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Wie immer man es also oersucht, stets bleibt die Last zu einem großen Teile schließlich doch auf den breiten Massen der Verbraucher liegen. Es ist nötig, diese bittere Wahrheit rechtzeitig zu erkennen und auszusprechen: sonst würde man sich dem Vorwurf aussetzen, einen Mangel an Voraussicht bewiesen«der gar ein Versprechen gebrochen zu haben. Angesichts der Tatsache, daß nur gan� wenige Arbeiter- gruppen den gleichen Stand der Lebenshaltung wie vor dem Kriege bewahrt haben, der Durchschnitt aber um 30 40 Proz. selbst unter diesen Stand gesunken ist, muß mit allen Mitteln eine Milderung des Uebelstandes angestrebt werden. Eine solche würde in dem Maße eintreten, als es gelingen würde. die technischen Methoden der Produktion zu verbessern. Der Mehrertrag aus besserer Ausnutzung der Anlagen würde dann für die Kriegsentschädigung abgeschöpft, und da hier in In' dustrie und Landwirtschaft noch ungeheure Möglichkeiten der Verwirklichung harren, so müßte auf diese Weise ein stets wachsender Teil der Last von den Schultern des Verbrauchers genommen werden können. So sehr nun«llerseits von einer Entwicklung der Produk- tivkräfte eine Erleichterung der Lage erhofft wird, so steht doch inerkwürdigerweise die naheliegende Frage keineswegs im Mittelpunkt der Erörterung, ob nicht vielleicht gerade mit steuerlichen Mitteln die Produzenten auf diesem Wege voran- getrieben werden könnten. Produktiv ist diejenige Steuer, die dem wirtschaftlichen und techni- scheu Fortschritt einen Anreiz bietet. Gelänge es also, die geplante Besitzbesteuerung nach dieser Richtung auszubauen, so wäre viel erreicht. Und da bietet vielleicht der gleichfalls viel erörterte Gedanke einer Uebertragling von Ka- pitalanteilen an die Entente einen wirksamen Ansatzpunkt für diesen besonderen Zweck. Eine solche Vermögensübergabe wird vielfach für die naturgemäß besonders schwierige Anfangszeit als unumgänglicher, wenn auch sehr unangenehmer Notbehelf betrachtet«erden müffen. Solange die Ergiebigkeit der Wirt- schaft noch nicht so weit gesteigert ist, daß aus dem Ertrage die Last bestritten werden kann, ohne die Verbraucher allzu sehr zu schädigen, solange würde wohl eine Uebertragung von Kapitalteilen die Lücke ausfüllen müsien. Vielleicht wäre nun diese Maßregel einer Verfeinerung in der Richtung fähig, daß den Kapitalisten die Möglichkeit gewährt würde, aus der Er- höhung der Erträge die abgetretenen Kapitalteile zurückzu- kaufen. Auch die Gegenpartei, von deren Zustimmung ja die Durchführbarkeit der Maßregel abhängt, würde dabei ein gutes Geschäft machen. Gesetzt den Fall, es würden bei einer Fabrik 20 Proz. des Aktienkapitals den bisherigen Eigentümern ent- zogen und der Entente übergeben. Wird nun die Ausnutzung der Anlagen verbessert, so steigen die Dividenden für Inländer und Ausländer. Im Inland werden infolgedessen Rück- lagen aufgehäuft, um den abgetretenen Kapitalteil zu- rückzukaufen. Inzwischen aber haben kraft dieser inländischen Bemühungen die ausländischen Aktionäre den Genuß von der höheren Verzinsung, der ihnen vermutlich entgangen wäre, wenn nicht die deutschen Kapitalisten durch das Rllckkaufsrecht zur Verbesierug der Produktion angereizt würden. Eine Schwierigkeit liegt in der Bewertung der zurückzukaufenden Anteile, die ja entsprechend ihrem nun erhöhten Ertrage ihrer» seits im Kurswerte gestiegen wären. Aber diese Schwierigkeit kann nicht unüberwindlich sein, dem» selbst wenn man das Rückkaufsrecht zu demjenigen Kurse festsetzte, zu dem die An- teile bei ihrer Abtretung