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Nr. 325 38. Jahrgang

indoc

Groß- Berlin

Morphium.

Der Dillenbesitzer als Brillantendieb.

Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 13. Juli 1921

gebildet.hatten. Die von der Staatsanwaltschaft weiter eingeleiteten Ermittlungen haben nicht zur Erhebung der Anklagen geführt. Zu der Verhandlung, die am 29 Auguft die Straffammer beschäftigen wird, find von den Rechtsanwälten Bahn, Rothschild und Justizrat Dr. Davidsohn, die Sanitätsräte Dr. Lepmann, Dr. Lehnsen und Dr. Magnus Hirschfeld geladen worden, welche Gutachten über das eigenartige Serualleben des Angeklagten erstatten sollen. Von der Staatsanwaltschaft ist Universitätsprofessor Dr. Liepmann geladen worden.

Fleischhalle einen sehr breiten Raum der Tagesordnung ein. Die 1913 von seiten der Stadt gegründete Fleischhalle, welche bisher recht große Ueberschüsse erzielte, soll nun mit einem Male völlig unrentabel sein und in 3ukunft erhebliche Zuschüsse erfordern. Der Betriebsrat 9 der städtischen Angestellten und Hilfsarbeter sowie deren Gewährsleute behaupten, daß, soweit von einer Unrentabilität gesprochen werden könne, diese zurüdzu führen sei auf unsachgemäße Geschäftsführung der ver­Einen überraschenden Ausgang nahm eine Berhandlung gegen antwortlichen Leitung und des Einfäufers. Merkwürdig ist auch die Frau Alice Wellenger geb. Graham- Lepke, die sich unter die Tatsache, daß der Bruder des Einkäufers der städtischen Fleisch­der Anklage eines gemeinsam mit ihrem Manne, dem Kaufmann halle Einfäufer des im Nebenhause befindlichen, angeblich mit hol- uns geschrieben: Der Beendigung der Rammarbeiten in der Moor­Jum Untergrundbahnbau in der füdlichen Friedrichstraße wird Anton Wellenger, begangenen Juwelendiebstahls vor der dritten ländischem Rapital arbeitenden, privattapitalistischen Konkurrenz- ftrede ist nunmehr, wenige Wochen später, auch die Fertigstellung Straffammer des Landgerichts II zu verantworten hatte. Die An- unternehmens ist. Eine Reihe detaillierter Vorwürfe gegen die eines großen Teiles der über 1 Meter starten Berteilungsplatte, der geklagte ist die Tochter eines bekannten Berliner Kunsthändlers und Geschäftsleitung und den Einkäufe. wurden erhoben. hat über eine Million Mark in bar und eine Villa in Koserom mit Tunnelsohle und der Seitenwände gefolgt. An dem nördlichen Ende in die Ehe gebracht. Infolge des mühelosen Gewinns dieser Reich langte, daß die erhobenen Vorwürfe genau nachgeprüft und das Be Tunnels begonnen. Gleichzeitig werden auch durch Bodenauf­Genosse Lüdemann als Sprecher unserer Fraktion ver- der Moorstrecke wird jetzt mit der Fertigstellung der Decke des tümer verfiel ihr Mann, eine früherer Apotheker, in eine gewiffe zirksamt alles daranfeßen müsse, die Entlassung des zum 1. Auguft füllungen an den Bürgersteigen die Sadungen beseitigt, und damit Berschwendungswut und gab sich außerdem der Spielleidenschaft 1921 gekündigten gesamten Personals und die Schließung der dann begonnen, der Friedrichstraße auch in diesem Teile ihr früheres hin. In unglaublich kurzer Zeit war das ganze Vermögen ver- Fleischhalle zu verhindern, zumal der Betriebsrat um seine Zuftim- Aussehen wiederzugeben. Auf dem Belle- Alliance- Play find die fchleudert und die Billa über und über mit Schulden belastet. Als eine Halbtante der Angeklagten, eine Frau Geheimrat Buttel, das mung zur Kündigung der Angestellten nicht einmal befragt worden Fundamente für die Friedensfäule, die voraussichtlich ihren aften sei. Gerade in Wilmersdorf liegt es im größten Interesse Blah wiedererhalten wird, fertiggestellt und nunmehr die Borarbei­Ehepaar in Koserow besuchte, fiel W. ein kostbarer Brillantschmuck ber konsumierenden Bevölkerung, daß die Fleisch- ten für das große Unterwerf in Angriff genommen worden, das auf, den die 65jährige Dame bei einer Gesellschaft angelegt hatte. Da halle als preisregulierender Faktor bestehen neben dem Untergrundbahnhof vorgesehen ift. seine Nerven inzwischen auch durch Morphiummißbrauch vollständig bleibt. zerrüttet waren, tam der bis dahin unbescholtene Mann auf den verzweifelten Gedanken, sich das Schmuckstück anzueignen. Die Lat wurde sofort entdeckt und W. legte ein offenes Geständnis ab. Als ihm die Verhaftung drohte, flüchtete er nach Rußland , wo er von der Sowjetregierung unter Spionageverdacht verhaftet wurde und fich noch jetzt in Haft befindet. Das Verfahren gegen ihn wurde Deshalb vorläufig eingestellt und gegen die Frau allein verhandelt. Für sie machte Rechtsanwalt Dr. Harry Pincus geltend, daß sie mit der Tat nicht das mindeste zu tun habe und nur um den immer noch geliebten Mann zu retten, fich bereit erklärt habe, den Schaden zu ersetzen. Das Gericht erkannte auch an, daß auf Grund des vor liegenden Materials ein Schuldbeweis nicht als erbracht anzusehen sei und beschloß, das Verfahren bis zur Rückkehr des Mannes aus zusetzen.

