Nr.331 38.Jahrgang

Ausgabe Nr. 168

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Sonnabend, den 16. Juli 1921

Für Oberschlesien !

Die von den Vereinigten Berbänden heimattreuer| stehende Partei der Ansicht ist, daß Oberschlesien ungeteilt Oberschlesier veranstaltete Berliner Rundgebung für ein bei Deutschland bleiben muß.( Stürmischer Beifail.) Wenn ungeteiltes deutsches Oberschlesien fand gestern abend im großen Saal der Philharmonie unter sehr starker Beteiligung statt. Als erster spricht

Gerhart Hauptmann :

der Oberste Rat nach diesen rechtlichen und wirtschaftlichen Gesichts. punften nicht entscheidet, fürchten wir, daß eine Wunde entsteht, die brennender ist, als es einst die von Elfaz Lothringen war.( 3uftimmung.) Redner erinnert an Lansings Wort, daß vergewaltigte Völker früher oder später sich Erwartung erfüllte Landsleutel Wir wissen, weshalb wir heute hier einfache Frage des Willens der Bevölkerung. Diefer Wille hat ge Hochverehrte Versammlung! Bon schwerer Sorge und banger ihr Recht wiederholen, Für uns ist die oberschlesische Frage eine zufammengekommen sind. Wenn wir auch nur ein winziger Teil sprochen. Wie auch jetzt die Entscheidung des Obersten Rats fällt, der großen einigen deutschen Nation sind, so haben wir doch das zwischen uns und Oberschlesien ist dies eine flar: Oberschlesien muß Recht und die Pflicht, in zwölfter Stunde für diese große teutsche lebendig bleiben, muß daher ganz und ungeteilt bleiben, muß Nation zu reden. Wer will leugnen, daß sie groß ist, trotz allem, bleiben bei seiner Mutter, bei Deutschland !( Stürmi­was geschehen ist? Daß sie einig ist, einig sein muß, wird niemand fcher, langanhaltender Beifall.) bezweifeln, der noch an Deutschland glaubt. Also zweifeln wir nicht daran, daß diefes Deutschland einig und durch seine Ginigkeit un- Schüding( Demokrat). zerstörbar ist. Wir stehen heute vor der Entscheidung des Obersten Rates von Paris , in dem wir nicht Siz und Stimme haben, und

der sich anschickt, einen Beschluß darüber zu fassen, ob

Die Versammlung nahm eine Resolution im Sinne der Referenten an. Sie erhebt Protest gegen alle Versuche, Teile Ober­ schlesiens vom Deutschen Reich loszulösen. Oberschlesien habe sich mit überwiegender Mehrheit für Deutschland erklärt, dar­um sei sein Verbleiben bei Deutschland eine Forderung der Ge­rechtigteit. Weil viele Hunderte feinen Zutritt mehr zu dem überfüllten Saal gefunden hatten, fand im Beethovensaal eine Parallelversamm

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Verkannter Kommunismus.

Brandlers Verteidigung vor Gericht. Heinrich Brandler , der Borsfißende der KPD. - Ben­trale, der am 6. Juni in Berlin zu fünf Jahren Festung ver­urteilt wurde, hat foeben das Stenogramm feines Prozesses erscheinen lassen. Es eröffnet tiefe Einblicke in den Mause ungsprozeß, in dem sich der deutsche Kommunismus befindet, es gewinnt Bedeutung auch durch den Umstand, daß der Mann, dessen Aeußerungen hier ausführlich zitiert werden eine fommunistische Autorität ist, die hier zu uns spricht. follen, fürzlich zum Ehrenvorfizenden des 3. Kon greffes der Dritten Internationale gewählt wurde, daß es also Brandier hat sich, wie schon befannt, in feinem Prozeß sehr lebhaft gegen den Vorwurf verteidigt, durch die Rolle, die er in der März aktion gespielt hatte, Hochverrat begangen zu haben. Er hat ausdrücklich bestritten, daß diese Aktion den Sturz der Regierung und die gewaltsame Aenderung der Als letzter Redner sprach Reichstagsabgeordneter Prof. Dr. Verfassung zum Ziele gehabt habe. Seine Ausführungen lassen es zweifelhaft erscheinen, ob die KPD. diese Aktion überhaupt gewollt hat sicher hat ein großer Teil von ihr fie nicht gewollt, sie ist als Ganzes in diese Attion etwa ebenso hineingeschlittert", wie einst das Kaiserreich in den Weltkrieg. In Mostau jagten die Vertreter der Kommunisten, die Bewegung sei von Mansfeld aus, mit Hamburger Unter­stügung, ohne ihr Butun ins Rollen gekommen, sie hätten aber dann mitmachen müffen, um ihren Ruf als„ revolutio­näre Partei" nicht zu diskreditieren. Ein solcher Revolutionar wider Willen scheint auch Brandler gewesen zu sein, wenig­ftens fagte Malzahn in Moskau von ihm, seine Rede in der entscheidenden Sigung vom 17. März sei so unbestimmt" Oppeln , 15. 33( D2) Heute vormittag but General gewesen, daß jeder daraus herauslesen fonnte, was er hat mollte". De Rond in Begleitung von Harald Staaf und De Marion mit geoßem Gefolge in einem Extrazuge eine Inspektionsfahrt von Oppeln über Gleiwih, Hindenburg , Königshütte nach kattowith an getreten und fle foll von dort über Schoppinih, Neu- Barun und Pleß fortgelegt werden. Auf dem von den Franzosen festlich geschmüdten Bahnhof Hindenburg fiand neben der französischen Ehrenfompanie mit Mujit fast die gesamte polnische Bevölkerung, die infolge recht­zelfiger Benachrichtigung durch den franzöfifchen Kreistontrolleur zu gegen war; sie brachte andauernd Hochrufe auf Frankreich und Bolen aus. Natürlich waren auch die ehemaligen Führer der Insur­genten anwesend, mit großem Stimmenaufwand wurden polnische Lieder gesungen. Der Bürgermeister und der Landrat waren erst turz vor dem Eintreffen des Zuges von dem franzöfifchen Kreis­fontrolleur benachrichtigt und auf den Bahnhof befohlen worden.

