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Nr.33538.Jahrgang Ausgabe A fr. 170
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Dienstag, den 19. Juli 1921
Gewerkschaften und Brotpreiserhöhung
Die Dena" veröffentlichte gestern abend eine Nachricht. I es hat eine Berbilligung des Brotes unter Zuhilfenahme von Staatsmonach die freien Gewertschaften wegen der bevor mitteln flattgefunden. In Erkenntnis der Unmöglichkeit, eine solche ftehenden Brotpreiserhöhung eine Eingabe an die Wirtschaftspolitik weiterzuführen, sind diese Länder, troh weit günfti. Reichsregierung gemacht hätten. Auch sollen die gerer Finanzlage, bereits dazu übergegangen, zum Teil unter EinGewerkschaften für den Fall, daß das Kabinett der Brot führung der freien Wirtschaft für Getreide und Brot die Berbillipreiserhöhung seine Zustimmung erteilen sollte, die Forderung gung des Brotes durch öffentliche Mittel einzustellen. nach dem Rücktritt der sozialistischen Kabinettsmitglieder erhoben haben.
Auch Deutschland muß notgedrungen, da es die meit größte Belaftung zu tragen hat, zu einem Abbau der Getreide- und BrotverWie wir zu dieser Mitteilung von unterrichteter Seite billigung übergehen. Die Reichsregierung hatte deshalb im Einerfahren, ist die Darstellung in dieser Form falsch. Un- vernehmen mit dem Reichstag, der anläßlich der Etatberatungen zutreffend ist es vor allem, daß gegebenenfalls der Rücktritt mit der Frage befaßt mar, eine Erhöhung der Brotpreise um etwa ber sozialistischen Reichsminister gefordert werden solle; man 50 Broz, des jegigen Brotpreises ab 16. Auguft 1921 in Aussicht hat sich nicht im mindesten in Gewerkschaftskreisen mit dieser genommen. Gegenüber diesem Plane hat später der volkswirtschaft. Frage beschäftigt. Butreffend ist wie es auch ohne die liche Ausschuß des Reichstages auf Antrag des Reichstagsabgeord Nachricht der„ Dena" als völlig selbstverständlich gelten neten Wieber eine Resolution gefaßt, die Reichsregierung zu er muß, daß die kommende Brotpreiserhöhung wiederholt fuchen, den Brotpreis im neuen Wirtschaftsjahr nicht über 40 Brez. den Gegenstand von Besprechungen innerhalb des ADG. bildete. 8u erhöhen. Trotz der großen Bedenten wegen der finanziellen Aus Die Frage wurde gemeinsam mit der Zentralarbeitsgemeinwirkung dieser Resolution hat das Reichskabinett sich entschlossen, schaft" erwogen, und es wurde darauf hingewiesen, daß im den Brotpreis nicht um 50, sondern um 40 Broz. zu erhöhen. Bet Fall einer Verteuerung des Brotes eine Erhöhung der einer solchen Steigerung des Brotpreises wird das 1900- Gramm- Brot gegenwärtig tariflich festgelegten Löhne erfolgen müsse. in den Drien, in benen es bisher 5 m. gefoftet hat, Lediglich über diesen Punkt wurde auch das Reichs. tabinett in Kenntnis gesetzt.
nunmehr einen Preis von etwa 7 m.