Herr Dr. Frante als Vertreter des Bezirksamts sprach un- Die Dienststellen des Postamis Berlin W. 15 werden am zweideutig aus, daß die weitere Erhaltung der Fleischhalle schon aus 20. Juli nach Dienstschluß aus dem Hause Uhlandstraße 42 in das dem Grunde unmöglich sei, weil das Mitbestimmungsrecht des Be- neue Dienstgebäude Emser- Ecke Ließenburger Straße ver­triebsrates die Konkurrenzfähigkeit der Fleischhalle unmöglich mache. legt. Die Baletannahme beim 3meigpoftamt 3 in Berlin­ Im übrigen bemühten sowohl er wie Herr Wenzel als Dezernent der Steglitz ( Albrechtstraße 88) wird mit Ablauf des 31. Juli auf­Fleischhalle fich, die erhobenen Borwürfe als belanglos oder unwahr gehoben. Für Auflieferer von Baketen, die bisher dieses Amt be hinzustellen. In dieselbe Kerbe hieben die Vertreter sämtlicher bür. nußt haben, kommt fünftig Poftamt Berlin- Steglitz 1( Bergstraße) bür- nugt in Frage. gerlichen Parteien, nur der Unabhängige Sozialist Dr. Fried länder unterstüßte unseren Genoffen Lüdemann. Unser Redner Neue Passtelle für das Saargebiet. Die visterten Bäffe für die stellte dann auch in seinem Schlußwort die verschobene Basis wieder Einreise aus dem Reich in des Saargebiet werden nunmehr in Ab­her und forderte die Annahme der sozialistischen Anträge, die ver- änderung der früheren Gepflogenheiten nicht mehr durch die Ver­langten, daß das Bezirksamt der Bezirksversammlung einen Ge- mittlungsstelle Frankfurt a. M., sondern nur noch von der obersten schäftsbericht der Fleischhalle vorlegen und mit allen Kräften dahin Polizeiverwaltung des Saargebiets direkt den Antragstellern zu­wirten solle, daß die Fleischhalle der konsumierenden Bevölkerung gestellt. Entdeckung eines neuen Kapitalverbrechens. erhalten bleibe. Ein weiterer Antrag beider sozialistischer Parteien forderte, daß der Einkäufer der städtischen Fleischballe seiner Tätig Zwei Raubmörder wurden gestern abend von der Kriminalteit enthoben werde, bis die Untersuchung und Prüfung der ganzen polizei unschädlich gemacht. Die Verhafteten find überführt und Angelegenheit durchgeführt sei. geständig, die 50 Jahre alte Ehefrau des Geschäftsführers Kroll aus