wieder ein Teil vom deutschen Nationalförper abgetrennt und an ein anderes Land angeleimt werden, soll. Niemand, ob Franzose oder Bole, wird es uns verdenken tönnen, daß wir uns nicht auf eine Diskussion über die Frage einlaffen, ob wir auf unser unangetastetes Eigentum ein größeres Recht haben als ein anderes Volk. Darüber gibt es teine Diskussion. Gewalt ist Ge- lung statt. walt. Wir sind ein besiegtes Bolt, das im Kriege Gewalt gegen Gewalt unterlegen ist, und also hat man uns auch gewaltsam die Verfügung über Oberschlesien entzogen, mit dem scheinbaren Recht der Gewalt. Man hat dem Gefühl ber Beli bod nich das Opfer gebracht, der oberschlesischen Bevölkerung es zu überlassen, fich in einem Blebiszit darüber zu erklären, ob sie bei Deutschland bleiben oder von ihm abfallen will. Oberschlesien hat sich mit

Stimmenmehrheit

für das Verbleiben beim Reich

erklärt. Es ist die allerbitterste Wahrheit für die Menschheit, daß es im Jahre 1921 noch Sieger und Besiegte, noch ein entwürdigtes Volt, wie wir es sind, gibt. Das sage ich nicht als Deutscher, sondern

als Europäer, dessen Idee Europa ist.

Wenn auch die Männer des Obersten Rates die Idee der euro päischen Völkergemeinschaft leugnen wollen, jo tönnen fie doch nicht so weit gehen, sich über die oberschlesische Willens äußerung hinwegzusetzen. Mann kann nicht ein 70- Millionenvolt derart verhöhnen und damit der europäischen Völkermoral den To desstoß versetzen( Sehr richtig.). Gewalt im Friedenszustand ist et­was, wodurch die Menschheit bis in das Letzte hinein demoralisiert wird.( Sehr richtig.) Und eine solche Gewalt wäre es, wenn man uns Oberschlesien wegnehmen würde.

Wir warnen den Obersten Rat

Potemkin Le Rond.

Dieser Mann stand also am 6. Juni vor Gericht und sollte ausfressen, was andere eingebrodt hatten. Er hat sich dessen entschieden geweigert. So antwortete er auf die Frage eines Beisigers, ob feine Partei zum Kampf mit den Waffen auf­gerufen habe, mit großer Entschiedenheit:

Nein! Nicht zum Kampf mit den Waffen! Sondern sie hat die Bewaffnung der Arbeiter gefordert, um den blutigen Bürgerkrieg zu verhindern.

