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Besitz von Reich, Ländern oder Gemein- den befindet, in Privateigentum zu über- führen". Das widerspricht schnurftracks dem Reichsfied- lungsgesetz, desien Z 2 die Länder anweist, Domänen zu Sied- lungszwecken zur Verfügung zu stellen. Diese Bestim- mungstandauchschonsoinderSiedlungsver- ordnung der sechs Volksbeauftragten! Sollen wir das etwa jetzt wieder wegkratzen? Di« durch die Siedlungsgesetze der Republik   bedrohten Grotzguts- und Latifundienbesitzer gründen Schutzbünde und lassen sich's etwas kosten, die Durchführung des Siedlungs» Werkes auf Schritt und Tritt zu hemmen. Auf der anderen Seite schließen sich die Kleinbauern und sonstigen kleinen Land- bewerber darunter viele Anhänger unserer Partei zu Vereinen und Verbänden zusammen, um die Durchführung zu erzwingen. Die Sozialdemokratie Hot wahrhaftig keinen Grund, den großen Grundherren Vorspanndienste zu leisten. Sie hat vielmehr ihre ganze politische Macht zugunsten der Kleinen einzusetzen. Der Entwurf verlangt ja auch unter Punkt 5 die Forderung der Siedlung. Die fördert man aber nicht durch Forderungen wie die erwähnten. Dadurch trifft man sie vielmehr in ihrem Herztrieb. Selbstverständlich muß Vorsorge getroffen werden, daß die neuen Siedlungsftellen und Heimstätten nicht Gegenstand spekulativen Weiterverkaufs werden. Kapitalistische Geschäfte sollen mit dem Grundbesitz nicht gemacht werden. Die nötige Beschränkung des privaten Eigentumsrechts zur Wahrung der Oberhoheitsrechte der Gesamtheit am Grund und Boden ist auch in der Siedlungs- und Heimstättengesetzgebung vor- gesehen.(Heimfall und Rückkaufsrechte, Kontrolle ordentlicher Bewirtschaftung usw.) Worauf es ankommt, ist die Sicher- ftellung des lebenslänglichen Nutzunaseigentums und das Recht der Vererbung auf Kinder und nahe Verwandte. Das muß jedem selbstwirtschaftenden Land- dauern zugebilligt werden im eigenen Interesse und im Interesse der GesamtheitI Denn ohne dieses starke, gesicherte Eigeninteress« gibt es keine auf lange Sicht eingestellte Her» ausarbeitung des Bodens, keine dauernde Höchstanspannung, keine hochintensive Pflanzen- und Tierkullur. Unter Punkt 4 und 5 wird weiterdie allmähliche Ueberführung des Großgrundbesitzes in eine genossenschaftliche Betriebsform" ver- lagnt. Soll damit die künstlich« Schaffung von Land- arbeiterproduktivgenossenschaften gemeint sein? Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Berlin  (1892) ist die ehemals so hoch bewertete Idee der Arbeiter- Produktivgenossenschaft verurteilt und in die Rumpelkammer geworfen worden. Will man sie jetzt etwa wieder für die Landwirtschaft herausholen? Das Ergebnis wäre sicherlich noch weniger ermutigend als die Erfahrungen auf gewerb- lichem Gebiet. Ich denke, der wirtschaftliche Sozialismus will keine künstliche Wirtfchaftsgebilde schaffen, sondern dem fort- schrittlich Werdenden Geburtsbelierdienste leisten. Wo ist eine naturwüchsig« Bewegung auf Gründung von Landarbeiter- Produktivgenossenschasten? Nirgends! Also, reiner Papier  - sozialismus! Anders steht es mit den im Punkt 1 behandelten l a n d- wirtschaftlichen Produzenteng«nossenschaf- t e n. Das ist der mächtigste Zweig der Genossenschaftsbewe- gung überhaupt, und die mannigfaltigen Organisationen für Kreditbeschaffung, Bezug von Rohstoffen, Verarbeitung und Verkauf von Erzeugnissen sind von größter Bedeutung für rationelle innerbetriebliche Fortbildung wie für die überbetriebliche Organisation der bäuer- lichen Wirtschaft. Auch der Ausbau der direkten Aus- tau sch b e zi e hu n g e n zwischen l a n d w i r t s ch a f t» lichen Produzenten- und städtischen Konfu- mentenorganisationen ist auf dem Marsche. Der Entwurf verlangt mit Recht ein« Förderung dieser ge- nosienschaftlichen Organisationsbewegung zwecks Ausschaltung unnötigen Zwischenhandels und rationeller Organisation der Volksernährung.
