischer Soldaten noch einmal über alle Verhafteten her und schlugen solange aus dies« ein. bis sie alle auf einen Haufen zusammenbrachen. Durch erneute Mißhandlungen wurden die Zusammengebrochenen zum Aufstehen veranlaßt und In die Gesanqenenzellen der Katern« gebracht. Sie liegen in einer Aerwiindeienarrestzelle, in die kein Sonnen- strahl hineindringen kann. Nach übereinstimmender Angab« aller von mir vernommenen Augen- und Ohren.zeupen hoben sich die franzö- fischen Soldalen und Offiziere wie wilde Tiere benommen und un- erhörte Grausamkeiten begangen. Cyru»' persönliche Vitt« beim General Le Eomt« Denis, feinen Bruder sprechen zu dürfen, wurde vom General in schroffster Form abgeschlagen. Bei Gelegenheit seines Aufenthalts ouf der französischen Kofernenmnche hat er gesehen, daß der wachthabende Sergeantmasor Leb»imttt?l, die von den Anqehoriaen der Verhafte- ten gebracht wurden, zu» Fenster hinaus auf den Kasernenhof warf. * Dieser General Gras Denis ift jetzt als Kommandant von Reuthen durch einen britischen Oberstleutnant ersetzt. Die Geiseln sind bi» auf den Bürgermeister und einen Volizetrat wieder freige- lassen.— Jn Peiekretscham demolierten Polen mehrer« Häuser mit Handgranaten, plünderten Wohnungen aus und veranlaßten zahlreiche Deutsche, zu fliehen. Tr. Rosen vnd Laurent. Pari». 8. Juli. („Franks. Ztg."). Ueber den Besuch Dr. Rasens bei dem französischen Botschafter melden die Blätter, daß letzterer auf die schweren Gefahren hingewiesen habe, die sich aus der Kon- Zentrierung von Freikorps in Schlesien ergeben und die Aufmerksam- teit auf die Kampagne der notionaUftischen Presse gegen Frankreich gelenkt hohe, was die Hauptursache der neuesten Zwischenfälle sei. Dr. Rosen habe sein Bedauern über diese verurtetlenewerten Vorkomm- niste ausgesprochen, die die Bemühungen der Reichsregierung um eine Besserung der Beziehungen zu Frankreich durchkreuzen. Es will doch scheinen, daß die Beuthener Ereigniste weit mehr gegen Frankreich als gegen Deutschland sprechen! Der„Petit Partsien" bringt aus Sosnow'.ce, also von Korfanty stammende Enthüllungen über eine deutsche Geheimorganisation. Der(von Franzosen niedergeschlagene) R o l l« sei einer dieser Stoß- truppler gewesen und seine Anwesenheit in der Nähe des Major» Montalegre beweise das deutsche Komplott. Am 20. April 1920 sollen Ober- und Regierungspräsident von Breslau in Glatz die ober- schlesische Orgelch ermutigt und ihr Waffen versprochen haben, da Oberschlesien nicht an Polen kommen dürse.