Diese Anträge wurden von der bürgerlichen Mehrheit abge­Der Fürtherstr. 11a ermordet und beraubt zu haben. Frau Kroll, lehnt, dagegen ein deutschnationaler Antrag mit allen bürgerlichen eine frühere Schauspielerin, war seit dem 14. Mai d. 3. spurlos Stimmen angenommen, wonach man die Erklärungen des Bezirks­verschwunden. Jetzt erst hat sich herausgestellt, daß sie Verbrechern amtes billige. Es ist dringend notwendig, daß sich nun die zu in bie Hände gefallen ist, die sie im Walde bei Königswusterhausen ständigen Stellen Berlins etwas eingehender mit diesen Vorgängen ermordet und beraubt und dann die Leiche ins Wasser geworfen beschäftigen. haben. Die Täter sind der 28 Jahre alte Arbeiter Friedrich Koppe, der aus Neukölln gebürtig ist und hier bei seinem Bruder in der Ebertyftr. 30 wohnte, und der 22 Jahre alte Arbeiter Wilhelm Freimuth, der fich zurzeit bei seiner Mutter in der Greifswalder Straße 53 zu Altdamm bei Stettin aufhielt. Beide geben zu, die Frau nach Königswusterhausen gelockt und dort ermordet und beraubt zu haben, schieben aber die Hauptschuld sich gegenseitig zu.

Berlin als Reklameftadt.

Eilbrieffendungen nach dem Ausland müssen pöllig freigemacht werden, weil sie sonst in den fremden Ländern auf dem gewöhnlichen Wege bestellt werden. Das Bublikum tut daher gut, auf die erhöhte Eilbestellgebühr zu achten. Diese berägt jetzt im Berkehr mit dem Aus­land 2,40 m. Der Sag von 1,50 m. gilt nur für den Verkehr nach dem Gebiet der Freien Stadt Danzig , dem Memelgebiet, Luxemburg , Deftererich, Ungarn und Westpolen. Zu beachten ist, daß in Spanien ein Eilbestelldienst besteht.

Jungsozialisten! Die Festschrift für Bielefeld , die in den Ab­teilungsversammlungen heute, Mittwoch, vertrieben werden soll, ist ten 23, Bureau Fischer, von 9 bis 3 Uhr abzuholen. von den beauftragten Genossen im Bezirksverband, In den Zei­

