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Das alte Regierungssystem, die Hohenzollern uyd die Leute derKreuzzeitung " haben ebenfalls den Entscheid der Waffen angerufen. Das Volk in seiner überwälti- gen den Mehrheit entschied am 10. November gegen sie. Sonst hätten wir heute keine Republik . Das will man aber nicht einsehen. Man hat ja auch ganz andere Gründe. Die Reaktionäre und die Mehrzahl der Richter befürchten gemeinsam, daß ein neuzeitliches Element in Er- scheinung treten, daß juristisch nicht approbierte und ge- stemnelte Menschen sich in den Richterstuhl setzen könnten. Da bisher der Richterstand in seiner Gesamtheit immer für den Schutz des Alten, für die Wiederkehr der früheren Zustände eingetreten ist und eintritt, so will man sich dieses Bollwerk erhalten. Man schreitFeurio", weil es im eigenen Herren hause brennt. Wir haben dafür volles Verständnis, aber gerade deswegen werden wir uns nicht davon abhalten lassen, die weitverbreitete Weltfremdhest und bewußt han- delnde Reaktion unter den Richtern mit allen Mitteln, die die Republik uns in die Hand gibt, zu bekämpfen. Säßen heute schon einige hundert der gefürchteten Ar- beitersekretäre auf deutschen Richterstühlen, sie bildeten ein nur sehr bescheidenes Gegengewicht gegen die homogene Masse der Richter, die in den politischen und sozialen Vor- urteilen eines versunkenen Zeitalters aufgewachsen sind. In ihrem Bestreben, die offenbaren Schäden der deutschen Rechtsprechung zu heilen, wird sich die Sozialdemokratische Partei nicht einschüchtern und nicht aufhalten lasten durch einen wüsten Kampf, der gegen sie und ihre Forderungen ge- führt wird im Namen und mit den Mitteln der reaktiv- nären Demagogie!

Kabinett Stegerwalö am Marterpfahl. Die gestrige Anklagerede, die Genoste Hellmann im Preußischen Landtag gegen das Kabinett Stegerwald hielt,, hat fürchterlich in dessen Reihen eingeschlagen. Schon rein äußerlich bot die Ministerbank, während Genoste Hell- mann auf Grund umfassenden Sachmaterials Schlag für Schlag auf sie niedersausen ließ, das komische Bild völliger Ratlosigkeit und Konsternation. Zuerst sah man Herrn S ä m i s ch, denFachminister" der Finanzen, als ihm feine im Gegensatz zu allen Ver- sprechungen trostlose Finanzwirtschaft, sein Versagen bei der einfachen Auskunfterteilung an das Parlament, seine Dota- tion an den Prinzen Friedrich Leopold vorgehalten. und schließlich noch die im Schöße des Ministeriums ausge- heckte Schiebung mit dem Hohenzollernvermö- gen enthüllt wurde, wie von Wespen gestochen von seinem Stuhle aufspringen. Er, der die Reden des Deutschnationalen Becker und des stimmbegabten politischen Leichnams Wie- m e r mit wohlgefälligem Kopfnicken angehört hatte, redete jetzt mit aufgeregten Handgesten auf seine Ministerkollegen ein, lief dann hilfesuchend zu seinen Geheimräten, denen er auseinandersetzte, daß natürlich alle Angriffe gegen ihn un- richtig seien, aber man möge ihm doch sagen, waser dar- auf antworten solle! Dann meldete er sich beim Prä- sidium zum Wort, fügte aber, nach dem Bericht eines Ohren- zeugen seiner Wortmeldung die naive Bemerkung bei, er wolle so in der Rednerliste placiert werden, daß Heilmann ihm nicht noch einmal antworten könne! "Dann kam Herr Dominicus an die Reihe. Als ihm vor- gehalten wurde, wie er seinen Parteifreund Fiehn, den Landrat des Kreises Königsberg i. N., trotz des Zusammen­bruches aller deutschnationalen Verleumdungen gemaßregelt. und den Führerder Hetzkampagne gegen Fiehn, den deutschnationalen Abgeordneten v. d. Osten an feine Stelle gesetzt habe, suchte er seine grenzenlose Der- legenheit hinter nervösem Lachen zu verbergen. Herr Stegerwald verlor auch die ä u ß e r e Fassung. Seine Gereiztheit entlud sich in längeren Zwischenrufen, die von der Ministerbank aus im allgemeinen nicht üblich sind. Seine Verteidigungsrede am Schluß der Sitzung war nach allgemeinem Urteil vollkommen matt und sachlich inhaltlos.