Hughes' ßrieüensplan. Paris . 7. ZuN.(WTB.) �New Park Herald" meldet au« Washington , daß Staatssekretär Hughes dem Senat einen Friedensvertrag mit Deutschland vorzulegen gedenke, welcher derartig starke Abänderungen der Bersailler Bestimmungen aufweise, daß er ouf seine Annahme im Senat hoffe. Der erste auf den Völkerbund bezügliche Teil der Bersailler Bestimmungen sowie der zweite und dritte Teil, in denen von den Grenzen Deutschlands und dem politischen Statut Europos gesprochen werde, seien in dem hughes- scheu Entwurf ausgemerzk. Bezüglich des vierten Teils, der beibehalten werde, mache Hughes Borbehalte hinflchttich der Souveränität Frankreichs über Marokko und derjenigen Eng- lands über Aegypten . Er beseitige auch olle Friedensverlrags- klausclu über S Häutung. Der fünfte Teil und ein Teil des sechsten Abschnittes seien in dem neuen Dokument nahezu unverändert geblieben. Auch die Bestimmungen über den Prozeh gegen«aiser Wilhelm und die anderen Sriegsbcschuldigtcn und sämtliche Be- stimmungen über die Reparationen bleiben bestehen. Es wird bestimmt, daß eine amerikanische Bertretung bei der Republik Deutsches Reich unterhalten werde und daß Amerika an dem Perkauf chemischer Produkt«, Schisse und anderen deutschen Materials teil- nimmt, ver tl. und 12. Teil mit einigen Abänderungen, weiche die Bereinigken Staaten jedem europäischen Konflikt fernhalten, werden beibehalten. Der 1Z. Teil, der von der Arbeitsorganisation spricht. ist beseitigt. Ver 14. und IS. Teil werden mit kleinen Ab- äuderungen beibehalten! einer von ihnen betrifft das Gebiet an der Schweizer Grenze und die Beziehungen Frankreich » zu Monaco . Washington , 8. Juli. (Ed.) Harding forderte den Attorney General Daugherty auf, sich darüber zu äußern, ob eine eigentliche Proklamottou nach der Annahme der Entschließung Knox-Porter notwendig sei, in der ausgesprochen wird, daß der Friedenszustand mit Deutschland wiederhergestellt sei.— De? Senat lehnte es gestern ab, die 19 Abänderungen, welche da« Repräsentantenhaus am Marine- budget vorgenommen hatte, zu votieren und bestimmte das Marine- budget für eine gemeinsame Berhandlung beider Häujer.
GroßSerüu Hall im Hinterhaus. Den vielen Berliner Eigenarten— jede Stadt ist reich daran— hat sich in letzter Zeit eine neue zugesellt, die sich einzubürgern scheint: der Ball im Hinterhause,„die Musik der armen Leute". Hinterhauspoesiel Jeden Sommer blüht sie— einmal im Jahr«— auf, mit Papiergirlanden und„spanischen" Lampion». Die Leute wissen sich zu helfen. Kleine Mittel, starker Wille, große Wirkung mit Feuerwerk— drei Streichholzschachteln genügen— und Hand- harmonikamusit. Ein Festkomitee bringt die Sache in Gang und läuft drei Wochen vorher mit Sammellisten herum, um die fiNon- zielle Seite des Freudenfestes sicher zu stellen und dann werden die „Ueberraschungen" eingekauft. Zur Verlosung gelangen„Nippes ", die schon lange in einem Bazar ihrer Erlösung harrten und andere Sächelchen. Es ist alles gut gemeint und der Tag de« Herrn kann gefeieert werden. Die Kinder fiebern, Mütter und Väter müssen e» darum auch tun und der Portier glüht wie«in Lampion. Aber bald macht sich die Sache. Besuch vom Nachbarhaus kommt, zahlt 1 M. Eintrittsgeld und der Schwof(lies: Tanz) beginnt. Die zwei braven Müllkästen geben, mit Decken und Glanzpapier verziert, da» Orchester» podium her. Und die„Musike" leistet was sie kann: Polka, Walzer, Foxtrott Usw. Bis gegen Mitternacht kreischt und dudell das Der- gnügen. Die Kleinen tanzen, die Großen tanzen und die Freude ist Allgemeingut dieser harmlosen Leutchen. Ein wenig Sonne im