Nie wieder Krieg! Unter diesem Leitwort werden sich am 31. Juli eine ganze Anzahl international gerichteter Korporationen in Berlin und auch im übrigen Deutschland zu einer macht­Eine Feier zur Erinnerung an die Volfsabftimmung in Ost­pollen Kundgebung gegen den Krieg vereinigen. Von den Organi 3oologischen Gartens statt. Tausende von Grenzdeutschen aus den und Westpreußen fand am Montagabend im Marmorhaus des sationen und Verbänden, die sich an der Rundgebung beteiligen Abstimmungsgebieten und den abgetrennten Landesteilen fanden sich wollen, nennen wir die folgenden: Republikanischer Führerbund, Ar- dort ein. Die Feier wurde durch den Männergesangverein Lieder­beiterjugend, Sozialistischer Studentenbund, Reichsbund der Kriegs- franz eingeleitet; Dirigent war Hans Mießner. Nach einer Be­beschädigten, Vereinigung der Freunde von Religion und Völker grüßungsansprache eines Berireters des Deutschen Schußbundes frieden, Arbeiter- Samariterbund. Die Vorbereitung der Kundgebung nahm als Vertreter der Reichsregierung der Reichsjuftizminister Schiffer das Wort. In seiner Ansprache sagte er unter anderem: liegt beim Friedensbund der Kriegsteilnehmer. Aller Parteistreit muß vermieden werden, wir alle sind Brüder eines Landes und wir streben alle ein und demselben Ziele zu. Diese Worte des Reichsjustizministers fanden lebhaften Beifall. Es folg ten noch einige Ansprachen von Vertretern des Memellandes, des Saargebiets und des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes . Eine Entschließung tam zur Annahme, in der die Versammelten erneut den deutschen Wolfsgenossen dankten, die vor einem Jahre durch ihr offenes Bekenntnis zum Deutschtum eine erhabene Tat vollbrachten und das Vaterland vor weiterer Zerstückelung bewahr­Damit schloß die schlichte, aber eindrucksvolle Feier. Der Magistrat verkauft in seinen nachstehend aufgeführten städti reisen und zwar: Rindergefrierfleisch: Rende( Filet), Stoait­ichen Markthallenverkaufsständen zu abermals berabgesetten beef, Steule und Bug mit Knochenbeilage zu 8 m., Schlippet), Stat rippe mit eingew. Knochen, Dünnung und Heffe mit Stnochenbeilage zu 7 902. pro Pfund. Knochen( ohne Kopitnochen), die nicht als Beilage verkauft werden, 2 M. pro Piund. Ferner Hammelgefrierfleisch zum Preise von 8 M. pro Psund. Außerdem gelangen Corned beef und Sped auch fernerbin zu den bekannten Preisen zum Verkauf. Die halle , Stand 22 und 93; Magdeburger Platz, Stand 10/11 und 54; Dress städtischen Berkaufsstellen befinden sich in folgenden Marktballen: Linden­dener Str., Stand 42; Andreastalle, Stand 64; Püdlerhalle, Stand 68/69; Arminiusplak, Stand 90; Marheineteplatz, Stand 178; Weddinghalle, Stand 7 und 71.

Unter dem Vorfiz des Stadtverordneten Frank( SPD ) be­schäftigte sich am Dienstag abend ein Stadtverordnetenausschnß aum zweiten Male sehr eingehend mit der Magistratsvorlage um Zustimmung zu verschiedenen Reklameunternehmungen Ein größeres Feuer tam gestern abend 6 Uhr in der Lumpen Berlins . Der Magistrat war durch den Gemeindebaurat Dr. Ludwig und Altpapierhandlung von Mayer, Lichtenberg , Rittergutstr. 26. Hoffmann und den Stadtbaurat Hahn vertreten. Zwei Verträge aus. Die Lichtenberger Feuerwehr fonnte des Feuers allein nicht wurden genehmigt und der dritte vorläufig abgelehnt. Es handelt sich dabei um die Aufstellung von 250 Auskunfts- Herr werden, so daß die Berliner Feuerwehr zu Hilfe eilte. Bis automaten durch die Firma Dr. jur. Poblandt und um die Redaktionsschluß war das Feuer noch nicht gelöscht. Nachbargrund Aufstellung von weiteren 1200 ertebrswachtplänen durch stücke, die zum Teil gefährdet waren, konnten durch das Eingreifen die Firma Verkehrswacht- Gesellschaft, Ingenieur Mar Stürz. Der der Wehren geschützt werden. Es find Werte im Betrage von britte, vorläufig abgelehnte Vertrag sollte mit der Firma York- Union mehreren Millionen vernichtet worden. Die Gefahr, daß das Feuer abgeschlossen werden. Diefe beabsichtigte die Anbringung von auf nebenliegende Fabriken übergriff, wurde erst in später Abend­Reflameschildern an den Straßenschilderpfosten, den Trägern der stunde gebannt. Die Aufräumungsarbeiten dürften sich bis zum öffentlichen Straßenbeleuchtung usw. Die Firma Poblandt hat fich Mittwoch mittag hinziehen. Zur Nachtzeit berichtet noch eine berpflichtet, etwa 250 000 m. jährlich zu zahlen, die Firma Stürz etwa 900 000 m. pro Jahr und die Firma York- Union pro Jahr Korrespondenz, daß die Lichtenberger Wehr, wiewohl sofort be­71 Millionen Mart. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung nachrichtigt, leider sehr spät eingetroffen sei. Die Lichtenberger wird sich in ihrer nächsten Sigung noch mit diesen Beschlüssen be- Wehr steht seit Jahren unter der erprobten Leitung des tüchtigen Branddirektors Groß. schäftigen.