auf die Kriegsentschädigung ange­rechnet wurden, bliebe dennoch der Vorteil für die Entente­aktionäre außerordentlich groß; sie würden dann zwar keinen Kapitalzuwachs erfahren, wohl aber würde ihr gleichbleibendes Kapftaleigentum, das ursprünglich noch den Regeln der Kurs- bildung den durchschnittlichen Zins erbrachte, diesen normalen Zinsfuß immer mehr überschreiten, bis die Anteile schließlich zurückgekauft würden. Natürlich sind viele Wege gangbar. Aber das kann sich nur auf die Ausgestaltung der Einzelheiten beziehen. Der Grund- sotz, die kaum vermeidliche Vermögensübertragung zugleich als

Grunömann. In der �Heimwelt" nnben wir eine Probe feiner lustigen Erzahlerlunst. Hier folgt ein ErinnerungS- blatt, dos dem Jangswerstorbenen einer feiner Freunde widmet. Trotz wirtschaftlicher Weltbeziehungen weltabgeschieden und eng- begrenzt in seiner besonderen Eigenart liegt das deutsche Bergland südöstlich vom Hohen Iserkamm. Zwischen Iser und Neiße stehen die großen Glashütten und die zahllosen Wasserläufe treiben die vchleifmühlen, w» ein witziges Völklein seiner Kunst obliegt. Als noch nicht die Prsletarier den Arbeiterschutz erzwungen hatten, lagen die Kindlein»ft neben dem Schleifstuhl in der Wiege und der feine Kristallstmib zog in die zarten Lungen. Davon sitzt die Schwindsucht dem �chleifervolk im Leibe, und was daran gebessert worden war, das hat das beispiellese Hungerleiden dieser sommerlich wunder- lieben und im langen Winter sibirischen Gegend während des Krie- ges und auch noch unter der aufgezwungenen Fremdherrschaft der Tschechen reichlich wieder ausgeglichen. War da einmal ein junger Mensch, der Grundmann Franzi, im Rehorngebirge, einem Ast des Riesengebtrges, der ein Lehrer werden sollte, aber zu rebellisch dazu war. Und so lief er vom Seminar weg in die Schleiferei. Als die Schleifer sich zu rühren anfingen» wer war dabei, mit dem Preußler Robert und so manchem anderen? Der Grundmann Franzi natürlich. Mitte der neunziger Jahre schon Redakteur in Aablonz und seitdem immer vornan. Der Glas- nrbeitcroerband machte ihn bald zum Kassierer und Redakteur, und dos ist er geblieben bis jetzt, wo die Schleiferkrankheit den Schleifer- fronz aus seinem Häusel weggehalt hat. Sie haben ihm den Spruch nie übel genommen, den er auf sie gemacht hat: Wenn de Schleifer wölbe war'n, Aull '» se oll's zerreißen, Wenn de Schleifer zohme sein, Loss'n fe uf sich---. Ganz anders noch steckte er ja im Schlerferleben drin als der Nachbor Gerhart Hauptmann in den Wabern , und so hat der Grund- mann-Franz zwar auch ein Streikdrama aus ihren Leiden geformt, daneben aber unzählige Schnurren aus dem beweglichen Geist seiner Leute. Wie war er doch verwurzelt! Als ihn der Schäfer-Anton, der leichtblütigere Moler, einst in Reichenberg zusammenpackte und nach Berlin mitschleppte es waren ja nur sechs Stunden Fahrt, mäh- rend man nach Wien doppelt solange brauchte, und als Grund­mann bei der Ankunft vom Görlitzer Bahnhof aus die Riesenhäuser sah, Mauer an Mauer, mit zehntausend schwarzen Fensteraugen, läutende Straßenbahnen, tutende Autos und all das Kroßstadtgetöse: da ging er stracks wieder in den Wartesaal, kaufte sich einen Kassee

Anreiz zur Vervollkommnung der Wirtschaft zu benutzen, erscheint zweckentsprechend und durchführbar. Frei- lich darf auch hiervon kein Wunder und keine vollkommene Entlastung der Verbraucher erwartet werden. Aber in un- serer schlimme nLage haben wir kein Recht, eine immerhin weitgehende und steigerungsfähige Milderung um deswegen zu verwerfen, weil sie nicht das ganze Uebel behebt.