Stein- käsig l Ein wenig Buntheit, die das Alltäglich« auslöscht und die Oede der Hinterhäuser farbenprächtig gestaltet. Die armen Menschest, welche alle gleich sind in ihrer Rot und Sorge, kommen einander näher. Und das ist gut so. Aus dem Kleinsten wächst das Große. Und das Große kann für Proletarier nur Gemeinschaft sein. Ein kleiner Abglanz liegt von ihr auf solchem Hinterhausball. Diel- leicht findet der KPD. -Mann bei dieser Gelegenheit heraus, daß es nicht allzuschwer ist, sich mit dem„feindlichen" Bruder zu vertragen. Rur das alte Fräulein vom Vorderhaus seufzt, daß sie„wegen den Lärm" nicht schlafen kann und träumt von der„Ticktatur des Proletariats"—--
DZe Elektriflerung öer Staüt-,Mng- und Vorortbahnen welche Porleile brinqk sie dem Verkehr? In der Eisenbahndirektion wurde in einer Konferenz mit Pressevertretern auch über die seit langem gevlante Elektriste- rung der Stadt-, Ring- und Vorortbahnen berichtet. Sie soll nun, wie Oberbourat Heyden in seinem Dortrag ausführte, endlich zustande kommen. Erwartet wird, daß dann eine sehr viel größere Zahl von Fahrgästen in rascherer Zeit als bisber befördert werden kann. Jetzt fahren auf der Stadtbahn in der verkehrsreichsten Stunde 24 Züge zu je 500 Plätzen, so daß bei Z�facher Besetzung — eine solche nimmt die Eisenbahndirektion selber an. wie wenn das etwas Selbstverständliche« wäre!— in der Stunde die Be- förderung von 30 000 Personen möglich ist. Nach Einrichtung elet- irischen Betriebes sollen in der Stunde 40 Züge zu je 600 Plätzen fahren können, was bei 2�sacher Besetzung eine stündliche Beförderung von 60 000 Personen ermöglichen würde. Es würde dann alle 1� Minuten ein Zug fahren, was allerdings zur Voraussetzung hat, daß auf den Haltestellen der Aufenthall nur ganz kurz wäre Für die Ausführung der Elektrisierung ist ein zehniähri- ges Bauprogramm in Aussicht genommen. Die- Eisenbahn» direktion hat das ganze Gebiet in Llbfchnitte eingeteill, die nach und nach, je nach der Bewilligung der Mittel, ausgeführt werden(ollen. Als er st er Abschnitt sind die Strecken nach HermsVorf und noch Bernau yusersehen, für die bereits die Mittel groß» tenteils bewilligt sind und die Arbeiten demnächst beginnen sollen. Die Fertigstellung dieser Strecken wird 1923 erwartet.
Aus dem Wohnungsamt Ichleudorf erfuhr man sonderbare Dinge in einem Beleidigungsprozeß, der vor dem Schöffengericht Lich'terfelde gegen den in Zehlendorf wohnenden Buchhändler Maußner verhandelt wurde. Beleidigt fühlte sich Geheimrat Dr. K r a n o l d, der frühere Leiter des Wohnungsamts, und ihm gegen- über sollte der Angeklagte auch den Versuch der Nötigung gemacht haben. Maußner, dem die Gemeinde im Jahre 1918 vorläufig zwei Zimmer im früheren Soldatenheim als Wohnung für 6 Personen angewiesen hatte, bemühte sich seitdem vergeblich um«in anderes Quartier. Er erhob schließlich durch Plakat im Schaufenster seines Geschäfts öffentlich die andeutende Beschuldigung, daß man im Zehlendorfer Wohnungsamt eine Wohnung nicht ohne Schiebung bekommen könne und erklärle in einem Brief, er werde die Bevölke- rung zur Selbsthilfe ausfordern, wenn nicht Kranold sein Amt niederlege. Vor Gericht versicherte Kranold. seine Beamten seien unbestechlich. Ein Ingenieur Stumpf bekundete, Gemeinde« sekretär W e i g e l habe ihm eine Wohnung in Spandau verschaffen wollen und habe Frau Stumpf gefragt, was er dafür kriege. Weigel, als Zeug« vernommen, bestritt das und ebenso die Be- houptung eines anderen Zeugen, daß Weigel selber ihm erzähll habe, seine Frau habe von einem Großindustriellen für Beschaffung einer Wohnung ein seidenes