erreichen. Auch das bedeutet noch, daß allein für die ersten 7% Monate des fommenden Wirtschaftsjahres, das ist für die Beit vom Berlin , 18. Juli. ( WIB.) Die durch die Preffe gehenden Nach. 15. August d. 3. bis zum Ende des Reichshaushaltsjahres, dem richten von der Brotpreiserhöhung haben vielfach lebhafte 31. März, Berbittigungszulcüffe des Reiches in Beunruhigungen ausgelöst. Es erscheint daher eine Aufklärung über Höhe von über 34 bis 4 milliarden Mart- je nach dem Gründe und Ziel der Erhöhung erwünscht. In dem am 15. Auguft Beltmarktpreis und dem Stande der deutschen Währung zu 1921 zu Ende gehenden Wirtschaftsjahr ist eine sehr erhebliche Brot leisten sein werden, also eine Belastung des Reiches, die neben nerbilligung gegenüber den vor allem durch das teure Auslands feinen sonstigen gewaltigen Verpflichtungen außerordentlich drückend getreide tatsächlich erwachsenden Einstandskosten erfolgt. Das Reich ist. Zu der in der Breffe geäußerten Befürchtung, daß das ratio hat für diese Zwecke über 10 milliarden Mart im laufenden nierte Brot der Bevölkerung in schlechter Beschaffenheit perabfolgt Wirtschaftsjahre aufgewendet, die es sich nur durch stärkere Inan- werden wird, liegi fein Anlaß vor, zumal im neuen Wirtschaftsjahr spruchnahme der Notenpresse beschaffen konnte und die letzten Endes die Brotstreckung fortfällt und das Brot nur aus reinem durch Steuern wieder abgedeckt werden müssen. Bei der ungünstigen Brotgetreibemehl erbacen werden muß. Bei einwandfreier Finanzlage ist das Reich auf die Dauer außerstande, eine Verbilli- Berarbeitung solchen Mehls, die durch Kommunalverbände und gung in diesem Umfange fortzufetzen. Auch in anderen Ländern, in Polizeibehörden überwacht merden wird, darf erwartet werden, daß Stalien, England und Frankreich bestand während der Kriegszeit die Bevölkerung auch das rationierte Brot in schmackhafter 3ube und auch in den folgenden Jahren ein politischer Brotpreis, d. h. reitung erhält.
Vorbereitung zum vierten Aufstand.
Dem Verdienste seinen Lohn. In ber vorläufigen Antwort, die der Außenminister Dr. RoPolen, 18. Juft.( D2.) Auf dem unlängst in Czenstochau ab sen auf die Eröffnungen der französischen Regierung über die gehaltenen allpolnischen Tage wurde mitgeteilt, daß bei der MarLage in Oberschlesien und die daraus abgeleiteten franschauer Regierung Schritte unternommen werden, auf die oberschle zöfifchen Forderungen gab, wurde auch Bezug genommen fischen Insurgenten das Militärfieblungsgesetz auszuauf eine Unterredung des Ministers mit dem französischen Botschaf behnen, das ihnen eine Eristenz sichern werde. ter vom 7. Juli; zu dieser hatte Dr. Rosen einen Großindu. striellen aus dem östlichen Teil Oberschlesiens beigezogen, der dem französischen Botschafter als Augenzeuge einige fachliche Angaben über die wahre Lage im Lande machte. Wir geben aus diesen Mitteilungen, die der französischen Regierung fofort zugänglich ge macht wurden, die wesentlichsten Bunfte nach WTB. wieder. Ja dem Bericht heißt es:
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Die Dilettanten am Werke.
Im Figaro" vom 15. Juli veröffentlicht der bekannte Auslandspolitiker Mermeig das Protokoll der Sigung des Obersten Rates vom 2. Juni 1919, in der über die Frage entschieden werden sollte, ob es sei der ursprünglich beschloffenen Zuteilung Oberschlesiens an Bolen bleiben oder ob eine Volksabstimmung vorgenommen merden sollte. Die Diskussion entstand auf Grund des entschiedenen Protestes der deutschen Friedensdelegation, die in ihren Gegenvorschlägen zu dem überreichten Entwurf die Unmöglichkeit der Annahme einer solchen Entscheidung durch Deutschland so flar hatte durchblicken lassen, baß, wie aus dem folgenden Bericht hervorgeht, besonders Lloyd George mit der ihm offenbar recht unangenehmen Aussicht einer endgültigen Ablehnung Deutschlands rechnete, falls es bei der Zuteilung Ober Schlesiens an Bolen bleiben würde. Hier das Sigungsprotokoll:
Clemenceau: Was Bolen anbetrifft, so gibt es zuerst ein historisches Verbrechen, das wiedergutgemacht werden müsse, aber man müsse auch einen Wall zwischen Deutschland und Rußland bilden. Sie können die Interviews mit Erzberger lesen, in denen er verlangt, daß Polen fo schwach wie
möglich bleibe, weil es Deutschland von Rußland trenne; er fügt hinzu, daß, wenn einmal Deutschland seine Beziehungen zu Rußland aufgenommen habe, es Frankreich unter viel befferen Bedingungen merbe angreifen können als 1914. 3ft das bas, was Sie wollen? Wenn Deutschland Rußland beherrscht, so bedeutet das, daß unsere Tpten umsonst gefallen sind. Das ist für den Augenblick alles, was ich dazu sagen will.