Einheitsfront gegen öen Sozialismus! München , 12. Juli. (TU.) Gestern abend sprach neben anderen in einer öffenllichen Versammlung der Bayerischen Mittelportei der Reichstagsabgeordnete Edler von Braun, Präsident des Reichs- wirtschaftsrates. Er erklärte, das Kabinett W i r t h werde in sich zusammenbrechen. Man werde dann aus der Verlegenheit zu Neuwahlen im Herbst schreiten. Die Sozialdemo- k r a t i e arbeite auf Neuwahlen hin mit der Parole:Gegen den Besitz". Sie hofft dabei auch wieder mit der Vereinigung der USP. Der Rodner fuhr fort:Kommen Neuwahlen, dann brauchen wir eine Einheitsfront gegen die Sozialisierung, dann brauchen wir eine bürgerliche Regierung, wie sie sich so vortrefflich in Bayern bewährt hat. Der deutschnationale Abgeordnete H e r g t prophezeite den Zusammenbruch der Westfront der Entente, weil die Amerikanernicht schwimmen und nicht fliegen" könnten. H e l f f e r i ch hielt es für überflüssig, Besitzsteuern einzu- führen, weil die besiegte Entente ja doch alles zahlen muffe. Als dritter Prophet im Bunde gesellt sich der Edle v. B r a u n hinzu, der den Zusammenbruch des Kabinetts Wirth an- kündigt. Sollten die Erfahrungen feiner Parteifreunde ihn nicht etwas vorsichtiger machen? Bedauerlicherweise'mußte man allerdings oft feststellen, daß gerade der d e u t s ch n a t i o- n a l e Prophet etwas in seinem Vaterlande gilt. Der Aufruf zu einer Einheitsfront gegen den Sozialismus wird der Ar- beiterfchaft die Augen darüber öffnen, welche Gefahren die Zersplitterung für sie bedeutet und wo der Feind steht. Krestinski über seine Ausweisung. Der aus Bayern ausgewiesene russische Volkskommiflar Kre- st i n f k i teilte einem Pressevertreter Einzelheiten über seine und seines Sekretärs Deutschmann erfolgte Ausweisung mit. Im Gegensatz zur öffiziösen Meldung der bayerischen Behörden erfolgte der Wohnungswechsel jedesmal mit Wissen und Genehm»- g u n g der bayerischen Stellen, so daß kein« für Ausländer geltende Verordnung verletzt worden sei. Bollständig aus der Lust gegriffen sei die Mitteilung, daß er, Krestinski ,in Gmünd oder dessen Um- gebung geheime Verhandlungen mit bayerischen oder ausländischen Bolschewisten geführt hätte. Regierungsrat Lang, der Be- auftragte der bayerischen Polizei, habe selbst nach Durchsicht der Papiere und Beendigung des Berhörs erklärt:Wir haben uns da- von überzeugt, daß Sie sich wirtlich nicht politisch betätigt haben, die ganze Bevölkerung Bayerns protestiert jedoch da- gegen, daß auf ihrem Territorium russische Bolschewisten sich haben frei bewegen dürfen. Zur Vermeidung parla- mentarifcher Anfragen mußten wir die nötigen Maß- nahmen ergreifen." Krestinski fügte noch hinzu, daß er aus einer allen russischen Adelsfamilie stamme und Nikolai Nikolajewitsch heiße, und nicht, wie einig« antisemitische Zeitungen angeben, I Nathan. Wie Tll. meldet, wurden gestern die Akten über die Aus- Weisung der beiden ruMchen Kommissare aus Bayern an die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München überwiesen, die sich mit der weiteren Untersuchung der Angelegenheit befassen soll.

Der beschimpfte vaterlanüsgeüanke. Aus München wird uns geschrieben: Unermüdlich setzt die Münchener Hetzpresse ihre Katastrophen- Politik der Volksvergiftung fort. Als dankbares Zugstück weiß sie in letzter Zeit ganz besonder» dienationalen" Register ihrer Haß- gesänge zu ziehen.