Kleid erhalten. Eintg� Zeugen äußerten sich über Bevorzugung gewisser Wohnungssucher durch dos Zehlendorfer Wohnungsamt. Der Amtsanwalt beantragt« gegen Maußner 500 Mk. Geldstrafe, das Gericht aber sprach den Angeklagten frei. Er habe an Schiebungen geglaubt und in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandell, auch sei der Wahr- heitsbewei, zum Teil erbracht worden. Die Konniagsjouderzüge. die in diesem Sommer von Berlin aus gefahren werden, hoben der Eisendahnverwattung zunächst eine Enttäuschung gebracht. Am ersten Sonntag waren sie, wie wir von zuständiger Stelle hören, nur bis zu einem Drittel der Plätze be- letzt. Das mag zum Teil an dem schlechten Wetter der letzten Zeit liegen, zum Teil wohl auch daran, daß Dies« Sonderzüg« noch nicht hinreichend bekannt sind. Die Eisenbahndirektion Berlin will e« von der Stört« der Benutzung abhängen lassen, ob sie die Einrich- tung dauernd beibehält. Di« Fahrpreise sind beträchtlich ermäßigt und für die Hin- und Rückfahrt in folgender Höhe festgesetzt worden: Vom Stettiner Bahnhof nach Freienmald« und Falkenberg 12 M., nach Eberswalde und Wasserfall 8 M., vom Stettiner Bahnhof nach Fürstenberg 15 M., nach Löwenberg 8,80 M., noch Nassenheide und Fichtengrund 6,50 M., vom Schlesischen Bahnhof nach Tiefenfee(für die Rückfahrt auch gültig von Strausberg ) 6,50 M., nach Dahmsdork-Müncheberg 9,50 M., vom Gärlitzer Bahnhof nach Lübben und Lüobenau 16 M., nach Teupitz -Grotzköri» 8 M., noch Scharmützelsee oder Hubertushöhe n M., nach Storkow 9 M. Der Vorverkauf zu allen Zügen findet an den Sonnabenden von früh 8 Uhr bis abends 10 Uhc statt.— Eine Zeitungsnachricht hatte die irrige Mitteilung verbreitet, daß die Züge auf allen Zwischen- stationen holten. Diese Sonderzüge sollen aber nur der Bevölte- rung Groß-Berlins«ine billige Au»flugsgelcg«nheit bieten, darum wiri» außer an den Endstationen nur an einigen für Ausflüge In Betracht kommenden Z w isch e n st a t i o- nen gehalten. Es halten die Züge nach Freienwalde auch in Falkenbera, Cberswalde, Wasierfall, die Züge nach Fürstenberg auch in Löwenoerg, Nassenheide , Fichtengrund, die Züge nach Lübben und Lübbenau auch in Teupitz -Großkör:», die Züge nach Schar- mützelsec auch in Hubertushöhe und Storkow . Flammentod. Die Reinmachefrau Ernestine Just, die in einer Chemischen Fabrik in der Georgenkirchstraße 42 bcschästiqt war. wollte ouf einem Goskockirr Kofse bereiten. Zum Herunterheben des Topfes vom Feuer bediente sie sich ihre? Schürze, die voller Oel - flecke war. Diese fing Feuer und alsbald brannte ihr« ganz« Klei-
dung. Es gelang ihr nicht mshr, den Raum zu verlassen und als die Feuerwehr erschien, war sie bei lebendigem Leibe ver- 6 r a n n t. Am Grabe der Mutter erschossen. Der Arbetter K u r t M a l i n besucht« gestern den Cmmauskirchhof in der Hermannstraße zu Neu- kölln und tötete sich am Grabe seiner Mutter durch einen Schuß in das Herz. Was ihn in den Tod getrieben hat, steht noch nicht fest. Elae harzwauderung. Für die vom„Jugendfekretariat" und dem„Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt" veranstaltete Harzwanderung können weitere Anmeldungen nicht mehr angenommen werden. Achl- mg, InngsozlaNstent Der Dortrag des Genossen Hilde» brandt über:„Die Länder und das Reich" findet nicht, wie irrtüm- llch gemeldet, erst morgen(Sonnabend), sondern schon heute abend statt.'_ Das Wetter für morgen. Verltn und Umgegend. Wärmer, trocken und überwiegend heiter, hei größtentril« schwache» östlichen Winden. »Volk und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrist, liegt der heutigen Postguslage bei.
