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Nr. 327 �ZS. Jahrgang

1. Seilage öes vorwärts

Sonntag, 10. Juli 1921

Sozialöemotratijcher Parteitag.

Parteigenossen! Auf Grund des Organisationsfiawks der Partei bernfi der Parteioorstand den nächsten Parteitag auf Sonntag, üen IS. September, abenös 6 Uhr nach Görlitz (Stadkhalle) ein. Als vorläufige Tagesordnung ist festgesetzt: 1. Bericht des Parteivorstandes: a) Allgemeines. Referent: Franz S rüg er. b) Organisation und Kaste. Referent: Bartels. Z. Bericht der Kontrollkommission. Referent: vrühue. Z. Bericht der Reichslagsfraktiou. Referent: Gustav hoch. 4. Die Wirkung des verfailler Vertrages auf die innere und äußere Politik Deutschlands . Referent: Hermann Müller . S. Das Parteiprogramm. Referent: Hermann Molteubuhr. b. Anträge. 7. Wahl des Parteioorstandes. der Sontrolltommistio« und de» Ortes, au dem der nächste Parteitag stattfinden soll. Parteigenossen! wir fordern Euch auf. die vorarbeiten für den Parteitag, besonders die Wahlen der Delegierten und die Stellung von Anträgen rechtzeifig zu bewirken. Die Anträge der Parteiorganisationen wüsten spätestens am 20. Au- gust im Besitze des Parteivorstande» sein, wenn sie nach den Le- stimmungen des Organisationsstatuls veröffentlich werden und in der gedruckten Vorlage Aufnahme finden sollen. Die au den Partei- vorstand einzureichenden Anträge find, jeder für sich, auf ein beson­deres Blatt Papier zu schreiben. Rur eine Seile de» Papier » darf beschrieben werden.

Am 17. September, vormittags 10 Uhr, findet in Görlitz ( Stadthalle) eine

statt.

Reichsfrauenkonferenz

Vorläufige Tagesordnung: 1. Die Arbeit der Frau in der Gemeinde: a) wirtschaftlich(Gen w u h k y): b) sozial sFr. Dr. Schöfer); c) Vereinsarbeit(Hedwig w a ch e n h e i m). 2. Bericht über den Stand der Frauenbewegung. Referenttn: Marie I u ch a c z. Zur Teilnahme berechttgl sind aus jedem Bezirk 1 bis 2 Dele- gierte, die weiblichen Delegierten zum Parteilog und die weiblichen Mitglieder des Reichstags. Sofern männliche Genosten von ihrer Bezirksleitung mit Mandat versehen werden, find sie zur Teilnahme an der Reichsfrauenkonferenz berechtigt. Die Bezirksleitungen werden dringend ersucht, dem Parteivorstand die Ramen der gewählten Delegierten unter genauer Adressenangabe mögllchst bis zum 2S. August milzukeileu, damit ihnen da» Mandat, die Vorlagen und sonstigen Mitteilungen zugestellt können.

wegen wohnungsbefchaffung wenden sich die Delegier- ten möglichst sofort nach ihrer Wahl, spätestens jedoch bis ZI. August. nur an den Vorsitzenden der Wohnungskommission, Adreste: Gott - hold Llßke. Görlitz , Luisenstcaße S. In allen anderen örtlichen Parleitagsangelegenheiteu an den Vorsitzenden des Hauptausschustes, Adreste: Redakteur Wilh. Baum- gart, Görlitz . Ouisenstraße S. Berlin, den 25. Zuni 1321. Der parteivorstanü.