und fuhr mit dem nächsten Zug nach Hause. Was sollte er, der Sohn der grünen Berge und Wälder, in der brausenden Steinwüste? Zu Haus, da machte er, bis das Defizit ihn verschlang, feinen Rübezahl ", da schrieb er das köstliche Alte Testament, wie'» der Schleiferfranz erzählt, da zeichnete er sonst alle Drolligkeiten der Isergebirgler auf. Wenn alle Verbandstage der Glasarbeiter Oesterreichs den Sitz des Verbandes doch immer wieder im äußersten Zipfel des Reiches ließen, so spielte da ganz gewiß die Rücksicht auf den Kassierer eine Rolle; das Risiko war zu groß, diesen wurzelfesten Baum noch anderswohin zu verpflanzen. Und so mußten selbst die Einzelmit- glieder im Himalaya jawohl, die gab's ihre Beiträge und natürlich auch ihre Beschwerden, nach Tiefenbach, Post Tannwald in Böhmen , schicken. Darum aber verlor der Einsiedler nicht den Zusammenhang mit der Welt, denn abgesehen von dem Gewertschaftsamt waren da noch die schlesischen Dichter Karl Hauptmann . Klings usw., mit denen der Kollege im Verkehr stand, und war vor allem die große weltum- fassende Arbeiterbewegung. Als ich ihn im Sommer 1919 zum letztenmal besuchte, klagte er bitter über die Spaltung in Deutsch - land. Jetzt haben sie sie in Deutschböhmen auch. Aber hinter Grundmanns Sarge werden sie eines Herzens geschritten sein, die Schleiferleute, in gemeinsamer Trauer um ihren Dichter, um den Schleiferfranz. Richard Beruft ein. Kleidung und Stimmung. Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch Stimmungen. Jeder hat wohl schon einmal den merk- würdigen seelischen Einfluß empfunden, den ein Kleidungsstück auf ihn ausgeübt, und der Reiz aller Maskeraden ist in diesem Erlebnis begründet. In einer Abhandlung der Festschrift der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft überArbeit und Wärme" Hot Geh. Rat Rubner, der Direktor des Instituts für Arbeitsphysiologie, diesen Zusammen- hang von Kleid uno Stimmung wissenschaftlich untersucht, und er betont, wie wichtig die Art unserer Bekleidung für viele Lebens- gewohnheiten und für unsere ganze Arbeitsleistung ist. Rubner nennt die Bekleidung geradezuunser Klima", das wir immer mit uns herumtragen. Trotzdem hat sich der Mensch bisher wenig um diese Bedeutung des Kleides für sein Lebensgefühl und feine Arbeitsfähigkeit ge- kümmert und die physikalischen und biologischen Grundsätze'oernach- lässigt, die bei der rechten Auswahl der Kleidung in Bettacht gezogen werden müssen. So mancher steckt Zeit seines Lebens in einem falschen Kleid und büßt diesen Fehler durch ein beständiges Un-, behagen, durch geringe Leistungen, durch eine Herabminderung seiner Leben�energie. Durch unzweckmäßig« Kleidung kann man vorzeitig ermüden und dadurch unfähig zum Schaffen gemocht werden. Das wichtigste aller Bekleidungsstücke ist dos direkt auf der Haut oufli-gende Hemd. Am bedeutungsvollsten für die Wärmehaltung ist die in der Kleidung eingeschlossene Luft, die in guter Kleidung»0 85 Proz. beträgt: der Tierpelz weist sogar bis zu 9? Proz. Luft und nur 3 Proz. Haar« auf. Da« Kleid ist eine wesent-

Während früher nur Narrenblätter wie derMiesbacher An- zeiger" und derVölkische Beobachter" durch ihre politischen Purzel- bäume Auffehen selbst über die bayerischen Grenzpfähle hinaus er- regten, müssen die Hanswurstiaden eines ernst zu nehmenden Organs wie derMünchener Neuesten Nachrichten" im Reich eine bitter horte Beurteilung finden. Abgesehen von dem täglichen LeitartikelDer Weg in die Zu- kunft", der dem Volk mit wissenschaftlich erbärmlichen Mitteln Haß und Verachtung gegen den Sozialismus und dessen Haupt- ttäger, die.Berufsdemagogen", einzuimpfen versucht, strotzen die