Bei Besprechung der Dynamitattentate legte Brandler größtes Gewicht darauf, daß sich Mitglieder feiner Partei daran nicht beteiligt hätten. Vielleicht hätte es sich um Mitglieder der KAPD. gehandelt, das sei aber ein großer Unterschied. Dazu führte er dann weiter aus:

Ueber die KAP. möchte ich folgendes sagen: Gerade, weil wir Durch das Massenauftreten der Polen , die selbstverständlich von das allergrößte Interesse an der Entfaltung des General­dem französischen Kreisfontrolleur rechtzeitig von dem Eintreffen des streiks hatten, mußten wir uns gegen die Attentate wenden. Wir Extrajuges unterrichtet worden waren, sollte natürlich wieder der haben versucht, Berbindung zu bekommen, und wir haben aus der Gindrud erwedt werden, daß Hindenburg , das überwiegend deutsch Zentrale drei Mann delegiert, die mit der Kup- Zentrale verhandelt gefämmt hat, eine polnische Stadt sei. haben. Ich habe an den Berhandlungen nicht beilgenommen. Ich

Auflösung des Plebiszitkommissariats.

Paris , 15. Juli. ( EE.) Die Humanité" behauptet zum fage das aber nicht, um mich etwa straffrei zu machen, sondern weil weiten Male, daß die franzöfifche Regierung Waffen und Munition ich zu denen gehöre, die für die Kup. sozusagen das rote Tuch find. nach Polen , Oberfchiefien und Rumänien sende. Diese Borbereitun. Es haben drei Vertreter der Zentrale mit der KAP. gemeinsame gen deuteten auf einen Krieg gegen Sowjetrußland hin.„ Ca Presse" vor einer solchen Entscheidung, um so mehr, als ihm daran liegt, erklärt, daß die Regierung nur Vorsichtsmaßnahmen gegen einen Sibungen abgehalten, und sie haben in der Sizung der Zentrale Bericht erstattet, daß sie nach stundenlangen heftigen den durch den Vertrag von Versailles geschaffenen Frieden als etwaigen Handsfreich des Generals Höfer und sonstige Kriegsfolgen Bericht erstattet, daß sie nach stundenlangen heftigen einen wirklichen Frieden zu sichern. Nicht nur Europa , die ganze im Falle einer für Deutschland ungünstigen Entscheidung ergreife. Auseinandersetzungen sich bereit erklärt haben, ganz unsere Linie einzuhalten und alles zu versuchen, daß auch ihrerseits Welt bedarf seiner. Es fann dem Obersten Rat nichts daran liegen, Brandherde zu schaffen, die einen neuen schredlichen Brand diese Attentate, diese Terrorgeschichten unter­verursachen müssen, der auch die letzten Reste menschlicher Befizung Das deutsche Plebiszitkommissariat für Oberschlesien ist nach bunden würden, und soweit ich das nachprüfen fonnte, und soweit hinwegraffen würde. Einen solchen Brandherd würde man anle- Beendigung feiner verdienstvollen Arbeit aufgelöst worden. Zur es berichtet ist, ist von der Zentrale der KAP. der Versuch gemacht gen, wenn man von unserem Vaterland einen vitalen Teil abreißt, Wahrnehmung der deutschen Interessen Oberschlesiens wollen sich worden, das auch tatsächlich durchzuführen während der Aktion. und wären es auch nur Teile von Teilen. Wir hörten eine Stimme, die deutschen Parteien und Organisationen zu einem Boltsrat tieferen Einblick in die Intimitäten Brandler hat sich auch sonst nicht gescheut, das Gericht der Märzaktion fie flang wie Gerechtigkeit. Es war ein großer Augenblick, als der zusammenschließen, an dessen Spize Dr. Lukaschek tritt. nehmen zu lassen. So hat er z. B. auch verraten, daß nach mächtige englische Staatsmann Lloyd George der Aktion ein Redaktionswechsel in der Roten Fahne" vorgenommen wurde. Der Zusammenhang der Rede läßt keine andere Deutung zu, als daß die alte Redak­tion davongejagt wurde, weil sie es zu toll getrieben hatte. Diese Auffassung wird auch durch folgende Aeußerung Brandlers bestätigt:

das Wort vom„ Fair play"

-

Frankreich bestellt Probehäuser.

Es ist zum bewaffneten Aufstand in diesen Märzkämpfen auf­gefordert worden, das weiß ich und das wissen Sie auch, aber nicht von der Kommunistischen Partei Deutschlands und nicht von der Zentrale dieser Partei, sondern, soweit sie ein­gegriffen hat, hat sie das Gegenteil getan.