Jerientage. von Friedrich Natteroth. Ich bin arbeitsloser Schriftsteller. Manche klugen Leute sagen, Schriftsteller sei ein Beruf, wo man das ganze Jahr Ferien hätte. Und sie haben tatsächlich recht. Ich habe zu meiner Frau gesagt. Anny, also»on morgen ab beginnen unsere Ferien. Ich bewillige mir in diesem Jahr vier Wochen!" Meine Frau hat nichts gesagt, sie hat so manches in dieser Zeit widerspruchslos hinnehmen müsien. Sonst waren wir alle Jahre auf ein paar Wochen in der ver- steckten fürstlichen Sommerresidenz Ebersdorf. In diesem Jahr wollte meine Frau an die See, ich'in den Harz  . Wir bleiben aber in Verlin, was auch etwas für sich hat und von manchem Feuille» tonisten gelobt wird. Vor Veginn der Reise es ist abends im Schlafzimmer» streiten wir uns darüber, ob die Fenster geöffnet bleiben oder nicht. Ich bin dafür, wenigstens während des Ferienaufenthaltes. Meine Frau ist dagegen, sie wird morgens um 4 Uhr schon von dem Krähen der Hähne geweckt. Ich sage, aus dem Lande krähen doch die Hähne auch, wie willst du sonst fühlen, daß wir in Ferien sind? Und die frische Luft über den Dächern, es ist dann wie im Gebirge. Wir reißen also alle Fenster der Wohnung aus, damit ein Gegen- zug entsteht, wir gießen Wasier auf den Fußboden unserer Man- sardenwohnung, damit es kühl bleivt, und wir schlafen unbedeckt und träumen beide die ganze Nacht von Ebersdorf. Morgens um vier Uhr des ersten Ferlentoges haben wir be- reits unser erstes großes ländliches Erlebnis. Wir werden geweckt durch einen mörderischen Spektakel. Ein Spatz sitzt aus dem Fensterbrett und schreit so langeSchilpl Schilp!" bis wir auf- stehen und ihn verscheuchen. Und siehe den Grund: ein Spatzen- junges hat sich ins Schlafzimmer unters Bett verflogen. Wir sangen es ein und werfen dabei den Apollo von Belvedere   in Scherben, wecken die Kinder und machen ein Hollah, bis die Leute unter uns an die Decke klopfen. Dan« wird abgestimmt, ob wir den Bogel der Freiheit zurückgebe«. Ich bin dafür, daß wir ihn als Taube auf französische   Art" auf den Tisch bringen: der Vorschlag wird mit allen gegen eine Stimme abgelehnt. Dann blicken wir in bloßen Hemd«, und barfuß aus den Fenstern(das soll erst einer nachmachen, barfuß au» den Fenstern!) erleben den Sonnenauf- gang über den Dächern und sehen zu, wie die Spatzenmutter erst den Jungen auf dem gegenüberliegenden Balkon schilt, dann ihn füttert und zuletzt ihm güttich zuredet, worauf er mit ihr nach dem heimischen Nest unter der Dachrinne zurückfliegt.Wie auf dem Lande!" sage ich. Am Nachmittag des ersten Ferientages liegt meine Frau und »in Kind an Mandelentzündung und starker Erkältung im hitzigen Fieber, ich hole den Arzt, wir gurgeln und kühlen. Und in einem
Ganz verfehlt aber ist die dabei eingeflochtene Förd«rung aufBildung von Z w a n g s g e n o ss e n s ch a s t c n" für den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte. Das würde eine neue Auflage bureaukratifcher Zwangswirtschaft übelster Art sein, deren Sabotierung durch die bäuerliche Bevölkerung und Korruption durch allerleisachverständige" Zwischen- glieder totsicher zu erwarten wäre. Das notwendige Ergän- zungsstück der bäuerlichen Zwangs- und Verkaussgenossen- Schäften wäre jedenfalls die Zwangsgenoffenschast der Kon­lumenten. Man frage dieKonsumgenossen- ch a f t e n, was s i e davon haltenl Sie haben sich mit Recht g«gcn alle Bestrebungen, die freie genossenschaftliche Bewegung zu