Spalten dieses Blattes in den letzten Tagen voll Giftstoff nationa- listischer Desperadopolitik, voll Geifer gegen Reichskanzler und Außenminister, gegen Republik und Verständi- gungspolitik:Schrei nach Gerechtigkeit!"Rechtsbruch Frankreichs ."Dr. Rosen bedauert."Gerechtigkeit für alle!" Deutschland Mitglied des Völkerbundes??" Die täglicheGegenrechnung" peitscht die Oeffentlichkeit zur Sa- botage einer politisch klugen und vernünftigen Behandlung der ..Kriegsverbrechen" am Leipziger Reichsgericht auf. Doch wenn dann die Franzosen sicher nicht unter dem Eindruck der objektiven Verhandlungsleitung, sondern unter dem Trommelfeuer des hyfte- rischen nationalistischen Zeitungsgeplärrs kehrt machen, dann winselt das Blatt wieder in ohnmächtiger Wut. Der Schaden, den e i n derartiges Blatt unter liebevoller Pflege der bayerischen Regierung dem deutschen Volk zufügt, ist im Augen- blick vielleicht gar nicht zu ermessen. Deutschland wird erst gesunden, wenn der Vaterlandsbegriff derM. N. N." dem Vaterlands- gedanken Iaurcs gewichen ist, der sagt:In der Arbeiterschaft lebt der Schrei nach einem neuen Vaterland, das sich nur durch die Entfaltung jedes einzelnen Rotionalgeistes entfalten kann, durch die Fortsetzung von der Idee des Vaterlandes in d i e Me n s ch h e i t hinein!"

Dürgermeifter nach Körperlänge. Die bürgerliche Presse rast noch immer gegen den Oberbürger. meister von Kassel , Genossen Scheidcmann. Da mag doch einmal daran erinnert werden, was früher dazu gehörte, um Bürger- meister zu werden Wenige Jahr« vor dem Kriege suchte Kassel einen zweiten Bürgermeister, der gleichzeitig als Nachfolger für die in kurzer Zeit frei werdende Stelle des ersten Bürgermeisters in Aussicht genommen war. Es meldete sich damals ein äußerst be- sähigter Kommunälbeamter aus Görlitz namens Herzog. Aber er konnte nicht gewählt werden, denn das Kasseler Bürgertum oer- langte von seinem Bürgermeister, daß er in erster Linie als Herrenhausmitglied und bei den nicht seltenen feierlichen Empfängen des Kaisers genügendrepräsentieren" könnte. Nun aber stellte sich heraus, daß Herr Herzog zur Re- Präsentation nicht die genügende Körperlänge besaß, auf die bekanntlich Wilhelm der Ehemalige besonderes Gewicht legte. Zwei Schmisse auf der linken Backe konnten diesen Mangel nicht er- setzen. Herr Herzog wurde nicht gewählt. Einen ähnlichen, um mehrere weitere Jahre zurückliegenden Fall gibt Genosse Thöne bekannt, der vor Zeiten Führer der kleinen sozialistischen Stadtrerordnetenfraktion in Kassel war. Zur Ober- bürgermeisterwahl hatten sich drei Kandidaten gestellt, die Ober- bürgermeister Koch, Dominicus und der bisherige Bürgermeister von Stettin . Die Anhänger des Stettiners im bürgerlichen Stadt- verordnetenlager bemübten sich mit größter Ansttengvng um die ausschlaggebenden sozialistischen Stimmen. Dabei sucht« ihr Führer Genossen Thöne auf und setzte ihm auseinander, daß zwar die beiden anderen Bewerber größere Kapazitäten auf dem Gebiete der kam- munolen Verwaltung feien, dafür ober sei der Stettiner Lsirger- meister repräsentativer, seine Wahl würde die k a i s e r- lichen Besuche der Stadt fördern! Wir brauchen nicht hervorzuheben, daß der bürgersiche Wahl- mocher mit dieser Argumentatton kein Glück hatte. Aber diese Fälle zeigen wohl, nach welch hervorragenden sachlichen Eignung«- Momenten unter dem alten System kommunale Häupter gewählt wurden. Wie vorteilhast sticht doch das System der Repräsentation-!- rücksichten gegen die heutigeFutterkrippenwirtschaft" ab, wo man nur durch Fähigkeiten, ganz ohne' Rücksicht auf Körperlänge, Schmisse und Schnurrbartwichs Oberbürgermeister werden kann!