pflanzlicher Sommersthlaf. Während bei uns die warme Jahreszeit die Zell des Vollwuchses und des Fruchtens der Gewächse ist, bedeutet sie in den Tropen eine schwere Gefahr für viele Pflanzen. Um sich dieser Gefahr zu ent- ziehen, verfallen zahlreiche Tropengewächse in einen der Winter- ruhe unserer Gewächse entsprechenden Sommerschlaf. Als Ursache dieser sommerlichen Ruhezeit kommt fast ausschlieh- lich und überall der nahezu vollständige Mangel an Wasser in Betracht. Es gibt in den Tropen Gegenden, in denen monatelang kein Tropfen Wasser vom Himmel fällt. Auf der im Nordwesten von Afrika gelegenen Kapverdischen Insel Sao Vicente pflegt es z. B. überhaupt nur einmal im Jahr und auf den übrigen der Inseln sogar nur einmal innerhalb sechs Iahren zu regnen. Run weisen ja nicht alle tropischen Länder derart abnorme Regenoerhäll- nisse auf? gleichwohl zwingt die immerhin lang genug dauernde sommerliche Regenlosigkeit die Pflanzen zu möglichster Ein- schränkung ihrerTranspiration. Zu diesem Zweck wer- fen viele tropische Bäume im Laufe des Sommers ihre Blätter ab, so daß also, ebenso wie bei uns im Winter, die Bäume kahl da- stehen. Merkwürdigerweise ist jedoch die Dauer dieses Sommerschlafs der Tropsnbäume ganz verschieden. Auf Java z. B. gibt es Bäume, deren Ruhepause nur ein paar Tage währt, worauf sie sich trotz der trockenen Hitze, gleich wieder belauben. Andere bleiben bis zu zwei Monaten völlig unbelaubt, während manche Bäume im Verlauf des Sommers zwei-, dreimal ruhen und sich dann immer wieder belau­ben. Die sommerliche Dürre ist auch die Ursache, warum man in den Tropen soviel mehr Holz- als Krautpflanzen antrifft. Auf Java beispielsweise nicht weniger als 15 ODO wildwachsende Baumarten, wogegen Deutschland an einheimischen Bäumen kdum 30 aufweist, gegen eine wiederum nach Tausenden zählende Menge kroutartiger Gewächse, die in den Tropen die Trockenhell nur in den wenigsten Fällen zu überstehen vermögen. Sehr schwierig ist eine Anpassung für die europäischen Baumarten, die nach den Tropen verpflanzt werden. Sie find die Winterruhe gewöhnt und sollen sich nun auf einmal zu einer sommer- lichcn Ruhezeit bequemen. So wurden vor wenigen Iahren deutsche Aepfel- und Birnbäume nach Sumatra ver- pflanzt. Man konnte da die interessante Beobachtung machen, daß die deutschen Bäume dem tropischen Klima zunächst hilflos gegen- überstanden: die einen warfen die Blätter zur gewohnten Zeit ab, die anderen warfen sie ebenfalls ab, belaubten sich aber sofort wieder frllch. während die übrigen weder eine Sommer- noch eine Winter- ruhe einhielten, sondern ihre Blätter dos ganze Jahr hindurch bei- behielten, Merkwürdig ist übrigens auch das feine Gefühl mancher Tropenbäume für die Dauer ihres Sommerschlafs. Manche Akazien-

Am klügsten verhielt sich der Landwirtfchastsminister Herr W a r m b o l d. Er steckte vorsichtig ein paarmal seine Nasenspitze durch die Portiere des Einganges, um zu sehen, ob Heilmann noch rede. Dann zog er es vor, schleunigst zu verschwinden, so daß im Hause der Eindruck entstand, Herr Warmbold wolle unseren Redner belleibe nicht durch seinen persönlichen Anblick zu einer Abrechnung auch noch m i t i h m reizen! Selbst dieDeutsche Tageszeitung", deren Hauptredak- teur Becker gestern durch Heilmann eine Abfuhr erlitt, die eine überwältigende Beifallsdemonstration auslöste, gesteht zu, daß Heilmann rednerisch einen glänzenden Tag gehabt habe und