verstaatlichen, gewandt. Wohin solcher Zwang die Gcnosjenschastsbewegung führt, hat Rußland   gezeigt, wo man jetzt die bureaukratisch festgefahrene Karre wieder frei zu machen sucht. B a u e r n p o l i t i k gegen die Bauern das i st ein ebenso verfehlt e.s undemokratisches und aussichtsloses Beginnen wie Arbeiter- Politik gegen die Arbeiter. Genug damit, obgleich ich noch manches zu diesem Agrarprogramm zu sogen hätte, namentlich auch über das, war darin stehen sollte und nicht darin steht. Aber da die Neubearbeitung meines Buches über Sozialismus und Landwirtschaft in einigen Wocben die Dnickvreffe verläßt, so mögen die Parteigenossen, die sich für das Thema besonders interessieren und die es näher angeht, dort das übrige nachlesen. Es scheint mir überhaupt nicht richtig, daß man eine sv die ganze Zukunft der Sozicldemokratie so wichtige Frage, wie die unseres agrapolitifchen Programms, so leichthin und überstürzt erledigt, wie dies beabsichtigt zu sein scheint. Die im vorigen Jahr in Kassel   angenommenen Richtlinien genügen vorläufig. Wir sollten uns mit der Durcharbeitung dieses schwierigen Gebietes ruhig noch ein Jahr Zeit lassen, um eine wirkliche hieb- und stichfeste Plattform für unsere A g r a r- Politik zu schaffen. Darum wäre es m. E. das beste, den veröffentlichten Agrarprogrammentwurf in Görlitz   noch nicht zu erledigen, sondern ihn der weiteren Bearbeitung durch eine Sonderkommission zu überantworten. Zu dieser wären vor allem auch parteigenössische Vertreter aus den Klein- dauern-, Heuerlings- und Kleinsiedlung s- verbänden heranzuziehen. Ein Agrarprogramm, das ohne oder gar gegen diese gemacht wird, kann der Partei wenig nützen, wohl aber viel schaden.
Zensur auf Umwegen. 'Die tägliche Kritik, die derVorwärts" an den baye- rischen Mißständen übt, scheint den bayerischen Behörden doch weit unangenehmer zu ftin, als sie vor der Oeffentlichteit zu- geben wollen. Hierauf läßt wenigstens ein Vorfall schließen. der uns soeben von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird: Das Reichspost Ministerium, Abteilung Bay- ern, oerfügte unter Berufung auf einen Beschluß des Reichsverbandes der deutschen Presse", daß dem sozialisti- schen Korrespondenten, der von Süddeutschland   aus die Unterrichtung verschiedener Parteiblätter leitete, die drei- fachen Telephongebühren angerechnet werden wie seinen bereits eingeführten bürgerlichen Kollegen. Die Be- gründung lautet folgendermaßen: Die Berechnung derDringend Presie"-GesprLche erfolgt nur dann nach dem einfachen Tarif, wenn der Korrespondent ein Durch- schnittskontingent", berechnet aus der Tätigkeit vom 1. Januar bis 1. Juli 1S20, aufzuweisen hat. Ein Beschluß desReichsverbandes der deutschen Presse" verhindert somit die Belieferung von sozialistischen   Blättern zu dem normalen Presietarif, wenn sie nicht schon 1S2 0 telephonisch bedient worden sind." Die Folge dies«? echt bayerischen Verfügung ist die, daß sich die kleinen kapitalschwachen Arbeiterblätter für Line weitere telephonische Berichterstattung außerstande gesetzt