Wilson: Ein Plebiszit in Oberschlesien erscheint mir schwierig; es wird unerläßlich sein, zuerst die deutschen Beamten auszumeisen...
Lloyd George : Meinen Sie die kleinen Beamten? Wilson: Nein, ich denke an die Berwaltungsbeamten. Clemenceau : Bergeffen Sie jedoch nicht, daß es in Deutschland die Zentralbehörde ist, die die Bürgermeister ernennt.
Lloyd George : Ich bin damit einverstanden, daß die hauptsächlichsten deutschen Behörden das Land vor der Abstimmung verlassen müßten.
Wilson: Ja, aber das ist nicht alles: 15 oder 20 deutsche Großtapitalisten beherrschen Oberschlesien . Clemenceau : Das ist die nackte Wahrheit. Ramentlich Hendel v. Donnersmard.
Wilson: Eine freie und offene Bolksabstimmung iſt, nach Ansicht meiner Sachverständigen, un möglich in einem Lande zu erwarten, das felt so lange unter einer Herrschaft steht und das stets in der Sorge von Bergeltungsmaßnahmen leben wird, wenn die Deutschen nicht verschwinden.
Lloyd George : Und doch find im Jahre 1907 frog dieser Angst die Polen bei den Wahlen siegreich geblieben. Meine Sachverständigen sebeneine für Polen günstige Boltsabstimmung voraus. Sie denten, baß ein solches Plebiszit den Deutschen fünftige Einwendungen unmöglich machen wird.
Lloyd George : Und doch ist die deutsche Reichsregierung in der Mehrheit fozialde mofratisch, und sie ist es, die Protest erhebt. Wilson: Ja, aber zugunsten der Kapita listen(!!). Ich wiederhole, eine freie Abstimmung ist unmöglich.
Posen, 18. Jull.( WEB.) 3m lurjer Poznansti" erläßt der Verband ehemaliger Aufständischer aus Oberschlesien einen Aufeui. in dem es u. a. heißt:„ Die Zeit zum Ausruhen ist für uns noch nicht gekommen. Wir müffen warten, um bereit zu fein, jeden Augenbild unser Leben für die Jdeale einzusetzen, für welche wir gefämpft 1 Aeußerlich sieht es besser aus als vor dem Abkommen mit haben. Wir sind dabel, in allen Ortschaften Gruppen von ehemaliWilson: Es gibt in Deutschland feine Boltsbe Korfanty wegen der Räumung, weil die großen Straßen gen Aufständischen zu bilden, die von einer starken Organisation um- megung augunsten Oberschlesiens (?), es ist eine Don polnischen 3nfurgenten frei fcien und man unge faßt werden. Jeder Aufständische, der bis jetzt felner patrioti- rein tapitalistische Angelegenheit(!). hindert auf ihnen verkehren fönne. So bin ich vorgestern früh im fchen Pflicht genügt hat, ist verpflichtet, der Gruppe beizutreten." Automobil von Rattomig über Nitolat nach Gleiwig gefahren, um Verfolgung deutscher Zeitungen in Polen . bort den Schnellzug nach Berlin zu erreichen. Die Eisenbahn zwlfchen Rattowig und Gleiwit war nicht benußbar, weil die Züge von Wie der Bofener Boftemp" melbet, hat die Staatsanwaltschaft polnischen Infurgenten angehalten und geplündert wurden. Die gegen neun deutsche Zeitungen wegen staatsfeindlicher Artikel Straf polnischen Insurgenten sinb nach wie vor teils in der Nähe der geverfahren eingeleitet. räumten Drte, z. B. dicht bei Rattowi, teils auch in ben Orten verblieben oder in die Orte zurüdgefehrt, welche sie nach dem Warschan, 18. Juli. ( Tul.) Das polnische Amtsblatt verordnet Abkommen geräumt haben sollten. So find die polnischen Infur für die polnischen Grenzbezirke im Dst en die Aushebung der Jahr. genten, welche aus den nördlichen Stadtteilen von Königshütte gänge 1885 1894. abgezogen waren, nach wenigen Stunden in diefen Stadtteil wieder zurückgekehrt. Noch am Montag haben sie sich in Laurahütte durch Berschleppung von Beamten unliebfam bemerkbar gemacht Die Behörden der polnischen Infurgenten find nach wie vor in Junkflon geblieben. Sie erheben Steuern, fie heben junge Leute zum Militär aus und fle verweigern den ordentlichen deutschen Behörden. 3. B. dem Landrat, den Gehorsam.