höchstmiete unslaufenöervertrag Von Stadtrat V r u m b n- Neukölln. Wie wir aus einigen Zuschriften entnehmen, bedarf die Frage der lausenden Verträge noch einer weiteren Klärung. Die Aus. fuhrungen des Den. Stadtrat Vrumby werden hoffentlich noch bestehende Unklarheiten beseitigen. D, Red. Unterm IS. Juni hat der Magistrat Berlin mit Wirkung vom Ig. Juni(Tag der Veröffentlichung in Nr. 25 des.Gemeindeblatts") die Miethöchstgrenze für Wohnungen von 20 Proz. auf 45 Proz. erhöht und in§ 1 Abs. S seiner Verordnung den viel umstrittenen Sog aus der Preußischen Höchstmietenverordnung wiederhott: Laufende Verträge werden von dem Abänderungsbeschluß nicht berührt." Durch diese zusatzlose Wiederholung ist die Vor» schrift nicht deutlicher geworden. Die beiden Fragen sind: Was be- deutetlaufender Vertrag" undWas bedeutet sein Unberührt» bleiben?" Der laufende Vertrag steht im Gegensatz zum abgelaufenen Vertrag. Solange der Verttag dauert, laust er. Hat der Vertrag sein Ende erreicht, so ist er nicht mehr vorhanden und läuft nicht mehr. Alsolaufen" alle bestehenden Verträge. Und zwar laufen fie zu den vereinbarten Vedingungen mit Bindung für beide Teile. Wird die Miethöchstgrenze geändert, so ist das ohne Einfluß auf die vertragliche Miete, solange der Verttag besteht (läuft"). Erst der Ablauf des Verttages schafft Raum für seine Abänderung nach der abgeänderten Höchstgrenze. Die Heraus» setzung der Höchstgrenze setzt also nicht automatisch alle Mieten mit ihrem Inkrafttreten herauf, sie ist vielmehr, wie das die Höchst» Mietenverordnung gleich zu Anfang(§ 1 Abs. 1) betont,Höchst­grenze für Mietzins stei gerungen". Sie schafft lediglich die Möglichkeit erhöht zu steigern, was beim Widerstreben des Mieters nur im Wege der Kündigung unter Einhallung der vereinbarten Kündigungsfrist möglich ist. Daß so die Abänderung des höchsten Steigerungslatzes, des allgemeinen Steigerungsrahmens ohne Einfluß auf die Mieten ist, die zur Zeit der Abänderung und über sie hinaus vereinbart sind,

ist selbstverständlich. Wer sich am 1. April d. I. auf die Dauer eines halben Jahres zu 30 Proz. zur Friedensmiete verpflichtet hat, braucht trotz der am 19. Juni d. I. in Kraft getretenen 45 Proz., das ist die Steigerungsmöglichkeit auf 45 Proz. vor dem 1. Oktober dieses Jahres nicht mehr als seine 30 Proz. zu zahlen, und ab 1. Oktober d. I. auch dann nur mehr, wenn ihm fristgemäß steige- rungshalber gekündigt ist, was die vorherige Zustimmung des Miet- einigungsamtes voraussetzt. Bedenklicher ist die Frage, welche Bedeutung die Verpflichtung zur jeweiligen Höchstmiete hat. Viele Mieter haben ja bekanntlich die Klausel unterschrieben, sie würden mit Inkrafttreten einer heraufgesetzten Miethöchstgrenze sofort, das ist vom nächsten Miet- Zahlungstermin ab. die höhere Miete zahlen. Auf Grund dieses Abkommens soll also der Abänderungsbeschluß(betr. 45 Proz.) den laufenden Verttag berühren, und die Borschriftlaufende Verträge werden nicht berührt", wäre danach wegbedungen. Die Frage ist: Geht das? Kann der Wille des Gesetzes durch den Willen der Parteien außer Kraft gesetzt werden? Nach§ 13 der Höchstmieten- Verordnung(in Verbindung mit Z 8 Abs. 3 das.) sindentgegen­stehende Vereinbarungen unwirksam". Durch diese Vorschrift ist, wie der Ausführungserlaß sagt,beabsichtigt, jegliche auf Ver- Hinderung der Erreichung(der Verfasser des Erlasses scheint das WortVereitelung" fürVerhinderung der Erreichung" nicht zu kennen) des Zwecks der Anordnung gerichtete Vefttebungen zu ver- eiteln". Nun ist Zweck der Anordnung nicht nur, daß niemand die Höchstmiete überzahlt, sondern auch, daß die(vertraglich erreichte) Höchstmiete erst nach Vertragsablauf gezahlt wird. Diese Auslegung erscheint zwingend. Dennoch wird die gegen- teilige Meinung und zwar auch von ordentlichen Gerichten vertteten. Diese verneinen zwar auch, daß Mieter schon allein wegen des neuen Magisttatsbeschlusses vom 1. d. M. ab mehr Miete zahlen müßten(diese Ansicht scheidet also als indiskutabel völlig aus): doch müßten trotz ungekündigten Vertrags die Mieter ab 1. d. M. mehr zahlen, die sich auf den jeweiligen Höch st Zuschlag fe st gelegt hätten. Diese Festlegung mache eine Kündigung und also den Ablauf des Vertrags, um den neuen Zuschlag zu erreichen, überflüssig. Oder