liche Ergänzung unserer Haut und für unser Leben so wichtig, daß»n- zweckmäßige Bekleidung einen großen Verlust für eine Nation dar- stellt. Es wäre daher zu wünschen, daß namentlich der Arbeits- tl« i d u n g eine viel größere Aufmerksamkeit als bisher zugewendet würde. Der Eiskeller Europas . Bei der heißen Witterung, die gegen- wärtig in England und Frankreich herrscht und auch bei uns ein- gesetzt hat, schnellt der Eisverbrauch gewaltig in die Höhe. London kühlt sich täglich mit 4900 Tonnen und Paris mit 1200 Tonnen Eis, und New Dort hat noch einen viel größeren Konsum. Die außer- ordentlichen Ansprüche in großen Hitzeperioden kann das auf- gespeicherte Natureis und die Fabrikation des künstlichen Eises nicht befriedigen. Man ist daher auf Einfuhr angewiesen, und diese erfolgt aus Norwegen . Wenn eine Hitzewelle einsetzt, gehen augenblicklich Schisse von Norwegen ab, die Tausende von Tonnen gefrorener Blöcke heran- bringen. Das Natureis wird dort in starken hölzernen Schiffen befördert: in einem Stahl- oder Eisenschiff würde die Ladung sehr schnell zu Wasser werden. Das norwegische Eis kommt von den hohen Bergseen. In jedem Frühling werden diese kristallklaren Eis- felder durch den Pflug von tiefen Furchen durchschnitten, so daß eine Art riesiges Schachbrett entsteht. Dann kommen Arbeiter mit lang- zähnigen Handsägcn, heben die Blöcke heraus, legen sie in eine feste hölzerne Umrahmung und lassen sie zu Tal gleiten, von wo die Eis- Massen dann in die Schiffe gebracht werden. Tausende von Tonnen finde» jeden Sommer ihren Weg nach England, Frankreich und Deutschland : eine geringere Zufuhr erfolgt auch von den Schwei - zer Gletschern. Das norwegische Seeis ist das reinste und beste nach dem künstlichen Eis und so kann Norwegen als der eigentliche Eisteller Europas bezeichnet werden. Woran die Welk lleberstuh hat. Seit der Beendigung des Welt- trieges geht es allenthalben knapp zu. Nur in einem Punkte leistet die Menschheit sich einen Luxus, wie er bisher noch nicht dagewesen ist: in der Herausgabe neuer Briefmarken. Allein in den acht Monaten vom 1. Oktober 1920 bis 31. Mai 1921 sind ungefähr 19000 neue Marken bekannt geworden, ohne Berücksichtigung der Abarten. Die Vesta-Flamme der SeuschheN. Die KomödieFlamme" von Hans Müller wurde aus Anlaß ihre rAufsührung im Kur­theater von Bad Ischl von der Zensur für ganz Oberösterreich oer- boten. Das Stück ist bekanntlich im Berliner Lessing-Theater im vorigen Winter unzählige Male gegeben und hier auch den Mitgliedern unserer Volksbühne vorgeführt worden, ohne daß eine sittlich« Schädigung der Besucher sich bemerkbar gemacht hätte. Die Ober- österreicher scheinen in diesem Punktanfälliger" zu sein als die Berliner .

I« der Arbetter-Knuft-Ausstellung. Petersburger Str. 39 sprich: Ernst Friedrich anläßlich des iiiahrestage« der Parlier Juti- Aufstände am 1 4. abend« 7>/, Uhr über3i e n o l u t i o n und K u n st'. Autzcrde» gelangen revolutionäre Dichtungen zum Bortrag.