Stegerwald ihm rednerisch nicht gewachsen sei. Um so komischer macht sich daneben die Behauptung derKreuzzei- tung", Heilmann fei tüchtigauf die Nase gefallen" und hätte blamiert abziehen" müssen. Am meisten freut sich die Kreuzzeitung " über das dröhnende Gelächter, das die Rechte anstimmte, als Heilmann sich einen internationalen deutschen Soziali st en nannte. Die ,Lreuzzciwng" hält das nämlich ebenfalls für einen falschen Zungenschlag. Wir glauben gern, daß das Gehirn der Herren von der Rechten nicht ausreicht, um zu erkennen, daß dieser v o l l b e- a b s i ch t i g t e Ausdruck eben nicht den inneren Widerspruch enthält, den die Deutschnationalen in ihrer Beschränktheit darin sehen. Uebrigqns lachte nicht, wie dieKreuzzeitung " behauptet, das ganze Haus, im Gegenteil, selbst im Z e n- t r u m war man über diese begriffsstutzige Lacherei der Rech- ten sehr ärgerlich. Verwundern muß es, daß dieVossische Zeitung" meint, Heilmanns Rede habe erheblich geringere Schärfe aufge- wiesen, als man erwartet habe. Auf was muß sie danach ge- faßt gewesen sein! Dagegen stellt dieFreiheit" ricbtig fest, daß Heilmanns Rede als Ganzes betrachtet, dem Kabinett Stegerwald sicher sehr unangenehm und Steger- walds Erwiderung von kläglicher Hilflosigkeit war.

Der Reichsrat gegen Sie Zrauen. Den Gesetzentwurf über die Heranziehung der Frauen zum Schöffen- und Geschworenenamt, der be- stimmt, daß die Schöffen- und Geschworenengerichte ohne Rücksicht auf das Geschlecht gebildet werden können, haben die Ausschüsse des Reichsrats abgelehnt. In der gestri- gen Vollsitzung wandte sich namens der bayerischen Regierung der Gesandte von Preger aufs entschiedenste gegen den Ent- wurf. Nachdem Staatssekretär Joel erklärt hatte, daß die Reichsregierung nach wie vor erheblichen Wert auf die Vorlage lege, wurde m der A b st i m m u n g im Plenum der Gesetzentwurf mit 31 gegen 31 Stimmen, also mit Stimmengleichheit abgelehnt.

Ein merkwürüiger Protest. Eine bekannte Berliner Korrespondenz verbreitet die folgende Nachricht: Dem Reichsrat ist bekanntllch am 1. Iull ein angeblich zieren bei ihrer Entlassung zustehenden Dersorgungsgebührnisse im Falle anderweitiger, aus gewinnbringender Be- s ch ä f t i g u n g stammenden Privateinnahmen bis zu einer ge- w i s s e n H ö h e gekürzt bzw. gestundet werden. Die ganze Form des Gesetzes und sein Aufbau ,der bei weitem die schlimmsten Befürchtun- gen der davon betroffenen jkreise überstieg, hat den schärfsten Protest in Offizier-, aber auch, obschon diese weniger davon betroffen werden, in Beamtenkreisen hervorgerufen. Wie wir hören, haben alle Ministerien und Behörden, sowie alle Beamtenorganisationen gegen dieses Gesetz beim Reichs-at protestiert, so daß dieser es in der ihm vorgelegten Form abgelehnt und zur Neubearbeitung an das Reichsfinanzministerium zurückgegeben hat. An eine Wiedervorlage an den Reichsrat vor dem 1. Oktober ist kaum zu denken." Ehe der Tatbestand, wie ihn die vorstehende Meldung gibt, nachgeprüft ist, wollen wir uns nicht über die merk- 1 würdige Art äußern, wie hier ein notwendiger Gesetzentwurf! bäume der afrikanischen Steppe blühen immer unmittelbar vor dem Deginn der Regenzeit auf und sind darin so pünktlich, daß sie den Eingeborenen direkt als Wetterpropheten oder richtiger als Kalender dienen. Denn der Eintritt ihrer Blüte ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Trockenperiode unwiderruflich beendet ist.