Mus aller Welt. Doppel-Raubmord. Der Karlsruher Bertchterstatter der„Dena" meldet: Wie dt« Heidelberger Kriminalpolizei mitteilt, gelang es am Donnerstag abend den Eisenbahnschmied Siesert in Heidelberg festzunehmen, der dringend des Raubmordes an den beiden verschwundenen Bürgermeistern und an dem Berliner Kaufmann Horn verdächttg ist. Man fand bei ihm mehrere Gegenstände, die dem Herforder Ober« bürgermeister Busse gehörten. Der Verhaftete, der dem Staats» anmalt vorgeführt wurde, leugnet trotzdem noch die Tot, er gilt aber für so gut wie überführt. Ferner wurden drei Personen festge- nommen, die der Hehlerei verdächtig sind. Die Streifen in den Heidelberger Wäldern werden von Hunderten von Polizisten fortgesetzt und man hofft heute noch die Leichen zu finden.
SewerMQstsbeivegung Sühnenverein gegen Sühnengenvyenfchast. Der Deutsche Bühnenverein hat gegen die Genossen- schaft Deutscher VühnenanaehSriger beim Reichearbeitsamt«Ine Klage eingereicht, in der die Genossenschaft beschuldigt wird, sich gegen wichtige Abmachungen des gegenseitig bindenden Tarifvertrages vergangen zu haben. Daraufhin hat die Genossenschaft Entscheidung durch ein Schiedsgericht beantragt, dos am Mittwoch im Staotstheater tagte. Den Vorsitz führte Dr. Tiburtius vom Reichs- arbeitsamt. Schiederichter des Bühnenmreins war Rechtsanwalt Frankfurter , während die Genossenschaft der Schauspieler den Vor- sitzenden des Afabundes Aushäuser mit ihrer Vertretung beauftragt hatte. Als Beisitzer fungierten die Mitglieder der TarifkommMonen der beiden Vertragsgruppen. Während aber von den? Mitguedem des Bübnenoereins vier Juristen und nur die drei übrigen praktische Theaterfachleute sind, schickt die Dühnengenossenschaft nur Bühnen- Mitglieder in den Tarifausfchuh. Der Bühnenverein wirft der Ge- noßenschast vor, daß sie gegen die Abmachungen des seit den ersten Revoluttonsmonaten gültigen Gegenseitigkeitsvertrages Bestimmungen getroffen hat, die sich im Gegensatz zu der vereinbarten Tarifgemein- schaft befinden. Die Genossenschaft hat nämlich auf ihrer letzten Vertreterversanrmlung in Frankfurt a. M. beschlostrn, daß an keinem Theater mehr als zehn Prozent der beschäftigten Mitglieder Anfänger sein dürfen und diese Anfänger sich erst der vorgeschriebenen Prüfung zu unterziehen haben, sofern sie sich über ihre künstlerische Befähigung nicht auf andere Welse leaitimieren können. Erst dann können sie in die Genossenschaft als Mitglieder aufgenommen werden. In dieser Bestimmung, die ausschließlich im Interesse des künstlerischen Theaterwesens und im Interesse des Theaternachwuchses getrosten wurde, sehen die Mitglieder des Bühnenvereins den Vertragsbruch. Sie wollen njcht zulassen, daß diese sogenannten Anfänger irgendwie auf ihre künstig« Tüchtigkeit hin untersucht worden. Sie wollen insbesondere nicht der Genossenschaft ausschließlich die Verfügung über diese Dinge überlassen. Weiter erblickt der Bühnenoerein einen Vertragsbruch der Ge- nossenschaft in Streik- und Aussperrungsparolen, die von der Gewerk- schaft der Schauspieler in der letzten Zeit erlassen worden sind. Di« Austragung dieser Streitfrage ist von prinzipiellster Bedeutung für die Zukunft des deutschen Tbeatcrs, aber auch für die Zukunft des gesamten gewerkschaftlichen Lebens überhaupt. Denn die Arbeit» ficber, in vorliegendem Fall der BLHnenvcrcin, suchten aus den gegen- eitig bindenden Bestimmungen des Tarifvertrages da» Recht her» zuleiten, die Streikfreiheit der Arbeitnehmer im allgemeinen zu be- schränken. Gegen diesen Versuch des Bühnenoerein» erhoben die Vertreter der Genossenschaft den berechtigten Einwand, daß hier von den Arbeitgebern auf die verfassungsgcmäß vom Reiche gewährleistete Streikfteiheit der Arbeiterorganisationen ein Attentat �unternommen wird. Die Verhandlungen zogen sich sehr lang und mühselig hin.