Polnische Nüftungen.
Elbing , 18. Juli. ( TU.) Die„ Elbinger Zeitung" melbet, daß eine französisch- polnische Artillerie und Ingenieurfommission bie ehemaligen beutfchen Festungen an der Warthe - und Weichfellinie bereift und ihre Modernisierung überprüft. Zunächst follen Bosen und Thorn, später auch Culm und Graudenz mit neuen, den Kriegserfahrungen entsprechenden Anlagen und Armierungen perfehen werden. Erwegen wird die Anlage von Sperrforts längs ber ganzen deutsch - polnischen Grenze. Potemkins Rückkehr.
Lloyd George : Nun, dann werden wir das Gebiet während der Abstimmung befe zen. Wilson: Dann wird man fagen, daß mir einen militärischen Drud ausgeübt haben.
Clemenceau : So oder so, die Deutschen werden immer protestieren.
Lloyd George : Nichtsdestoweniger wird die Abftimmung stattfinden. Uebrigens wie werden die Deutschen die Industriebevölkerung einschüchtern können, die Widerstandstraft befizt? Wir haben das in Wales fennen gelernt und mir haben über die großen Befizer gefiegt. 2. Ein Teil der polnischen Infurgenten ist nach Bolen ab. Wilson: Sie vergleichen hier zwei Sachen, die nicht transportiert worden, um bort militärisch ausgebildet zu wer Oppeln , 18. Juft.( BS.) Die auffallend schnelle Rüdfehr pergleichbar find. ben und nach ihrer Heimat Oberschlesien alsdann zurückzukehren. Sie De Ronds, der sich befanntlich mit großem Gefolge zu einer In- Blond George: Aber ich sage Ihnen noch einmal, follen als Stammformationen für den geplanten vierten Aufstand spektionsreise in das früher von den polnischen Insurgenten besetzte daß die Wahlen für die Polen in dem gesamten Gebiet, das dienen. Ein anderer Teil der oberschlesischen voinischen Infurgenten Gebiet begeben hatte, ist auf Unstimmigkeiten mit den Engländern uns jett betrifft, günstig ausgefallen find. ist in Oberschlesien geblieben und hat seine affen nicht ab in Beuthen zurückzuführen. Der dortige englische Arcistom. wilson: Es handelte sich um innerpolitische Wahlen geliefert, sondern in Sammelstellen abgegeben, von wo aus fie mandant verbot die von den Bolen zu Ehren Le Ronds geplanten und nicht um ein Plebiszit bezüglich der Nationalität. verstedt werden. Rundgebungen und erklärte, baß er diese eventuell mit Waffenge. Clemenceau : Wir haben nicht versprochen, daß es walt verhindern würde. Le Rond ist darauf von Gleiwit aus so ein Blebiszit in dieser Gegend geben würde. fort wieder nach Oppeln zurückgekehrt.
In Oberschlesien zweifelt niemand daran, daß der vierte Aufstand mit aller Energie und unter Mitwirkung Bolens und unter Dulbung der französischen Behörden vorbereitet wird und jederzeit ausbrechen könnte. In diesem Falle ist die deutsche Bevölkerung der Schredensherrschaft der polnischen Infurgenten schußlos preisgegeben, da ja bis dahin der deutsche Selbft Schuh nicht mehr bestehen wird.