Die Schauspieler der Exl-vühne. Diese Tiroler ernten in Berlin vielen Ruhm. Sie nehmen ihre Arbeit nicht nur ernst, sie sind auch sehr begabt und vortrefflich geschult. Sie sind volkstümlich, ohne flach zu werden. Das Beste ihrer Arbeit ist der Eifer, bis ins kleinste Pünktlein alles auszufeilen. Weibsleut, um beim tirolischen und sachlichen Deutsch zu bleiben, stehen gehorsam und abhängig unter der Fuchtel des Regisseurs; sie sind immerhin gelehrig. Man kann etwas mit ihnen beginnen, aber die große Natur fehlt. Frau Exl selber, die als Schönherrsche Frau Suitner am reifsten und reinsten war, lebt von großer Weichheit. Sie scheint, seltsam klingt es, eher eine weltliche Schauspielerin als eine bäuer- liche. Das Anmutige, das Schnippische und auch das Demütige ge- lingt ihr. Alles aber, was einen Ausbruch der Inwendigkeit erfor- dert, versiegt bald. Daß sie aber der Berechnung so weit zugänglich ist, beweist wieder ihre sehr nützliche Begabung. Die Exl-Bühne sollt« uns, bevor sie weggeht, ein modernes hoch- deutsches, der dörflichen Welt entrücktes Stück spielen. Die Künsller erzählen, daß sie so etwas in Innsbruck tun, wo ExlKammer- spiele" i la Max Reinhardt begründet hat. Wir sind neugierig, wie sie das machen. Für den Erfolg der Frau Exl, die im Tiroler Dialekt häufig matt wird, braucht man nicht zu bangen. Und die Mannsleut? Zwei Charakterspieler, zwei gleich, stehen ihrer Truppe zur Berfü�ung: Edua'd Köck und Ludwig Auer . Auer> ein ganz Schnurriger. Er kann ein Hallodri-Rekrut von unbändiger Säuferausgelassenheit s-in, ober auch ein lebensmüder Achtziger. Welch weiter Weg, welch weitgespannte Verwandlung! Köck oerfügt mehr über die Vcrstandesfähigkeit, er ist der Steinklopferhanns, aber auch das verschlagene Schneiderlein aus demWeibsteufel". Er ist der Schlaue, der Schmuggler, der Sachte, der Dämpfer. Ferdinand Exl spielt überhaupt alles, was jugendlicher Lieb- Haber, Mann und Heldenretter ist, viele Fächer, und ein starker� oft wiederkehrender Ton. eine Methode des Sprechens, des Schluckens, des Blickens, des Fäusteballens und Zungenfchnalzens, die sehr charakteristisch ist, im Ganzen famoses Komödiantentum und Rou- tine, die freut. Max Hochdorf . Eine eigenartige Sünstlerfahrt. Anfang Oktober geht von New Port ein Dreimastschoner auf e-ne zweijährige Abenteuerreise in See. Die Mannschaft besteht aus neun jungen Künstlern und Dichtern, die jetzt ausgewählt werden und zwar nach Ge- sichtspunkten wie Handfertigkeit, allgemeine Kultur, originales Den- ken, Reiseersahrungen, physischer Mut und seemännische Kenntnisse. Dos Ziel der poetischen Reisenden rst, Material für Bücher und Artikel, über primitive Architektur, Kunst, Tanz. Pantomimen, Pro- Zessionen und Mythologie der Eingeborenen der Länder zu sammeln, die auf der Reise berührt werden. Die Idee dieser Reise geht aus von Dr. B i c t o r O. Free- bürg, dem Herausgeber desSwedish-American Trade Journal",

verhindert werden soll, an den Reichstag zu gelangen. Sach- lich muß aber schon heute festgestellt werden, daß die der- zeitigen Pensionsgesetze dringend einer Aenderung bedürfen. Heute ist es so, daß ein Beamter oder ein Ossizier, der den Staatsdienst verläßt, für sein ferneres Leben die volle Pension bezieht, wenn er auch in einer glänzenden Privat st ellung jährlich Hunderttausende von Mark verdient. Nur in dem Falle, daß ein Offizier oder ein Beamter in eine andere Staatsstellung eintritt oder embe- rufen wird, rechnet man die Pension auf das Gehalt an. Die Umwälzung hat eine große Anzahl von Offizieren überflüssig gemacht, viele Beamte sind aus dem Staatsdienst ausgetreten, weil ihnen