Der Kampf um die Wilmersdorfer Fleischhalle. In der letzten Bezirksverordnetensizung des Verwaltungs. bezirks IX( Wilmersdorf ) nahm die Erörterung der beab­fichtigten Auflösung der Wilmersdorfer städtischen

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Die Rächer.

Roman von Hermann Wagner.

12.

-

Flieger Jeannin vor Gericht. In der Straffache gegen den früheren Flieger Emil Jeannin und die 21jährige Cilly Harfe wegen Berführung Minderjähriger ist gestern das Hauptverfahren eröffnet worden, und zwar handelt es sich nur um die vier Fälle, welche schon von Anfang an den Gegenstand des Ermittlungsverfahrens benutzte er den ersten Zug der Pustertalbahn. Gegen 2 Uhr traf er in Spittal ein.

ten.

Sees war zart gewellt und schimmerte in einem opalisierenden Grün. Auch am jenseitigen Ufer fah man einen schmalen Um zu erfahren, ob die zwei hier wären, schickte er Prokop Weg. Das weiße Segel eines Bootes hob sich ruhig über sogleich in die beiden Hotels, die allein in Betracht tamen. das Wasser, von einem linden Wind sanft gebläht. Sonst war Doch sein Diener richtete diesmal nichts aus. Niemand wußte fein Leben wahrzunehmen. Die Millstätter Saison hatte noch etwas von dem Paar. Ihre Spur verlor fich auf dem zu nicht begonnen. dieser Zeit schon verkehrsreichen Bahnhof Spittal .

Und plötzlich lag vor Reisners Augen das fleine Mill­Glücklicherweise fam Reisner diesmal der Zufall zu Hilfe. statt. Die roten Zwiebeltürme feiner uralten Klosterkirche Es war Abend geworden, als Reisner in Toblach antam. Als er sich nämlich, durch die langen nuglosen Nachforschungen brückten ihm den Charakter auf. Die Häufer waren an das Er stieg im Südbahnhotel ab und erkundigte sich beim unwirsch und müde geworden, vom Bahnhof in das Städtchen Seeufer angepappt, frochen dann mühsam links die Hänge Portier, ob Frau Lucie Blümner und Herr von Webenau hier zurückbegeben wollte, umdrängten ihn vor dem Portal Fiater hinauf und äugten, glücklich oben angelangt, voll zufrieden­Der Bortier verneinte, zwei Herrschaften dieses Namens futscher, die ihm ihre Wagen zur Fahrt nach dem nahen heit durch das Laub after Bäume in das Tal hinap. feien in seinem Hause nicht abgestiegen. Reisner beschrieb ihm das Aussehen der Gesuchten, denn blic fiel es ihm ein, daß die zwei von einem gleichen Angebot dann, die Tiere mit einer bravouröfen Bewegung zurück­es schien ihm unwahrscheinlich, daß sie ein anderes Hotel ge- Gebrauch gemacht haben und an den Millstätter See gefahren reißend, vor einem, in modernem Stil erbauten Gebäude jäh

abgestiegen feten.

wählt haben follten. Da er sie selber nicht kannte, fonnte er nur jene Kennzeichen anführen, die er von dem Alten in Meran

erfahren hatte.

Jezt erinnerte sich der Mann, daß zwei, auf die die Be­schreibung ungefähr paßte, doch hier gewesen waren: eine Dame und ein Herr, im Fremdenbuch eingetragen als" Fred von Helbig mit Schwester".

Es war Reisner peinlich, daß er, els er das vernahm, rot wurde, aber er fonnte es nicht verhindern. Bohnten die zwei," fragte er," ge--?"

Getrennt," antwortete der Portier schnell und verständ­nis voll, jawohl."

Reisner biß sich auf die Lippen. Und sie sind beide schon wieder fort?"

"

Abgereift, Herr Baron, heute morgen." Wohin?"

Der Bortier grinste unverschämt und zuckte mit den Schultern. Wir pflegen die Herrschaften nicht zu fragen," fagte er und wurde erst geschmeidig, als ihm Reisner ein er­hebliches Trinkgeld in die Hand drückte.