mitLelonici- antineuralgica* nachgewiesenen und glücklichen Augenblick sagt meine Frau:Wie auf dem Lande!" Am zweiten Feiertag renn ich von Behörde zu Behörde und zuletzt zur Armendirektion, um mir die Atteste, Medizin und Arzt- behandlung kostenfrei zu sichern, denn leider dürfen arbeitslose Schriftsteller und ihre Angehörigen, die auf Ferien gehen, nur auf Armenattest trank werden. Abends lese ich meiner Frau aus Heines Gedichten:Die Nordsee  " undDie Harzreise" vor, wobei unser beider Wunsch in die Ferne zufriedengestellt sein muh. Am drUten Tag lasse ich mir einen Zahn ziehen auf Kosten der Berliner   vrtskrankenkasse und am vierten Tag steht mein« Frau auf und ich lege mich ins Bett, weil der Unterkiefer oereitert, ist. Ich wärme mit heißen Sandsäcken und habe Kamillenduft im Munde wie auf dem Lande. Am zehnten Tag meiner Ferien stehe ich auf und schreibe dieses Feuilleton, weil einem müden und abgedroschenen Schrift- steller immer die besten Gedanken in einem Ferienaufenthalt kommen.
Geschlecht und Gestalt. In der Berliner   Gesellschaft für Neuro- logie und Psychiatrie hlett Dr. Arthur Weil einen Vortrag über wichtige Untersuchungen, die er über die Körpermaße als Ausdrucksform der geschlechtlichen Konstitution angestellt hat. Weil fand, daß. währenv sich die Oberlänge eines normalen Mannes zu seiner Unterlänge durchschnittlich wie 100 zu und beim Weibe wie 100 zu SS verhält, dieses Verhält­nis der Körperproportionen b->i den sexuellen Varianten, besonders bei den homosexuellen Männern und Frauen, ein umgekehrtes istz Indem sich durchschnittlich die Oberlänge zur Unterlänge, auch bei den Frauen, wie IlXI zu 108 oerhält. Ebenso ist auch das Verhältnis der Schulterbreite zur Hüftbreite deutlich verschieden. Während es beim normalen Manne 100 zu 81, beim normalen Weibe, entsprechend ihren bedeutend breiteren Hüften, 100 zu 92 beträgt, fand Weil bei gleichgeschlechtlich veranlagten Männern und Frauen, und zwar bemerkenswerterweise bei beiden Geschlechtern nahezu gleich, ein durchlchnittliches Verhältnis wie 100 zu 86 bzw. 88. Ausgedehnte vergleichende statistische Feststellungen ergaben, daß es sich hierbei nicht um Zufallsbefunde, sondern um eine biologische Gesetzmäßigkeit handelt. Die Entdeckung Weils bestätigt ebenso wie die Experiment« Steinachs die von Dr. Magnus Hirschfeld   vor 2S Jahren aufgestellte Zwischenstufentheorte, nach der es zwischen dem mann- lichen und weiblichen Geschlecht in körperlicher und seelischer Hinsicht eine große Anzahl sogenannter Geschlechtsübergänge gibt, zu denen er neben den eigentlichen Zwittern vier, weitere Gruppen rechnet: dieA n d r o g t) n e n", welche in der allgemeinen Körperbeschaffenheit eine Mischung mannlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere zeigen, dieT r a n s v e st i t e n", die in ihrer äußeren Erscheinung, vor allem in der Kleidung, das Aussehen des anderen Geschlechts anstreben, sowie dieHomo- sexuellen" undm-tatropischen" Menschen, Männer und Frauen, die sich zu Personen ihres eigenen Geschlechts hingezogen
sehen und der unangenehme Mahner soll so zum Schwel» gen gebracht werden! An Stelle der sozialistilch-politischen Nachrichten, die der Reinigung der öffentlichen Atmosphäre dienen,, werden nun wieder zur Haupi» geschäftszeit Börsen- und Jobbergespräche mit er- m ä ß i g t e m Tarif über die Drahtleitungen eilen, während die Stimme der sozialistischen   Kritik lahmgelegt werden soll. Bor Genehmigung des neuen Fernsprechtarifs werden die Be» stimmungen des Reichsverbandes der deutschen   Presse noch- mals einer Beratung unterzogen. Mögen diese Herren es sich, gesagt sein lassen, daß die Arbeiterschaft sich der Bedeutung eines unabhängigen Nachrichtendienstes bewustt gt und daß auf diesem Wege zu allerletzt eine Einstellung der sozialistischen   Kritik zu erwarten ist.