Die Aussperrung in der Migaretteninduftrie. In der Sonntagausgabe teilten wir bereits Mit, daß die Unter- nehwer in der Berliner Zigarettenindustrie ihr gesamtes Personal ausgesperrt haben. Wir gaben gleichzeitig die von dieser Seite mit- geteilten Gründe für diese Maßnahme bekannt. Jetzt teilt uns der Deutsche Metallarbeiteroerband mit, daß es sich bei diesem Kampf gar nicht um einen Lohn kämpf Handell, wie die Unternehmer melden. Der Metallarbeiterverband hatte beantragt, in den neuen Tarif Bestimmungen auszunehmen, die eine Steigerung de» Urlaubs von 15 auf 21 Tage und dieZahlungdesLohne» im K r a n k h e i t s f a l l e bis zu 6 Wochen sichern. Von Lohn- forderungen ist also gar nicht die Rede. Die Ab- lehnung dieser Forderungen, die schon seit Jahren in allen Klein- und drei Großbetrieben durchgeführt sind, bezweckt aber nicht, eine Derbesserun g der Arbeitsbedingungen zu verhindern, sondern ihre Verschlechterung durchzusetzen. Di« Unternehmer fordern nämlich, daß„außer Lohn und Arbeitszeit-- nichts verschlechtert" werden soll. Die Höchstleistungen sollen von 70 000—90 000 Stück pro Tag auf 120<)00 Stück erhöht werden.„Bei weniger Leistung Kürzung� de« Lohnes." Weiter wird verlangt:„Leistung diverser t e ck> n i s ch e r Ausführungen in Vl refp. 1 Stund« Arbellszeit. Ber Nicht» erfülluna Kürzung de» Lohnes." In mündlicher Verhandlung vor dem Einigungsamt des De- werbegerichts forderten die Unternehmervertreter die Auf- Hebung aller in dm einzelnen Betrieben bisher gewährten Sondervergünstigungen und Freiheiten. Solche sind z. B. Kantinenzuschüsse, Arbeitskleidung, freie Tage usw., alle» Sachen, die nicht durch Kampf, sondern durch Zugeständnis sazialdenkender Unternehmer erzielt wurden. Wir wollen heute Beweis« über die Finanzlag« der Zigaretten- industriellen nicht bringen, sind jedoch für dm Fall, daß die Unternehmer die Behauptung, die Last der Forderungen nicht tragen zu können, aufrechterhalten, gern bereit, Ausschluß zu geben. Diese Gruppe Groß-Zigaretten-Fobrikanten hat mit der Au»- sperrung den Beweis erbracht, daß die fabelhaften Kriegsgewtnne eine Geisel für das Proletariat werden sollen. Ihr« Mmschenfteund» lichkeit zeigen diese Herren dadurch, daß sie in ihrem letzten Rund- schreiben all« Fabrikanten aufforderten, überall auszusperren, auch wo keine passiv? Resistenz geübt wird. Auf diese Weise �werden weite? taufende Familien durch brutale Unternehmerwilltiir dem Elend preisgegeben.