Doch Prokop zeigte sich auch in diesem Falle als der Lage gewachsen. Durch geschicktes Fragen bei den Beamten auf bem Bahnhof gelang es ihm, zu erfahren, daß das Paar ein Billett erster Klasse zu dem Schnellzug nach Spittal an der Drau gelöst hatte und mit diesem Zug auch tatsächlich abge­fahren war.

Es ging fein Zug mehr in der gleichen Richtung, und Reisner mußte in Toblach übernachten. Am nächsten Morgen

Sommerfurort Millstatt am See anboten. Im gleichen Augen­

Jein fonnten.

Seine Vermutung erwies sich als richtig. Ein Fuhrmann, der lauteste, bestätigte ihm, daß er gestern eine Dame und einen Herrn, auf die Reisners Beschreibung paßte, nach Mill­ftatt gefahren habe, und zwar in den Seehof", wo die beiden Wohnung genommen hätten.

But, fahren Sie mich in den ,,, Seehof", sagte Reisner, indem er Protop gleichzeitig anwies, mit dem Gepäck nachzu­fommen. Der Rutscher knallte mit der Beitsche und fuhr los.. Der Wagen ließ die kleine Stadt rechts liegen, fuhr eine Anhöhe hinab und bog sodann in eine breite Fahrstraße ein, die, rechts und links von bewaldeten Höhen eingefaßt, einen wild schäumenden grünen Bach entlang führte, die Liefer.

Die Lieser schäumte und braufte und warf stellenweise einen weißen Bischt empor, der Nachmittag aber war voll majestätischer Ruhe. Die Sonne bohrte fich in den grellen Straßenstaub ein, die braunen Felswände lints der Straße dagegen troffen vor Näffe. Der Himmel war von einem blaffen Blau, auf dem flüchtige Möllchen dünn träumten. Ueber die Liefer hin schoffen Schwalben.

Nach halbstündiger Fahrt verließ der Wagen die Straße und fuhr über eine Holzbrücke nach rechts. Die ersten Häuser eines Dorfes tauchten auf, weiter hinten der schmale Turm Seeboden ", sagte der Kutscher, und dort einer Kirche. drüben ist der See!"

Die Straße verließ das Dorf, wurde schmal und holprig und schlängelte sich nun das Seeufer entlang. Das Wasser des

Der Kutscher hieb fräftiger in die Pferde ein und hielt

"

an. Gnädiger Herr, der Seehof!" fagte er. Während Reisner den Kutscher entlohnte, madelte ein schläfriger Hausdiener die breite Freitreppe herab, um über­rascht nachzusehen, wer fam.

Man sah es dem Hotel an, daß es noch unbesetzt war. An nahezu allen Fenstern waren die grünen Rolläden herab­gelaffen.

Reisner hielt es diesmal nicht für angebracht, sich sogleich nach denen, die er verfolgte, zu erfundigen. In der Halle wurde er von einem jungen Stubenmädchen und dem Wirt empfangen. Er bestellte für sich und feinen Diener drei Bimmer. Der Wirt geleitete ihn felbft hinauf, war sehr ge­schmeidig und wies ihm einen Salon mit angrenzendem Schlafgemach an. Es sei das befte, was er habe.

Die Zimmer waren in der Tat prächtig. Der Salon hatte nach der Seeseite einen Belton, der sehr geräumig und mit Efeu und Blumen geschmückt war. Der See lag schlank und geschmeidig in seinem Bett und seine Farbe schien mit einem Male tiefblan. In der Ferne stiegen tahl und schroff die Felfen der Karawanten auf, deren Schnee einen leis violetten Ton hatten.

Reisner ging in den Garten hinunter, und ein junger Kellner deckte ihm den Tisch. Die Speisenkarte wies nur menige Gerichte auf Wir haben um diese Zeit noch feine Gäste," entschuldigte fich der Kellner. Das Hotel wird offiziell erst am ersten Juni ( Fortsetzung folgt.) geöffnet."

"