Srbtsorgen. Jedem etwas Weitersehenden ist klar, daß die beabsich» tigte Preiserhöhung des Brotes ein gefährlicher Verstny der Interessenten und der bürgerlichen Parteien ,st. Deutschtops Ernährungsgrundlac�e auf einen anderen Boden zu stellen. können nicht nachdrücklich genug davor warnen, ubereute und nicht genügend überlegte Schritte zu tun. E i n ver n u n s» tiger Brotpreis ist die LebensverslcherunA Deutschlands  ! Inzwischen mehren sich die offiziösen und ordereAuf» klärungs"- und Beruhigungsmeldungen. So schreibt rne B. L.-Korrespondenz unter anderem: Wie wir erfahren, dürften die Besprechungen zwischen den Re- gierungsvertretern und den Beauftragten des Allgemeinen Deutschen  Gewerkschastsbundes sowie der Arbeitsgemeinschaft freier Ange- stelltenverbände über den automatischen Lohnzuschlag nach der Erhöhung des Brotpreises erst zu Anfang des kommenden Mo- nats beendet werden, da gegenwärtig auch in der Regierung über die endgültige Höhe der Brotpreile sich noch nichts Bestimmtes sagen läßt. Besonders über die Art der Festsetzung von Lohn- und Gehaltszuschlägen müssen noch besondere Besprechungen, geführt werden, da aus den Kreisen der Gewertslhasten- heraus gefordert wird, daß bei der Findung des Ausgleichs nicht nach dem im Ja- nuar 1820 angewandten Prinzip, die Familie zu vier Köpfen zu rechnen, oerfahren werde. Bisher ist in der Reichsgetreidestelle noch nicht möglich gewesen, die genauen Mehlpreise, die Grundlage für alle weiteren Berechnungen, festzusetzen. Man will sich zunächst einen möglichst vollständigen Ueberblick über den Aussall der Ernte machen, um mit einiger Sicherheit die Preise festlegen zu können, welche von der Landwirtschost und dem Handel dann auch innegehalten werden können. Im Kuratorium der Reichsgetreidestelle besteht, wie wir hären, die Absicht, an der bisherigen Ausmahlung des nunmehr im Ilmlageverfahren erfaßten Getreides In Höhe von 85 Proz. festzuhalten. Das Kuratorium wird in den ersten Tagen des August zu einer entscheidenden Sitzung zusammentreten, in der dann die Mehlpreise bestimmt werden. Da an der letzten Hamburger   Börse der Doppelzentner Roggen mit 366 M. gehandelt worden ist und Weizen voraussichtlich 480 bis 500 M. nicht über« steigen wird, glaubt man, daß bei der verhältnismäßig guten Ernte eher mit einem Nachlösten der Getreide- und Mehlpreise zu rechnen ist. Jmmrhin scheint es sehr fraglich, ob, entgegen der Regierungs- erklärung, ein 40prozentiger Zuschlag zu den gelten. den Preisen genügen wird, um das gegen Marken zu liefernde Brot herzustellen. Jetzt haben noch die Gewerkschaften und Angestelltenver- bände das Wort. Sie werden unter Einsetzung ihrer ganzen Kraft dafür zu sorgen misten, daß Kurzsichtigkeit, Profitsucht und Unverstand nicht siegen.