dieganze neue Richtung" nicht paßt. Der Nachweis der Pensionsnotwendigkeit ist in den letzten Iahren immer leichter geworden. Und allen diesen Leuten, von denen ein großer Teil l ä n g st w i e d e r in gut dotierten Privatstellungen ist, soll der verarmte Staat die im besonderen bei höheren Beamten und Ossizieren ganz bedeutenden Pen- sionen als Extraverdienst weiterzahlen! Dieses offenbare Un- recht gegenüber der Allgemeinheit muß durch eine Aende- rung der Pensionsbestimmungen beseitigt werden. Diesem Zweck dient der bekanntgewordene Entwurf. Die Wünsche des Reichsfinanzministeriums waren dabei überdies außer- ordentlich bescheidene. Im besonderen würden durch die Aenderungen die Pensionäre, die keinen, nur unzureichenden oder nicht erheblichen Nebenverdienst haben, in ihren Be- zügen nicht gekürzt werden. Und dennoch das or- g a n i s i e r t e Geschrei über einen Raub wohlerworbener Rechte! Das Reich mag bei diesen Leuten finanziell zu- sammenbrechen, wenn nur jeder Generaldirektor, der Haupt- mann a. D: ist. noch seine Pensionstausender schlucken kann.

Eine Kahr-Slamage. Alünchen, 15. Juli. (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Heute morgen erfolgte die Bekanntgabe von der E i n st e l l u n g der Untersuchung gegen den Vorstand des Republikanischen Reichsbundes in Bayern , Hauptmann a. D. Schützinger und Genossen. Die nunmehr gescheiterte Aktion brachte den Kampf der Münchener Polizei gegen alles, was republikanisch ist. mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Mit großem Lärm wurde am 30. Januar die Haussuchung bei dem Borsstzenden, dos Verbot des Republi- konischen Reichsbundes und die Einleitung eines Verfahrens wegen Verbrechens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 30. Mai 1920(Zusammenfassung von Personen zu Verbänden mili- tärischer Art ohne Genehmigung der zuständigen Dienststelle) in die deutsche Presse hinausposaunt. Während aber die bayerische Justiz es verstanden hat, politische Verbrechen, die ihr eine einfache Hand- habe boten, in wenigen Tagen zur Aburteilung zu bringen, sah sie sich veranlaßt, dasVerbrechen", das in einer Bestrebung zum Schuhe der Republik gegen Putschversuche bestand, über ein halbes Jahr gegen den Angeschuldigten sich hinziehen zu lassen, bevor sie sich unter dem Zwang der Tatsachen zu einer Rehabilitierung des schwer angeklagten Mannes entschloß. Auf wiederholtes parla- mentarisches Drängen der Sozialdemokratie wurden die sich ihrer Blamage bewußten Justizbehörden zu einer Durchführung der Boruntersuchung veranlaßt, die am IL. Mai abgeschlossen war. Und nun brauchte man noch volle zwei Monate, um sich über die Einstellung des Verfahrens schlüsiig zu werden. Der Entscheid der Strafkammer des Landgerichts München I stellt fest, daß die Gründung der staglichen.Wehrabteilung" kei» neswegs als ein Unternehmen im Sinne der Verordnung des Reichspräsidenten betrachtet werden könne, da weder bindende Be- schlüsse noch überhaupt die Voraussetzungen für einen militärischen Zusammenschluß vorhanden gewesen seien. München , 15. Juli. (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) DerMiesbacher Anzeiger" verhöhnt den Reichsminister Dr. W i r t h in einem Artikel, in dem er ihn den Treuhänder der Franzosen nennt. Er unterschiebt ihm die Worte:Der deutsche Geist, so minder- wertig er auch im Vergleich mit dem französischen ist, lasse sich eben nicht abschaffen. Er beklage das lebhaft und hoffe, daß die Weisheit und Menschenfreundlichkeit der hohen Alliierten WanM I schaffe." Der ganze Artikel strotzt von Gehässigkeiten und bewußten ! Verleumdungen der Reichsregierung.