auch: infolge solcher Abrede sei der Verttag zu 30 Proz. am 19. Juni abgelaufen, und der 1. Juli finde einen neu in Lauf ges setzten Verttag zu 45 Proz. vor. Berücksichtigt man, daß unsere Miet h ö ch st Zuschläge(20, 30, 45 Proz.) weder alle Häuser, auch die ungünstig wirtschaftenden, berücksichtigt haben, noch auch nur alle Verteuerungen seit Friedens« zeit, daß vielmehr lediglich eine Art Existenzminimum für das Haus festgestellt wurde, so kann man die Neigung verstehen, die Abrede wegen der automatischen Wirkung der Zuschläge für gültig zu erklären.(Wie die Zuschläge zustandegekommen sind', habe ich in meiner SchriftGroß-Verliner Höch st mieten", 1921, Franz Bahlen, 63 Seiten, ausführlich erörtert.) Mit dem formalen Recht verttägt sich diese Auslegungskunst nicht. Danach hat der Gesetzgeber, der von seinem Standpunkt auf mög* lichste Niedrighaltung der Mieten und damit des Häuser- und Bodenwerts bedacht war. den Parteien das Recht zu vorzeitiger Inkraftsetzung des Miete-Mehrs entziehen wollen. Anstatt aber den Mietern klipp und klar zu raten, daß sie ttotz der Klausel die alten Mieten bis zum Ablauf ihres Verttages weiter zahlen sollen, möchte ich bei dem scheinbaren Gegensatz der Meinungen lieber dem Herrn Minister raten, im Interesse der Volkswohl-k fahrt, nämlich der Ersparnis von Prozeßtoste« und von Aerger eine bündige Auslegung seiner Vorschrift zu erlassen. Es braucht nur est» Satz zu sein._ GroMerün tvalüfreuüen. Die Freuden des Waldes können wir auch in Berlin genießen. Sowohl der Tegeler Wald als auch die Köpenicker Heide liegen im Gebiete der Großgemeinde Berlin , und auch der Grunewald sei nicht vergessen. Und alle diese im Verhältnis zu der Größe Berlins kargen Wälder nehmen an Sonntagen Sttöme von Menschen auf, die sich am Rauschen der Bäume, am Wiegen der Wipfel und am Singen der Vögel erfreuen wollen, und wer nicht gerade ein Eigen« brötler ist oder in ungestörter Zweieinsamkett den Tag verbringen möchte, wird hübsche Plätzchen finden, auf denen es sich wundervoll rasten und ruhen läßt. Vorüberziehende werden kaum lästig fallen. Jetzt ist Blaubecrzeit. Auch in den Berliner Wäldern wachsen Blaubeeren und noch viele andere, außerdem sind Kräuter und Pilze zu finden. Man tut gut, sich vor dem Lagern den Platz recht genau anzuschauen, damit nicht etwa Blaubeerflecke den schönen Sonntagsstaat verunzieren, was. besonders bei den hellen Kleidern der Mädchen und jungen Frauen sehr wesentlich ist. Auch die Himbeeren sind reif und ihr rotes Leuchten lockt geradezu zum Pflücken, wenn sie auch nicht groß sind, so haben die ausgereiften doch einen ganz vorzüglichen Geschmack, und auch Walderdbeeren blühen am Boden und sie sind zweifellos das köstlichste Geschenk des Waldes, das von vielen seines herrlichen Aromas wegen den wohlgepflegten Gartenerdbeeren vorgezogen wird. Die süßen porzellanweißen Blüten der zierlichen Preiselbeeren, die im Mai und Juni blühen, blitzen am Boden und wetteifern mit den blühenden Brombeersttäuchern. Zweimal im Jahre, im August und im Oktober, werden die Preiselbeeren geerntet, und die BrM« beeren sind ein Waldobst, das gar herrlich mundet wenn es von ihnen nur recht viel geben würde. Aber das ist es eben:'Äste diese Herrlichkeiten wachsen wohl in den Berliner Wäldern, wer sie aber in reichlicherem Maße genießen möchte, muß schon weiter hinausfahren, wett vor dieTore" Berlins , stundenlang. Er darf auch nicht vergessen, sich den vorschriftsmäßigen Beerenschein gegen Zahlung der vom preußischen Landwirtschastsmmisterium festgesetzten Gebühren besorgt zu haben, wenn er unbehelligt die Schätze de» Waldes heben will. Wer in den Bersiner Wäldern auf reiche Beerenernte hofft, wird enttäuscht sein: zu viele Liebhaber sind vorhanden. Wer aber sonst Auge und Herz hat, wer Nrturschönheit genießen kann, wird auch in ihnen auf seine Rechnung konimen. Die abwechslungsreichsten Bilder werden ihn erfreuen. Wald und Wiese, Hügel und Ebene, Fluh und See werden ihn ergötzen, und sogar unsere armselige Kieferheide wird einen eigenartigen Reiz ausüben, wenn die Abende sonne die Wipfel vergoldet.