Battische KvaliNon. Nach zweitägigen Verhandlungen der drei Außenminister der baltischen Staaten wurden politisch-wirtschostlich» militärische Konventionen unterzeichnet. Nach zwei Monaten soll eine neu« Konferenz und in einer Woche eine Konserenz der Finanz-, Handels- und Gewerbemimstcr zusammentreten.
fühlen bzw. Männer mit weiblichem Wesen, welche Frauen von männlicher Art lieben, und umgekehrt. Es liegt auf der Hand, daß diese Crtenntniste für die recht- liche und allgemeine Beurteilung vieler Lebenserscheinungen von Bedeutung sind. Verrdelung der Straßenmufik. Wie wir seinerzeit mitteillen, beabsichtigte die Volksbühne Groß-Hamburg, unterstützt von Gesangvereinen, an Sommerabenden auf Straßen und Plätzen Chorgesänge zu veranstalten. Diese Absicht ist jetzt zur Aus. führung gekommen. Die Gesangsaufführungen waren von vielen Taufenden von Zuhörern besucht und haben beim Publikum und bei der Presse begeisterten Widerhall gefunden. Feierliche Einholung eines Gramms Radium  . Frau Curie Hot jetzt das kostbare Gramm Radium nach Paris   gebracht, das ihr die amerikanischen   Frauen durch den Präsidenten Harding überreichen ließen. Sie fuhr mit einem Sonderzuge von Cherbourg   nach Paris  , mit der Kasteite aus Blei und Holz, in der sich das Gramm befand und die sie nicht aus den Augen lasten konnte. Sicher- heitsbeamte empfingen sie und ihr Mitbringsel aus dem Bahn- Hof und fuhren ste in ihr Radiuminstitut, wo die Kasteite in dem Arbeitsraum von Frau Curie deponiert wurde. Sie ist 45 Zentimeter lang, 25 Zentimeter breit und wiegt ungefähr 80 Kilo. Die Radiumsalze, die darin sind, hat bisher noch niemand zu sehen bekommen, denn der goldene Schlüssel, der kostbar ausgearbeitet ist, wird von Frau Curie aufs sorgfältigste verwahrt. seit ihn ihr Harding im Weißen Hause in Washington   einhändigte. Er hangt an einem schwarzen Moireeband, das mit einem schönen Brillanten geschmückt ist, und trägt eine Inschrift, die auf die Stiftung und Ueb-rreichung Bezug nimmt. Das Gramm Radium wird den Gelehrten des Instituts von Frau Curie eine Reihe wich- tiger neuer Untersuchungen ermöglichen. Ein Wukanfall. Man soll stch nicht über Druckfehler, die einer Zeitung unterlaufen, lustig machen, der Zufall kann jedem Blatt bös mitspielen. Doch wirkt es immerhin erheiternd, wenn die Lettern sich dem Ton und Gekeif so onpasten, daß st« aus eigenem Antrieb die Stimmung eine» Zeitungsschreibers bester wiedergeben als besten Geschreibsel selbst es tut. Man lese in derTäglichen Rund- schau" vom 18. Juli in einem Artikel, der sich über dos L e i p- z i g e r Urteil empört:Pon militärischer Seite wird uns zum Leipziger   Urteil noch geschrieben: Das Reichsgerichtsurteil vom Sonnabend, gegen die beiden U-Boots-Offziere Boldt und Dithmar gibt in mehrfacher Hinsicht Anlaß zu einer ernsthaften Prüfung un- serer Lage. Der zur Aburteilung gelangt« Fall gall in eingeweih- ten Kreisen schon seit längerem als einer der schwerwiegendsten und ist seit längerem bfskpzch ch chckjrdgoo umlhwyrdgov nicht von feiten der Entente, sondern von feite» des Oberreichz- anwaltes erhoben wurde, der seinerseits allerdings" usw.-- Famos, wie die neckischen Typen die spuckende Wut dermlli- tärischen Seite" darüber, daß einmal ein paar Offziere Ins Gefäng- nis flogen, zum Ausdruck bringen. Würde dieTägliche Rundschau" ihr Inneres nicht bester zeigen, wenn ste immer den Lettern freie Hand ließe?