sprach. Ich sage: Ein Mann ein Wort."( Stürmi. scher Beifall.) Und wir haben von jenseits des Ozeans eine andere Berlin , 15. Juli. ( Amtlich.) Die Verhandlungen zwischen Stimme, die des Präsidenten, gehört, sie rief:„ Die Waffen nieder." der deutschen Regierung und der französischen Regierung über die Das heißt Friede, fort mit den Taten der Gewalt. Und also möge Lieferung von Holzhäusern für Nordfrankreich haben zu einer Be­es endlich Licht werden!( Stürmischer, minutenlanger Beifall.) ftellung von 66 Probehäusern mit 87 Wohnungen geführt. Die Häuser sollen mit größter Beschleunigung vergeben und in den zer­Nach weiteren Ansprachen von Dr. Ka h1( DB.), Dr. Herschel flörten Gebieten aufgestellt werden. Es handelt sich um folgende ( 3tr.) und Dr. Hoesch( DNB.) sprach Genoffe Dr. Köffer. Er ge- Ronftruffionen: 1. Häufer halbgemischter Bauweise( Außen­dachte der Hunderttausende treu zu Deutschland stehenden oberschleft wände aus Holz, Jnnenwände aus übertündhten Gipsplatten), und schen Arbeiter, für die eine Teilung Oberschlesiens die Hinab- 3war: 4 Doppelhäuser und 5 Einzelhäuser von Typ 1( Arbeiter­stoßung in einen Staat der Unordnung bedeuten würde. Sie stimmten wohnungen), 3 Doppelhäuser und 6 Einzelhäuser von Typ 2 Bon nicht minderem Interesse ist auch die folgende Aus­für Deutschland , weil sie wußten, daß Deutschland neue( Meisterwohnungen) und 9 Einzelhäufer von Typ 3( Beamten­einandersetzung: Rechtsformen für die Arbeiterflaffe gefunden hat, wohnungen), zusammen 27 Häuser mit 34 Wohnungen. 2. Häuser Brandler : Unser strategisches Ziel ist, die Masse zu ers gemischter Bauweise( Holzgerippe, Außenwände aus Zement­wie feines der siegreichen Länder.( Beifall.) Was hat denn platten, Jnnenwände mit aus Kalkpuz versehenen und über- obern, die Ideologie des Kommunismus zur Tat werden zu lassen. Bolen den Arbeitern zu bieten? Wirtschaftlich steckt dieser fünchten Gipsplaften), und zwar 2 Doppelhäufer und 2 Einzelhäuser Borsigender: Die Weltrevolution! Brandier: Wir erwarten, daß die viel von Inp 1, 2 Doppelhäuser und 6 Einzelhäuser von Inp 2 tab Natürlich! Staat in den Kinderschuhen. Die Weltrevolution! Die Jden­leicht bevorstehende Grenzziehung auf die wirtschaftlichen Ge- 3 Einzelhäuser vom Typ 3, zufammen 15 Häufer mit 19 Wohnungen. logie, die in dieser Broschüre, die die Leitfäße der III. Internationale fichtspunkte Rücksicht nimmt und nicht Hunderttausende von 3. Holzhäuser, und zwar 10 Doppelhäuser vom Typ 1, 10 Einzel- und die in Deutschland von 500 000 Mitgliedern anerkannt wird(?), den Arbeitern in das soziale Elend hinabstößt.( Beifall.) Wir ver- häufer vom Typ 2 und 4 Einzelhäuser vom Typ 3., mit zufammen diese Ideologie in die Röpfe der masse hineinzubringen und langen, daß jeßt, wo die Entente vor der Entscheidung über die 34 Wohnungen. zu verlebendigen, das ist unsere Aufgabe. Wenn diese Ideologie Paris , 15. Juli. ( EE) Die Vertreter der Genossenschaften der die Masse erobert hat, wird sie Gewalt, dann wird dieses legte der großen Fragen des Bersailler Friedensvertrags steht, der Zimmerleute von Südmeftfranfreich haben Loucheur gebeten, bei bisherige Dilettantismus aufhört. Wirtschaftliche Zufam er Lieferung von Holzhäusern nicht zu vergessen, daß die französische sogenannte, was man mit Hochperrat bezeichnet, eintreten. Über menhänge darf man nicht zerstören, das gilt von der Weltwirt- Industrie im Departement Landes in der Lage sei, Holzhäuser zu das ist ein Prozeß von Jahrzehnten, ehe der Kommunismus verwirk schaft und auch von dem oberschlesischen Wirtschaftskörper. Mit den gleichen Bedingungen zu liefern. Loucheur erwirkte, daß dem De- licht wird. Wer meine politische Tätigkeit einigermaßen fennt bilettantischen Grenzziehungen muß Schluß gemacht werden. Bom partement Landes die Lieferung von 10 000 Holzhäusern vorbe und ich bin doch seit 22 Jahren öffentlich politisch tätig, der Standpuntt des Rechts aus erkläre ich, daß die uns nahe- halten bleibe, tann mich night in dem Berdacht haben, mit der