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Die Rächer.

Roman von Hermann Wagner. Morgen gehe ich wieder." sagte Reisner,immer weiter, und weiß doch nicht, wohin. Wer ich werde immer gern an dich denken'... Hattest du schon einen Schatz?" Nein," sagte sie, gleichsam verwundert darüber, daß es so war, wie sie sagte. Aber du wirst hall» einen bekommen, denn du bist schön,... sehr schön!" Sie lachte lautlos, und in �diesem Lachen lag etwas Schmachtendes und etwas, das für den Augenblick doch satt war, weil sie ja nun wußte, wie die Liebe war» von der sie zum ersten Male gekostet hatte.Du sahst heute früh so bös au»," gestand sie ihm.ich fürchtete mich vor dir!" Und jetzt! Bin ich bös?" Nein, nein..." Und fürchtest du dich vor mir?" Gar nicht," sagte sie und schlang beide Arme um ihn. und er erkannte in ihrem warmen, pochenden Blut dieselbe Mahnung, die ihm jüngst nur die Blumen zugerufen hatten: grüble nicht, lebe! Er setzte am nächsten Morgen seine Fußwanderung fort. aber er tat es jetzt mit einer genießerischen Langsamkeit, wie einer mit Bedacht bei einem Genuß verweilt, der ihm urplötz- lich aufgegangen ist und den er bis zu den letzten Zügen aus- schlürfen möchte. Noch nie in seinem Leben hatte er getrunken. Er erfuhr jetzt, welche verfeinernden und das Lebensgefühl steigernden Wirkungen der Wein haben konnte, wenn man es verstand, ihn zur rechten Zeit und an rechter Stelle zu trinken. Er kam nach Terlan und nach Eppau und saß stundenlang in kühlen Gärten, das Glas vor sich und einer sinnenden Zu- friedenheit hingegeben. Träume umgaukelten ihn und führten ihn in ein Land, in dem es wohl war, zu leben. Alle Dinge verloren ihre Schärfen und Härten, ein lieblicher Schleier hüllte sie ein. der nur ahnen ließ, wie schön sie waren, und den man in begnadeten Stunden lüftete, um sich mit dem Zauber, der hinter ihm war, zu oerschmelzen. Es war etwas Wundervolles, nichts zu tun, nur zu ruhen. Auch sein Verstand, sein« Vernunft, sein Wille legten sich hin