dessen Laufbahn phantastisch genug ist: R i n d e r h l r t in Kansas , Student der Nale-Universstät, Lehrer für Englisch an einer Marineakademie, Erforscher des Lebens und der Sitten de? Lappländer, während des Krieges Kommandeur eines U-Boot-Iägers. Das Unternehmen wird auf genossenschaft- licher Basis durchgeführt; sämtlicher Verdienst an dem Verkauf von Büchern, Skizzen und Photographien soll unter alle Reiseteilnehmer gleichmäßig verteilt werden. Augensprache und Ohrensprache. Wir bewundern heute die An- schaulichkeit und Kraft des Ausdruckes, die sich in den Dichtungen primitiver Kulturen oder volkstümlicher Kreise findet, und wir sehen mit Recht einen Grund dafür in der Tatsache, daß bei den der Schrift unkundigen oder sie wenig benutzenden Er- Zählern das gesprochene Wort eine ganz andere Bedeutung besitzt als bei uns. Für uns, die wir Dichtungen hauptsächlich lesen, ist die Sprache zu einer Augensprache geworden, während sie dem primitiven Menschen Ohrensprache geblieben ist. Die tiefgreifende Bedeutung dieses wenig beachteten Unterschiedes hebt Dr. Heinz Potchoff in der DiederichsfchenTat" hervor. Der Einfluß des Schreibens und Lesens auf die Sprache ist höchst un- günstig gewesen: sie ist dadurch flach und klanglos getvorden. Die- jenigen Menschen, die wenig lesen, haben sich ein stärkeres Gefühl für klingende Sprache bewahrt, und zweifellos ist dieser Unterschied der Sprachübermittlung ein Grund mit dafür, warum zwischen den verschiedenen Bildungsschichten und Berufsklassen, zwischen Stadt und Land so viele Mißverständnisse bestehen und die Verständigung so schwer ist. Der wichtigste Einfluß des Auges auf die Sprache ist wohl der auf den Satzbau, und die Satz ungetüme, denen wir heute allenthalben bei unseren Schriftstellern begegnen, wären unmöglich, wenn sie beim Schreiben laut gesprochen würden. Wenn ober eine unserer besten Romanschriftstellerinnen den Satz:Lena lehnte den Kopf" usw. oder wenn ein Dramatiker sich den Vers:Sein Sein, fein Denken" nsw. ein einziges Mal laut vorgelesen hätten, so müßten sie gemerkt haben, daß ihre Feder stotterte. Solche häßlichen Wiederhol ngen, wie z. B.:Wenn er wüßte, daß das das Ende wäre", findet man immerfort. Wenn ein lyrischer Dichter das WortDuftgestiebe" bildet, um den Frühling anschaulich zu machen, so kann es nur ein sehr geschickter Vorleser beim Vortrag des Gedichtes verhindern, daß der Hörerduftige Sfiebel" verstcht. Potthoff oerlangt daher mit Recht, daß wir wieder mehr laut lesen, uns selbst und anderen vorlesen müssen, um unser durch die Augensprache abgestumpftes Gefühl zur Sprachschönhett zu ver- feinern.

Ipielplanänbernng. Im Theater in der K o m m a n d a n t e«> st r a h e wird die Erstauffübrunq der OperetteDie Dielenhexe" aus Donnerstag, den Lt., verschoben. Perbandstagnng der Zlmateurphotographen. Der Verband Deutscher Amatcurvbotographen-Vereine wird vom tS. bis 18. September in Leipzig zum eutenma! nach dem Kriege wieder zu einem Verbands- tag zusammentreten. Im Leipziger BuchzewerbehauZ soll gleichzeitig eine Bilderaus st eilung stattfinde«.