und taten einen langen Schlaf. Und nur seine Phantasie war wach und begann ein Spiel, an dem sie nie ermüdete, weil die Farben und Formen, die sich wie im Tanz vor ihm drehten, unablässig wechselten und immer neue und immer kühnere Ueberraschungen boten. Die Zeit glitt langsam vorüber und nickte zufrieden, weil sie sah, daß sie in Wahrheit ausgenützt, nicht oerschwendet war. Unermeßlich sind die Möglichkeiten, die die Zeit bietet, und nur der ergreist sie, der die Zeit scheinbar mit Nichtstun ver- tut. Nur der Beschauliche genießt die Stunde, der Tätige hetzt blind an ihr vorüber, einem Ziel nach, das ihn narrt. Denn er stirbt eines Tages und weiß nicht, daß er gelebt hat. Reisner wurde braun und in seine Augen kam Leben. Er um der Speisen willen, er machte Fußwanderungen. weil seine Glieder danach verlangten, und er gab sich dem Schlaf hin, well eine wohlige Müdigkeit ihn dazu drängte. Er hatte es für einige Zeit überwunden, sich sein Leben durch überflüssige Gedanken zu komplizieren und sich auf diese Weise künstliche Hemmungen zu schaffen, die in Wirklichkeit gar nicht da waren. Er sah, daß es zuweilen nottat, wie ein Tier zu leben. Ein triebhaftes Verlangen drängte ihn jetzt immer wieder zum Weibe. Es verging kaum ein Tag, an dem er ihm nicht nachgab. Er fand jederzeit offene Arme. Es war, als ob die Natur, die sich unter diesem Himmel verschwendete, hier auch die Mädchen zur gleichen Verschwendung trieb. Und über alledem schwebte ein« heitere Selbstverständlichkeit. Man litt hier nicht, wenn man liebte. Und diese Leichtblütigkeit schien sich auch auf Fremde zu übertragen, die, selbst wenn sie aus dem Norden kamen, bald bereft waren, ihre Kälte, unter der sie hier nicht stoh wurden. fallen zu lasten. Reisner traf auf feinen Wanderungen eine Dame, die, wiS er bald erfuhr, aus Schleswig stammte und die mit ihren zwei Kindern hierher gekommen war, um einen zeitigen Früh- ling zu genießen, während ihr Mann, der nicht mehr jung zu sein schien, daheim mit Eifer und Liebe, die beide echt waren, Aktenstaub schluckte. Sie hieß Dora und bat ihn, sie nur mit diesem Namen zu nennen, mit keinem anderen, sie überhaupt nicht als Dame zu behandeln, sondern als eine zufällige, aber doch liebe Be- kanntschaft, etwa als ein Mädchen, das man trifft, küßt und vergißt. Denn pe sehne sich maßlos danach» nachträglich.

wenigstens für Stunden, jene Jugend zu genießen, die sie, als sie jung war, doch nie gekannt habe. Sie war ungefähr! dreißig Jahre all und durchaus nicht häßlich. Reisner erlebte mit ihr acht Tage, die ohne Leidenschaft. dafür voll milder Wärme waren. Nicht im mindesten gliche sie jenem Typus von Frauen, die genießen wollen, weil de? Genuß für sie das Leben ist. Sie war im Gegenteil eine von denen, die ihr Leben lang hungern und die, erst wenn sie alt: geworden sind, erkennen, daß sie es getan haben. In diesen Frauen glüht das Verlangen, das Dasein wenigstens einmal zu packen, ein einziges Mal, ehe sie sterben, und sie verjünge« sich dann, wenn die Gelegenheit sie findet, um Jahre. An einem Maimorgcn nahm Reisner von Dora Abschied. Es war ausgemacht zwischen ihnen, daß keines von beiden� dem anderen mehr nachforschen werde, und sie wußten beide. daß sich ihre Wege nie mehr kreuzen würden. Ein solches Bewußtsein macht mild und dankbar. Dora geleitete Reisner ein Stück Weges, bis an dettt Rand eines Waldes, hinter welchem er dann verschwinde« mußte, ohne daß sie ihn je wieder sah. Obgleich sie sich trennten, waren sie heiter. Von dem Muß ich nun leben," sagte Dora,von dem, was mir die paar Tage an Lebensinhall gegeben haben,' diese wenigen, die jetzt dahin sind." Sie hob die Hand über die Augen und blickte w die sonnig? Landschaft.Und Sie? Für Sie war das eine Episode, was für mich ein Ausschließliches, ein Definitives war. Und doch! beneide ich Sie nicht. Sie werden sich w vielem zersplittern, während ich für alle Zeiten immer nur von einem zehre« werde. Ihr Leben wird bewegter, meines glücklicher sein." Glücklicher? Mit Ihrem Mann?" Nicht mit, sondern neben meinem Mann, dafür mWi? meinen Kindern... Lieben Sie Kinder?" Darüber habe ich nie nachgedacht..." Gibt es überhaupt jemanden, den Sie lieben?"| Nein." sagte er. g Ich dachte es mir. Und ich? Was Hachen Sie für mich: empfunden?" Ihnen war ich gut," sagte er freundlich,aber nur, weil unsere Bekanntschaft wie im Traum geschlossen war. Der, de? ich hier bin, bin ich in Wirklichkeit gar nicht. Mein echtes Ich ist daheim geblieben. Dem, der hier ist, ist erlaubt worden, ZU' träumen. Er hat Sie im Traum lleb gehabt." Sorks. Mgt)